Was die Schweizer gerne essen (Teil 2) — Ohne Zweifel Kartoffelchips

November 30th, 2005
  • Kein zweifelloses Einkaufen möglich
  • Sie wollen sich mit leckeren Partysnacks eindecken? Sie gehen in die Migros, zu Coop oder Volg und kaufen Chips ein. Chips der Firma Zweifel. Kein Zweifel, es gibt keinen anderen Hersteller für Kartoffelchips in der Schweiz. Zweifel hat das Quasi-Monopol. Dank gnadenlos hoher Importzölle für die Grundstoffe Kartoffeln und Pflanzenöle scheint es für jeden anderen Mitbewerber unmöglich, ein eigenes preisgünstiges Produkt herzustellen.
    Kartoffelchips von Zweifel

  • Budget-Chips von Migros eine Alternative?
  • Die Migros versucht es mit „Budget-Chips“, doch bei denen wird gemunkelt, dass die in Wirklichkeit auch von Zweifel stammen.
    Budget Chips von der Migros
    Das ist aber nur ein Gerücht, denn zumindest die Pommes-Chips werden von der Migros-Tochter BINA in Bischofszell hergestellt:

    Im Segment Kartoffeln ist die BINA als einzige Schweizer Herstellerin in der Lage, alle gängigen Produkte wie Rösti, Pommes frites, Pommes Chips und Flocken sowie Spezialitäten herzustellen. Gastronomiekunden bietet die BINA ausgewählte Produkte in Grossverbraucher-Portionen an. (Quelle)

    Pommes Chips sind aber keine Kartoffelchips, die kommen dann doch von Zweifel? Ich habe keine Zweifel, denn es gibt sonst nur Zweifel in der Schweiz.

    Doch dann kam Aldi. Und jetzt gibt es auch Chips aus Deutschland:

  • Mit Aldi kam der Wettbewerb, und aus Franken wurden Fränkli
  • Am 28.10.05 schreibt der Tages-Anzeiger:

    Im nächsten bei Zürich gelegenen Aldi-Laden trifft sich die Branche bei aktiver Aufklärung an der Verkaufsfront. Mathias Adank kommt mit zwei Säcken Pommes Chips aus dem Laden. «Die sind preislich plus minus auf dem Niveau der Migros-Budget-Linie», sagt er. Adank muss es wissen: Er ist Chef von Zweifel Pomy-Chips. Für Aldi produziert Zweifel nicht. Wie viele Produkte kommen auch die Chips aus Deutschland. Beim Gesalzenen wurde auf der Verpackung wenigstens die Bezeichnung eingeschweizert. Für gute Schweizer Fränkli gibts bei Aldi «Salzstängeli» aus Deutschland. (Quelle)

    Oups, war das etwa ein Deutscher Journalist, der das schrieb? Er hat das verbotene Wort verwendet: „Fränkli“! Dabei hatten wir doch gelernt, dass man den Franken nie verniedlichen darf. Siehe „Bitte keine Törlis oder Fränklis“ . Bricht denn jetzt mit der Ankunft von Aldi im Schweizer Markt alles zusammen? Selbst der knallharte Franken mutiert zum putzigen Fränkli?

    Doch zurück zu unserem Fast-Monopolisten, der Firma Zweifel. Zweifelsohne eine Schweizer Erfolgsgeschichte:

    1950 in Katzenrüti bei Rümlang begann Hans Meier, ein Cousin von Heinrich Zweifel, mit der Handproduktion von Kartoffel-Chips. Sieben Jahre später übernahm die Firma Zweifel & Co., damals eine Mosterei in Höngg, den kleinen Betrieb. (…) Im Jahre 1960 wurde eine Produktionsanlage aus den USA in Betrieb genommen, die Kapazitäten wurden laufend erweitert, (…) Heute arbeiten rund 400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für Zweifel. (…) Das Unternehmen ist immer noch im Besitz der Familie Zweifel und erzielt einen Jahresumsatz von rund 150 Mio. Franken. (Quelle)

    Wie lange noch, wenn jetzt alle anfangen deutsche Chips von Aldi zu futtern?

    Zu Aldi fuhr auch einst unser alter Freund aus Gelsenkirchen, der Mantafahrer Manni. An der letzten Kreuzung vor Aldi hielt er an, und fragte einen türkischen Gastarbeiter nach dem Weg: „Wo geht dat hier nach Aldi?“ Sagt der Türke: „Nach Aldi? Zu Aldi!“ Worauf Manni entgegnet: „Wat denn, isses schon halb sieben?
    Ja so sind sie drauf, die stets korrektes Hochdeutsch sprechenden Deutschen im Umgang mit ihren türkischen Nachbarn.

  • Nachtrag vom 13.12.05
  • Unsere Lieblingszeitung, der „Tages-Anzeiger“ brachte am 13.12.05 diesen Artikel:
    Auch der Tages-Anzeiger schreibt über Zweifel
    Darin wird sehr genau dargelegt, dass die Firma Zweifel der einzige Erzeuger in der Schweiz ist, welcher ohne hohe Zusatzzölle produzieren kann, und dadurch 170 g Chips für 3.95 Fr anbietet.
    Burts aus England (im Bild rechts) kosten pro 200g 4.80 Fr, darin 1.57 Fr. Zoll (bei Globus erhältlich), Kettle, USA (unten links) kosten für 150 g 5.90 Fr, davon 1.18 Fr Zoll (bei Jelmoli) und Chio Chips aus Deutschland: 225 g, 4.20 Fr, davon Zoll rund 50 Rp, bei Coop.

    Da waren wir mit unserer Monopol-These doch nicht so weit weg von der Markt-Realität. Es freut uns, wenn ein kleiner Blog-Artikel eine grosse Zeitung zum Artikel schreiben angeregt haben sollte!

    Selbstmord an der Steckdose — Stecker in der Schweiz

    November 29th, 2005
  • Neue Stecker braucht das Land
  • Ein Umzug in die Schweiz bedeutet für Deutsche eine ziemliche Schraubarbeit. Die deutschen Schuko (=Schutz-Kontakt)-Stecker passen in keine Schweizer Steckdose. Also werden neue Stecker gekauft, die alten radikal abgeschnitten und die neuen montiert. Steckt man solch einen Stecker dann in eine Schweizer Wandsteckdose, die oftmals mit dem Lichtschalter kombiniert ist, dann kann mit ein bisschen Geschick leicht Selbstmord begehen. Die Kontakte sind nicht versenkt und führen auch Strom, wenn sie nicht ganz in der Wand stecken, der Phasenprüfer beweist es.
    Stromfalle an der Steckdose

  • Der Selbstmord mit dem Brotmesser
  • Anders als in Deutschland ist es nämlich möglich, einen Stecker leicht aus der Wand zu ziehen, und dann mit etwas Geschick oder unter Zuhilfenahme eines Brotmessers die blanken Kontakte zu berühren.
    Nichts für Kinderfinger

    Doch zum Glück haben wir in der Schweiz ein hochwirksames Sicherungssystem, dass sofort den Stromkreis unterbricht, sollte mal der Föhn in die Badewanne fallen sollte. In der französischen Schweiz heisst das Ding ja „Foehn“ oder „sèch-cheveux„. Das Wort „Fön“ hingegen ist nur noch ein Markenname. Ob sich „Fon“ und „Fax“ auch als Markennamen eintragen lassen?
    Bleiben wir doch lieber beim englischen „hair-drier/dryer„.

    Zum Thema „Stromnetz in der Schweiz“ schrieb mir ein Leser der Blogwiese:

    Die Beobachtung zum eidgenössischen Stromnetz kann ich voll und ganz bestätigen. Als ich vor viereinhalb Jahren in die Schweiz kam, erlebte ich die bösen Überraschungen. Vielleicht weniger wegen der abnormen Stecker, als wegen der offenbar geringeren Stromaufnahme der hiesigen Geräte.
    Denn immer wenn ich im Personalhaus des Hotels, in dem ich damals noch arbeitete, den Wasserkocher, das Bügeleisen oder den Haartrockner einschaltete, wurden mindestens die Lichter dunkler, oftmals flogen gleich die Sicherungen auf der gesamten Etage raus.

    Das wiederum brachte dann jedes Mal den Hauswart auf den Plan, der die Schmelzsicherung (ja, die gibts tatsächlich noch) auswechseln musste. Ich hatte ja noch geglaubt, ich kann einfach selbst die Automatensicherung wieder einschalten. War wohl nichts;-)

    Na ja. Hotels sind nicht gerade dafür bekannt, dass sie mit exzessivem Stromverbrauch ihrer Gäste zu rechnen haben. Hätte uns in einem deutschen Provinz-Hotel genauso passieren können.

  • Stecker mit Lichtschalter
  • Ganz besonders praktisch finden wir diese Art von Wandstecker. Der Clou dabei ist, dass man den Stecker links unten über den Lichtschalter am Eingang des Zimmers steuern kann.
    Stecker mit Lichtschalter
    Schliessen Sie hier einfach all ihre Computer, TV-Geräte, CD-Player etc. an, und wenn Sie beim Verlassen des Raumes das Licht ausmachen, ist schwuppdiwupp der ganze Stromfresser-Kram auf einen Schlag abgeschaltet. Besonders nett, wenn Sie noch am PC sitzen, Ihre letzten Daten nicht gespeichert haben, und Ihre Frau betritt den Raum und schaltet das Licht an… unmittelbar darauf ist sofort genug Zeit für ein persönliches Gespräch zwischen Mann und Frau, das Sie sowieso schon lange führen wollten.

    Haben Sie auch einen Spiess daheim? — Die Waffen der Schweizer im Alltag

    November 28th, 2005
  • Die Schweizer Garde verwendet Spiesse
  • Die Schweiz war nicht immer ein Einwanderungsland wie heute. Junge Schweizer zogen früher zuhauf in die Welt hinaus um sich als Söldner in fremden Heeren zu verdingen. Ein bekannter Exportschlager der Schweizer ist die Schweizer Garde des Papstes, seit 1505 im Einsatz: (Foto aus Wikipedia)
    Spiesse der Schweizer Garde

    In der damaligen Zeit waren Gardeeinheiten aus Söldnern nicht ungewöhnlich. Besonders viele dieser Berufssoldaten kamen aus der – bis in das 19. Jahrhundert – recht armen und dazu bergigen Schweiz. Schweizer oder Schweitzer war eine allgemeine Bezeichnung für einen fremden Soldaten. Der König von Frankreich unterhielt z.B. die Einheit der „Cent-Suisses“.

    Später, im 20. Jahrhundert wurde die Schweiz dann reich und die Berge verschwanden? Jedenfalls lernten die jungen Schweizer in der Garde den Umgang mit dem Spiess. Eine praktische Waffe, die sie offensichtlich nach Ende der Dienstzeit mit in die Schweiz nehmen dürfen.

  • Die Forderung nach gleich langen Spiessen im Schweizer Alltag
  • Leider sind die Spiesse, die die jungen Gardisten da mitbrachten, nicht immer gleich lang. Dieser Umstand wirft in der Folge Probleme auf, mit denen die Schweizer häufig zu kämpfen haben. Wie kämpft man mit ungleich langen Spiessen?

    Die Arbeitsgruppe ist zum Schluss gekommen, dass der Bundesrat in beiden Phasen über gleich lange Spiesse verfügen muss. (Quelle)

    Wettbewerb mit gleich langen Spiessen. (Quelle)

    Mit gleich langen Spiessen in beiden Verwaltungen ebnen wir zusätzlich die Bereitschaft für gemeinsame Lösungen. (Quelle)

    Ich könnte noch 537 weitere Beispiele von Google Schweiz liefern, die aufzeigen, dass Spiesse eine im Alltag der Schweizer durchaus häufig verwendete Waffen sind.

    Die Spiesse müssen bei solchen Auseinandersetzung natürlich gleich lang sein, das ist eine alte Erfahrung, die die Jungs der Schweizer Garde zurück in die Heimat mitgebracht haben. Sonst ist ein Kampf ungerecht. Je länger ein Spiess, desto besser.

    Das erinnert uns an eine Aussage des Kochs aus Bertold Brechts Stück „Mutter Courage und ihre Kinder“:

    Wer mit dem Teufel frühstücken will, muss nen langen Löffel haben

    Wer also mit einem Schweizer streiten will, sollte einen längeren Spiess als der Schweizer haben.

  • Ist es angesehen, mit Spiessen zu argumentieren?
  • Nein, die Schweizer haben da ein besonders Adjektiv für die Menschen, die immer mit ihren langen Spiessen daher kommen, anstatt sich echte Argumente auszudenken. Sie nennen sie ganz einfach „spiessig„. Das ist keine sehr nette Bezeichnung für einen Schweizer. Erinnert sie ihn doch daran, dass wahrscheinlich der eigene Spiess zu kurz ist.

  • Wohin mit den Spiessen bei einer Zugfahrt?
  • Kein Problem, die SBB bietet dafür passend einen eigenen Wagon an. Dort können Sie während der Fahrt Ihre Spiesse unbesorgt zurücklassen. Fragen Sie den freundlichen „Kondukteur“ doch einfach nach dem „Spiesswagen„. Es muss aber ein Schweizer Kondukteur sein, und kein deutscher Schaffner. Der würde Ihr Anliegen nicht verstehen. Meistens liegt der zwischen der ersten und er zweiten Klasse, der Wagon jetzt, nicht der Kondukteur, damit auch begüterte Reisende mit dem „GA“ = General-Abo der 1. Klasse ihre Spiesse parkieren können.

  • Auch zum Essen werde Spiesse verwendet
  • Wenn die Schweizer „in den Ausgang gehen„, d. h. zum Beispiel das beliebte „go“ essen gehen, dann vergessen sie auch hier nicht, ihre Spiesse mit zunehmen und betonen am Ende der Mahlzeit:
    Wir haben gut gespiesen. (Quellen)
    Hierbei ist dem Spiess über dem Grillfeuer im Eifer des Gefechts leider ein „s“ abhanden gekommen. Denn es sollte ja wohl eigentlich „gespiessen“ heissen.

    Erst aufspiessen, dann wird es gespiesen
    Fazit: Hat der Schweizer einmal etwas aufgespiesst, ist es bald darauf auch gespiesen.

    Strassenbahnen, bitte vortreten

    November 27th, 2005
  • In der Schweiz haben die Strassenbahnen Vortritt
  • Bei der Bundeswehr lernen die Deutschen, sich in einer Linie aufzustellen und beim Marschieren gemeinsam „anzutreten“ (ohne in den A… zu treten). Auf dem Paradeplatz müssen sie dann warten bis der Befehl ertönt: „Schütze Meier, bitte vortreten, Tram Linie 03, bitte auch vortreten.

    Ja, die kann das in der Schweiz. Und die ist garantiert viel stärker als Sie, also lassen Sie sich lieber nicht auf ein Kräftemessen mit der Strassenbahn ein. Die Strassenbahnen gehen immer zu Fuss in der Schweiz, damit sie schön „den Vortritt“ haben.

    Am besten wir fragen mal bei Willy Villiger, den „Leiter Schadendienst VBZ“ (Verkehrsbetriebe Zürich), wie das genau geregelt ist. Das ist der Mann beim Verkehrsverbund Zürich, der die Leitung Schadendienst hat, den Dienst am Schaden, oder den schädlichen Dienst, oder den Schaden im Dienst? Warum nicht den Dienstschaden? Wir können es drehen und wenden, der Schaden bleibt irgendwie immer präsent und das Genitiv-S zwischen den Wortteilen hat wohl auch gerade einen Schaden, denn es ist nicht da:

  • „Wer hat auf dem Fussgängerstreifen Vortritt: Das Tram oder ich?“
  • Die Vortrittsregel auf dem Fussgängerstreifen sieht eine Ausnahme vor: Nach der Verkehrsregelnverordnung gilt, dass das Tram Vortritt hat – selbst auf den Fussgängerstreifen. Wir sind uns bewusst, dass diese Verkehrsregel nicht sehr bekannt ist. Aber diese Sonderstellung gegenüber anderen Fahrzeugen wie Auto, Bus, Lastwagen, Motorrad etc. ist für das Tram aus verschiedenen Gründen enorm wichtig. So fährt ein Tram auf Schienen – da ist ausweichen nicht möglich und es braucht zusätzliche Rücksichtnahme der übrigen Verkehrsteilnehmer. (Quelle)

    So viel Schweizerdeutsch! Das muss ich erst einmal verdauen.

    Die „Verkehrsregelnverordnung„: Regelt da die Verordnung die Regeln oder die Regeln die Verordnung? Oder werden die Verkehrsregeln verordnet?

    Warum eigentlich „Fussgängerstreifen„? Werde die Fussgänger dort in einzelne Streifen zerlegt und als Übergang verwendet? Ich weiss ja, die Zebras sind den Schweizern ausgegangen, und ausserdem war nur noch gelbe Farbe da. Sind das die Streifen von den Fussgängern?

    Das Tram“ ist sächlich, und absolut schweizerisch, aber beim „Car“ (=Schweizerdeutsch für Reisebus) und „Töff“ (=Schweizerdeutsch für Motorrad) geht Herr Villiger Kompromisse ein und spricht vom Bus und Motorrad. Plötzlich ist nur noch Schriftdeutsch angesagt.

    Und es gibt sogar Zeiten, da überlässt das Tram in Zürich den Vortritt ganz kleinlaut einer gewissen Gruppe von Schiesswütigen, die auf dem Weg sind, die Einwohnerzahl der jungen männlichen Stadtzürcher zu dezimieren:
    Vorsicht, hier wird scharf geschossen!
    Da schwenkt sogar der Tramfahrer die weisse Flagge, wenn in Zürich „Knabenschiessen“ auf dem Programm steht. Ein Brauchtum, das von den Baslern durchaus wohlgeheissen wird.

    Schweizerdeutsch für Fortgeschrittene (Teil 6) — Kommen Sie raus oder bleiben Sie drin?

    November 26th, 2005
  • Vom Rauskommen und Drinbleiben
  • Wenn ein Schweizer Kind zu einem Freund sagt: „Kommst Du raus?“, in meinem laienhaften Unverstand transkribiere ich das jetzt mal ganz naiv mit „Chrumsch ruus?„, dann will es nicht wissen, ob das andere Kind nach draussen kommt zum Spielen, sondern vielmehr, ob das andere Kind das Problem verstanden hat und die Lösung kennt.

  • Aus einer vertrackten Situation einen Ausweg finden
  • Ich komm nicht raus“ sagen also die Schweizer nicht, wenn sie Stubenarrest haben oder daheim das Bett hüten müssen, sondern sobald sie etwas nicht verstanden haben. Wenn ich diesen Satz höre, dann pflege ich kurz und bündig darauf zu entgegen: „Dann bleib doch drin“.

    Wenn auch Ihr Kind eines Tages „nicht mehr raus kommt“ bei einem Problem und Sie um Hilfe bittet, dann ist das ein deutliches Zeichen dafür, dass es sich in der Schweiz mit der Zeit perfekt akklimatisiert hat.

    Wir fragen uns dennoch, woher sie wohl stammen mag, diese absolut wunderbare Redewendung „nicht rauskommen„. Gab es da in den Frühzeiten der Schweiz eine Geländeübung im Sumpf oder im dichten Unterholz, bei der es galt, möglichst schnell „raus zu kommen“ aus dem braunen Dreckloch, aus dem pieksenden Unterholz? Das würde zu einer weiteren typisch Schweizer Nationalsportart passen, dem „Orientierungslauf„.

  • Laufen und Plan lesen
  • Das kennen Sie nicht? Nun, es ist ein Mischung aus Dauerlauf und „Wer kann am schnellsten den Falkplan entziffern ohne nach dem Weg fragen zu müssen„. Gibt es hier in der Schweiz regelmässig Meisterschaften zu. Falls Sie sich mal bei einer Wanderung in einem Schweizer Wald verlaufen haben sollten, und sie kommen an einem solchen Fähnchen vorbei,
    Posten für den Orientierungslauf

    dann brauchen Sie sich nur daneben stellen und warten. Über kurz oder lang wird ein Läufer mit Orientierung vorbeigelaufen kommen, und den können Sie dann einfach nach dem Weg fragen. Der hat unter Garantie auch ein Karte und einen Kompass dabei. Und wenn Sie extrem gut in Form sind, laufen Sie ihm einfach hinterher. So finden Sie dann wieder raus aus dem Wald.

    Die Gewinner der Schweizer Meisterschaften in OL werden dann nach Tokyo geschickt zu einer kleinen spassigen Stadtrally. Denn in Japan gibt es keine Strassennamen und Hausnummern, und fragen kann man dort auch niemanden. Welcher Japaner versteht schon Schwiizerdütsch? Das ist dann sozusagen der „Ironman des Orientierungslaufes„:

    In Tokyo laufen keine zwei Strassen parallel, keine einzelne geradeaus. Außerdem ist der Grund leicht hügelig und um die Orientierung vollends zu erleichtern, gibt es keine Adressen und keine Strassennamen. Du rennst also nicht nur kreuz und quer, sondern auch rauf und runter. (Quelle)