Sie haben einen Fleck da — Der Fleck im Reinheft
Es ist schon eine Weile her, da beschäftigten wir uns auf der Blogwiese mit der echt Schweizerischen Redewendung „Einen Tolgen im Reinheft“ haben (vgl. Blogwiese). Nun begegnet uns diese Konstruktion wieder, sehr prominent in der Überschrift eines Artikels im Tages-Anzeiger auf Seite 3:
(Quelle: Tagesanzeiger.ch vom 6.10.08)
Zufällig hatten wir gerade eine Grundschullehrerin aus Deutschland zu Besuch. Ich zeigte ihr die Überschrift und bat um ihre Erklärung, um was es in diesem Artikel wohl geht. Es war zwar nun kein „Tolgen“ mehr zu sehen, sondern nur noch ein Fleck. Jemand meinte, beim Wechsel von der gesprochenen Mundart in die Schriftsprache aus „Tolgen“ einfach „Fleck“ machen zu müssen, damit es leichter verständlich wird. Dennoch blieb die Redewendung für unsere Besucherin, der nicht täglich mit Schweizer Varianten zu tun hat, unverständlich. Alles liest sich flüssig auf Hochdeutsch, allein verstehen kann sie nichts.
Wohlgemerkt, wir finden sie sehr hübsch, diese Redewendung. Ähnlich hübsch wie „einen Fleck auf der weissen Weste haben“ oder wie „Sauber über dem Nierenstück sein“ (vgl. Blogwiese) . In der S-Bahn sass ich einmal neben einer Schweizer Berufsschülerin, die für den Deutschunterricht eine Liste solcher Redewendungen und Metaphern nebst der wörtlichen Bedeutung lernen musste: „Den Nagel auf den Kopf treffen“, „einen Silberstreif am Horizont sehen“, „Sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“, das „Fass zum Überlaufen bringen“ usw.
Es ist schon schwer genug, sich das in diesen Dingen in der Standardsprache auszukennen, und wer aufmerksam Sportreportagen oder das heutejournal im ZDF verfolgt, der bekommt oft genug zu hören wie „der Zahn der Zeit Gras über die Sache wachsen lässt“ und andere hübsche Bildvermischungen.
Für Schweizer Schulkinder ist die Anforderung noch höher. Sie müssen nicht nur die standarddeutschen Redewendungen kennen, sondern auch „das Heu nicht auf der gleichen Bühne“ lagern oder „sauber über dem Nierenstück“ lernen. Zurück zum „Fleck im Reinheft“. Den kann man sich leicht merken, denn schon der nervige putzwütige Schweizer im Band „Asterix bei den Schweizern“ pflegt permanent die Orgie der Römer zu stören mit dem Satz „Sie haben einen Fleck da!“. Scheint also was dran zu sein.
Oktober 7th, 2008 at 7:17
und dann wächst natürlich auch noch Günter Grass irgendwo drüber. Erstaunlich in dessem Alter. Na ja man wächst eben nie aus. Aber das mit dem Schweizer Heft, das hat schon was. Ohne Bedienungsanleitung geht eben nichts.
Off Topic: Im Nebelspalter steht was hübsches von „Tatjana Hungerbühler“.
Oktober 7th, 2008 at 9:11
Bei uns wurde früher noch sehr auf die Heftführung geachtet. Ensprechend übertrugen wir unsere Notizen aus dem Unterricht häufig ins reine (ins Reine?). Mit Abstand am beklopptesten war unser Mathe- und Physiklehrer von der 7-9, der uns sogar für die Prüfungen ein Blankoheft anschaffen liess und dann in den Arbeiten Punkte abzog, wenn die Gleichungen weniger als ein Zentimeter von den Beschriftungen I.II.III. standen. Mathe lernten wir bei ihm nicht, er wurde dann zum Glück aus dem Verkehr gezogen, aber dafür waren wir mit den Reinschriften hinreichend beschäftigt. Kein Wunder, dass das Abitur in Hessen einen schlechten Ruf hat…
Oktober 7th, 2008 at 10:36
Deutsche wie Schweizer scheinen gerne zu glauben, dass das deutsche Kind üblicherweise mit Standarddeutsch aufwächst. Nach meinem Wissen sind die meisten deutschen Kinder aber Dialektsprecher. Sie müssen wie die Schweizer Kinder neben ihrer Mundart das Standarddeutsche erlernen. Mal kommt ihnen dabei ihr engeres oder weiteres Umfeld entgegen, mal sträubt es sich vehement. Jede Region hat auch ihre spezifischen Redewendungen; das kann, muss aber nicht mit dem Dialekt zusammenhängen. Bei uns ging man zum Beispiel „in die Donau“, wenn man sich umbringen wollte. Ein Stuttgarter würde vielleicht eher in den Neckar springen, wenn ihm das überhaupt zuzumuten ist. Übrigens glaube ich, dass in diesem Blog so viele Erkenntnisse und Erfahrungen in Bezug auf Dialekt und Standardsprache zusammengetragen werden, dass sich ein sprachwissenschaftlicher Lehrstuhl für das Projekt interessieren müsste. Ist dies der Fall?
Oktober 7th, 2008 at 11:03
Da könnte man auch noch den Hinweis auf das Sprichwort (zeitgemäss angepasst und auf Hochdeutsch übersetzt) anbringen:
„Man kann nicht den Euro und die Semmel haben“.
Falls Deutsche nicht wissen, worum es hier geht, obwohl ich mich doch so wie der Tagi-Journalist angestrengt habe, die Dialektwörter sorgsam zu entfernen, gibt es hier Nachhilfe:
http://www.blogwiese.ch/archives/249
An Neuromat
Ach so, um den Günther geht es hier, jetzt komme ich draus! Ich hatte mich nämlich gefragt, weshalb dieses bairische „krass“ da gross geschrieben war. Meine Lektüre war, dass der Zahn der Zeit da so krass irgendwas (Karies oder so) darüber wachsen lässt.
Oktober 7th, 2008 at 11:43
Endlich wieder mal eine verbale Achterbahn, diesmal mit einem Beschleunigungswert von einem „g“.
„Tolgen“, ein wunderbares Wort – besonders für Nordkantonstandartdeutschsprechende!
Der Vergleich zwischen dem „Tolgen“ und dem „Fleck“ als gleichwertiger Inhalt ist m. E. nicht möglich, da hier tatsächlich verschiedene Sinninhalte beschrieben werden.
„Tolgen“ kann vom „talk“ abgeleitet werde, welches „sich fettartig anfühlendes(Material, Gegenstand…)“ beschreibt. Dies kann auch am „Speckstein“ aus Grönland erkannt werden. Dieser weiche Speckstein hat einen haptischen Eindruck von Fett, Speck, Seifenschmiere an sich und ist damit „tolgich“. In diese weichen Specksteine haben die „Inuit / Eskimos / Skrälinger“ ihre Skulpturen eingeritzt.
Daher kann der Begriff „Tolgen“ nicht wie oft gemeint vom „Talk (Mineral) abstammen, da dieser Name wiederum aus dem arab.-pers. Sprachraum über Latein nach Europa einwanderte und dieses Mineral in der Völkerwanderungszeit in Germanien eigentlich nicht abgebaut / genutzt wurde.
Den Begriff „Talg“ für tier. und erstarrendes pflanzl. Fett hat sicherlich in den Jahrhunderten eine gewisse sprachliche Verquickung mit dem „Talk (Talkum)“ durch die Namensähnlichkeit erfahren, da auch noch die fettigen Eigenschaften beider Stoffe hinzukommen. Also gibt es eine kleine Wortverwirrung.
Talg lässt sich aus dem mhd. „talch“, dies aus got. „ tulgus“ für „fest“ zurückführen. Es bedeutet also „Festgewordenes“. Das grieh. „Stearin“ geht auf die gleiche Quelle zurück.
Talk (Talkum) kann im Normalfall die Materialien z. B. Stoff, Leder, Pergament und Papier nicht verfetten, also keinen „Tolgen“ hinterlassen, da dieses Mineral eigentlich nur oberflächlich am Träger anhaftet!
Das tier./pflanzl. Produkt „Talg“ kann jedoch in die Materialien eindringen und die äußerlichen Eigenschaften verändern, d.h. es gibt sichtbare Spuren (die besagten „Tolgen“ oder auch nhd. „Flecken“).
Aber im ahd. hat der „Fleck“ die Bedeutung u. a. von einen Ding, mit welchen man Löcher oder Schäden an einer Oberfläche überdeckt. Daher ist an der Oberfläche dann ein „Fleck“ zu sehen, also ein eigentlich fremdes Teil auf dem ursprünglichen Grundstoff.
Die Ableitung für „Tolgen“ wird nun nachvollziehbar: „talk“ für fettendes und fettartig anfühlendes Material, „talkig“ für klebrig-fettiges, fettig riechendes, nicht richtig ausgebackenes, unfertiges, „talken“ für teigig, klebrig, nass knetbares, „telken, delken“ für weiche, drück- und knetbare Masse.
Die mittelalterl. Pillen, Pastillen und andere med. Produkte hatten u. a. Talk als Binder und Formgeber enthalten! Dadurch hinterlassen dieserart von Talg-Produkten öfters „Tolgen“, welche dann mit einem „Fleck“ überdeckt, versteckt oder kaschiert werden konnten.
Also kann man sagen: Tinte hinterlässt einen „“Tolgen“, weil es in das Papiermaterial eindringt, jedoch von einem „Fleck“ könnte man sprechen, wenn man ein Stück anderes Papier als Abdeckung auf diesen Tintenklecks aufklebt.
PS:
Nun lässt sich endlich auch die wirkliche und wahre Bedeutung der „Talkshows“ erschließen: es sind halt oft unfertige, rohe, klebrige und teilweise fettig-ranzige Sachen.
Oktober 7th, 2008 at 12:17
So wie ich das Wort gelernt habe, würde ich Tolggen schreiben, da sonst die Hochdeutschstandardsprecher das Wort viel zu butterweich aussprechen. Google liefert für meine Variante immerhin 872 Treffer. MfG
Oktober 7th, 2008 at 12:34
Ich fass mich kurz: mir gefällt das mit dem Reinheft. Tolgen hätte ich nicht verstanden (jetzt schon) – aber das mit dem Reinheft finde ich klasse.
Oktober 7th, 2008 at 12:37
Es gibt ja bei uns auch das Wort „tanggig“= weich, teigig/fettig, „Tanggel“ = teigige Masse. Ich stelle mir vor, dass das „l“ aus Redebequemlichkeit fallengelassen und durch ein Gaumen-„n“ ersetzt worden ist.
Oktober 7th, 2008 at 13:20
@Mare
Frage:
Im welchen Landstrich wird / wurde dieses „tanggig, Tanggel“ verwendet und für welche genauer Zustandsbeschreibung werden diese Begriffe eingesetzt?
Ist also damit ein guter oder noch nicht fertiger Zustand des Gebäcks gemeint oder z. B. ein guter oder zu fetter Zustand des Teiges gemeint?
Danke
Oktober 7th, 2008 at 13:45
Etwas mehr zur Schreibweise des Wortes „Tolggen“ mit 2g steht übrigens auch in den Kommentaren zum oben verlinkten Blogwiesen-Eintrag. Nämlich das hier: http://www.blogwiese.ch/archives/200
Mare (und AnFra zum Mitlesen)
Das Wort „tanggig“ kenne ich auch. Ich hätte aber ohne deinen Kommentar den Zusammenhang wohl kaum entdeckt. Tatsächlich steht in Grimms Wörterbuch ( http://germazope.uni-trier.de/Projects/DWB ) unter „talkig“:
„TALKIG s. dalket theil 2, 699; henneb. talkig, klebrig, nicht ausgebacken (s. das erste talk 1) SPIESZ 251; die knöpfle ..: sind ganz talkig worden. AUERBACH ges. schriften 2, 110; dalket und dalkisch, nicht ausgebacken, dumm BIRLINGER schwäb.-augsb. wb. 107a; schles. talkicht, albern, ungeschickt WEINHOLD 97a, kärnt. talgget dumm, kindisch (s. das erste talk 2) LEXER 51.
DALKET
1. klebrig, teigig, zähe, SCHMELLER 1, 368. SCHMIDT 119 ein talkiger kuchen der nicht aufgegangen, nicht ausgebacken ist.
2. schwerfällig in beziehung auf die sprache. auch sei dermalen seine zung gar zu schwär und dalket ABRAHAM A. S. CLARA. vielleicht ist aber das (französische) so ein dalkete sprach Epildauer briefe.
3. dumm, ungeschickt, gemein. dasz mer enk (euch) sagt dasz es (ihr) dalkete beckermenscher seid JOACH. SCHWABE Tintenfäszl 11. wir wolten gern maniksmal enk zu gfallen dalketer schribn, dasz es (ihr) uns capirn künt das. o du dalketer beckernandel, wie kanst so narret in tag eini redn 13. dasz es (ihr) nit so wie datschete und dalkete beckerpeterl enk ziern thuet 55.“
Oktober 7th, 2008 at 14:01
Der „Tolgen“ ruft wieder Kindheitserinnerungen wach. Wenn ich ins Schreibheft einen „Dolke“ (Tintenklecks) machte, gab es vom Herrn Lehrer eine „Tatz“ (Schlag mit dem Stock auf die flache Hand) mit dem Tatzestecke. Mein oberschwäbischer „Dolke“ und der schweizerische „Tolgen“ dürften wohl ins Alemannische weisen.
Oktober 7th, 2008 at 14:18
@AnFra: Das was Du als Fleck beschreibst, würde ich als „Flick“ bzw. „Flickä“ beschreiben, ein Stoff-Stück, Stoff-Blätz, welcher ein Loch oder einen Tolggen, Fleck (Verschmutzung) verdecken soll.
Oktober 7th, 2008 at 16:11
@nadjag
Aus heutiger Sicht hast Du absolut recht, aus der althochdeutschen (ahd. = ca. 8. bis 12. JH) als sprachliche Urquelle dieser Begriffe hast Du eher unrecht! Die o. g. Beurteilungsbasis zum „Tolgen“ erfolgt eben aus der althochdeutschen Sicht.
Der Begriff „Fleck“ und „Flick“ meinen dem Sinne und der Tatsächlichkeit nach genau den gleichen Sinninhalt. Eben ein Stück Stofffetzen, Lederstück, Lappen, Teil uam. zum Überdecken, Verbergen oder Ausbessern von einer schadhaften und / oder schmutzigen Stelle auf irgend einer Oberfläche.
Wenn nun der „Tolgen“ (jetzt im nhd. „Fleck“ gemeint) vorhanden ist, kann er nun durch einen ((im ahd. UND nhd. gleich genannten und gemeinten)) „Fleck / Flick“ überdeckt werden.
Die „Ursache“ ist die Schädigung (z. B. Fett, Tinte, Farbe, Blut) durch einen „Tolgen“ und dann erfolgt die „Wirkung“ Ausbesserung (z. B. Fetzen, Stück, Lappen) durch einen „Fleck / Flick“.
Die Schreib- und Sprechweise ändern sich oft: Hierbei (Tolgen, Flick) wird aus e ein i, aus o ein a, aus k ein g usw, usw.
Eigentlich müsste man den Spruch: „Er hat einen Fleck auf seiner Weste“ m. E. so verstehen: „Er hat einen „Tolgen“ (d.h. eine Schmutzstelle von einer unsauberen Sache, Handlung) auf seiner weißen Weste und hat dies durch einen „Fleck / Flick“ verbergen wollen“.
Wie in der CH beim ex-Militär Nef war: Er hat wohl schmutzige Sachen angerührt, hat dann diese Schmutzstellen durch einen Flick verbergen / tarnen wollen und ist durch diesen Fleik aufgefallen, denn unter einem Flick ist „immer“ eine zu verbergende Schmutzstelle!!!
Oft verrät eben ein Fleck / Flick: Hier stimmt etwas nicht.
Deshalb ist der Kandidat für den Senat in Rom in neuer weißer Tunika rumgelaufen, eben ohne Schmutz und ohne Flecken, also ist er ein „Candidus“, also ein Glänzender, Weißer, Sauberer, Reiner, Unwissender und somit auch ein Leichtgläubiger. In laufe der Zeit haben die alten Senatoren eben viele „weiße Flecke / Flicken“ benötigt, um „sauber und rein“ dazustehen.
Beim Karneval haben die „Weißnarren“ einen ruhigen und bedächtigen Charakter im Verhalten als später die buntfarbigen hektischen, überdrehten und mit üblen und derben Scherzen spielenden ital. Harlekine mit den aufgenähten vielfarbigen Flecken (in alem. -germ. die gagelich, gegelick, gaga sind). Diese sind später die teilweise schlimmen Gecken, Jecken, Joker usw.).
Oktober 7th, 2008 at 17:59
Danke Züricher.
Endlich haben wir bei der verbale Achterbahn einen Beschleunigungswert von zwei „g“.
Wer bietet mehr?
Oktober 7th, 2008 at 19:38
Warum sagt man denn, „der hat’n Fleck weg“ (oder eher „wech“?), wenn einer „en Egge-n-ab hätt“? (sich so unverständlich benimmt, dass man an seinem intakten Verstand zweifelt)?“
Ich bin es übrigens gewohnt, einen Teig, der beim Backen nicht richtig aufgegangen ist,als „tanggig“ oder „tängg“ zu bezeichnen. Wie haben wir uns als Kinder um die „tänggen“ Stücke gestritten, wenn unsere perfekte Mutter doch mal einen Zopf mit diesen dichten Stellen, die wie Teig schmeckten, aus dem Ofen gezogen hatte. Aus welchem Dialekt diese Begriffe aber kamen, weiss ich als Schweizer Mischling nicht mehr.
Dampfnudle sind übrigens auch dort am besten, wo sie beim Backen am meisten von der süssen Butter-Milch-Sauce aufgenommen haben und so schön tängg sind.
Oktober 7th, 2008 at 21:51
alles, was hier gesagt wurde ist etymologisch zutreffend. Niemand sagt, der hat nen Fleck weg. 😉
Es heisst: Jetzt mach hier keinen Heckmeck, ich heirat Dich vom Fleck weg.
Zum Beispiel vom Marktflecken. Und der, der die Ecke ab hat, hat sie möglicherweise geflickt, dann aber ist ihm der Flicken abgegangen und er hatte einen Fleck weg.
Das Reinheft, darin ein Tolggen. Ein kleiner Schönheitsfehler. Sprechen wir nicht auch oft von einem solchen Flecken, an dem den Lippen nahen Wangenbereich einer verführerischen Frau.
Jetzt stellen wir uns mal vor, wir schreiben das Jahr 2010. Die Schweiz nimmt wider Erwarten an der Fussball WM teil. Und obwohl die Schweizer nur vier Wochen Ferien im Jahr haben, reisen viele von ihnen nach den Sport- und Oster- also vor den bereits gebuchten Sommerferien weit in den Süden dieser Welt. Rote Hemden mit weissen Kreuzen, Alphörner, die wie Gewehre erscheinen und Kuhglocken, die es Kanonen gleich tun.
Kunta Abatinta Klecksa, Kommandant der der Polizei in Johannesburg gibt den Befehl, diese merkwürdigen Menschen zu überprüfen. Zwanzig Beamte eines schwarz gekleideten Kommandos stürmen das kleine Hotel der Schweizer Delegation. Sie fesseln die Fussballfans, entkleiden sie, was dann nur noch geht, indem man ihnen die Kleider vom Leib reisst, was aber auch nur eine Form von Entkleiden ist, stülpen Säcke über die Köpfe und machen beim Anblick der der nackten Leiber unter grossem Gelächter Fotografien. Ein jugendlicher Eidgenosse stürzt sich in Panik aus dem dritten Stock. Warum eigentlich, kennt er nicht das ganz normale Vorgehen der Polizei aus dem eigenen Land. Dann werden die Alphörner und Kuhglocken als Waffen beschlagnahmt.
Unter den Schweizern ist ein Deutscher. Er versucht etwas zu sagen. In der BernerZeitung wird es später heissen, das Maul aufzureissen, was die Situation erst unnötig eskaliert habe und dazu führte, dass ein Alphorn zu Bruch gegangen sei.
Da hat der Kommandant Kunta Abatinta Klecksa jetzt aber einen kleinen Flecken im Reinheft. Ein kleiner Schönheitsfehler.
Nur das Tinte nicht eigentlich fleckt, sondern kleckst. Und so gehen wir die Sprachleiter wieder nach unten und stossen noch unter dem althochdeutschen kleken auf das vordeutsch Klakk-ija, ein Schallverb, da kracht es, da klatscht es, wenn die Tinte ins Reinheft platscht.
Aber Kunta Tinta hat Mund und Herz am rechten Fleck. Mit einem korrekt intonierten „Grüezi mitenand“ rettet er die Situation und lässt mehrere Flaschen des begehrten Fleur du Cape herbeischaffen. Zum Wohl, ich bin der Kunta. Und für einmal brauchen die Schweizer keine Angst zu haben, dass sie Weinflecken auf der Kleidung haben, die ja anschliessend so schwer wieder rauszukriegen sind, denn schlussendlich ist es recht schwierig nur mit einer Hand zu trinken, wenn die andere und die Füsse noch in der Fessel stecken.
Und alles findet ein gutes Ende einer ganz normalen Polizeiaktion. Niemand ist über die Wupper gegangen, nur aus dem Fenster. (Schlusssatz extra für Oliver)
Oktober 7th, 2008 at 22:37
@AnFra: wie bereits andere geschrieben haben: tanggig ist eine Gebäck dann, wenn es klebrig und nicht richtig durchgebacken ist. Ein Tanggel ist eine klebrige, fettige Sache. Beides also nichts Rühmliches.
Oktober 8th, 2008 at 17:44
Der Tolggen war ganz einfach der Tintenfleck, der von der Feder aufs Heft tropfte, wenn man nicht aufpasste. Und für den gab es im ‚Reinheft? einen Notenabzug. Nur im ‚Sudelheft‘ konnten sich Tolggen tummeln, ohne negaive Auswirkungen. Der Ausdruck stammt noch aus einer Zeit, als man mit Schreibfeder schrieb und diese immer wieder ins Tintenfass tauchen musste. Eine Unachtsamkeit oder ein Schubser des Pultnachbars und schon sass der Tolggen dick und fett im Heft.
Oktober 10th, 2008 at 15:58
@ MARE
Auch Gedanken / Verhaltensweisen können „daiggig“ (Baseldeutsch) sein.
Daher kommt auch der Ausdruck “ dr Daigg“ in Basel für die oberen 500. Stächelis, Merian, usw.
März 12th, 2012 at 10:56
Dave
Gibt es im „baselditsch“ nicht auch den Ausdruck „Dollggä“?