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Bekifft durch Schweizerdeutsch — Wie Schweizer in Deutschland wirken

  • Die grinsende Kellnerin
  • Im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 5.07.2007 schreibt der Schweizer Bruno Ziauddin äusserst lesenwert über das ambivalente Verhältnis zu den vielen Deutschen im eigenen Land:

    Dass ein Schweizer die Deutschen nicht ernst nimmt, kommt eher selten vor. Das Umgekehrte andauernd. In Köln, wo sich unser Fan-Grüppli während der Fußball-WM aufhielt, reichte ein halber Satz aus unserer Mitte, und die eben noch furchteinflößend finster dreinblickende Kellnerin begann zu grinsen, als hätte sie eine Hanfplantage weggekifft. Das hat uns überhaupt nichts ausgemacht. Schließlich waren wir in den Ferien, und in den Ferien nehmen wir uns nicht einmal selber ernst.
    (Quelle: SZ-Magazin)

  • Wenn die Schweiz schwitzt
  • Die Schweizer Fans in Köln während der Weltmeisterschaft hatten noch anderen merkwürdige Dinge zu ertragen. Zum Beispiel, dass plötzlich deutsche Fussballfans ebenfalls anfingen, im Stadion „Hope schwitzt“ zu rufen, wie sie es bei den Schweizer Gästen gehört hatten. Die Hoffnung schwitzt bis zuletzt, haben sie sich dabei sicherlich gedacht.

  • Der Jöö-Effekt
  • Der klassische „Jöö-Effekt“ existiert also nach wie vor, kaum dass ein Schweizer in Deutschland den Mund aufmacht. Doch nur die wenigsten Schweizer wissen ihn bei ihrem Aufenthalt in Deutschland positiv für sich zu nutzen. Die Kölner Kellnerin war gleich wie bekifft, als sie Schweizerdeutsch hörte. Sprache als weiche Droge, ganz langsam genossen. Sie sollte mal in die Schweiz fahren, sie würde wohl in den ersten Tagen nur noch wie bekifft rumlaufen. Dabei ist sie als Kölnerin auch mit einer bemerkenswert extravaganten Dialektvariante ausgestattet.

  • Verstehen Sie Ripuarisch?
  • Die wenigsten Schweizer wissen Bescheid über „Kölsch“, das so weit im Nord-Westen der Bundesrepublik, mitten im vermeintlichen „Hochdeutsch-Land“ gesprochen wird.

    Kölsch ist eine Variante des Ripuarischen. Beinahe alle Sprecher benutzen auch die Standardsprache. Kölsch wird in und in der Gegend um Köln gesprochen und ist nah mit den niederrheinischen und moselfränkischen Dialekten verwandt und stellt ein Bindeglied zwischen diesen dar. Das Kölsche ist südlich der maken/machen-Linie (Benrather Linie) angesiedelt, aber beispielsweise nördlich der Das-dat-Linie.
    (Quelle: Wikipedia)

    Der auch in der Schweiz sehr bekannte und beliebte Flegel TV-Total Moderator Stefan Raab führt in diesem Youtube-Video vor, wie Kölsch ausgesprochen wird. Er gab der australischen Sängerin Kylie Minogue einen Sprachkurs. So spricht Stefan Raab, ausserhalb seiner für den gesamtdeutschen Senderaum gemachten Show, garantiert mit jedem Kölner, der ihm im Alltag über den Weg läuft:

    Jo jo dat und wech….

    

    20 Responses to “Bekifft durch Schweizerdeutsch — Wie Schweizer in Deutschland wirken”

    1. S1ic3r Says:

      „als hätte sie eine Hanfplantage weggekifft“ – dieser Satz gefällt mir ^^

    2. neuromat Says:

      Datt jiddetnichunküttsonichvor, watdä Bruno dofatellt.

      Die Schweizer nehmen uns zu ernst. Sie nehmen uns so ernst, dass würde das Ernst Nehmen einen Kreis beschreiben, es schon wieder auf der Seite des „Nicht Ernstnehmens“ heraus käme.

      Zumindest nehmen sie uns dann nicht richtig Ernst.

      Nicht richtig Ernst genommen zu werden ist eine der grössten Sorgen der hiesigen Ureinwohner.

      Die Klage, man fühle sich nicht ernst genommen verkommt manchmal ein wenig zur Floskel, so häufig ist sie gebraucht – und dies meistens in bezug auf die eigenen Landsleute. Aber dafür haben wir ja jetzt Bruno sei Dank eine Erklärung: Der Schweizer an sich ist immer in den Ferien. Daher braucht er auch nie Urlaub zu machen.

      Aber – wie haben wir das zu verstehen: „Das hat uns überhaupt nichts ausgemacht“ … wollte man sich da gerade über die zu freundliche Bedienung aufregen, weil man ein solches Verhalten im eigenen eher etwas spröden Umgang nicht gewohnt ist.

      Und was war das für ein halber Satz, seit wann sprechen Schweizer in halben Sätzen Zudem wenn nach einem halben Satz eines CH-Fan Grüpplis solche Intoxikationserscheinungen auftreten, sollte das nicht irgendwelche Drogenbeauftragte auf den Plan rufen, wiewiel halbe Schweizer Sätze oder auch halbe Schweizer mit Sätzen sind denn dann für den Eigengebrauch noch zulässig.

      Eine bodenlose Schlamperei ist das doch wahrscheinlich wieder einmal, dass diesbezüglich noch keine Konzepte, Richtwerte, CH-Normen und andere beschäftigungsträchtige Dinge, die zudem dann ja auch noch in aller Eigenheit zelebriert werden könnten, vorliegen.

      Womit dann auch klar wäre, wer hier wen nicht ernst nimmt. Wir nehmen jeden Ernst oder besser wir respektieren ihn.

      Euer Ernst

    3. Tellerrand Says:

      Ist hier zwar schon gelegentlich angesprochen worden, aber:

      ist man als Schweizer eigentlich nicht ein bisschen peinlich berührt, wenn man liesst, dass deutsche Zuschauer eines Länderspiels der schweizer Nati bei der WM selbige anfeuern und damit ihre Zuneigung bekunden, während im Gegensatz dazu schweizer Fussballanhänger prinzipiell immer gegen die deutsche Nationalmannschaft sind? OK, nicht immer, es gibt Ausnahmen, aber die liegen anteilig irgendwo im Promill-Bereich…

      [Anmerkung Admin: Falls ich mich noch richtig erinnern kann, ging die Geschichte in Köln damals noch weiter. Als die Schweizer dort schliesslich ausschieden, waren irgendwie die Deutschen Fans mitschuld, weil die nicht richtig angefeuert hatten oder aus Langeweile, weil das Spiel nicht mehr viel hergab, anfingen Schlachtgesänge zu Gröhlen um Spieler anzufeuern, die gar nicht auf dem Platz waren.. etc. Muss eine merkwürdige Zeit gewesen sein, diese WM in Deutschland…]

    4. g.feikt Says:

      @Neuromat

      Das ist doch Ernst was Otto! Die Schweizer sind sowieso ernst, vor allem in den reformierten Gebieten. Da ist alles ernst. Und in den katholischen Gebieten (ausser ganz im Osten, aber da kenn ich mich nicht so aus) sind die Schweizer schon wieder so weit von den Deutschen weg, dass etwas von so weit weg natürlich ernst ist. Da ist es sehr wichtig, dass man auch von den Ottos (oder Ingos, Axels, Udos, Gesas, Gisas und Giselas) sehr ernst genommen wird.

      Sind Schweizer einmal über den Einkaufsgürtel auf der Nordseite ihrer Grenze hinaus, also im grossen Ausland, wird das Ernstgenommensein geradezu existentiell. Die Zeiten, in denen Zwerge und andere Sonderlinge öffentlich zur Schau gestellt wurden, sind ja schliesslich vorbei.

      Eine Alternative ist: Das Anderssein eben auch heute so deutlich zur Schau zu stellen, dass man wieder im Mittelpunkt steht – aber im Ernst: bitte ernstgenommen!

    5. lapsus4711 Says:

      @Talleyrand
      Ortsadjektive auf er endend schreibt man mit Grossbuchstaben.
      so z.B.:
      Schweizer Militär
      Schweizer Gemeindepolizeiunteroffizier usw.

      Klein wird hingegen deutsche Polizei, deutsche Nazi usw. geschrieben.
      Dies nur als Vorbemerkung.

      Schweizer sind im Prinzip immer gegen Deutsche, ob sie nun Fussball spielen oder nicht, wie auch Norweger immer gegen Schweden und Kanadier gegen die US-Amerikaner sind.
      Dies ist das Prinzip des grossen und des kleinen Bruders.

      Im „Einkaufsgürtel“ des südlichen Deutschlands wird man hauptsächlich Schweizer Proleten (nicht zu verwechseln mit Proletariern) antreffen. Dieselben werden dann auch der Schweizer Nati am lautesten zujubeln.

    6. lapsus4711 Says:

      @S1ic3r oder H2SO4
      Die herbstliche Erntezeit naht und wer jetzt noch kein Haus hat, braucht einen Sack gefüllt mit Hanf.
      Die brummenden Helikopter transportieren die fussverletzten Deutschen aus den Tessiner Bergen und halten nicht Ausschau nach Hanfplantagen.

    7. Hafenrabauke Says:

      Ich hab das Gefühl, dieser Blog wird immer mehr zu einer Anti-Schweiz-Veranstaltung. Es besammeln sich die frustrierten deutschen Schweiz-Hasser und Jens lässt auch immer öfter durchblicken, wie gern er die Schweizer erziehen würde.
      Überhaupt ist mein Eindruck, dass Jens‘ These in diesem Blog eigentlich lautet: Schweizer sind Deutsche und wollen es nicht wahrhaben.
      Falsch?
      Es ist schon erstaunlich, es gibt wohl kein Volk, dass so gerne andere belehrt, gerade im Ausland, wie die Deutschen.

      [Antwort Admin: Interessante These: „Wie gern er die Schweizer erziehen würde“. Vor allem so markant und überzeugend belegt. Zum Glück hattest Du alle 600 Postings gründlich gelesen und analysiert, bevor Du Dich zu dieser Schlussfolgerung durchgerungen hat. Das mit dem Belehren, das ist zum Glück ganz und gar eine Sache der Deutschen. Andere Nationen wie Grossbritanien, Frankreich oder Belgien waren begierig darauf, von fremden Ländern, die sie einst besuchten, beständig zu lernen, nie etwas zu lehren. Und auch die Amerikaner werden sicher demnächst die Scharia in die USA importieren, als unterwegs gelernte Weisheit.
      Auch das mit den „Schweiz-Hassern“ solltest Du noch mal näher ausführen. Wie oft muss ich eigentlich Artikel wie diesen schreiben, um dieses Gerücht aus der Welt zu schaffen?]

    8. Tellerrand Says:

      Schade, heute nur ein Reload…

      @ lapsus4711

      Danke für die Richtigschreibbelehrung. Habe für den Blog hier leider keinen Lektor und deshalb wird es weiter Fehler in meinen Kommentaren geben. Wenn sie das allein in Deinen Augen entwertet – tant pis…

      Aha, die Schweizer sind aus Prinzip gegen die Deutschen. Dieses Prinzip (das so meiner Erfahrung nach in der hier postulierten Allgemeingültigkeit nicht existiert) zu hinterfragen ist verboten? Bin hier nur Gast und soll deshalb gefälligst die Fresse halten? Sehr demokratisches und sehr tolerantes Verhalten das, Glückwunsch!

      @ Hafenrabauke

      Kann zwar nur für mich sprechen, möchte aber dann doch eine Lanze für die meisten sich hier äussernden, in der Schweiz lebenden Deutschen brechen. Schweizerhasser sind wohl die wenigsten, wenn es überhaupt welche darunter gibt. Viele, ich zähle zu ihnen, sind einfach nur „ein wenig“ frustriert darüber, wie man in der Schweiz als Deutscher häufig gesehen wird: als Projektionsfläche von Stereotypen (arrogant) und Vorurteilen (Nazi).

      (Deutsch-)Schweizer sind keine Deutschen – vor allem, weil sie keine sein wollen und das mit der Schweizer Mundart auch meist schon ausreichend bewiesen glauben. Die Sprache ist nun aber gerade das, was Deutsche, Schweizer und Österreicher, bei allen graduellen Unterschieden und Dialekten zu einem Kulturraum vereint. Das, was man häufig etwas schwammig als Mentalität bezeichnet, Lebensart und Lebenseinstellung umschreiben das Gemeinte vielleicht besser, vereint die Genannten auch eher als das es sie trennt, zumindest wenn man die anderssprachigen Nachbarländer und Landesteile als Vergleichsmasse nimmt.

      Dem kann man widersprechen, aber dann doch bitteschön mit Argumenten.

    9. Simone Says:

      Tja, jeder Art des Andersseins löst Spannungen aus. Andere Sprache, andere Dialekte, andere Hautfarben, alles, was anders erscheint als die tägliche Routine, wirkt bedrohlich. So wundert sich eine Kölner Kellnerin über Schweizer Fussballfans, so verabscheuen Angehöriger unterer Bildungsschichten alles, was nicht in ihr begrenztes Weltbild passt.

      @Tellerrand: Du hast sehr richtig bemerkt, dass das Schweiz-Bild der in Deutschland lebenden Deutschen sehr viel besser ist, als das Deutschland-Bild der meisten Schweizer. Wie es mit dem Schweiz-Bild der in der Schweiz lebenden Deutschen aussieht, ist sicher von Fall zu Fall unterschiedlich. Ich denke aber, dass sich aus deutscher Sicht auch einiges ändert und die Schweiz ihren Locus-amoenus-Status, der in vielen deutschen Träumen noch existiert, zumindest relativiert.

    10. Tellerrand Says:

      @ Simone

      Den Begriff Locus-amoenus kann eigentlich nur jemand benutzen, der Literaturwissenschaften studiert hat. Hinsichtlich Köln wäre ich mit der Vermutung, eine Kellnerin gehöre einer unteren Bildungsschicht an, vorsichtig – die Chance ist gross, dass sie auch weiss, was ein locus amoenus ist 😉

      Die Grenzen des Weltbildes hängen meiner Einschätzung nach nicht ausschliesslich oder hauptsächlich vom Bildungsstand ab. Das Alter spielt auch eine ordentliche Rolle. Vieles, was als Altersweissheit oder reicher Erfahrungsschatz daher kommt, ist tatsächlich nichts anderes als intellektuelle Bequemlichkeit.

      Am Schweizbild der Deutschen hat sich gerade in der letzten Zeit einiges getan, da es nämlich dort ein vernehmbares Medienecho auf die Blickserie gab, die hier auch schon zur genüge besprochen wurde. Der von idyllischen Vorstellungen geprägte Blick auf das freundliche Alpenland, weicht einem etwas wirklichkeitsnaherem auf einen nicht immer ganz wohlgesonnenen Nachbarn.

    11. Simone Says:

      @Tellerrand:
      Du hast Recht, „Bildungsschicht“ ist nicht der richtige Ausdruck und bezeichnet auch nicht das, was ich meine. „Weltbild“ – „Bildung“, in beiden Worten kommt das Wort „Bild“ (nicht die Zeitung!) vor. „Multikulti“ meine ich auch nicht, vermutlich geht es eher in Richtung „Weltoffenheit“, „Toleranz“ und schlichtweg die Gabe, Andersartigkeit bis zu einem gewissen Punkt zu tolerieren. Wenn ich diese wüsten Beschimpfungen gegen die Deutschen allgemein lese (auch aus studierten Kreisen), hoffe ich manchmal, dass hier niemand mit Kokosnüssen nach mir wirft, weil ich Hochdeutsch spreche.

    12. Schnägge Says:

      Hm. Gibt es eigentlich irgendwelche neuromatischen oder psycholinguistischen Untersuchungen,, warum man den einen Akzent oder Dialekt als „süß“ und liebenswert, den anderen als prollig oder dreist, einen dritten als gemütlich oder urig empfindet?
      Haben Schweizer bei verschiedenen Schweizer Dialekten eigentlich ähnliche Empfindungen? Oder bei verschiedenen Bundesdeutschen Sprachvarianten?

    13. Tellerrand Says:

      @ Schnägge

      Untersuchungen kenne ich nicht, vermute aber, dass massenmediale Präsenz da einen gehörigen Anteil hat. Der gemeine Deutsche, der jenseits des schmalen Streifens eidgenössischer Penetration entlang der Grenze lebt, kennt in der Regel keinen Schweizer persönlich und hat wohl auch keine positiven oder negativen Erfahrungen mit Schweizern gemacht. Wer prägt bei diesen durch direkten Kontakt Unvorbelasteten das Bild? Emil Steinberger (noch immer?), der Milkamann und die Riccolawerbung…

    14. Schnägge Says:

      @Tellerrand: Das würde ich bestreiten.
      Mein Schweizerbild ist definitiv nicht von Emil geprägt, und trotzdem muss ich lächeln, wenn mir ein schöner Helvetismus begegnet
      Und wenn jemand derbe berlinert empfinde ich das z.B. intuitiv als schnoddrig, rheinländische Aussprache empfinde ich dagegen intuitiv als gemütlich, eine gewisse Hamburgische als arrogant, und wenn jemand stark thüringelt oder schwäbelt schleicht sich zugegebenermaßen und völlig ungewollt auch ein Grinsen auf mein Gesicht. Ich kann einfach nix dafür. Und ich kann es mir nicht erklären.

    15. neuromat Says:

      @ schnägge

      Ansätze finden sich hier:

      http://www.tik.ee.ethz.ch/~spr/publications/Pfister:01a.pdf

    16. Phipu Says:

      An Schnägge, Tellerrand und so

      Hier steht schon mal etwas über die beliebtesten Dialekte. Als Analyse mit tiefenpsychologischer Grundangabe reicht das zwar wohl noch nicht, ich hoffe jedoch, dass es allen freiwilligen Analysten (mein Blick schielt ein wenig in Richtung Neuromat) ein paar Hinweise und Inspiration gibt:
      http://www.blogwiese.ch/archives/447

    17. blablabö Says:

      Es wird die ganze Zeit über geschrieben wer wen nicht mag. Nur eins ist sicher, und da soll mir keiner kommen und sagen das stimmt nicht; im Algemeinen sind die Deutschen weltweit nicht sehr beliebt, sei es ob man sie schon mal in den Ferien getroffen hat, bei der Arbeit usw…
      Nun kann man sich fragen, wieso ist das so?, Vielleicht weil Ihr zu Unrecht behauptet Ihr seid das Land der Biere?

      [Anmerkung Admin: Wie immer ist sowas sehr schwer zu verallgemeinern. Die Asiaten stehen ziemlich auf Deutschland, jedes Jahr wird „Freude schöner Götterfunken“ von zigtausend Japanern zugleich im Chor gesungen , und viele Araber auch, siehe hier.
      Was Menschen in den Ferien angeht, nun, da halten wir uns International ganz gut zusammen mit den Amerikanern und Briten. Auch Holländern können sich im Ausland daneben benehmen, und sogar Schweizer wurden schon als „Reisemangel“ eingestuft, siehe hier.
      Als Land der Biere würde sich Süddeutschland (Baden und Württemberg) bestimmt nicht gern bezeichnet wissen, und auch an der Mosel wird viel Wein getrunken. Ist halt immer schwierig mit solchen Pauschalurteilen. ]

    18. Schnägge Says:

      @Phipu und neuromat (und Jens, du bist doch auch gelernter Germanist, oder?): Möglicherweise sind wir hier tatsächlich einer bahnbrechenden Erkenntnis auf der Spur…
      Danke euch beiden für die interessanten Links.
      So ganz hinreichend erklären Beliebtheitsskalen die Gründe für das Phänomen grinsender Kellnerinnen allerdings noch nicht.

      Die Entgleisung der Kölnerkellnerinnen-Gesichtszüge (wie auch bisweilen meiner eigenen) ist offenbar etwas, das unwillkürlich und vor dem eigentlichen sprachlichen Verstehen stattfindet. (Erst ein halber Satz war gesprochen.) Es handelt sich also nicht um semantisches Missverstehen, sondern hat offenbar psychologisch tieferliegende Gründe.

      Was passiert da mutmaßlich im Kellnerinnengehirn?
      Zunächst einmal: Sie hört etwas anderes als sie erwartet hat, eine Überraschung also. (Überraschung ist ein bekannter Auslöser von Komik-Effekten und -Affekten.) Statt des Erwarteten hört sie etwas Fremdes und identifiziert den Sprecher somit als einen Fremden. (Das ist offenbar ein genetisch sehr früh verankertes Programm, das möglicherweise in der Steinzeit schon zum Überleben notwendig war, um mögliche Feinde sehr schnell von eigenen Clanmitgliedern zu unterscheiden.)
      Fast gleichzeitig identifiziert die Kellnerin den Fremden nun aber nicht als bedrohlichen Feind sondern als Schweizer, also als ungefährlich. (Das positive Schweizbild ist unter Kölschen Kellnerinnen mindestens genauso tief verankert. 😉 ) Es gibt außerdem einen Wiedererkennungseffekt. Die faszinierende und beglückende Erfahrung, im Fremden derart das eigene zu entdecken ist im deutschen Sprachraum so wohl höchstens noch mit Österreichern zu erleben.

      Meine spontane gewagte und daher auch völlig unbewiesene Hypothese wäre außerdem, dass die Schweizerische Aussprache in Tonhöhenmodulation und Vokaldehnung dem nahe kommt, wie man in D mit Babys und kleinen Tieren spricht.
      (Die andere und vermutlich wahrscheinlichere Vermutung wäre natürlich, die Kellnerin war tatsächlich bekifft, wir reden hier ja von Köln. 🙂 )

      Falls an meiner Hyppthese etwas dran sein sollte, würde das auch umgekehrt die intuitive Ablehnung Bundesdeutscher Aussprache durch Schweizer Hörer erklären, die so flach, schnell und geradeaus daherkommt wie eine norddeutsche Bundesstraße. Womit wir wieder eine Erklärung für die vehemente und emotional begründete Ablehnung Bundeshochdeutscher Aussprache (und für Schweizer Hoch/Schriftdeutsch) beim vorigen Blogbeitrag hätten.
      Es wäre interessant mal im Selbstversuch zu testen, ob Schweizerisch moduliertes Hochdeutsch Schweizern gegenüber besser ankommt…

    19. neuromat Says:

      @ schnägge

      kommt es, es kommt besser an. Nur nicht das Nachgeäffe, das kommt gar nicht an.

      Einfach etwas langsamer sprechen, Pausen machen, nicht vier Mal hintereinander hektisch dasselbe von sich geben und gehetzt blicken. Aber nicht wie mit kleinen Kindern sprechen, das kommt nämlich selbst bei kleinen Kindern nicht an. Und: !! nicht diese ach jöh, wie herzig – das überlassen wir den Schweizern.

    20. Braunschweigerin Says:

      Nach 7 1/2 Jahren in der Deutsch-Schweiz reicht es – wir ziehen hier wieder weg! Nach Anpassungsversuchen und ewiger Frustation, schmeisst man die Flinte ins Korn. Ich würde mir wünschen, alle würden gehen – dann hätten alle keine Probleme, aber achja, dann müssten die Einheimischen ja wahrscheinlich auch wegziehen, weil Bauboom und Wirtschaft dann den Bach runtergehen und die Täler verwaist, aber dafür schön leer wären…