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Auf die Gleise damit — Sind alle Schweizer Eisenbahner?

(sorry, wieder kein reload heute)

  • Auf Gleisen unterwegs
  • Die Schweizer lieben ihre SBB. Viele besitzen ein GA = Generalabonnement zur freien Benutzung des gesamten Schienennetzes, häufig auch erste Klasse, oder leisten sich zumindest ein Halbtax-Abo, welches der Deutschen Bahncard entspricht aber viel billiger kommt. Die Begeisterung für Züge und Gleise geht aber noch weiter. Besonders gern werden daher Begriffe aus der Eisenbahnwelt für andere Zwecke im täglichen Leben verwendet. „Nicht zum Zug kommen“ mag da herrühren (auch so eine Schweizer Lieblingsbeschäftigung, das „Rühren“), oder „den Anschluss verpasst haben“. Alles nichts Ungewöhnliches. Doch die Gleise, die sind speziell. Denn ständig werden von den Schweizern die ganz unterschiedlichsten Dinge dort abgestellt. „Aufgleisen“ nennt sich diese Tätigkeit, wenn etwas „auf die Gleise“ gebracht wird.

    Nicht ganz auf den Gleisen
    (Quelle Foto: NZZ-Online)

  • Karriere aufgleisen
  • „Aufgleisen“ kann man in der Schweiz ein Projekt, ein Vorhaben, ja sogar seine ganze Karriere. „Uffgliise“ heisst es im Originalwortlaut, in dem es noch häufiger anzutreffen ist, als in der Hochdeutschen Variante, wobei die Anzahl der verwendeten „fs“ und „is“ zu diskutieren wäre. Wir wollen nicht behaupten, dass „aufgleisen“ in Deutschland nicht auch bekannt ist und verwendet wird. Es scheint nur im Vergleich zur Schweiz weitaus weniger häufig der Fall zu sein, dass etwas „aufgegleist“ wird, wie in der Schweiz. Sucht man das Wort bei Google-DE, wird es an den ersten Stellen nur als Wörterbucheintrag erwähnt, später erfolgen Fachtexte aus der Welt der Modelleisenbahnen. An den Schweizer Fundstellen bei Google-CH werden Konzepte aufgegleist, oder Projekte oder sogar eine Umfahrung. Die Kombination „Karriere aufgleisen“ findet sich 126 Mal bei Google-CH, bei Google-DE hingegen gar nicht.

    Bedarf es weiterer Belege für die Vermutung, dass die Schweizer gern mal eine Zug oder Lok in die Hand nehmen und auf die Gleise stellen? „Projekt aufgleisen“ gibt es bei Google-CH 33 Mal, bei Google-DE immerhin zwei Fundstellen. In der Schweiz, in der jeder „zu Wäg“ ist werden schwierige Vorhaben lieber auf die Gleise gestellt, damit sie auch unter Garantie ans Ziel kommen.

    

    16 Responses to “Auf die Gleise damit — Sind alle Schweizer Eisenbahner?”

    1. Solanna Says:

      Uff, lieber Jens, das schreibt man je nach Dialekt und Temperament „uufgleise“ oder „ufgleise“! Du scheinst die Doppelkonsonanten sehr zu lieben.

      Hast Du denn übrigens gar nicht gemerkt, dass Aufgleisen etwas mit leise zu tun haben muss? Oder hast Du Deine gestrige Lektion mit dem „liislig“ irgendwie zu stark gekopft?

      Also das mit dem Aufgleisen und der Bahn hat folgende Bewandtnis: Die Schweizer haben gemerkt, dass jeder Zug mit zwei Drittel Dezibel weniger fährt, wenn er auf doppelt so hohen Schienen fährt wie bis anhin, sofern diese nur aus Weich-Teflon sind. Darum müssen sie jetzt ihr ganzes Schienennetz aufgleisen, also die Schienen, auf denen die Züge doch recht laut daherrumpeln, auf doppelte Höhe aufsetzen.

      Man hoffte zuerst, wenn man endlich die Ausscheidungen aus den Toiletten auffange, statt sie durch die Plumsklo-Methode auf dem darum stets etwas unappetitlich wirkenden Schotter aufzuschichten, könnten die Schienen mit der Zeit von selbst relativ höher wirken.

      Weil aber heute alles immer schneller gehen muss und noch immer nicht überall geschlossene Toilettensysteme finanzierbar sind, werden nun die Schienen sukzessive in zeitraubender, schweiss- und kostentreibender Arbeit mit Weich-Teflon aufgegleist. Die ersten Flüsterstrecken werden mit Ungeduld erwartet.

      Wer analog seine Karriere richtig aufgleist, fährt oft ehe ers selber recht begreift, zügig in die Teppichetage. Wir merken, dass sie ihre Karriere aufgegleist hatten, meist daran, dass alle Kritik an ihrer Abzockermentalität an ihnen abperlt. Nun weisst es auch Du: Das ist wegen des Teflons beim Aufgleisen. Aber das streiten die Betreffenden natürlich skrupellos ab.

    2. neuromat Says:

      Im Fall eindeutiger Fall von Rückfall

    3. Name rikwäierd Says:

      „Uffgliise“ heisst es im Originalwortlaut, schreibt Hr. Wiese heute. Wirklich? Ich sage: uufgläise. Von „Das Gleis“, was in der Schweiz „S’Gleis“ heißt, gesprochen ca. wie „S’Gläis“; da ist also so oder so ein Diphtong drin. Oder nicht? MfG

    4. Phipu Says:

      Lieber Jens,

      Ich kann Solannas
      Aussagen nur bestätigen. D.h. nicht ganz alles, aber wenigstens im Bereich Sprech- und Schreibweise von „uufgleise/ufgleise“. Such mal in Google danach, und du wirst sehen, dass kein einziger Eintrag – ausser Hinweis auf Blogwiese – in deiner Schreibweise (von wegen „noch häufiger anzutreffen“), mit fehlendem Diphthong vorhanden ist.

      Dieser Fehler ist schon fast so peinlich wie der „Schtuubsuuger“ (richtig „Schtaubsuuger“).

      Dass kein Eintrag mit „ufgliise“ gefunden werden kann, heisst wohl auch, dass in der tiefsten Innerschweiz, im Raum Obwalden, Uri, Glarus, wo nach meiner Einschätzung die einzigen Alpenbewohner hausen, die „Gliis“ anstelle von „Gleis“ aussprechen könnten, noch keine Computer stehen. Bahnlinien übrigens schon! (Ich freue mich schon jetzt über bestätigende oder widersprechende Meldungen aus diesem Gebiet)

      Du kannst meinetwegen sogar von „Glöis“ (SO, BE-Oberaargau) „Glais“ (BS) und „Gläis“ (ZH) sprechen. Aber ein Diphthong ist immer dabei.

      Da hast du beim richtig Zuhören wohl wirklich (DE:) „die Reisemöglichkeit verpasst“!

      In diesem Zusammenhang habe ich noch nach „grosser Bahnhof“ gegoogelt, was anhand der Resultate auch besonders schweizerisch zu sein schient. Aber dieses gesamte Thema verschieben wir wohl besser auf einen nächsten Eintrag.

      Ich glaube jedoch, Jens will uns nur verschaukeln (auf den abgebildeten Gleisen würde es tatsächlich ziemlich schaukeln) und er will wieder mal eine Wette gewinnen, dass soundso viele Kommentatoren innert soundso kurzer Zeit auf seine provokativ falsche Schreibweise reagiert haben. Stimmt’s oder habe ich Recht?

      [Antwort Admin: „Ja“. nein, ich habe nachgeschaut wie du, habe keine überzeugende Schreibweise gefunden, und habe fest an die Selbstreinigungskräfte der Blogwiese geglaubt, dass sich bestimmt bald jemand finden wird, der die richtige Schreibung vorschlägt. Ich meine dennoch „uffgl(e)iise“ schon gehört zu haben, vielleicht nur ein gaaanz ganz kleines Mini-„e“ dabei. BTW: Schtuubsuuger hätte ich nie so geschrieben, nur „Stuubsuuger“ 🙂 ]

    5. neuromat Says:

      Liebe Schweizer,

      nachdem ich nun mich in das Friesische einarbeite und es sich hier um eine tatsächlich eigene Sprache handelt mit einer eigenen offiziellen Rechtschreibregelung, bitte ich um Mitteilung der offiziellen Schweizerdeutschen Dialekt Rechtschreibregelung … 🙂

    6. Pendler Says:

      Danke erstmal für die neuen Beiträge. Das Leben macht endlich wieder Sinn…Nachdem es schon so ein groser Bahnhof gab in Bülach zum Abschied.

      Wir brauchen ja gar keinenn Duden, jedes Tal weiss selber am besten wie etwas geschrieben wird. Insofern führen Publikumsjoker in der Schweiz auch mal aufs Abstellgleis.

      Ich kaufe daher ein E und löse ufgleise.

    7. sumo Says:

      Im Kandertal (BE-Oberland) heisst es tatsächlich Ufgliise, bzw Stuubsuger mit ohne Diphtong. Wobei I und U jeweils in der halbhohen Variante auszusprechen sind (das i ohne Punkt und das aufm Kopf stehende Omega, weiss jemand wie man hier phonetische Zeichen reinkriegt?)

    8. g.feikt Says:

      Mir gefällt einfach der klare Blickpunkt im Bild: Mehr oder oder weniger alle sind SUVA-gemäss in Schutzkleidung und wenn sie nicht gerade energisch zur Tat schreiten, besprechen sie doch ernsthaft die nötigen nächsten Schritte. Nur einer schaut unvorschriftsgemäss gekleidet offensichtlich gelangweilt ins Offside. Ein Denker? Ein Fauler?

      Wenns eine Frau wäre, müsste man angesichts der gekreuzten Beine annehmen, er bzw. sie suche ein schützendes Gebüsch …

    9. neuromat Says:

      @ g.feikt

      jetzt fällt er mir auch auf. Die Möglichkeit Frau scheidet bei dem kreisrunden Haarausfall aus. Wir haben bei den SBB nachgefragt. Es handelt sich wahrscheinlich um einen Touristen, äh Terroristen, der einen Anschlag auf die Bahn vorbereitet oder um einen namentlich nicht nennbaren Mitarbeiter, der zum Abstützen von Pfeilern und Pfosten Verwendung findet.

      @ sumo
      wieso phonetische Zeichen – Rechtschreibregelung ….

    10. sylv Says:

      Subifägi,nicht nur Jens wurde rückfällig auch Phipu u Neuromat sind wieder da:) !!

      Schon schitter wie der Schotter da auf dem Bild aussieht und das es isch vermutlich um ein Bild aus dem freiburgischen aka Fribourg und nicht das im Breisgau,handelt, würde auch Solannas Beschreibung der Gleiserhöhung sehr gut passen:):)

      Lipär Nöiromaaht
      eine rächts schräibreglungg Ti so Güldig und unpfählbar ischt, wie der Duten für Düütschland gits leider nit für die Schweitz.

    11. Ingo Says:

      Lustig, jetzt entschuldigt sich der Jens schon, dass er doch wieder neue Ergüsse ins Netz setzt – klarer Fall von Entzugserscheinung?

      Also, ich finde, das ist wirklich unerhört, und Du solltest bei neuen Einträgen unbedingt schon in die Überschrift „(ACHTUNG: NEU)“ schreiben, damit wir RSS-Feed-Klicker gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen und womöglich was Neues lesen! Wir wollen ewiggestrig in Erinnerungen an die Vergangenheit schwelgen und unser vorgefertigtes Weltbild nicht durch neue Erkenntnisse belasten! Danke!

    12. Phipu Says:

      An Sumo
      Genau auf solche Hinweise habe ich gehofft. Es gibt diese sprachlichen Regionen also doch, allerdings habe ich sie wohl zu östlich angesiedelt. Eben in Ermangelung der phonetischen Schriftzeichen hätte ich aber für BE-Oberländer-Dialekt „ufgleese“ geschrieben. Das ist wohl eben die Hörnuance, die immer wieder jemanden dazu bringt, zu sagen, das sei nicht richtig geschrieben.

      .. und hier Jens, auch nochmals aufpassen:
      Das mit dem „Staubsuger“ (könnte von Norddeutschen, die an ss-pitze Ss-teine ss-tossen falsch gelesen werden, deshalb zuvor mit „Sch“ verschriftet) steht schon in gewissen Blogwiesenkommentaren. Wieso hat denn damals kein Oberlender reklamiert? Eben, wegen meiner vermuteten Computerdichte? (ich weiss, jetzt ist dann genug Heu unten)
      http://www.blogwiese.ch/archives/407#comment-9998 , http://www.blogwiese.ch/archives/69#comment-706

      An neuromat
      Da hast du ja Glück, dass du nur das Friesische (also nach meiner geringen Kenntnis EINE Sprache) „ausbeinen“ willst. Da kannst du schon auf der Schiene der Rechtschreibregelung fahren. Möchte sich aber jemand an alle nuancenreich klingenden schweizerdeutschen Dialekte mit einer Verschriftung wagen, müsste man schon aufs Trittbrett der phonetischen Zeichen aufspringen. Falls es wirklich mal zu einer solchen vorgeschriebenen Schreibung kommt, freue ich mich schon auf die Konsequenzen. (Tastaturen, Landkarten einiger Ostschweizer Kantone etc. siehe http://www.blogwiese.ch/archives/438 , http://www.blogwiese.ch/archives/478 )

      an Sylvie
      Ja, bei neuen Beiträgen wird man tatsächlich rückfällig. Deshalb ist

      Ingos
      Vorschlag eine absolute Notwendigkeit zur Suchtprävention.

    13. neuromat Says:

      @ sylv

      wieso, Du schriebst (Präteritum) doch perfekt. Also ich konnte keinen Fehler in der Mitteilung entdecken. 😉

    14. neuromat Says:

      @ Phipu

      alter Tiefstapler (von wegen der geringen Kenntnisse). Meine Absicht war ja nur ein bisschen Ermunterung für eine Vereinheitlichung im Sinne der Rechtschreibung anzustossen. Das müsste natürlich noch aufgegleist werden. Aber denkt doch mal an Jens und seine schlaflosen Nächte, bei den quälenden Fragen, ob er Mundart jetzt richtig „verschriftet“ hat. 😉

    15. g.feikt Says:

      Die für eine verbindliche Verschriftung unabdingbare Voraussetzung ist schon mal die Festlegung etlicher neuer Vokale (vor allem für das A braucht es mindestens 5 Varianten!). Für diese Abstufungen ist seit rund acht Jahren eine interkantonale Arbeitsgruppe am Werk. Sie soll entsprechend neue Zeichen bestimmen.

      Zuerst wollte man einen Gestaltungswettbewerb für völlig neue Zeichen lancieren. Die grössten Meister hierin sind die Sprayer. Experten glaubten allen Ernstes, angesichts von Ruhm und noch eher horrender Honorare würden sich einige der Zeichenfreaks outen – und ihre Tags dazu (dann hätte man mit den Einsparungen der Designerhonorare locker anschliessend die Knastaufenthalte dieser kriminellen Sprayer finanzieren können).

      Vermutlich – nur schon aus Geldmangel – will man zurzeit auf das schwedische Kreislein, die Tilde, als Innovation möglicherweise noch auf ein Kreuzlein und einen waagrechten Doppelstrich über den Vokalbuchstaben zurückgreifen.

      Schon hier zeigt sich aber des Schweizer Geists Grenzen, sollen doch die Zürcher und Berner Vertreter schon wieder auf kantonale Lösungen zurückgreifen wollen, wenn nicht ihre Ansichten und Vorschläge zum Ziel kommen. Die Berner, weil sie mit der Bundeshauptstadt ganz klar die wichtigsten seien, und die Zürcher, weil sie beleidigt waren , dass nicht sonnenklar sei, dass immer Zürich Recht bekommen müsse.

      Soeben soll sich Solothurn überhaupt gegen eine Änderung ausgesprochen haben. Begründung: Sonst stimme das Solothurner Lied („s isch immer so gsii!“) nicht mehr. Sekundiert wurde der Jura-/Jurasüdfusskanton von den benachbarten Jurassiern, die prinzipiell anders als alle andern abstimmen und von Appenzell Innerrhoden, das die neuen Zeichen „näbis nüüd“ fand.

      Die nächsten Wochen werden zeigen, ob doch noch eine Einigung erzielt werden kann. Falls ja, können wir durchaus schon 2047 erste konkrete Vorschläge aus der Kommission erwarten. Mit einer Realisierung der „Präzisen Schweizerdeutschen Verschriftungsregeln nach Wiese“ wird erst Jahrzehnte nach Jens Rainer Wieses* Ableben zu rechnen sein.

      * Jens Rainer Wiese, ursprünglich Deutscher, gab mit provozierenden Veröffentlichungen den eigentlichen Anstoss für die Festlegung einer verbindlichen Verschriftung aller Deutschschweizer Dialekte

    16. Schnägge Says:

      Herrlich! Das ist ja fast wie früher! Endlich lohnt es sich wieder, auf der Blogwiese zu grasen! *Purzelbäume auf dem Schreibtisch schlagend*

      Was die Verschriftung des Schweizerdeutschen betrifft wäre ich für Logogramme, ähnlich dem japanischen System. Das funktuioniert auch über Dialektgrenzen hinweg. 🙂