Katrin Bauerfeind entdeckt die Schweiz von A bis Z

November 30th, 2009
  • Montag, 30.11.09 um 20:15 Uhr auf 3SAT
  • Wer die Ex-Ehrensenf Moderatorin und heutige Harald Schmidt Kollegin Katrin Bauerfeind in aufklärender Mission in der Schweiz erleben will, sollte heute (Montag, 30.11.09) um 20:15 Uhr 3SAT einschalten, oder sich den Film in voller Länge im Internet ansehen hier. Von A wie Alpen bis Z wit Zither kann man hier auch jeden Buchstaben-Beitrag einzeln angucken. Richtig freundlich und lehrreich ist R wie Regeln, „Hallo ist zu nah!„. OK, dann halt „Hoi„. „Den, den wir sehen, dem sagen wir Grüezi“. In Deutschland hauen wir uns in einer solchen Situation lieber gleich eins in die Fresse. „Effizientes Kommunizieren“ heisst das im Beitrag. Obwohl, die Grussformel „Hoi“ wurde gar nicht erwähnt im Kommentar von Katrin Bauerfeind. „Man sagt Tschüss-Zsamme„…, na ja. Unter Deutschen vielleicht.

    Die Schweiz von A bis Z
    (Quelle Foto: 3sat.de)

    Auf der Webseite von 3SAT heisst es dazu:

    Mit unseren Nachbarn ist das so eine Sache: Die Franzosen bewundern wir für ihr „savoir vivre“. Die Dänen finden wir nett, aber das tun eigentlich alle. Die Polen: Das ist eine wechselvolle Beziehung. Und mit den Niederländern verbindet die Deutschen eine heißkalte Liebe. Doch was ist mit den Schweizern?
    Oft nehmen wir in typischer „Germanen“-Manier und gebildet durch zahllose Urlaubsreisen an, alles – zumindest alles Wichtige – über die Eidgenossen zu wissen. Doch was macht ein Schweizer, wenn er seinen „Puff“ aufräumt? Oder wer weiß schon, dass in der Schweiz teilweise bis 1950 Waisen- und Scheidungskinder auf Märkten versteigert wurden? Wir müssen eingestehen: Unser Wissen endet oft irgendwo zwischen Tell und Toblerone!

    Beim Buchstaben „S“ wie „Schweizerdeutsch“ versucht sie sich beim Erlernen der Schweizerischen Possessivpronomen, und beisst sich dran die Zähne aus.

    In der gleichen Reihe erschien auch „Deutschland von A bis Z“ und „Österreich von A bis Z„. Der Sender 3SAT tut was für die Völkerverständigung. Warum sie dann nicht endlich diese merkwürdigen Untertitel für „10 vor 10“ und andere Schweizer Sendungen abschaffen, verstehen wir dennoch nicht.

    Wo ist Billy hin? — Die Schweiz wird von der Ikea-Werbung erkannt

    November 27th, 2009
  • Billy ist unterwegs
  • Zugegeben, wir hatten wirklich über Jahre den schwarzen Billy von Ikea im Zimmer stehen. Ein echter „Flitt-Fitt“ Klassiker, der mindestens 2 Umzüge überleben musste. Jetzt hat er sich zum 30. Geburtstag auf den Weg gemacht, die Schweiz zu erkunden:

    Eine der ersten Entdeckungen, die wir als preisbewusste Deutsche in der Schweiz machten: Es gibt hier Ikea, und die Preise sind fast gleich, wenn nicht billiger, wegen der niedrigeren Mehrwertsteuer.

  • Vehrkehrskadetten am Samstag
  • Bloss am Samstag zwischen 9:00 Uhr und 14:00 Uhr sollte man dort nicht hinfahren, sonst lernt man gleich auch die „Schweizer Verkehrskadetten“ bei ihrer liebsten Freizeitbeschäftigung kennen: Verkehr in Abgas belasteten Tiefgaragen lenken. Ganz ohne Verkehrslenkungsabgabe. Oder sind dafür die 2 Franken für das Parken gedacht?
    Die Verkehrskadetten soll es in Deutschland laut Wikipedia auch geben, gesehen haben wir sie aber nur in der Schweiz. Vielleicht sind die erst gegründet worden, als wir schon umgezogen gezügelt waren.

    Red Buuredütsch! — Hochdeutsch im Interview unerwünscht

    November 27th, 2009
  • Vom Redakteur zum Redaktor
  • Neulich lernte ich einen aus Deutschland stammenden Redakteur eines Schweizer Wirtschaftsmagazins kennen. Als er in die Schweiz zog, wurde er zum „Redaktor“, doch so einfach, wie die Berufsbezeichnung konnte er seine Sprache freilich nicht umstellen. Wenn er für seine Sendung unterwegs ist und Interviews mit Schweizer macht, stellt er seine Fragen in seiner Muttersprache, eine nordwestdeutsche Ruhrpott-Hochdeutsch-Variante. Sofort antworten die Gesprächspartner aus der Schweizer Wirtschaft ebenfalls auf Hochdeutsch, aus Höflichkeit und weil es schwierig ist, gegen eine Dialektvariante anzuschwätzen. Doch gesendet werden sollen solche Interviews auf Mundart, wobei die hochdeutsche Frage zuvor im OFF synchronisiert wird.

  • Red Buuredütsch
  • Das geht so lange, bis sich der Schweizer Kameraman im Team einmischt und laut dazwischen brüllt: „Red Buuredütsch“, was als Signal zu verstehen ist, wieder auf die gewohnte Mundart umzuschalten. Wie gesagt, für viele Gesprächspartner ist das nicht so einfach, denn mit einer Kamera vor der Nase und einem Nord-Westdeutschen Fragesteller daneben, da vergisst man schnell seine Herkunft bzw. bemüht sich den Standard einzuhalten. Irgendwer hat im Schweizer Fernsehen die Regel aufgestellt: Nachrichten immer auf Hochdeutsch, Gespräche und Interviews auf Mundart. Kann man bei 10 vor 10 fast jeden Abend erleben.

  • Ist Buuerdütsch vielleicht Bundesdeutsch?
  • Sucht man „Buuredütsch“ bei Google, wird man gefragt, ob man vielleicht „Bundesdeutsch“ gemeint hat. Hoch droben im Schwarzwald erzählten mir Gymnasiasten, dass sie nur noch Hochdeutsch reden, seit sie zum Gymnasium gehen, ausser es käme jemand aus den hintersten Tälern, der würde dann noch „Buuredütsch“ sprechen. Der Begriff hat eine negative Konnotation: „So sprechen wie die Bauern“, wer will das schon wenn er grad im Fernsehen ist?
    Ein Landrat aus dem süddeutschen Waldshut wurde vom Schweizer Fernsehen auf Alemannisch interviewt und hatte grosse Schwierigkeiten, in dieser offiziellen Gesprächssituation im Dialekt zu bleiben. Hitzfeld kann das besser:

    (Interview vom 7. Oktober 2009 nach der Niederlage der Schweizer Nati gegen Luxemburg)
    Welche drei Wahrheiten lernen wir aus dem Interview mit Hitzfeld?
    1. Alle Deutschen sprechen sowieso immer nur Hochdeutsch
    2. Hitzfeld ist ein Wahlbayer, deswegen gilt er als Ausnahme.

    Eine Uhr nur auf Schriftdeutsch — Erlebt in Zürich

    November 25th, 2009
  • Diese Uhr kann man lesen
  • Eine Schweizer Kollegin berichtete uns vom Besuch einer Designmesse in Zürich. Dort waren unter anderem sehr ausgefallene Uhren ausgestellt. An einem Stand gab es ein Modell, welches an Stelle der Ziffern in Schriftdeutsch die Uhrzeit anzeigte: „Zehn vor Zwei“ oder „Viertel nach Drei“. Sehr originell, eine Uhr für Leute die Lesen können. Die Uhr lesen, um genau zu sein.

    Die Uhr zum Lesen auf Schriftdeutsch
    (Quelle Foto: ClockTwo.com)
    Die Uhr gibt es auf Deutsch, Englisch, Holländisch, Italienisch, Spanisch, Französisch, Dänisch und Russisch. Ich denke, ich werde mir die Dänische Version zulegen. „Klokken er fem minutter over ni„. Ist das nicht klasse? Leider kostet das Teil die Kleinigkeit von 885 Euro. Da wissen wir ja endlich, was wir uns zu Weihnachten wünschen können.

  • Bei Nichtverstehen einfach lauter sprechen
  • Die Aussteller bzw. das Standpersonal kamen aus Deutschland. Ein älterer Zürcher fragte laut und vernehmlich für alle Umstehenden:

    „Sii, was choschtet diee Uur?“

    Die Deutsche am Stand verstand ihn nicht und guckte wie ein Fragezeichen. Worauf er seine Frage noch zwei Mal wiederholte, stets etwas lauter. Dann fügte er noch an:

    „Cha me die au zuegschickt übercho?“


    Es schien ihm nicht in den Sinn zu kommen, dass hier eine Person Züridütsch nicht zu verstehen vermochte. Oder es war ihm gleich, oder er ging davon aus das man Züridütsch auf der ganzen Welt versteht, keine Ahnung. Erst als meine Schweizer Kollegin für die Mitarbeiterin dort das Gefragte auf Standarddeutsch übersetzte, weil ihr die Geschichte schon langsam peinlich wurde, klärte sich die Situation auf.

    Ich hätte den Mitarbeitern dort zumindesten einen kleinen Schweizerdeutschen Grundwortschatz mit auf den Weg nach Zürich zum Lernen aufgegeben. „Sorry, aber diese Uhr gibt es nur auf Hochdeutsch“ , in 6-8 Schweizerdeutschvarianten auswendig zu lernen dürfte ja nicht so schwer sein. (Phipu, wir bitten um griffige Übersetzungen)

    Allein unter Schweizern — so billig wie noch nie

    November 23rd, 2009
  • ZAW ist kostenlos
  • Am letzten Wochenende machten wir eine nette Erfahrung: „Allein unter Schweizern“, und wir leben noch! Das kam so: Wir wollten bei den vielversprechenden Wetteraussichten gern eine längere Wanderung im Zürcher Oberland unternehmen und stiessen beim googlen nach Tourenvorschlägen auf die Webseite der „Zürcherischen Arbeitsgemeinschaft für Wanderwege“, kurz „ZAW“. Dort fanden wir eine 4.5 Stunden Wanderung auf dem Jurakamm beschrieben, von Hauenstein bei Olten bis nach Waldenburg, geführt, umsonst und draussen.
    90 Schweizer unterwegs im Jura

  • Treffpunkt im letzten Wagen
  • Wir also nichts wie hin, der Treffpunkt war am Zürcher Hauptbahnhof, im letzten Wagen des Zugs nach Olten am Samstag um 8.30 Uhr. Diesen fanden wir bereits gut gefüllt mit 90 wanderlustigen Schweizern, zwischen 50-80 Jahre alt. Es waren auch viele Einzelwanderer dabei. Wenn entweder der Mann oder die Frau nicht so wild auf frische Luft war oder sich um das Autowaschen kümmern musste daheim. Viele Teilnehmer kannten sich von früheren Touren; es ging sehr zwanglos zu. Nein, es wurde zwar nicht gleich der Schnaps ausgepackt, aber beim Du war man sofort. Auch war es absolut nicht schwierig, einfach jemanden anzuquatschen unterwegs. Alle erfreuten sich an der gemeinsamen Konversation, und es wurde auch gar kein Aufheben darum gemacht, dass wir aus Deutschland stammen. In der Regel wurde zunächst Standarddeutsch mit uns gesprochen, doch nach kurzer Zeit dann wieder Mundart. Die Frage „Versteht ihr Schweizerdeutsch?“ fiel nicht.

  • SPL ist nicht Spital
  • Für was steht die Abkürzung „Spl“ auf diesem Schild? Vielleicht für „Spital“, wie im Namen „Spittelberg“ angedeutet? Falsch, es ist ein „Schliessplatz“. Ist doch logisch, oder?
    Spl wie Schiessplatz

  • Beim Austreten Rucksack an den Wegesrand legen
  • Die Wanderung wurde geführt von einem freiwilligen Wanderleiter; der setzte gelbe Flaggen in die Natur wenn der Weg sich teilte. Ein „Schlussmann“ sammelte sie am Ende wieder ein, so dass niemand verloren gehen konnte.

    Gelbe Flaggen

    Falls man bei einem dringenden Bedürfnis im Unterholz verschwinden musste, genügte es, den Rucksack am Weg sichtbar zu deponieren, um so nicht vom Schlussmann überholt zu werden. Ein perfektes System also. Man konnte im Gespräch mit der Nebenfrau oder auch völlig stumm für sich marschieren; das Feld zog sich bei 90 Teilnehmern rasch ziemlich auseinander.

  • Toblerone und andere Sperren
  • Der Jura war eine Verteidigungslinie im Zweiten Weltkrieg, immer wieder sahen wir solche Panzersperren

    Panzersperren im Jura

    und Beton-Toblerones:

    Toblerone aus Beton

  • Der günstigste Verein der Schweiz
  • Allein unter Schweizern, so fühlt sich das also an. Die Schweizer erzählten, dass sie auch Mitglied bei den Naturfreunden im Südschwarzwald sind und dort gelegentlich durch die Wutachtschlucht mitwandern. Grenzübergreifende Naturverbundenheit sozusagen.

    Jura im November

    Am Ende in Waldenburg bestand dann die Möglichkeit die neuen Bekanntschaften in einer Kneipe noch zu vertiefen.. Man kann und darf auch Mitglied werden beim ZAW, auch wenn die Wanderungen umsonst sind. Der Jahresbeitrag für Familien hat gute Chancen im Guinness Buch der Rekorde als „Niedrigster Schweizer Vereinsbeitrag“ ausgezeichnet zu werden, denn er beträgt nur 15 CHF, weniger als eine Kinokarte. Wir werden gern wieder mitwandern

    Wandern auf dem Jura