Die Website Blogwiese.ch feiert am 1. September ihren 3. Geburtstag

August 31st, 2008

Am Montag den 1. September 2008 feiert die Blogwiese.ch ihren 3. Geburtstag. Aus diesem Anlassen möchten wir allen Leserinnen und Lesern für ihre Treue und für die 18’160 Kommentare danken und versprechen in Kürze ein Jubiläumstreffen zu organisieren. Einen Blogwiese-Plausch, sozusagen. Näheres bald auf dieser Webseite.

  • Wer liest die Blogwiese?
  • Die genauen Zugriffsdaten – und zahlen sind hier bei Sitemeter für jeden offengelegt. Am Montag dürfte die Gesamtzahl der Besucher 783’000 überschreiten. Bis dann werden 906 Postings veröffentlicht und 18’160 Kommentare eingestellt worden sein. Immer noch kommen mehr als 70 % der Leser aus der Schweiz:
    Zugriffe aus der Schweiz auf  die Blogwiese.ch

  • Google Pagerank 5
  • Beim RankingPin QuickCheck erreicht Blogwiese.ch den Google Pagerank 5
    Page Ranking Blogwiese.ch
    (Quelle:
    RangingPin.com)

    Wer das jetzt für seine eigene Website testen will gibt einfach die URL bei http://www.rankingpin.com ein.

    Interessant sind, wie bei allen Webseiten, die Suchwörter, mit denen Menschen im Internet die Blogwiese.ch fanden. Zur Zeit rangieren Begriffe wie „Ohrschuefen„, „willige frauen“ oder „Walliser Krüstchen“ ziemlich weit oben:
    Suchwörter der Blogwiese.
    Aber das ändert sich natürlich täglich. Wer mehr Anaylsen sehen will, muss einfach auf die Sitemeter-Grafiken klicken.

    Die Schweizer sind nicht freundlich sondern höflich — Die ganze Wahrheit von Andreas Thiel

    August 29th, 2008
  • Höflichkeit ist nicht gleich Freundlichkeit
  • Uns wurde ein Geheimdokument zugespielt, welches endlich die wahren Gründe für alle Deutsch-Schweizerischen Missverständnisse und Krisen erklärt und analysiert. Es stammt von dem begnadeten Schweizerkabarettist und Schweizersatiriker Andreas Thiel. Der schreibt:

    Die Deutschen mögen uns. Sie finden uns freundlich, was wir aber faktisch weder sind noch sein wollen. Wir bemühen uns bloss, höflich zu sein. Das ist ein himmelweiter Unterschied. Wir Schweizer sind nicht freundlich, wir sind höflich. Die Höflichkeit ist eine grundlegend helvetische Tugend. Die Deutschen, bei deren Umgangsformen die Höflichkeit nicht zuvorderst steht, unterliegen dem Fehler, die schweizerische Höflichkeit als Freundlichkeit zu interpretieren. Daher kommt die Begeisterung der Deutschen für die Schweiz. Dass die Deutschen uns mögen, ist die Folge eines Missverständnisses.
    (Quelle aller Zitate: Schweizermonatshefte.ch)

    Andreas Thiel
    (Foto: Stefan Kubli, Zürich)

    Könnte man es besser auf den Punkt bringen? Ein Deutscher erlebt zum ersten Mal einen absolut perfekt höflichen Schweizer im Gespräch und schlussfolgert sofort: „Mein Gott, was sind das für freundliche Menschen hier!“.
    Thiel führt weiter aus:

    Unsere ausgeprägten Höflichkeitsformen erlauben es uns, in der Schweiz trotz kultureller und sprachlicher Unterschiede friedlich zusammenzuleben. Die schweizerische Höflichkeit dient dem Frieden, der Stabilität und somit dem Wohlstand. Der Deutsche, der unsere Höflichkeit mangels besseren Wissens persönlich nimmt, ist sofort begeistert von der Schweiz. Bleibt er hier, wird er aber bald mit der Distanz konfrontiert, die die Höflichkeit von der Freundlichkeit unterscheidet. Er trifft auf eine Reserviertheit, die er nicht erwartet hat. Auch merkt er, dass er bei den Schweizern nicht ankommt. Trotz freundlicher Gesinnung mangelt es ihm an Höflichkeit. Es fehlt ihm sowohl der freundliche Umgangston wie auch die nötige Distanz.

    Wir haben es doch immer gewusst: Ohne die permanente Höflichkeit würden sich die Schweizer sofort gegenseitig kurz und klein schlagen. Es ist genetisch bedingt und auf Grund natürlicher Evolutionsprozesse übriggeblieben: Survival of the fittest à la Suisse. Nur die höflichen Schweizer überlebten und konnten ihre Gene vererben. Die Streithähne und Schlägerjungs haben sich gegenseitig massakriert. Das ist unter Hunden nicht anders. Das häufigste Verhalten, das ein Hund an den Tag legt, ist „Beschwichtigung“. Sich hinlegen, sich wegdrehen, gähnen, sich verlegen kratzen, all das sind Gesten, die seinem Herrchen oder einem unbekannten Hund zeigen: Schau her, wie harmlos ich bin! Ich will keinen Streit. Auch Höflichkeit ist eine Art der Beschwichtigung. Wer die Hand zum Gruss reicht zeigt damit: „Schau her, ich habe keine Waffe dabei“, usw. Da sind wir Deutschen, im Vergleich zu den Schweizern, auch nach zwei Weltkriegen noch Lichtjahre von entfernt. Denn soweit haben es, laut Andreas Thiel, die Deutschen in der Evolution noch nicht gebracht:

    Die Deutschen haben ein konfrontatives Gesprächsverhalten. Was ein Deutscher sagt, klingt in Schweizer Ohren oft wie ein Befehl. In der Schweiz hingegen pflegt man die permanente Deeskalation. Das Gesprächsverhalten des Schweizers ist nicht gezielt vorpreschend, sondern präventiv abschwächend. Unsere höchsten Güter sind der Konjunktiv und der Diminutiv. Flankiert werden diese Schätze der Konsenskultur noch von der beschwichtigenden Verharmlosung, der anekdotischen Übertreibung und der auflockernden Ironie.

    Es ist also doch Ironie im Spiel bei den Schweizern! Auch wenn diese uns oft und glaubwürdig versuchten weisszumachen, dass Ironie an und für sich sehr unschweizerisch sei und hierzulande praktisch nicht vorkommt. Sie verraten sie uns nicht, damit der Überraschungseffekt um so grösser ist.

    Ein deutscher Freund fragt mich in der Beiz: «Noch ein Bier?», um dann nach einem kurzen «Ja» meinerseits folgende Bestellung aufzugeben: «Noch zwei Bier!» Schweizer hingegen deeskalieren Frage, Antwort und Bestellung präventiv: «Was meinsch, sölle mer ächt no eis näh?» – «I gloube, s chönnt nüt schade…» – «Mir numte de äuä no eis.»

    Ich kriege einen trockenen Mund und Durst allein schon vom Zuhören! Kein Wunder dass viele grosse Schweizerbrauereien dichtmachen mussten. Wenn alle so lange reden, wann kommt man dann zum Biertrinken?

    Je ernster das Gespräch ist, desto vielfältiger sind die Deeskalationsfloskeln, die wir – obwohl in ihrer Form unsachlich – zur Versachlichung des Themas anwenden. Ein Schweizer vermeidet absolute Sätze wie: «Das stimmt nicht!» Er würde eher sagen: «Vielleicht liege ich komplett falsch, aber könnte es nicht auch sein, dass…?». Statt «Das geht nicht» sagt er vielleicht: «Vielleicht sollte ich das jetzt nicht sagen, aber wäre es nicht noch eine Überlegung wert…?» usw.

    Und immer schön dem anderen die Gelegenheit geben, sein Gesicht und Ansehen zu wahren. Ich sag ja: Beschwichtigungsverhalten ist lebensnotwendig, nicht nur bei Hunden.

    Im absoluten Ernstfall greift der Schweizer zur Verharmlosung. Entsteht bei einem Unfall erheblicher Blechschaden, sagt der Geschädigte zum Schuldigen: «Das isch nid eso schlimm.» Es handelt sich dabei aber um deeskalierende Höflichkeit und nicht um eine Freundlichkeit. Die Übertreibung wiederum dient der Auflockerung verfahrener Situationen. Ein Satz wie «Das unterschreibe ich nicht», geht dem Schweizer schwer über die Lippen. Er lacht eher kollegial und fragt: «Wollen Sie mich in Ketten legen?» oder erkundigt sich nach der Reiseroute der Galeere, auf die man ihn zu verbannen gedenke. Auch die helvetische Ironie dient der Entspannung hitziger Debatten: «Wissen Sie was? Sie haben recht! Aber nur bis nach der Kaffeepause.»

    Das mit der „helvetischen Ironie“ müssen wir uns wirklich hinter die Ohren schreiben. Die obigen Sätze sind also tatsächlich nicht ernst gemeint? Hätten wir jetzt komplett falsch verstanden, so ganz ohne Erklärung.

    (…)
    Deutschland hat eine Overstatement-Kultur. Die Schweiz pflegt das Understatement. Schweizer sind tendenziell unsicher und underdressed, dafür gut rasiert, und zwar mit der teuersten Klinge, die gerade zu haben war. Der Schweizer liebt Qualität, aber er trägt sie nicht zur Schau. Je mehr Vermögen ein Schweizer hat, desto kleiner ist das Auto, das er fährt. Dass es vollbepackt ist mit sämtlichen Extras, die ab Werk nicht dabei waren, braucht ja keiner zu wissen. Beim deutschen Autofahrer hingegen sieht man auf den ersten Blick das Maximum, das er sich leisten kann.

    Na ja, so ganz kann ich dieser Argumentation nicht folgen. Kenne genügen Schweizern, die ziemlich dicken Autos fahren und sichtbar teure Anzüge tragen. Wer mit offenen Augen durch Zürich fährt, sieht genügend dicke Villen am Zürichseeufer und grosse Boote im Hafen. Alles in der Hand von Ausländern? Ein Besuch in der Oper zeigt dann das typische „underdressed Understatement“. Wo denn das, vielleicht beim Pförtner? Aber das ist Zürich, etwas speziell in der Schweiz sowieso. Die wahre „understatement“ Kultur erlebt man sicher im Winter in Davos oder St. Moritz. Im Trainingsanzug Trainer vom C&A in der Cüplibar am Pistenrand, garantiert.

    Schweizer pflegen das Understatement auch sprachlich, und das bei weitem generöser als nur mittels des Diminutivs. Der Schweizer spricht grundsätzlich mit chaotischer Satzstellung, wobei er grammatikalische Mischtechniken zu verwenden scheint. Sätze wie «Chum, mir göh go nes Kafi go näh» erscheinen uns fraglos geglückt, obwohl sie eigentlich eine grammatikalische Katastrophe darstellen: «Komm, wir gehen gehen einen Kaffee gehen nehmen.»

    Hier irrt der werte Kollege Thiel: Das ist kein sprachliches Chaos, das sind einfach ca. 1000 Jahre alte, unveränderte Syntax-Regeln und Gramatiküberbleibsel unserer gemeinsamen Deutschen Sprache! Aber wir wollen nicht kleinlich sein und empfehlen von ganzen Herzen die Lektüre des vollständigen Artikels auf der Webseite der Schweizermonatshefte. Ach, seine neue CD „Politsatire2“ haben wir auch schon bestellt. Und um, ganz schweizerisch, die Ironie zum Abschluss klar zu kennzeichnen: Richtig freundliche Schweizer haben wir auch schon kennengelernt in der Schweiz!

    Machen sich Deutsche über Schweizer lustig? — Warum Schweizer gern Möbel in Deutschland kaufen

    August 28th, 2008
  • Wer macht sich da lustig über wen?
  • Das Thema berührt einen äusserst sensiblen Bereich der Deutsch-Schweizerischen Beziehung: Wer macht sich über wen lustig? Finden die Schweizer die Deutschen lustig? Stefan Raab schauen sie jedenfalls gern, obwohl den nicht jeder lustig findet. Und lachen die Deutschen über die Schweizer? Der Tages-Anzeiger vom 25.08.08 meint „ja“, denn er bringt als Titelzeile in der Online-Ausgabe:

    Deutsche machen sich über Schweizer lustig

    Im Artikel wird dann erklärt, um was es geht. Nämlich um Werbung, und die hat schon immer mit Übertreibung und Klischees gearbeitet:

    Das deutsche Möbelhaus Seipp provoziert: In einer Kampagne zeigt es die Doppelmoral der Schweizer gegenüber ihren deutschen Mitbewohnern auf. Deutsche sind laut, rüpelhaft und fahren am Arbeitsplatz gerne die Ellbogen aus. So lauten die gängigsten Vorurteile von Eidgenossen gegenüber den Mitbewohnern aus dem Norden. Seit immer mehr von ihnen die Schweiz als attraktiven Wohn- und Arbeitsort entdecken, haben solche Anfeindungen Hochkonjunktur.
    (Alle Zitate siehe (Tagesanzeiger.ch/Newsnetz 25.08.08)

    Deutsche machen die Schweiz gemütlicher

    Das deutsche Möbelhaus Seipp nimmt nun in einer Werbekampagne die Ressentiments von Herr und Frau Schweizer auf – und macht sich über die grassierende Deutschland-Feindlichkeit lustig. «Die Deutschen machen die Schweiz gemütlicher», schreibt das Unternehmen in grossen Lettern auf ganzseitigen Inseraten in den publikumsstärksten einheimischen Zeitungen und Zeitschriften.

    Es wird jetzt dann doch Zeit, die Wahrheit zu sagen: Deutsche sind gar nicht gemütlich. Sie machen auch nichts gemütlicher. Sie haben nur gemütliche Möbel. Und damit die sich gut verkaufen bei den weniger gemütlichen Schweizern, wird eben Werbung gemacht, die behauptet, dass Deutsche die Schweiz gemütlicher machen. Doch Obacht: Es war ironisch gemeint! Zum Glück erklärt das der Tages-Anzeiger sehr deutlich:

    Mit einem gehörigen Schuss Ironie werden weitere positive Auswirkungen der Teutonen-Invasion genannt: «Die Deutschen bringen Ruhe ins Land», lautet ein weiterer Slogan, oder: «Die Deutschen machen Ihnen ein Leben lang Freude».

    Werden die hierzulande angebotenen Lärmstopper denn von Deutschen Firmen hergestellt? Bei einem Konzert neulich wurden die Dinger sogar kostenlos verteilt, allerdings von einer Stiftung der Winterthur-Versicherung, als „Tinnitus-on-Tour“ Aktion, nicht von Deutschen.

    Deutsche bringen Arbeitsplätze
    Und ich dachte, die „nehmen“ Arbeitsplätze weg. Ab dann klärt sich alles auf. Es geht um Möbel, Tische an denen man arbeiten kann zum Beispiel. Muss man nur erst verstehen.

    «Wir wollen das Vorurteil brechen, wir seien humorlos», betont Martin Seipp vom Design-Einrichtungshaus. Seine Kampagne soll die Doppelmoral der Schweizer offenlegen: Schliesslich verlassen sie sich seit Jahren auf die Qualität deutscher Produkte und Dienstleistungen: fahren VW und Mercedes und rasieren sich mit Braun.

    So ganz haben wir aber noch nicht verstanden, wieso sich hier die Deutschen über die Schweiz lustig machen. Das ist doch alles wahr, was da steht, oder? Deutsche sind humorlos, aber gemütlich, und sie bringen Ruhe ins Land. „(…) Ein Leben lang Freude“ machen sie vielleicht als Ehegattin. Diverse Blogwiese-Leser mit deutschen Ehefrauen oder Freundinnen können das sicher bezeugen. Muss man die Deutschen mögen um VW und Mercedes zu schätzen? Einkaufen in der grenznahen Region beim ungeliebten Nachbarn geht jedenfalls ganz prima:

    Seipp glaubt nicht, dass die provokativen Werbesprüche den Eidgenossen in den falschen Hals geraten könnten. Im Gegenteil: «Wir fühlen uns zur Schweiz hingezogen. Die Grenze ist zwar da, aber es besteht ein reger Austausch.» Bereits heute stammen 60 Prozent der Kundschaft seines Unternehmens, das zwei Filialen im grenznahen Waldshut und Tiengen betreibt, aus der Schweiz. Mit der Werbeoffensive erhofft sich Seipp, seinen Bekanntheitsgrad seines in der Schweiz weiter zu steigern.

    Daher kommen also die vielen Lieferwagen mit dem deutschen Kennzeichen „WT“, die ständig vor Neubausiedlungen im Zürcher Unterland zu sehen sind. Lieferung und Montage für die Kunden in der Schweiz ist inklusive beim Möbelkauf ennet der Grenze.

    Ausgetüftelt wurden die streitbaren Werbesprüche übrigens nicht in Deutschland: Seipp liess die Werbekampagne von der Zürcher Werbeagentur HKN entwickeln – um sicher zu gehen, dass die Kampagne auch wirklich den richtigen Ton trifft.

    Wurde auch sichergestellt, dass der verantwortliche Texter dieser Zürcher Werbeagentur nicht auch ein Deutscher ist? Denn auch bei solchen Werbekampagnen herrscht ein reger Ausstausch zwischen Deutschland und der Schweiz. „Geiz ist geil“ wurde von der Schweizer Agentur Jung von Matt erfunden, und die Blick-Kampagne vom Januar 2007 „Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz“ hat eine Deutsche Agentur auf dem Gewissen. Zu erkennen, wer was verzapft hat, ist ganz einfach: Wenn Ironie und Humor mit im Spiel ist, dann waren es meistens die …, sonst die anderen.

    Mit der Schweizer Mehrfachsteckerleiste nach England

    August 27th, 2008
  • Zwei Adapter und eine Steckerleiste sind Minimum
  • Ein Schweizer Freund fragte mich um Rat, wie dass denn mit der Stromversorgung in England aussieht. Er wusste, dass wir vor zwei Jahr in Grossbritannien unterwegs gewesen waren (siehe hier) und uns auskannten mit britischen Steckdosen und Adaptern. Sein Junge wollte auf eine Sprachfreizeit an die Südküste fahren, und wie das bei der Jugend von heute so üblich ist, einiges an unabdingbar notwendigem „Equipment“ mitschleppen.

    Sein Notebook hat ein Netzteil mit Schweizerstecker, die digitale Videokamera mit Festplatte brauchte Saft für das Ladegerät des Akkus. Ein weiteres Ladegerät packte er für das Handy ein, denn zwei Wochen hält heutzutage kein Hightech Handy-Akku mehr ohne Nachladen aus. Schliesslich musste noch das Ladegerät vom Fotoapparat und die elektrische Zahnbürste irgendwo angeschlossen werden. Im Endeffekt packte der Junge zwei Multifunktionsadapter für Grossbritannien plus einer Schweizer Mehrfach-Steckerleiste ein.

  • Ganz autonom auch ohne Strom
  • Ich kam ins Grübeln und überlegte, wie ich vor 30 Jahren als Jugendlicher auf einer vergleichbaren Sprachfreizeit nach Südengland ohne Adapter auskam. Ganz einfach: Einen Rasierer brauchte ich noch nicht, die Zähne wurden manuell geputzt. Meinen Kassettenrekorder schleppte ich nicht durch die Gegend, der blieb schön daheim, weil er viel zu schwer war.
    Den ersten tragbaren Kleinkassettenspieler, genannt „Walkman“, sah ich im Sommer 1979 bei einem Kind sehr reicher Leute. Aber der war für normal Sterbliche noch unbezahlbar. Meine Pocketkamera funktionierte rein mechanisch. Ein Film mit 36 Bildern musste für einen Sommer ausreichen.

  • Fünf-Pence-Stücke sammeln in England
  • Und telefonieren? Das konnte man nur von einer Telefonzelle aus, mit genügend Pence-Stücken in der Tasche. Die Telefonzellen hatten Rückrufnummern, damit die besorgten Eltern daheim mal etwas länger mit ihrem Kind sprechen konnten. Die 5-Pence-Stücke waren bei der Rückkehr nach Deutschland ein beliebtes Souvenirs, weil sie genau die Grösse eines 1-DM-Stückes aufwiesen und dadurch prima in Flipperautomaten passten oder von den alten gelben Telefonzellen der Post akzeptiert wurden.

    Die red phone box ist ein Auslaufmodell
    (Quelle: Londonblog.ch)

    Lange ist das her. Gibt es eigentlich noch Telefonzellen? Selbst in Grossbritannien wurden die berühmten roten gusseisernen Häuschen vor Jahren abgeschafft, was enorme Proteste zur Folge hatte. Nun sind 2000 dieser Dinger unter Denkmalschutz gestellt worden. Als Fotomotiv taugen sie noch, doch telefoniert wird nur noch mit dem Handy, das auf Englisch „mobile phone“ heisst. Ob man da auch so schöne „Mobiles“ draus machen kann wie aus alten CDs?

    CD Mobile
    (Quelle Foto: krisfontes.com)

    Austrinken auf der Austrinkete

    August 26th, 2008
  • Auf zur Eisaufessete
  • In Deutschland gibt es traditionell fast in jedem Ort oder Stadtteil eine italienische Eisdiele, die hausgemachtes Eis verkauft. In früheren Jahren war das ein Saisongeschäft, denn wenn der Winter nahte und niemand mehr Lust auf frisches Speiseeis hatte, das nicht mit Glace-Handschuhen serviert wurde, dann schlossen die italienischen Besitzer ihre Geschäfte für die Wintermonate und fuhren in die Heimat, um dort am Eigenheim weiterzubauen. Am letzten Tag wurden alle noch vorhandenen Vorräte an die Kinder verschenkt. Das musste nicht angekündigt werden, es sprach sich sofort wie ein Lauffeuer im Ort herum. Darum war die Zahl der ausgehändigten Kugeln auch auf 2 pro Kind und Cornet Hörnchen beschränkt. Aber man durfte nach 10 Minuten erneut vorbeischauen und nochmals zwei Kugeln verputzen. In wenigen Stunden waren so alle Eisvorräte erschöpft und die Eisdielenbesitzer konnten schliessen. In der Schweiz würde so ein Event sicher als „Eis-Aufessete“ bezeichnet, nehmen wir an. Das gibt es nicht, denn die wenigen Eiscafés im Land sind ganzjährig geöffnet und leben mehr vom Café-Betrieb als vom Glace-Verkauf.

  • Was ist eine Austrinkete?
  • Doch wenn ein Gasthaus schliessen muss, dann gibt es dafür in der Schweiz ein spezielles Wort, das man in Deutschland nicht kennt: Die Austrinkete. So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 19.08.08 auf S. 10:
    Riesenknall bei Austrinkete

    Ein Gast hat vor dem Restaurant Post in Oberkulm AG als Abschluss der «Austrinkete» einen Ballon mit einem Gemisch aus Sauerstoff und Acetylengas angezündet. Die Explosion zerstörte elf Scheiben in einem benachbarten Haus.
    (Quelle: Tages-Anzeiger 19.08.08)

    Immerhin wird das Wort durch die Anführungsszeichen, die in der Schweiz wirklich nicht wie „Gänsefüsschen“ aussehen, als „nicht schriffähig“ gekennzeichnet. Ein wunderbares Wort, sollte ab sofort zum Standard erklärt werden. Das Schweizer Wörterbuch von Kurt Meyer meint dazu:

    Austrinket, der; -s, Austrinkete, die;-,-,: Abschiedsfestlichkeit bei Schliessung einer Wirtschaft oder beim Wegzug eines Wirtes

    Wahlweise also auch als männlicher „Austrinket“ zu verwenden. Es gibt sogar das Gegenteil davon, den „Antrinket“ oder die „Antrinkete“, wenn ein Lokal eröffnet wird. Die sind echt praktisch, die Schweizer. Für jedes Event ein passendes Wort.

    Für die „Austrinkete“ fanden wir bei Google-CH 1020 Fundstellen. Bei Google-DE nur 16. Für Antrinkete hingegen nur 206 Belege , bei Google-DE nur 7, alle aus der Schweiz importiert.

  • US Bürger trinken auf der US-Trinkete
  • Auch für die US-Amerikanischen Freunde in der Schweiz gibt es dieses Fest, in einer besonderen Version als „USTrinkete“, immerhin mit 882 Fundstellen bei Google-CH. Jetzt habe ich Durst.