Beim Zeus, du sollst nicht zeuseln

August 18th, 2009

(reload vom 10.8.06)

  • Zerzaustes Zeug zeuselt gut
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 8.7.06 auf Seite 15:

    Kinder zeuselten
    Bäretswil. – Der Grossbrand im Heilpädagogischen Institut St. Michael ist geklärt. Die Ermittlungen der Kantonspolizei Zürich ergaben, dass zwei zeuselnde Kleinkinder Heu in der Scheune angezündet hatten. (…)

    Kinder zeuseln
    (Quelle Tages-Anzeiger vom 8.7.06, S. 15)
    Und wieder ein wunderbares Wort der Schweizerdeutschen Sprache gelernt: Zündelt man in der Schweiz mit Zeug, dann ist das „zeuseln“.

    Die Nord- und Mitteldeutschen hingegen stehen mehr auf „Koks“, der schlecht brennt, und wenn es ums Spielen mit dem Feuer geht, dann wird dort nicht gezeuselt, auch nicht „gekokst“, sondern „gekokelt“:

    Unser Variantenwörterbuch kennt sie alle beide:

    zeuseln CH sw.V./hat (Grenzfall des Standards):
    zündeln A CH D (ohne ost), kokeln D-nord/mittel „unvorsichtig mit Feuer spielen“: Mutter Brigitte sass in der Küche, im Wohnzimmer zeuselten Adrian und Dario. Im Handumdrehen stand das alte Haus in Flammen (Blick 25.7.1997,9)

    Kind beim Kokeln
    Wir hoffen stark, dass es bei diesen beiden Varianten beschränkt bleibt und nicht plötzlich 20 weitere Verbformen für „unvorsichtig mit dem Feuer herumspielen“ auftauchen.
    Grimm meint dazu:

    ZEUSELN, verb., gelegentlich auftretende (H. FEDERER berge u. menschen 463) verhochdeutschte lautform des Bd. 31, Sp. 874 schweiz. züseln (STALDER schweiz. idiot. 2, 470; -ö- TOBLER appenz. 461a), welches seinerseits aus zünseln (th. 16, 623) entstanden ist. –
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

    Es steht also auch im Idiotikon, das wir leider bisher immer noch nicht finanzieren und nach Hause schleppen konnten, und ist eine „verhochdeutschte Lautform“ von „züseln“, oder „zünseln“. Ah, jetzt, ja! Und es kommt aus Appenzell, soviel ist klar.

    Bei Google-CH fanden wir 162 Belege.

    Zeuseln ist brandgefährlich
    Langnau: Feuerwehr schult Kindergärtler auf Brandschutz
    (Quelle: Zürichsee Zeitung)

    oder

    Zamt & Zunder zeuseln
    Mit dem Stück «Cowboy, Cowboy» zeigt das Theater Zamt & Zunder ein Stück über Gewalt. Lehrpersonen wird ausführliches, theaterpädagogisches Begleitmaterial überreicht.
    (Quelle: Zuonline.ch)

    Auch die Schreibung mit „ä“ kommt häufig vor.
    Beispiel:

    Jetzt zäuseln sie wieder:
    nehmt ihnen die Streichhölzer weg
    Oder soll das Schweizerhaus in
    Flammen aufgehen?
    (Quelle: freie-meinung.ch)

    Ist das nicht poetisch? Der Duden hat übrigens keine Ahnung von dem Wort, aber immerhin wird es im Deutsch (Schweiz) Thesaurus von Microsoft Word 2003 erwähnt! Ja genau, das berühmte Synonymwörterbuch aus Richmond, was in früheren Versionen zu „Puff“ das Synonym „Frauenhaus“, zu „Unternehmer“ einfach „Ausbeuter“ lieferte, und bei der Eingabe des Wortes „Realitätsverlust“ gnadenlos abstürzte. Ist aber lange nicht mehr so, da hilft kein Ausprobieren. Word ist trittsicher in Sachen Schweizerdeutsch geworden.

    Weise mir Herr Deinen Weg — Wegweise in der Schweiz

    August 17th, 2009

    (reload vom 9.8.06)

    Weise mir, Herr, deinen Weg dass ich wandle in deiner Wahrheit; erhalte mein Herz bei dem einen, dass ich deinen Namen fürchte.
    Psalm 86,11

  • Kirchen in der Schweiz
  • Die Schweiz ist kein rein reformiertes Land, wie wir erst kürzlich erfuhren, sondern es gibt auch sehr katholische Teile, wie den Kanton Luzern. Hinzu kommt die grosse Anzahl von 600 Freikirchen mit 150.000 Mitgliedern, die sich selbst als „Dritte Kraft“ zwischen den zwei grossen Kirchen verstehen (vgl. Freikirchen.ch)

  • 6 bis 10 Prozent Freikirchler mancherorts
  • Diese Freikirchen sind in bestimmten Gegenden stärker vertreten als anderswo, so z. B. in und um Winterthur:

    Knapp 3000 Personen in Winterthur gaben bei der letzten Volkszählung an, zu einer Freikirche zu gehören. Das sind 3.3 Prozent, was deutlich über dem Landesdurchschnitt von 2.2 Prozent liegt. In umliegenden Gemeinden wie Schlatt, Henggart, Truttkon oder Hüntwangen liege der Anteil der Freikirchler sogar zwischen 6 und 10 Prozent,(…).
    Damit sei diese Gegend eine „Hochburg der Evangelikalen“ – vergleichbar nur mit Teilen des Kantons Bern. (…)
    (Quelle: Artikel des Tages-Anzeigers, zitiert auf jesus.ch)

  • Wer weisst uns da den Weg?
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger vom 19.07.06:

    Überarbeitetes Polizeigesetz mit klareren Regeln für Wegweisung
    (…) Umstritten war an dem Artikel vor allem die Wegweisung von Personen, die «die durch ihr Verhalten beim Publikum, namentlich bei Passanten, Anwohnern oder Geschäftsinhabern, begründet Anstoss oder Furcht » bewirkten.

    Diesen Personen weisst die Polizei nicht „den Weg“, sondern schickt sie „weg“. Gelesen sieht das fast gleich aus, wäre da nicht die Grossundkleinschreibung. „Platzverbot aussprechen“ heisst das in Deutschland. Und das wird nicht für zu prall aufgepumpte Luftballons ausgesprochen, sondern immer dann, wenn jemand „fehl am Platz“ ist:

    Nur gelegentlich müssen die Bibliothekarinnen Streit schlichten oder ein Platzverbot aussprechen. Einmal mussten sie die Polizei rufen, als eine Gruppe Mädchen randalierte.
    (Quelle: taz.de)

    Nur grade 262 Belege bei Google-CH im Vergleich zu 12.000 Bei Google-DE machen deutlich, dass „Platzverbot“ eine deutsche Angelegenheit ist.

  • Lichtstrahl, Regal, Speiche oder Wabe? Rayonverbot in der Schweiz
  • Zum Platzverbot sagen die Schweizer Behörden „Rayonverbot“, was uns am Anfang etwas verwirrte, denn das französische Wörtchen „rayon“ kann auch „Lichtstrahl“ heissen, oder „Regal“. Ist damit der Sonnenschein verboten? Oder das Warenregal im Supermarkt? Gemeint ist beim „Rayonverbot“ jedoch der „Umkreis“, der Aufenthalt in einem bestimmten Gebiet. Es muss nicht unbedingt immer ein Platz sein, wie in Deutschland. Google-CH findet 597 Stellen.
    Damit ganz klar ist, um was es beim Schweizer Rayonverbot geht, gibt es dazu auch ein Merkblatt:

    Merkblatt: Rayonverbot
    Vermehrt haben wir festgestellt, dass unter dem Begriff „Rayonverbot“ ganz Unterschiedliches verstanden wird. Das Rayonverbot bzw. die Ausgrenzung von Personen, die keine Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung besitzen, ist in Artikel 13e des Bundesgesetzes über Aufenthalt und Niederlassung der Ausländer (ANAG) verankert. Der Gesetzestext lautet:
    „1 Die zuständige kantonale Behörde kann einem Ausländer, der keine Aufenthalts- oder Niederlassungsbewilligung besitzt und der die öffentliche Sicherheit und Ordnung stört oder gefährdet, insbesondere zur Bekämpfung des widerrechtlichen Betäubungsmittelhandels, die Auflage machen, ein ihm zugewiesenes Gebiet nicht zu verlassen oder ein bestimmtes Gebiet nicht zu betreten.
    (…)
    (Quelle: Merkblatt Rayonverbot)

    Ganz im „Bannstrahl“ des Gesetzes also. Es geht nicht nur ums „Wegweisen“, sondern auch ums Bleiben in einem Gebiet. Dessen Grenzen werden mit Laserstrahlen, den „rayons laser“ kenntlich gemacht, vermuten wir mal.

  • Bleib nicht am Rand stehen
  • Die Schweizer Behördensprache kennt noch einen weiteren Begriff, den wir erst lernen musste. Es geht um Menschen, die in der Schweiz immer am Rand stehen. Am Rand des Schwimmbeckens, am Rand der Street Parade, am Rand des Bahnhofsplatzes. Es sind hier keine Penner, Obdachlose oder Stadtstreicher wie in Deutschland, sondern „Randständige“. Für sie gibt es in er Stadt Zürich eine spezielle Einrichtung:

    Treffpunkt city für Randständige
    Der Treffpunkt city bietet sozial randständigen Menschen mit sehr niedrigem Einkommen und einem meist schlechten gesundheitlichen und psychischen Zustand Aufenthaltsmöglichkeit, günstige Verpflegung und stundeweise Beschäftigung an. Im Rahmen der Einzelfallhilfe erhalten die Besucherinnen und Besucher Beratung, Unterstützung und Vermittlung. Mindestens einmal pro Monat finden gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen statt, bei deren Organisation die Besucherinnen und Besucher miteinbezogen werden.
    Der Treffpunkt city ist täglich von 10.15 bis 17.30 Uhr geöffnet.
    (Quelle: Treffpunkt für Randständige)

    Wir finden es besonders bemerkenswert, dass Randständige sich über dieses Angebot der Stadt Zürich im Internet schlau machen können, den Online-Zugang auf der Parkbank mal locker vorausgesetzt. Vielleicht zählt ja beim Angebot der „stundenweisen Beschäftigung“ auch ein Computerkurs dazu?

    Schlagen Sie auch gern Pföcke oder Pfähle ein? — Neue alte Schweizer Redewendungen

    August 6th, 2009

    (reload vom 3.8.06)

  • Der 1. August in der Schweiz
  • Im Kanton Zürich war das ein merkwürdiger Tag. Wir wollten eigentlich am Waldrand bei einer hübschen Feuerstelle einen lauschigen Abend verleben, oben auf dem Bruederberg bei Bülach, und ins Tal hinab zuschauen, wie die Schweizer bei einsetzender Dunkelheit ihre Raketen abfeuern würden. Nein, keine Scud-Raketen, wir sind hier nicht im Libanon, einfach nur Sylvesterfeuerwerk, das hier am Nationalfeiertag in die Luft gejagt wird.

    Wir fanden dann aber einfach kein trockenes Holz im Wald, weil es den ganzen Tag immer wieder geschüttet hatte. Es war auch besser so, denn wegen der langen Trockenheit war Feuermachen und Feuerwerk Abfeuern im ganzen Kanton verboten. Wir lasen später von 25 „Fehlbaren“ die „verzeigt“ wurden und „verbüsst“ natürlich auch.

  • Am ersten Arbeitstag sollte man lieber keine Pflöcke einschlagen
  • Doris Leuthard trat an diesem Tag ihren Posten als Bundesrätin an und fuhr nach Eischoll im Oberwallis, das sie im Urlaub kennen gelernt hatte, um ihre erste Rede als Bundesrätin zu halten:

    Erster Auftritt von Bundesrätin Doris Leuthard – am 1. August 2006 in Eischoll im Oberwallis
    Reden und Festlichkeiten zum schweizerischen Nationalfeiertag sind ruhig über die Bühne gegangen, an einigen Orten nur dank grossem Polizeiaufgebot. Bundesrätin Doris Leuthard wünschte sich im Wallis eine Schweiz ohne Mauern.
    (Quelle: NZZ.ch)

    Abends wurde dann in 10 vor 10 darauf hingewiesen, dass sie mit dieser Rede „keine Pflöcke eingeschlagen“ habe. Wie denn auch, wenn es ums Mauern einreissen geht, und sie sowieso keinen Hammer dabei hatte. Pfähle setzt man, wenn man einen Zaun errichten will, als erste Vorstufe zu einer Mauer. Pflöcke oder Pfähle einschlagen? Das erinnert an Vampirgeschichten und an das Mittelalter:

    Im westeuropäischen Mittelalter wurden die Opfer – oft handelte es sich, wenn wir den Rechtsbüchern des Mittelalters Glauben schenken dürfen, um Ehebrecher – meistens lebendig begraben und dann mit einem Pfahl durchbohrt. Wie der Rechtshistoriker Dieter Feucht (s. unten) nachgewiesen hat, diente dieses Pfählen nicht als Hinrichtungsart an sich, sondern es sollte den Hingerichteten dauerhaft unter der Erde halten, damit er nicht als rächender Wiedergänger zu den Lebenden zurückkehre.
    (Quelle: Wikipedia)

    Doris Leuthard
    (Quelle Foto: lagruyere.ch)
    Zitat 10 vor 10: „Leuthard schlägt in ihrer Bundesratsrede keine Pflöcke ein“
    (Quelle: 10 vor 10 vom 01.08.06. Video Stream Realplayer bei 01:46)

  • Wo werden sonst noch Pfähle eingeschlagen?
  • Wir wollen diese hübsche Redewendung im Sinne von „Grundsätzliches festlegen“ verstehen, und nicht als grausame Hinrichtungstechnik aus dem Mittelalter. Denn so findet sie sich an manchen Stellen in der Schweiz:

    Man müsse im internationalen Strafrecht einmal eine Auslegeordnung schaffen bzw. eine Übersicht gewinnen und dann wolle man eine gewisse Vereinheitlichung schaffen und die Ziele und Tendenzen festlegen, also die Pfähle einschlagen?
    (Quelle: parlament.ch)

    Die SP wäre erfreut, wenn die FDP inhaltliche Pfähle einschlagen würde: Die politische Debatte wäre dann gewährleistet. Kosmetische PR Vorstösse lassen wir aber ins Leere laufen.
    (Quelle: sp-bs.ch)

    Pfähle einschlagen auch zu dritt möglich:

    Bei GC wären es drei, die gleich ein paar Pfähle einschlagen würden, damit nichts mehr passieren kann. Die Frage ist nur: Was ist besser?»
    (Quelle: Tagesanzeiger.ch)

  • Ist das wirklich eine Schweizer Redewendung?
  • Alle Textstellen aus Deutschland beziehen sich stets Gartenzäune und echte Pfähle, die eingeschlagen werden. Sprichwörtliche Pfähle konnten wir nicht finden im Land des „Jägerzauns“:
    Ein Jägerzaun aus Deutschland
    (Quelle Foto: gartenatelier.de)
    Wahrscheinlich stecken die alle in irgendwelchen verbuddelten Särgen?

    Wollen wir abmachen? — Fürs Rendezvous braucht der Schweizer kein Werkzeug

    Juli 10th, 2009

    (reload vom 7.7.06)

  • Wenn die Schweizer etwas abmachen
  • Manche Formulierungen der Schweizer sind für uns in den letzten Jahren völlig normal geworden, auch wenn wir sie immer noch nicht aktiv verwenden würden. Dazu zählt sicherlich die Angewohnheit, ständig etwas abmachen zu wollen. Wir denken da nach wie vor an Schraubendreher und anderes Werkzeug, mit dem man was los machen kann, denn das ist für uns abmachen. Etwas lösen.

    Der Duden meint dazu

    abmachen (sw. V.; hat):
    1. (ugs.) von etwas loslösen und entfernen:

    den Rost abmachen.; das Schild [von der Tür] abmachen.;
    Übertragung: das mach dir man ab, Vater! Schnaps kriegst du nie mehr (Berlin.; das schlag dir aus dem Kopf!; Fallada, Jeder 327).
    (Quelle: duden.de)

    Abmachen tun wir grundsätzlich sehr gern, denn wir sind gern, wenn irgendwo was los ist. Die Deutschen verwenden das praktische Verb freilich auch im Sinne von „vereinbaren“, dann aber nur in der 2. Partizip Form. Das ist die mit dem „ge“ dazwischen:

    2.
    a) vereinbaren:
    einen neuen Termin, eine dreimonatige Kündigungsfrist abmachen; wir hatten abgemacht, dass jeder die Hälfte zahlen soll; es war zwischen ihnen noch nichts abgemacht worden; (häufig im 2. Part.) (bekräftigend, zustimmend in Bezug auf den Abschluss einer Vereinbarung:) abgemacht!;

  • Am Abmachen erkennen Sie den Schweizer
  • Während die Deutschen nur eine „Abmachung treffen“, wenn es sehr förmlich zugeht, treffen sich die Schweizer, wenn sie was abmachen. Das „was“ ist dabei absolut unwichtig, denn es geht auch ganz direkt und zwanglos in der Schweiz. Die Frage: „Wollen wir abmachen“ ist eine durchaus akzeptierte Form des Anbändelns:
    In Schweizer Internet-Foren findet man das mit schöner Regelmässigkeit:

    Bike Treff/Tour in Luzern

    @ Kyle
    Wann und wo wollen wir abmachen?
    (Quelle: traildevis.ch/forum)

    Spielst Du auch Tennis?
    Wollen wir abmachen?
    (Quelle: fcbforum.ch)

    Wenn Sie diesen Satz in einem ansonsten recht anonymen Forum lesen, dann können Sie sicher sein, dass der Schreiber oder die Schreiberin Schweizer(in) ist. Deutsche würden eher fragen: „Wollen wir uns treffen?“ oder „Hast Du Lust auf ein Bier“, „Gehen wir Tauben vergiften im Park?“, ach nee, das war ja der Wiener Georg Kreisler, der das bei den Wienern populär machte.

    Suchen Sie Streit? Gehen Sie in einen Lämpen-Laden!

    Juli 8th, 2009

    (reload vom 4.7.06)

  • Lämpen haben in der Schweiz
  • Eine Lampe ist eine prima Sache. Mit ihr kann man zum Beispiel im Dunkeln lesen, oder den Weg zum Kühlschrank finden, ohne sich das Knie an der Tischkante anzustossen. Mehr als eine Lampe sind „Lampen“, und dann gibt es da noch die „Lämpen“, die die Schweizer mitunter haben, aber auf die keiner so richtig scharf ist.

    Unser Variantenwörterbuch meint dazu:

    Lämpen CH die; nur Plur.: „Auseinandersetzungen, Streitereien“: Ich bezahl auch sofort, will keine Lämpen mit Franz (Durschei, Meldegg 148)

    Der altmodische Duden kennt das Wort mit einer ganz anderen Bedeutung:

    Lämpen, der; -s, – [spätmhd. lempe = Stück Fleisch]
    (schweiz.): Doppelkinn.

    Wie kommen wir vom Doppelkinn zu den Streitereien? Sind es die vielen Streitereien, die das Doppelkinn entstehen lassen?

    Lämpen fanden sich auch im Tages-Anzeiger vom 30. September 2004

    Lämpen mit Laax
    Südschneiser und Laaxer Skitourismusleute sind wegen eines ironischen Plakatplagiats aneinander geraten.
    (Quelle: )

    Oder im Kleinreport.ch

    Wieder Lämpen zwischen Teleclub und Cablecom
    Neue Runde im mehrjährigen Seilziehen zwischen dem Kabelnetzbetreiber Cablecom und der Pay-TV-Firma Teleclub
    (Quelle: kleinreport.ch)

    Sogar die NZZ, sonst immer betont bemüht, ohne Helvetismen auszukommen, verwendet in einem NZZ-Folio Interview diese Formulierung

    Ich will friedlich leben und mit niemandem Lämpen haben. Ich bin nicht unglücklich, wenn es mit meinem Leben so weitergeht.»
    (Quelle: nzz.ch)

    Kompliziert wird es bei Grimm

    schweiz. lampen hängen, welken, sich schlaff bewegen STALDER 2, 154;
    in Appenzell lampa schlaff herabhängen TOBLER 290b;
    auch hess. lampen nachlassen, nachlässig sein VILMAR 235; (…)
    schweiz. lämpi liederlicher, nachlässiger mensch, der lämpen der lappen, abgerissenes stück von einem ganzen, wampe beim rindvieh;
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

  • Lämpe nicht mit Meister Lampe
  • In der Tierwelt ist „Meister Lampe“ ein anderes Wort für einen Hasen, denn dessen Stummelschwanz leuchtet so schön im Dunkel, wenn er davon hoppelt, ganz ohne „Lämpe“ zu machen. Falsch, die „Lampe“ ist eine Kurzform von „Lamprecht“, denn so wurde der Hase in Fabeln und Märchen genannt: Meister Lampe[recht]

  • Lehrer Lempel kann auch Stress machen.
  • Der Lehrer Lempel, von Wilhelm Busch, war nicht so fürs Streiten bekannt, sondern mehr für seine einfühlsamen pädagogischen Umgangsformen.
    Lehrer Lempel von Busch

  • Kommen wir giessen einen auf die Lampe
  • Im Norden kann sich dann noch „einen auf die Lampe giessen“, sprich: etwas Alkoholisches trinken, was allerdings nicht wörtlich gemeint ist.

    „Die Wendung geht auf den Gebrauch von Öllampen zurück. „Öl auf die Lampe giessen“ heisst soviel wie „Öl nachfüllen“.
    (Quelle: Duden Redensarten)

    So schlimm geht es uns ja wohl hoffentlich nicht, dass wir jetzt gleich Spiritus oder Duftöl saufen müssen. Jetzt fängt das Thema an, nach „Lampe zu riechen“. Auch eine hübsche Redewendung, wenn etwas „gequält, gewollt wirkt; die Anstrengung erkennen lässt“.
    Die Wendung bezieht sich darauf, dass mühsames Arbeiten sich bis spät in die Nacht hinzieht, dass man also lange die Lampe brennen lassen muss. Darum jetzt nix wie „Lampe löschen“! Und keine Lämpe deswegen!