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Warum die Bulgaren nicht die Schweiz erobert haben — Busfahren mit Pony in Schaffhausen geht nicht

  • Der Conny ihr Pony in Schaffhausen
  • Diesen sehr hübsch gemachten Animationsfilm von Robert Pohle bekamen wir zugeschickt. Schon unter sprachlichen Gesichtspunkten betrachtet ist er spannend anzuschauen, weil er uns ein paar gute Beispiele für gebrochenes gesprochenes „Schweizerhochdeutsch“ liefert. Zum Beispiel „gespiesen„, oder „zusammenknäulen„. Aber er macht auch als kunstvoller Schweizer Animationsfilm mit überraschend pragmatischem Ende einfach Spass. Die wichtigste Erkenntnis des Films ist die bis lang total unbekannte Erklärung, warum die Schweiz noch nicht von den Bulgaren erobert wurde. Viel Spass beim Anschauen:


    Der Conny ihr Pony from robert pohle on Vimeo.

    Gesprochen (und wahrscheinlich auch geschrieben) wurde der Text vom Schweizer Slampoet-Meister Gabriel Vetter. Auf seiner Homepage findet sich ein weiteres „Tierstück“ über „Wazlav der Hamster„, genial anzuhören hier.

    Gabriel Vetter

    Bei Wikipedia lesen wir über Gabriel Vetter:

    Gabriel Vetter (* 1983 in Beggingen/SH, CH) ist ein deutschsprachiger Slampoet. Nachdem er eher zufällig einem Poetry Slam in Darmstadt als Zuschauer beiwohnte, beschloss er, es selbst einmal auf der Bühne zu versuchen. Von seinen ersten 32 Slams ging Gabriel Vetter 28 Mal als Sieger hervor. Im Herbst 2004 setzte er sich beim größten Poetry Slam Europas, dem German International Poetry Slam in Stuttgart gegenüber 100 anderen Autoren im Einzel durch und wurde zum besten Slammer des Jahres 2004 im deutschsprachigen Raum gekürt. 2006 gewann er als bisher jüngster Preisträger den renommierten Kabarett-Preis „Salzburger Stier“.
    (Quelle: Wikipedia)

    

    7 Responses to “Warum die Bulgaren nicht die Schweiz erobert haben — Busfahren mit Pony in Schaffhausen geht nicht”

    1. MacZürich Says:

      Nachdem keiner den Anfang mache will, mach‘ ich das ‚mal. „Zusammenknäulen“ ist aus meiner Sicht kein Helvetismus. Den Begriff kenne ich schon wesentlich länger. Wir habe ja auch das Wollknäuel in Deutschland. Lt. Duden: knäŠulen / knäuelen (ugs. füŸr zusammendrüŸcken).
      Im Gegensatz dazu ist „gespiesen“ ein klarer Helvetismus.
      Duden: speisen; du speist; er/sie speiste; gespeist (schweiz. Ÿbertr. oder mdal. gespiesen)

    2. Phipu Says:

      an MacZürich

      Das mit dem „gespiesen“ statt „gespeist“ passt zu den durchs Dialektsprechen auf Hochdeutsch falsch (bzw. als Helvetismus, aber eher tendiere ich auf „falsch“) deklinierten Vergangenheiten. Falls du noch mehr solche Beispiele kennen lernen willst, die Blogwiese Blogwiese erwähnt auch schon ein paar:

      http://www.blogwiese.ch/archives/193
      http://www.blogwiese.ch/archives/751 bzw. http://www.blogwiese.ch/archives/101
      http://www.blogwiese.ch/archives/759

      Ein häufiger solcher Fehler ist auch, dass Deutschschweizer (und andere Deutschsprachige mit Dialekthandicap) oft das Partizip „geschalten“ brauchen, obwohl Hochdeutsch „geschaltet“ richtig wäre.

    3. helza Says:

      Dialekthandicap – mein Favorit für das Unwort des Monats. Phipu hält also Schweizer und andere Dialekt Sprechende für Behinderte. Und da fragt Ihr Euch noch, weshalb wir die Deutschen als anmassend und arrogant empfinden.

    4. helza Says:

      Nix da mit falsch dekliniert.
      Speisen im Sinne von essen wird ’speisen‘ zu ‚gespiesen‘ (wir haben gut gespiesen)
      Speisen im Sinne von etwas einspeisen, z.B. Energie oder Wasser in eine Leitung heisst auch ’speisen‘, wird aber zu ‚gespeist‘ (der See speist das Kraftwerk)
      Das ist der kleine, feine Unterschied, den man in der Schweiz macht. Ganz Dudenkonform übrigens.

    5. Guggeere Says:

      @ Helza
      Gespeist vs. gespiesen: selber falsch!
      Aus meinem weiten schweizerischen Dialektumfeld kenne ich nur «gspise», ob nun wörtlich oder im übertragenen Sinn. (Sag mir andernfalls, welche Muttersprachler allgemein «i ha gspiist» sagen.)
      Ausserdem bitte Duden richtig lesen: Band 1, Die deutsche Rechtschreibung: «schweiz. übertr. oder mdal. gespiesen». – M. a. W.: «Gespiesen» wird im schweizerisch gefärbten Standarddeutsch allerhöchstens im übertragenen Sinn zugelassen.
      Im Weiteren empfehle ich mehr Vorsicht. Manchmal nämlich belieben Dr. Konrad Dudens Erben einander zu widersprechen: Duden 9, Richtiges und gutes Deutsch: «Das Verb speisen wird standardsprachlich nur regelmäßig gebeugt: speiste, gespeist (nicht þ wie gelegentlich in scherzhafter Redeweise þ: gespiesen)».
      Ergo: Hände weg von «gespiesen»! Und die superfeinen Unterschiede entpuppen sich allzu oft leider als «Günggifünggi».
      Zu guter Letzt: nicht alles so ernst nehmen («Dialekthandicap» – Achtung, Ironie!).

    6. pit vo lissabon Says:

      hallo guggeere, danke hast du den hinweis auf die „scherzhafte Redeweise“ gefunden. ein paar generationen später meinen aber ein paar distinguiert reden wollende zeitgenossen, das sei nun das nonplusultra. und man bringt diese sprachlichen saumoden nie mehr weg. normale menschen sagen sowieso nicht „y ha gschpise“ sondern „y ha gässe“.

    7. Phipu Says:

      An Guggere

      Danke für die Schützenhilfe von wegen „Handicap“

      An Helza

      Nun mal ernsthaft: Wenn ich die Blogwiese nicht schon so lange verfolgen würde, glaubte ich im Fall auch, allfällige Ausdrücke aus Schweizer Hochdeutsch würden ennet des Rheins problemlos verstanden, gäbe man sie nur innert nützlicher Frist und scharf wie ein Sackmesser ausgesprochen ab, und dies erst noch besser tönend als auch schon.

      Dieser letzte Satz klingt jetzt besonders unzulänglich deutsch, da ich mich bemüht habe, möglichst viele Helvetismen einzupacken, von denen du sicher (fast) alle erkannt hast. Wäre ich als Deutschschweizer mir der besonderen Schweizer Ausdrücke oder Formulierungen überhaupt nicht bewusst, könnte ich damit das Verständnis beim Deutschen Zuhörer durchaus „behindern“.

      Es „behindert“ aber noch viel mehr den natürlich schnellen Sprachfluss, wenn man bei jedem zweiten Wort überlegen muss, ob es auch wirklich deutschlandtauglich ist. Für einen berechtigten Komplex beim Sprechen unter lauter Deutschen reicht das allemal.

      Hattest du diesen Komplex bisher noch nie? Dann schau also mal nach, ob du die Wörter in dieser Liste alle auch selbst als Helvetismen identifiziert hättest: http://de.wikipedia.org/wiki/Helvetismus . Deutsche kann man andererseits fragen, ob sie das alles verstanden hätten.

      Zusätzlich zu diesem Wiki-Eintrag empfehle ich für die besonderen Formulierungen (deutsche Wörter in anderer Reihenfolge, die einen besonders Schweizerischen Sinn ergeben, wie z.B. „erst noch“) noch die Blogwiese zu durchforsten.

      Verstehst du jetzt, was ich mit Dialekthandicap augenzwinkernd meinte? Es soll dich trösten, dass ich hier mit „Deutschland“ und „Deutschen“ auch die dortigen Dialektsprecher einschliesse, die auch so ihre Wörter haben, die wir und andere Deutsche nicht auf Anhieb verstehen.