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Ich ziehe, ich zog, ich bin überzogen — Schweizerdeutsch für Fortgeschrittene

  • Die Eurovision ist ein Schweizerprodukt
  • Neulich war wieder der Gottschalk im Deutschen Fernsehen, bzw. auf „Eurovision“ zu sehen.

    Falls Sie es verpasst haben, hier das absolute Highlight aus der letzten Sendung. Ein österreichischer Kandidat aus der Schweiz pustet Kerzen aus. Gottschalk treibt ihn an, bis er „immer mit der Ruhe“ entgegnet:

    (Quelle: Wetten Dass am 8.12.07, Kerzenauspust-Wette: „Norbert Lienhart aus Lengau in der wunderschönen Schweiz wettet, dass er aus drei Metern Entfernung mit einem Christbaumständer 14 Kerzen ausblasen kann.“
    Millionen schauen zu, wie 3 Minuten nichts passiert, ausser das ein bisschen – nicht mal heisse – Luft verpustet wird. Genial. Und wieder wissen wir, warum wir unser TV-Gerät verschenkt haben.

  • Geburtsort der Eurovision
  • Das ist die „Vision von Euroland“, da macht die Schweiz fleissig mit. Ganz visionär, und das Deutsche Fernsehen ist bei diesen Events fest im Blick, bzw. gelegentlich auch zu Gast im eigenen Land. Schliesslich wurde „Eurovision“ 1954 in Genf gegründet, ist damit quasi ein Schweizerprodukt, weil 100% in der Schweiz erzeugt. Damals dachte man noch lange nicht an die Einführung des Euros und an Visionen von Europa.

  • Sind sie auch überzogen?
  • Der liebe Thomas Gottschalk hat bei „Wetten dass…“ Mühe, die geplante Sendezeit einzuhalten, und so überzieht er manches mal, bis zu 40 Minuten wurde schon „überzogen“. Aber das ist für Schweizer kein ungewöhnlicher Zustand, denn neulich belauschte ich zwei S-Bahn Pendler im Gespräch, und so erfuhr ich, wovon der eine Fahrgast völlig „überzogen“ war. Jedenfalls nicht von „Wetten Dass…“

    Schon wieder was gelernt, diesmal eine interessante Variante des Partizips von „überzeugen“: Ich überzeuge, ich überzog, ich habe /bin überzogen. Sonst war uns das nur vom Girokonto bekannt. Obwohl, so einfach kann das in der Schweiz gar nicht überzogen werden, denn anders als in Deutschland werden sie nur mit grosser Mühe oder fetten Geldreserven beim privaten Geldinstitut einen nennenswerten Überziehungskredit bekommen. Es sei denn, Sie besorgen sich eine CoopSupercard oder die MigrosCard. Bei diesen Instituten ist man davon überzogen, dass ihre Kundenkreditkarte ruhig auch überzogen sein darf.

  • Verzogen oder gezügelt?
  • „Verzogen“ sind in der Schweiz, wenn überhaupt, nur ganz selten ein paar Kinder, niemals deren Eltern, denn die „haben gezügelt“, somit sind sie danach „gezügelt“, was an schwarze Lederklamotten incl. Peitsche und Zügel denken lässt.

    Immerhin fanden sich 153 Belegstellen bei Google-CH für „ich bin überzogen“ gegenüber nur vier Stellen bei Google-DE. Das hat uns völlig überzogen.

    

    26 Responses to “Ich ziehe, ich zog, ich bin überzogen — Schweizerdeutsch für Fortgeschrittene”

    1. Phipu Says:

      „Verzogen“ erscheint mir ziemlich altmodisch. Ich mag mich noch erinnern, dass dies vor wenigen Jahrzehnten auf unzustellbaren Briefen stand, um der Post mitzuteilen, dass die Adresse nicht mehr stimmt. („Weggezogen“ wäre auch hier hochdeutsch angebracht „gezügelt“ ist schliesslich Dialekt). Dieses „verzogen“ passt zu den andern alten Postausdrücken wie „refusé“ (verweigert), „chargé“ (eingeschrieben, heute richtig französisch: „recommandé“), die man oft auch in der Deutschschweiz auf die Briefe schrieb. Möglicherweise haben all diese Ausdrücke etwas damit zu tun, dass sie kürzer sind als das eigentlich zu brauchende deutsche Wort. Das müsste mal jemand, der das Postwesen noch aus dem Analog-Zeitalter kennt, erläutern (Ich weiss hingegen, weshalb man in den Telegrammen „ankomme um 14 Uhr“ statt „… komme … an“ schrieb. Aber damit hat es wohl nichts zu tun).

      Jens,
      Wenn du etwas intensiver die Ohren spitzt, wirst du noch viele dieser im Dialekt etwas abenteuerlichen Partizipien hören. Die rutschen unsereins dummerweise auch manchmal im Hochdeutschen durch. Gegenwärtig kommen mir da nur zwei solche Fälle in den Sinn:
      – „genossen“ von „niesen“ und nicht „geniessen“. (findet man als falsches Hochdeutsch zusammen mit „gehustet“ in Google)
      – „ausgelehnt“ von „ausleihen“, hat nichts mit „anlehnen“ zu tun. (Dialekt „lehne“ heisst Hochdeutsch „leihen“, s. im Duden unter dem Nomen „Lehen“, heute noch in „Darlehen“ bekannt)

      Ein ähnlich lohnenswertes Kapitel wäre der Ausflug in die besonders blumige Welt des berndeutschen Konjunktiv. Z.B. „Das piest mer no, we’s no meh dervo gubti, de blubti lenger, u miecht ds nächschte Mau o mit“ (Das passte mir gut, gäbe es davon noch mehr, dann bliebe ich länger und machte beim nächsten Mal auch mit). Kein Wunder umgehen viele Deutschschweizer vor lauter Unsicherheit diese zweifelhaften Formen mit dem Hilfsverb „würde“. Durch diese und andere in der Blogwiese geschilderten Dialekteinflüsse wird ihr Hochdeutsch weniger eloquent und sie verkaufen sich bei Stellenbewerbungen weniger gut, und müssen dann zusehen, wie deutsche Professoren an ihrer Statt eingestellt werden, denen als Nicht-Alemannischsprecher kein Dialekt Knebel, äh Knüppel zwischen die Beine wirft.

    2. Tellerrand Says:

      off topic

      Habe gestern Abend den genialen Film „Stranger than fiction“ von Marc Foster gesehen. Der Regisseur ist ein idealer Kandidat für das sehr beliebte „wer hat’s erfunden“-Spiel. Geboren in Deutschland, aufgewachsen in der Schweiz und Filmemachen gelernt in New York. Wenn Foster den ersten Oscar bekommt, was mir nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint, gibt’s sicher wieder ein peinlichen öffentlichen Disput zwischen CH und D.

      Zur anstehenden Diskussion: Er hat keinen Schweizer Pass 😉

      Ich habe mir die deutschsprachige Version angesehen und war an zwei Stellen über die eingestreuten Schweizbezüge amüsiert. Einmal sieht sich der Protagonist Tierfilme im Fernsehen an und die Kommentarstimme eines dieser Filme spricht ein grottenschlechtes Schweizerdeutsch. An einer anderen Stelle attestiert die ansonsten makelloses Hochdeutsch sprechende Off-Stimme des Filmes selbigem, Harold Crick, er habe schon viele „Mutationen“ durchgemacht, was für deutsche Ohren ziemlich seltsam klingt, da mutieren dort völlig andere Konnotationen hat.

    3. Thomas Says:

      @phipu: bist du sicher, dass auf den Briefen nicht ‚umgezogen‘ stand? Weil verzogen ist ja nicht veraltet, sondern beschreibt einfach ‚Saugoofe‘, also unartige Kinder (womit man mit ‚verzogen‘ die Schuld weniger den Kindern als viel mehr den Eltern zurechnet). Oder hab ich jetzt da ein Allemannisches/Teutonisches Wirrwarr?
      Réfusé schreib ich auch heute noch einigermassen häufig auf Briefe…

    4. mare Says:

      @phipu
      Auch Deutschsprechende aus Deutschland brauchen falsche Partizipformen: so habe ich auch schon im ZDF die Formen „gewunken“ und „gehunken“ gehört. Die starken Deklinationen sind ohnehin schöner, also lassen wir diese Formen durchgehen.

    5. Simone Says:

      Vielleicht kann man „überzogen“ auch für „overdressed“ verwenden? Für Schweizerdeutsch gilt ohnehin die Devise: Anything goes. Man ist hier absolut postmodern.

    6. Christian Says:

      Salve
      Ob gezogen, verzogen oder ungezogen. Unsere Goofen sind eh ungezogen und wir verziehen uns auch bald. Hoffe ich zumindest… ist jemand auf der Suche nach einer 4.5Zimmer Wohnung bei Solothurn? Dann nichts wie melden bei mir, damit ich mich verziehen kann und Du einziehen kannst. Danach schreiben wir beide auf unsere Rechnungen verzogen. 😉 Im Sinne von verreist, nicht von schlecht erzogen. 😀

      Christian

    7. prostmaster Says:

      @mare: hier entscheidet nicht die Logik, sondern das Sprachgefühl:
      – hinken, gehinkt
      – winken, gewinkt
      – stinken, gestinkt ???

      daher ist vom Sprachgefühl her für CHler
      – speisen, gespiesen
      – überzeugen, überzogen
      gar nicht so falsch.

    8. DaniDo Says:

      Marc Forster ist Schweizer.

      Zu überzogen ist zu sagen, dass es einfach schade ist, wenn es Schweizer gibt, die dies im Sinn von überzeugt gebrauchen. Denn damit ist einfach Differenzierungsmöglichkeit zu „mit Schokolade überzogen“ weg.

      Man sagt ja auch nicht „ich han es kind zoge“…soviel zu prostmasters Argumentation.

      Leider ein verbreiteter Fehler…

    9. neuromat Says:

      Phipu hat richtig gelesen.

      Verzogen steht da drauf auf diesen Briefen, die von Zeitgenossen zurückkommen, die kein vernünftiges Selbstmanagement besitzen und ihre Adressenwechsel nie angeben, meistens nach unbekannt oder auch auf unbekannt. Somit sind sie möglicherweise auch verzogen, denn tolle Manieren sind das nicht.

    10. neuromat Says:

      ach so

      @ mare

      auch beim Deutschen Fernsehen arbeiten Schweizer und Süddeutsche Allemannen – aber schöner „klingt’s“…

    11. Doro Says:

      @Thomas

      in Deutschland stand (vieleicht auch noch: steht) tatsächlich „unbekannt verzogen“ auf den Briefen. Für mich klingt „verzogen“ im Zusammenhang mit einem Umzug wirklich völlig normal.

      Dafür hat mich der Begriff „zügeln“, als ich ihn vor vielen Jahren das erste Mal hörte, wirklich sehr erheiternd. Ich hatte gleich das Bild von antiquierten Schweizern vor meinem inneren Auge, die auf einem alten Pferdewagen ihr Hab und Gut festgezurrt haben und nun mit den Zügeln in der Hand den Gaul antreiben (Ich entschuldige mich hiermit in aller Form bei allen Schweizern für diese Assoziation und bitte darum, wohlwollend zu bedenken, dass ich zumindest auch unterstellt habe, die Schweizer hätten die Zügel in der Hand)

    12. Georges Says:

      Soweit mir aus der Primarschule noch in Erinnerung ist, gibt es starke und schwache Konjugation. Bei der schwachen bleiben die Vokale erhalten (z.B. sagen, ich sagte), bei der starken ändern sie (z.B. sprechen, ich sprach).

      In der deutschen Sprache setzt sich nun die schwache Konjugation immer mehr durch, heute sagte man eher “ich backte” als “ich buk”.

      Das CH-Deutsch ist ja viel näher am Mittelhochdeutschen geblieben als das D-Deutsch. Daher sind im CH-Deutschen auch viele starke Konjugationen erhalten geblieben, die für Deutsche bereits sehr seltsam klingen.

    13. Barbarella Says:

      Ja, ja, das gute alte „Zügeln“ …

      Das war einer meiner ersten Schwyzer-dütschen Begriffe, die ich lernte.

      Und ehrlich: Ich wundere mich noch heute, wie oft das Wort eigentlich so im normalen Sprachgebrauch vorkommt, wenn ich mit meinem Freund und seiner Familie / seinen Freunden spreche – hab manchmal das Gefühl, die Schweizer ziehen viel mehr um als die Deutschen! Echt!

    14. Phipu Says:

      An Thomas,

      Nein, beim Googeln stiess ich auf den nötigen Zusatz „++unbekannt++ verzogen“. Und ich bleibe dabei, dass es mir altmodisch erscheint. Aber es ist offenbar eher noch im deutschen als im Schweizer Sprachgebrauch üblich (gewesen?).

      http://www.weltbild.ch/artikel.php?WEA=2220694&artikelnummer=11508226&mode=art&PUBLICAID=7d437f8e5b814d900d245bb4c1c51dd5

      http://www.lpb-bw.de/publikationen/evakuiert/evakuiert.htm
      (Zum letzten Link: Soviel zu Neuromats Behauptung, nur Leute mit schlechten Manieren kämen nicht dazu, ihre Adressänderungen mitzuteilen. Aber dennoch merci für die Schützenhilfe)

      Es stimmt aber, dass die meisten „verzogenen“ Leute, die man eben noch antrifft, weil sie noch nicht in eine andere Stadt „verzogen“ sind, Kinder sind, die dann vielleicht als Jugendliche mal eine Strolchenfahrt ( http://www.blogwiese.ch/archives/127 ) unternehmen, nach welcher ein Auto mit „verzogenem“ Rahmen am Strassenbord ( http://www.blogwiese.ch/archives/250 ) liegt.

    15. Simi Says:

      und nicht zu vergessen: die Schweizer haben „abgestummen“!

    16. neuromat Says:

      @ simi

      hatte schon immer das Gefühl, dass es häufig eine „Abstummung“ gibt 😉

      mit abgestummen haben auch andere Probleme:

      http://www.windowsvistamagazin.de/?menu=forum&s=thread&bid=10&tid=6160245

      es geht nicht um die Miss Wahl auf dem Bild rechts. Schreibt hier ein Schweizer ueberd en Deutschen Bundestag oder ein Alemanne?

    17. neuromat Says:

      @ phipu

      wusste gar nicht, dass die freiwillig weggezogen waren … denke eher die wurden gezügelt, womit dann der aktive Part wieder bei denen mit den schlechten Manieren liegen würde. Nur die, die hatten keine schlechten Manieren, die hatten überhaupt gar keine … wird vielleicht alles wieder aktuell mit diesen Vertreibungen … wir lasen hier von Journalistinnen und Aerztinnen …

      in diesem Zusammenhang noch ein Link

      http://www.amazon.de/Volksgemeinschaft-Selbsterm%C3%A4chtigung-Gewalt-deutschen-Provinz/dp/3936096740/ref=cm_cr-mr-title

      mir ist egal welche Herkunft die Vertreiber haben, mit normalen menschlichen Massstäben sind die nicht mehr zu messen – nur: wehret den Anfängen!

    18. Phipu Says:

      Mir fiel eben ein weiterer Verständnis-Stolperstein zu diesem Zusammenhang ein. Deutsche Neuzuzüger könnten gerade das falsche Element suchen, wenn sie die in einigen Dialekten übliche Version „D’Chile hät brunne“ hören. Die erste Frage wird sich stellen, wieso es nicht „en Brunne“ (ein Brunnen) heisst, den die Kirche haben soll. Die Lösung eröffnet sich dann, wenn man am angegebenen Ort seine Trinkwasserflasche nur mit Löschwasserresten föllen kann, statt am erhofften Brunnen. („brunne“ aber auch „brännt/brönnt/brennt“ = „gebrannt“. Teilweise Erklärung zum Wegfall des „ge-“ im folgenden Kommentar, in den letzten vier Abschnitten: http://www.blogwiese.ch/archives/680#comment-164825 )

      Auf der Google-Suche nach „brunne“ bin ich auf den Hinweis der Gesellschaft zur „Stärkung der Verben“ gestossen, die eine tolle Liste von „altmodisch“ konjugierten Verben führt, von denen mir einige jedoch in Dialekt übertragen gar nicht so falsch erscheinen.

      http://verben.texttheater.de/v3/roteliste.htm

      Die anderen dort angesprochenen Themen zur Konservierung der deutschen Sprache lohnen sich ebenfalls für Sprachinteressierte.

    19. neuromat Says:

      @ Phipu

      „brunne“ ist meines Erachtens weniger gebräuchlich als „brönnt“, zumal brunne auch in der Bedeutung von Brunnen als Verb gebraucht werden kann. Bezeichnet nur eine Tätigkeit, die ausgestorben sein dürfte.

    20. Flaneur Says:

      Also dass man auch „gewunken“ sagen darf, das finde ich irgendwie gut. Ich meine… Etymologie hin oder her… man kann’s (die Rechtschreibung) auch übertreiben mit Sachen, die kaum ein Mensch richtig herleiten kann.

      Aber was das „verzogen“ anbetrifft:

      Ich weiss gar nicht, was ihr habt?!?
      Gut, ich pflege vielleicht manchmal eine etwas altertümliche Ausdrucksweise, aber ich bin noch recht jung (25) und empfinde „verzogen“ als völlig normal und nicht altertümlich. Wenn ich einen falsch adressierten Brief im Postkasten hätte, dann würde ich spontan „unbekannt verzogen“ draufschreiben, und ihn wieder einwerfen.

      Ansonsten teile ich Doros Meinung: Das „zügeln“ ist für den Neuzuzüger aus dem grossen Kanton wirklich etwas erheiternd. Da hat man gleich die Assoziation, dass da noch echt jemand „die Zügel“ irgendwelcher Zugviecher in die Hand nimmt. Geht mir immer noch etwas so… gut… andere ungewohnte Wörter wie „tönen“ tönen einem im Alltag halt häufiger entgegen…

    21. Phipu Says:

      An Neuromat
      Zur Verteidigung aller Westdeutschschweizer: ich selbst sage auch nicht „brunne“. Aber so um Zürich rum dürfte das durchaus üblich sein. Wer es geografisch genauer eingrenzen kann, soll dies uns nur mitteilen.

    22. pit vo lissabon Says:

      spannend wird es, wenn ein verb zwei unterschiedliche mittelworte der vergangenheit hat. etwa SCHLEIFEN. da las ich doch in einer basler zeitung: die festung hüningen wurde geschliffen. also: messer werden geschliffen, festungen werden geschleift.

    23. Schnägge Says:

      Zu den verzogenen Deutschen: Mittlerweile kommen Briefe, glaube ich, als „unzustellbar“ zurück, weil man sich so den Grund spart, wenn man nicht genau weiß, ob der Empfänger zu verzogen ist, um die Rechnung ordnungsgemäß anzunehmen oder ob er bloß verstorben.
      Man sollte wieder öfter richtige Breife schreiben…

      @Jens: Hattest du eigentlich schon erwähnt, dass der Elektrobrief in D weiblich ist, in der neutralen Schweiz aber hauptsächlich sächlich?
      Hat jedenfalls die neueste Auswertung des „Atlas zur deutschen Alltagssprache“ festgestellt:
      http://www.philhist.uni-augsburg.de/lehrstuehle/germanistik/sprachwissenschaft/ada/runde_4/f24e/

    24. Phipu Says:

      An Schnägge

      Im Zweifelsfall in der Schweiz immer „das“ brauchen. (z.B. Tram, SMS etc.) Damit es nicht zu einfach wird, gibt es auch ein paar Ausnahmen, z.B.:
      CH der Fax, DE das Fax
      CH der Gel, ([Schel] von frz. „le gel“), DE: das Gel [Gggel]
      CH die Foto, DE das Foto
      Und viele mehr. Wobei viele nur im Dialekt andere Artikel haben (z.B. Berndeutsch „’s Täuer“ = das Teller) und schon zu „Schriftdeutsch“ als falsch gelten.
      Ich weiss aber unterdessen selbst nicht mehr, was davon schon in der Blogwiese vorkommt.

    25. Phipu Says:

      An Pit von Lissabon

      Mir fällt da eben noch so ein doppeldeutiges Verb ein:

      Wie heisst die Vergangenheit von wachsen: „wachste, gewachst“? Ja, wenn „eine Wachsschicht auftragen“ gemeint ist. Nein, nämlich „wuchs, gewachsen“ wenn „an Grösse zunehmen“ gemeint ist.

    26. Phipu Says:

      Ich entdecke laufend neue starke Deklinationen im Dialekt, seit ich darauf sensibilisiert bin:
      gerade kürzlich gehört: „Das hämmer au scho gmolde“ (gemolden für gemeldet) oder „Da han ich mich tosche“ (getoschen für getäuscht).

      Die richtig Neugierigen, sollen mal im Netz danach googeln, ob auch diese beiden als Fehler in hochdeutschen Texten vorkommen. Ich wäre darüber nicht allzu erstaunt.