Bis zum Gymnasium nur Alemannisch gesprochen — Jugend im Dreiländereck
Fischingen ist ein kleiner südbadischer Ort, unweit von Basel am Oberrhein gelegen. In Fischingen wird Alemannisch gesprochen. Sylvie stammt aus Fischingen, sie wuchs dort auf und besuchte dort die Grundschule. Sie erzählte uns, dass in der Grundschule in den Siebzigerjahren ausschliesslich Mundart, also Oberalemannisch gesprochen wurde. Auch von den Lehrern. Geschrieben wurde nicht in dieser Sprache, nur gesprochen. Geschrieben wurde auf Hochdeutsch, aber schon beim Vorlesen der geschriebenen Texte kam die alemannische Aussprach der stimmlosen Konsonanten zum Zuge: „Wir gehen in den Tssooo“ statt „in den Zoo“ mit einem brummenden stimmhaften „Z“ am Anfang.
Der Wechsel auf das nächste humanistische Gymnasium war ein sprachlicher Schock für Sylvie. Plötzlich verlangte der aus Norddeutschland zugezogene Deutschlehrer von ihr, dass sie nur noch Hochdeutsch sprechen sollte. Sie wehrte sich dagegen. Schliesslich war der doch in ihre Heimat gekommen, also sollte er auch ihre Spreche verstehen lernen. Es kam zum Konflikt, Sylvie wollte nicht mehr diese Schule besuchen. Die Eltern wurden angeschrieben und zu einem Gespräch gebeten. Ihre Eltern hatte Sylvie bis zu diesem Zeitpunkt noch nie einen Satz auf Hochdeutsch sprechen hören. Sie bezweifelt bis heute, ob die überhaupt dazu in der Lage wären, etwas nicht auf Alemannisch zu äussern. Aussage des Vaters zum Sprachkonflikt der Tochter mit dem Norddeutschen Lehrer: „Der will dass du nur noch Hochdeutsch redest? Da brauchst Du nicht mehr hin“.
Sie hat es dann doch gelernt in der Schule, wie eine Fremdsprache, aber stets in der Freizeit und in der Familie weiter Alemannisch gesprochen. Bis zum ersten Tag an der Uni, sie kam zu spät zu ihrer ersten Vorlesung in Freiburg (Breisgau) und fragte ihren Banknachbar leise „Han i scho viel verpasst, i bin zu spoot“, worauf der sich zu ihr rüberbeugt und zurückfragt: „Excuse me, could you repeat your last sentence?“ Es war ein Kommilitone aus Kiel, der kein Wort verstanden hatte.
Sylvie blieb eisern bei ihrer Sprache. Schliesslich war sie hier zu Hause und die anderen waren ein „Zugezogener“, warum sollte sie sich also anpassen. Konsequent blieb sie beim Oberalemannischen im Gespräch mit allen Kommilitonen des Deutschen Seminars. Die lernten mit ihr aus dem Mittelhochdeutschen ins Neuhocheutsche zu übersetzen, und plötzlich war Sylvie im Vorteil, denn sie wusste sofort was „hôchgezît“ und „büechelîn“ bedeutet, ganz ohne in Lexers Mittelhochdeutsches Wörterbuch nachschlagen zu müssen.
Später lernte sie Gottfried aus Oberfranken kennen. Das liegt im Freistaat Bayern. Auch er hatte sich dafür entschieden, konsequent in allen Gesprächssituationen beim Fränkischen zu bleiben. Es war äusserst interessant, die beiden bei angeregten Fachdiskussionen zu belauschen.
Den ersten längeren Satz auf Hochdeutsch hörte ich Sylvie in einem Auswahlgespräch für eine Stelle als „assistante de langue“ in Frankreich sagen. Die Interviewer (Studienräte des örtlichen Gymnasiums) überprüften bei uns Germanisten, wie fest wir die „freiheitlich demokratischen Grundordnung“ der Bundesrepublik verinnerlicht hatten und ob wir auch ein korrektes Deutschlandbild im Nachbarland Frankreich verbreiten würden, selbstverständlich auf Hochdeutsch. Sylvie schlug sich tapfer, ausschliesslich in akzentfreiem Hochdeutsch. Erst bei der Frage: „Ach, Sie sind ja hier aus der Gegend. Könnten Sie denn auch für die französischen Schüler einmal ein Gedicht auf Mundart rezitieren“ konnten wir uns das Lachen fast nicht mehr verkneifen („verheben“ hätte Sylvie jetzt gesagt). Die arme Sylvie hatte sehr konzentriert zwei Stunden Hochdeutsch geredet und wird nun gefragt, ob sie auch was auf Mundart sagen kann! Am liebsten hätte sie ja das ganze Gespräch so geführt, aber soviel Sprachverständnis war von den süddeutschen Studienräten nicht zu erwarten. Dialekt ist Privatsache und gehört nicht in einen offiziellen Rahmen, schon gar nicht an eine Schule. Nur in der Unterrichtseinheit „Mittelhochdeutsch“ ist das laut Lehrplan in der 11. Klasse erlaubt. Ausser man lebt in der Landeshauptstadt Stuttgart und gehört zu den „Honorationsschwaben“.
Heute sprich Sylvie im Alltag bei der Arbeit fast nur noch Hochdeutsch. Sie lebt in München (nein, nicht mit Gottfried) und erzieht ihre Kinder selbstverständlich in ihrer alemannischen „Muettersproch“. Von Sylvie erfuhren wir, dass eine ganze Reihe der typisch Schweizerischen Redewendungen auch im Südalemannischen gebraucht werden. „Das Heu auf der gleichen Bühne haben“ kannte sie genauso wie „eine gute Falle machen“.
Januar 9th, 2007 at 1:42
Eine tolle Geschichte, danke. Darum habe ich einen unheimlich scharfsinnigen, tiefgründigen, linguistisch durchdachten und von der Sprachidentität her sensationell informativen Kommentar geschrieben. Lang, wie es um diese Zeit passiert. Dann den Text wie meistens sicherheitshalber in den Zwischenspeicher genommen, falls die Rechenaufgabe zeitlich abgelaufen wäre (und dazu triumphierend gedacht, Phippus einstiger Rat, alles zuerst in einem Worddokument zu schreiben etc. sei doch wirklich viel zu kompliziert). Und der Spamschutz hatte gewechselt!
Dann die Erlösung für Euch: Im Zwischenspeicher waren nur gerade zwei winzig kurze Wörtchen. Ich habe wohl nur markiert, und das copy vergessen oder nicht richtig gedrückt. Nun müsst Ihr alle meinen Erguss nicht lesen, gute Nacht.
P.S. Trotzdem meine Hochachtung für die standhafte Sylvie. Wir Allemannischen sprechen vollwertiges Deutsch. Und kennen zusätzlich viele andere Deutschs bestens. Mindestens passiv.
Januar 9th, 2007 at 2:12
Chapeau ! … dieses Niveau hätte ich dir nicht zugetraut ( der IT-Fachmann als Germanist ) … es ist tatsächlich so, dass der jüngeren Generation in der Schweiz meist nicht bewusst ist, dass in ganz Süddeutschland der Dialekt noch zum Alltag gehört. Viele Eltern reden unter ihresgleichen noch Dialekt, mit dem Nachwuchs dagegen Hochdeutsch – damit die Kids keine schulischen Nachteile haben und den Sprung aufs Gymnasium schaffen.
Wer was gelten will, spricht in der Tat Hochdeutsch – Ausnahme Gegenden im Schwäbischen-Stuttgart, Fränkischen-Nürnberg und Bayern-München
weiter so…. zum interkulturellen Verständnis 😉
Januar 9th, 2007 at 5:17
An den Gymnasien direkt am Bodensee wird mittlerweile ausschliesslich hochdeutsch gesprochen, im Hinterland und Richtung Schwarzwald ist der Anteil hochdeutsch Sprechender zwar geringer, nimmt aber auch stetig zu…
Januar 9th, 2007 at 8:32
Naja, vielleicht ist das eine Lösung: http://de.wikipedia.org/wiki/Alemannischer_Separatismus
Januar 9th, 2007 at 10:07
Die legendäre Mehrsprachigkeit der Schweizer kommt zur Geltung in einer globalisierten Weltwirtschaft. Jede erlernte Sprache ist ein Pluspunkt. Hochdeutsch ist ein Muss für die Schweizer, imo – da Deutschland immer der Absatzmarkt Nr. 1 der Schweiz war. Es gilt die kaufmännische Regel -wenn möglich muss man die Sprache der Kunden sprechen können.
Frankreich hat seine „Francophonie“ (400 Menschen überall in der Welt die F sprechen, von Algerie bis Cambodia, von Kanada bis Tahiti, inkl. die DOM-TOMs (Départments et Territoires Outre-Mer).
Und innerhalb der EU (seit 1.1.07 mit 490 Millionen Einwohnern!!)
gibt’s nun faktisch eine „Germanophonie“ – von NL bis zum Schwarzen Meer.
P.S. Wer hat den Tagi-Leserbrief von gestern „Zentrum Hegibach im Zwielicht“ schon gelesen?
P.P.S. Buchtipp: das „Vademecum“ (Der sprachlich-technisch Leitfaden der „NZZ“) http://www.nzz-libro.ch
Januar 9th, 2007 at 12:14
Alemannischer_Separatismus??
Na das wäre doch mal was. Zurück zum Herzogtum Schwaben *G*
Nunja, ich glaube kaum das man das Mißachten der Standard-Sprache heute noch so konsequent durchziehen kann. Aber trotzdem Respekt
Ich kann mich da auch an ein Uni-Referat erinnern, bei dem mir nahe gelegt wurde es bleiben zu lassen, wenn ich doch Sprachprobleme hätte.
Solange es nicht breitester Dialekt ist und man es verstehen kann sprech ich absichtlich mit deutlicher regionaler Einfärbung. Zumindest wenn ich in meiner Region bin. In anderen Landesteilen ist das was anderes, da passt man sich dann schon an. Aber zuhause solte man den DIalekt nicht verleugnen müssen
Januar 9th, 2007 at 12:38
@Fiona: 400 frankophone Menschen. Die restlichen 399’999’600 sind wahrscheinlich nicht freiwillig franzöisch sprechend. 🙂
Januar 9th, 2007 at 13:27
Speak local, wright global, sofern Deutsch ein globale Sprache ist. Nur Italienisch hat noch eine geringere Ausbreitung.
Es muss ja nicht soweit gehen wie in einer bayrischen Fernsehsendung über aussterbende Berufe, – Titel ist mir entfallen-, in der alte Leute in einem Idiom sprechen das selbst für Bayern unverständlich ist und deshalb untertitelt wird! (Sehr gute, interessante Sendung übrigens. Sonntag Nachmittag).
Januar 9th, 2007 at 14:27
Wenn in Deutschland die Mundart ein so grosses „Problem“ ist, würde mich nun schon sehr interessieren, wie gut eigentlich der „Bulle von Tölz“ (Ottfried Fischer) im entfernteren Deutschland verstanden wird. Oder ist dessen Sprache gar nicht so lokalgefärbt?
Als Schweizer habe ich nämlich nicht wirklich Mühe damit (vereinzelte Wörter und Redewendungen ausgenommen)…
Auch der umgekehrte Fall wäre spannend: Ohnsorg-Theater in Süddeutschland?
Oder ist das gar nicht Mundart, sondern „nur“ eine schriftdeutsche „Färbung“…??
Januar 9th, 2007 at 15:02
@ Michael-H.
Re: The M*-word. Es freut mich äusserordentlich, dass jemand meinen Beitrag überhaupt gelesen hat 🙂
Millionen, of course.
VG
Fiona
Januar 9th, 2007 at 15:49
Sowohl der „Bulle von Tölz“ als auch das Ohnsorg-Theater (letzteres in der überregionalen Verbreitung) haben tatsächlich nur eine leichte Dialekt-Färbung.
Ich glaube, in Norddeutschland hat es aber auch schon TV-Aufführungen des Ohnsorg-Theaters „op platt“ gegeben. Echtes Platt ist aber für Ortsfremde wie mich hochgradig unverständlich. Und das, obwohl mein Vater Ostfriese war. 🙂
Reinhard
Januar 9th, 2007 at 16:05
@myl:
Ottfried Fischer spricht im „Bullen“ Schriftdeutsch. Das hat fast noch weniger mit Bairisch zu tun als Emil mit Schwiizerdütsch…
Januar 9th, 2007 at 16:30
Ich kann solar nur zustimmen. Der „Spam-Filter“ hat meinen gar nicht mal so langen Kommentar zerstört (und ich behaupte immer noch, dass ich rechnen kann). Also fällt mein Kommentar aus, zumal myl ohnehin schon die entsprechenden Antworten bekommen hat 🙂
Januar 9th, 2007 at 16:39
Questa la triste storia di Silvia Fischinger, la sorella di Fraenzi da Berlino.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann sprechen sie noch heute fast nur Standardhoch und das ganze ist abgeschrieben bei Rosemarie Pilcher.
[Anmerkung Admin:
Wieso musst Du immer meine Quellen verraten? Überhaupt ging ich davon aus, dass niemand die Pilcher Romane wirklich gelesen hat, ich wusste ja nicht, dass du….
Nein nein, mit Sylvie war es immer sehr lustig, kein Kind von Traurigkeit. In welcher Zeile hast Du das gelesen? Vielleicht hat sie die Grundlagen für mein „Hörverständnis Schweizerdeutsch“ gelegt, in dem sie konsequent nur Alemannisch babbelte.. und das nicht nur bei mir]
Januar 9th, 2007 at 18:34
Ein interessanter Text!
Ich bin eigentlich sehr stark der Ansicht, man sollte an unseren Schweizerischen Schulen (eben vorallem schon in der Primarschule) endlich dafür sorgen, dass wirklich Hochdeutsch gesprochen wird.
Das dies kaum durchgesetzt wird zeigt ein grosses Versagen der Politik und ist wohl mitschuldig daran, dass die meisten Schweizer kaum einen Satz in anständigem Hochdeutsch aufsagen können.
Andererseits kann selbst die Politik nichts dagegen machen, dass auch viele Primarlehrer kein Hochdeutsch können und das gesamte Vorhaben somit aus Personaltechnischen Gründen fast unmöglich wird.
Andererseits bin ich auch der Meinung, dass Allemanische / Süddeutsche Dialekte auf jeden Fall erhalten und gepflegt werden müssen.
Einen offensichtlichen Vorteil hat Jens schon in diesem Beitrag aufgeführt:
Wir haben viel weniger Mühe ältere Texte (und zwar nicht nur Mittelhochdeutsche sondern auch ältere Neuhochdeutsche) zu verstehen.
So bemerke ich im Geschichtsstudium (leicht amüsiert) wie Nord- oder Mitteldeutsche Kommilitonen keinen Satz verstehen in älteren deutschen Texten, die ich als Schweizer fast fliessend lesen kann.
Im Allgemeinen hatte ich das Gefühl, dass Norddeutsche irgendwie weniger Gefühl für die Deutsche Sprache besitzen, auch wenn sie sie im mündlichen Ausdruck besser beherrschen. Es scheint fast so, als hätten sie ein festgelegtes Repertoire von Worten und Sätzen, seien darüber, in Ermangelung eines Dialektes, aber nicht in der Lage die bedeutung irgendwelcher anderer Worte oder Wendungen herleiten oder verstehen zu können. Aber vielleicht sehe ich das auch falsch / subjektiv.
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Sylvie blieb eisern bei ihrer Sprache. Schliesslich war sie hier zu Hause und die anderen waren ein „Zugezogener“
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Wäre das in BW nicht ein ‚Neigschmeckter‘ anstatt ein Zugezogener? Oder ist das nur im unmittelbaren Umkreis von Stuttgart so?
@ solar
Dein Problem: Du benutzt den falschen Browser.
Opera merkt sich auch den Text in Eingabefeldern – ist der Spamschutz tatsächlich abgelaufen, geht man einfach einen Schritt zurück, kopiert den Text dann und kanns mit der neuen Spamrechung probieren.
Januar 9th, 2007 at 19:46
Ottfried Fischer spricht bei öffentlichen Auftritten absichtlich nach der Schrift, damit ihn auch die vielen „Nordlichter“ verstehen. Für die klingt das vermutlich trotzdem wie ein Dialekt. Obwohl wir Bayern sprachlich eher mit den Österreichern verwand sind, bereitet uns auch die doch gelegentlich recht eigensinnige Sprache der Schweizer kaum Probleme.
Wer hod si eigentli de blede Zahlenspuierei ausgdacht, die einfach ohne jede Vorwarnung die soeben verfasste Antwort unwiderruflich löscht? Om hoasts „Leave a Reply“, des war sicher a Ami. 😉
Januar 9th, 2007 at 19:46
@Reinhard, Daniel
Danke für Eure Antworten.
@Reinhard:
Ich habe ein Märchenbuch (Grimm) auf Platt!! Lesen kann mans recht gut, aber mir ist völlig klar, dass auch das praktisch eine eigene Sprache ist (wunderschön übrigens, ich höre es manchmal im Talk op Platt, verstehe aber
kein Wort…)
Januar 9th, 2007 at 20:14
@myl:
natürlich gibt’s im Norden Deutschlands ebenfalls Dialekte, z.B. Plattdeutsch. Während meiner Studienzeit bekam ich mal eine Vorführung von einem Friesen und einem Norweger: die beiden haben sich recht gut verstanden, während ich kaum ein einzelnes Wort erkennen konnte.
Und Kölsch kann ebenso unverständlich sein wie schwäbisch, bayrisch udda pälzisch.
Januar 10th, 2007 at 14:42
@ .d.
„Aber vielleicht sehe ich das auch falsch / subjektiv.“
So falsch liegst Du meiner Meinung nach gar nicht. Es kommt zwar sicher immer auf das „individuelle Sprachgefühl“ an, folglich ob jemand schnell Sprachen lernt und sie sprechen kann oder sich mit Sprachen per se schwer tut. Da ich in der Gegend um Hannover aufgewachsen bin, ist meine Umgangssprache eher das „Radio- und Fernsehdeutsch in den Nachrichten“. Für mich ist diese Nachrichtensprache also nicht gestellzt, sondern ganz normal.
Da ich Sprachen liebe, fand ich Dialekte immer interessant und habe mich bemüht, sie zu verstehen. Schwiizerdüütsch verstehe und rede ich, aber meine Eltern merken z.B. nicht den Unterschied zwischen holländisch und Schweizerdeutsch (sie verstehen vielleicht mal ein Wort im Radio).
Lange Rede…da wir im West-Norddeutschen Raum uns
a) nie bemühen müssen, andere zu verstehen, weil sich die Dialektsprechenden in der Regel uns anpassen (damit man sich versteht ist Hochdeutsch meist der Konsens) und
b) wir uns immer in unserer Heimatsprache ohne mühe überall verständigen können,
haben ziemlich viele aus meiner Region das Sprachzentrum (unbewusst) gar nicht trainiert, was die deutsche Sprache angeht.
Aber wir sind ja alle lernfähig und solange Verständnisschwierigkeiten nur aufgrund der Sprache zustande kommen… 😉
Januar 10th, 2007 at 16:57
@.d.
Was das angesprochene „fehlende Sprachgefühl“ angeht, möchte ich mich (als Nordostdeutscher) doch mal ganz vehement dagegen verwehren. Ich behaupt einfach mal, dass mein Sprachgefühl wahrscheinlich sogar besser ausgeprägt ist, als das vieler anderer Leute z.B. in Bayern, obwohl ich selber ausschließlich Hochdeutsch gelernt habe (Platt verstehe ich nur, kann es aber kaum aktiv sprechen). Ich höre einen deutlichen Unterschied z.B. zwischen Holländisch und Schweizerdeutsch, aber auch zwischen Sprachen, die nicht mit dem Deutschen verwandt sind (Spanisch und Italienisch z.B.) und die ich gar nicht verstehe (im Sinne von „inhaltlich erfassen“). Von einem „untrainierten Sprachzentrum“ (Zitat Verena) kann also wohl eher nicht die Rede sein.
Was du als „fehlendes Sprachgefühl“ beschreibst, hat weniger mit (fehlendem) Dialekt als mit Bildung/Intelligenz/Erfahrung zu tun. Dass jemand aus Süddeutschland einfacher mit Mittelhochdeutschen Texten klarkommt, könnte daran liegen, dass die dortigen Dialekte eben zur Mittelhochdeutschen Sprachgruppe gehören. Insofern ist es eigentlich eine grössere Leistung, wenn eine Norddeutscher einen solchen Text versteht, als wenn ein Süddeutscher das tut. Mangelndes Sprachgefühl hat damit sicher nichts zu tun.
Übrigens auch gut hier nachzulesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Mittelhochdeutsch
Januar 10th, 2007 at 23:25
Man muss unbedingt die Mundarten in Deutschland fördern.
Die deutschen Dialekte sind wichtiges Kulturgut, abgesehen davon, dass das menschliche Gehirn dadurch flexibler wird, denn es verarbeitet Hochdeutsch und Mundart wie zwei verschiedene Sprachen, und das Erlernen/Aussprechen zusätzlicher Sprachen fällt einem leichter.
Und ganz abgesehen davon, hätten dann unsere nördlichen Nachbarn mehr Verständnis für das Schweizerdeutsche und dessen Varietäten…
Januar 11th, 2007 at 16:11
@ .d.
ich will ja keine werbung machen, aber du hast absolut recht 😀
hat mir schon viele grössere beiträge (in anderen Foren) gerettet 😀
Opera rockt einfach
an Jens:
Hab mich mal wieder sehr amüsiert über deinen text 😀
kompliment!
Januar 13th, 2007 at 0:37
Schade eigentlich, dass diese Diskussion nur schriftlich und größtenteils in vorbildlichstem Hochdeutsch geführt wird. Wäre wirklich interessant zu erfahren, ob wir uns bei einem persönlichen Treffen ohne Übersetzer verständen. 😉