Ein Volk von Fallenstellern — Fallenmacher unter sich
Das Wort „Falle“ hat es den Schweizern „im Fall“ wirklich angetan. Wir berichteten schon ausführlich, was „im Fall“ alles geschehen kann: (vgl. Blogwiese )
Da entdeckten wir auf dem Blog des Moderators Aeschbacher diesen hübsche Redewendung:
ps: ich hätt euch gerne ein paar bilder gezeigt von diesem einsatz. aber mir wurde die kamera geklaut und drum müsst ihr euch jetzt einfach vorstellen, welche falle ich als kehrichtlader mache.
(Quelle aeschbacher.blog)
Aeschbacher hat einen Tag lang als Müllmann gearbeitet. Der Job heisst in der Schweiz offensichtlich „Kehrrichtlader“. In meiner Kindheit nannte ich diesen Job „Mülltonnenwagenhintendraufsteher“, und selbstverständlich war das ein Traumjob. Hinten am Müllwagen auf dem Trittbrett stehen und cool aus der Wäsche gucken. Ich wurde dann tatsächlich mal Leerer, nicht mit ohne „h“ als Leerer der Mülltonnen, sondern mit mit „h“ als Lehrer für Schüler. Der Job ist aber an sich sehr ähnlich.
Aeschbacher macht in diesem Zusammenhang eine „Falle“. Und er ist nicht der einzige:
Als PC-Bildschirm dürfte er höchstwahrscheinlich ebenfalls eine gute Falle machen, ausprobiert hab ich’s nicht.
(Quelle: digitalsushi)
Oder hier in einer Filmkritik:
Lourdes‘ Familie würde in einem Film der Coen-Brüder eine gute Falle machen und ein Prise Sex darf auch nicht fehlen
(Quelle: outnow.ch)
Zum Glück kann auch diesmal unser Variantenwörterbuch das Geheimnis lüften, ob die Schweizer ein Volk von Fallenstellern sind:
[k]eine schlechte Falle machen
[nicht] schlecht dastehen oder aussehen, [k]einen schlechten Eindruck machen: Für die Zukunft empfiehlt D. der CVP einen Mitte-Rechts-Kurs. In der Europafrage habe man eine schlechte Falle gemacht (Metropol3.5.2001, 2
(Quelle Variantenwörterbuch S. 230)
Aber eigentlich sind wir doch enttäuscht. Die Redwendung wird zwar erklärt, dennoch erfahren wir nicht, woher sie kommt.
In meiner Heimat heisst „in die Falle gehen“ auch, dass man sich zu Bett begibt, und nicht, dass man hineingefallen ist. Dafür gibt es nebenbei bemerkt noch ein paar weitere nette Wendungen:
knacken gehen
pofen gehen
auf die zwei Meter gehen (Funker-Jargon, die sprechen über das 2-Meter-Band)
Matrazenhorchen gehen
Vielleicht hat es ja mit dem Latein oder Schriftdeutsch Unterricht zu tun, wenn es darum geht, Nominativ, Genitiv, Dativ und Akkusativ gut auseinander zu halten und so gute „Fälle“ zu machen. Aber es heisst „Falle machen“ und nicht „Fälle machen“. Oder sind es eigentlich „Felle“, wie Tierfelle, die da gemacht werden? Und es ist ein Überbleibsel aus dem Kürschner-Handwerk.
„Für einmal“ wissen wir nicht was wir „in dem Fall“ schreiben sollen und schliessen mit Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ Zitat:
Wir stehen selbst enttäuscht und sehn betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen.“
Juli 1st, 2006 at 0:49
Lol, der Aeschbacher hat eh ne Schraube locker… Seine Sendung ist zum Gähnen und trotzdem hat er ne riesen Meinung von sich…
Juli 1st, 2006 at 11:28
herrlicher eintrag. danke schön.
„pofen“ habe seit fast vierzig jahren nicht mehr gehört! voll vergessen, „im fall“, dass es dieses wort auch noch gibt. matratzenhorchen wird hier in zwitschland mit „am chüssi go lose (am kissen hören gehn)“ übersetzt. und ganz kühle (coole) „gehen nach öhrlike go pfuse (gehen nach oerlikon schlafen.. wieder das ohr..)
weshalb ich eine gute falle mache? ich denk jetzt mal, das stammt aus urzeiten. wenn einer eine gute falle machte, hatte er/sie wirtschaftlichen erfolg. brachte fleisch nach hause. weil seine fallen waren halt gut gemacht..
dorftrottel halt..
Juli 1st, 2006 at 23:29
Erst noch konnte man auf diesem Blog nachlesen, wie ungerecht die Schweizer Fans mit den Deutschen umgehen. Liest man die Kommentare, die in deutschen Medien zum Ausscheiden der Schweizer, aber auch der Engländer erschienen sind, so kommt der Verdacht auf: Es hat sich nicht viel geändert. Man ist so überheblich wie eh und je.
Juli 2nd, 2006 at 8:14
Möglicherweise hat das Wort „Falle“ einen Zusammenhang mit „gefallen“. Allerdings habe ich nicht einmal in Grimms Wörterbuch keinen Hinweis in diese Richtung gefunden. Wenn jemand eine „gute Falle macht“, „gefällt sie/er gut“.
Allerdings stolpere ich auf der Suche nach parallelen Redewendungen auf „eine gute Figur machen“, welches sehr ähnlich klingt und, scheint’s, im ganzen deutschen Sprachraum bekannt ist. http://www.google.de/search?hl=de&q=%22eine+gute+figur+machen%22&btnG=Suche&meta=
Dazu eine Erklärung zu finden, ist wohl gleich abenteuerlich.
Juli 3rd, 2006 at 10:18
Müllmann heisst hier „Güselmaa“
Juli 4th, 2006 at 21:25
We bi üs dr Küderma mit em Küderwagä isch cho, de isch Küderabfuher verby.
*Wenn bei uns der Müllmann mit dem Müllwagen gekommen war,
dann war die Müllabfuhr beendet.
August 31st, 2006 at 13:54
hmmm, im Duden steht:
>>
Fal|le, die; -, -n [mhd. valle, ahd. falla, zu → fallen; urspr. Bez. für ein Fanggerät …
August 31st, 2006 at 13:58
Au weia, da fehlt ein Stück Text…
so gehts weiter:
Das „valle“ erinnert mich an das ital. „valle“ oder das frz. „val, vallée“, was „Tal“ bedeutet. Vor der Technisierung waren Fallen eher Fallgruben. Und je erfolgreicher einer eine Falle stellte, umso eher machte er „eine gute Falle“.
August 31st, 2008 at 14:38
„Falle“ wird auch in der Schweiz gelegentlich für „Bett“ verwendet („ab i’d Falle!“). Dafür benutzen wir übrigens auch „Chlappe“ bzw. „Klappe“.
„Falle“ wird aber ausserdem auch für „Klinke“ verwendet. Also heisst es bei uns „Türfalle“.