Vom Fallen, vom Uhu und vom Hai
Die Schweizer sind ein Volk von Fallschirmspringern, denn ziemlich häufig hört man sie im Alltag sagen, was sie „im Fall“ alles tun würden. Es muss ein ziemlich langer Fall sein, bei den vielen Tätigkeiten, die alle „im Fall“ erledigt werden. Manchmal ist er auch sehr konkret bezeichnet, dieser Fall, dann nämlich, wenn die Schweizer deutlich „in dem Fall“ sagen, womit jeder Deutsche weiss: Dieser und kein anderer Fall.
„In dem Fall“ hörten wir ziemlich regelmässig am Abend im Fahrstuhl, der abwärts fällt fährt, wobei die Betonung deutlich auf „dem“ lag. Wir hielten es für eine Form der Verabschiedung, sowas wie die höfliche und gedrängte Kurfassung (denn im Fahrstuhl geht es oft gedrängt zu, und man muss extrem höflich dabei bleiben) von:
„Nur in dem Fall, dass wir uns heute und zu einer anderen Gelegenheit nicht mehr sehen sollten, wünsche ich Dir noch einen wunderschönen Feierabend und mach das Beste draus“.
Kurz: „in DEM Fall.
Das haben wir in der Schule gelernt, erst sind die Schweizer also hoch gestimmt und mutig, wenn sie hoch droben auf den Skihütten feiern, oder aus dem Lift steigen, dann geht es abwärts auf Skiern die Hänge hinab, wie ein Fallwind, oder wie beim Sprung aus dem Flugzeug mit einem Fallschirm.
Die Deutschen müssen an „den Fall“ immer noch ein „e“ anhängen, wie kleingeistig und unpraktisch! Weil sie stets so verschwenderisch mit den Buchstaben umgehen.
Diesen Werbespruch wird jeder Deutsche über 30 sofort zitieren können. Nicht so in der von Migros beherrschten Konsumwelt der Schweizer. Da gibt es kein Uhu, da gibt es neutrale „Papierkleber“. Der markenfixierte Deutsche hat da ganz schlechte Karten, wenn er sich in irgendwie im Bastelshop zurechtfinden will.
Der Schweizer kennt den „Uhu“ aber auch, aus zahlreichen Witzen vom Uhu und vom Hai, die Ursus & Nadeschin in ihrem Liveprogramm „HaiLights“ erzählten.
(Bild Geri Born Zürich)
Fliegt ein Uhu übers Meer und sieht einen Hai.. Sagt der Uhu zum Hai uhu, sagt der Hai zum Uhu, Hai
Viel lieber mögen wir die Geschichte, in der jemand beim Uhu und beim Hai an der Wohnungstür klingelt fragt: „Isch d’Uhu dahai?“. Der Hai antwortet ihm: „I bin da Hai“
Der Witz würde auf Hochdeutsch überhaupt nicht funktionieren, die Deutschen haben einfach keinen Hai dahai. Zum Trost gibt es wenigstens die „Haidenei“, ein wichtiger Fluch bei den Schwaben:
haideblech! Ausruf des Ärgers;
haidenei! Ausruf des Ärgers;
hailix Blechle!Ausruf des Ärgers;
Quelle: Schwäbisch geschimpft!
Januar 14th, 2006 at 11:13
Schon sehr angenehm, hier zu lesen Ich habe die Sichtweite einer Österreicherin in Deutschland – Wenn ich da zu schreiben beginnen wuerde, dann „buergern“ sie mich aus …*g*
Greetz Ute
Januar 15th, 2006 at 18:37
Früher gab es auch den klebenden Pelikan. Heute heisst dieses „Tier“: Pritt http://www.pelikan.de/de/docs/pro_viewall.php?aid=361&cid=1&fid=6&sid=267
Auf dem „Buchstaben-Spartrip“ haben wir natürlich auch das Wort „Fahrstuhl“ oder „Aufzug“ aus unserem Dialekt verbannt. Gesprochen heisst das immer nur „Lift“. Behinderte fahren einen „Rollstuhl“, nicht aber einen „Fahrstuhl“
Januar 16th, 2006 at 15:34
Jens,: Im Fall mach weiter so!
Februar 22nd, 2006 at 17:16
Mir ist mit viel Verspätung eine Sprachnuance aufgefallen, die man Nicht-Schweizerdeutsch-Indemischen erklären müsste. So geht es, wenn man all dies ganz einfach spricht, ohne dabei denken zu müssen.
– Es bedeutet IM FALL nicht dasselbe, ob es „im Fall“ heisst, oder „in dem Fall“.
– IN DEM FALL würde ich die beiden Ausdrücke genauer anschauen.
– IN DEM FALL wünsche ich euch noch viel Vergnügen beim Dialektstudium!
Wie die obigen Beispiele zeigen, heisst „im Fall“ etwa „übrigens/nämlich“. „in dem Fall“ ist eher ein Small-Talk-Füllwort im Sinne von „Nun denn, dann …“. „in dem Fall“ (Hochdeutsch: in diesem Fall) kann je nach Kontext durchaus wörtlich verstanden werden, wie der mittlere Beispielsatz zeigt.