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Wann ist endlich Schluss mit endlich? —- Schlussendlich in der Schweiz

  • Wann ist endlich Schluss mit endlich
  • Seit wir in der Schweiz leben, lernen wir wunderbare Wörter der Deutschen Sprache kennen, von deren Existenz wir bislang nicht einmal etwas ahnten. Manche Wörter hörten wir allerdings so oft, dass sie dann doch irgendwann anfingen uns zu nerven. Es sind Modewörter, allerdings ausgesprochen Schweizerische Modewörter. Eins davon ist „schlussendlich“.

    Google-CH findet „schlussendlich“ 420´000 Mal. Nichts Besonderes, bei Google-DE wird es sogar 1‘200’000 Mal gefunden, es ist ein normales Wort der Deutschen Sprache. Aber ist es wirklich Standarddeutsch?

    Wir befragen den Duden und finden bestätigt, dass es sich hier um einen typisch Schweizerischen Begriff handelt:

    schlussendlich (Adv.) (bes. schweiz.):
    schließlich, endlich, am Ende, zum Schluss:
    Schwer zu sagen, welches Motiv die Dora Flinner schlussendlich dazu bestimmte, diesen Kampf für sich zu wagen (natur 4, 1987, 32).
    (Quelle: duden.de)

  • Schliesslich ist doch auch sehr schön
  • Also liebe Schweizer, um mal zum Schluss ein bisschen Varianz und Abwechslung in Euer perfektes Schweizer Hochdeutsch zu bringen, tut uns endlich den Gefallen, und verwendet am Ende etwas anderes als immer nur schlussendlich. Obwohl, am Ende wird das nie verwendet, und am Schluss eines Satzes haben wir es auch nie gesehen. Nein, es steht ausschliesslich auf dem beliebten ersten Platz, dem „Vorfeld“ des Satzes, und führt eine „Vorfeldbesetzung“ durch.
    Tages-Anzeiger 19.09.06:

    Schlussendlich werden sich die Diplomanden noch der mündlichen Prüfung stellen müssen.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Tages-Anzeiger 03.10.06:

    «Schlussendlich geht es aber um die Inhalte, nicht um die Anzahl Hörer», denkt hingegen Gustavo Salami.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Tages-Anzeiger 7.1.2005:

    Schlussendlich muss die Ausbildung sowohl als Instrument der Strategieumsetzung wirken, als auch dazu beitragen, dass Mitarbeiter sich entwickeln und ihr volles Potential zur Geltung bringen können.
    (Quelle: Tages-Anzeiger

    Dies zwingenden Schlussfolgerungen mit „schlussendlich“ am Satzanfang beginnen uns tatsächlich auf die Nerven zu gehen. Wann ist endlich Schluss mit endlich? Oder kann man sich auch daran gewöhnen? Schlussendlich redet doch jeder wie er/sie es für richtig hält. Wir denken dann einfach nicht hin, wenn wir es beim nächsten Mal hören müssen.

    

    22 Responses to “Wann ist endlich Schluss mit endlich? —- Schlussendlich in der Schweiz”

    1. Phipu Says:

      Das Wort „schlussendlich“ einfach nicht brauchen ist keine Lösung. Nicht hinhören ist auch eine zu bequeme Egoisten-Lösung. So wird sich nie etwas verändern. Die Duden-Erklärungen können auch nicht alle 1 zu 1 als Ersatz übernommen werden. „Endlich“ passt sinngemäss irgendwie nicht. Mein Vorschlag wäre „Letzten Endes“ oder „letztendlich“ als Ersatz. Diese Variante bedeutet ja auch nicht nur „am Ende“ oder „zum Schluss“, sondern beinhaltet den Sinn von „zusammenfassend“ oder „als Schlussfolgerung“.

      So sehr modisch ist „schlussendlich“ nun auch wieder nicht. Schon irgendwann während meiner Schulzeit (irgendwann vor etwa 20 – 25 Jahren) lernte ich, dass das typisch schweizerisch sei, und dass man besser „Letzten Endes“ brauche. Und nur doppelt und langjährig begütesiegelte und qualitätsverbriefte Ausdrücke mit Schweizer Ursprung schaffen es überhaupt je in den Duden und manchmal „erst noch“ ohne Zusatz: „veraltet, landschaftlich“.

    2. myl Says:

      @phipu

      Perfekt formuliert. „Schlussendlich“ gehört zu meinem aktiven Wortschatz und ich sehe durchaus auch einen Unterschied zu den Fast-Synonymen.
      Das mit der „Schlussfolgerung“ trifft die Nuance trefflich 🙂

    3. ton Says:

      Stimme da Phipu zu… „Letzten Endes“ oder in der Umgangssprache häufiger „letztendlich“, würde man in Deutschland gebrauchen. Und das soll dann einfach bedeuten, dass man alles vorher gesagte nochmal „unterm Strich“ zusammenfaßt, es auf den Punkt bringt oder das Ergebnis des vorher gesagten jetzt folgt.

      Gruß, ton

    4. wolfi Says:

      Stimmt schon, dass man „Schlussendlich“ im Wortschatz gebraucht ohne darüber nachzudenken….man könnte es einfach mit ES ersetzen, oder eben „Zusammenfassend“ sagen, falls man etwas zusammenfassend formulieren möchte :-).

      Letztendlich ist es ja auch egal, ob man Schlussendlich oder Letztendlich sagt. Das Letzte kommt schliesslich immer am Schluss, auch wenn man es am Satzanfang gebraucht. 🙂

    5. Administrator Says:

      @Wolfi
      Schlussendlich nervt, wenn man es in jeder Diskussion 20 Mal hört. Es ist ein Modewort, es beendet alle Diskussionen, es zieht immer wieder einen Schlussstrich. Ich habe ja gar nichts gegen den „gelegentliche“ Verwendung, aber manchmal wünsche ich mir einfach mehr Abwechslung. So wie bei unserem Hund, der immer nur als „herzig“ beschrieben wird.

    6. Max Says:

      „Schlussendlich“ trieb schon vor 20 Jahren meinen damaligen Deutschlehrer auf die Palme und zog somit „letztendlich“ (ich lerne dazu….) unsere Aufsatznoten in den Keller 🙂 Damals hiess uns der Deutschlehrer noch, den Helvetismus durch „schliesslich und endlich“ zu ersetzen….

    7. Herr Sprechtakel Says:

      Von wegen, dass „schlussendlich“ besonders in der Schweiz vorkäme, hier ein paar Zahlen: In jeweils einem Jahrgang findet man in diesen Zeitungen folgende Anzahl Artikel, in denen „schlussendlich“ vorkommt: Tagi 43, NZZ 0, Süddeutsche Zeitung 29, Berliner Zeitung 3, Frankfurter Allgemeine 29. (http://www.bubenhofer.com/sprechtakel/wrapper.php?/archives/67-Sprechtaekeli-Schlussendlich-fuehrte-ich-mit-dem-Terroristen-eine-Diskussion-zu-Duden-vs.-Wahrig.html)

    8. tyrannosaurus Says:

      Ich kenne eine Person, die verwendet „endsallerends“. Der Begriff ist allerdings weder Duden-tauglich noch im Zürichdeutschen Wörterbuch aufgeführt; immerhin gibt es einen (!) Treffer bei Google.

      Gruss t

    9. Feustel Says:

      Auch bei uns in der Region wird „schlussendlich“ des öfteren benutzt, aber anscheinend viel seltener als bei euch. Mir ist das Wort bis jetzt jedenfalls noch nie auf den Wecker gegangen.
      wir benutzen aber häufiger „im Endeffekt“

    10. wolfi Says:

      jens
      du siehst das zu eng. am anfang haben sich so sprüche wie „merci viel mal“ was ja jeder schweizer ständig sagt, wenn er sich bedankt, auch aufgeregt, heute sage ich es selber ;-).
      schlussendlich ist es nur ein wort. es wird schlussendlich überstrapaziert, vermutlich hast du recht. vielleicht liegt es auch an der schweizer eigenart, sich auf bestimmte wörter oder begriffe zu versteifen.
      richtig, herzig ist auch so ein wort, egal ob hund oder kind, alles herzig.
      da sollte man mal eine auflistung machen.

      ein wort, was ich nie benutze ist beispielsweise evakuation, ich kann solche wörter einfach nicht übernehmen….;-).

    11. lizamazo Says:

      wie alle meine vorschreiberInnen habe auch ich das liebe schlussendlich ausgetrieben bekommen und dabei u.a. gelernt, dass sprache tut, was sie will. wie anders will der herr administrator erklären, dass er es dennoch so oft hört?
      was mich übrigens viel mehr stört und im gegensatz zu schlussendlich tatsächlich ärgert, ist die ewige sinnmacherei.
      nütfürunguet 😉

    12. Fiona Says:

      Hi, folks! Admin hat gesagte “ Schlussendlich“ nervt, wenn man es in jeder Diskussion 20 Mal hört. Es ist ein Modewort“,
      Eigentlich ist „schlussendlich“ kein Modewort, sondern ein Cliché.
      Wie auf englisch „When all is said and done“.

      F. Huber (ex-University of Cambridge Examiner)
      River Cam in Cambridge

    13. wolfi Says:

      man kann das auch noch weiter führen. wenn du im bzw. auf dem bus oder in einem (sächlich) Tram zuhörst, ist alles, was Leute vorhaben, tun oder erlebt haben prinzipiell spannend und lässig.
      diese zwei wörter sind im schwiitzerdütsch derart massiv verankert, ständig wiederkehrend und nicht wegzudenken!
      und es fällt schwer, solche wörter im gespräch nicht zu verwenden, das erfordert disziplin ;-).

    14. Michael2 Says:

      Ich habe das Laster, immer ‚im Endeffekt‘ zu sagen. Dies fiel mir auch selber schon auf…
      Oft schon suchte ich nach Alternativen, welche ich (mit) schlussendlich auch gefunden habe. Wobei ich es immer noch nicht verwende.
      Tja, ich starte mal einen neuen Versuch und probiere es mit schliesslich.

    15. aquado Says:

      „Schlußendlich“ kenne ich noch vom Gebrauch meiner Großmutter her (Jahrgang 1908). Die hatte aber mit der Schweiz so viel zu tun, wie Pumpernickel mit Alpenmilch.

    16. Berkk Says:

      Wenn wir schon bei Modewörtern sind. „Entsprechend“ wird auch sehr oft als „Satzfüllungs“ oder Modewort gebraucht. Oder in anderen Regionen vielleicht nicht? Wie sieht es in Büllach damit aus? Unser Lehrer baut in jeden Satz „entsprechend“ ein. Seit mir das aufgefallen ist, muss ich mir immer das Lachen verkneifen. z.B. „Dann machen wir entsprechend Schluss für heute.“, „Das gibt entsprechend einen Eintrag“, usw.
      Hört sich dann manchmal ziemlich komisch an.

      MfG

    17. Geissenpeter Says:

      In Deutschland wird dafür sozusagen in jeder längeren Erläuterung sozusagen das Wort sozusagen verwendet, was sozusagen sehr praktisch ist, weil das Wort sozusagen so lang ist, dass man es sozusagen in einen längeren Redeschwall einbauen kann, sozusagen ohne zu stocken, um sich dabei sozusagen eine Verschnaufpause zu gönnen und darüber nachzudenken, was man denn eigentlich sagen wollte. Sozusagen.

      Toll finde ich auch, wenn Deutsche „roundabout“ sagen, wenn sie „ungefähr“ meinen.

    18. Feustel Says:

      Statt sozusagen sagt man bei uns einfach „quasi“.

    19. kaba Says:

      interessant. auch meine deutschlehrerin wollte uns das „schlussendlich“ abgewöhnen. Aber „schliesslich“ oder „endlich“ zu benutzen, kommt mir einfach komisch und unpassend vor, es ist nicht genau das selbe wie schlussendlich.
      und dass schlussendlich in jedem gespräch x-mal verwendet wird ist mir noch nie aufgefallen. vielleicht eine zürcher eigenart?

    20. Phipu Says:

      Der heute nicht mehr so geläufige z.B. Berndeutsche Ausdruck „z‘leschtemänd“ oder „letschtemänd“ („letzten Endes“) würde eigentlich helfen, weniger „schlussendlich“ zu brauchen. Aber eben, dies ist eines der Wörter, die im heutigen Dialekt so langsam verschwinden.
      Hier in einem Kommentar erwähnt:
      http://www.blogwiese.ch/archives/120

      oder hier (baseldeutscher Text) im zweitletzten Abschnitt
      http://www.tvprattelnas.ch/berichte/ber_mrvelo01.htm

    21. freiheitistunteilbar Says:

      Schlussendlich ist Schlussendlich ein Pleonasmus aus Schluss und endlich. Letztendlich ist Letztendlich die saubere Art, einen Schlussstrich zu ziehen.

    22. Thorsten Walter Says:

      Schlussendlich wird in Dtl. erst massiv verwendet seitdem es Urs Meier (schweizer Schiedsrichter) als Co-Kommentator des ZDF während der WM 2006 in jedem 2.,3. Satz verwendete. U.a. verwendet es auch Markus Babbel in jedem Interview mehrfach. Ein Modewort das einfach nur nervt und hoffentlich bald wieder aus der Mode kommt. Letztendlich soll doch ‚letztendlich‘ wieder seinen Stellenwert zurück erhalten.