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Sei kein Toggel und hilf beim Eintöggeln — Schweizer Tätigkeitswörter

  • Sei kein Toggel und hilf beim Eintöggeln
  • Wir lasen in der Sonntagszeitung vom 26.02.06 auf Seite 120 einen hochinteressanten Artikel über das geheime EDV-Hochleistungszentrum der SBB, welches in einer Datenbank die Informationen von 50 Millionen Einzelobjekten erfasst hat:

    „Alles von Hand eingetöggelt“, (…)
    Die mühselige Handarbeit verschlang rund 100 Millionen Franken.

    Vom Kontext her ist klar was da gemeint war: „eingegeben“, vielleicht etwas salop auch als „eingehackt“ in die Tastatur des Computers. Nun ist jedes Streckensignal und jeder Leitungsmast der SBB mit Lageplan und allen Daten abrufbar, quasi in Echtzeit, was die Planung und Durchführung von Reparaturen und Wartungen enorm beschleunigt.
    Eintöggeln
    Sonntagszeitung vom 26.02.06 Seite 120

  • Können Sie auch töggeln?
  • Wir stolperten natürlich über das Wort „töggeln“, eine vielseitig verwendbare Universalvokabel im Schweizerdeutschen.
    Beispiele:

    Zum Einlaufen spielten wir Rugby und machten Stafetten über unseren Sandhügel. Das machte uns Spass. Als wir dann endlich wieder im Hotel waren gingen wir um 18.30 Uhr töggeln.
    (Quelle:)

    Hier geht es nicht um „eingeben“, sondern um ein Spiel.

    Töggeln“ gibt es nicht nur als Verb, sondern auch als Nomen. Beispiel:

    Dann geht es den Schnee durab und über den Brunnifirn Richtung Nord-Osten – immer den orangen Töggeln nach.
    (Quelle:)

    Ab gesehen davon, dass wir keine Ahnung haben, was „durab“ bedeutet, vermuten wir mal, dass hier mit „Töggeln“ grosse Markierungs-Hütchen gemeint sind. Google-Schweiz nennt uns auf Anhieb 242 Verwendungen für „töggeln“.

    Töggeln“ ist ein interessanter Fall für das Varianten-Wörterbuch CH-AT-DE denn die damit verbundene Tätigkeit wird in jedem der drei Ländern anders bezeichnet.

    kickern, wutzeln, töggeln
    Diesmal bietet unser Wort des Monats einen Service für Deutschlerner im Sinne des D-A-CH-Konzepts. In der Reihenfolge Deutschland-Österreich-Schweiz bezeichnen die genannten Verben nämlich die auf unserem Schwerpunkt-Bild abgebildete Kulturtechnik – Hochdeutsch auch bekannt als Tischfußball.
    (Quelle: Spinne-magazin.de)

    Töggelikasten oder Kicker?
    Das erwähnte Wort “kickern” ist in Deutschland auch die gängige Bezeichnung für den dazugehörigen “Töggelikasten” => Ein Kicker (wie die gleichnamige Fachzeitschrift für Fussball „Kicker“ ). Die österreichische Variante „wutzeln“ finden wir übrigens auch sehr apart. Ob hierbei das Schwein „Wutz“ von „Urmel aus dem Eis“ aus der Augsburger Puppenkiste Pate gestanden hat?

  • „Mensch ärgere dich nicht“ gibt es nicht in der Schweiz
  • Ein „Toggel“ (Plural die „Töggel“) ist eine Spielfigur, wie z. B. bei „Mensch ärgere dich nicht“. Das bekannte Brettspiel mit den bunten „Töggel“ ist in der Schweiz unter einem anderen Namen bekannt. Es heisst hier „Eile mit Weile“. In anderen Ländern heisst es „Pachisi:

    Im 19. Jahrhundert wurde „Pachisi“ mit einigen Varianten dann im westlichen Kulturraum populär. In Amerika z. B. als „Parcheesi“ oder „Chessindia“, die Schweiz kennt es als „Eile mit Weile“ oder „Der Weg zur Herberge“, „Ludo“ oder „India“ in Großbritannien und „Parchis“ in Spanien.
    (Quelle: spielbox-online.de)

  • Du Toggel, Du!
  • Aber Vorsicht! Die Bezeichnung „Toggel“ kann auch beleidigend für eine Person verwendet werden, der man den gleichen Hirninhalt zuschreibt, wie einer Spielfigur. „Du Toggel, Du!“ ist ähnlich nett gemeint wie „Du Dubbel, Du!

    Im Englischen ist ein „toggle“ übrigens ein Kippschalter, ein Umschalter, und das Verb „to toggle“ wird in EDV-Kreisen auch in Eingedeutschter Form für „umschalten“ verwendet.

    „Das kannst Du mit diesem Parameter toggeln, ob das an oder aus ist“

  • Wer nicht töggelt, der jöggelt
  • Der Artikel war schon geschrieben, als wir erfuhren, dass es neben „töggeln“ auch noch „jöggeln“ gibt. Bedeutet das gleiche, wird aber weniger häufig verwendet. Google-Schweiz hat nur 32 Belege dafür. „Jöggeln“ ist natürlich etwas ganz anderes als „töggeln„, denn es schreibt sich mit „j“ und kann auch für „Joggen gehen“ verwendet werden.

    

    7 Responses to “Sei kein Toggel und hilf beim Eintöggeln — Schweizer Tätigkeitswörter”

    1. Videoman Says:

      Wir haben kürzlich einer Deutsche auch die Vielseitigkeit des Wort Töggel beigebracht. Neben deinen erwähnten Übersetzungen, kann man es auch für irgend ein nicht genau definiertes Teil verwenden.
      War ganz schwierig, besonders in Verbindung mit dem Pöbel (hat nicht mit dem gemeinem Volk zu tun).

    2. Phipu Says:

      Habe eben noch eine kleine Sammlung von weiteren regionsbedingten Wörtern für wutzeln und kickern (Misch aus Substantiven und Verben) entdeckt: http://www.gate24.ch/e/Billiards/Winznau/41747

      Die Textquelle, wo „durab“ vorkommt, ist ja nicht gerade hochdeutsch geschrieben. Dagegen ist sogar der Tagi Standardsprache.
      Erklärung zu „durab“ = wörtlich: „durch ab“ sinngemäss: herunter/hinunter
      regionale Varianten: zdurab, abe, nidsi, abe, ahi, embra, und viele mehr.
      Herauf/hinauf: duruf, zduruf, ufe, obsi, wuhi, embrüf etc.
      Tipp für Fremdsprachige: eine Wegerklärung immer auf Hochdeutsch oder einer anderen gemeinsamen Fremdsprache verlangen.

      Jens:
      Kleiner Tippfehler: es heisst „TöggElikasten“ Beispiel zum kopieren-einfügen: http://www.fundcup.ch/IGFG1/n/u.aspx?fu=291&SFC=21&SPR=1

    3. sylvie Says:

      und ein TOGGU ist im Seeland auch eine hässliche strohpuppe, die das mädel erhält das im vorjahr die jungs, die ihr eine maitanne stellten, nicht zum essen eingeladen hat.

    4. Phipu Says:

      „Gaagele“ und „Töggele“ kommen schon in der Blogwiese vor. Bin beim „guugle“ (Suchdienst Google benützen) auf meine eigenen Kommentare gestossen. http://www.blogwiese.ch/archives/152

      hier noch ein Bild (unter vielen), zu dem das Verb „gagele“ für kicken verwendet wird.
      http://www.ev-aeschi.ch/1918249.htm

      nebst „Joggen“ [Dschoggen] gibt es noch „joggle“ ohne ö. Letzteres könnte man mit „den Clown spielen“ übersetzen. Ein „Joggi“ ist so ungefähr ein Tolpatsch. Vermutlich lernen wir bald noch Dialektvarianten aus anderen Regionen dazu. „Joggi“ oder „Joggeli“ ist ursprünglich der Diminutiv von Jakob. Die These, dass „jöggele“ für Tischfussball spielen vom Vornamen des aktuellen Nationaltrainers stammt, wage ich nicht aufzustellen. Herr Kuhns Vorname wird nämlich mit „Köbi“ abgekürzt. Kommt in der Blogwiese auch schon vor: http://www.blogwiese.ch/archives/153

    5. Urs Müller Says:

      Zu Hause im Aargau hiess es „Du bisch en Joggel!“. Gutmütig für Einen der immer ’s Chalb‘ macht oder sonstwie ungeschickt ist.

    6. Gery us büüli. Says:

      ähm hab noch ein ähnliches wort. wie wärs mit einem TIRGEL?

      nein das bedeutet nichts. es ist eine zürcher bäckerei-spezialität.
      und man sollte sie nicht essen sondern nur auf der Zunge zergehen lassenn. CH tütsch: suggele.

      smile. viel spass.. und en guete.

    7. Robert Says:

      In den Salzburger Gebirgsgauen(Pongau, Pinzgau, Lungau) ist ein Schimpfwort gebräuchlich, das ähnlich tönt wie Toggel: Tockel!