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Ist Ihr Puff auch fertig? — Wer prügeln will muss sich zügeln

  • Ein bequemes Sitzmöbel ist fertig
  • Nach langer Suche habe ich mir neulich über das Internet für gemütliche Lesestunden in der kommenden Herbstzeit einen Puff zum Selberfüllen bestellt und ihn in vielen Stunden mühsamer Handarbeit mit vielen kleinen Styroporkügelchen gefüllt. Hier das Ergebnis:
    Mein Puff ist fertig
    (Quelle Foto: tododescanso.com)

  • Fertig Puff, nicht im Puff
  • Einen Puff kennen Sie nicht, bzw. eigentlich nur aus dem Rotlichtmilieu? Falsch gedacht, denn das ist so ein hübsches Sitzmöbel, in dem man fast ganz einsinken kann. Ohne Hilfe steht da niemand wieder alleine von auf. Als ich mein Werk vollendet hatte, konnte ich stolz verkünden: „Fertig Puff“. Leider muss ich feststellen, dass ich nicht der Erste bin, der das von sich sagen kann, denn die Stadt Zürich hatte gerade eine Werbung für dieses Sitzkissen veröffentlicht: „Fertig Puff
    Fertig Puff
    (Quelle: fertigpuff.ch)

    Für die Kampagne «Fertig Puff!» liess sich auch Regula Fecker, die Werberin des Jahres, einspannen. Dominik Löhrer, besser bekannt als Los Bandidos Minirock, schrieb eigens einen «Fertig Puff!»-Song. Darin fragt Löhrer: «Wotsch prügle?» und gibt gleich die Antwort: «Dänn muesch zügle».

    (Quelle: Tages-Anzeiger)

  • Kausalzusammenhänge richtig erklärt
  • Muss man sich als zügeln, will man sich zünftig prügeln, jedenfalls in Zürich. Es ist gut, dass diese Kausalzusammenhänge endlich einmal in der Öffentlichkeit und mit Hilfe einer breit unterstützten Plakatkampagne bekannt gemacht werden.

    Wir werden darum diese drei Sätze als verbale Schweizerdeutsche Selbstverteidigung im Geheimen für die nächste unheimliche Begegnung in einer dunklen Gasse üben und sie dann rasiermesserscharf, geschliffen und spontan zur effizienten Verteidigung vortragen: „Wotsch prügle? – Dänn muesch zügle – Jetzt ist aber fertig puff.“ Klingt wie das Verpuffen einer missglückten Operation. Das hilft ganz sicher. Den passenden Song auf den Lippen kann uns nichts mehr missglücken.

    

    10 Responses to “Ist Ihr Puff auch fertig? — Wer prügeln will muss sich zügeln”

    1. Guggeere Says:

      «Puff» (hierzulande immer sächlich) bedeutet auch in der Schweizer Mundart zunächst mal Bordell. Viel häufiger wird es im Sinne von Unordnung, Durcheinander und – wie in der «Fertig-Puff»-Kampagne – als Synonym für Schwierigkeiten verwendet.
      Vom Militärdienst her weiss ich noch, wie uns «verpuffä» oder «iipuffä» befohlen wurde, was hiess: «Packt euer Zeug zusammen.» Entsprechend sagt man auch im Zivilleben öfters «Puff» und meint «Gepäck».
      Ich erinnere mich, wie mal der Aargauer Stammtischniveau-Blödler Peach Weber mit diesem Mehrfachsinn gespielt hat. In einer seiner typischen Geschichtchen erzählte er, wie jemand in den Besitz eines Freudenhauses kam. Der Schlusssatz lautete: «Und vo doo aa hät er immer es Puff ghaa.»

      Dass ein Puff auf Standarddeutsch auch ein Sitzmöbel sein kann, wusste ich nicht. Vielleicht konnte einst ein Bordell seine Dienstleistungen im wahrsten Sinne des Wortes nicht mehr an den Mann bringen und diversifizierte daraufhin in die Möbelbranche…

    2. neuromat Says:

      Puff ist Standardwortschatz Substantiv Maskulinum, aber das Bordell. Stammt aus dem 15.Jh, zunächst mit derBedeutung „Stoss“.

      Ist aber auch Bezeichnung für ein Brettspiel mit Würfeln. Solche Spiele wurden in den alten Badehäusern zwischen Männern und Frauen gespielt und das Spiel konnte dann zwanglos in mehr erotische Spiele übergehen., Die Rolle der Badehäuser im ausgehenden Mittelalter als eine Art Bordell, ist bekannt. Vielleicht wurde neben puffen „stossen“, auch dies wirksam.

      Dann gibt es noch den „Wäschepuff“ , der zum Standardwortschatz (19. Jh.) gehört. Bezeichnet das Aufgeblasene. Ursprünglich also „etwas zum Hineinstopfen“. Na ja, sind wir ja fast wieder beim Bordell. Daher kennen wir auch die Kartoffelpuffer. Kennt man die in der Schweiz auch. Aber da bleibt man ja eher klein und bescheiden, eben pygmäestisch, was aber von pungere „stechen“ kommt und dann ist man auch wieder beim Puff und hat denselben, wir haben eher den Salat.

      Dass das nun aber ein Sitzmöbel sein soll, wage ich doch zu bezweifeln. Ich glaube die Dinger heissen anders.

    3. Guggeere Says:

      @ neuromat
      Ich spiele jetzt wieder mal das, was die Angelsachsen «Grammar Nazi» nennen, und widerspreche dir. Puff in der Bedeutung Bordell darf auch gemäss Duden männlich UND sächlich sein. Offenbar gibts sächliche Puffs nicht nur in der Schweiz, und beides ist korrektes Standarddeutsch. Was mich zum folgenden Vorurteil anstiftet: Wer in der deutschen Schweiz «einEN Puff» aufsucht, stammt mit allergrösster Wahrscheinlichkeit von nördlich der Grenze. 🙂
      Nachträglich ist mir eingefallen, dass es im Französischen das Nomen «pouf» gibt. Laut meinem 35 Jahre alten Dictionnaire Micro Robert ist das ein «niedriger Sessel, dickes gepolstertes Kissen, das auf den Boden gelegt wird». Das wäre dann doch eine ziemlich präzise Beschreibung des abgebildeten «Chügelisack»-Puffs.

    4. neuromat Says:

      die Dinger heissen Sitzsack:

      http://www.archiexpo.de/architektur-design-hersteller/sitzsack-1142.html

      auf der Seite kann man auch nach Sitzpuff suchen. Die sehen fast alle anders aus.

    5. AnFra Says:

      Habe für dieses „Sitzmöbel“ auch schon die Bezeichnung „Puff“ gehört. Das diese Bezeichnung Puff stimmig sein könnte, lässt sich an der sog. Puffhose bzw. Pluderhose ableiten.

      Diese Puffhose war in der Renaissance der modische Hit. Ach, muss das damals für die Türken eine herrliche Zeit gewesen sein: Alles an türkischem Modezeug wurde durch die dumpfen Europäer grenzenlos bewundert, übernommen und nachgemacht. Wie z. B. diese unsägliche türkisch-persisch-indische Puffhose. Diese Puffhose war mit Stoff vollgestopft und ergab auch die Bezeichnung „Pluderhose“ als vollgestopftes Beinkleid.
      Und nun der springende Punkt. Um diese Pluderhose wieder in modisch korrekte aufgeplusterte Form zu bringen wurde mit einem dünnen, elastischen Rutenstöckchen die Pluderhose auf der Oberfläche geschlagen, also „gepufft“. Durch diese leichten und stoßartigen Schläge wurden die innenbefindlichen Stoffe wieder gelockert, dadurch vereinzelt und in ihre ursprüngliche Form gebracht.
      Wie heurig mit den verdichteten Kopfkissen, wenn sie mit Kunststoff-Fluder gefüllt sind. Durch Schläge mit der Faust und/oder Handkante kann man diese Dinger wieder schön locker und flauschig machen. Das bewirkte eine voluminöse Vergrößerung des Inhaltes und nun ist die Puffhose wieder formfüllig und modisch korrekt. Wie bei der Puffhose.
      Das besagte Sitzmöbel muss man durch Schläge mit der Faust und/oder Handkante auflockern und dannach zurechtmachen, um dadurch für sich eine ideale Sitzposition zu erzielen.

      Als studentischer Taxi-Aushilfsfahrer habe ich in Konstanz so manch einen Schweizer aus dem Bordell abgeholt und einen Häuserblock vor seiner Wohnung abgesetzt. Bei diesen Einsätzen konnte man solch ein großes weiches Sitzmöbel im Bordell erblicken.
      Eine tolle Steigerung: Ein Puff im Puff.

    6. Phipu Says:

      Ich dachte eigentlich, die ganze Geschichte sei schon seit mehreren Jahren klar. In diesen Einträgen mit ihren Kommentaren stand schon so viel darüber.
      http://www.blogwiese.ch/archives/70
      http://www.blogwiese.ch/archives/683
      Da hätte Jens auch etwas Eigenwerbung für seine Seiten machen können:

      Zusammenfassend:
      – ’s Puff (das Puff, frz. le bordel) = das Freudenhaus, aber auch die Sauordnung (eben, wie im Französischen „le bordel“)
      Übung 1: Unterscheide bitte: Karl sagt, „ Ich gahn is Puff“ und Paul sagt, „Ich gahn häi i mis Puff“. P.S.: keiner der Sprecher ist Zuhälter.
      – der Puff (frz. le pouf*) = das Sitzmöbel in Sackform**, wie es ca. seit Hippie-Zeiten existiert.
      – Puff (ohne Artikel) = Streit, Zoff
      – puffen (Verb) = ordnen, räumen, packen, siehe Guggeres Kommentar

      * Siehe hier: http://www.illustre.ch/la_forme_sur_le_pouf_45220_.html . Diese durchtrainierte Dame käme aus ihrem Sitzkissen sicher wieder ohne fremde Hilfe hoch, würde sie es auch mal zum Sitzen missbrauchen.

      ** DE: Beutel-, Taschen-, Tütenform; da in Deutschland alle Sack-Wörter ja derart verpönt sind, müsst ihr euch selber etwas aussuchen, das ein korrektes Verständnis beflügelt, ohne ständig von männlichen Geschlechtsteilen zu fantasieren

      Wenn man halt wie im Immigrantenslang alle Artikel (und auch die Präpositionen) weglässt (à la Gömmer __ Migros? __ Vater hät mi bracht), wird die Unterscheidung natürlich schwierig. Von Jens’ Sprachbegabung gepaart mit seinen Möbelbau-Ambitionen hätte ich eigentlich eher ein „Fertig mit dem Puff!“ erwartet. Das hätte denn schon mal den Unterschied zu „Fertig Puff“ als Slogan in „Fertig lustig“-Aufmachung hergestellt, wo eben kein Artikel nötig ist. „Fertig mit dem Puff“ hätte aber immer auch noch „Schluss mit der Sauordnung/Fertig mit dem Freudenhaus(-besuch)“ heissen können, da im Dativ die Männlichkeit oder Sächlichkeit (des Substantivs natürlich) nicht ersichtlich ist.

      Der Puff/Knuff als Stoss ist im Dialekt nicht verbreitet. Dafür gibt es eine Menge blumiger Ausdrücke wie „Gingg, Chlapf, Zwick, Brätsch“ uvm. Im Schweizer Hochdeutsch ist denn auch eher als in Deutschland „der Stoss“ zu finden, was besonders in der Verbform augenfällig ist (sein Velo stossen = DE: schieben, Tür ziehen/stossen = DE:drücken).
      Natürlich hat aber „der Puff“ als Stoss besonders im technischen Bereich indirekt dennoch im Schweizer Sprachgebrauch Einzug gehalten, wie z.B. im „Uspuff“ (Auspuff), oder im Puffer (Stossfänger aus Stahl im Bahnwesen, oder aus Gummi um Möbel vor aufschlagenden Türen zu schonen. Aus Kartoffel erfüllt der Puffer seine stossabsorbierende Wirkung nur ungenügend, deshalb heisst diese Form hier Stock. http://www.blogwiese.ch/archives/899 ).

    7. Marroni Says:

      @AnFra
      Wusste ich nicht, wieder mal was dazugelernt dank Blogwiese. Wie würden nun total extrem unordentlich verstreute Sitzkissen im Freudenhaus heissen? „ Ein Riesenpuff mit Puffs im Puff?

    8. AnFra Says:

      @Marroni

      Hier zur deiner Befriedigung die gewünschte Lebenserkenntnis:
      „Ein huere Puff mit den geilen Puffs im spitzen Puff“.

      Ein Studienfreund hatte damals einen Pensionisten aus dem Thurgau, der mal ein Priester war, ins nicht mehr existierende „Klein Paris“ öft fahren dürfen, um wie es der gnädige Herr sagte, die verlorenen Schäfchen zu zählen. Auf der Heimfahrt sagte der alte Bock als Erkenntnis: „Besser die armen Schäfchen leben im ordentlichen Bordell als in einem armseligen Bretterverschlag“.

      PS 1: Es ist schon interessant, wie bei diesem Thema die HERR-Schaften wieder mal fleißig mitschreiben!

    9. AnFra Says:

      @Marroni Für die Marroni- Saison ohne huere Puff.

      Marroni’s Traum

      Marroni liegt arg darrnieder,
      ermüdet sind seine Glieder,
      schnarcht, piff, paff und puff
      träumt, er sitze auf nem Puff,
      hört lautes, wildes galoppieren,
      ist jedoch nur schwadronieren,
      hat er so schlimme Ahnungen,
      sind es Marroni’s Blähungen,
      ist er es, der Homo attractiva,
      nein, es ist die Castanea sativa,
      die da rumort und heftig bufft,
      nicht Marroni, der etwa blufft,
      die Marroni, die feine deliziöse,
      auf’m Rost vor sich lecker döse.

    10. pfuus Says:

      Wie wärs mit einer Portion Puffreis ?