Wie Paris entstand
Mein erstes Raclette ass ich in Paris. Das ist die Hauptstadt von Frankreich. Die heisst so, weil der Riese Gargantua, wie François Rabelais uns berichtet, soviel auf einmal gefuttert hatte, dass es ihm dann im Darm drückte. Und als er lachen musste, Französisch „rire: je ris, tu ris, il rit etc.“ ist etwas sehr Grosses hinten rausgekommen, auf die Erde gefallen, liegen geblieben, und quasi durch sein Lachen, also „par rire“ oder „par-ris“. Bevor sich jetzt jemand beschwert möchte ich darauf hinweisen, dass dieser Witz fast 500 Jahre alt ist. Die Pariser finden ihn nicht komisch.
Raclette in Paris
Doch zurück zum Essen, zum „Raclette“, das ich in Paris ass. Das Wort ist Französisch und kommt von „racler“ = schaben, kratzen. Eingeladen hatte zu diesem „feinen zNacht“ eine holländische Freundin, zu Gast waren ausserdem ein Amerikaner und eine Italienerin. Raclette verbindet, Raclette schmeckt. Dass Raclette eine Schweizer Erfindung sei, war mir damals nicht bewusst.
Raclette im Wohnheim
Das nächste Raclette ein paar Jahre später gab es im Winter jeden Samstag im Stundenwohnheim in Deutschland. Dort wurde regelmässig alle 6 Monate das Abonnement der Lokalzeitung gekündigt, die alle Bewohner sich teilten, aber erst nachdem ein neuer Leser oder eine Leserin im Haus angeworben worden war. So gab es regelmässig eine neue Werbeprämie, und das Wohnheim bekam nach und nach eine Kaffeemaschine, ein Kochtopf-Sortiment, einen Toaster, ein cooles Radio, und ein Fondue-Set. Irgendwann kam auch das Raclette-Set so als Werbeprämie ins Haus. 8 Leute konnten zugleich Käse schmelzen und Essen. Die Prämie wurde im nächsten Jahr nochmals ausgewählt, damit man zwei Raclette-Maschinen beim Stockwerksessen nutzen konnte. Die Bewohner wechselten, die Raclette-Maschine blieb.
Raclette muss beworben werden
Dem Schweizer Raclette scheint es schlecht zu gehen, denn es muss Werbung machen. Und die sieht so aus:

(Quelle: Privates Foto — „Schätzu wir haben noch Gürkli“)
Auf Deutsch: „Ich schätze wir haben noch Gurken“…, so lautet die geheime Parole mit der man seine Tischgenossen zum ultimativen Weiteressen beim Raclette-Abend auffordert. Es wird gegessen bis die Gurken alle sind, sonst gibt es schlechtes Wetter.
Der Käse vor Gericht
Dass man in der Schweiz über jeden Käse prima vor Gericht streiten kann, lasen wir bei Wikipedia:
In der Schweiz sollte der Raclettekäse als Herkunftsbezeichnung (Appellation d’Origine Contrôlée, AOC) rechtlich geschützt werden – da das Raclette eine typische Walliser Speise sei, dürfe der Käse nur dann als „Raclettekäse“ verkauft werden, wenn er im Wallis hergestellt wurde.
Dies stiess auf einige Kritik: Zum Einen wird die grosse Mehrheit des schweizerischen Raclettekäses – einschliesslich des von den Schweizer Grossverteilern wie Migros oder Coop angebotenen Käses – gar nicht im Wallis hergestellt; so wurden z. B. 2005 rund 11 000 Tonnen Schweizer, aber nur 2000 Tonnen Walliser Raclettekäse hergestellt. Zum Anderen wird der typische Walliser Raclettekäse aus nicht pasteurisierter Rohmilch hergestellt. Damit Rohmilchkäse aber ohne gesundheitliche Bedenken verzehrt werden kann und einen vollen Geschmack entwickelt, dürfen die Milchkühe nicht mit Silagefutter ernährt und müssen daher über den Winter mit Heu versorgt werden. Heu benötigt jedoch mehr Lagervolumen als Silo-Futter und wird deshalb nur noch von wenigen Bauern im Winter verfüttert.
(Quelle: Wikipedia)
Gericht oder Käse?
Im Juni 2006 entschied die Rekurskommission des Eidgenössischen Volkswirtschaftsdepartements, der Begriff bezeichne ursprünglich nur ein Gericht und nicht den Käse selbst und sei somit nicht schützenswert. Im November 2007 entschied das Schweizerische Bundesgericht, Raclette sei ein Gericht, aber keine schutzwürdige Ursprungsbezeichnung. Der Name „Raclette“ für einen Käse ist daher frei verwendbar. Allerdings verfügte das Bundesgericht auch, der im Wallis hergestellte Käse solle den Herkunftsschutz „Raclette du Valais AOC“ erhalten.
(Quelle: Wikipedia)