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Können Sie Kacheln verlegen? Aber bitte nicht verkachelt

  • Verkachelt ohne Kacheln
  • Bei der Lektüre des Tages-Anzeigers machten wir diese Entdeckung:

    Eine verkachelte Situation
    (Quelle: Tages-Anzeiger 11.07.08, S. 11)

    Müssen wir gleich mal üben: Ich verkachele, du verkachelst, er/sie/es verkachelt, wir verkacheln, ihr verkachelt, sie verkacheln . Sind alle Schweizer so handwerklich begabt beim Kacheln verlegen?

    Wir würden die Situation als „verfahren“ oder „aussichtslos“ oder „vertrackt“ bezeichnen, nur die Kacheln kämen uns nicht in den Sinn. „Verkorkst“ schon eher. Wie dieser Ausdruck „verkachelt“ wohl entstanden sein mag? Eine „Kachel“ ist in den Niederlanden übrigens ein warmer Ofen, ein „Kachelofen“ um genau zu sein.
    ein verkachelter Ofen
    (Quelle Foto: ofenhaus-schleicher.de)

    115 Funde bei Google-CH im Vergleich zu mickrigen 10 Stellen bei Google-De, die zumeistverkachelte Bildschirmhintergründe oder Badezimmer beschreiben, aber keine Situation.

    In der Schweiz kann so einiges „verkachelt“ sein, z. B.:

    Nachdem Regierungsrätin Dorothée Fierz das Geschäft verkachelt hat, droht ein neues Fiasko. Sagen die Naturschützer.
    (Quelle: Tages-Anzeiger 22.12.06)

    Oder in der Weltwoche:

    Wir brauchen ja Ernährungsberater, die zurecht zu biegen versuchen, was die Nahrungsmittelindustrie verkachelt.
    (Quelle: Weltwoche.ch Forum)

    Das Wort hat wirklich Seltenheitswert. Es findet sich weder bei Grimm, noch im Duden oder Leipziger Wörterbuch. Doch halt, bei Grimm lasen wir dann noch, dass ein „Kachel“ auch ein irdener Topf ist und „kacheln“ ein anderes Wort für Töpferarbeit bezeichnet.

    KACHELN
    1) töpferarbeit machen, schweiz., s. kachel 1, kachler; das. einen hohlen ton von sich geben, und brechen.
    2) obsc. ein frauenzimmer kacheln Rädlein, s. kachel 3; noch in Sachsen.
    3) eigen ein ganz andres östr. kacheln, reden. Castelli 178. 280.
    4) tirol. laut lachen, s. kachen, gacheln.
    (Quelle: Grimm )

    Ob dann „verkacheln“ auch „verlachen“ bedeuten kann, wenigstens in Tirol? Etwas „Verkacheltes“, das muss dann das Fehlprodukt eines Töpfers sein. Vielleicht sogar ein Topf in Scherben?

  • Kann Herr Kachelmann eigentlich verkacheln?
  • Der Herr „Kachelmann“ sollte es ja wissen, aber der kümmert sich in Deutschland um das Wetter und kann nicht befragt werden. Er wurde übrigens auch in Lörrach geboren, und ist damit ein… ? Deutscher? Falsch, ein Baselbieter! So wie Ottmar Hitzfeld und Ruth Schweikert. Bald können die echt einen Verein der „Lörracher Schweizer“ aufmachen. Wahrscheinlich war das in Basel früher so üblich, dass man die hochschwangeren Mütter über den Hochrhein zum Gebären nach Lörrach schickte. Zum Glück hat der „Geburtsort“ in einem Schweizerpass nix zu bedeuten, anders als in Deutschland.

    

    33 Responses to “Können Sie Kacheln verlegen? Aber bitte nicht verkachelt”

    1. lapsus4711 Says:

      Lörrach hat für Basel offenbar eine ähnliche Bedeutung wie Kadıköy für Istanbul.
      Kadıköy heisst Blindendorf und liegt jenseits des Bosporus, Istanbul gegenüber
      In Istanbul meint man, die Leute in Kadıköy müssten blind sein, um angesichts der Schönheiten Istanbuls, in Kadıköy zu bleiben.

    2. Danido Says:

      Soso, dieses bekannte Wort kennt man nicht in Deutschland? Merkwürdig, denn gerade in einer zerbombten Stadt nach dem zweiten Weltkrieg war es ja im wahrsten Sinne des Wortes offensichtlich, dass die Nazis alles verkachelt haben.

      Eine Situation ist verkachelt, wenn ein Scherbenhaufen daliegt, oder wenn es beinahe so weit ist.

    3. Anita Says:

      Eine Kachel ist im Schwäbischen eine schwere gusseiserne Pfanne oder ein schwerer Topf

      [Anmerkung Admin: Gibt es denn im Schwäbischen das Wort „verkachelt“? ]

    4. Phipu Says:

      In den Kommentaren ab hier abwärts ging es schon mal um den Topf, der eben hier den Namen „Chacheli“ trägt: http://www.blogwiese.ch/archives/153#comment-1732 . Nachträglich habe ich nun festgestellt, dass man in Grimms Wörterbuch dieses „Gschirrli“ unter „Kächelein“ aufführt: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemid=GA00001

      Oft habe ich mich schon gefragt, weshalb man im Dialekt trotzdem „Chachelofe“ sagt, wenn es doch die Wörter „Fliesen“ und „Kacheln“ für die gebrannten Wand- oder Bodenplatten gar nicht gibt. Die sind beide im modernen Dialektgebrauch unter „Plättli“ zusammengefasst. Die obenstehende Erklärung lässt nun zwei Schlüsse zu. Entweder ist es ein „getöpferter Ofen“ oder das Wort wurde aus Deutschland reimportiert, obwohl das schon länger her sein müsste, wenn man die vielen derartigen Kulturgüter aus vergangenen Jahrhunderten betrachtet. (Beispiel: http://www.mobi.ch/mobiliar/live/diemobiliar/engagement/kultur/m-406003/kachelofen_300x368.jpg ).

      Das führt auch zur Überlegung, dass vielleicht all diese Wörter mit „Kachel“ und „kacheln“ auch in Deutschland so verbreitet waren, wie heutiges „töpfern“ und „Topf“, aber vom dortigen Sprachgebrauch verschwanden. In Grimms Wörterbuch habe ich übrigens ganz interessante Erinnerungen an vergangene Jahrhunderte gefunden, mit der Kachel (die Kachel). Es klingt dort nach „Er seicht sich eine Brunzkachel voll …“. Für Dialektsprecher ist das überhaupt nicht unverständlich. Bei dieser Gelegenheit kann man auch gleich wieder zum Verständnis von „Hafen“ überleiten: http://www.blogwiese.ch/archives/600 .
      Na dann, e Guete (mit Diphthong, Carsten!)

    5. neuromat Says:

      natürlich kennen wir kacheln. Nur in einer anderen Bedeutung, die naturgemäss dem selbst gehegten und gepflegten Klischee des Schweizers an sich unbekannt ist: richtig Gas geben.

      Aber gemeinerweise ist dies ja nun nicht einmal mehr in Richtung Lörrach möglich, so dass auf der sanierten BAB auch die hochgetunten teuer bezahlten BMW und Benze und tiefer gelegten Subarus nicht mehr zum Aggressionabbau dienen können, da auch hier die Tempolimiten drastisch eingeführt werden. Ja, ja hier schreibt ein neidischer deutscher VW-Bus Fahrer mit Dieselmotor.

      Das „ver“ ist ja nun auch eine öfters schon diskutierte Eigenart der Sprache. Man kann nicht einfach „ertrinken“, sondern muss „vertrinken“. So sind denn die einen erfahren, während sich die anderen lieber verfahren.

    6. Sonne Says:

      Erstaunlicherweise heissen in der Schweiz die Wandkacheln, wie ich sie aus Deutschland kenne „Plättli“. Man hat also einen Plättliboden oder die Wand im Bad ist geplättelt. Der Ausdruck „gekachelter Boden“ erzeugt genauso viel Erstaunen schweizseits, wie wenn man Markise zu den Sonnenstoren sagt.

      Die „Gaaskachel“ ist im schwäbischen Sprachraum die Bezeichnung für Gänsebräter, verkachelt kenne ich nicht aus dem Schwäbischen.

    7. Thomas Says:

      verchachele ist auf Hochdeutsch wohl verbocken. Es ist eine aktive Form des Versagens.

    8. Doro Says:

      @neuromat

      „kacheln“ im Sinne von „Gas geben“ kenne ich auch. Und da besteht auch wieder die Verbindung von „kacheln“ zum Kachelofen als Heizelement. Mit dem Auto über die Straße kacheln ist wie mit dem Auto durch die Gegend „heizen“. Und auch „Gas geben“ beschreibt ja den Vorgang des Verbrennens.

    9. Brun(o)egg Says:

      Könnt es sein, dass verkacheln wirklich vom Ofenbauer kommt? In der Schweiz heisst ein Kachelofen die „Kunst“. Vermutlich auch desalb, weil eine Kunst ist einen gut heizenden Kachelofen, oder eben eine Kunst, zu bauen. Und wenn der Ofenbauer die Kunst zum bauen der Kunst nicht beherrscht, verkachelt ers eben. Bisschen gewagt, könnte aber sein.

    10. Sonne Says:

      Hallo Zürcher

      Das etymologische Wörterbuch sagt:

      Markise Sonnendach; frz. marquise „Frau eines Marquis; Sonnendach, grosses Zelt, Plane über dem Zelt eines Offiziers, Überzelt“; die Übertragung des Adelstitels auf das Überzelt ist nicht geklärt, eine Brücke könnte allenfalls die Tatsache sein, dass Marquis als einziger Adelstitel einen ironischen, leicht abwertenden Nebensinn bekommen hat (das Wort bedeutet im Frz. auch „Geck“), so dass man das Offizierszelt, das sich von den anderen durch seine Grösse unterschied, scherzhaft und ironisch Marquise genannt hat, sozusagen „Zelt (wie) für einen Marquis“; die weitere Übertragung von „Zelt“ auf „Sonnendach“ war dann nur noch ein kleiner Schritt.

      aus: Knaurs etymologisches Lexikon, 1983

    11. Simone Says:

      „Verkachelt“ für eine Situation ist doch sehr schön. Der gemeine Deutsche würde eine solche Situation unter bestimmten Umständen durchaus als „verkackt“ bezeichnen, was längst nicht so hübsch ist 🙂

    12. Guggeere Says:

      Es widerstrebt mir noch heute, banale Badezimmerplatten als Kacheln zu bezeichnen. Denn für mich war und ist eine Kachel eine (kleine) Schüssel. Ich erinnere mich noch gut, wie mir der Begriff «Kachelofen», als ich ihn zum ersten Mal hörte, sehr seltsam vorkam.
      Des Rätsels Lösung findet man, wenn man erstens kapiert, dass zu einem Kachelofen immer auch keramische Teile gehören, und zweitens an ein weiteres Wort für Kachel/Schüssel denkt, nämlich Hafen. Denn ein Hafner kann mehr als nur Häfen herstellen, wie es auch der Duden richtig erwähnt: «Hafner (südd., österr., schweiz. für Töpfer, Ofensetzer)». Der Beruf des Kachelofenbauers heisst in der Schweiz heutzutage offiziell Hafner-Plattenleger (…und nein, Letzterer ist nicht notwendigerweise jener, der nachts in der Disco Vinyl-Schallplatten misshandelt).

    13. Anita Says:

      Ob es im Schwäbischen “ verkacheln“ gibt, weiß ich nicht, aber könnte es ein Mutation von „verköcheln“ – sein? im Sinne von:. Verkochen in der Kachel in der Kuchel(Küche?) etwas anbrennen lassen, verkochen.
      Das Wort „versemmeln“ wird auch in diesem Sinne gebraucht (umgangssprachlich) und das nicht nur von Bäckern, genau so wie „vergeigen“ nicht nur von Musikern.

    14. Sonne Says:

      Zitat Guggere: Es widerstrebt mir noch heute, banale Badezimmerplatten als Kacheln zu bezeichnen.

      Zur Not gibt es ja noch das gute deutsche Wort Fliese. Die entsprechende Berufsbezeichnung lautet auch Fliesenleger oder Plattenleger.

    15. Thomas Says:

      die kleine Schüssel wird hierzulande meist ‚Chacheli‘ genannt.

    16. Phipu Says:

      Sonne

      Du scheinst an der Quelle zu sein, um uns, „Plättli“-sager aufzuklären. Ich mit meinem Dialekthandicap glaubte bisher:
      – Fliesen = Plättli am Boden
      – Kacheln = Plättli an der Wand.

      Stimmt das so? Dann wären die beiden Wörter aber nicht beliebig austauschbar.

    17. neuromat Says:

      es gibt natürlich Wand- und Bodenfliesen. Es gibt Bewohner Norddeutschlands, die auf Japanleise sind, die stammen aus Fliesland, die werden aber nicht gerne an die Wand geklebt und halten auch nicht von einem Fliesenschneidel.

      Kacheln gibt es auch für Böden und Wände, sowie für Oefen. Fliesen können für einen Kachelofen nicht verwendet werden, da sie den entsprechenden Anforderungen betreffend Material und Grösse nicht genügen.

      Dann gibt es aber auch noch Platten. Beim Velofahren hinderlich. Als Deutsch vom Aussterben bedroht. Aber auch welche zum verlegen. Muss man dann nur wiederfinden. Die Platten, die gehören jetzt aber eigentlich doch auf den Boden. Also den Fussboden, der Estrich beheimatet meistens Schallplatten, die nennt man heute CD.

      Und dann gibt es Menschen die sagen zu all dem einfach nur „Plättli“.

    18. Sonne Says:

      Aaaalso Phipu:

      Mein Rechtschreibduden von 1996 (ja, ich weiss, es ist auch schon wieder eine teils „veraltete“ Rechtschreibung) sagt:

      Flie|se, die; -, -n (Wand- und Bodenplatte)

      Herr Brockhaus weiss 1996 zu berichten:
      Fliesen, kleine dünne Stein- oder Tonplatten zum Verkleiden von Fussböden und Wänden.

    19. Sonne Says:

      Ist irgendwo auch nachvollziehber, denn ansonsten dürfte ein Fliesenleger in Deutschland ja nur den Boden legen. :9

      DasWort Kachelleger habe ich zwar auch schon gesehen, aber dieser Ausdruck ist für mich etwas befremdlich.

    20. AnFra Says:

      @Sonne @Phipu

      Folgend aus der Erinnerung ohne akribische Recherche und nicht vollzählig (;-):

      Die „Fliese“ als flache Platte, Riegel oder Plättchen (Plättli) kann aus natürlichen Materialien (Sedimentgestein: Sandstein, Marmor, Travertin, Schiefer oder Ergussmaterial: Granit, Basalt und Brekzie: verschiedene Konglomerate) oder künstlichem Material ((Beton (hydraulische Bindemittel) oder kunststoffgebunden (Polymer, sonstige Kunststoffe)) und Mischformen aus natürlichen und hydraulisch gebundenen Materialmischungen aber auch aus organischen Materialien in Mono- oder auch Mischform wie z. B. sog. Holzbeton, eingebundene Fragmente sonstiger Materialart (org., mineral., metal. Materialien) usw. sowie auch aus thermisch behandelten Materialien (z.B. Ton, Steingut ) als normalgebrannte „Keramikscherben“ sowie als hochgebranntes „Klinker“ bestehen. Sonderformen aus Glas, sonstigen silikatischen-mineralischen Stoffen uam. möglich.
      Diese „Fliesen“ können als Boden- und Wandverlegungen im inneren und äußeren Bereich eingesetzt werden. Sonderformen der modernen Produktion lassen wir unberücksichtigt.

      Die „Kachel“ als flache Platte in den Verwendungseinsätzen wie oben genannt ist IMMER thermisch behandelter Scherben aus Ton oder Steinzeug.
      Sie kann roh belassen und auch mit einer thermisch eingebrannter Glasur oder kalt aufgebrachter Engobe beschichtet sein.

      Der Begriff „Kachel“ wird auch bei den Brüdern Grimm im Zusammenhang mit gebranntem irdenes Geschirr und Gerät gebracht.
      In den Baufachbüchern wird „Kachel“ nur in Verbindung mit Öfen beschrieben. Das Material ist auch gebrannter Ton in roher oder glasierter Oberfläche. Sonderarten bleiben außen vor.

      Der Begriff „Kachel“ ist anscheinend ab dem 14.-16. JH aus dem niedeländisch-nieder-/platt-deutschen Sprachraum den Rhein hoch gewandert.
      Der Ursprung dieser „Kachel“ kommt aus dem Ofenbau und beinhaltet immer einen gebrannten Scherben in sich.
      Also müsste man den Begriff „verkacheln“ möglicherweise im diesen sprachlichen und technischen Umfeld suchen

    21. Sonne Says:

      Mein Synonymduden verweist bei dem Wort Kachel auf das Wort Fliese.
      Schaue ich bei Fliese nach, steht da:

      Fliese, Kachel, Platte, Plättchen (süddt.) gusseiserne bebilderte Platte am gemauerten Küchenherd: Takenplatte (Eifel usw.)

    22. ch.atzefrey Says:

      Der Chachlebruch gehört zu den gröberen Verletzungen. Man hat dann „en Sprung i dr Chachle“, andere würden sagen, einen Beckenbruch.

      Allerdings wird „en Sprung i dr Chachle“ auch im übertragenen Sinn verwendet: „Häsch en Sprung i dr Chachle?“ entspricht „Gaaats no?“ oder „Schpinsch?

    23. solanna Says:

      Von Zürich kenne ich Chachle eigentlich vor allem als Bestandteil des Kachelofens. Alles andere sind Plättli.

      Chachle wird allenfalls noch gebraucht für ein Plättli als Untersetzer für heisse Pfannen, Häfen und Platten (auf einem Tisch als Hitzeschutz verwendet). Standardsprache hiesse „für heisse Töpfe, Krüge oder Schüsseln“

      Ich weiss sogar noch genau, wann ich bewusst zum ersten Mal das Wort Chacheli für ein Trinkgeschirr ohne Henkel hörte (1964): Im Film „Geld und Geist“ (Gotthelf) war der (wohl nicht mehr sehr geliebte) Gatte und Vater soeben vom Heuboden gestürzt. Da sagte die legendäre Volksschauspielerin Margrit Rainer (als Mutter) mit gottergebener Miene zur Tochter: „Chumm, mer näme no es Chacheli Ggaffee!“

      Das wurde in unserer Familie zum geflügelten Wort.

    24. Ongava Says:

      In meiner Jugend sagte man im Schwäbischen: „das Bad ist gekachelt“, also nicht gefliest.
      Kachel bezeichnete einen irdenen Hafen. Und einen Ofensetzer nannte man „Hafner“. Die Kacheln eines alten Kachelofens erinnern mit ihren Vertiefungen an „Hafen“.
      Und wenn etwas schief ging, bzw. zu Bruch, war die Angelegenheit: „verkachelt“.

    25. Sonne Says:

      Hallo Zürcher

      Ich bezweifle, dass Madame la marquise da gross Ansprüche stellen könnte, stammte sie doch aus einem bürgerlichen Hause namens Poisson. Auch vor Fischgeschäften findet man mitunter Markisen. 😉

      La marquise stand Pate für ein anderes Accessoire: Le Pompadour, ein kleiner Beutel in der Funktion einer Handtasche, der Platz bot für Riechsalz und Puderdose.

    26. AnFra Says:

      @Sonne

      Die Sache mit der Markise ist wahrscheinlich auf folgende Wurzel zurückzuführen.

      Der fr. „Marquis“ lässt sich auf den fränk.-germ.-dt. „Markgraf“ zurückführen. Dieser Markgraf hatte in seiner „Mark“-Grafschaft (z.B. Steiermark, Marken in Italien, Dänische Mark, Angelas M. Uckermark uam.) eine grenzverteidigende Aufgabe des römisch-deutschen Kaisers zu erfüllen: Die Verteidigung der Außengrenze. Es wurden der Reichsgrenze „Marke“ als Grenzzeichen gesetzt.
      Die „Marke“ war eine farbiges (rot-weißes) Reichs- und Wehrzeichen. Im Feldlager war bei diesen „Markgrafen“ dann bei seinen Feldzeichen der farbigste Ort: Seine eigenen mit dem Reichs-„Marken“ und die der unterstellten Ritter. Viel Tuch, viele Banner, sehr viel Farben, viel Feind, viel Ehr!

      Und hier nun die Verbindung:
      Eine große Farbenanzahl am Objekt wird im aleman.-schwäb., germanisch auch „gachelich, gagelig“ genannt. Eine Übertragung auf den Markgraf / Marquis ist vorgegeben. Der ursprüngliche Harlekin / Narr war anfangs in weiß, nun wird er sehr farbig, also „gagelig, gaga, jeck (niederrhein.), geck, jock / jocker (fr. und engl.)“. Der Markgraf / Marquis ist halt „gagelig“, „gaga“, halt ein „Geck“. Ab nun sind Narren und Spaßmacher farbig.

      Die Überleitung solch eines eingefahren Begriffes auf die „noch schlimmer aufgetakelten“ Markgräfin / Marquise und den weiteren Produkten um diese Gruppierung (Banner, Zelte, Sonnenunterstände uam) im 17. und 18. JH ist eigentlich selbstverständlich. Der weitere Übertragung auf die um ca. 1730-40 entwickelten Sonnenschutzeinrichtungen an den Hütten dieser Leute (Marquises) an den Hausfassaden ist nun auch fast zwangsläufig nachvollziehbar.

      Die in der Wiki dargestellte Ableitung für alleinige Schutzüberdachung für die Markgräfinen erscheint mir historisch und sprachlich in der Entwicklungsdarstellung viel zu kurz gegriffen!

    27. Flaneur Says:

      Gibt’s eigentlich im Schweizerdeutschen was wie „vermasseln“, oder ist das in der Schweiz als Ausdruck bekannt?

      Ich vermute nicht…? (hätte ich jetzt intuitiv eher jiddisch oder so eingeordnet)

    28. Brun(o)egg Says:

      Massel ist jiddisch. „Massel dov“ = viel Glück. Übrigens haben wir viele jiddische Wörter übernommen. Auch in der Schweiz.

    29. Guggeere Says:

      @ Flaneur
      Vermasseln? Schweizer vermasseln nie etwas. In der direkten Demokratie entscheidet das Volk, und was das Volk beschliesst, gelingt immer. Denn Volkes Stimme ist Gottes Stimme…
      Spass beiseite: «Vermasseln» ist zwar bekannt, wird im Dialekt normalerweise aber nicht verwendet. Hört man es trotzdem ab und zu, würde ich es als Teutonismus bezeichnen, als Anleihe aus dem Standarddeutschen oder aus der Schriftsprache.
      Als erster Mundartausdruck dafür kommt mir «i has ve(r)siechet» («ie» als Doppellaut ausgesprochen, «r» bei «ver» unterschlage ich meistens) in den Sinn, was aber nicht ganz stubenrein ist. Ebenso kenne ich Dialektversionen von versieben, verpfuschen, verderben. Häufiger verwende ich Umschreibungen wie «es isch mer ve(r)ggroote, abverheit, ver(r)eggt abver(r)eggt», wobei die letzten beiden Varianten wiederum eher am Stamm- als am Stubentisch zu verwenden sind.

    30. solanna Says:

      In Guggeeres Aufzählung fehlt noch das auch nicht ganz stubenreine „er/sie häts vercheibet“. So viel Ehrlichkeit, dass wir vercheibet, versiechet, verpfutschet aktiv brauchen (ich has ver…) ist selten da, man braucht es für die Aussensicht auf alle andern.

      Von sich selber sagt man aktiv allenfalls, ich has versiiblet, sonst aber hat eine „höhere Macht“ oder sonst etwas von aussen mitgewirkt: es isch mer vergroote/abverheit (beides schon etwas veraltet), es isch mer id Hose, es isch mer abvereckt.

    31. solanna Says:

      Nun habe ich doch tatsächlich ausgerechnet verchachlet in der Aufzählung vergessen. Das wird aktiv verwendet: ich has verchachlet, ebenso ich has/er häts verlöölet (von Lööli, dummer Kerl).

    32. AnFra Says:

      @Sonne

      Wegen Fliese, Kachel, Platte, Plättchen und dem Beispiel der gusseisernen Platte am gemauertem Herd: Die „Takenplatte“ in dieser Aufzählung ist m. E. hier mit großer Vorsicht zu verwenden. Die Dudenredaktion hat sich hier wohl etwas „verkachelt“.

      Eigentlich kann man solche „Takenplatten“ (http://de.wikipedia.org/wiki/Takenplatte ) und „Kamin-, Ofen-(Herd)-Platten“ ( http://de.wikipedia.org/wiki/Herdplatte und http://www.kaminplatte.de/?gclid=CI2R9cXBzpQCFRgbZwodXXTulg ) nicht als übliche „Fliesen“ bezeichnen, obwohl sie in gewisser weise auch die wesentliche Funktion der Fliese haben: Um als „Wärmetauscher“ zu fungieren. Bautechnisch und kunsthistorisch hat sich umgangssprachlich der Begriff “K-, O., (H)-Platte“ durchgesetzt.

      Durch die Verwendung von Fliesen mit dreidimensionalen Skulpturdarstellungen oder Einbau von konkaven (nach innen gezogen) Hohlformen in der Art wie „Hafen, Schüsseln oder Teller“ erzielt man bis zu ca. 20% größere Oberflächen, die dann eine bessere Energieausbeute der Wärmestrahlung der zur Verfügung stehenden 100% Nettofläche (zuzüglich des Flächenzuschlages durch Vergrößerung der Fliesenoberfläche) besitzen.
      Also kann die „Takenplatte“ nur ein Bezug zu der Platte, also damit keine Fliese sein. Die meisten Gusseisen-Platten haben dreidimensional geformte Oberflächen, ob mit religiösen, berufsständischen oder auch national-patriotischen Motiven geformt. Meine beiden Platten aus Baden und Bayern aus der nachnapoleonischer Zeit sind sehr aufwendig und sehr patriotisch,die habsburgische-/römisch-deutsche von 1756 jedoch sehr schlicht mit dem dt. Doppeladler gestaltet.

      Fliesen können Kacheln und Platten sein, wie weiter oben beschrieben. Habe mal vor vielen Jahren gehört: Es gab oder gibt in D. ein historisches Objekt mit gusseisernen Bodenplatten. Diese würde man bedenkenlos „Gusseisen-Fliesen“ nennen können, da sie hierbei keine „Wärmetauscher-Funktion“ haben, sondern als Bodenbelag fungieren, also Bodenfliesen sind.

      Oh, wie ist das Leben so schön kompliziert!

    33. Sonne Says:

      Na ja.
      Wikipedia ist für mich keine wirklich gute und zuverlässige Quelle. Für eine erste Idee mag Wiki ja angehen, aber ansonsten lasse ich da Vorsicht walten. So lange in einer „Enzyklopädie“ Jeder, der mag, mitschreiben und rumlöschen kann, ist die Quelle für mich 100% glaubwürdig.