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Im Chindsgi nur Hochdeutsch? — Und wo bleibt dabei der rechte Gefühlsausdruck?

  • Kindergärtnerinnen favorisieren Mundart
  • Wir berichteten bereits über die Bemühungen, in Schweizer Kindergärten Hochdeutsch als alleinige Umgangssprache einzuführen. Schweizerisch hätte ich jetzt den Satz mit „Bereits berichten wir…“ anfangen müssen. Nun formiert sich dagegen Unmut und Widerstand, wie die Binde-Strich Zeitung vom 31.01.08 berichtet:

    Kindergärtnerinnen favorisieren Mundart
    Auch im Chindsgi soll künftig Hochdeutsch gesprochen werden. Nun wehren sich die Kindergärtnerinnen. Sie sehen das kindgemässe Spiel und das Schweizerdeutsch in Gefahr. (…) Nun soll auch im Kindergarten Hochdeutsch gelehrt werden – mindestens teilweise. Der neue Lehrplan, der im Moment noch in der Erprobungsphase steckt, sieht vor, dass Mundart und Hochsprache künftig gleichwertig sein werden. Die Kindergärtnerin soll beispielsweise Einzelgespräche und den persönlichen Austausch mit den Kindern in Standardsprache führen.
    (Quelle: Alle Zitate aus dem Tages-Anzeiger vom 31.01.08)

    Doch niemand hatte mit der Reaktion der Kindergärtnerinnen gerechnet, die vielleicht gar kein Hochdeutsch sprechen wollen.

    Nun wächst aber der Widerstand unter den Kindergärtnerinnen. Der Verband Kindergärtnerinnen Zürich (VKZ) hat unter den knapp 600 Mitgliedern nachgefragt. Tenor: Wir wollen Mundart sprechen. 116 Kindergärtnerinnen aus 47 Gemeinden haben ihre Meinung abgegeben.

    Hätte man nicht auch gleich fragen können, welche Schweizerdeutsche Variante stattdessen „im Fall“ den Kindern beigebracht werden sollte? Züridütsch oder Bärndütsch? Warum nicht einmal zur Abwechslung zünftiges St.-Galler-Deutsch mit einem Hauch von Ostschweiz-Flair?

    Verbandspräsidentin Gabi Fink bezeichnet die Umfrage nicht als repräsentativ, aber als «relevant». Die grosse Mehrheit ist der Ansicht, im Kindergarten müsse der Dialekt Unterrichtssprache bleiben. 28 Kindergärtnerinnen finden sogar «ausschliesslich». 83 sträuben sich nicht grundsätzlich gegen Hochdeutsch, aber es soll nur in Sequenzen (Lieder, Verse, phonologisches Training) angewendet werden, und zwar erst im 2. Kindergartenjahr.

    Wir sind auf dem rechten Weg zur vielsprachigen Schweizer Gesellschaft. Gesungen wird auf Hochdeutsch, Schillers Glocke rezitiert auch, sogar phonologisches Training (wie hört sich das an?) nur in der Standardsprache. Fürs Spielen, Lachen und Fröhlichsein ist dann wieder Dialekt passender. Fürs Prügeln, Weinen und sich gegenseitig Ausschimpfen passt die Standardsprache besser?

    «Die Umfrage gibt das Stimmungsbild unter den Kindergärtnerinnen gut wieder», sagt Fink. Es gebe viel Unmut über die «Bildungsexperten». «Erst müssen die Kinder richtig Dialekt sprechen», findet Kindergärtnerin Fink. Sie hat in ihren 20 Berufsjahren festgestellt, dass die Kinder mit immer schlechterem Wortschatz in den Kindergarten kommen. Darum sei die Mundartförderung wichtiger als früher.

    Speziell beim Wortschatz ist schliesslich der Dialekt der Hochsprache haushoch überlegen. Um sich später in der weiten Welt zurechtzufinden, ist es für ein Kind in der Schweiz daher unabdingbar, erst die lokale Dialektvariante für eine Sache zu lernen. Also „Gumel“ für Kartoffel, wenn der Kindergarten im Kanton Schwyz liegt, und „Härdöpfel“ für den Kanton Zürich, usw. So jedenfalls verstehe ich die sprachliche Logik von Kindergärtnerin Fink.

    Doch wer definiert bitte was „richtiger Dialekt“ ist? Wer legt die Regeln für die zahlreichen Varianten und Besonderheiten fest? Eine Musiklehrerin erklärte mir vor kurzem, dass Kinder bis zum vierten Lebensjahr grundsätzlich nur Dialekt als einzige Muttersprache hören sollten. Nix mit Teletubbies, Pumuckel-CDs oder wohlmöglich TKKG-Cassetten im Kinderzimmer. Verdirbt alles die Aussprache. Zum Abschluss des interessanten Artikels wird vom Kindergarten in Schlieren berichtet:

    Es habe sich aber gezeigt, dass sich Lehrpersonen schnell an den Gebrauch von Hochdeutsch gewöhnen. Wie zum Beispiel in Schlieren, wo vor gut einem Jahr gegen grosse Widerstände auch von Eltern Hochdeutsch am Kindergarten eingeführt wurde. Laut Sibylle Lucey vom Schulsekretariat haben sich aber die Wogen geglättet. Für die anderen Kindergärten im Kanton könnte Schlieren Vorbild werden, denn schon im nächsten Sommer wird der Bildungsrat den neuen Lehrplan in Kraft setzten.

    In dem sicherlich beschlossen wird, dass Hochdeutsch im Kindergarten zur Pflichtsprache wird, genauso wie es zuvor in der Primarschule zur Pflichtsprache wurde, bis in die erste Klasse hinein, inklusive Sport und Handarbeiten, doch niemand interessiert es, weil es niemand kontrolliert geschweige denn ahndet, wenn sich dort eine Lehrerin nicht an diese Vorgabe hält. Vielleicht sollten wir dann, ähnlich wie auf die „Schwiitzerdütsch“-Aufkleber auf schweizerdeutschen Hörcassetten, so bunte Warnaufkleber an den Türen der Kindergärten anbringen: „Vorsicht, Hochdeutsche Zone“.

    

    43 Responses to “Im Chindsgi nur Hochdeutsch? — Und wo bleibt dabei der rechte Gefühlsausdruck?”

    1. Tellerrand Says:

      Die ganze Situation ist absurd. Das hat aber nichts mit den Kindergärtnerinnen zu tun. Sie, genau wie für die allermeisten Deutschschweizer Eltern sprechen im Alltag niemals Standarddeutsch und es bereitet ihnen folglich mangels Übung Schwierigkeiten. Und wer tut schon gerne, wozu er gezwungen wird. Standarddeutsch ist in einer Vollständigkeit aus dem Schweizer Alltag verschwunden (wenn es da überhaupt je zuhause war), die eine Umkehr fast unmöglich macht. Natürlich wäre der Kindergarten ein guter Zeitpunkt, weil Kinder je jünger, Sprachen und Dialekte umso leichter lernen. Solange jedoch nicht auch in den Familien und im Alltag Standarddeutsch gesprochen wird, bleibt es eine Fremdsprache, in der man sicher nie zuhause und somit unsicher fühlt.

      Politisches Wollen dies zu ändern in allen Ehren – es wird nichts bewirken, solange das dazugehörige Volk nicht will. Und das will ganz offenkundig nicht Standardsprache sprechen, aus welchen Gründen auch immer.

    2. Simone Says:

      Die Diskussion kommt mir irgendwie bekannt vor, auch deutsche Kindergärten stehen vor einem Richtungswechsel. Die schlechten Ergebnisse der unterschiedlichen Pisa-Studien brachten die Diskussion in Gang. In der ZEIT wurde u. a. diskutiert, ob man nicht bereits das Kindergartenalter, in dem die Kinder nachgewiesenermassen am meisten lernen, etwas besser ausnutzt. Ein Kritiker des D-Systems kritisiert den schlechten Background deutscher Kindergärtnerinnen, die bis Dato nur in Ausnahmefällen über das Abitur verfügten. Viel eher würde man man auf Vertreter stossen, die mit der eigenen Schulzeit haderten. So in etwa lautete die Diskussioin damals.
      In Skandinavien gibt es keine Kindergärtnerinnen. Vielmehr lässt man Abiturienten an Fachhochschulen studieren, wo diese u.a. in Blockflöte und Skifahren unterrichtet werden (neben den erziehungswissenschaftlichen Fächern). Entsprechend gibt es dann in den Kindergärten qualifiziertes Personal, das die Kinder auf die Grundschule vorbereitet. In Skandinavien, wo es in den Sozialstaaten etwas sozialer zugeht, ist man stolz auf eine hohe Abiturientenquote und blickt auf gute Pisaresultate zurück.
      Deutschland schaut entsprechen neidvoll gen Norden.
      Ist es da wirklich noch angemessen, in einem mehrsprachigen Land, wie der Schweiz, die Kinder im Dialekt versauern zu lassen? Sollen sie doch Pingu und die Teletubbies in der Original-Lala-Sprache hören! Dann kommunizieren sie bald nur noch über Laute und wir schaffen die Sprache ganz ab.

    3. wolfi Says:

      Richtig Tellerrand.
      Es macht wenig Sinn, eine Sprache aufgezwungen zu bekommen. Schwyzerdütsch ist hier die Heimatsprache, daher unabdingbares Muss für Kindergärten in der Deutschschweiz. Das Standarddeutsch, das Schweizer benötigen, weil es immer mehr deutsche Kollegen gibt, sollte doch ausreichen. Dieses Deutsch kann man auch noch im Berufsleben lernen. ;-).
      Das widerum ändert nichts an meiner ständigen Forderung: Schweizerdeutsch lernen sollten alle, den Integration ist wichtig! 😉

      Grüssli

    4. cocomere Says:

      „Speziell beim Wortschatz ist schliesslich der Dialekt der Hochsprache haushoch überlegen. Um sich später in der weiten Welt zurechtzufinden, ist es für ein Kind in der Schweiz daher unabdingbar, erst die lokale Dialektvariante für eine Sache zu lernen. Also “Gumel” für Kartoffel, wenn der Kindergarten im Kanton Schwyz liegt, und “Härdöpfel” für den Kanton Zürich, usw. So jedenfalls verstehe ich die sprachliche Logik von Kindergärtnerin Fink.“
      Ich finde, JA man muss diese Wörter kennen! Auch wenn Sie Herr Wiese das nicht für nötig halten. Die Cocomer (Gurke) heisst nämlich bei uns so, weil sie auf Französisch Cocombre heisst. Und das Fazzoletti (Nastuch), das käme dann wohl aus dem Italienischen. Bölle (Zwiebeln) in der Innerschweiz sind vielleicht mit den Cibolle verwandt, etc. Das kann doch nur gut sein, wenn man schnell lernt, das es für eine Sache verschiedene Wörter gibt und dass nicht nur eines richtig sein muss, aber dass man halt merkt, wer was versteht. Das muss man sowieso einmal lernen.
      (Dies ist aber kein Votum gegen Standartdeutsch im Kindergarten!)

      [Anmerkung Admin: Der Herr Wiese hält das für sehr nötig. Er führt einen Blog, in dem er über 600 Beispiele für wunderschöne Helvetismen anführt. Varianten werden hier vorwärts und rückwärts diskutiert und beschrieben, und niemals wird gefordert, sie nicht zu verstehen. Nur ob es Kindergartenkindern hilft, 3 Varianten für Kartoffel zu kennen, bevor sie das Wort „Kartoffel“ kennen, ist hier zu diskutieren. ]

    5. Tellerrand Says:

      @ wolfi

      Die Einlassung wäre vollkommen richtig, wenn nicht in der Deutschschweiz eine Diglossie zwischen gesprochener und geschriebener Sprache herrschen würde, was unter den heutigen Gegebenheiten die Schreib- und Lese- und Sprachfähigkeiten in der Standardsprache teilweise auf einem katastrophalen Niveau dahinvegitieren lässt.

      Das ist das exakte Gegenteil eines Standortvorteils für ein Land, dass kein Billiglohnland ist, sondern sich mit hochwertigen Investitionsgütern und hochspezialisierten Produkten auf dem Weltmarkt bewegt und ausserdem zahlungskräftige ausländische Touristen anlocken will und muss.

      Aber klar, ich weiss schon, der Schweizer Sonderfall. Wenn man nur ausdauernd genug mit dem Finger immer nur auf sich weisst, wird dieser Sonderfall irgendwann zum Stolperstein. Wetten?

      Noch eine Begriffsklärung zum Schluss: wenn man will, dass alle so werden, wie man selbst, fordert man einseitige Assimilierung. Integration ist keine Einbahnstrasse.

    6. Christian Says:

      Salve
      Schriftdeutsch ist eine Fremdsprache, basta! Warum sollen wir Deutsch lernen? Nur damit die Damen und Herren aus dem grossen Kanton uns verstehen? Warum lernen die deutschen Einwanderer denn nicht den entsprechenden Dialekt?

      Sorry, aber die Diskussion macht mich wütend. Ob nun Härdöpfu, Bölle, Ärdöpfu, Metzger, Rüebli oder Vierkantröschti. Es ist richtig! Kartoffel, Fleischfachgeschäft, Karotten usw. ist falsch! Es sei denn, man will es in einer Fremdsprache ausdrücken.

      Wir können uns in der Schweiz untereinander unterhalten, ohne Schriftdeutsch. Das ist doch das wichtige! Notfalls sprechen wir Französisch, Italienisch oder Rumantsch Grischun. Schweizerisch als „Standardsprache gibt es nicht. Wir mögen Standards nicht so wie die Deutschen, bei denen alles frisch genormt sein muss. Und…

      „Schweizerisch hätte ich jetzt den Satz mit „Bereits berichten wir…“ “
      ist falsch. Schweizerisch hätte es geheissen „Mir hei scho drüber brichtet, dass“, womit es vom Schriftdeutschen nicht soooo weit entfernt wäre wie der Autor uns hier vormachen will 😉

      Noch was… meine Kinder fragen mich immer wieder, was ein Wort eigentlich heisst… alte Sprache nennen sie es. Warum? Man denke nur mal an die Pflicht, Schriftdeutsch zu sprechen in Schule und Kindergarten.

      So.. En guete bim Ässe und e schöne Nomittag
      Christian

    7. Pastoral Huschhirn Says:

      Ich bin dagegen, dass die Schweizer Kinder im Chindsgi Standarddeutsch lernen und habe es sehr begrüsst, dass dies in unserem Kindergarten nicht stattfand (obgleich vorgeschrieben) so die Möglichkeit bestand hier Dialekt zu lernen.

      Im Grunde sollten die Schweizer Kinder auch in der Primarschule nicht Standarddeutsch lernen. Schreiben und Lesen wird doch vollständig überschätzt. Und: dann hockt der Bueb da, dr Fätze, mit den ganzen Zuwanderen, die das schon können, den Düütschen, den arroganten Fatzikus, wo noch nicht einmal Fazenettli kennen.

      Die Frage sei erlaubt, ob die überhaupt zur Schule gehen sollten. Statt dessen lieber Guggumere essen, was für ein Seich mit der Cocomer das macht mich ganz giechtig, wenn diese Immigranten und Secondos sich hier rumlümmeln. Viel wichtiger ist doch die Erpeeri, und die schmeckt auch besser, und gibt bessere Allergien.

      Mal was ganz anderes: Was sagen denn die Kindergärtner dazu. Wir wissen doch: Bildungsprobleme sind weiblich. Heisst ja DIE Bildung und DIE Probleme und „Mädchen haben es schwerer“ so sagt auch Pate (wenn man heute GEO Epoche aufgeschlagen hat – muss man aber nicht, denn da steht alles auf Standarddeutsch drin – ekelhaft – man kann aber Bilder gucken wenn man möchte. Das tun auch die Kindergärtnerinnen; denn die können kein Standarddeutsch).

      Ich bin überhaupt dafür, die Sprache abzuschaffen. Mal mit der Ausnahme von Schwyzerdüütsch. (Und Namen auch, die kann man sich sowieso nicht richtig mengeln). Das dient dann auch der Integration. Wo keine Sprache, da auch kein Missverständnis. Ebbe, Ausnahme ist Schwyzerdüütsch. Im Grunde sollten wir auch die Kinder abschaffen. Dass die Medizin da no nit was erfunde het, mir isches Rätsel. Dene müntm i d Fasson chläpfe.

    8. Willensnation Says:

      1. Ich will nicht deutsch sprechen, wie die Deutschen sprechen, das macht mich zum Schweizer.

      2. Wenn ich schreibe wie ich will, ist das Geschriebene kraft meines Willens richtig.

      3. Wenn ich meine Kinder je dabei erwischen sollte etwas anderes als gute Schweizer Mundart zu sprechen, werden sie ausgeschafft.

      4. Ausländer deutscher Herkunft, die über den Zeitraum eines Urlaubsaufenthaltes hinaus in der Schweiz bleiben wollen, müssen entweder Schweizerdeutsch sprechen, schweigen oder werden ausgeschafft.

      5. Alle anderen Ausländer dürfen ihrer jeweilige Muttersprache in der Schweiz nur in einem Bergdialekt ihres Heimatlandes sprechen, schweigen oder werden ausgeschafft.

      6. Was das alles für die Schweizer im Tessin, der svizerra grischun und der Romandie bedeutet, will ich mir lieber nicht bis in die letzte Konsequenz überlegen.

    9. Brun(o)egg Says:

      Es ist vermutlich schon so wie Tellerrand schreibt: Die Kindergärtnerinnen hätten Mühe mit der Schriftsprache. Im Kindgsi meiner Töchter wurde biedes gepfelgt: Täglicher Umgang im jeweiligen Dialekt, beim erzählen eines Märchens aus einem Hochdeutschen Buch eben die Schriftsprache. Daraus entsteht, zusammen mit Hochdeutschen Fernsehsendungen für Kinder ein langsames hineinwachsen. Und dann lernen wir in der Primarschule den korrekten Rest dazu.
      Wie ist es den in Deutschland? Kein Platt im Norden und bayrisch in Bayern im Kindergarten?
      Ich würde es als Manko empfinden, wenn lebendige Mundart nicht gesprochen würde.

    10. Brun(o)egg Says:

      @ Pastoral Huschhirn

      Stell dir mal die NZZ, Blick oder Tagi im Dialekt vor? Und wenn ja in welchem denn? Ich versteh Deine Aufregung nicht, denn Schriftsprache brauchen wir obs passt oder nicht.

    11. Swissness Says:

      ihr leute, mich nervt das alles so wahsinnig wegen dem schriftdeutsch, das die schweizer jetzt auch noch sprechen sollen. ist es nicht schlimm genug, es schreiben zu müssen? in der schweiz besteht keine notwendigkeit, dass chind vor dem jugendalter mit einer weiteren fremdsprache belegt werden. hier in der schweiz braucht das wirklich niemand. auf der sekundarschule ist es früh genug. in der lehre bringt einem das der personalscheff schon bei, dafür wird er in guten SCHWEIZER FRANKEN bezahlt.

    12. Nebelfrei Says:

      Wie man ja bei den PISA-Studien sieht, sind die im Kindergarten ’standarddeutsch‘ Sprechenden den schweizerdeutsch Sprechenden keineswegs signifikant unterlegen. (Man vergleiche D und CH in den Ranglisten).
      Ich finde es schon schade, dass nicht mal mehr in der Handarbeit Dialekt gesprochen wird, da kennen die Kinder z.B. das Wort ‚Lisme‘ nicht mehr.

    13. Elunzo Says:

      „Schriftdeutsch ist eine Fremdsprache, basta!“ – soso…?!?
      Was mich bei solchen Aussagen (und vor allem auch bei den nachfolgenden „Ausführungen“ von Christian) immer so traurig und wütend zugleich macht, ist dass die damit zum Ausdruck gemachte Selbstbezogenheit, Provinzialität und Ignoranz tatsächlich einer signifikanten Mehrheits-Mentalität der Schweizer entspricht. Genau wegen solchen Leuten können viele uns Schweizer einfach nicht so richtig ernst nehmen.

    14. Tellerrand Says:

      @ Brun(o)egg

      Ob Mundart oder Hochdeutsch in Kindergärten und Schulen ist in Deutschland regional sehr unterschiedlich. Aus meiner eigenen Erfahrung weiss ich, dass in Norddeutschland in Schule und Kindergarten durchweg Hochdeutsch gesprochen wird. Plattdeutsch wird dort höchstens gesungen, ist aber vor allem auf dem Lande als Umgangssprache noch sehr präsent. Ich war im letzen Herbst auf einem Klassentreffen und habe dort einigermassen überrascht gehört, wie eine seit langen Jahren in Berlin lebende Mutter mit ihrem Kind abwechselnd Hochdeutsch und Platt sprach. Vermute mal, eine Schweizer Mutter in Berlin würde das Hochdeutsch eher weglassen 😉

      In Württemberg ist Hochdeutsch in allen Schulen „Glückssache“ und hängt letztlich von den individuellen Kenntnissen und der Bereitschaft der Lehrer ab. Nicht viel anders als in der Schweiz also. Selbst auf Fachhochschulen ist Schwäbisch zumindest unter Stundenten nicht unbedingt geächtet, auf Universitäten begegnet es einem hingegen kaum noch.

    15. aargouer Says:

      Dass wir zuerst einmal Mundart sprechen und später allmählich dann Standarddeutsch, ist doch eine Bereicherung, für die wir dankbar sein müssten. Natürlich sprechen Deutsche schneller und eleganter, Österreicher ihr Standarddeutsch schneller und unbekümmerter als wir, wenn auch mit unüberhörbarem Akzent. Der Durchschnittsschweizer spricht etwas langsamer, oft auch etwas mühsamer, dafür vielleicht weniger oberflächlich in Diskussionen mit Deutschen. In der Mundart käme in einer Diskussion vieles auch schneller, unbekümmerter daher, und manchmal eben auch oberflächlicher. Der Christian mit seiner Sonderfall-Nabelschau-Haltung ist zudem inkonsequent. Er spielt schnell unsere Mehrsprachigkeit (nur in der Gesamtschau und gar nicht etwa individuell) aus, und schon spricht er vom Rumantsch Grischun, das (ja, ich weiß, zur Rettung des Romanischen) allen romanisch Sprechenden zu Lasten ihres Idioms aufgezwungen wird. Christian, bitte etwas mehr Toleranz oder, sollte der Beitrag tatsächlich ironisch gemeint sein, bitte die Ironie wenigstens ein bisschen durchscheinen lassen.

    16. AnFra Says:

      Im Chindsgi nur Hochdeutsch? – Gefühlsausdruck, Blackout, Mutanten, Koryphäe, Cervela(t)s – Rettet den Schweizerdeutsch!

      PS: Wollte einen Kommentar zu den letzten 5 Tagen schreiben, hatte Programmunterbruch und lasse diesen jetzt so stehen.

    17. Neuromat Says:

      @ aargouer

      woher kommt diese doch möglicherweise etwas anmassende Einschätzung, dass der Durchschnittsschweizer „weniger oberflächlich in Diskussionen mit Deutschen“ spricht? Ich kann mir nicht vorstellen, dass der Durchschnittsschweizer mit einem Durchschnittsschweizer im Dialekt oberflächlich spricht, nur weil er Dialekt oder mit einem anderen Durchschnittsschweizer spricht. Auch wenn man sich geehrt fühlen könnte, wenn Du hier zum Ausdruck bringst, dass der Gebrauch der Schriftsprache mehr Genauigkeit und Tiefe bedeutet, so glaube ich doch, dass die Oberflächlichkeit mehr von der Sprecherin oder dem Sprecher „an sich“ abhängig ist.

    18. Solanna Says:

      Das letzte Wochenende verbrachte ich zusammen mit der Familie meines Bruders. Meine eigenen, etwas älteren Kinder sprechen zumindest in der Familienrunde noch einigermasssen Schweizerdeutsch. Vor allem meine 16-jährige Nichte verlangte beim Frühstück so konsequent „dä Butter“ (bei uns würde es „Anke“ heissen), dass dies zum Tischgespräch wurde. Sie verteidigte ihre Butter nicht nur, sondern stellte uns Erwachsene auch als total hinterwäldlerisch und antiquiert hin, weil wir uns ja bestimmt auch in der Öffentlichkeit blamierten mit „Guggummere“ statt Gurke, „Niidel“ statt Rahm, „Böle“ statt „Zwible“ (!!) oder „Pinätsch“ statt Spinat. Da müsse man sich ja schämen, heutzutage so sprechende Eltern/Verwandte zu haben.

      Das ist die Folge der zunehmenden Durchdringung des Schweizerdeutschen durch Schrift-/Standard-/Hochsprache via Medien und Werbung.

      Könnte man sicher sein, dass die jungen Eltern mit ihren Kindern zu Hause noch einigermassen richtiges Schweizerdeutsch sprechen (klar, die Sprache lebt, und ich verwende aktiv auch nicht mehr alle Wörter meiner Grosseltern, übrigens leider oft aus der falschen Angst heraus, man würde diese in meinem jetzigen Dialektraum nicht verstehen), so könnte man den Erwerb des lokalen oder des elterlichen Dialekts der Familie überlassen und im Kindergarten gleich mit Schweizer(!) Standardsprache beginnen.

      Aber wenn die Kindergärtnerinnen den Knirpsen neben Benimm-Regeln guten Dialekt UND Standardsprache beibringen müssen – falls sie selber überhaupt den Unterschied zwischen verwaschenem und echtem Dialekt noch erkennen – wird die Wischiwaschi-Sprache weiterfortschreiten.

    19. dampfnudle Says:

      Heute haben doch schon Kindergärtler ein Handy. Und schnellstmöglich wollen sie wohl auch SMS schreiben können.

      Da bin ich ja gespannt, ob die dann plötzlich ihre SMS in Standardsprache schreiben werden, weil sie ja im Kindergarten als öffentlichem Raum an diese gewohnt sind 😉

    20. Brun(o)egg Says:

      @ Alle Schweizer die Mundart verteidigen und Schriftdeutsch ablehnen.

      Ihr braucht gar nichts zu verteidigen wir sprechen es einfach. Punkt. So wie unsere allemanischen Nachbarn im Süden Deutschlands. Und was die Ablehnung des Schriftdeutschen angeht: Wie oben schon mal geschrieben: Stellt auch mal Zeitungen, Bücher, usw. in Mundart vor? In welcher? Regionalausgaben pro Kanton? Macht euch nicht lächerlich.

      @ Alle deutschen Mundart Fans

      Es wäre vielleicht angebracht das Thema ein wenig sensibel zu behandeln, denn daraus entsteht sehr schnell der Vorwurf der Bevormundung und der Arroganz. (s.oben)

      @ All

      Verheerender als alle Munsarten und schlecht geschriebenen „Schriftdeutscher“ sind die Anglizismen. Man ist ja sonst nicht „stylish“ und ähnlicher Quark

    21. Tellerrand Says:

      @ solanna

      Wenn Dialektsprachräume durch Mobiltät und Medien nicht mehr hermetisch voneinander getrennt sind, verläuft die natürliche Veränderung der Sprache durch Vermischung mit äusseren Einfüssen sehr viel schneller als vorher. Und wenn es keine dies etwas aufhaltenden Standardisierungsbestrebungen gibt, geht’s halt noch ein bisschen schneller mit dem Wischiwaschi. Ohne Standardmundart, wird’s irgendwann die Einheitsmundart geben. Olten lässt grüssen.

    22. Christian Says:

      Salve

      @elunzo
      „dass die damit zum Ausdruck gemachte Selbstbezogenheit, Provinzialität und Ignoranz tatsächlich einer signifikanten Mehrheits-Mentalität der Schweizer entspricht.“
      ist das wirklich so schlimm? Dürfen wir auf unsere Eigenheiten nicht mehr stolz sein, sie pflegen? Die Gemeinschaft braucht kleine Dinge, die zusammen gepflegt werden. Sprache, Traditionen, Mythen, Willen. Pflegen wir diese Eigenheiten nicht, wird die Gemeinschaft noch mehr auseinander brechen. Menschen aus den Balkanstaaten, Portugal, Süditalien machen es uns vor, wie stark Eigenheiten von kleinen Regionen den Zusammenhalt fördern. Es hat nichts mit Ignoranz zu tun, wenn ich die deutsche Sprache im Kindergarten ablehne sondern mit dem Wunsch, unsere Eigenheiten vor der Sprache Deutsch pflegen zu wollen.

      @aargouer: „Der Christian mit seiner Sonderfall-Nabelschau-Haltung ist zudem inkonsequent. Er spielt schnell unsere Mehrsprachigkeit (nur in der Gesamtschau und gar nicht etwa individuell) aus, und schon spricht er vom Rumantsch Grischun, das (ja, ich weiß, zur Rettung des Romanischen) allen romanisch Sprechenden zu Lasten ihres Idioms aufgezwungen wird.“
      Kleine Unvorsichtigkeit meinerseits…. ich wollte damit ledigleich auf die 4 Landessprachen aufmerksam machen. Dass es romanischen verschiedene Ausdrücke für das gleiche Ding gibt ist mir auch bewusst.

      Für mich klar, unsere Dialekte sind ein Bestandteil unserer Identität und unserer Gemeinschaft. Schriftdeutsch im Kindergarten ist für mich ein kleiner Schritt zum Verlust unserer Eigenheiten, die eindeutschung von englischen Wörtern ebenso. Aus genau dem gleichen Grund lehne ich es ab, Nessessär zu schreiben wie es meine Rechtschreibkontrolle will und ich kaufe auch kein Nessessär im Manor mehr. Ich kaufe bei der Konkurrenz unser Necessaire und basta.

      Christian

    23. Pastoral Huschhirn Says:

      ja, meine lieben Eidgenossen vieles was hier dem Deutschen entgegengehalten wird, das ist richtig. Ein guter Kollege von uns, der J. Leuthold, der so ein herrlich flammende Rede zu diesem Thema der Identität am 01.08.2002 abgehalten hat, sollte unser aller Vorbild sein. Auf diese Eigenarten sollten wir stolz sein und sollten sie pflegen. Die anderen müssen akzeptieren, dass wir in Allem die Besten haben, wie auch unser Schriftsteller Hürlimann schreibt: „Die Schweiz hat die besten Verrückten“. Ja genau, wir sind eigentümlich, sind oft neb de Schuh, is no schwierig.

      Ganz klar es kann wie beispielhaft ausgeführt immer nur ein richtiges geben, zum Beispiel dr Chunschtbieter. Necessaire so rede doch die Franzos un die Welsche.

      Wenn wir vorhaben, „unsere Eigenheiten vor der Sprache Deutsch pflegen zu wollen“, dann müssen wir der weiteren Germanisierung entgegentreten. Wer heute uns reden hört und genau losst, der merkt, dass mindesten die Hälfte der Wörter bis auf kleine Abänderige direkt aus dem Düütschen stammen, die münt mer stryche. Konsequent und kompetent. All die Hinweisschilder und Reklametafeln, das gehörte eigentlich niedergebrannt und ersetzt, wenn es nicht verboten wär. Das unterscheidet den Schweizer vom Eidgenossen. Dann wird auch unsere Schweizerische Luftgesellschaft Swissair bald wieder in die Lüfte steigen können.

      Dann werden wir unsere Genossen aus dem Usland endlich erfolgreich repatriieren können. Denn der Eidgenosse gehört in die Eidgenossenschaft und nicht nach Hamburg oder Hollywood.

      Und die, die im Augenblick noch auf deren angestammten Plätzen sitzen, die bezüglich unserem offenen Land, schön, gesund und bei finanziell gesicherter Zukunft das Alter geniessen wollen! Wir bieten jeder Frau, jedem Kinde und jedem Mann dieser Welt eine neue Heimat. Menschen aus anderen Kulturen, mit anderem Gedankengut wollen nicht nur, vorübergehend unsere Dienste in Anspruch nehmen, nein sie wollen selbstverständlich auch hier alt werden und permanent sämtliche Vorzüge unserer Eidgenossenschaft in Anspruch nehmen.

      Aber!!!:

      Und nun hören Sie mal alle gut zu; die Zahl der Ausländerinnen und Ausländer im AHV-Alter wird überproportional zunehmen. Ihr Anteil an der Altersbevölkerung steigt von derzeit rund 7% auf 19%. Ausserdem ist damit zu rechnen, dass dieser Teil der Bevölkerung zunehmend einen in der Schweiz bis wenig bekannten ethnischen und kulturellen Hintergrund haben wird. Sie verstehen was ich damit meine. Sie selber als Aktivmitglied in einem Ihrer Vereine, bei den Schützen, den Turnern, im Chor, Ihr vom Musikverein, in der Kirche und und und…………..

      Fazit oder besser gesagt zusammenfassen müssen wir festhalten – und ich hoffe natürlich Sie teilen meine Meinung – es darf uns innerhalb Ihrer Gemeinde nicht egal sein, wie da im Chindsgi geredet wird.

      Gehen wir positiv in die Zukunft bei wachen Augen und der Realität, dass mit einer weiteren Öffnung von Menschen anderer Kulturen und Gedanken diese auch Anspruch auf unser Sozialsystem erheben und wir uns diesen Folgen bewusst sein müssen. Ich meine damit, wenig dafür geleistet zu haben, aber auf der anderen Seite den vollen Anspruch erheben werden. Da hat unser Kollege Leuthold sich rechtzeitig gewehrt. Nur so kann die ganz Sache nämlich angesehen werden. Wenn wir uns nicht selbst betrügen, dann tun das die anderen. Und das kann doch keiner wollen.

    24. Simone Says:

      @Solanna:
      Zu Deinem Einwand, was Kindergärtnerinnen den Kleinen sonst noch so beibringen sollen: Ich entferne mich vom Thema, aber Du zählst die Sprachen auf plus Benimmregeln. Wofür sind heutzutage eigentlich die Eltern noch zuständig? So spät, wie der Kindergarten in der Schweiz startet, würde ich erwarten, dass die Kinder grundsätzlich sprechen können, es sei denn, es handelt sich um einen Sprachheilkindergarten. Grundsätzlich liegt die Erziehungsaufgabe bei den Eltern. Und die sind fürs Sprechenlernen und für Anstandsregeln zuständig. Alles anderes sollte lediglich eine Ergänzung darstellen.

    25. Tellerrand Says:

      Die Eltern sind in der Schweiz besonderes lange ganz besonders zuständig, ausser sie können sich die unglaublich teuren Kinderkrippen leisten und geben schon ein bisschen früher Erziehungsverantwortung ab.

      Wirklich hübsch ist ein aktueller SVP-Vorschlag: Eltern, die Kinderkrippen nicht nutzen, sollen steuerlich begünstigt werden! Damit sind vermutlich jene Reichen gemeint, die sowieso eine Privaterzieherin für ihren Nachwuchs beschäftigen. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?

    26. Marischi Says:

      @Simone: Der Kindergarten ist im Gegensatz zu Deutschland in der Schweiz ein Vorschule und gehört zur Schule, ist also gratis und zählt nicht zur ausserschulische Betreuung wie Krippen und Horte. Alle Kinder in der Stadt ZH besuchen den Chindsgi fünf Tage die Woche von 8.10-11.50. Die Grossen – der zweite Jahrgang – zusätzlich dreimal am Nachmittag von 13.35- 15.30. Die Jüngsten sind bei Kindergartenanfang vier Jahre alt.

      Kindergärtnerinnen sind gemäss ihrer Ausbildung Lehrpersonen und arbeiten eng mit der Primarschule zusammen. Alle haben jede Woche Sitzungen und arbeiten mit den Lehrern an gemeinsamen Projekten. Kindergärtnerinnen haben die Kompetenz, den Übertritt – mit Tests und Abklärungen -in die Schule zu vollziehen, Kinder bei Logopäden anzumelden und zu von der Öffentlichkeit bezahlten Therapien und Abklärungen zu schicken (natürlich mit dem Einverständnis der Eltern).

      Deshalb macht es auch Sinn, im Kindergarten mit Hochdeutsch zu beginnen. Ich arbeite oft im Team-Teaching in Kindergärten und spreche dann konsequent Hochdeutsch – das irritiert die Kinder nicht im Geringsten und die Grösseren antworten mir oft in Hochdeutsch, während die Kleineren meist noch auf Mundart antworten. Kein einziges Kind hat mich je darauf angesprochen – sie verstehen mich. Ich arbeite in Kindergärten mit 80-90% Ausländerkindern – und unterrichte da zum Teil auch Standardsprache, was sowieso in Hochdeutsch gelehrt wird. Viele Liedli und Värsli werden original in Mundart gesprochen und gesungen. Aber wir singen und sprechen auch originale Lieder und Verse in der Standardsprache.

      Die Erwachsenen sind anscheinend die Einzigen, die Probleme damit haben – ich werde auf der Strasse, wenn ich mit den Kindergärtlern unterwegs bin, öfters schräg angeschaut, wenn ich Hochdeutsch spreche.

    27. Marischi Says:

      Im Moment bin ich gerade in Deutschland, wo ich eine Studienfreundin besuche, die Deutsche ist, aber Schweizerdeutsch bestens versteht und mit der ich mich immer in Schweizerdeutsch unterhalte. Ihre kleine Tochter (knapp vier) undihre kleinen Freunde haben sehr viel mehr Mühe, mich zu verstehen als gleichaltrige Kinder in der Schweiz mit meinem -ziemlich bühnentauglichen, (ja, ich hab es studiert) – Hochdeutsch. Sprachen-und Dialektvielfalt schult das Gehör – ich bin für Hochdeutsch im Kiga.

    28. Angelika Says:

      Da ich Dialekte nicht mag, bin ich natürlich auch dafür, dass schon in Kindergärten – egal, wo sie sich in Deutschland und der Schweiz befinden – nur Hochdeutsch gesprochen wird.
      Ich bin jedenfalls sehr froh, dass ich hier kein Kind im Kindergarten oder de Schule habe.

    29. Neuromat Says:

      @ Tellerrand

      das muss man wahrscheinlich doch aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, andere würden vielleicht sagen: ja Sie verstehen augenscheinlich wieder einmal nicht das mindeste in unserem Land.

      Sind jedoch beide Eltern berufstätig, so können diese die Krippenkosten steuerlich geltend machen. Die sind also schon de facto begünstigt. Sie nutzen die Möglichkeit der ggf. subventionierten Krippe, um das persönliche Einkommen zu steigern.

      Ist z.B. der Mann selbständig erwerbend und die Frau erzieht die Kinder, so erhalten sie – wahrscheinlich je nach Kanton – nicht einmal die Kinderzulage.

      Warum sollten diese dann nicht eine Entlastung erfahren, wenn sie die Erziehungsaufgabe selbst tragen. Was „jene Reichen“ betrifft, so ist die Situation denkbar, dass hier die gut verdienende Lehrerin mit viel Tagesfreizeit (machen wir uns nichts vor) und reichlich Ferien (machen wir uns nicht wieder etwas vor) und ihr in Kaderfunktion bei der Gemiende angestellte Ehegatte bevorzugt werden, während der Coiffeur mit geringerem Salär tatsächlich ein Saleer bezieht.

      Natürlich ist der Gedanke bei der SVP eigentlich ein anderer – aber …

    30. Guggeere Says:

      @ Marischi
      Kommt vielleicht darauf an, worauf man Wert legt, aber ich zweifle, ob Standarddeutsch im Kindergarten sinnvoll ist.
      Damit es klar ist: Ich bin ein grosser Fan der deutschen Sprache, ob nun Standard oder Substandard, und diese unsäglichen Blut-und-Boden-Schweizerdeutsch-Ideologen halte ich für eine Plage.
      Als ich Kind und Jugendlicher war, sagte in meinem sprachlichen Umfeld noch niemand „Männer“, „Bulle“, „i liäb di“, „s macht Spass“, „penne“. Dafür gab es noch „Mane“, „Tschugger“ und „Schroter“, mein Bekenntnis war allenfalls „i ha di gern“, Plausch und Freude beschrieb man mit „s gfallt mer“, „s isch luschtig“ oder „mer hends glatt“, denn „Spass“ oder „Gspass“ machte nur, wer Witze riss oder Streiche spielte. Saloppe Ausdrücke für „schlofe“ waren u. a. „blatte“ oder „bache“.
      Was ich damit sagen möchte: Die erwähnten Wörter und Wendungen sind verschwunden oder selten geworden, Ersatz kam meistens aus der Standardsprache. (Und jetzt komme mir niemand mit „Sprache verändert sich nun mal“; das ist mir zu einfach.) Ich habe eben den Eindruck, dass heute sehr viele muttersprachliche Deutschschweizer über einen ziemlich dürftigen Wortschatz verfügen – sowohl in der Mundart als auch auf Standarddeutsch. Ursachen dafür gibts viele, und der Kindergarten ist daran wohl am wenigsten schuld. Aber Standarddeutsch im Kindergarten fördert die Kenntnisse in der Mundart sicher nicht. Mundart ist in der deutschen Schweiz nun mal die Sprache des Alltags und wird es hoffentlich noch sehr lange bleiben. Fürs Standarddeutsch soll die Schule zuständig bleiben.

    31. Neuromat Says:

      Zuerst habe ich mir nochmals die Texte oben drüber alle durchgelesen und gerade habe ich mir die Fotos meiner Kindergartenzeit angesehen.

      Unsere Kindergärtnerinnen waren damals in Deutschland nicht so wichtig, wie heute die Schweizer Lehrpersonen.

      Ein Bild fasziniert mich ungeheuer: Unsere Kindergärtnerin, eine recht attraktive und weiblich attributiv gut ausgerüstete Dame sitzt auf diesem Bild zwischen mir und meinem damaligen besten Freund, den rechten Arm hat sie um ihn, den linken um mich gelegt. Seine beiden Kinderhände ruhen auf ihrem Oberschenkel, sein Lächeln ist schon als entrückt zu bezeichnen. Neuromat blickt mit Kinderstolz in die Kamera. Eines ist gewiss: Wie sie gesprochen hat, war nebensächlich.

      Auf anderen Bildern singen wir in der Gruppe, führen ein kleines Theaterstück auf, essen gemeinsam oder spielen auch nur mit dem Spielzeug und sind wahrscheinlich dabei, Sozialkompetenz zu erwerben, ohne dass das irgendeiner merkt. Nie hatte ich eine Abklärung erfahren und getestet wurde ich erst bei der Einschulung. Zum Glück wusste ich wenigstens wie mein Vater mit Vornamen hiess, sonst konnte ich nichts beantworten. Ich wurde nie bei einer Logopädin angemeldet. Das Stottern brachten sie mir erst in der Schule bei.

      Das Leben kam dann, wie es kommen musste. Nach einer Einschulung mit gerade sechs Jahren, folgten Kurzschuljahre und somit drei Jahre später das Gymi. Fest stand, dass aus mir ein Versager werden musste. Mühevoll bestand ich das Abitur mit dem grottenschlechten deutschen Schnitt von 1,3 und stand dann auf der Bühne mit Frau Ferres. Wahrscheinlich aus Langeweile absolvierte ich dann eine Hochschulausbildung, nein eigentlich zwei, aber die zweite brach ich nach der Zwischenprüfung ab. Aus diesem Fach rekrutierten sich überwiegend Taxifahrer. Auch anschliessend brachte ich es zu Nichts, abgerutscht auf stellvertretend leitende Position an einer dieser den Charakter verderbenden deutschen Hochschulen wurde ich zum ExPat in einer sich selbst so bezeichnenden europäischen Spitzeneinrichtung in der Schweiz, bevor ich endgültig in mein heutiges eigenständiges Dasein abglitt.

      Hier wird im Chindsgi Dialekt gesprochen. Die Lehrperson ist eine Kindergärtnerin. Die Kinder singen in der Gruppe, spielen in der Gruppe mit dem Spielzeug im Garten und im Kindergarten, essen etwas miteinander und führen ein kleines Theaterstück auf – wahrscheinlich sind sie dabei Sozialkompetenz zu erwerben. Die Eltern treffen sich mit der Kindergärtnerin und gemeinsam legen wir die zwei Aktenordner Lehrplan für die Kinder beiseite, einfach zuviel Selbst-, Sozial- und was weiss ich für eine „ich pinkel nicht daneben“- Kompetenz. Das werden jetzt alles auch kleine Versager, so wie ich.

      Es erstaunt mich heute, dass die deutsche Standardsprache in Schweizer Kindergärten in Hochdeutsch unterrichtet wird. Standardsprache, die ohnehin in Hochdeutsch unterrichtet wird, was sowieso Standard ist. So wie es Standard ist, dass es in der Schweiz Gegenden gibt, in denen man schräg angesehen wird, spricht man auf der Strasse Hochdeutsch.

      Schräg. Schräg ist zum Beispiel eines dieser Worte, die gelegentlich anders benutzt werden. Schräg haben wir auch gesungen. Ein Haus oder ein Turm, sagten wir ist schief. Na gut wir haben auch schief gesungen, aber häufiger schräg.

      Bühnendeutsch kann also – auch wenn dabei der Gebrauch der Parenthese nicht gelernt wird -studiert werden. Die reine und gemässigte Hochlautung. Das macht Sinn. Kann es Sinn machen, oder kann Sinn gemacht werden. Für die Richtichkeit, sagen wir in reinem Bühnendeutsch – das ist wichtich – und verhaspeln uns, den Text vergessend. Letztens versuchte ich, einen Vortrag mit ein wenig Plattdeutsch zu halten. Die Schweizer hatten viel mehr Mühe, das zu verstehen als die Deutschen, mit den Witzen war es so ähnlich. Den Vortrag hatte ich abgeschrieben, weil ich keine eigene Kreativität besitze. Es ging um Kinder. Er ist saukomisch. Aber dieser Text ist jetzt ohnehin schon wieder viel zu lang und darum lasse ich das weg.

      Also noch ein paar abschliessende Bemerkungen. Sollte ich einmal zum Frühstück konsequent die Anke verlangen, dann hätte ich ein Problem. Das Problem hätte ich auch, wenn ich die Anke zum Dessert oder sogar zum Nachtisch – richtige Menschen sagen aprèstable -(Parenthese als grammatisch selbständiger Einschub in einen Satz bei erhaltender Syntax) gefordert hätte. Das wäre gar nicht niidelich gewesen, auch wenn ich die Anke mit Sahne verlangt hätte. Auch dann, wenn ich geschworen hätte, dass es mich nicht im mindesten nach einer zunehmenden Durchdringung (Durchdringung; dt für Penetra… lassen wir das mal) dränge. Aber irgendwie dringt doch bei Niidel die Verbindung zu Schnie.. durch.

      Da fällt mir auf: Standardsprache ist jetzt auch Schweizerisch. Ich dachte immer das wäre Deutsch.

      Aber das macht doch Sinn. Das ist doch die Lösung für das ganze Dilemma: Ab heute heisst das jetzt Schweizerisch. Das ist das, was die auch im grossen Kanton sprechen, nur eben die deutsche Variante des Schweizerischen. Oder anders formuliert: Deutsch ist Schweizerisch. Als nächstes dann Französisch und schlussendlich Italienisch – alles Schweizerisch. Das Hin und Her, gewissermassen Rein und Raus in und aus den einzelnen Sprachvarianten, ist dann Switcherdeutsch. In der gesungenen Nachrichtenvariante auch Zwitscherdeutsch.

      Das stärkt auch den Zusammenhalt. Und wie, ja wie das den Zusammenhalt stärkt, haben uns die Menschen auf dem Balkan vorgemacht. Die haben da einen Zusammenhalt. Ach so, es geht um die kleinen Regionen, die halten dann wieder zusammen. Daher diese hohe Scheidungsrate in der Schweiz (Danke für den Hinweis Huschhirn), die einzelnen halten dann wieder stärker zusammen. Ich bin untrennbar. Das soll ja Matthias Klostermayr kurz vor seinem Tode auch noch gesagt haben.

      Wahrscheinlich hatte er in der Schweiz gefrühstückt dieser bairische Hiasl , da verteidigt man sogar seine Butter gegenüber den Verwandten, das ist auch gut für den Zusammenhalt. In diesem Fall für den der Butter. Nur dass in der Schweiz nicht gefrühstückt wird, hier ist man zum Morden äh, Morgen. Was da alles so schweizerisch ist: Bibliothek, schräg, eventuell auch Shrek 2, und tsching da rassa bum auch, aber das ist jetzt wieder zu politisch und wen kümmert es, was in den 70er Jahren in Zürich los war.

      Nein, ab jetzt gilt, die Sprache ist Schweizerisch. Dann ist auch Schluss mit der Durchdringung. Das hat so den Anton von Tirol oder auch Anklang von Überfremdung. Denn wenn man in den letzten Tagen so die Zeitungen liest, dann hat man das Gefühl, Ihr steht wieder einmal so kurz vor einer Schwarzenbach Initiative – dann braucht sich niemand zu wundern, wenn Anke, Niidel und Makel in den gleichen reaktionären Topf geworfen werden.

    32. Tellerrand Says:

      @ Marischi

      Der Kindergarten in Deutschland ist der Kinderkrippe in der Schweiz nicht unähnlich. Unähnlich ist hingegen der Preis, den Eltern berappen müssen, wenn sie ihren Kinder dorthin schicken. So für um die 100 Euro im Monat ist Kind dabei. Was kostet’s in der Schweiz, wenn Eltern sich Entlastung schaffen wollen oder müssen, bevor die Kinder, je nachdem in welchem Kanton, fast fünf werden?

      Kindergarten als Vorschule, mit gut ausgebildetem Lehrpersonal ist eine gute Sache. Nur müssen sich ziemlich viele Familien finanziell und organisatorisch gewaltig krumm legen, bis die Kinder endlich gratis in die Vorschule dürfen. Annähernd 10% der Schweizer Bevölkerung leben unter der Armutsgrenze. Auch die haben oder sind Kinder.

    33. g.feikt Says:

      Der schweizerische Neuromat ist einfach goldig!

    34. Simone Says:

      @Marischi:
      Danke für Deine informative Darstellung!
      Mir ging es nicht um die Lehrinhalte im Kindergarten, sondern darum, dass heutzutage sehr viele Dinge, die in die häusliche Erziehung gehören, auf die staatlichen Instanzen abgewälzt werden.

    35. zurigo Says:

      Was hat eigentlich der Autor gegen unsere Sprache? Sollen wir uns vielleicht dafür entschuldigen dass es kein allgemein gültiges Schweizerdeutsch gibt, dass es keine geschriebene Sprache ist und keine grammatikalischen Regeln hat? So what?? Es ist unsere Sprache und wir sprechen sie so wie wir wollen! Nur weil es kein „gültiges“ Schweizerdeutsch gibt, heisst das nicht dass die sprache weniger wert ist als Hochdeutsch!!!

      Ich bin entschieden gegen Hochdeutsch bereits im Kindergarten. Wozu soll denn das gut sein? Es reicht doch wenn man in der 1. Klasse damit anfängt. Bei mir war das auch nicht anders, und ich spreche jetzt auch ganz normal hochdeutsch, ohne Probleme. Ich sehe überhaupt nicht die Notwendigkeit von Hochdeutsch im Kindergarten…wir haben unsere Sprache und sollten endlich einmal stolz darauf sein und sie nicht immer verleugnen. Ich weiss schon selber dass sie für aussenstehende schwer verständlich ist, aber das ist wohl jede fremde Sprache, gerade auch hochdeutsch. Ich kenne genügend Leute aus Südamerika, für die die deutsche Sprache extrem schwierig zu lernen ist, mit ihren vielen Besonderheiten.

      Der langen Rede kurzer Sinn: Schweizerdeutsch ist mmn. eine vollwertige Sprache, auch wenn sie keinen oder nur sehr wenigen grammatikalischen Regeln folgt. Nach dem Kindergarten hat man noch 6 Jahre Zeit die „Hochsprache“ zu lernen, das sollte doch wohl genügen!

    36. dampfnudle Says:

      Vorschulkinder spielen oft Rollenspiele, in denen sie auffallend oft im Konjunktiv sprechen (Ich wäre jetzt die Mutter, Du wärst der Vater, er wäre der Polizist … und „mir giengten jetz mit dem Auto in die Stadt“. „In ein paar Minauten müsstest Du kommen und uns halten.).

      Besonders erwachsen kommen sich die Kinder nämlich oft vor, wenn sie „Hochdeutsch“ sprechen. Die wichtigsten Umwandlungsregeln haben sie blitzschnell erfasst, der Rest kommt irgendwann später. Jedenfalls schneller, als erwachsene Deutsche es in der Regel beherrschen, wann im Schweizer Dialekt Umlaute bleiben, wann nicht etc.

      Darum finde ich es nicht schlecht, wenn man Kindergärtlern ab und zu Standardsprache zumutet. Warum nicht dabei aktiv diskutieren, wie jetzt das wohl korrekt in Mundart heissen würde und umgekehrt?

      Generell soll aber auf dieser Stufe noch Schweizerdeutsch Umgangssprache bleiben. Dies gibt auch Fremdsprachigen die Chance, spontan in den Dialekt hineinzuwachsen. So werden sie integriert. Würden sie Standardsprache als erste deutsche Sprache lernen, wäre das insofern in vielen Fällen fatal, als sie dann im Schulalter, beide Sprachen gleichzeitig lernend, diese vermischen oder noch eher vermantschen, etwa zum bekannten Jugo-Slang – und bei den feinhörigen Schweizern nie als wirklich integriert empfunden werden.

      Wer aber akzentfrei Dialekt gilt, ist trotz fremder Wurzeln „einer von uns“. Bei dieser spontanen Bauchreaktion ertappe auch ich mich stets von neuem. Der Dialekt gehört sehr stark zu unserer Identität, und wenn wir diese verwaschen sollten, um in unserem eigenen Land Ausländer (hier Deutsche) darin zu bestätigen, dass ihre Sprache edler oder gar allein richtig sei, so wehren wir uns. Dieses Phänomen kennt man weltweit.

      Damit möchte ich keinesfalls bestreiten, dass gutes Deutsch ein Ziel sein soll! Nur bitte ausschliesslich im Umgang mit Nicht-Deutschweizern!

    37. papierchenschweizerin Says:

      @neuromat

      Zum Thema Kinderkrippen: Tellerrand hat offenbar viel mehr Ahnung, wovon er da spricht. Natürlich können und sollen Betreuungskosten steuerlich geltend gemacht werden. Ob das Begünstigung ist, darüber lässt sich streiten. Man zieht doch auch die Kosten für den Arbeitsweg von den Steuern ab. arbeite ich nicht auswärts, so entstehen auch keine zusätzlichen Kosten. Oder soll nach Ihrer Logik auch jede Hausfrau (die übrigens meinen grössten Respekt hat) auch Anrecht auf Wegzulage bekommen?

    38. Neuromat Says:

      @ papierchenschweizerin

      was klingen Sie so latent aggressiv?

      die Argumentation nach dem Motto: „Und Ihr seid schlecht zu den Negern“ – so der Russe zum Ami, als der feststellte, dass die Sowjet-U-Bahn sich permanent verspätete – war noch nie hilfreich.

      Vorsichtiger Hinweis: Es geht hier nicht um eine Wegzulage. Es geht um die Frage, ob die Familie sich dergestalt organisiert, dass die Frau oder auch der Mann die Aufzucht der Kinder ohne die Inanspruchnahme einer Krippe bewältigen. Warum? Da Konstellationen denkbar sind, in denen selbst Einkommensschwache keine Zulagen erhalten oder die Möglichkeit haben, allfällige Kosten steuerlich geltend zu machen.

      Bitte beachten Sie, dass ich hier auf eine bestimmte Konstellation abgehoben habe, auf einen „bestimmten Blickwinkel“.

      Beachten Sie bitte in diesem Zusammenhang auch dann lediglich den von mir vorgebrachten Einwand betreffend die allfällige Selbständigkeit und mögliche Nicht-Berufstätigkeit des Partners/der Partnerin.

      Lesen Sie dann Ihren Satz: Natürlich können und sollen Betreuungskosten steuerlich geltend gemacht werden. Dann belegen Sie mir bitte, wie und wo, seit wann das nach geltendem Steuerrecht für diese spezifische Konstellation möglich ist, wie und wo bei dieser Konstellation eine Kinderzulage bezogen werden kann. Ich wäre Ihnen tatsächlich dankbar für fundierte sachliche Hinweise.

      Beachten Sie dabei gegebenenfalls meinen Hinweis auf allfällige kantonale Unterschiede. Sollte sich herausstellen, dass in dieser Konstellation ohne Einschränkungen schweizweit Betreuungskosten geltend gemacht werden können und Kinderzulage gezahlt wird, nehme ich alles zurück, was ich da geschrieben habe, trenne mich von meinen Treuhänder, entlasse meine Buchhaltung und erstatte Ihnen die allfälligen Umtriebe.

      Kommen wir dann nochmals auf Ihre Logik der Wegzulage zu sprechen. Wo kein Weg, da sicher auch keine Zulage. In den meisten Fällen wird die Hausarbeit im Haus verrichtet, da ist der Weg zu diesem Arbeitsplatz nicht selten auch auf allen Vieren zurückzulegen. Hätte das Paar keine Kinder, dann hätten Sie eine ähnliche Situation. Ergo: wo keine Kinder, da keine Zulage für die Goofys. Möglicherweise interessant wäre die Situation, wenn die Frau Schweizer des Herrn Schweizer bei ihrem Liebhaber schlafen würde. Noch spannender, wenn dieser in Lörrach lebt und Familie Schweizer in Liestal.

      Selbstverständlich lassen sich auch andere Beispiele konstruieren, die in die Richtung der von Tellerrand beklagten Situation gehen und diese entsprechend stützen. Nur wie gesagt, es ging mir lediglich darum, auch einen anderen Blickwinkel aufzuzeigen.

      Zum Schluss kann ich mir gar nichts unter „papierchenschweizerin“ vorstellen. Sind Sie Schweizerin „nur auf dem Papierchen“. Meinen Sie mit Papierchen etwa den begehrten „roten Pass“. Vorsicht! In diesem Blog lesen Vertreter mit, bei denen wäre diese Bezeichnung vielleicht schon ein Grund für die Wieder-Ausbürgerung.

      http://www.20min.ch/news/schweiz/story/11215831

    39. Guggeere Says:

      @ Neuromat
      Hat zwar nur am Rand mit dem Thema zu tun, aber danke für den entlarvenden Link: Ent-Schweizerung ist letztlich eine Art „negativer Euphemismus“ für Ver-Judung. Etwa so, wie – um ein berühmtes Beispiel zweckzuentfremden – „alle Kreter lügen“ etwa gleich viel aussagt wie „kein Kreter sagt die Wahrheit“. Begriffe wie Verjudung feierten vor ca. 70 Jahren Urständ, waren danach aber lange Zeit vepönt. Heute befreit man (im Link-Beispiel: frau) sich dank der Gnade der eidgenössischen Geburt endlich vom historischen Ballast.

    40. papierchenschweizerin Says:

      @neuromat

      Meine Güte, Sie haben vielleicht Zeit… 🙂

      Die „latente Aggression“ richtet sich hauptsächlich gegen den Begriff „Begünstigung“. Dazu kommt die hierzulande verbreitete Meinung, dass ausserfamiliäre Kinderbetreuung per se etwas Verwerfliches ist.

      Die Nicknamewahl war möglicherweise etwas unglücklich, der Begriff selber wurde aber keineswegs von mir erfunden. Es geht dabei genau um den Makel, den man so schwer loswird (siehe Beitrag vom 15.02.08). Das ist ein anderer Grund, latent aggressiv zu sein.

      Es ist mir ja klar, dass Sie an keinem dieser Zustände schuld sind, aber es lief mir nun mal beim Lesen eine Laus über die Leber. So was soll auf diesem Blog gelegentlich vorkommen. :))

    41. Marischi Says:

      Heute habe ich die Tochter meiner Studienfreundin in den Kindergarten begleitet und hab dort einen Tag lang hospitiert. Hat mir gut gefallen und ich hatte Spass, obwohl die Kinder null Schweizerdeutsch verstanden haben 😉

      Die Kinder werden da den ganzen Tag -maximum von 7 Uhr früh bis 17.30 betreut. Der Vorschulteil fällt viel kleiner aus – die Erzieherinnen halten keine Lektion, wie das in der Schweiz täglich passiert, aber es werden auch kürzere gemeinsame Aktivitäten wie Vorlesen, geführte Gespräche und ähnliches abgehalten. Das freie Spiel funktioniert naturgemäss genau gleich wie in Schweizer Kindergärten. Das Mittagessen hat gut geschmeckt.

      Es sind mehr Betreuer da, für die 25 Kinder sind also immer zwei, manchmal drei Betreuungspersonen verfügbar – in der Schweiz ist normalerweise nur eine Kindergärtnerin für die gleiche Menge Kinder verantwortlich. Dann gib es in diesem Kindergarten als Pilotprojekt eine ganz neue, coole Lernwerkstatt mit Montessori-ähnlichem Programm.

      Aber was die Erzieherinnen in diesem städtischen Kindergarten bei 38.5 Wochenstunden verdienen spottet jeder Beschreibung: Eine gelernte Kraft verdient minimum 2000.- und maximum 2200 Euro BRUTTO (vor Steuer) pro Monat.

      Das Leben in der betreffenden Grossstadt ist kaum billiger als in Zürich. Kein Wunder, dass sie nächste Woche streiken! Zu Recht.

      Man kann die Kinderbetreuung natürlich auch auf dem Rücken dieser Frauen – die ja alle qualifizierte Fachkräfte sind – schön billig machen. Viele Eltern, die ihre Kinder dahin bringen, verdienen ein Vielfaches, auch nach Abzug der Kindergartenkosten.Ob das fair ist?

      Ich würde jedenfalls nicht für einen solchen Hungerlohn arbeiten.

    42. Marischi Says:

      Noch ein Bonmot: Ein kleines Gschpänli der Tochter meiner obengenannten Studienfreundin kam mit nach Hause, ich machte einen Zvieri und plauderte mit den beiden. Der Kleine staunte mich fast sprachlos an, während das Mädchen mit mir plapperte. Auf einmal sagt er: Warum redest du den Englisch mit mir?

    43. Marischi Says:

      @tellerrand – habe gerade nochmals dein Post gelesen.

      Wie krumm müssen sich denn deutsche Erzieherinnen legen, um ihre Kinder satt zu bekommen, wenn sie so wenig verdienen? Ich denke, du verdienst einiges mehr – und möchtest eine der wichtigsten Arbeiten, die Erziehung deiner Kinder – ohne schlechtes Gewissen in die Hände völlig unterbezahlter und deshalb eventuell auch nicht höchstmotivierter Kindergärtnerinnen geben.

      So ein Gehalt würde dir auch keinen Spass machen, schätze ich. Ich denke, dass du bisher auch keine Ahnung hattest, wie wenig diese Fachkräfte verdienen. Und dass sie – gerade im ziemlich undurchlässigen deutschen Berufssystem -keinerlei Aufstiegsmöglichkeiten haben.Da wird es hoffentlich auch dir schlecht.