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Kämpfen nach Strich und Faden — Was ist ein „Strichkampf“?

  • Kämpfen auf dem Strich?
  • Uns wurden wichtige Informationen aus dem Schweizer „Iiis-hockey“ zugespielt, dort geht es ab nach Strich und Faden:
    So auf 20Min:
    Strichkampf
    (Foto: Strichkampf 20Min)

    und auf den nachrichten.ch:

    Strichkampf nachrichten.ch
    (Foto Nachrichten.ch )

    einen Stichkampf kannten wir, aber was ist ein „Strichkampf“? Ein Schreiber mit Krampf im Strich?

    Auch beim Fussball auf FCKickers.ch wird der Strichkampf durchgeführt:

    Strichkampf FCKickers.ch
    (Foto Fckickers.ch)

  • Der Duden kennt nur den Stichkampf
  • Mein Duden weigert sich standhaft, den Strichkampf zu akzeptieren und beharrt stets auf „Stichkampf“. Ist es wirklich ein Schreibfehler, der sich verselbständigt hat? Ein „r“, was aus dem „Krampf“ nach vorn wanderte im Wort zum „Strich-kampf“?
    Das Wörterbuch der Uni-Leipzig weiss besser Bescheid, es liefert zwei Belegstellen und weisst darauf hin, dass das Wort „schweizerisch“ ist:

    Wort: Strichkampf
    Beispiel(e):
    Im Golf nennen sie es Cut, in der Schweiz „Strichkampf“ – nur in Deutschland fehlt ein griffiges Wort.
    (Quelle: fr-aktuell.de vom 04.03.2005)
    Prompt liegen die Nerven blank, der Strichkampf forderte sein erstes Opfer: Am Mittwochabend haben die Hamburger ihren kanadischen Trainer Dave King beurlaubt, der noch im Vorjahres-Halbfinale nur knapp am späteren Meister Frankfurt gescheitert war. (Quelle: fr-aktuell.de vom 04.03.2005)
    (Quelle: wortschatz.uni-leipzig.de)

    Viel weiter bringen uns diese Zitate jedoch nicht, also wird der freundliche Schweizer Nachbar in der S-Bahn um Rat gefragt. Das sei ein Wort für den „Abstiegskampf“ in einer Liga, wenn irgendwo im unteren Bereich ein Strich gezogen wird, und jede Mannschaft, die in der Tabelle „unter dem Strich“ liegt, fliegt raus. Auch gäbe es einen weiteren Strich an der Tabellenspitze. Wer über diesem Strich liegt, darf am Ende der Saison in der Championsleague mitspielen.

    Nun, sehr genau war die Erklärung noch nicht. Und warum gibt es das Wort in Deutschland nicht? Weil „Abstiegskampf“ genauso beeindruckend klingt? Wir werden gleich einen Brief an die Duden-Redaktion aufsetzen mit der Bitte, dieses Wort mit genauer Erklärung und ohne Zusatz „Schweizerisch“ ins Wörterbuch aufzunehmen.

    

    14 Responses to “Kämpfen nach Strich und Faden — Was ist ein „Strichkampf“?”

    1. Vogelliesi Says:

      Warum so ironisch? Ist doch eine super Wortschöpfung, sogar als absolute Iishockey- oder Fussballbanausin begreife ich sofort worum es bei einem Strichkampf geht. Wie das Wörterbuch der Uni Leipzig sagt, ein (be)griffiges Wort.

    2. Tellerrand Says:

      Eine Begriffsbildung wie „Strichkampf“ als Bezeichnung für einen sportlichen Wettstreit sollte in einer gebildeten Sportredaktion eigentlich nicht vorkommen, da „unterm Strich“ eine alte Bezeichnung für das Feuilleton ist. Da aber Sport- und Kulturredaktion kaum die selbe Sprache sprechen und sich nur selten Bildung in die Sportredaktionen verirrt, wunderts’s irgendwie auch wieder nicht. 😉

    3. Allemanne Says:

      http://www.clipfish.de/player.php?videoid=MTAwNDMxOXwxNzIxMjE5

      Das ist ein Strichkampf.lol

    4. sylv Says:

      ….als jährlich geplagte Eishockeywitwe, kann ich vom Strichkampf ein Lied singen:( mein Angetrauter ist Donator beim EHC Biel und obwohl die mittlerweile jede Saison B-Meister werden kommen sie einfach nicht über den Strich hinaus der sie von der Nati A trennt…..

      Nun zugegeben dieser Strich ist etwas frei interpretiert,aber normalerwise geht es darum (besonders im Eishockey) wer es in die Playoffs schafft und wer eben unter den Strich fällt ist in den Playouts und muss unter Umständen eine Liga absteigen.

    5. marco Says:

      Bei ‚Strichkampf‘ musste ich spontan an zwei sich prügelnde Prostituierte denken…

    6. Phipu Says:

      Wie es hier schon in der verstrichenen Zeit unterstrichen wurde, ist doch das gar nicht so schwierig zu verstehen:
      Ich versuche das mal zu erklären – obwohl mir Massensport etwas gegen den Strich geht. Nicht nur, weil dort einige die Nase jeweils gestrichen voll Doping und anderen in Linien strichförmig auf dem Tisch ausgelegter Substanzen hätten, sondern auch weil Spieler des FC Thun auch ohne auf dem Strich Geld auszugeben zu ihrer fleischlichen Befriedigung…

      Aber ich schweife ab: Von den Eishockeymannschaften – deren Spieler übrigens weder wie Strichmännchen noch wie Striche in der Landschaft* aussehen – die sich einen Strichkampf liefern, hat halt die eine die andere besiegt und der anderen einen Strich durch die Rechnung auf Ligaerhalts-Chancen gemacht. Denn so hat die Mannschaft, die zuwenig Siege eingestrichen hat, mathematisch gesehen unter dem Strich ein zu geringes Punktetotal, um über dem Strich zu bleiben, und hat sich den Ligaerhalt somit definitiv ans Bein gestrichen (siehe http://www.blogwiese.ch/archives/192 ). Und zu Saisonende müssen dann die unterlegenen Mannschaften in ihren Budgets Abstriche machen. In einem grossen Streichkonzert werden dann die Trainerstellen zusammengestrichen.

      * Alemanne (oder besonders Alemannin), es soll übrigens Kalender geben (gegeben haben?), wo man die anatomischen Einzelheiten dieser Spieler Monat für Monat ansehen kann (konnte?)

    7. Flaneur Says:

      Ja… wie Marco hatte ich damals auch eher etwas geheimnisvoll verruchte Assoziationen. 😉

    8. Tellerrand Says:

      Ich auch, zumal ich zunächst „Zuger Schlampe in Basel“ las 😉

    9. Tellerrand Says:

      @ Phipu

      Der Begriff ist bei näherer Betrachtung nicht schwer zu verstehen, nur für deutsche Augen und Ohren etwas ungewohnt. Es gibt in der schweizerdeutschen Sportreportersprache einige weitere Fachtermini, die hier auch schon behandelt wurden und über die ich trotzdem noch heute stolpere: Exploit, Barrage, forfait, um nur einige zu nennen.

      Ich schweife auch mal ab, weil ich mich für Sport interessiere. In der Wahrnehmung fast aller Sportarten werden körperliche Fouls an Gegenspielern mehr oder weniger geduldet und doch kaum ernsthaft geahndet. Obwohl die Regeln praktisch aller Sportarten Fouls verbieten. Ich kann nicht ganz einsehen, warum die Leistungssteigerung des eigenen Körpers ein schlimmeres Vergehen sein soll, als die Leistungsminderung des Gegners.

    10. AnFra Says:

      Bei dem „Strichkampf“ muss man wohl die hermeneutische Bedeutung im Umfeld des Sinnspruches „Gelogen wurde nach Strich und Faden“ suchen.

      Da beim Sport neben den Lügen die reale Leistung auch durch Verwendung von Maßbändern überprüft wird, ist hier die Quelle von „Strichkampf“ zu finden.

      Der „Strich“ ist eine Maßangabe des Mittelalters für z. B. Schmuck, Blech, Draht, Preziosen als kleinste Maßeinheit. Der Strich ( heutzutage auch Linie: http://de.wikipedia.org/wiki/Linie_%28Einheit%29 ) hat eine Länge von 1/10 oder meist 1/12 Länge eines Inch / Zoll (25,4 mm, Daumenbreite eines Mannes), also ca. 2,117 mm (bei 1/12-Teilung).

      Der „Faden“ ist eine Maßangabe des MA für z.B. Seile, Tuch, Holz, Fahrzeuge als größere Maßeinheit. Der Faden ( http://de.wikipedia.org/wiki/Fathom ) hat eine Länge von ca. 1,829 m. Wird auch als Klafter bezeichnet. Da dieses Maß der ausgestreckten Hände eines Menschen entsprach, konnte natürlich auch dieses Faden-/Klafter-Maß variieren. (Mein pers. Klaftermaß ist 1,79 m).
      Dem Betrug sind hiermit ALLE Türen und Tore geöffnet.

      Wenn beim Wettkampf im MA der Sieger im Speer-, Hammer-, Axt-, Felsen-, Baum- und/oder Zwergen- Weitwurf Sieger ermittelt wurde, musste mit dem „Strich“, d. h. dem damals genauestem Maß, die Weite ermittelt werden. Heutzutage wird in 1/100 von Zentimetern, sogar Millimetern gemessen.

      Der Sieger bewegte sich im Faden-Bereich, den/die Verlierer ermittelte man im „Strich-Bereich“.
      Man kämpft heutzutage um Millimeter. Im schwäbisch-(alemannischen) Bereich ist auch noch als kleinste Maßeinheit bekannt: Der „Muckeseckele“.

      Den Sinnspruch „Gelogen wurde nach Strich und Faden“ können wir übertragen: „Es wurde im KLEINEN und im GROSSEN gelogen“.

    11. Inda Says:

      Als regelmässiger Bundesliga-Konsument bin ich mir fast sicher, auch schon im deutschen Fernsehen vom ‚Kampf um den Strich‘ oder dann zumindest vom ‚Strich‘ als Trennlinie zwischen Ligaerhalt und Abstiegsplätzen gehört zu haben. Könnte mich aber auch irren…. 😉

    12. Marroni Says:

      Strich ist auch ein Fachausdruck beim Euter, ein Strich ist eine Zitze. Gruss.

    13. Thomas Says:

      sehrwahrscheinlich ist der Begriff in D nicht gebräuchlich, weil dort einfach die letzten 3 der Tabelle absteigen. In der CH steigen die ja nicht ab, sondern kommen in die Auf-/Abstiegsrunde.

    14. Diuk Says:

      Thomas hat recht, ausser dass es die Auf-/Abstiegsrunde nicht mehr gibt. Bis 2003 war es so, dass der Abstiegskampf erst begann, wenn der Strichkampf verloren ging, bzw. begann der Aufstiegskampf für die Unterklassigen nach gewonnenem Strichkampf. Heute wird der Begriff, oder auch „Kampf am Strich“, weiterhin verwendet. Auch im Eishockey beginnt der Abstiegskampf, das Play-out, erst nach verlorenem Strichkampf.