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Ein Batzen ist gut, ein halber Batzen schlecht — Neue Schweizer Lieblingswörter

  • Machen Sie auch manchmal etwas halbbatzig?
  • Wir lasen im Tages-Anzeiger Online:

    Die Journalisten sind sauer, weil sie nur halbbatzig informiert werden. Und dem Gemeinderat stinkt es gar so gewaltig, dass er zweimal einen Projektierungskredit fürs Kongresshaus ablehnte.
    (Quelle: tagesanzeiger.ch)

    Auch die NZZ verwendet dieses Wort:

    «lieber etwas richtig machen als alles halbbatzig»
    (Quelle: nzzfolio.ch)

    Oder hier:

    «Dies ist unser Haus» – ein paar halbbatzig aufgeschichtete Steinklötze.
    (Quelle: nzz.ch)

  • Was ist ein „halber Batzen“?
  • Halber Batzen
    (Quelle Foto: worldcoincatalog.com)

    Wir entdecken 434 Belegstellen für „halbbatzig“ bei Google-CH, verglichen mit 224 Stellen bei Google-DE, dort fast nur in Wörterbüchern oder Diskussionsforen zum Thema „Schweizerdeutsch“ erwähnt. So wurde dieses Wort wird z. B. im Forum von Brigitte.de erfragt und als Helvetismus diskutiert.

    Wir finden es schön und werden es ab sofort in unseren aktiven Wortschatz aufnehmen. Auch der Duden erwähnt es ehrenvoll, nicht als „landschaftlich“, sondern eindeutig „schweizerisch“:

    halbbatzig (schweiz. für ungenügend, unzulänglich)
    (Quelle: duden.de)

    Die Steigerung von „halbbatzig“ ist übrigens nicht „ganzbatzig“, sondern „doppelbatzig“. Auch dafür fand sich ein Beleg. Doch woher kommt der Begriff „Batzen“, der uns klanglich so stark an den „Tatzen“ eines Bären erinnert? Tatsächlich hat das Wort etwas mit „Bär“ zu tun, denn ein solcher ist in Bärn Bern ein „Bätz“, in Deutschland auch als „Meister Petz“ bekannt:

    Der Batzen ist eine Münze, die zwischen 1492 und 1850 in Bern geprägt wurde. Namensgeber war das Wappentier des Kantons, der Bär bzw. « Bätz », der auf der Rückseite der Münze aufgeprägt war. Der Wert eines Berner Batzens entsprach vier Kreuzern. Da der Gulden 60 Kreuzer beinhaltete, war ein Batzen auch ein Fünzehntel des Guldens. Später gab es auch « Grossi » (Dicke, d.h. Groschen) zu 5 Batzen.
    (Quelle: Wikipedia)

    Schweizer Batzen

  • Einen schönen Batzen Geld
  • Was für die Schweizern ein halber Bären bzw. Batzen ist, drücken die Deutschen mit dem „halben Herzen“ aus. Halbe Herzen rollen zwar schlechter als ein „Halbbatzen“, aber „halbherzig“ mag als adäquate Übertragung für „halbbatzig“ noch am ehesten durchgehen. Während „halbbatzig“ in Deutschland unbekannt ist, gibt es für die Redewendung ein „Batzen Geld“ bei Google-DE 44’500 Fundstellen. Muss an den Märchen liegen, oder an den Münzsammlern mit Sammelgebiet „Schweiz“.

    Heute taucht das Wort noch in einigen Redewendungen und Begriffen wie «ein schöner Batzen Geld» oder «Göttibatzen» (in der Schweiz: vom Taufpaten erhaltenes Geld) auf, bezeichnet jedoch einen nicht näher bestimmten Betrag. In Teilen der Schweiz wird im Dialekt jede Rappen-Münze als «Batzen» oder «Bätzeli» bezeichnet.
    (Quelle: Wikipedia)

    

    22 Responses to “Ein Batzen ist gut, ein halber Batzen schlecht — Neue Schweizer Lieblingswörter”

    1. g.feikt Says:

      Am liebsten ist mir aber das Bätziwasser.

      [Anmerkung Admin: Sag an, ist das etwa frisch gepresster Bärensaft?]

    2. Brun(o)egg Says:

      Früher hiessen die Bürli in Basel Batzenlaibli. Man bekam sie für 10.- Rappen. Damit die Preissteigerung aufgefangen werden konnte und es trotzdem beim Batzen pro Laibli bleiben konnte wurden diese einfach immer kleiner gebacken. Bis es nicht mehr kleiner ging um nicht wegen Betrugs angezeigt zu werden. Und dann haben sich die Basler schweren Herzens entschlossen das zürcherische Bürli in ihren Sprachgebrauch zu übernehmen.

      Nebenbei: In Basel ist ein Geizhals „e Batzeglemmer“. (-klemmer)

    3. neuromat Says:

      Ebbe, schreibscht de Satz mol fertig:

      Während „halbbatzig“ in Deutschland unbekannt ist, wird mit dem „Batzen Geld“ bei Google-DE noch 41′500 Mal gefunden.

      oder hast Du jetzt einen Batzen Geld gefunden… bin dann gleich da

      [Anmerkung Admin: Danke für den Hinweis. Ist jetzt geändert. Hatte da sicherlich einen Batzen auf den Augen]

    4. Gera Says:

      So ganz kann ich dem Satz „in Deutschland unbekannt“ nicht zustimmen: In Thüringen, wo ich herkomme, wird der Ausdruck verwendet. Das ist aber wahrscheinlich den Wörterbuchmachern entgangen…

    5. solanna Says:

      Als Kind freute ich mich immer sehr auf den örtlichen Jahrmarkt. Vor allem natürlich auf den „Märtbatze“ vom Vater, und war gespannt, wie hoch er dieses Mal ausfallen würde.

      Später merkte ich, dass „Batze“ auch einen genau umschriebenen Wert haben konnte. Allerdings ist ein „Batze“ nicht in allen Regionen gleich viel. Sowohl in Basel wie in der Region Luzern wurde ich ab und zu von älterem Ladenpersonal gefragt, ob ich vielleicht noch einen „Batzen“ hätte, damit man auf den von mir gegebenen Betrag besser herausgeben könne. Ich erinnere mich, dass mit einem „Batze“ aber am einen Ort 10, am andern 20 Rappen gemeint waren. Leider habe ich vergessen, wo welches galt.

    6. Guggeere Says:

      Das allererste schriftliche Stück Literatur, das ich in der Primarschule mit viel Stolz und Freude las, war ein SJW-Heft mit dem Titel „Die fünf Batzen“. An den Inhalt kann ich mich kaum erinnern; es ging um ein Kind, das mit fünf Geldstücken irgendetwas posten (äh, einkaufen) musste. Zehn- oder gar Hunderttausende von Schweizer Kindern dürften mit den „Fünf Batzen“ erste Leseerfahrungen gemacht haben. Mit anderen Worten: Kaum konnten die lieben Kleinen ein paar Buchstaben identifizieren, mussten sie damit schon Geldprobleme wälzen. Point d’argent, point de Suisses…
      SJW war der Name des Verlags (Schweizerisches Jugendschriftwerk). Der gab kind- und jugendgerecht aufbereitete populäre Literatur in Form von Heften heraus, die über die Schulen vertrieben wurden und noch zu Beginn des Fernsehzeitalters in fast allen Schweizer Familien zu finden waren.

    7. Administrator Says:

      @Gera
      Bist Du sicher, dass da nicht eingewanderte Schweizer am Werk waren? Oder dass Du nicht „halbbatzig“ mit „halbherzig“ verwechselst?
      Gruss, Jens

    8. nadjagn Says:

      @Jens: Probier das Googeln mal mit halbpatzig 😉 da taucht auch noch der eine oder andere Batzen auf.

      In meinem Sprachgebrauch ist der Batzen keine bestimmte Geldumme sondern einfach eine kleine Münze @solanna: evtl wurde in deinem Fall je nachdem der Rappen-Betrag erfragt und nicht ein Batzen mit einem vorbestimmten Wert.

    9. AnFra Says:

      @ Administrator Jens

      Im Text sollte es beim Batzen wohl „Fünfzehntel“ sein, da 5/60 Kr. = 1/15 !

      @alle

      Zum Namen Batzen sollte man folgendes berücksichtigen: Der Name „Batzen“ ist höchstwahrscheinlich nicht vom bernischem Bär abgeleitet!
      Der Begriff „batzen“ vom Bär der Berner ist hier sehr offensichtlich, jedoch muss man von einer „volksetymologischen“ Namenserklärung ausgehen. Als Begründung können hier einige Punkte dargestellt werden.

      Die Batzen waren Silbermünzen und haben dadurch eine etwas einfachere Prägeherstellung ermöglicht, da das Silber im kaltgeschlagenem Zustand recht gute Fließfähigkeit hat. Es war dadurch nicht unbedingt nötig, die Rohstücke (batziger Rohling) extrem gut und genau vorzubereiten. Beim Schlagen der Münzen sind bei den alten Stücken oft überstehende Ränder erkennbar. D.h. die Rohlinge wurden „gebatzt“. Dieser Ausdruck will meinen: Es ist aus rohen, vereinfachte, geklumpten Rohlingen geschlagen bzw. die etwas überstehenden groben Ränder sind also „batzig“. Siehe: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=batzen&lemid=GB01124&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GB01124L0.

      Ein weiterer Punkt ist der Name des Prägestempel. Da im Mittelalter im deutschen Sprachgebiet viele Tiernamen in der Technik verwendet wurden, (z. B. RammBOCK, KutscherBOCK, KRANICH für Kran, SCHILDKRÖTE für geschützte Angriffsgruppen, FeldSCHLANGE für lange Kanone, GEISSfuß für Zieheisen, usw) ist auch bei der Münzprägung ein Tiername verwendet worden.

      Für den Schlagstempel wurde der Name BÄR verwendet. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%A4r_%28Werkzeug%29. Der Rammkopf bei Spundwand- und Pfahlrammungen wird auch Bär genannt.

      Dieser Benennung wird sicherlich auf den Bär (Ursus) zurückgehen, da ja dieser bei seiner Jagt mit aller Gewalt in feste Erdlöcher und Baumstämme eindringen kann. Dabei rammt er mit seinem wuchtigen Kopf das Ziel seiner Honigbegierden heftig auseinander. In BY konnte man dies beim „Problembär Brunno“ erleben. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Problemb%C3%A4r.

      Dieser Name ist im gesamten deutschem Sprachgebiet verwendet worden. Deshalb muss man eigentlich davon ausgehen:
      Bern mit seinem Bär ist wahrscheinlich nicht der tatsächliche Namensgeber. Aber Legenden halten sich jedoch immer besser.

    10. solanna Says:

      @nadjagn

      Die Frage hiess jeweils: „Hänn Si mer villicht e Batze?“ (Basel) bzw. „Hend Se meer vellecht e Batze?“ (Luzern) Gemeint war aber ein klarer Betrag.

      Betr. SJW

      Das Schweizerische Jugendschriftenwerk (SJW) feiert gerade den 75. Geburtstag. 1957 kosteten die Einzelhefte noch 60 Rappen pro Stück (ein SJW-Heft war mein Lohn für 1 Tag – wääääk! – Johannisbeerenpflücken), später Fr. 2.75 und heute? Es gab auch gebundene Ausgaben mit je vier Heften drin. Zuerst mussten es moralisch einwandfreie und erzieherisch wertvolle Texte sein. Dazu gehörten auch „Die fünf Batzen“. Erst spät kamen Comics dazu und schliesslich auch Problemthemen wie Sucht oder Aufklärung.

    11. neuromat Says:

      noch warten wir gespannt auf den Beitrag von Phipu.

      Allein, dieses eine Mal habe ich schon in Grimms Wörterbuch geschaut. Die Einzelheiten ueberlasse ich Phipu, der kann das besser. Ich wäre froh, wenn er einige Punkte mit berücksichtigen könnte:

      Batzen hatte ich bisher intuitiv mit etwas negativem assoziiert. Das scheint offensichtlich auch so zu sein „verderbter Batzen, Dreckbatzen, Kotbatzen“. Bei den obigen Eintragungen zum kulinarischen Hintergrund wird mir daher ganz anders – scheint eben echt fein zu sein, so ein leckerer Batzen.

      Batzig meint offenbar dasselbe wie patzig. Batzen also etwas nachlässig tun. Halbbatzig wäre dann also halbnachlässig und noch gar nicht so schlimm, würde also der Schweizerischen Neigung zur Verniedlichung und Abmilderung gegenseitiger Vorwürfe entsprechen. So macht dann eben doppelbatzig wieder Sinn.

      Es fanden sich auch Hinweise im schlesischen Wörterbuch so dass der Eintrag „Gera“ möglicherweis auf spezielle ostdeutsche Verhältnisse schliessen lassen könnte.

    12. Phipu Says:

      Da hat uns AnFra wieder allerhand Interessantes geliefert. Erst bei seiner Erwähnung von „batzen“ als Verb ging mir der Zusammenhang mit „Obazda“ auf, wie ich ihn in Bayern gern esse. http://de.wikipedia.org/wiki/Obatzter

      Interessant ist auch die Tatsache, dass im Internet der Eintrag „halbpatzig“ zu finden ist. Solche Schreiber scheinen aus einer Generation zu stammen, die keinen Bezug zum Batzen als Geldstück mehr haben, jedoch das deutsche Wort „patzen“ oder „verpatzt“ kennen. Beim Studium Grimms Wörterbuchs findet man dann allerdings auch immer wieder verwandte Einträge mit B und P. Also ist auch das sogar aus altmodischer Sicht gar nicht so falsch

      An Nadjagn und Solanna
      Ich habe in der Primarschule (Kt. Solothurn) gelernt, ein Batzen sei ein Ausdruck für ein Zehn-Rappen-Stück. Das wird jedoch besonders anhand der Grimm Einträge zum süddeutschen „Dreibätzler“ und „Sechsbätzler“ wohl stark regional unterschiedlich sein. Ausserdem ist meine Primarschulzeit schon so lange her, dass ich nicht mehr sicher bin. Und ich habe sicher auch nicht immer gut aufgepasst in der Schule.
      Die letzten Sätze sollen zur nächsten Aussage überleiten, die mein Vater brauchte, wenn er Grund hatte, meine Ausflüchte in Frage zu stellen: „E gueti Usred isch e Batze wärt“ (eine gute Ausrede ist einen Batzen wert). Leider gab es darauf nie auch nur den geringsten Batzen (mit welchem Wert auch immer, vgl. Göttibatze). Schlussfolgerung: die Ausreden waren also nicht gut.

      Etwas einträglicher war in unserer Familie der Kindervers (muss reimbedingt Solothurnerdialekt oder allenfalls Baseldeutsch sein): „Hüt isch Süuveschter, morn isch Nüijohr, Vatter/Muetter gimer e Batze süsch nimm di am Ohr“ (Heute ist Sylvester, morgen ist Neujahr, Vater/Mutter gib mir einen Batzen, sonst ziehe ich dich am Ohr). Darauf erhielten wir dann irgendeine Münze, meist einen Fünfliber.

    13. mare Says:

      @ Guggeere: Unter http://www.sjw.ch/ findet man das immer noch existierende Jugendschriftenwerk immer noch

    14. Bine Says:

      da wurd sogar was drauf gesungen *räusper

      aaaaain hääääällaaaa und aaain baahaaatzen,
      die waaaaaren baaaide maain ja maain,
      der hääällaaaa waaaard zu waaaaaasser,
      der baaaaaaaatzen war zu waaain

      guter batzen 🙂

    15. spielmaus Says:

      An Bine:
      Da singen wir wohl beide dasselbe.

      Refrain:Heidi, heido, heida, heidi, heido, heida
      heidi, heido, heida.

      Mit Gruß aus Schwaben.

    16. boby Says:

      @neuromat
      habe Deine Interpretation von Batzen gelesen und Du wolltest die Einzelheiten Phipu überlassen.
      Deine Ausführungen über Batzen, wie verderbter Batzen, Dreckbatzen, Kotbatzen, kann ich nicht folgen. Als Alemanne ist mir der Batzen, schon vor 60 Jahren als ein Geld Betrag bekannt. Wundere mich über Deine Interpretation. Woher mag diese her geholt sein?
      Möchte noch erwähnen, dass es mir schwer fällt, dem Autor zu folgen: Was für die Schweizern ein halber Bären bzw. Batzen ist, drücken die Deutschen mit dem “ halben Herzen “ aus.

    17. Neuromat Says:

      @ boby

      wie geschrieben: Grimms Wörterbuch.

    18. AnFra Says:

      @neuromat
      @Gera

      Der Hinweis auf Schlesien ist in Bezug auf die eher süddeutschen Bezeichnungen „Batzen, batzen, batzig“ ist so schlecht nicht gewählt. Denn die mindest. 450 Jahre der habsburgischen–österreichischen Herrschaft in östlich gelegenem Schlesien haben vielerlei Besonderheiten in der dortigen Sprache, Kultur, Religion und im Essen hinterlassen. Es haben sich auf verschlungenen Wegen alemannische-süddeutsche Besonderheiten dort eingeschlichen.

      @boby

      Die etwas negative Bewertung des Batzen hat schon einen realen historischen Hintergrund. Ende des 16. JH hat man im HRR diese Batzen aus dem Umlauf setzen wollen, da die Eidgenossen in laufe der Zeit die Batzen immer mehr „gestreckt“ hatten.
      Es gab sogar reichsweite Verbote für den Batzen. Der ursprüngliche Silberbatzen wurde durch legieren des Silbers mit anderen Metallen immer wertloser. Dadurch hat natürlich der ehemals gute Baten nun einen sehr schlechten Ruf erhalten.
      Er ist aus einer werthaltigen Münze zu einer Scheidemünze verkommen. Der „ silbern Batzen“ wurde zu einem ludrigen, wertlosen Batzen. So wertlos wie ein „Batzen Lehm“.

    19. solanna Says:

      Schuemächerli, Schuemächerli!
      Was choschted dini Schue?

      Drüü Bätzeli, drüü Bätzeli,
      und d Negeli derzue.

      Dieses Lied singt man vermutlich heute noch mit Kleinkindern, aber diese haben kein Anschauungsfeld mehr dafür. Wo sehen sie noch, wie der Schuhmacher, einige Nägel oder Nägelchen zwischen die Lippen geklemmt, auf die Schuhsohlen hämmert? Dies geschah vorwiegend, um die Absätze und Spitzen der Ledersohlen mit flachen, leicht gebogenen „Iseli“ (kleine Eisen, vgl. Hufeisen) vor dem Ablaufen zu schützen. Waren die Eisen durchgescheuert, liess man sie beim Schuhmacher ersetzen, was nicht viel kostete. Eben etwa die drei Batzen, die der Schuster im Kinderlied verlangt – Nägel inklusive.

      Halbbatzig bedeutet, dass etwas nur einen halben Batzen wert ist, also nicht viel. Das sagt aber über den Wert des Batzens nichts aus. Hier ist wohl ein bestimmter Wert des Batzens bekannt.

      Wie viele obigen Beispiele zeigen, war/ist Batze auch ein Synonym für Münze, allerdings eher nicht gerade ein Fünfliber (Fünffranken-Münze), aber doch mit einer gewissen Kaufkraft. Einen Fünfer (5 Rappen bzw. Fr.–.05) bezeichnet man heute kaum noch als Batzen.

      Wie steht es mit dem Heller? Es gibt doch auch das alte Lied „Ein Heller und ein Batzen,. die waren beide mein, ja, mein. Der Heller ward zu Wasser,. der Batzen ward zu Wein, ja Wein. Refrain: Heidi, heido, heida, …“

      http://de.wikipedia.org/wiki/Heller_%28M%C3%BCnze%29

      Der obige Link zeigt, dass zwischen dem Heller und dem Batzen in Süddeutschland noch der Pfennig und der Kreuzer lagen. Da wird der Batzen ja direkt was Wertvolles!

    20. AnFra Says:

      @Solanna

      Nun, der beschriebene Batzen hatte im Zeitraum Ende 18. und Anfang 19. JH z. B. in der Schweiz als „neues“ Zahlungsmittel eine damals höhere Wertigkeit.
      Jedoch ist die von neuromat und mir gemeinte mindere Wertigkeit im Sinne der abwertenden Aussagen vom „Batzen Dreck, Lehm oder Kot“ seinen Ruf aus der Zeit des 15./16. JH, als die eidgenössischen Städte den silberwertigen Batzen durch strecken/verdünnen mit unedlen Metallen verkommen haben lassen. Der Batzen wurde dann eine Scheidemünze. Die reichsweite Ächtung der eidgenössischen Batzen im Heiligen Römischen Reich spricht somit Bände.
      Vermutlich haben damals die eidgenössischen Banker die erfolgreiche Basis ihres „kometenhaften“ Aufstieges gelegt. „Ist der Ruf erst ruiniert, lebt sich s besser ungeniert“.

      Man darf diese beschriebenen beiden Batzenarten nicht miteinander vergleichen. Natürlich ist das Lied mit dem Heller und Batzen treffend und richtig, der Batzen ist aus der biedermeierlich-romantischen Zeit die Hauptmünze (für den Wein) und der Heller die Scheidemünze (für das Wasser).

    21. Gera Says:

      @anfra
      @neuromat

      Ich will nicht ausschließen, daß da in Thüringen eigentlich Schlesier am Werk waren, schließlich sind nach dem Krieg viele Leute aus den schlesischen Gebieten dorthin gekommen. Das hat sicher auch Spuren in der Sprache hinterlassen.

    22. Phipu Says:

      An Bine und Solanna:
      Bine: one point, Solanna: half a point! Ich finde Bine hat das Lied viel schöner vorgesungen, aber zum lesen dauert es viel länger. Ich nehme an, zum schreiben war das auch viel mühsamer als „klassisches Schreibdeutsch“, nicht? Und eben zu Anstrengung und Resultat hier noch folgendes:

      An alle:
      Vielleicht noch eine Präzisierung zur Verständnisnuance, auch wenn es Jens oben schon „antönt“ (andeutet), und man es aus den zitierten Wörterbucheinträgen herausziehen kann:
      Die Übersetzung von „halbbatzig“ mit „halbherzig“ ist sinngemäss nur „halbwegs“ dasselbe: „halbherzig“ ist willensorientiert. Das Resultat kann hier durchaus gut sein, auch wenn jemand die Arbeit nur widerwillig erledigt hat. „halbbatzig“ orientiert sich am Resultat. Eine Arbeit, – auch nach bestem Wissen und Gewissen und mit Leidenschaft ausgeführt – kann die gestellten Ansprüche möglicherweise nicht erfüllen und wird – in diesem Fall besonders enttäuschend für den Erlediger – als „halbbatzig“ abgetan. Allerdings geht beides oft einher, d.h. wenn etwas nur halbherzig erledigt wurde, sieht es danach meist auch nur halbbatzig aus.

      Ob unter „halbbatzig“ nun negativ „halb voller Dreck“ oder positiv „eine halbe Münze wert“ gemeint sein soll, kann nun anhand der Wortkenntnis jeder für sich entscheiden (analog „ein halb leeres Glas“ vs. „ein halb volles Glas“).

      Für alle allzu schweizerisch Denkenden: „halbherzig“ kann man auf hochdeutsch übrigens nicht mit „halb niedlich“ ausdrücken: http://www.blogwiese.ch/archives/686 bzw. http://www.blogwiese.ch/archives/73