-->

Haben Sie heute schon legiferiert? — Neues aus dem Schweizer Sprachalltag

  • Die lateinische Schweiz spricht kein Latein
  • Als „lateinische Schweiz“ bezeichnet man in der Schweiz die Landesteile, deren Bewohner sich auf Sprachen miteinander verständigen, welche aus dem Lateinischen, genauer gesagt dem gesprochenen „Vulgärlatein“ der Römer entstanden sind (vgl. Blogwiese). Dennoch sind Latein bzw. Fremdwörter aus dem Lateinischen in der Schweiz erstaunlich häufig anzutreffen, so z. B. in einem Artikel des Tages-Anzeigers, der sich ironischer Weise mit der „Diskriminierung der Deutschsprachigen“ im dreisprachigen Kanton Graubünden befasst:

    Am 17. Juni entscheiden die Bündner Stimmberechtigten erstmals in der Geschichte des Kantons über ein Sprachengesetz. Dessen oberstes Ziel ist es, „die Dreisprachigkeit als Wesensmerkmal des Kantons zu stärken“.
    (Quelle: Tages-Anzeiger 19.05.07)

    Das Erstaunliche an dieser Abstimmung ist, dass sie überhaupt zu Stande kommt. Denn eigentlich war die Sache längst entschieden:

    „Der Grosse Rat hatte entschieden, dass eine Gemeinde künftig als einsprachig gelten soll, wenn 40 Prozent der Bevölkerung romanisch- oder italienischsprachig sind.“ (…)

    Der 49jährige Rechtsanwalt Peter Schnyder

    „ergriff zusammen mit ein paar Gleichgesinnten das Referendum. Er tat dies, obwohl der Grosse Rat das Sprachengesetz ohne Gegenstimme gutgeheissen hatte und ebenfalls fast einstimmig einen Antrag abschmetterte, die Vorlage dem Volk zu unterbreiten“
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 19.05.05, S. 3)

    Wir haben schon vor langer Zeit verstanden, dass das „Referendum“ nicht „ergriffen“ wird, weil es auf der Flucht ist (vgl. Blogwiese). Aber der nächste Satz liess uns dann wieder sehr an unserer eigenen „Deutschsprachigkeit“ zweifeln:

    „Die Ziele des Referendums seien illusionär, weil im Fall einer Annahme der Bund zu Gunsten des Rätoromanischen legiferieren würde“.

  • Legifer… was?
  • Lex, legis (f.), das weiss der Lateiner, heisst „das Gesetz“, weiblich. „Ferre“ = hervorbringen, schaffen. Und so erklärt uns unser Duden:

    legiferieren lat. legifer „gesetzgebend“ (dies zu lex, Gen. legis „Gesetz“ u. ferre „hervorbringen, schaffen“) u. …ieren>: Gesetze verabschieden (früher in Österreich)
    (Quelle: duden.de)

    Stutzig macht uns aber die kleine Randbemerkung „früher in Österreich“. Wie so oft scheint die Duden-Redaktion nicht ganz auf dem neusten Stand zu sein. Denn der kleine Google-Test belegt:
    Es finden sich bei 14.700 Belege für „legiferieren“ bei Google-CH, verglichen mit jämmerlichen 138 Stellen bei Google-DE, und das sind zumeist Zitate aus Fremdwörterbüchern, die das Wort erklären. Vielleicht ist Google-Österreich noch zu klein und unbedeutend, denn dort fand sich nur 8 Erwähnungen. Warum also die Schlussfolgerung „früher in Österreich“?

  • Wann legiferieren denn Sie?
  • Wir fragen uns bei solchen Wörtern im Tages-Anzeiger nur, ob sie wirklich in der Schweiz von jedem durchschnittlich gebildeten Zeitungsleser verstanden werden. Gleich morgen werden wir unser freundliches Gegenüber in der S-Bahn anquatschen ansprechen und fragen, wann er den zum letzten Mal beim Legiferieren zugeschaut hat oder ob er wohlmöglich selbst gelegentlich legiferiert?

    P.S.: Die erste Bülacher Bürgerin, die ich dann bei der Probe aufs Exempel beim Landi anquatschte ansprach, konnte mir das Wort nicht erklären, entgegnete mir aber schlagfertig auf Hochdeutsch (ich kannte die Frau nicht) „Aber das schreiben Sie sicher dann morgen in der Zeitung!“ Soviel zum Thema „anonymer Feldversuch“.

    P.P.S.: Die Sursilvan sprechende Graubündnerin Diana Juerg von DRS1 kannte das Wort auch nicht, konnte es aber halbwegs herleiten.

    

    25 Responses to “Haben Sie heute schon legiferiert? — Neues aus dem Schweizer Sprachalltag”

    1. solar Says:

      Legiferieren? Wer sich halbwegs für das Lesen politischer Berichterstattung aufopfern mag, lernt das Wort irgendwann kennen. Genauso gut wie den Begriff „der Souverän“ für die Gemeindeversammlung(smitglieder) oder die Stimmberechtigten (der Gemeinde/des Kantons/der Eidgenossenschaft).

      Die Schlaueren bzw.Gebildeteren oder Neugierigeren mit Zugriff auf ein Lexikon oder den Fremdwörterduden schnallen dann auch irgendwann, was solche Begriffe bedeuten. Ebenso Exekutive und Legislative, die ja manchen bekannt sind, aber auch mit Exekution und Legalität verwechselt werden.

      Wie sagte doch jener Hühnerzüchter, befragt, wie sein Geschäft laufe: „Also mit der Legalität bin ich zufrieden, aber die Brutalität will ich noch steigern.“

    2. neuromat Says:

      @ solar

      wie wichtig da der gekonnte Umgang mit dem Lateinischen sein kann:
      Ganz besonders gilt dies für „primär“ und „prima“, vor allem im Zusammenhang mit dem Begriff Geschlechtsorgan…

    3. Hydra65 Says:

      Aus der Blogwiese wurde die Sprachwiese und aus
      Diana Joerg wurde Diana Juerg. Jetzt steht es wohl
      1 zu 1 (Ich weiss, bin ein „Tüpflischiisser“)

    4. Tellerrand Says:

      So, wie „legeferieren“ vom Herrn Schnyder verwendet wird, klingt es ein wenig so, als müsse man nach diesem schlimmen Wort sofort ausspucken, damit der Mund nicht schmutzig bleibt. Der Böse Bund bricht sauberes kantonales oder gemeindliches Recht. Auch so ein Topos der plebiszitären Demokratie…

    5. Simone Says:

      Zugegebenermassen habe ich zunächst an „legitimieren“ gedacht…
      Insgesamt fällt mir auf, dass im Schriftdeutschen eine Tendenz zum Nominalstil besteht.

    6. DaniDo Says:

      Mir ist dieses Wort bekannt und geläufig…das wird tatsächlich recht oft gebraucht. „Wir können doch nicht einfach wild herumlegiferieren, da weiss schliesslich niemand mehr, was gilt!“

    7. Jean-Louis Says:

      @jens-rainer
      Haben Sie heute schon legiferiert? — Neues aus dem Schweizer Sprachalltag

      Bemerkung in Duden-Eintrag….
      Warum also die Schlussfolgerung „früher in Österreich“?

      Der Vergleich der Treffer in Google.ch, google.de, google.at kann keine Antwort geben, geschweige denn beweisen, dass die Duden-Redaktion nicht ganz auf dem neusten Stand zu sein scheint. Das ist eben ein Resultat von HEUTE! Der Duden schreibt jedoch „FRÜHER“.

      „Früher“… das wäre doch eben damals gewesen, als die Österreicher allesamt Höflinge und Beamten waren und ihr Riesenreich verwalteten. Da haben sie eben „legiferiert“: Den Untertanen den Tarif durchgegeben. Die Industrie in Böhmen produzierte, das Karpatenbecken ernährte die Herrschaften und die „crème de la crème“ erholte sich in Meran oder auch an der dalmatinischen Küste… Und weil ja „noblesse oblige“, parlierte man gern zu Hofe auf Französisch. Möglicherweise eine Modeerscheinung damals, wie heute vielleicht Englisch.

      Von dieser Hofkultur, bis hinunter zu den untertänigsten Höflingen ist sprachlich einiges übriggeblieben. Östlich des Rheins sehe ich bald die Tafel „Gendarmerie“ und muss froh sein, wenn keiner dieser „gens d’arme“ bewaffnet vor mir auftaucht. Napoleon Bonaparte hat nun einmal einige Spuren in Europa hinterlassen (Dazu gehört natürlich – zumindest in diesem Kontext – auch HELVETIA)

      Spätestens seit dem 2. Weltkrieg hat aber der grosse „Strukturwandel“ in Österreich stattgefunden: Es gibt die eigene Industrie und das Land lernte auch, sich selbst zu ernähren, sogar ausländische Gäste opulent zu bewirten.

      Aus dem Unterschied der Google-Treffer CH versus AT können wir höchstens ableiten:
      Die Schweiz ist konservativer, Österreich fortschrittlicher (??).
      In der Schweiz wird weiterhin fleissig „legiferiert“. Dabei sollten wir aber doch noch Unterschiede hervorheben: Hier „legiferierst“ Du, wenn Du Dir die Zeit nimmst, teilzunehmen, dann kannst Du auch teilhaben… oder soll ich schreiben „partizipieren“?

      Aus dem umliegenden Ausland weiss ich aufgrund aller meiner Reiseerlebnisse und Kontakte: Die Menschen sind politikverdrossen, parlieren von „Die da oben!“, können nicht in dem Masse partizipieren, dass sie das Gefühl hätten, etwas ändern zu können. Sie werden eben von ihren „Repräsentanten“ – offenbar des öftern – nicht wunschgemäss „repräsentiert“! Dann lassen sie halt die Opposition ans Ruder, und wenn dies auch nichts mehr bringt, ringt man sich – „dort oben“ – zur machtverwaltenden „Grossen Koalition“ durch! Der Durchbruch zum Stillstand ist erreicht.

      Bleiben wir aber trotz „früher in Österreich“ noch kurz bei Französisch: Ob französische Reste wie „babbele“, „Blamaasch“, „Kuraasch“ im Hessischen oder der „Gendarmenmarkt in Berlin“ (viele geflohene Hugenotten), „babrion“ (pappillon – Schmetterling) und „cajux“ (cailloux-Kieselstein) im Banater-Deutsch als Überbleibsel der Sprache der Siedler aus Lorraine (Lothringen), am Französischen, und damit am Lateinischen führt kein europäischer Weg vorbei.

      Deshalb möchte ich heute gerne „legiferieren“: Kehren wir zurück zu „Griechisch/Latein“, statt „Frühenglisch“! Würden wir unsere Jugend auf diesem Fundament „bilden“, wäre es leichter, via Assoziationen neues zu verstehen.

      Die Mama ging mit den Kleinen in den Frankfurter Zoo. Eines der Kleinen fragte: Mom (?), was ist das? Ein Flusspferd, antwortete die Mutter. Die Kleine kannte schon das Wort „Fluss“ und das Wort „Pferd“ und konnte sich nun ein Bild machen…Na ja, sieht nicht gerade wie ein Pferd aus, steht aber immerhin im Wasser…

      Die Mama ging mit den Kleinen in den Londoner Zoo. Eines der Kleinen fragte: Mom, what’s that? „A hyppopothamus“, sprach die Mama. Sie konnte ja nicht sagen „riverhorse“… denn das Englische ist weitgehend „dissoziiert“!… Klar, die intelligenten Kleinen schaffen das auch ohne Assoziation, weil man doch in dem Alter sehr aufnahmefähig ist….

      Und Tschüss, ciao, au revoir…
      Jean-Louis

    8. neuromat Says:

      Seit Stunden kein Eintrag. Was ist hier los, hat keiner ein „Grosses Latinum“? – Pauper lingua Latina ultimum refugium Svizzerae habet.

    9. DaniDo Says:

      Zur Radiosendung:

      Fand ich sehr gut, wird wohl noch ein paar Leute mehr auf die blogwiese locken. Zwei kleine Präzisierungen:
      – die Einvernahme ist nicht eine Festnahme. Einvernahme ist ein anderes Wort für Verhör.
      – der Rhein ist auch unterhalb von Basel durchaus schwimm- wenn auch vielleicht besser nicht mehr trinkbar. Selbst ausprobiert: bis 3 Velo-Tages-Etappen in Richtung Köln bleibt die Haut dran.
      Und eine kleine Anmerkung: in Postautokreisen ist die Bezeichnung Kurs ausserordentlich verbreitet. „der erste Kurs geht um 6“, oder einfach der Spätkurs, den Du sicher auch im Tagi mal findest.

      PS: Diana Jörg, mit ö…

    10. Christian (der Andere) Says:

      @solar: Es geht Jens woll weniger darum wo der geneigte Bildungsbürger sich informieren kann, sondern darum, wie gebräuchlich ein Wort ist.

    11. neuromat Says:

      um Jean Louis mal kurz zusammenzufassen: Die zu empfehlende Lektüre lautet:
      „Romdeutsch – warum wir alle lateinisch reden, ohne es zu wissen“, Karl-Wilhelm Weeber, eichborn verlag.

      Wie erwähnt ferre bedeutet tragen – transferieren kennen wir alle, aber auch Konferenz. Trahere heisst ziehen, aber was interessiert das den Bauern auf seinem Traktor, dem ist das zurecht einfach zu abstrakt.

      Manchmal wird das Parlieren eben zum Manierieren. Warum allerdings so etwas wie Legebatterien, äh legeferien gebraucht wird, nein Mist, Pointe versaut, legef(e)rieren gebraucht wird, kann nur an der Kälte der Gesetzgebung liegen, oder der Autor war gedanklich schon in den Ferien, und Ferien machen doch Frau und Herr Schweizer nicht ungerne, auch wenn die meisten genau genommen Urlaub machen.

    12. neuromat Says:

      ganz vergessen
      @ simone: nominare stammt ja auch aus dem Lateinischen. Insofern ergibt sich da eine gewisse interessante Doppeldeutigkeit.

    13. solar Says:

      @Christian (der Andere)
      Bist Du sicher? Dann will ich doch verraten, dass das Wort gebraucht wird, aber eben kaum vom Volksmund, sondern eher von den politisch/juristischen Fachidioten und jenen, die ihre Fremdsprachen-/-wörterkenntnis beweisen müssen. Die Medienvertreter/innen halten den Begriff eher für ein zu vermeidendes Fremdwort, während sie die der thumben Leserschaft die anderen von mir erwähnten bedenkenlos um die Ohren schlagen.

      Dies manchmal aus reinem Zwang oder mindestens Bequemlichkeit: bei Printmedien kämpfen sie oft um den Platz für jeden Buchstaben, und Souverän ist soooo viel kürzer als das Wort Gemeindeversammlung, das sie ohnehin im selben Artikel schon dreimal vewendet haben. Legiferieren ist kürzer als „ein Gesetz erlassen“, „ein Gesetz schaffen“, „gesetzlich festlegen“, „gesetzlich verankern“ etc. und solange die Adressaten enfalls Fachleute sind …

      Nur der arme, fremdwörterversteh-gierige Leser hat – zumindest beim Nachschlagen allein bei Duden (sowohl in „Die deutsche Rechtschreibung“ als auch im Fremdwörterduden) das Nachsehen. Soll er halt volksgerechtere Zeitungen lesen. Im „Blick“ wird legiferieren bestimmt nicht gebraucht.

    14. Guggeere Says:

      Dem Legiferieren geht es so wie vielen anderen Wörtern: Externe Expressionen sind Fortunata*.
      Ich habe leider auch noch nie legiferiert. Aber aufgepasst, wenn ich eines Tages gross und mächtig und Diktator bin und dann das einfach so darf! Wehe!

      * Fremdwörter sind Glückssache.

    15. Jean-Louis Says:

      @P.P.S.

      Wie sollte Diana Jörg „legiferieren“ sofort verstehen? Das ist doch „tudestg“! Rumantsch wäre eher „relaschar prescripziuns“. Ganz volksnah, aus dem Fundus einfacher Worte konstruiert, wobei natürlich beide Elemente aus dem Latein stammen. Doch bereits abgeschliffen und gängiger, landläufiger. Kein „hard word“ (vgl. mit Englisch und den „hard words“!… Weiss jemand, übrigens, woher das Wort „Butter“ stammt????)

      Es ist ja auch nur die „Obrigkeit“, die gestelzt reden muss, oder dann Wissenschafter, um ihrer Wissenschaftlichkeit Ausdruck zu verleihen: Die „legiferieren halt“…

      Wir, Normalsterbliche gehen zur Urne, beschliessen, wählen oder stimmen ab… Dahinter steckt dennoch eine spezielle Kulturtradition, wie wir eben Regelungen, Vorschriften, Richtlinien, Rahmenbestimmungen, Gesetze und Verordnungen, Hausordnungen entstehen lassen… Und nun? Wie soll ich diesen ganzen Prozess, diesen Tätigkeits- und Aktionsfluss auf einen kurzen Nenner bringen?

      Da ist doch „legiferieren“ gar nicht schlecht. Kurz und bündig. Warum nicht, wenn schon die „Sprachökonomie des Schwyzerdüütsch“ bewundert wird…

      @Christian (der Andere)
      @solar: Es geht Jens woll weniger darum wo der geneigte Bildungsbürger sich informieren kann, sondern darum, wie gebräuchlich ein Wort ist.

      Worum es Jens geht, bleibe dahingestellt. Seine Beiträge sind anregend… Ansonsten würden wir nicht vor unseren Compis hocken und „töggele“…

      Mit offenen Ohren und Augen darf man doch „legitimerweise“ das Neue registrieren, das einem in der CH begegnet. Das sollten Schweizer im Ausland auch tun!

      Bei der Informationsflut heutzutags ist zudem sehr wesentlich, zu wissen, wo man sich informieren kann. Dazu braucht man noch kein „geneigter Bildungsbürger“ zu sein: Mensch sein genügt. Am Ball bleiben genügt. „Mega“ ist inzwischen sehr gebräuchlich, sagt aber nicht viel aus… ist längst mit Inhaltslosigkeit gefüllt.

      Da gefällt mir „legiferieren“ und das Drumherum besser…

      Aber das mit dem Hühnerzüchter von @solar ist goldig: Fast shon Shakespear’sches „Dispositiv“! In den Lustspielen spielt der Meister immer wieder mit der Verwechslung der „hard words“ und hat die Lacher an seiner Seite… Wenn zwar die Hühner fleissig LEGen, wir immer alle Eier wegnehmen, so wird wohl die BRUT aussterben… Lassen wir also diese „BRUT“-alität steigern, weiterbrüten…. Bloggen fängt ja auch mit „B“ an….

      Und Tschüss, ciao, au revoir…
      Jean-Louis

    16. Jean-Louis Says:

      # neuromat Says:
      May 22nd, 2007 at 1:10 pm
      Seit Stunden kein Eintrag. Was ist hier los, hat keiner ein “Grosses Latinum”? – Pauper lingua Latina ultimum refugium Svizzerae habet.

      War der Erzbischof von Riga, Janis Kardinal Pujats mal an einer Bischofssynode in der Schweiz??
      Das wusste ich nicht. Nur so könnte ich den Kommentar von Johannes Paul II verstehen…. 😉

    17. Jean-Louis Says:

      @solar

      ……Soll er halt volksgerechtere Zeitungen lesen. Im “Blick” wird legiferieren bestimmt nicht gebraucht.

      Ja…ja…
      Ein Blick in den Blick genügt… Man kann aber auch sehen was im SPIEGEL…

      Sollte die Hühnerzüchter-Episode aus dem Blick stammen, so wäre ja dies wohl der Blick-Aufruf nach mehr Bildung…. Immerhin müsste man sich als Blick-Leser (Leserin, for political correctness!) wenigstens das mit der „Legalität“ erklären lassen…. Das mit der Brutalität braucht ja nicht erklärt zu werden…. Sie wird blickweise, von Seite zu Seite dargeboten…

      Vielleicht sollten wir noch ein paar Dinge „legiferieren“….

    18. neuromat Says:

      @ Jean-louis
      die Butter stammt aus dem Fettanteil der Milch und wird durch natürliches Abschöpfen oder durch Zentrifugierung vom Wasseranteil getrennt.

      Mittellateinisch buticulae „kleine Fässer“, zumindest stammt der Butler (bouteiller) daher, wahrscheinlich liege ich etymylogisch völlig daneben, aber von einem aufmerksamen englischen Steif-Diener ein Glas Corps de Loup kredenzt zu bekommen ist ja auch besser als die Butterstulle. Woher stammt eigentlich der Begriff Stulle?

    19. Jean-Louis Says:

      # neuromat Says:
      May 22nd, 2007 at 7:19 pm

      @ Jean-louis
      die Butter stammt aus dem Fettanteil der Milch und wird durch natürliches Abschöpfen oder durch Zentrifugierung vom Wasseranteil getrennt.

      Danke für den Herstellungsnachweis. Die Herkunftsfrage habe ich nur gestellt, um „herauszufordern“ und um aufzuzeigen, wie natürlich deutsch wir ein ursprünglich griechisches Wort empfinden (boútyyron, spätlateinisch buutyyrum „Kuhquark“… ich schreib jetzt doppelt für lang, weil die verflixte Tastatur den Längen-Strich auf u und y nicht hergibt), wenn wir überhaupt nicht mehr das Ausländische daran erkennen…

      „Legiferieren“ gebrauchen halt diese „konservativ-gebildeten“ – wie wir schon lasen, „Fachidioten“ – sodass dieses Wort sich nicht „abschleifen“ nicht „einbetten konnte“… Ohne Schule würde sich die Sprache noch schneller entwickeln. Wenn doch kein Lehrer da ist, der wieder auskorrigiert…dann reden wir halt wie uns der Schnabel wächst auf der „Schnabelweid“….

      Aber diese unsere Argumentationskiste geht an Jens (und unseren übrigen Gästen) vorbei: Die erleben doch hier und heute – „synchron“ – dass Wörter auf sie zukommen, die zwar deutsch klingen mögen, aus ihrem aktuellen Rucksack aus aber noch nicht „verständlich“ sind. Toll ist, wenn daraus ein Prozess des Nachsinnens entsteht, wenn man eben auf Entdeckungsreise geht und dabei humorvolle Assoziationen entdeckt… Es soll Kabarettisten geben, die gerade diese „Lucidität“ beherrschen und daraus ihre Programme gestalten…

      „Stulle“? die Brotscheibe? vielleicht aus „stul“, Brocken, Stück („niuwnederlandsk“) via „niederdeutsch“; (Christ-)“Stollen“, demgegenüber aus althochdeutsch „stollo“, Stütze, Pfosten (– Stall), weil das Gebäck so eine „Pfostenform“ bekam. Das „schnallen“ sogar Schweizer und -innen.

      Und tschüss, ciao, adee…

    20. AnFra Says:

      @neuromat:

      Der Begriff Stulle kommt aus dem Niederdeutschen und hat sich besonders nach Ost-D (heutige ehem. dt. Gebiete in Polen und Russland) ausgebreitet. Ein verwandtschaftliches Namensverhältnis hat die Stulle zum „Dresdner Stollen“. Ursprünglich wurde dieses Stullen-Brot überwiegend aus hellem Mehl gebacken. War wohl eine art von Kuchenbrot.
      Der Begriff „stollen“ bedeutet etwas länglich angeordnetes, ausgeformtes oder sonstig seiendes. Laut Grimm. Wörterbuch entstammt auch Stützen, Stall, Schuhstollen, Pferdestollen uam daher. Ein guter Vergleich ist auch der Bergwerkstollen. Es werden hierbei Stützen, also „Stollen“ zum abstützen verwendet. Der Bergwerkstollen ist immer länger als breit, sonst ist er ja eine Höhle.
      Beim Brot wurde üblicherweise das Standartbrot in batziger Form, d.h. im freien Klumpen und/oder auch in runder Brotform gebacken. Wahrscheinlich nach der Reformationszeit ist auch eine längere Brotform verwendet worden, als ein „Stollen“.
      Der Name Stollen wurde bei der Wanderung nach Osten bedingt durch die slawischen Einwirkungen immer mehr mit einem „u“, also „Stullen“ / „Stulle“ gesprochen.
      Durch die Vertreibung der Deutschen nach 1945 hat das Wort im gesamten D einen gewissen Aufschwung erhalten. Nicht zu vergessen ist, dass im Ruhrgebiet die Zuwanderer in der Zeit des 19. Jahrhunderts zuvor aus den östlichen Teilen auch diesen Begriff wieder mitgebracht haben.
      Wohl bekommts.

    21. neuromat Says:

      @ Jean-louis
      JP second war zumindest in der Schweiz. Hat aber im Gespräch mit dem Kollegen aus Riga selbst zwei Fehlerchen in obigen Satz eingebaut (so zumindest Herr Weeber).

      Stul=Stück erscheint mir absolut passend, Stollen mhd. stolle, klar darum schmeckt das auch immer so hölzern trocken, aber jetzt rätsel ich an „schnallen“ spmhd. snalle herum , auf jeden Fall etwas schnelles mit einem wohl zuschnappenden – manchmal oder bei manchem wahrscheinlich auch „einschnappenden“ – Mechanismus.

      Ob die Argumentations“cista“ (kista, Kiste ,Kasten) an Jens und anderen vorbei geht – weiss ich nicht, vermutlich eher nicht und dann kann ja jede(r) auf eigene Entdeckungsreise gehen und so manche(r) landet in der Schweiz. Wie auch der ehemalige oberste Vorsteher unserer deutschen Behörde (Kanzler – cancellarius / Kanzlei). Was macht der eigentlich, mal so frei „luzi – ferri – sierend“ assoziiert:

      Der Zwischenfall von Schaffhausen

      Zu einer unschönen Szene kam es letztlich in Schaffhausen. Zu vorgerückter Stunde erhob sich der tiefschwarz haargefärbte Chef der Ringier Berater Runde und liess verkünden „Bierholer gesucht“ um dann kurz inne zu halten und kleinlaut festzustellen: Ach nee, hier an der Mosel trinkt Ihr ja alle Wein. In die betretene Stille schob er nach einem tiefen Zug an seiner Cannabinoid geformten Zigarette noch nach: dann kann ich Euch ja mal nen Winz erzählen. Da schallte es auch schon allen Seiten, man habe jetzt leider die kurzsichtige Mutter vom Ikebana Kurs abzuholen.

      Das bringt Licht ins Dunkel.

    22. Thiis Says:

      @neuromat
      Und da sagtest du gestern „ganz hervorragender Link, so macht blogwiesen Spass!“… (an der Stelle… Danke! Aber das Lob gehört nicht mir. Einmal Google: „Schlange Schwanz beissen“ et voilà, hunderte Vorschläge, den erstbesten auswählen und dem angegebenen Link folgen, ctrl c, ctrl v und schon sind weitere Blogwiesler(innen … @ Jean-Louis 😉 ) glücklich über etwas neu Gelerntes) Nun, was wollte ich sagen? 😀 ach ja… vergrölte mich gerade vor meinem Laptop über eure Sprchanalysen. Weiter so, man lernt fast mehr als von Monsieur Wiese 😉

    23. Jean-Louis Says:

      @neuromat Says:
      May 22nd, 2007 at 9:19 pm
      …….
      Der Zwischenfall von Schaffhausen

      Zu einer unschönen Szene kam es letztlich in Schaffhausen. Zu vorgerückter Stunde erhob sich der tiefschwarz haargefärbte Chef der Ringier Berater Runde und liess verkünden „Bierholer gesucht“ um dann kurz inne zu halten und kleinlaut festzustellen: Ach nee, hier an der Mosel trinkt Ihr ja alle Wein.

      Weeber muss es ja wissen…. Ging es um den Reim? in Sachen „lingua“ und „Riga“? Statt „Svizzerae“? (Soviel zu JP second in der Schweiz).

      Das mit der „Kiste“ und dem „Kanzler“ ist schon in Ordnung…. Gerhard kommt manchmal in der Schweiz vorbei, holt sein Schwarzgeldkoffer bei Ringier, reist über die Ostschweiz nach Vaduz, um zu deponieren:

      Unterwegs, in St.Gallen, verpflegt er sich dann mit einer „Currywurst St.Galler Art“ (Ich habe das Geheimrezept bei mir deponiert…Soviel demnach zu „Gerhard“!).

      Aber was soll diese „Ringier Berater Runde“, mit dem „tiefschwarz haargefärbte(n) Chef“?

      Liegt Schaffhausen an der Mosel?
      Ich dachte das Städtchen läge „am Rhein“…. Der „R(h)einfall“ folgt etwas später, dem Flusslauf nach…. So gegen Bülach…!!! Und da ist dann dieser WIESE!

      War das nun ein „Winz“ des tiefschwarz Haargefärbten? Oder doch ein „Witz“? Ein „Winzer-Witz“? (Manchmal bin auch ich „pinggelig“, wie @Hydra65)

      Soweit ich mich erinnere gibt es einen „Weinberg“… pardon…. „Rebberg“… (dort gibt es ja Reben, keinen Wein) …. pardon… einen „Weinreben-Berg“ am Fuss des Munots….

      Jener Weisse hat durchaus „Mosel-Qualitäten“ (angeblich wegen der südlicheren Lage, Noch südlicher ist natürlich „Château Corps de Loup“ im Blayais an der Dordogne! Der ist aber ROT… Ségolène statt Sarkozy…).

      Es muss demnach nicht immer Bier sein. Bier gab’s früher noch auf Hawaii…. Inzwischen gänzlich „weg-ge-sungen“…

      @Thiis Says:
      May 22nd, 2007 at 9:57 pm
      Ich überlass‘ WIESE gerne die WIES’n…. So schnell wie die Zeit vergeht, ist nächstens Oktober…
      CU in Munich…

      Tschüss, arrevederci, ciao, adieu, adee, au revoir… buna notg, dorma bain! jó éjszakát!….
      Jean-Louis

    24. Simone Says:

      @Neuramat: Das ist witzig! Allerdings sind meine Lateinkenntnisse überschaubar.
      Gruss
      Simone

    25. neuromat Says:

      @ Thiis
      Link gesucht, Link gefunden. Also Dein Verdienst.

      @Jean-Louis
      ja, ja nicht nur einen Zwischenfall, Schaffhausen hat auch einen Rheinfall, auf der Zürcher Seite steht auch ein „Känzeli“. „Der Berater“ hat offensichtlich nicht nur keine Ahnung sondern auch nicht die mindeste Orientierung, für den ist Wasser Wasser und Fluss eben Fluss, ob Mosel, ob Rhein, oder sogar Strom, ihm reicht es immer kräftig unter dem selben zu stehen.