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Think positiv! — Die lateinische Schweiz und ihre Dispositive

  • Wer spricht eigentlich Latein in der lateinischen Schweiz?
  • Die Schweiz ist offiziell ein viersprachiges Land. Der Einfachheit halber werden drei dieser vier Teile der Schweiz oft zusammengefasst und als die „lateinische Schweiz“ bezeichnet. Eine durchaus gängige Wortkombination, die sich bei Google-CH 535 Mal belegt findet:

    In der lateinischen Schweiz war man sich einig: Was die Schweiz verbindet, ist nicht das Militär, sondern die AHV. Darum wollte die lateinische Schweiz die Armee halbieren und mit dem Eingesparten das Rentenalter auf 62 senken.
    (Quelle: uvek.admin.ch)

    Sprechen die Schweizer dort denn alle Latein? Nein, aber sie sprechen Sprachen, die auf das gesprochene Latein der Römer zurückgehen. Schon zu Zeiten Julius Cäsars sprachen in Rom nur die die gebildeten Senatoren und Schriftsteller das „klassische Latein“, wie wir es heute aus der Schule und durch die Asterix-Lektüre kennen. Es existierte in Rom eine ähnliche Zweisprachigkeit, wie sie heute in der deutschsprachigen Schweiz üblich ist. Für die öffentlichen Anlässe, für Reden im Senat, für Theateraufführungen und jede Art von offiziellem Schriftverkehr wurde das klassische Latein gesprochen und geschrieben, im Alltag sprachen die Menschen aber das sogenannte „Vulgärlatein“, eine Sprache, die sich vom klassischen Latein bereits früh unterschied:

    Mit Vulgärlatein wird das gesprochene im Unterschied zum literarischen Latein bezeichnet. Die Bezeichnung geht auf das lateinische Adjektiv vulgaris („zum Volke gehörig, gemein“) zurück (sermo vulgaris „Volkssprache“) und steht in klassischer Zeit im Gegensatz zum sermo urbanus, der literarisch kultivierten Hochsprache der römischen Oberschicht. Aufgrund der negativen Bedeutungsaspekte des Ausdrucks vulgär ist der neutralere Ausdruck Volkslatein oder gesprochenes Latein oder Sprechlatein vorzuziehen. Das Vulgärlatein ist nicht einfach mit „spätem“ Latein gleichzusetzen und als historische Sprachstufe aufzufassen, da es als Varietät des Lateinischen schon in den frühen Komödien des Plautus und des Terentius bezeugt ist und somit von einer frühen, bereits in altlateinischer Zeit einsetzenden Trennung von gesprochenem und geschriebenem Latein auszugehen ist, (…)
    (Quelle: Wikipedia)

    Ab dem Zeitpunkt, an dem das klassische Latein festgelegt und zur Schriftsprache wurde, entwickelte sich die gesprochene Volkssprache von diesem Sprachstand weg. Die heutigen romanischen Sprachen, darunter auch das Rätoromanische in der Schweiz, gehen alle auf Varianten dieses Vulgärlateins zurück, und damit nur indirekt auf das klassische Latein der Römerzeit.

  • Wir sistieren den Sukkurs
  • Dennoch finden sich in der Schweiz lateinische Begriffe in der Alltagssprache, die hier jeder zu kennen scheint. Wir hatten uns schon früher über die Begriffe „sistieren“ , „rekurrieren“ und den „Sukkurs“ gewundert, die in der Schweiz gängiges Alltagsvokabular sind. Jetzt stiessen wir bei der Lektüre der NZZ am Sonntag gleich zweimal auf das „Dispostiv“. Eine kleine Google-CH Suche brachte weitere Fundstellen:

    Die Gründe dafür sind noch nicht bekannt, da der Entscheid erst im Dispositiv vorliegt.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    «Unsere Polizei schützt die Wahllokale, die Amerikaner werden unsichtbar bleiben und nur auf unsere Anfrage hin einschreiten», erklärte Abdulrahman Mustafa Fatah, der Gouverneur von Kirkuk, im Gespräch sein Dispositiv.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

    Ich würde mich nie wie die Fussballer getrauen, mich auf das Dispositiv anderer zu verlassen.
    (Quelle: Tages-Anzeiger)

  • Think postiv, äussere ein Dispositiv
  • Nun, wir müssen zugeben, dass uns aus dem Lateinunterricht vor etlichen Jahren zwar noch ein „Dia-Postiv“ in Erinnerung ist, uns auch gelegentlich nicht alle Mittel zur „Dispostion“ stehen, aber was zum Geier ist ein Dispositiv?
    Der Duden hilft verlässlich weiter:

    Dispositiv das; -s, -e : (besonders schweizerisch)
    a) Absichts-, Willenserklärung;
    b) Gesamtheit aller Personen und Mittel, die für eine bestimmte Aufgabe eingesetzt werden können, zur Disposition stehen.
    (Quelle: Duden.de)

  • Verlassen sie sich auch auf das Dispostiv anderer?
  • Gleich morgen werden wir die freundlichen Schweizer in der S-Bahn befragen, ob sie sich eigentlich grundsätzlich auf das Dispostiv anderer verlassen würden oder eher nicht. Wenn der Ausdruck, wie im Duden bezeugt, wirklich so schweizerisch ist, dass ihn jeder versteht, müssen wir ihn uns als Bereicherung unser (Schweizer)-Weltwissens hinter die Ohren schreiben.

    

    28 Responses to “Think positiv! — Die lateinische Schweiz und ihre Dispositive”

    1. paz Says:

      vier plus einsnull? naja… 410!
      schreiben sie sich das hinter ihre ohren!
      mit dispositiven grüssen
      (morgen leider nicht in der s-bahn)
      paz

    2. kuhn Says:

      Mir ist vom Lateinunterricht hängen geblieben dass Grössen wie Cäser und Konsorten es vorzogen Griechisch zu sprechen denn Latein, schliesslich war Griechisch nicht Latein die Sprache der Gebildeten. So soll Cäser selbst die berühmten Todesworte et tu fili auf griechisch ausgehaucht haben, wird sicher auf Wikipedia zu finden sein…

    3. neuromat Says:

      Ich „kommuniziere mein Dispositiv“: 5 Tage München. Ciao

    4. lamiacucina Says:

      Militärdienstleistenden Schweizern ist das Dispositiv mehr als nur bekannt. Keine Aktion ohne Dispositiv. Oder noch schöner: Eskalations-Dispositiv. Seit der französische Philosoph Michel Foucault den Begriff in seine Lehre eingebaut hat, ist das Dispositiv auch in Deutschland bekannt geworden. Aber eher bei Linguistikern als in der S-Bahn.

    5. Brun(o)egg Says:

      Auch innerhalb des Romanischen in Graubünden und im Veltlin gibt es Unterschiede; Dialekte. Einer davon heisst „Ladin“. Sprachforscher haben herausgefunden, dass dieser am direktesten, ohne grosse „Abschleifungen“ vom Lateinischen kommt. Dies wohl auch durch die abgeschottete Lage der Täler.

      Im Moment findet eine Diskussion statt, wie stark die Bemühungen des Kanton Graubünden durch den Bund, das TV, usw. unterstützt werden sollen, mit Fördermitteln diese interessanten, einmaligen Sprachen zu erhalten.

    6. Simone Says:

      Ich kapier das immer noch nicht 🙁 Helft mir!

    7. franz Says:

      @Brun(o)egg
      Ich dachte Ladinisch wird im Südtirol, Venetien und Veltlin (Veltlin=ex-Bündnerland) gesprochen und nicht im Bündnerland ???
      Im Bündnerland werden meines Wissens nach 5 rätoromanisch Dialekte gesprochen plus die Kunstsprache Rumantsch Grischun an den Schulen gelernt.
      Der Witz dabei ist dass sich die romanischsprechenden mit ihren fünf Dialekten kaum selber untereinander verstehen und jeder dieser fünf Dialekte mit sehr vielen Deutschwörter gespickt ist.
      Gemeinsam ist den gemeinen Rätoromanen aber ihre Abneigung gegen die Kunstsprache Rumantsch Grischun.
      Apropos gibt es dazu einen guten Artikel in der Weltwoche von Urs Paul Engeler
      http://www.weltwoche.ch/artikel/?AssetID=14877
      In der bündner Haupstadt Chur gibt es eine regelrechte Unterhaltungsindustrie für die Rätoromanen und diese wird finanziert mit Bundessubventionen. Alleine die Fernsehstation für die Rätoromanen hat 27 Mio. Franken gekostet. Und das alles für täglich 20 Min. Sendezeit die wohl von mehr Deutschsprachigen als Rätoromanen gesehen wird.
      Die Ausdrücke „räuberisch und erpresserisch“ die im Engelerartiklel vorkommen darf man ruhig gelten lassen.
      Für den Bündner ist es völlig normal dass er vom Rest der Schweiz subventioniert wird, ganz im Gegenteil, er ist der festen Meinung die Schweiz habe ihn zu subventionieren.
      Uebrigens arbeiten mehr Bündner in Zürich als Chur Einwohner hat.

    8. Oszillograph Says:

      Die Dialektvielfalt allein im Bündnerland ist doch absolut erstaunlich (Puter, Sursilvan und was weiss ich noch alles). Allerdings befürchte ich, dass die angestrebten Massnahmen das Aussterben des Romanischen nicht verhindern werden können.
      Durch stattliche Subventionen kann man zwar Archive und Bibliotheken finanzieren, die die Sprachen sicher vor dem vollständigen Vergessen schützen werden. Nur….wie lange wird noch Romanisch gesprochen?

    9. Schweizerlein Says:

      @ simone
      am besten fährst du morgen s-bahn und hoffst, jens zu treffen – der kann dir dann alles erklären ;-P 😉

    10. Brun(o)egg Says:

      @ oszillograph

      es sind eben keine Dialekte sondern eugene Sprachen. Und wie Franz richtig schreibt, die verstehen sich teilweise nicht.

      @ Franz

      Ist sicher viel Geld, das da jedes Jahr, direkt oder indirekt reingebuttert wird. Es fragt sich allerdings ob ein solches Phänomen wie ladinische Sprachen geldwertig gemessen werden kann? Am einfachsten wärs man macht jede Kulturnische platt und führt Englisch als Umgangssprache ein. Weltweit. Kommt günstiger, macht aber auch entscheidend ärmer.

    11. Simone Says:

      @Schweizerlein
      Das klappt morgen nicht mit der S-Bahn…Erklär Du es mit doch bitte…

    12. Michael-H. Says:

      Wieder was gelernt. Dispositiv wird häufig im Militär und im Zusammenhang mit Sicherheitsvorkehrungen (Sicherheitsdispositiv) verwendet. Ich wusste nicht, dass es „ennet dem Rih“ nicht verstanden wird.

    13. Franz Ferdinand Says:

      @Franz
      Der wirkliche Witz ist, dass du U.P. Engler nachplapperst und zusätzlich noch deine eigenen Halbwahrheiten dazugibst. Aber gut zu wissen für mich als Bündner, dass du genau weisst, was für mich völlig normal ist und was meine Meinung ist. Hattest du mal ein Problem in Graubünden, hat man dir die Tageskarte weggenommen?

    14. Phipu Says:

      An Simone

      Ok, wenn du nicht in der S-Bahn lernen kannst, versuch es mit Französisch. Dort gibt es „le dispositif“ (ohne Artikel etwa 20 Mio. Einträge bei Google). Nach meinem Langenscheidts „Handwörterbuch“ (das man nur zweihändig manipulieren kann) steht dazu (sinngemäss, verkürzt) „die Vorrichtung, die Anlage“.

      Irgend ein passendes Wort findest du sicher auch hier:
      http://dict.leo.org/frde?lp=frde&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=on&search=dispositif&relink=on

      Auf der Heimfahrt von der Arbeit mit der S-Bahn kannst du dann schon dieses Wissen selber weiterverbreiten.

    15. franz Says:

      @Franz Ferdinand
      Dem Namen nach scheinst du ein abgebrochener Schwabe zu sein.
      Ich plappere gar niemandem nach aber ich amüsier mich köstlich wie sich das halbe Bündnerland über einen Journalisten aufregt der ihnen mal die Wahrheit sagt.
      Jeder von euch Schmarotzern streicht pro Jahr 4650.- Franken an Subventionen ein ob es dir passt oder nicht.
      Ich brauch keine Tageskarte, ich habe einen Einheimischen-Ausweis.

    16. Brun(o)egg Says:

      Ich „Tschegg“ nicht, was Simone nicht begreift?

    17. Franz Ferdinand Says:

      @Franz
      Franz Ferdinand wäre wohl eher ein Habsburger du Holzkopf, ist aber auch eine schottische Band, aber das weisst du halt auch nicht.

    18. Ben Says:

      @Franz
      Ich dachte Ladinisch wird im Südtirol, Venetien und Veltlin (Veltlin=ex-Bündnerland) gesprochen und nicht im Bündnerland ???

      Na, dann denk nochmal nach. Vielleicht ein wenig schärfer diesmal. Wie heissen sie denn, die fünf rätoromanischen Dialekte?

      Aber vermutlich ging es gar nicht darum.

    19. mare Says:

      Und ich „tschegg“ nicht, wen franz mit Schmarotzern meint. Und abgesehen davon einen Wortschatz hat wie naja wie wer? Früher sagte man „wie ein Stallknecht“, aber die reden wahrscheinlich weniger grob, wenn es sie überhaupt noch gibt.

    20. Schweizerlein Says:

      @ brun(o)egg
      hmm, das tschegg ich eben auch nicht so ganz, was simone nicht tscheggt… deshalb gab ich ihr den tipp vom s-bahn-fahren – vielleicht wäre das ganze face-à-face mit jens schneller klar geworden…
      keine ahnung… vielleicht wundert sie sich (wie ich mich manchmal) über was für sachen man diskutieren kann ;-P

      simone?

      die beiden franz scheinen sich nicht sonderlich zu mögen – oder täuscht der eindruck…??!? :-O

    21. neuromat Says:

      die haben hier im Hotel einen kostenlosen Internet Anschluss: da lässt sich also doch noch etwas einstellen. Die Armee soll auf die Sparpläne ja schon reagiert haben, sie kramen jetzt die Waffen raus und wollen die Anzahl Rentner halbieren. Das ist doch eine famose Sparmassnahme. Und wegen der Subventionen. Meine exorbitanten (latinisch?) AHV- Beiträge, sehe ich auch nur zu einem kleineren Umfang wieder. Und dann noch zu @ franz. Hier muss eine Verwechslung zwischen latinisch und latrinisch beim Sprachgebrauch vorliegen. Und jezt gibts a Weisswuascht!

    22. solar Says:

      Vor vielen, vielen Jahren hatte ich während des Studiums mal eine Seminararbeit zu schreiben, von der ich dachte, man könnte daraus auch was fürs damalige Tagi-Magi (Tagesanzeiger-Magazin) machen. Also rief ich an und bot der Redaktion den Stoff an.
      Die Antwort der Redaktorin am andern Ende der Telefonleitung: „Tönt ganz interessant. Können Sie uns bitte das Dispositiv für einen Artikel schicken?“

      Das schreckte mich so ab, dass ich nie ein Dispositiv sandte. Ich legte für mich die Bedeutung des für mich damals unbekannten Fremdworts so aus: ein Gerüst, eine Strukturskizze.

      Seither habe ich das Wort auch v.a. im Zusammenhang mit Sicherheitsprävention gehört (oder selten verwendet). Es ist dort meistens ein Organisations- und Handlungsplan, bei dem man die Vorgehensschritte quasi abhäkeln kann, wenn der Ernstfall ausbricht.

    23. Dominik Says:

      @Franz I und II: Schön wie ihr diskutiert, aber gehts auch ohne Beleidigungen?

      An den romanischfeindlichen Franz:
      Schmarotzer? Könnte man auch von anderen sagen. Ich zitiere (frei übersetzt) Claudia Cadruvi aus der Quotidiana vom 26. Januar, die den Thurgauer U.P. Engeler (ja, der hat 3 „e“s!) fragte: „Als Vergleich: Der Bund hat den Export der Pumas mit 13.5 Millionen subventioniert. Der Puma kam grösstenteils aus dem Thurgau. Wenn man diese Subventionen mit den Subventionen für das Romanische und Italienische vergleicht, dann sieht man doch dass die Romanen gar nicht so ausserordentlich viel erhalten.“
      -> Was sagst du denn dazu? Darf man allen helfen nur den Bündnern nicht? Aber dort in die Ferien gehen die Zürcher natürlich gerne und möchten auch die heile Welt sehen.

      Das romanische Fernsehen und Radio erhält meines Wissens etwa 1.5% der SRG-Gelder. 1 Prozent der Schweizer sind romanischsprechend. Also ein halbes Prozent Minderheitenbonus finde ich nicht so übertrieben. Und vor allem: Romanisch ist eine Landessprache, ist wichtiger Teil der Kultur in Graubünden (zur Erinnerung: Graubünden allein macht flächenmässig 1/6 der Schweiz aus!). Ich finde das darf ruhig auch etwas kosten!
      Die romanischen „Dialekte“ werden übrigens in der Regel als eigene Sprache bzw. Idiome definiert, denn die einzelnen Idiome haben auch noch Dialekte, also z.B. Sursilvan ist nicht gleich Sursilvan.

      Jeu giavischel a tuts ina biala sera.

    24. Markus Says:

      Zu den 5 rätoromanischen „Dialekten“ ist zu sagen, dass es sich, zumnindest nach Meinung von Sprachforschern, um stark divergierende Sprachen (Idiome) handelt. Wohl mit mehr oder weniger Verwandschaft. Es sind das: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran, Puter und Vallader. Vor dem Romontsch Grischun (der künstlichen Hochsprache) gab es für jedes romanische eigene Schulbücher.
      „Ladin“ ist die Sammelbezeichnung für die engadiner Sprachen Puter und Vallader. Das was in Italien gesprochen wird, bezeichnet man als friaulisch.

    25. Christian Says:

      @ kuhn: Was man dir beigebracht hat, stimmt nicht. Natürlich hat Caesar auch im normalen Leben Latein gesprochen; nur konnte er eben sehr gut Griechisch, so dass er auch bei der Rubikon-Überquerung nicht „alea iacta est“, sondern „anerrhiphtho kybos“ sagte bzw. am Schluss „kai sy, teknon“.

      @ Brun(o)egg: Auch dass das Ladin „am direktesten“ vom Latein herstamme, stimmt leider nicht. Das ist ein Volks-Aberglaube.

      Ja, und die, die den Weltwoche-Engeler nachplappern: Wenn die Schweiz aus finanziellen Gründen nicht mal mehr auf ihre angestammten Minderheiten Rücksicht nehmen will, dann kann sie ja gleich zur EU gehen.

    26. Ben Says:

      @Solar:

      Ja, heute würde man „Exposé“ oder „Management Summary“ sagen oder gleich eine PowerPoint Präsentation verlangen. Ist alles so schön bunt hier…

    27. franz Says:

      @Dominik
      Ich bin überhaupt nicht romanischfeindlich, ich finde bloss das um da Romanische ein zu grosses Theater gemacht wird und dass die Romanen keine Gelegenheit auslassen sich aus der Bundeskasse zu bedienen mit dem ewig weinerlichen Hinweis man sei doch bloss eine sprachliche (aussterbende) Minderheit.
      Wenn ich mich mit nichtromanisch-sprechenden Bündnern unterhalte stellt sich immer wieder heraus dass das Romanische im Alltag nur eine sehr untergeordnete Rolle, wenn überhaupt, spielt. Viele stellen es als ein Gekafel von ein paar Wenigen hin. Diese paar Wenigen nehmen sich aber überaus wichtig. Schweizweit darf man das Romanische als völlig unbedeutend betrachten, im besten Falle eine Liebhaberei ein paar Weniger.
      Im Grossrat des Kt. Graubünden hätten es die Romanen fast geschafft das man Uebersetzer anstellt damit die Romanen in ihrer Sprache sprechen können. Das ist gelinde gesagt ein Witz denn jeder dieser Romanen spricht besser deutsch als er je romanisch gesprochen hat und je sprechen wird.
      Dann sei noch auf die Sessiun in Flims hingewiesen, ein Riesentamtam obwohl in Flims sicher keine hundert Leute (von ca. 3000 Einwohnern) sich in romanisch unterhalten (ich bin ziemlich sicher es sprechen sehr viel mehr Leute hochdeutsch).

      Die Puma-Geschichte ist eine einmalige Sache, die der romanischen Abzocker wiederholt sich jährlich mit steigender Geldsumme und sinkender Romanenzahl.
      Es sind auch nicht 1% der Schweizer die romanisch sprechen sondern 0.61 %.
      Im Jahre 2000 waren es (gem. statistischem Bundesamt) 35100 Rätoromanen Tendenz stark sinkend.

      „Ob man den Bündnern helfen darf?“
      Natürlich darf man aber es soll sich in Grenzen halten. Der Kanton GR ist ohne Hilfe gar nicht lebensfähig und da die Bündner dass ganz genau wissen haben sie auch so einen grossen Zürcherhass.
      Ich muss dich nicht darauf hinweisen was mit der Bündner Wirtschaft passiert wenn die Zürcher nicht in die Ferien gehen. Und ob wir hier im Bündnerland die heile Welt haben sei einmal dahingestellt.
      Und als abschliessenden kleinen Denkanstoss könntest du dir mal vorstellen wie es ums Bündnerland bestellt wäre wenn nicht so viele Bündner in Zürich arbeiten und das Geld ins Bündnerland bringen könnten.

    28. urschall Says:

      hi allerseits

      bin per zufall hier reingeraten, bzw. so ein zufall ist es gar nicht, da ich zur zeit vallader (einer der dialekte) lerne…

      das als deutschschweizer (mit zürcher „stamm“) aus uri… ok, ur + gr ist nicht so verschieden, aber eben doch nicht ganz gleich…

      interessant finde ich die tatsache aber schon auch, dass diese aktion der jounis damals so hohe wellen geworfen hat… die tatsache stimmt ja an sich schon, aber ich würde zu bedenken geben, dass wir für ganz viel anderes sehr viel mehr mehr oder weniger „sinnlos“ ausgeben…

      *sinnLOS in dem sinne gibts ja nicht, denn wenn man was macht bedingt es grundsätzlich einen sinn zu haben, sonst hätte man es nicht gemacht (vgl. ursache + wirkung), die frage ist eher ob etwas mehr oder weniger sinnVOLL ist…- nur so nebenbei*

      ich würde da zum beispiel den schweizer heimatschutz aufführen, der immer wieder projekte verteuert weil irgendwelche uralten steine gerunden werden… schlussendlich kann in den meisten fällen weiter gemacht werden, und es ist auch nichts mehr zu sehen…

      oder dass die alptransit ag einen kristall-experten fest anstellen hat müssen, arbeitet auch nicht gratis

      oder dass es genügt (bzw. mal genügte) ein tier einer rasse in den stall zu stellen um dafür subventionen zu kassieren…

      DAS sind für mich dinge die wirklch keine sinn machen… das rätromanische war immer (gerechnet seit 1291) da, gehört also ins konzept schweiz rein und soll darum erhalten werden…

      denkt sonst mal weiter: nach dem romanischen müsste logischerweise dann ja das italienische dran glauben… macht ja auch wenig sinn wenn eine wirtschaftlich eher schwache region, die v.a. vom tourismus lebt (aha, ähnlichkeit gibt auch noch) eine eigenen sprache pflegt.

      undsoweiterundsofort…am schluss wären wir dann bei der variante von brun(o)egg angekommen… ob das jemand will?

      ich bin der meinung es gehört dazu also erhalten und pflegen wir es… man könnte ja auch mal daran denken dass auch diese region wenn wir sie nicht als „randerscheinung“ ansehen wieder wachsen kann… und dann soll sie doch auch ein recht auf ihre indigene sprache haben! (oder andersrum, fragt mal einen walliser ob er bereit wäre „deutsch“ zu sprechen damit ihn der „tiefländler“ versteht, für viele ist walliserdeutsch nämlich auch nur sehr schwer wenn überhaupt zu verstehen!

      mit grüssen aus dem urnerland…