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Zielpublikum Hohlköpfe — Peter von Matt über das Verhältnis der Schweizer zu den Deutschen

Der Schweizer Germanist Peter von Matt wurde am 7.02.07 vom Tages-Anzeiger zur jüngsten Entwicklung der Schweizerisch-Deutschen Beziehungen befragt. Auf die Frage „Haben die Schweizer ein Problem mit ihren Nachbarn?“ antwortete er:

Das angebliche Problem ist ein Medienprodukt. Einer übernimmt es vom andern, um es nicht dem Dritten zu überlassen, und schon ist es ein Hype. In Wahrheit ist das Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen gut, besser jedenfalls als nach dem Krieg, als jeder Schweizer sich als eine Kreuzung von Henri Dunant und Winkelried vorkam.
(Quelle für dieses und alle folgenden Zitat: Tages-Anzeiger 07.02.07)

Peter von Matt
(Quelle Foto: Unitedvisions.tv)

  • Wer waren Dunant und Winkelried?
  • Zur Erinnerung: Henri Dunant war der Mann, der die fatale Idee hatte, das Rote Kreuz farblich gespiegelt zum Schweizerkreuz zu entwerfen, was bis heute dazu führt, dass Schweizer bei Vorzeigen ihres Passes an vielen Grenzen mit dem Spruch „Red Cross? Okay just pass through“ durchgewunken werden und Emil Steinberger eine Sammlung von Erste-Hilfe-Sets mit weissem Kreuz auf rotem Grund besitzt. Menschen die erste Hilfe leisten sind in der Schweiz übrigens „Nothelfer“, darum heissen auch die Kurse für den „Führerausweis“ hierzulande „Nothelferkurse“ und nicht „Erste-Hilfe-Kurse“. Und Winkelried? Nein, der war kein Advokat sondern von Beruf Held:

    Er soll am 9. Juli 1386 bei der Schlacht von Sempach ein Bündel Lanzen der Habsburgischen Ritter gepackt und sich selbst aufspiessend den Eidgenossen eine Bresche geöffnet haben. Der Legende nach soll er vorher noch die Worte „Sorgt für meine Frau und Kinder“ gesagt haben. Die bekannteste Variante seiner letzten Worte ist: „Der Freiheit eine Gasse!
    (Quelle: Wikipedia)

  • Das Elend mit der Konstruktion von Typen
  • Doch kehren wir zurück zum Interview mit Peter von Matt. Auf die Frage, warum der typische Deutsche in der Schweiz bis heute kein Sympathieträger sei, meinte er:

    Das Elend beginnt genau bei der Konstruktion von Typen. Ich kenne viele Schweizer, sympathische und weniger sympathische, aber von keinem habe ich je gedacht, er sei ein typischer Schweizer. Und mit den Deutschen geht es mir gleich. In den Zeitungen aber tut man so, als redeten alle Schweizer über die Deutschen wie die Radikalfeministinnen vor zwanzig Jahren über die Männer. Von jedem Land existiert seit Jahrhunderten ein Negativklischee. Die Amerikaner brachten es einst selbst auf den Begriff: «The Ugly American», der hässliche Amerikaner. Nur ein Hohlkopf projiziert solche Negativklischees auf das konkrete Gegenüber. Und in der Schweiz bilden die Hohlköpfe immer noch die deutliche Minderheit. Man hat aber gelegentlich den Eindruck, sie seien das umworbene Zielpublikum der Medien.

    Das Praktische an dieser Zielgruppe ist doch, dass jeder von sich sagen kann: „Nein, so einer bin ich nicht und das denke ich schon gar nicht“, während er doch begierig den Blick mit der Überschrift „Wieviele Deutsche verträgt die Schweiz“ verschlingt.

  • In kleinen Ländern ist es Wärmer und es gibt mehr Gefühl
  • Auf die Frage nach den Faktoren, die die Beziehungen zwischen Schweizern und Deutschen bestimmten, meint Peter von Matt:

    Die Sozialpsychologie kennt das Phänomen, dass das kleinere Land, die kleinere Stadt eine bestimmte Animosität gegen den grösseren Nachbarn entwickelt. Die Zürcher haben kein Problem mit den Baslern und Bernern, diese aber mit den Zürchern, die Welschen mit den Deutschschweizern, die Innerrhoder mit den Ausserrhodern und beide zusammen wieder mit den St. Gallern. Das geht vom Kleinsten zum Grössten: die Europäer gegen die Amerikaner. Und immer wird dabei von Temperatur gesprochen. Der Grössere gilt stets als kalt, arrogant und materialistisch, der Kleinere spricht sich selbst Wärme und Gefühl zu. Die Berner reden von den Zürchern wie ein Kachelofen von einem Eisberg. Das kann den Blick auf die Deutschen einfärben. Aber das ist so universal wie der Schnupfen und so harmlos.

    Endlich eine plausible Erklärung, warum die Deutschen als arrogant gelten und wir in der Schweiz häufig mal ins Schwitzen kommen. In kleinen Ländern ist es wärmer und es gibt einfach mehr Gefühl. Dieses Argument kennen wir ja schon vom Schweizerdeutschen, mit dem sich Gefühle einfach viel besser ausdrücken lassen als in der Schriftsprache, oder können sie „Pillow Talk“ auf Hochdeutsch führen?

  • Mit dem Flugzeug ins Engadin
  • Der Tages-Anzeiger fragte Peter von Matt dann nach dem Schweizbild in Deutschland:

    Die Deutschen sprechen von der Schweiz in einer Mischung aus Bewunderung und Ironie. Sie belächeln unsere Kleinheit ein wenig, wollen aber alle Kenner sein und schildern einem rasch ihr Lieblingsrestaurant in Zürich und ihren Bergweg im Engadin. Wenn man den Deutschen das Engadin verböte, bis die Flughafenfrage gelöst ist, wäre in Kloten in 14 Tagen alles in Butter. Der hässliche Schweizer ist für die Deutschen reich, fantasielos und ohne Humor. Doch ich habe nie erlebt, dass dieses Klischee bei einer Begegnung eine Rolle gespielt hätte.

    Ach, es gibt also tatsächlich Deutsche, die ins Engadin fahren? Nicht zum Skilaufen sondern wandern? Ich dachte, die Deutschen sind im Sommer allesamt auf Mallorca. Und kann man wirklich mit dem Flugzeug nach Zürich fliegen um dann einen Bergurlaub zu starten? Habe noch nie Deutsche in Kniebundhosen mit rotweiss karierten Hemden den Flieger aus Düsseldorf in Kloten verlassen sehen.

  • Berlin ist Mekka aller Schweizer Künstler
  • Schliesslich wird von Matt nach dem Einfluss der Geschichte auf das heutige Verhältnis zwischen Schweizern und Deutschen befragt:

    Ich glaube nicht, dass die Kriegszeit sehr nachwirkt. Grundsätzlich gilt: Geschichte ist immer das, was man von ihr wissen will. Dass die moderne Schweiz im 19. Jahrhundert von Deutschen wesentlich mitgeschaffen wurde, will man nicht mehr wissen. Nur mit den vertriebenen deutschen Professoren konnte die Uni Zürich überhaupt gegründet werden. In der fortschrittlichen Politik gaben Deutsche wie der Schriftsteller Heinrich Zschokke und die Brüder Ludwig und Wilhelm Snell wesentliche Impulse. Gottfried Semper hat unsere Architektur schubhaft vorangebracht. Die akademische Schweiz ist ohne die Deutschen auch heute undenkbar. Kulturell ist die Schweiz mit Deutschland aufs Engste verwachsen. Berlin ist das Mekka aller Schweizer Künstler und Studenten. Nur schon die Funktion, die Berlin heute hat, widerlegt das Märchen vom Deutschenhass. Das sind Fakten, der Rest ist Gerede.

    Wir hatten ja schon des öfteren von Schweizern gelesen, dass die Deutschen ja leider keine wesentliche Kultur mit ins Land gebracht haben, anders als die Südländer. Man muss ja auch nichts mitbringen, was schon fest im Land verwachsen ist bzw. ins Mekka der Kultur nach Berlin auswanderte.

  • Wie markiert ein Deutscher Präsenz?
  • Die nächste Frage zielt auf die Komplexe der Schweizer gegenüber den Deutschen ab:

    Es gibt ein Phänomen, das man kennen muss. In Deutschland gehört zum Sozialverhalten, dass man sich rasch und deutlich positioniert und die eigene Präsenz markiert. An sich eine gute Sache. In der Schweiz gilt die Regel: Warte, bis du gefragt wirst. Das sind unterschiedliche, aber wertneutrale Haltungen. So wie die Deutschen ein Telefongespräch knapp abschliessen, die Schweizer aber dreimal nacheinander Adieu sagen. Da kommt es dann schon vor, dass man falsche Schlüsse auf den Charakter zieht.

    „Sich rasch und deutlich positionieren und die eigene Präsenz markieren“, genau dass ist es, was passiert, wenn ein Deutscher in einem Schweizer Lokal nach der Saaltochter ruft und „Ich hätte gern noch ein Bier“ sagt, während der Schweizer Gast lieber wartet, bis er von der Bedienung nach seinen Wünschen gefragt wird. In Deutschland signalisiert man damit, dass man als Kunde seine Wünsche sehr wohl zu äussern vermag und nicht übersehen werden möchte. In der Regel hilft das und führt zu einer aufmerksamen Bedienung, in der Schweiz würden sich bei solch einem „Präsenz markieren“ gleich die Kellner abwenden und den Deutschen am Tisch Nummer 4 fortan meiden.

  • Wenn Schweizer Hochschulabsolventen keinen fehlerfreien Brief mehr schreiben können
  • Auf die Rolle der Sprache im Schweizer-Deutschen Verhältnis angesprochen, meint Peter von Matt:

    Das ist ein schwieriges Problem. Ich halte die Vergammelung der hochdeutschen Sprachkultur in der Schweiz für einen nationalen Notstand. Das hat mit den Deutschen nichts zu tun, aber sehr viel mit der herumgebotenen Meinung, unsere Muttersprache sei der Dialekt und das Hochdeutsche sei eigentlich eine Fremdsprache. Die Muttersprache der Deutschschweizer ist aber Deutsch in zwei Gestalten, Hochdeutsch und Dialekt. Weil Hochdeutsch als unnatürlich hingestellt wird, ist es für viele nicht mehr attraktiv. Damit droht sich die Deutschschweiz eigenhändig zu beschädigen. Viele Politiker und Hochschulabsolventen können keinen fehlerfreien Brief mehr schreiben. Und schlimmer noch: Sie halten es auch nicht für nötig.

  • Kurzweilige Bedienung aus Mecklenburg-Vorpommern
  • Schliesslich können Sie ja alle perfekt Englisch, speziell im Gespräch mit den Westschweizern. Und es dauert nicht lange, bis die „Hollandisierung“ der Schweiz soweit fortgeschritten ist, dass geschriebenes Schweizerdeutsch Schriftsprache wurde.
    Zum Thema „verstärkte Einwanderung von Deutschland in die Schweiz“ meint von Matt:

    Ich halte es für kurzweilig, im Restaurant von Sachsen und Mecklenburgern bedient zu werden, und an der Uni habe ich mit viel mehr deutschen Kolleginnen und Kollegen gelebt, und gut gelebt, als es in der Schweizer Arbeitswelt im Durchschnitt je der Fall sein wird. Die Schweizer werden mit den Deutschen nicht mehr Probleme haben als mit andern Bevölkerungsgruppen im eigenen Land. Vorausgesetzt, man redet den Konflikt nicht herbei.

    Und womit soll Herr Mörgeli nun Wählerstimmen sammeln gehen und der BLICK seine Auflage steigern, wenn wir den Konflikt nicht fleissig weiter herbeireden? Nun, es wird sich schon noch ein wirklich ernsthaftes Problem finden. Stand nicht neulich im Blick, dass die Gipfeli jetzt Deutsch werden? Ach nee, das war ja die Geschichte von einer Schweizer Grossbäckerei, die nach Deutschland expandierte. Falsches Ressort.

    

    47 Responses to “Zielpublikum Hohlköpfe — Peter von Matt über das Verhältnis der Schweizer zu den Deutschen”

    1. mare Says:

      Und Winkelried sagte nicht so heldenhaft „Sorgt für meine frau und meine Kinder“ etc, sondern „Welche blöde Kerl hat mich geschubst?“

    2. franz Says:

      @Admin
      Bez. Winkelried geht auch das Gerücht um er habe gesagt während die Lanzen in seine Körper eindrangen: Welle Sauhund hätt gschupft 🙂

    3. Oliver H Says:

      Dass Winkelried-Argument ist sowieso ein Treppenwitz, angesichts der Tatsache, dass die Habsburger eigentlich Schweizer waren -ihr Name leitet sich von der Habsburg im Aargau ab-, und später ihre Machtbasis nach Österreich verlagerten. Als Kaiser des HRR „deutscher“ Nation werden sie aber auf das heutige Deutschland projiziert, obwohl damit Gebilde miteinander identifiziert werden, die sich in vielen Faktoren unterscheiden.

      Übrigens: Heute Artikel in Spiegel Online zum Thema „Die Schweiz und die EU“ http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,472851,00.html

    4. neuromat Says:

      Um Euch die Winkelriedsche Frage gleich zu beantworten – es gibt keine eindeutige Antwort. Nur Möglichkeiten:

      • Ein Holländer. Er dachte es handelt sich um einen Betriebsausflug der Helvetischen Streitmacht und man stünde schon an der Gondel an.
      • Winkelrieds Ehefrau – erste Extremfeministin der Schweiz. Sie von Matt
      • Gar keiner. Winkelried hatte nur versucht sich zu positionieren. Ich krieg noch ein paar Lanzen. Ergebnis bekannt. Schweizer haben aus der Geschichte gelernt. Erst reden, wenn gefragt wird und dann möglichst nicht zu eindeutig.

      Meine Klischeevorstellungen von den Schweizern sind aber ganz andere:

      • Schweizer beeilen sich grundsätzlich nicht, wenn sie über den Fussgängerüberweg gehen. Hier muss demoonnnnssstttraaaatttiiiivvvvvvvvvv irgendetwas gezeigt werden. So merkte ich gestern sehr schnell in Österreich zu sein: Freundliches Winken, den Schritt beschleunigt..

      • Schweizer bedanken sich beim Autofahren nicht, wenn sie den Vortritt erhalten. Sich als Deutscher outen ist ganz einfach. Für den äusserst seltenen Fall, dass jemand einen einmal in die Spur nach Reissverschlussprinzip einfädeln lässt: Die rechte Hand zum Dank hoch nehmen.

      Ich halte dies übrigens für gewisse „Defekte“. Vielleicht kommt da jemand in die Überforderung bei dem ohnehin schon so schwierigen Fahrzeuglenken? Oder es ist ein Unvermögen (ha, ha, das hatten wir ja schon) mit diesen Situationen in der Form gegenseitiger Rücksichtnahme umzugehen – aber ich hatte doch selbst erst geblogt, man solle nicht psychologisieren … und wer die schönsten Klischees lesen will, besorgt sich die Reihe aus dem Fischer Verlag Schweizer, Österreicher, Italiener, Deutsche – pauschal.

    5. Simone Says:

      Besser als Peter von Matt kann man das Problem m.E. nicht auf den Punkt bringen. Mir springen besonders die Punkte zur Kommunikation ins Auge. Zur Präsenz der Deutschen unter den Schweizern fällt mir folgendes ein:
      Sitze ich mit einer Hand voll Schweizer in einer dienstlichen Besprechung, die einer reinen Meinungsfindung zu einem Thema dient und noch mit keinem Konflikt besetzt ist, bin ich diejenige, die sich meist zurückhält, während meine exotrovertierten CH-Kollegen über Nichtigkeiten diskutieren, als stünde ihr Bonus zur Debatte. (Manche Leute würden sicher vom „Zickenterror“ sprechen.) Meine Frage: Kann man dieses Präsenzverhalten auf Nationalitäten übertragen oder ist es nicht eher eine Frage des Charakters oder der Erziehung?
      Thema „Sprache und Hochdeutsch“: Berner und Zürcher stehen zueinander wie Hamburger und Münchener, Hessen und Sachsen, Schwaben und Pfälzer. Gilt es ausserhalb bestimmter Milieus nicht ohnehin als spiessig, hochdeutsch zu sprechen?

    6. Phipu Says:

      Ich fand eigentlich schon lange, dass die Hatzkampagne des Blicks nur an ein sensationslüsternes (und daher nicht viel denkendes, sondern höchstens „boah, krass ey“-ausrufendes) Publikum gerichtet ist. Nur, da der Blick dummerweise auch online und an Kiosken weltweit (also auch in Deutschland, Mallorca und im Engadin) erhältlich ist, entstand dadurch nun ein Bild über die hypothetische Meinung „aller“ Schweizer. Jetzt wurde dieses Thema auch in der deutschen Presse aufgegriffen, und der der volkswirtschaftliche Schaden ist da. Wir können nur hoffen, dass Etiketten wie „Deutsche willkommen“ an den Hotels und Abgabe von Schokolade an Deutsche Feriengäste diesen Schaden im Rahmen halten können.

      Überhaupt würden „wir alle“ ja unsere Meinung gar nicht einfach so kundtun, sondern darauf warten, dass uns jemand fragt.

      Das mit der Hollandisierung (war auch schon in der Blogwiese: http://www.blogwiese.ch/archives/171 ) geht wohl bedeutend langsamer, als du das befürchtest. Für alle, die nur allzu sehr in der gleichen Region festgeklebt sind, und noch nie Deutschschweizer Radio- oder Fernsehprogramme angehört/angeschaut haben: Es gibt nicht nur ein Schweizerdeutsch. Bis wir also hier definiert hätten, welchen der doch ziemlich unterschiedlichen Dialekte man zum offiziellen Schweizerisch festlegen sollte, müssten wohl noch ein paar Jahrzehnte vergehen. Es gibt nämlich nicht nur den Bauchnabel der Welt, Zürich, die einen „schuderhaft arroganten“ Dialekt haben. Und lieber als diesen zu übernehmen, wäre mir, man würde eine Art Rumantsch Grischun oder ein Esperanto aus den interessantesten Dialektausdrücken zusammenschneidern. – Damit habe ich nun auch noch das Klischee der Animosität gegenüber dem grösseren und praktisch allmächtigen Sprachgebiet bezeugt, wie es Peter Von Matt treffend schreibt.

    7. Oszillograph Says:

      Nur ein Hohlkopf projiziert solche Negativklischees auf das konkrete Gegenüber. Und in der Schweiz bilden die Hohlköpfe immer noch die deutliche Minderheit.

      Muss es da nicht Mehrheit heissen? Mich dünkt, der Herr von Matt hat da was verwechselt 😉

    8. DrKöbes Says:

      @Jens
      „Habe noch nie Deutsche in Kniebundhosen mit rotweiss karierten Hemden den Flieger aus Düsseldorf in Kloten verlassen sehen.“

      Die roten Waderlstrümpfe, Kniebundhosen und karierte Hemdem wurden 1978 der Südtiroler Winterhilfe für ladinische Bergbauern gestiftet – von diesem Schlag hat sich die bundesdeutsche Bergtracht nie wieder erholt
      🙂

    9. Chlöpf'n'Tätsch Says:

      Winkelried: „Höret uf mit schüürge, Ihr Tubel!!!“

      @Oszillograph

      Muss ne Minderheit sein, weil Blickleser ne Minderheit sind.

      Zum Illustrieren: nur weil ich regelmässiger blogwiese-Leser bin, wusste ich von der bevorstehenden Artikelreihe. Da ich in meinen 9 Jahren in der Schweiz noch nie Blick gekauft habe, dacht ich mir, frag einfach die Kollegen im Büro. Gesagt, getan, rumgefragt ob jemand bitte den Blick von heute hätte… Ausser dass ich komisch angeschaut wurde, hat mir niemand helfen können. Bänkler lesen kein Blick, Punkt, aus. Hab’s dann halt online gelesen.

    10. Thomas Says:

      @Neuromat:
      kein Schweizer hebt die Hand im Auto zum Dank fürs einfädeln lassen? Bist du schon mal Auto gefahren in der CH? Also ich kann mich an keinen einzigen Fall erinnern, wo die Hand NICHT gehoben wurde.

      Das mit dem Fussgänger: das ist nur die subjektive Wahrnehmung von Zeit. Wenn du’s eilig hast, dann kommt dir das halt sehr langsam vor. Das demonstrative Langsamlaufen wird meistens bei hirnamputierten BMW/Mercedes/getönte-Scheiben-getunt-Alufelgen – Fahrern angewendet, die mit 60 auf den Streifen zureasen und dann so was wie ne Vollbremsung hinlegen, nur um kurz darauf den Motor demonstrativ aufheulen zu lassen um die wie wertvolle Zeit anzudeuten, die der Fussgänger nun dem armen Autofahrer geklaut hat. Lustige Sandkastenspielchen halt…

    11. Brun(o)egg Says:

      Das Winkelried geschubst wurde steht ausser Frage. Obs ein Holländer war… vor dem Skilift….?

      @oliver

      Die Habsburg gehörte damals nicht zu Schweiz. War halt noch Österreich.
      Da waren erst Tell und Winkelried am Rasenmähen auf dem Rütli. Und zum Aargau gehört sie erst seit Napoleon. Den Aargau gabs vorher nicht.

      Was den Artikel in SPIEGEL online betrifft: Selbst seriös recherchierende Spiegel Redaktoren übersehen, dass die Schweiz ein Staatenbund und kein Bundesstaat ist. Das zeigt sich am besten im Zusatz zum Wappen des Kanton Wadt: Canton et Etat. Deshalb auch die unterschiedlichen Steuersätze und der Wettbewerb. Was uns ja absolut zum Vorteil gereicht, auf den wir nicht verzcihten sollten.
      Was den Nachvollzug von EU Bestimmungen betrifft: Die wurden schon lange vor dem EWR,der EWG und der EU nachvollzogen. Schon in den 50/60 Jahren. Ganz einfach aus Praktischen und wirtschaftlichen Gründen.
      Still, ohne Gedöns und effektiv.
      Ohne Antipathie gegen Europa. Das sagt Mörgeli natürlich nicht.

    12. Brun(o)egg Says:

      @ Dr.Köbes

      Gröhl!

    13. Oszillograph Says:

      @ Chlöpf’n’Tätsch:

      Angespornt von deiner Methode zur Erhebung von Statistiken habe ich doch auch gleich eine Umfrage gestartet: Keine Blickleser bei den Typografen.

      Offensichtlich haben wir einfach die richtigen Kollegen 😉

      Da stellt sich nun folgende Frage: Hat die SVP überhaupt Existenzberechtigung? Eine Partei, so ganz ohne Mitglieder….

    14. mambuehl Says:

      Herr von Matt spricht mir aus dem Herzen!

    15. Thomas Says:

      Schoggi-Wiedergutmachung ist ja recht primitiv. Erstens ist es keine Kunst, einen guten Schokolad herzustellen (im Vergleich zum Autobau) und zweitens: entweder man mag deutsche Gäste von Herzen, dann gäbe es solche Kampagnen nicht oder man lässt lieber Japaner kommen. So einfach ist das. Ich glaube nicht, dass solche, die von der Abneigung langsam Wind bekommen, auf eine aufgesetzte „Schoggi-schmalzige Fründlekchiit noch hereinfallen.

    16. Jannis Says:

      Peter von Matt:
      Wohl das Gescheiteste, das ich zu diesem Thema gelesen habe.

      Blick/Hohlköpfe:
      Die Zeitung verliert immer mehr Leser, also nehmen die Hohlköpfe ab.
      Wie steht es mit den BILD-Lesern ?

    17. Tellerrand Says:

      Das spezielle Verhalten Schweizer Autofahrer am Zebrastreifen hat wohl auch damit zu tun, dass erst vor relativ kurzer Zeit (10-15 Jahre, weiss das jemand genauer?) von einer Kann- auf eine Mussregelung umgestellt wurde. Es hat sich offenischtlich nicht allgemein rumgesprochen, dass man heute auch in der Schweiz am besagten Streifen an halten muss, wenn ein Fussgänger der Strasse zu überqueren beabsichtigt.

      Wie in so vielen Bereichen des alltäglichen Lebens, geben sich Deutsche und Schweizer in punkto Autofahren wenig. Es gibt freundlichere und bessere Autofahrnationen 😉

      Zu von Matt muss ich sagen: ja, es gab/gibt einen medialen Hype des Thema Deutsche in der Schweiz, aber unfreundlich behandelt wurde ich hier aufgrund meiner deutschen Herkunft und hochdeutschen Sprache auch schon vorher. Der Hype wird irgendwann vorbei sein, die Unfreundlichkeit – und wenn es nur die der Hohlköpfe ist – wohl eher nicht so bald…

    18. Michael-H. Says:

      Ich weiss nicht, in welchem Land nicht mit der Hand für den Vortritt bedankt wird. In der Schweiz wird mir gegenüber immer bedankt, wenn ich jemandem den Vortritt lasse. Selbst Fussgänger winken ab und zu als Dankeschön.

    19. ronniehellström Says:

      Interessant ist die Aussage von Matts, dass Deutsch keine Fremdsprache sei… Da sind wohl viele Deutschschweizer (obwohl da schon das Wort „Deutsch“ vorkommt) anderer Meinung. Gibts hierzu eine klare „Lehr“-Meinung (oder einen Blogbeitrag)? Oder ist dies eine Ansichtssache, die je nach Region/Beruf/Bildung von Person zu Person variiert? Meine Ansicht: Ch-Deutsch ist sicher keine eigenständige Sprache. Der Unterschied zu den anderen Deutschen Dialekten besteht darin, dass der Dialekt innerhalb der CH-Landesgrenzen von einem grossen Teil der Bevölkerung benützt wird und somit Teil des schweizerischen Selbstverständnisses ist. Wäre die Schweiz Teil von Deutschland, käme es wohl niemandem in den Sinn, von einer eigenständigen Sprache zu reden…

    20. Oliver H Says:

      @Brun(o)egg

      Du wiederholst genau meinen Punkt: Du vermischst die damalige politische Landkarte mit der heutigen. Wenn ich mich auf HEUTIGE Deutsche beziehe, dann ist es nicht sinnvoll, auf der Basis von Aktionen zu argumentieren, die Leute involvieren, die heute eben Schweizer wären.

      Selbstverständlich kann vor der Gründung der Eidgenossenschaft niemand „Schweizer“ gewesen sein und selbstverständlich ist ein Gebiet, dass zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht zur Eidgenossenschaft gehört ZU DIESEM ZEITPUNKT nicht schweizerisch. Das ändert aber nichts daran, dass geographisch heutiges schweizerisches Gebiet die Stammlande der Habsburger darstellen und keineswegs DEUTSCHES Gebiet. Da die Habsburger zudem das Erbe der Kyburger beanspruchten, verleibten sie sich auch Gebiete im Zürigau, aber auch in Schwyz, Unterwalden und Uri ein, und das sind nunmal Kerngebiete der Eidgenossenschaft. Und das war VOR der Wahl von Rudolf I. als römisch-deutschen König.

      Wie auch immer: Wer wegen der Habsburger einen Groll hegt, möge ihn gegen die Aargauer richten, die haben sie hervorgebracht 😉 Oder von mir aus gegen die Österreicher 😉

    21. Schnägge Says:

      Ja die lieben Vorurteile… 🙂

      Ein Schweizer kommt in eine Berliner Bäckerei.
      (Der Schweizer redet natürlich in perfektem Hochdeutsch.)
      Schweizer: „Ich grüße Sie.“
      Bäckereiverkäuferin: „Von wem wolln Se mir denn jrüßen?? Ick kenn Ihnen doch jar nich…“
      Der Schweizer startet einen neuen Anlauf: „Einen schönen guten Morgen wünsche ich Ihnen.“
      Der Schweizer wartet.
      Die Bäckereiverkäuferin wartet schweigend.
      Die Bäckereiverkäuferin fängt gelangweilt an, sich die Fingernägel mit dem Brotmesser zu säubern.
      Bäckereiverkäuferin: „Na watt denn nu? Wolln Se ne Rede haltn oder watt koofn?“
      Schweizer (bemüht, sich nun wirklich kurz zu fassen): „Haben Sie Brot?“
      Bäckereiverkäuferin:“Nach watt sieht n ditt hier aus? Nach ner Järtnerei??“
      Schweizer: „Ja, also, dann hätte ich gern ein Brot, wenn ich Sie darum bitten dürfte.“
      Die Bäckereiverkäuferin rattert herunter: „Weiß-, Land-, Vollkorn-, 3-Korn-, 5-Korn-, 7-Korn-, Malz-, Kastenweiß-, Knäcke-, Roggenmisch-, Soja-, Weizenkeim-, Zwiebel-Honig-, Dinkelfit-, Chiabatta, Baguette, Fladen-, Kartoffel-Yoghurt- ?“
      Der Schweizer, den es spätestens beim Kartoffel-Yoghurt schaudert: „Jaa, wissen Sie, ich hätte dann doch lieber einfach zwei Brötschen.“
      Bäckereiverkäuferin: „Normale Schrippen, Mehrkorn-, Schrot-, Mohn-, Sesam-, Malz-, Rosinen-, Kürbiskern-; Vollkornfit-, Laugen-, Zwillings-, Feierabend-, Müüsli- oder Weltmeister-?“
      Schweizer: „Äh. … Ganz normale … Schrippen, bitte. — Und hätten Sie vielleicht eine Gugge für mich?“
      Bäckereiverkäuferin:“Watt wolln Se guggen??“
      Schweizer: „Ich habe mich nur gefragt, ob Sie eventuell einen Sack haben?“
      Bäckereiverkäuferin: „Ick gloobs ja woll nich, wa! Jetz is aber die Kanne am Überloofen! Chauvinistisches Schwein, Sie!“ (Wirft mit der Brötchentüte nach ihm.)
      Der Schweizer flieht völlig verstört aus der Bäckerei.
      Die Bäckereiverkäuferin ruft ihm noch nach: „Und beim Rausjehn nich wieda ne Stunde inna Tür rumstehn bleiben, ja! Hierdrin ziehts nehmlich wie Hechtsuppe!“
      (Zahl der in Berlin in letzter Zeit verhungerten Schweizer: unbekannt.)

    22. Brun(o)egg Says:

      @ Oliver H.

      Stimmt natüröich. Nur den heutigen Habsburgern ist’s Wurscht. Voe einigen jahren war mal irgens eine Jahrhundert Fete in dem ruinös- bescheidenen Schlösschen. Hochoffiziell. Ohne Habsburger.

      Was die Zahl der Hohlköpfe in Bezug zur sinkenden Leserzahl des BLICK’s angeht: Die Menge bleibt die gleiche. Die lesen jetzt 20 Minuten, Instant-Info. Nicht so aufregend und polemisch, aber gleich oberflächlich.

    23. Schweizerlein Says:

      @ schnägge
      *lol*
      genial!
      thx f.posting 😀

    24. giacometti Says:

      Ich finde die Gedanken von von Matt gut. Einzig die Sprachensituation sehe ich ganz und gar nicht so negativ wie er. Paris und London sind zudem mindestens so wichtig für die Schweizer wie Berlin. Mit Abstand am meisten Auslandschweizer leben in Frankreich. Historisch das wichtigste Auswanderungsland ist die USA. Die Wahrnehmung bei diesen Themen hängt halt stark vom Beruf ab. Dass ein Germanist Fan von Berlin und von Hochdeutsch ist, ist ja nun wirklich keine Überraschung. Deshalb redet er auch von einem „Notstand“. Es geht ja schliesslich um seinen Beruf, seine Existenz. Für die Betreiber von Postkutschen war der Aufstieg des Automobil und der Eisenbahn auch ein Notstand. Auch viele Journalisten haben Germanistik studiert. Dazu kommen noch die Theaterleute. Diese Branchen sind stark Berlin-orientiert. In anderen Bereichen und Branchen sieht es wieder ganz anders aus.

      @ Oliver H: Ich verstehe nicht ganz, was Sie mit dem „Winkelried-Argument“ meinen. Argument bezüglich was? Sie haben vollkommen Recht, dass die damaligen Gebilde mit den heutigen sehr wenig zu tun haben. Die Eidgenossenschaft ist als Zusammenschluss von verschiedenen Gebilden und Kräften entstanden. Die „Urkantone“ werden nur deshalb als solche bezeichnet, weil sie ganz zu Beginn eine Führungsrolle innehatten. Niemand setzt die Habsburger mit den Deutschen gleich. Wenn überhaupt werden sie eher mit den Österreichern in Verbindung gebracht. Aber auch da im Bewusstsein, dass der moderne Staat „Österreich“ wenig damit zu tun hat.

    25. sumo Says:

      @ronniehellström

      Das definiert jeder Dozent, den ich in letzter Zeit zu dem Thema gehört habe, ein bisschen anders (an der Uni Bern war die Tendenz eher auf Dialekt, an der Uni Zürich eher auf Sprache). Wenn du vom Kriterium der gegenseitigen Verständlichkeit ausgehst, wär CH-Deutsch eindeutig ein deutscher Dialekt. Dann müsstest du allerdings korrekterweise auch zB Norwegisch als dänischen Dialekt definieren oder Holländisch als deutschen oder Spanisch als italienischen oder oder oder… Geografisch gesehen sind natürlich alle – inkl. CH-Deutsch – eigenständige Sprachen. Klar definiert wirds wohl erst sein, wenn wir CH-Deutsch als Schriftsprache eingeführt haben. Aber bring mal die Zürcher dazu, Berndeutsch zu schreiben… 😉

    26. neuromat Says:

      @ thomas

      tatsächlich fahre ich in der Schweiz Auto. Und auch nicht in einer der von Dir erwähnten aufgemotzten Kisten. Eines hatte ich heute morgen noch vergessen. Der Fahrtrichtungsanzeiger wird demnächst aus Benzineinsparungsgründen aus Schweizer Fahrzeugen ausbaubar sein – mangels Nutzung (Du kannst Dich ja mal an einen Kreisel stellen und zählen)

      @ schnägge

      Herrlich! Kann man Hechtsuppe eigentlich essen?

    27. Selma Says:

      @ronniehellström: Zur Frage, ob es eine klare Lehrmeinung gibt: Nein, die gibt es nicht. Denn es gibt auch in der Linguistik keine eindeutige Definition von Sprache. Ich habe jetzt nicht mehr genauer darüber recherchiert, aber in einer Vorlesung in der englischen Linguistik, wo es um die Einordnung von Scots ging (gleiche Frage: Dialekt oder eigene Sprache?), wurden mal folgende Kriterien genannt:
      – „Ähnlichkeit“, was Syntax, Morphologie, Lexikon anbelangt; ein Kriterium dafür ist auch, ob sich die Leute gegenseitig verstehen. In diesem Sinne könnte man Schweizerdeutsch als Sprache betrachten. Die meisten Deutschen verstehen es nicht auf Anhieb.
      – Standardisierung (bei Schweizerdeutsch klar nicht gegeben)
      – „Attitude“: Sind die Sprecher der Auffassung, dass es sich um eine eigene Sprache oder um einen Dialekt handelt? Da gehen die Meinungen offenbar auseinander.
      – Erwerb: Wird die Dialekt/Sprache als Muttersprache gelernt oder erst später. Da habe ich jetzt irgendwie keine schlauen Notitzen dazu, die das erläutern würden…. Jedenfalls ist Schweizerdeutsch ja schon die Erstsprache, Hochdeutsch wird erst in der Schule oder durchs Fernsehen gelernt.

      Vielleicht haben die Schnecken (Schnägge outete sich doch „erst gerade“ als Germanistin) noch mehr/anderes dazu beizutragen?

      @Schnägge: eine Gugge? Wo sagt man denn das? Ansonsten: 😀

    28. neuromat Says:

      @ selma

      I dinna ken any and now I’m fair puggled (Scottish) – aber wir gehen ja auch davon aus, dass Wale und Delphine über Intentionsbewegungen hinaus kommunizieren können, so dass sich wahrscheinlich der Versuch der Definition nicht lohnt, gerade wenn es darum geht „die Vergammelung der hochdeutschen Sprachkultur in der Schweiz“ zu rechtfertigen. Eine derartige Vergammelung ist allerdings auch in Deutschland existent. Schlussendlich hat der Sprachgebrauch dann auch wieder etwas mit Bildung zu tun. Und da scheint es die Tendenz zu geben, den Level immer weiter abzusenken …

    29. Branitar Says:

      @jannis
      Nach einer Statistik aus dem letzten Jahr, hat die BILD-Zeitung seit 2001 die Auflage von 5 Mio auf 3 Mio senken müssen. Das bedeutet also, dass jetzt nicht mehr 15 Mio Deutsche die BILD lesen, sondern nur noch 9 Mio. Also offenbar ähnlich wie beim Blick…

    30. Branitar Says:

      @neuromat

      Ja, Hechtsuppe kann man essen (du kennst den Fisch namens Hecht?). Allerdings schmeckt sie am besten, wenn sie nicht mehr ganz heiß ist, sie muss also erst eine Weile ziehen 😉

    31. Thomas Says:

      @neuromat: das mit den kreiseln ist halt auch so was: vor 15 Jahren gab es in der ganzen Schweiz zwischen 0 und 2 Kreiseln. Von der Blinkregel wirklich in Kenntnis gesetzt worden sind also nur die Lenker, die nach ca 1992, eher 1994 die Prüfung gemacht haben. Für den Rest sind Kreisel etwas sehr neues…. Der Blinker wird aber auch allgemein zu wenig genutzt, was übrigens in Dland nicht anders ist.
      Mir ist übrigens etwas in den Sinn gekommen (allemannisches Hochdeutsch): hast du Deutsche Nummernschilder? Da könnte sich ein Grund für fehlendes Händchen hochhalten verstecken. Das wär dann allerdings etwas peinlich für diejenigen Hohlköpfe.

      Generell zum sprachlichen Notstand: wenn ich Deutsche Foren lese, wird mir echt schlecht. Der Grund liegt aber bei den Pädagogen und unseren Schulverbesserern: man darf ja heute einem Kind keinen Begriff wie Adjektiv oder Substantiv mehr zumuten. Und alles sollte spielend gehen. Tja, kein Wunder, dass in der CH die Volksschule vor die Hunde geht. Ich finds traurig und bedenklich.

    32. Ostwestfale Says:

      @Selma

      >- Erwerb: Wird die Dialekt/Sprache als Muttersprache gelernt oder
      >erst später. Da habe ich jetzt irgendwie keine schlauen Notitzen dazu,
      >die das erläutern würden…. Jedenfalls ist Schweizerdeutsch ja schon
      >die Erstsprache, Hochdeutsch wird erst in der Schule oder durchs
      >Fernsehen gelernt.

      Oder es wird im Kindergarten gelernt, siehe die Untersuchung der Universität Zürich mit dem Titel
      „Schweizer Hochdeutsch als Unterrichtssprache“
      -> http://www.ds.unizh.ch/lehrstuhlduerscheid/docs/semarb/oberholzer-unterricht-05.pdf

      Darin wird Hochdeutsch u.a. auch als „erweiterte Erstsprache“ bezeichnet (Seite 36).

    33. viking Says:

      @Thomas
      […das mit den kreiseln ist halt auch so was: vor 15 Jahren gab es in der ganzen Schweiz zwischen 0 und 2 Kreiseln. Von der Blinkregel wirklich in Kenntnis gesetzt worden sind also nur die Lenker, die nach ca 1992, eher 1994 die Prüfung gemacht haben. Für den Rest sind Kreisel etwas sehr neues…]
      Wo hast du denn diesen Schwachsinn her. Ich weiss ja nicht, wann du deinen Führerschein gemacht hast, bzw. wie lange bei dir 15 Jahre dauern. Aber wenn du die Frist mal verdoppelst und die Anzahl der Kreisel verzehnfachst kommst du vielleicht mal annähernd an die Menge für den Kanton Zürich.

      Gruss
      Bruno

    34. viking Says:

      @Selma Gugge -> Basel

      @neuromat […Der Fahrtrichtungsanzeiger wird demnächst aus Benzineinsparungsgründen aus Schweizer Fahrzeugen ausbaubar sein – mangels Nutzung …]
      Und ich dachte, das sei ein spezielles Feature bei einigen Mittel- und Oberklassefahrzeugen deutscher Bauart. Speziell bei denen fällt es mir nämlich auch immer wieder auf (in gesamt geographisch Europa und nicht nur in Kreiseln).

    35. giacometti Says:

      Zum Zielpublikum des Blicks (Auflage: unter 250’000, rapide sinkend: Beitrag in der Tagesschau: http://www.sf.tv/sf1/tagesschau/index.php).
      Da handelt es sich wohl auch weitgehend wie bei den „typischen Schweizern“ oder den „typischen Deutschen“ um von Matt’sche „konstruierte Typen“. Jeder hat eine Vorstellung vom typischen Blick-Leser, aber niemand kennt so jemanden persönlich. Seltsam, nicht? Ich glaube, das eigentliche Zielpublikum des Blicks sind Leute, die sich als „Intellektuelle“ fühlen und auf dem Laufenden bleiben wollen, was denn „das Volk“ (die konstruierten „Hohlköpfe“) so denkt.

    36. Schnägge Says:

      @neuromat + Branitar:
      Quote neuromat: „Kann man Hechtsuppe eigentlich essen?“

      Wikipedia sagt: „Die (berlinische) Redensart „Es zieht wie Hechtsuppe“ ist (…) aus dem Jiddischen abgeleitet, wo hech supha Sturmwind bedeutet. “

      Gerne verursacht durch notorische Türenaufhalter. 🙂

    37. Brun(o)egg Says:

      @ giacometti

      Genau so ists. Ich les ihn auch. Aber nicht aus Vergnügen, sondern um Puls zu bleiben. Je nach Job halt schon noch wichtig. Allerdings: Die Hohlköpfe werden dadurch nicht weniger.

      Von wegen Hohl: Heute Abend auf RTL (wägg!) 22.15 Paul Panzer. Wer ihn nicht kennte sollte sich RTL antun.

    38. Andreas Says:

      Ich blinke in Kreiseln, weil das Gesetz mich dazu verpflichtet. Blinken in Kreiseln mit einem Durchmesser von unter 15 m herzlich wenig Sinn. Bevor das Gehirn die Information verarbeitet hat, ist der Wagen bereits ausgeschert. Blinken wird als solches erst beim zweiten Aufleuchten eindeutig erkannt. Bei den zwei, drei Metern zwischen den Ausfahrten kommt es zum zweiten Aufleuchten so gut wie nie. Ich hab das Kreiselfahren in Frankreich kennen gelernt, und da würde niemand auf die Idee kommen, dass Blinken irgendwas mit Kreiseln zu tun hat.

    39. Selma Says:

      @neuromat: Es ging doch gar nicht um die Rechtfertigung der „Vergammelung der hochdeutschen Sprachkultur“. Sondern ronniehellström hatte die (meiner Meinung nach ernst gemeinte) Frage gestellt, ob es eine Lehrmeinung bezüglich des Status von Schweizerdeutsch gibt. Warum lohnt sich eine Definition nicht? Linguisten interessieren sich halt für solche Fragen… An der Uni wird eh de-skriptive und nicht prä-skriptive Linguistik betrieben.

      @Ostwestfale: Ich möchte Dir nicht zu nahe treten. Aber im Gegensatz zu Dir wohne ich seit meiner Geburt in der Schweiz und kriege nicht aus dem Internet mit, wie Kinder hier Hochdeutsch lernen (sondern z.B. beim Babysitten). Ich erinnere mich gut an den kleinen Sohn unserer Nachbarn, der früher nicht wollte, dass ich Geschichten auf Hochdeutsch vorlese, sondern sie simultan übersetze (die Kinder durften kaum fernsehen). Auf der anderen Seite hat mir mal jemand erzählt, in ihrem Dorf gäbe es ein ca. 5-jähriges Mädchen, das nur Hochdeutsch spricht und nur schlecht Schweizerdeutsch, weil es von den Eltern vernachlässigt wird und den ganzen Tag vor dem Fernseher hängt. Dazwischen gibt es alle möglichen Mischformen, je nach Einstellungen und Freunden der Eltern, Fernsehkonsum, etc. In der Regel dürfte es jedoch so sein, dass der (regelmässige) aktive Gebrauch von Hochdeutsch nicht vor der Schule beginnt, auch wenn Passivkenntnisse vorhanden sind.
      Bei der „Untersuchung der Uni ZH“ handelt es sich übrigens um eine Seminararbeit

      @viking: Danke für den Hinweis mit der Gugge.

    40. Ostwestfale Says:

      @Selma
      Wenn der Ton stimmt darf man mir ruhig nahe treten.
      Wenn der Eindruck entstand ich wollte die Erkenntnisse der Untersuchung als repräsentativ für die komplette Deutschschweiz und für alle darin lebenden Kinder verstanden wissen bitte ich dies zu entschuldigen. Das war sicher nicht meine Absicht. Nur, naja, in der Absolutheit wie Du es formuliert hast („Hochdeutsch wird erst in der Schule oder durchs Fernsehen gelernt“) wollte und konnte ich es nicht stehen lassen, weil ich (nach meinemWissen) fand, dass es so nicht ganz der Wahrheit entspricht. Ich hoffe Du verzeihst mir.
      Danke für deine persönlichen Eindrücke und Erfahrungen!

    41. Selma Says:

      @Ostwestfale: passt scho 🙂 Ich bemühe mich meist, hier nicht allzu lange Kommentare zu schreiben, was manchmal auf Kosten der Präzision geht…

    42. neuromat Says:

      @ thomas
      keine deutschen Nummernschilder sondern Schweizer Kontrollschilder (sechs Ziffern – also absolut wertlos 😉 wollte eigentlich dreissig Ziffern, und mir die Differenz auszahlen lassen, aber die beim Strassenverkehrs- und Schifffahrtsamt haben auch kein Geld mehr. Wie gesagt, es handelt sich um Klischeevorstellungen, um subjektive Wahrnehmungen von doch eher unwichtigen Kleinigkeiten, wobei ich in den meisten Fällen um Hinweise auf eigenes national gefärbtes Verhalten immer recht froh war.

      @viking
      …die von Dir erwähnten Fahrzeuge werden in Ultra-Topausstattungen nicht ungern von Schweizern gefahren, die aufgrund ihrer Rückenschmerzen nicht mehr in den Ferrari wollen. Das „wurschtige“ Verhalten und vielleicht eben doch die Multi Tasking Überforderung dürfte aber auch andere Kleinfahrzeugbesitzer betreffen. Der Energieeinspareffekt würde hier auch schneller greifen, da prozentual betrachtet die Gewichtsreduktion natürlich deutlicher ausfällt.

      @ branitar
      @ schnägge

      ein Fisch namens … da fällt mir zunächst Wanda ein. Ich würde Wanda jederzeit die Tür aufhalten. Und wegen der Suppe? Könnte das noch so eben etwas resthessisch klingen: Wanda suppe fätisch is, saaasch beschait (????)

      @ selma
      eine Definition, die schlussendlich nicht definiert ist … ja, ist doch bupkis (schnägge bitte übersetzten). Ich bin lediglich der Meinung das mittlerweile ein yokomeshi nicht nur für Fremdsprachen, sondern auch für die eigene immer häufiger, nämlich meistens ächt voll krass anzutreffen. Hier den Dialekt als Entschuldigung vorzuschieben, weil dies dann die „Erstsprache“ ist, sich nicht um einen ausreichenden Erwerb von Hochdeutsch zu bemühen, hatte ich gemeint. Die Beschäftigung mit der deutschen Standardsprache entfernt nicht vom Dialekt, sondrn bringt ihn sogar näher – die Blogwiese ist der lebende Beweis dafür.

    43. Pesche Says:

      Ich würde jedes Wort von Herrn von Matt unterschreiben. er hat völlig recht.
      Leider bin ich nicht ganz sicher, dass die Hohlköpfe in der Schweiz in der Minderheit sind.

    44. Ein Zuercher Says:

      Hat nicht der kluge Herr Peter von Matt vor einiger Zeit einen mittleren Wutausbruch bei einer Literatursendung peristaltisiert (kurz: ausgeko…), als er sich ueber den dauernd von Deutschen zitierten, angeblich grossen literarischen Fundus der «schwierigen» deutschen Geschichte aergerte und zum Schluss mit einem «da ist mir die Schweiz mit ihrer langweilig -friedlichen, aber wenigstens einigermassen humanen Historie hundertmal lieber!» seine Feuerrede beendete?

      Herr von Matt spricht als Schriftsteller, die zwar aus nachvollziehbaren, schlussendlich aber rein oekonomischen Ueberlegungen zu den «deutschfreundlichsten Vertreter» Helvetiens gehoeren. Mit der «Klein -Gross» -Schiene, dem ausgepraegten Chauvinismus der «Willensnation» und unserer fremden -angstgetraenkten Gemuetlichkeit hat Herr von Matt aber voellig recht. Unrecht gebe ich ihm in seiner Sprachanalyse: Das fleischig -saegende Schweizerdeutsch (Mund, Zunge, Zaepfli) ist einfach kleinkindeingetrichtert, sauberes Deutsch (Hals, Kopf) spaeter unerlernbar. Mag man sich ueber Stoelkers «Schwizathuetsch» noch so amuesieren, ein Schweizer, der angestrengt versucht, Korrektdeutsch zu reden, bietet wohl die Kroenung der Laecherlichkeit. Bei absoluten Profis, die sich als Schauspieler oder Moderator in der «BRD» kein Patois leisten duerfen, ist deshalb oft auch ein kleines Schwenkerl ins schmaehgefuellte Oesterreichische unueberhoerbar.

    45. Silke Says:

      Gestern war ich auf einem Konzert der deutschen Gruppe Madsen in St.Gallen. Da sollte man doch meinen, dass diejenigen Schweizer, die dorthin gehen, zumindest nichts gegen Deutsche haben. Und es auch nicht cool finden, in den allgemeinen Tenor einzustimmen Deutschland und die Deutschen doof zu finden. Denkste. Auf die Frage des Sängers, ob das denn jetzt wirklich so sei, dass die Schweizer die Deutschen doof fänden und ob sie die Deutschen denn nicht für ein wenig sympathisch halten, gab es Buhh-Rufe und ähnliche Bekundungen. Ich war einfach total sauer. Was machen die Leute denn dann beim Konzert einer deutschen Band? Ich finde das auch nicht mehr lustig, das ist einfach völlig daneben. Vielleicht bin ich langsam überempfindlich, aber Deutschenablehnung als coolen Trend unter Jugendlichen/jungen Erwachsenen finde ich bedenklich.

    46. Ein Zuercher Says:

      @ Silke

      Sie sind tatsaechlich mit einem geruettelt Mass an Ueberempfindlichkeit gesegnet. Schlimmer auch deswegen, da Sie aus einem Land stammen, in dem sich ganze Landstriche resp. ostdeutsche Bundeslaender in rechtsradikale Super -Gaue zu verwandeln scheinen (sog. «NPD» -Ghettos). Blitzt sie da wieder mal durch, die sprichwoertliche Humorlosigkeit der Deutschen? Die fehlende Selbstironie? Austeilen, aber nix einstecken koennen? Oder froenen Sie einfach der typisch deutschen Freizeitbeschaeftigung, dem langen und ausgiebigen Jammern?

    47. Hanseat Says:

      Herr von Matt bringt die Dinge nachvollziehbar auf den Punkt. Wie schade, dass solche sachlichen Erklärungen im Meer der populistischen Meinungen so selten Gehör finden.

      Die Muttersprache der Schweizer sei ein „Deutsch in zwei Gestalten“.
      Diese Äußerung stimmt und gilt analog für alle Deutschen. Auch wenn das Hochdeutsche in manchen Regionen Deutschlands den traditionellen Dialekt so weit verdrängt hat, dass die jüngere Generation nur noch Hochdeutsch als Muttersprache empfindet, sollte das nicht darüber hinwegtäuschen, dass das heutige „Hochdeutsch“ keine natürlich gewachsene Sprache aus irgend einer Region ist, sondern ein von verschiedenen deutschen Dialekten beeinflusstes Konstrukt.

      Warum auch für Deutschschweizer das Hochdeutsche ein Teil der Muttersprache ist wird klar, wenn man bedenkt, dass zum Zeitpunkt seiner Entstehung keine Nationalstaaten im heutigen Sinne existierten. Hochdeutsch ist (geschichtlich gesehen) für alle, die im deutschsprachigen Raum leben, ein Teil der Muttersprache.

      Die Tatsache, dass viele Schweizer heute Hochdeutsch als Fremdsprache erleben, zeigt doch eigentlich nur, wie stark wir mittlerweile in politischen Grenzen denken und bereit sind, dafür gemeinsame kulturelle Wurzeln zu opfern.

      @Selma
      >- “Ähnlichkeit”, was Syntax, Morphologie, Lexikon anbelangt; ein Kriterium dafür ist
      >auch, ob sich die Leute gegenseitig verstehen. In diesem Sinne könnte man
      >Schweizerdeutsch als Sprache betrachten. Die meisten Deutschen verstehen es nicht
      >auf Anhieb.

      Die Ähnlichkeit von alemannischen Dialekten und „Hochdeutsch“ ist definitiv gegeben. Wenn man das gegenseitige Verstehen als Kriterium heranzieht, dann müssten man praktische alle deutschen Dialekte als eigene Sprachen einordnen, denn ob ein Westfale einen klassischen Berliner oder einen Schweizer vor sich hat, spiel in diesem Sinne keine Rolle – die Verständlichkeit ist vergleichbar gering.

      Im übrigen versteht ein Aargauer oder Thurgauer leichter einen traditionellen badischen Dialekt als z. B. Walliserdeutsch. Von einer eigenen schweizerdeutschen Sprache sind wir also noch weit entfernt… 🙂