Die Kunst des Vordrängelns — Über die Höflichkeit der Schweizer beim Einkauf
Wir haben viel geschrieben über die berühmte Höflichkeit der Schweizer im Umgang miteinander, über die tief verinnerlichten „Codizes“, die instinktiv eingehalten werden, wenn man hierzulande ein Gespräch beginnt, führt und wieder beendet. Auch über die kleine aber feine Pause, die man am Telefon nach der ersten Vorstellung einhalten muss, damit der Gesprächspartner Gelegenheit hat, den Namen höflich zu wiederholen.
Nun, es gibt da aber noch einen Bereich „ungeregelter Wildbahn“, in dem das Recht des Stärkeren gilt. Wer zuerst drängelt, der gewinnt. Die Rede ist von einer Schweizer Bäckerei am Samstagmorgen. Hier wird kein Platz verschwendet mit Schlangestehen, hier wird kein geheimes Ordnungssystem zu Anwendung gebracht. Hier gilt noch das Recht des Stärkeren. Wer sich am besten Gehör verschaffen kann und resolut auftritt, der kommt als erster zum Zug, bzw. zum Zopf, zum Hefezopf, um genau zu sein.
Wir erinnern uns in solchen Momenten wehmütig an die Briten, die das Schlangestehen in jeder erdenklichen Situation mit äusserster Perfektion pflegen. Mit zwei Ausnahmen: Beim Kampf um einen Platz in der vollbesetzten morgendlichen U-Bahn, die nicht umsonst „Tube“ genannt wird, weil man sich da rein quetscht, wie man sonst das Letzte aus der Zahnpastatube herausgequetscht. Und beim Bestellen einer Runde Pintes an der Theke im Pub, auch hier ist Schlangestehen nicht üblich und ein gewisses Mass an Durchsetzungsfähigkeit gefordert.
Warteschlange vor der Post in Oxford um 8.55 Uhr
Wartschlange vor einem Geldautomaten in Newcastle
Warteschlange an einer Bushaltestelle in London
Schlangestehen für die besten Fish&Chips weit und breit bei Magpies Cafe in Withby
Und die Schweizer? Die wissen, warum sie in modernen Poststellen das „Nummernziehen“ eingeführt haben. So herrscht Ruhe und Ordnung, und niemand kommt auf die Idee, sich durch das abrupte Wechseln der Warteschlange, falls vorhanden, doch noch einen Vorteil zu verschaffen.
Doch wehe wenn ein Deutscher kommt, der geht unter Garantie vorbei, wie wir hier beschrieben haben.
(Quelle Illustration: Remo Gmünder, Nebelspalter 07-2006, S. 12-13)
April 3rd, 2007 at 8:36
Vielleicht sollte man die Nummern auch in Bäckereien einführen. In Schweden gibt’s fast überall Nummern, beim Bäcker allerdings nicht. Allerdings habe ich in einer Postfiliale im Stockholmer Stadtteil Kungsholm einmal das Aufblinken meiner Nummer verpasst, wurde dann von einem hilfsbereiten Herren, der den Ernst meiner Lage erkannte, vorgelassen, woraufhin mich die Schalterbeamtin nicht bedienen wollte, weil ich dann die falsche Nummer hatte. Sie konnte nicht verstehen, dass ich mich nicht vorgedrängelt, sondern einfach den Aufruf verpasst hatte. Zum Glück konnte der eben genannte Herr die Sache aufklären.
April 3rd, 2007 at 8:50
Undizipliniertes Vordränglen an Bushaltstellen usw macht mich wirklich verrückt!!!! Wahrscheinlich weil ich anders erlebt habe in GB.
Sog. „Queue-jumpers“ in GB riskieren gelyncht zu sein – und mit Recht, imo. Soweit ich weiss, haben die Briten während WW2 (World War 2) das Schlangestehen gelernt. Ich hoffe, dass dieses Thema bald in der Rubrik „LEBEN“ im „Tages-Anzeiger“ recherchiert und angesprochen werde. Im Ernst…
April 3rd, 2007 at 8:54
Mich wunder immer wieder wo du verkehrst, bei meiner Bäckerin könnte der Drängler warten bis er schwarz wird.
Ueberigens ist bei Postfinance der Handel mit Wertschriften sehr gut und man zahlt noch nicht mal Depotgebühren Ende Jahr wie bei den Banken.
April 3rd, 2007 at 9:23
Persönliches Erlebnis beim Bäcker am vergangenen Sonntag:
Ich stehe mit meinem sechsjährigen, 21 Kilo schweren, nörgelnden Sohn auf dem Arm in der Schlange. Links und rechts drängeln sich die Menschen, meine und seine Behinderung ausnutzend, an mir vorbei. Hauptsächlich Schweizer, aber auch andere Nationalitäten. Ob sich hinter mit brav ein Brite eingereiht hat, kann ich mangels Sicht nicht beurteilen. Nach 10 Minuten gebe ich auf: dann eben keinen Kuchen zum Zvieri. Zum Glück hat meine Frau noch ein paar Eier im Kühlschrank und es gibt am Ende frische Waffeln.
Die hätten viel besser geschmeckt, wenn das Erlebnis vorher nicht gewesen wäre. Es war in der Schweiz, hätte aber genauso in Deutschland stattfinden können. Das Schweizer über die Floskeln hinaus grundsätzlich freundlicher sind als Deutsch ist eines der ebenso haltbaren wie falschen Vorurteile in diesem Land.
April 3rd, 2007 at 9:39
Da empfehle ich doch einen Besuch beim Hausammann. Abgesehen von sündhaft teuren aber super leckeren Backwaren, hausgemachten Glacés (Eis), Pralinés (Pralinen), etc. gibt es dort mindestens am Sonntag eine wohlgeordnete Schlange. Dann werden sogar diese Abschrankungen aufgestellt, mit zwei mobilen Pfosten und einem Band dazwischen. Die Schlange reicht oft bis draussen auf die Strasse, auch wenn es regnet.
April 3rd, 2007 at 9:47
Ganz hübsch finde ich auch immer vordrängelnde Rentner. An Supermarktkassen offenbar die Hauptvordrängler – und zwar in der Regel sehr rüstige Exemplare.
Da gibt es dann hübsche Erlebnisse mit älteren Herrn, die frech ihren Einkaufswagen einfach mit Gewalt vorne in die Schlange reichschieben und, wenn man dann einen Hinweis auf das Ende der Warteschlange gibt, noch frech kontern: „Haben Sie etwa keine Zeit?“ Da bleibt einem dann wirklich die Spucke weg…
April 3rd, 2007 at 9:51
Vordrängeln hat etwas mit Anstand und Fairness zu tun. Beides kann in der Kinderstube erlernt werden. Vordrängler gibts überall, hier wie in D. Mich würde interessieren zu erfahren, was denn in GB in Sachen Erziehung anders läuft als hier?
April 3rd, 2007 at 11:08
Gedrängelt und gestossen wird auch beim Einsteigen in den Zug – aus welchen Gründen ist mir schleierhaft. Beim Bäcker verschafft sich der Drängler immerhin einen Vorteil, er bekommt seine „Gipfeli“ früher. Der Zug hingegen fährt für alle Passagiere zur gleichen Zeit ab und genug Sitzplätze hat es meistens auch. Warum also drängeln?
Oder ist das Drängeln beim Einsteigen etwa der wahre Grund warum die SBB so pünktlich sind? 😉
April 3rd, 2007 at 11:43
Samstags zum Volk und früh genug aufstehn. Selbstbedienung und kein Schlangestehen und ein Lob dazu, wie man mit der Acrylzange umgehen kann um die Semmeli einzusammeln, statt mit den Händen (ii han mir no däängt, dee macht es no guat).
Während der Woche gibt es in der Bahnhofbäckerei in Aarau nur Missverständnisse wegen zweier Anstellmöglichkeiten, aber selbstverständlich geht das ohne Konflikte ab, höchstens mal mit einem ungläubigen Blick oder offenem Mund (nicht von mir, ich kenne das System)
April 3rd, 2007 at 11:58
Wir alle haben wahrscheinlich Schneiders neuen Hunkeler Roman gelesen. Was hat das mit Bäckereigedrängel zu tun? Der Verlag strich in der Originalvorlage eines der endlosen Telefonate die der Kommissär mit seiner fröi Hedwig führt. Hier ist es, dann ann wird’s alles klar:
„Du Hedwig sag stimmt es, was sie auf der Wiese sagen, dass wir Schweizer beim Bäcker drängeln?“ „Ach Peter, drängeln was für ein merkwürdiges Wort. Nein, ich bin beim Bäcker immer die erste, Annette auch, und ich glaube wir brauchen nicht zu drängeln, vielleicht ein bisschen die, die hinter uns stehen mit ihrem starrem Ingrimm in den Gesichtern, der gehemmten Aggressivität, der ..“ Hedwig,“ schrie Hunkeler, der jetzt schon wusste, dass er sich gleich für diesen Gefühlsausbruch in aller Förmlichkeit bei ihr entschuldigen würde, „Hedwig jetzt sprichst Du schon wie unser Autor, der Schneider, der lässt übrigens auch den Pfister schreien: In wenigen Jahren gibt es keinen echten Schweizer Nachwuchs mehr. Es gibt nur noch kleine Mohammedanerli.“ – „Was hat das mit Bäckern zu tun, Peter?“ Hunkeler wusste selbst nicht mehr auf was er sich nun einliess, ihr leises Kichern am anderen Ende irritierte ein. Typisch, dass es ein Deutscher war, der das Telefon erfunden hatte, wie auch den Hawai Toast, was für eine Idee eine Ananasscheibe in einen Croque Monsieur zu packen. Irgendwie inspirierte ihn diese Bild. „Der Fertilitätsindex befindet sich tatsächlich auf einem historischen Tief, Hedwig. Das hat der Tönz bereits vor sieben in Beromünster verzellt. Und ausserdem kriegen wir ja überwiegend Mädchen.“ Hedwig schwieg und Hunkeler schwieg, bei einem Schweizer Telefonat nichts ungewöhnliches; Pausen sind geil sangen die Manager der Swisscom immer zum Zvieri. “Weist Du es braucht eigentlich männliche Nachkommen, zum Erhalt des Volkes“, jetzt sprach er schon wie sein Staatsanwalt Suter. „Und das Geschlecht des Kindes bestimmt nur die befruchtende Samenzelle! „Hunkeler schrie schon wieder: „Es gibt zwei Arten von Spermazellen. Ein Teil trägt ein X-Chromosom, der andere ein Y-Chromosom. X- und Y-Chromosom werden auch als Geschlechtschromosomen bezeichnet. Die Eizelle hat immer ein X-Chromosom. Wird eine Eizelle nun von einem Spermium mit X-Chromosom befruchtet, so entwickelt sich ein weiblicher Embryo mit XX-Konstellation. Eine Spermazelle mit Y-Chromosom bewirkt eine XY-Kombination. Es entsteht ein männlicher Embryo. X- und Y-Spermien bewegen sich unterschiedlich schnell auf die Eizelle zu. Die Y-Spermien sind im Durchschnitt schneller. – Vielleicht sollten wir es machen wie beim Bäcker“. „Hunki“, jetzt schrie Hedwig, du bist so klug“. Hunki schwieg natürlich war er klug, er stammte aus dem Aargau und lebt jetzt als Kommissär in Basel und konnte ramsen in der Emmentaler Beiz. Dann trällerte das süssliche Stimmengeläut der zwanzig Minuten Bahnfahrt entfernten Geliebten wieder an sein polizeiliches Ohr: „Du meinst Sex beim Bäcker?“ Es entstand wieder eine etwas sehr lange Pause, mittlerweile war es Zvieri und der Swisscom Chor begann mit seinen Gesängen. „Aber ziehen wir uns dafür schon zuhause aus und gehen nackt dort hin oder legen wir die Kleider dort ab, wird es dafür ein einheitliches Reglement geben?“- „Nein, ich meine nur, dass unsere Zurückhaltung angeboren sein muss, eine genetische Information, verstehst Du, und die sitzt auf den Spermien und deswegen sind sie so langsam und dann gibt es eben meistens Mädchen. Darum sollten wir es vielleicht öfters so machen wie sonst nur beim Bäcker.“ Er hörte am anderen Ende komische Geräusche, die in etwa so klangen als ob jemand die Kleidung abstreift. Genau konnte er das nicht hören, da es im Zimmer über ihm wieder los ging. Ein gewisser Sachsen Paule hatte bei einem merkwürdigen Zigarettencasting in Luzern über Umwege eine echlifiner Roten kennengelernt und die kamen nun nicht mehr aus dem Bett, ganz ohne Bäcker. Das würde eine ganze Menge Buben geben, oder Jungen, ja welche Abstammung sollten sie haben, vielleicht sollte er seinen Bäcker fragen, aber zum Glück gab es ja noch so etwas wie die Sächsische Schweiz. Und aus diesem deutschen Telefon schrie Hedwig „Also was ist jetzt, in zwanzig Minuten beim Bäcker.“ Mal sehen dachte Hunkeler. Für diese eine Mal war er noch unentschlossen. Aber das wusste er: Nur noch für diese eine Mal.
April 3rd, 2007 at 13:09
Noch eine kleine Korrektur zu meinem Beitrag, ich geh natürlich zum VOLG, sah geschrieben schon komisch aus…jetzt weiss ich was falsch war…!
April 3rd, 2007 at 13:24
Das mit dem Schlange stehen an der Bushaltestelle in GB habe ich nicht so ganz kapiert. Steigt man dort nur durch eine Tür (vorn?) ein?
Hier ist es ja so, dass man (zumindest im Nahverkehr) in der Regel den Bus oder die Straßenbahn (Tram) durch mehrere Türen betreten kann (bzw. muss, wenn mehrere Wagen an der Straßenbahn hängen). Da die Fahrzeuge in meist auch nicht 100% auf den Zentimeter genau an der gleichen Stelle halten (besonders, wenn mehrere Fahrzeuge an der Haltestelle halten) ist Schlangestehen sort eigentlich relativ sinnlos…
April 3rd, 2007 at 14:23
Sorry, aber in den allermeisten Bäckerein, Metzgereien etc. wird recht wenig vorgedrängt. Vielmehr wird die Kunst der „unsichtbaren Schlange“ praktiziert. Jede Person, die frisch zum Thresen stösst, weiss wer vor und nach ihr gekommen ist. So ergibt sich eine Reihenfolge. Leute, die aus der Reihe tanzen und versuchen früher dran zu kommen, muss man einfach zurecht weisen. In den allermeisten Fällen krebsen sie kleinlaut zurück… Leuten, die vor einem „platziert“, aber lahme Enten sind, lässt man den Vortritt, auch wenn man sich gegen sie hätte durchsetzen können.
… oder habe ich irgendwas irgendwo verpasst…?
April 3rd, 2007 at 15:35
@Branitar: In GB steigt man tatsächlich meistens vorne ein und zeigt dabei gleich sein Ticket (bzw. kauft eines, wenn man per Zufall genügend Kleingeld hat; bin auch schon mal stehen gelassen worden, weil der Busfahrer nicht genug Rückgeld hatte und niemand wechseln konnte). Besonders interessant wird die Situation dann, wenn an einer Haltestelle mehrere Buslinien fahren. Es kann also sein, dass die Person, die vor einem in der Schlange steht, gar nicht denselben Bus wie man selbst nehmen möchte. Dann muss man im letzten Moment doch noch an der Schlange vor einem vorbeihechten, um den Bus nicht zu verpassen (so erlebt in Edinburgh). Aber irgendwie klappt es immer…
Toll sind auch Leute, die beim Einsteigen ins Fugzeug drängeln. Da gibt es ja nun wirlich für jeden einen Sitzplatz. Bis jetzt habe ich nur von Aeroflot gehört, dass sie zusätzlich Klappstühle (! – Bitte anschnallen….) aufgestellt haben (keine urban legend, sondern von jemandem, der in Russland studiert hat; ist allerdings eine Weile her).
April 3rd, 2007 at 15:38
ähm… ich meinte Flugzeug, es fliegt ja und fugt nicht.
April 3rd, 2007 at 16:23
@ ronniehellström
„Die Kunst der unsichtbaren Schlange praktizieren“ klingt eher nach Kama Sutra als nach real existierendem Sozialverhalten. Ich habe ähnliches zwar auch schon erlebt, funktioniert hat es aber auch nur an einem stressfreien Sonntag in einer kleinen Vorortbäckerei, wo jeder jeden kennt und deshalb schon mangelns Anonymität niemand versuchen würde sich vorzudrängeln.
Mein oben erzähltes Erlebnis hat in der selben Stadt an einem anderen Sonntag am Bahnhof stattgefunden. Von der Kunst der unsichtbaren Schlange hatte dort offenbar noch niemand gehört.
April 3rd, 2007 at 16:24
Notorische Drängler lassen sich übrigens auch durch das ausgeklügelte Nummern-System der Post nicht von Ihrer Mission abbringen, sondern stellen sich, wie kürzlich erlebt, trotz gezogener Nummer einfach beim nächsten freien Schalter an. Die damit verbundene System-Inkohärenz nehmen sie bereitwillig in Kauf.
Mit meinem Einwand, doch bitte die gezogenen mit den aufgerufenen Nummern zu vergleichen, hab ich dann bloss die Schalterbeamtin gegen mich aufgebracht.
Nun denn, each to their own….
April 3rd, 2007 at 17:06
@ tellerrand
natürlich wird bei ronniehellstöm gedrängelt. Die „Schweizer an sich“ sind ja relativ in gewissen Dingen relativ ungeduldig. Aber es zeigt sich wieder die alte helvetische „Gebrauchs“tradition, es gibt schliesslich auch ein Buch über Gebrauchsgeschichte, dass sich genau damit befasst, wie Geschichte gebraucht werden kann, zum Beispiel um Mythen zu stabilisieren. Hier ist es der Gebrauch der Mitteilung. Du denkst die drängeln. Nein, Du hast das nicht richtig verstanden. Ist aber nicht Deine Schuld. es wurde Dir bisher nicht richtig kommuniziert. Drängeln auf Schwyzertytsch heisst: Die Kunst der unsichtbaren Schlange…. Ganz nebenbei, das dies was mit Kamasutra zu tun haben muss, kannst Du meinem Posting weiter oben entnehmen. Wäre ja auch noch eine freudianisch angehauchte Ueberlegung: Vielleicht ist die Geburtenzahl rückläufig, weil die Schlange unsichtbar …
April 3rd, 2007 at 17:20
@ Selma. Re: Iistige in GB. Stimmt genau! Uebrigens, das Kreuzwortproblem in der Zeitung. In CH es geht nur um Frage und Antwort (wie ein Quiz). In GB ist das Kreuzwort im „Times“ oder im „Financial Times“ viel raffinierter, VIEL schwieriger.
April 3rd, 2007 at 18:16
@ selma
Das soll eine Bäckerei sein? Habe mir die Produktpalette angesehen. Wo sind denn eigentlich:
😉
Baguette Ciabatta Weißbrot Weizentoastbrot Hamburger Feinbrot Kasseler Brot Schwäbisches Brot Schwarzwälder-Krustenbrot Winzerkruste Roggenlaib Thüringer Brot Kommissbrot Roggen-Pur Roggen-Saftkornbrot Berliner Landbrot Frankenlaib Paderborner Landbrot Oldenburger Schwarzbrot Weizenvollkornschrotbrot mit Roggensauerteig Roggenmischvollkornschrotbrot Holsteiner Schwarzbrot Rheinisches Vollkornbrot Leinsamenbrot Sonnenblumenkernbrot Dreikornbrot Westfälisches Pumpernickel Grahambrot Dinkelbrot mit Saaten Laugengebäcke Mohnbrötchen Roggenbrötchen Schnittbrötchen Sesambrötchen
April 3rd, 2007 at 19:11
hatte gerade heute ein erlebnis zu diesem thema (hatte zu jenem zeitpunkt allerdings noch kein blogwiese konsultiert ;-))
also, war heute vormittag im starbucks und es hatte nicht viele leute drin, bei der theke gerade mal drei. also schön übersichtlich. okay, hab meinen kaffee bestellt und ging dann dorthin, wo einem das getränk jeweils ausgehändigt wird. musste einen moment warten und in dem augenblick, wo die junge starbucks-frau die tasse auf die theke stellt, kommt eine person von links (von dort wo man bestellt und bezahlt) und schnappt sich die tasse – und weg war sie. dies ging rasant schnell..! es war MEIN getränk, logo. nunja, ich dachte, vielleicht sei das für diese person uuuuhühnä wichtig, dass sie uuuhühnä schnell was zu trinken kriegt (*ironie*) und da ich frei hatte, wollte ich nicht stressen. weder zeitmässig noch „stress machen“, nervig tun. also sagte ich nichts und wartete einfach auch die nächste tasse…
nun aber das witzige: ne knappe minute später taucht diese schwuppdiwupp-person wieder auf und fragt die frau hinter der theke: „ist das WIRKLICH ein …??“ worauf diese sagt, nein, ihre tasse komme erst (sie war am zubereiten), dies sei offensichtlich meine, da ich ja schon gewartet hätte…
(btw: die bedienung hatte auch den namen „meines“ getränkes gesagt, als sie die tasse auf die theke stellte, aber schwuppdiwupp hatte keine zeit, um aufmerksam zu sein 😉 )
ich konnte mir ein zünftiges schmunzeln nicht verkneiffen…
manchmal muss man gar nichts sagen und die leute merken (hoffentlich..!!!), dass sie sich „voll daneben“ benehmen…
April 3rd, 2007 at 19:54
Bei uns funktionierts normalerweise auch mit der „Unsichtbaren Schlange.“ Beim Betreten des Ladens ein kurzer Blick in die Runde und alle die, die da schon stehen werden vorgelassen. Hingegen wenn ich abends um 5 am Bahnhof Bern ein Sandwich oä kaufen will, hilft nur Ellbogen-Taktik, sonst kriege ich weder den Zug noch mein Znacht. Höflichkeit ist bei uns halt ne Frage der Kundendichte… 🙂
April 3rd, 2007 at 21:45
“Unsichtbaren Schlange” ist in meiner Stammbäckerei eigentlich auch die Regel und funktioniert recht zuverlässig.
Das beste Schlangensystem gibt es bei uns aber in den größeren Postfilialen:
Es gibt nur eine Megaschlange an der sich jeder Kunde anstellen muss. Von dieser Schlange verteilen sich die Kunden dann Schritt für Schritt an den jeweils frei werdenden Schalter. Der Schalterbereich ist dabei vom übrigen Bereich mit einem Seil abgetrennt.
Dieses Prinzip ist übersichtlich und gerecht. Das Hemmnis sich an den anderen vorbei zu drängeln ist dabei extrem gross. 🙂 Ausserdem wird so verhindert, dass jemand das Pech hat an einem Schalter anzustehen an dem es nur sehr langsam weiter geht. 🙂
Dazu kommt, dass es ständig voran geht. Man kann dabei gut abschätzen wann man selbst dran kommen wird. Das lässt die gefühte Wartezeit geringer erscheinen.
Vordrängler gibt es bei diesem System auch, aber nur sehr, sehr selten. Dabei sind das dann aber nur Kunden, die „nur mal eben was fragen wollen“. Naja…
Komischerweise kam dieses System bei der Einführung bei manchen Kunden gar nicht gut an, sie fühlten sich schlicht zu stark gegängelt. 😉
Ich finde das System super und wünschte es würde grössere Verbreitung finden.
April 3rd, 2007 at 22:22
@selma
Aaahh danke, wenn der Fahrer die Tickets kontrolliert, macht es tatsächlich (meist) Sinn, auch an der Bus-Haltestelle in der Schlange zu stehen.
Hierzulande kauft man im Nahverkehr sein Ticket vorher oder aber an einem Automaten im Bus oder der Bahn, kontrolliert wird nur stichprobenartig durch Kontrolleure. Daher ist es auch egal, durch welche Tür man einsteigt, hauptsache man kommt irgendwie in den Bus oder die Bahn und hat ein gültiges Ticket griffbereit*g*
[Anmerkung Admin: Die meisten Briten haben auch eine Monatskarte oder ihr Ticket vorher gekauft, oder sie entwerten ihre „Oystercard“ beim Besteigen des Busses. Der Fahrer kontrolliert nicht wirklich, er guckt nur mehr oder weniger gelangweilt bis interessiert zu. Kontrolleure gibt es selbstverständlich auch noch.]
April 4th, 2007 at 0:15
Vor vielen Jahren fuhr ich werktags immer von Gidea Park nach Liverpool Street, etwa 30 Minuten. Da die Leute auf dem Bahnsteig wussten, wo die Türen des einfahrenden Zugs sein würden, formte sich eine doppelte Schlange bereit für jede Doppeltür, lange bevor der Zug erschien. Ich habe neulich gelesen, dass das der einzige Bahnhof ist, wo dies geschieht.
April 4th, 2007 at 9:02
An Ostwestfale
Das „Einschlangensystem“ für mehrere Schalter hat sich unterdessen an den meisten kleineren Poststellen, wo sich Nummernmaschinen nicht lohnen, oder vor den Billettschaltern bei Bahnen, an Check-In-Schaltern in Flughäfen, Banken, etc. durchgesetzt. Manchmal braucht es Schalter, die von dieser Schlange ausgenommen sind, und für die Kunden ein gewisses Lese-, Urteils-, und Begriffsvermögen voraussetzen, was sie eigentlich wollen (z.B. Philatelie, Geldwechsel, Reisebüro oder eben http://www.blogwiese.ch/archives/342 ) Es ist wirklich fast unmöglich, sich daneben vorzudrängen. Auf einen Drängler, der einfach neben der Schlange vorbei mit „nur eine kleine Frage“ an einen frei werdenden Schalter stürzte, habe ich von hinter dem Schalter auch schon folgende Bemerkung gehört: „Haben Sie all diese Leute da einzeln gefragt, ob sie Sie vorlassen? Die haben sicher alle auch nur eine kleine Frage.“ Schade, dass bei einigen Leuten erst dieser Moment der Auslöser für Überlegungen im Zusammenhang mit Sozialverhalten ist. Andererseits können sehr oft schon die Wartenden die „kleine Frage“ beantworten, oft sogar in Fremdsprachen, was am Schalter selbst vielleicht ein Problem dargestellt hätte (blosse Vermutung, keine Unterstellung).
April 4th, 2007 at 11:17
Es gibt in der Besucher- und Kundenführung den Begriff des Schlangen-Managements. Das Ergebnis ist auf Flughäfen, in Freizeitparks (Expo’02) und, wie es scheint, auch in grossen Postfilialen zu sehen. Es geht neben maximalem Durchsatz am POS dabei auch darum, möglichst zufriedene Kunden zu generieren: über Drängler regt sich nämlich jeder auf (ausser der Drängler selbst, denn der hat es ja sooooo furchtbar eilig). Schlaue Werbestrategen plazieren dort, wo kanalisiert gewartet werden muss und folglich Ablenkung gesucht wird, zunehmend mehrteilige Werbebotschaften.
April 4th, 2007 at 11:19
Im Migros stehen alle nebeneinander bei der Bäckereiabteilung und jeder weiss nach wem er kommt. Letzthin drängelte sich ein Aelterer vor „nehm auch so einen Zopf“. Meine Bemerkung “ eins nach dem andern“ wirkte
und er verschwand ohne Zopf weil auch die Verkäuferin reagierte. Ich staune nicht über die Drängler, ich wehr mich sofort.
April 4th, 2007 at 14:10
Mir als Deutschem ist aber auch in der Schweiz negativ aufgefallen, dass vor allem ältere Leute sich oft beim Einsteigen in den Zug vordrängen und die aussteigenden Passagiere gar nicht mehr rauslassen (besonders bei den Niederflurzügen). Dabei habe ich noch im deutschen Kindergarten eingebleut bekommen: „erst aussteigen lassen, dann einsteigen“. Ich finde dass Verhalten unmöglich, insbesondere wenn genug Sitzplätze vorhanden sind (oder liegts an den herrenlosen 20Minuten?), wenn ich beim Aussteigen von einer Pensionärsschar umgerannt werde. Da halte ich dann schon mal gerne mit meinem Koffer dagegen…
April 4th, 2007 at 19:00
Quote Ostwestfale: „Es gibt nur eine Megaschlange an der sich jeder Kunde anstellen muss. Von dieser Schlange verteilen sich die Kunden dann Schritt für Schritt an den jeweils frei werdenden Schalter. Der Schalterbereich ist dabei vom übrigen Bereich mit einem Seil abgetrennt.
Dieses Prinzip ist übersichtlich und gerecht. Das Hemmnis sich an den anderen vorbei zu drängeln ist dabei extrem gross“
Hehe, genau das habe ich heute auch erlebt. Ich hatte Packset und Briefmarke am Schalter gekauft und musste dann noch den Adressaufkleber ausfüllen. Der Postler meinte, ich bräuchte mich nicht wieder hinten anzustellen (die Schlange reichte wegen der Feiiertage bis auf die Straße), ich könnte das fertig ausgefüllte Päckchen einfach an der Schlange vorbei bei ihm abgeben. Hab mich aber nicht getraut und mich dann doch brav ein zweites Mal angestellt, schließlich will ich den Laden ja auch lebend wieder verlassen… 😉
Juli 31st, 2008 at 12:08
Interessant wäre sicher auch eine Betrachtung zu dem Phänomen, dass man mit vollem Einkaufswagen Leute mit ein, zwei Einkäufen an der Kasse vorlässt bzw. wenn es man es eilig hat (und wenig einkaufen will, die vordere Person dagegen viel) durchaus das Recht hat darum zu bitten vorgelassen zu werden.