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Woher stammt das Deutschlandbild der Schweizer — Gibt es denn keine guten Deutschlehrer in der Schweiz?

  • Umfrage: Welche sind die Wesensmerkmale der Deutschen
  • Wir sind immer noch auf der Suche nach einer Erklärung für das typisch schweizerische Phänomen, gegenüber den Deutschen „im allgemeinen“ (meist) grundlos negativ eingestellt zu sein. Oft wird das relativiert und verharmlost: „Das ist ja nur Spass“, oder „Nur beim Fussball bin ich gegen Deutschland“. Ob das stimmt, können sie durch einen einfachen Selbstversuch leicht feststellen. Fragen Sie doch mal ganz nüchtern und neutral ein paar Schweizer in Ihrer Umgebung (vorausgesetzt, sie sind selbst Schweizer oder können sich erfolgreich eine helvetische Tarnkappe überstülpen, sonst wäre das Ergebnis nicht repräsentativ), welches die herausragendsten Wesenmerkmale der Deutschen sind. Fragen Sie dann vielleicht noch weiter, wo ihr Gesprächspartner diese Weisheit gelernt hat. Nicht etwa in der Schule?

  • Bestimmt ist die Schule schuld
  • Zumindest einen Schuldigen haben wir im Verlaufe von zahlreichen Gesprächen mit Schweizern über ihre Schulerinnerungen herausfinden können: Es muss an den Lehrern und am Deutsch- und Geschichtsunterricht liegen.

  • Wer hat positive Schulerinnerungen?
  • So oft wir Schweizer befragen, welche Erinnerungen sie an ihre die Schule und speziell an den Deutschunterricht haben, hören wir fast nur Negatives. Zunächst machte ihnen diese Sprache Spass, sie wurde ohne grosses Nachdenken aus dem Fernsehen übernommen. Obwohl auch dies nur die jüngeren Schweizer sagen können, denn so wahnsinnig lang ist das mit dem Kabelempfang und der Einspeisung von ARD und ZDF ins Schweizer Netz noch nicht her. Die Generation älter als 30 wuchs noch mit weitaus weniger Programmen auf, und ZDF stand da nicht immer zur Auswahl.

    Es sind dann folgende Aussagen, die immer wieder in veränderter Form von Schweizern gemacht werden:

  • Der Lehrer hat uns immer korrigiert, wenn wir Deutsch sprachen.
  • Es wurde uns gesagt: „Das lernt ihr nie, überlasst das lieber den Deutschen“.
  • Wir sollten Schweizer-Hochdeutsch sprechen, und nicht den spezifischen Deutschen Tonfall nachahmen.
  • Die Lehrer konnten es selbst nicht richtig und versprühten auch keine grosse Begeisterung für das Hochdeutsche.
  • Hochdeutsch war immer ein „Zwang“ für alle, bei jeder Gelegenheit wurde eine Entschuldigung gesucht und gefunden, jetzt doch plötzlich Mundart reden zu dürfen.
  • Auf Hochdeutsch kann man nicht über Gefühle reden.
  • Und dann treffen diese Schweizer irgendwann ihren ersten echten Deutsche, der mühelos so spricht, wie sie es selbst in der Schule auch mit Anstrengung nicht hinbekommen haben, und dem sie sich sofort argumentativ unterlegen fühlen. Schlussfolgerung: Man ist der aber arrogant!

    Es fehlen uns noch die Berichte, in denen jemand von einem „begeisterungsfähigen Deutschunterricht“ berichtet, in dem gern und freiwillig versucht wurde, ausschliesslich in dieser lebendigen Sprache zu diskutieren. Wenn wir doch so etwas erzählt bekamen, dann waren es oft junge Lehrer aus Deutschland, die da mit Elan und Engagement ans Werk gingen. Deutsch in der Schweiz zu lernen bedeutet vor allem, die Klippen und Fallstricke einer Schriftsprache zu üben, nochmals zu üben und schliesslich daran zu verzweifeln.

  • Wird denn keine aktuelle Literatur gelesen?

  • Es bedeutet weniger, sich mit der Sprache von Brecht, Böll oder Hesse auseinander zu setzen. Weder Uwe Timms Novelle „Die Entdeckung der Currywurst“ noch Bernhards Schlinks Roman „Die Vorleserin“ kommt auf dem Lehrplan vor. Nicht einmal Patrick Süsskinds „Parfüm“ wird behandelt. Es geht nicht darum, die Faszination einer moderne Literatur- und Alltagssprache zu lernen, zusammen mit dem Kosmos an Einsichten und Lebenswirklichkeiten, der sich darin verbirg, nein, es geht im Schweizer Deutschunterricht lediglich darum, Grammatik und Syntax einer Schriftsprache soweit zu trainieren, dass damit die allernotwendigsten Grundlagen des Schreibens vermittelt werden.

    Der Vollständigkeit halber möchte ich noch erwähnen, das Homo Faber von Max Frisch eine der häufigsten Schullektüren in der Oberstufe an deutschen Gymnasien ist.

  • Und was lernten Sie in Geschichte über Deutschland?
  • Die weiteren Informationen über Deutschland entstammen dem Geschichtsunterricht. Die Naziherrschaft mit ihrer Vorgeschichte und der Zweite Weltkrieg wird behandelt, danach ist Feierabend, der Lehrplan zu Ende oder sowieso keine Zeit mehr. Nach 1945 kommt Deutschland faktisch nicht mehr vor.
    Wie gesagt, dass ist nur unser persönlicher Eindruck aus Gesprächen mit Schweizern, die wir befragt haben. Wir würden uns freuen auf Mut machende Gegenbeispiele und Erinnerungen an lebendigen, erstklassigen Deutschunterricht, der auch Spass an dieser Sprache vermittelte, und sie nicht nur als Zwang „missbrauchte“. Oder an Geschichtsunterricht, der vielleicht auch die Geschichte der Deutschen Wiedervereinigung und dem Aufstand im Osten 1989 zum Thema macht. Oder das Kapitel „Weisse Rose“ bzw. das „Attentat vom 20. Juli 1944“ im Geschichtsunterricht behandelt.

    Gleichfalls wünschen wir uns für den Geschichtsunterricht an deutschen Schulen, dass vielleicht auch mal vermittelt wird, aus welchen Wurzeln die Schweiz entstand und welche gewichtige Rolle in ihrer Geschichte 1803 der französische Diktator Napoleon spielte:

    In diesem Moment griff der französische Militärdiktator und spätere Kaiser Napoleon Bonaparte ein, verlangte das sofortige Ende des Bürgerkriegs und rief Delegationen der Revolutionäre wie der Reaktionäre zu Verhandlungen nach Paris. Im Oktober 1802 kamen erneut französische Truppen in die Schweiz und entwaffneten die Aufständischen in der Zentralschweiz. Napoleon hatte sich allerdings schon früher mit der Situation in der Schweiz vertraut gemacht und begriff deshalb, dass der zentralistische Einheitsstaat in der Schweiz angesichts der grossen sprachlichen, kulturellen und religiösen Unterschiede und Gegensätze keine Chance hatte. Deshalb legte er einen föderalistischen Verfassungsentwurf vor.
    Die gängige Bezeichnung Mediation [Vermittlung] beschreibt die Rolle Napoleons allerdings kaum zutreffend, wenn auch Napoleon selbst sich gerne als Vermittler darstellte. In Wirklichkeit war die als Mediationsakte betitelte neue Verfassung für die Schweiz weitest gehend ein Diktat Napoleons. Die Mediationsakte gab den grössten Teil der staatlichen Kompetenzen an die 19 Kantone der neuen Eidgenossenschaft ab und eliminierte sowohl das nationale Parlament als auch die Zentralregierung.
    (Quelle: Geschichte-Schweiz.ch)

    Es ist für uns ein Lehrbeispiel dafür, dass die unabhängige und auf ihre Neutralität stolze Schweiz am Scheideweg der Geschichte 1803 auch nicht aus eigener Kraft zu dem wurde, was sie heute ist, so wie die Bundesrepublik Deutschland nach dem Krieg unter Kontrolle und Herrschaft der Alliierten entstehen konnte. Geschichte kehrt immer wieder, und ähnliche historische Erfahrungen auch, darum dürfen wir sie nie vergessen.

    

    41 Responses to “Woher stammt das Deutschlandbild der Schweizer — Gibt es denn keine guten Deutschlehrer in der Schweiz?”

    1. Says:

      Keine Ahnung welche Lehrpläne du dir angesehen hast, aber ich las damals (2000? 2001?) an der Kantonsschule Zug den „Vorleser“. Und auch was die Geschichte anging, da war ganz sicher nicht 1945 Schluss mit deutscher Geschichte…

      Keine Sorge, so schlimm stehts dann auch wieder nicht! 🙂

    2. monoblog Says:

      der belesene schweizer weiss dafür, dass patrick süskind nur ein ässs hat…

    3. hansli Says:

      Und ich hab in der Berufsmittelschule sogar vorlser und parfüm gelsen… ist noch nichtmal 3 jahre her!

      …und das parfüm kommt ja bald ins kino *freu*

    4. MyName Says:

      Also, ich bin Italiener, Ich wohne in der Schweiz, und finde sehr lustig deine „Leiden“. Mir z.B. stört nicht das in Tessin keine saubere italienisch spricht.
      Wenn für dich alles um die (den dem das der ? ? ) deutsche Sprache dreht, bist Du auf die (den dem das der ? ? ) falsche Weg.
      Wir Italiener müssen seit circa 100 Jahren mit Clichèe (und hier kannst Du selber welche Fremdwort verwenden entscheiden) kämpfen. Und die sind in der letzen Zeiten ein bisschen gekratzt worden, danke die balkanische Migration der `90.
      Nur ein Tipp: respektieren die neue Heimat. Leider die Spaghetti (oder Spagetti mit der Deutsch-Reform) schmecken nicht wie zu Mamma (oder Mama wie die Deutsche sagen).
      Und noch, dass die Geschichte des Deutschlands nur bis 1945 bekannt ist, finde ich nicht so schlecht. Es ist sogar positiv. D. h. seit 1945 Deutschland hat Frieden gehabt.

      Übrigens, welche deutsche Lehrer möchtest Du in der Schweiz ?
      Die vor oder nach die Deutsch-Reform, aber … Moment welche Reform die erste oder die zweite ?
      Wieder ein Tipp: zuerst macht Euch klaren Ideen, dann vielleicht.

      Gruss aus Innerschweiz

    5. MyName Says:

      Zenzur ?

    6. Robert Says:

      Also dieses Problem mit dem Hochdeutschen hatten wir in Österreich in ähnlicher Form auch! Da wurden wir von unserer Deutschlehrerin auch immer korrigiert, wenn wir mal im Dialekt redeten! Ich gehöre zum Geburtsjahrgang 1975. Das bedeutet, dass es bei mir mit dem Schule gehen noch nicht allzulange her ist!

    7. Peter Says:

      Die Erfahrungen die Du da schilderst habe ich so nie gemacht. Spätestens ab dem Ende der Primarschule bestand mein Deutschunterricht aus Literatur, das Spektrum umfasste dabei neben den Schweizer Klassikern (Meyer, Gotthelf, Keller, Frisch, Dürrenmatt) auch deutsche Nachkriegsliteratur, etwa Böll, Paul Celan oder zeitgenössiche Sachen wie Süskind oder Herta Müller. Auch deutsche Geschichte gab’s reichlich, von den Ottonen bis zum Mauerbau.

      Nein, ich glaube, Du kannst das negative Deutschlandbild nicht mit der Schule erklären, und dass wir Schweizer Komplexe haben sollen, weil wir kein Deutsch können, ist Unsinn. Wahrscheinlich ist die Schweiz auch hier einfach nur ein ganz normales europäisches Land. Welche Nation in Europa hat den schon ein positives Deutschlandbild? Die Briten? Die Franzosen? Die Niederländer? Die Dänen? Oder etwa die Polen? Euch irritiert nur, dass wir Deutschland nicht mögen, aber Deutsch sprechen. Wo wir doch eigentlich Deutsche sind…

      Liebe Grüsse

      Peter

    8. ggg244 Says:

      Lieber Jens,

      seien Sie lieber froh darüber, denn dadurch können wir die Schweizer patriotslos gestalten – auch wenn diese nichts mit dem Nationalsozialismus zutun haben. Nur ohne patriotismus können wir eine neue Schweiz gestalten, eine gottlose Schweiz für uns reiche Einwanderer.

      Es ist mir wirklich eine Freude zu sehen wie die Schweiz zunehmendst dem Untergang entgegen läuft – fremde Kulturen, fremde Ideologien, und bald werden diese patriotslose Fremden die alten Eidgenossen verdrängen.

      Mit freundlichem Gruss,
      ggg244

    9. Daniel Says:

      @ggg244:
      Immer wieder schön zu sehen, wie man mit einem eher unglücklichen Versuch in Irone „Überfremdung“ schreien kann, ohne einen einzigen geraden Satz in einer der Sprachen der Heimat zustande zu bringen, die man anscheinend so gerne verteidigen möchte.

    10. Videoman Says:

      Bei mir war im Geschichtsunterricht mit dem Golfkrieg Schluss. War 1999 mit der Schule fertig. Im Deutschunterricht haben wir das Parfüm gelesen, und es ist sehr gut angekommen. Das andere Problem war eher, dass wir tonnenweise „Juden gegen Nazi“-Bücher gelesen habe. Dass man davon irgendwann möglicherweise antisemtisch werden könnte, hat sich niemand gefragt.

    11. baalsebub Says:

      Kommentar zum „Parfüm“:

      Die ersten Seiten sind absolut spitze! Echte Weltliteratur… und mit dem Rest hat er alles kaputt gemacht!

    12. Züpf Says:

      Weitersuchen!

      Das mit dem missratenen Deutsch-Unterricht als Ursache für die (Vor)urteile gegenüben den Leuten im grossen Kanton haut wirklich nicht so einfach hin.
      Ich glaube es gibt ganz verschiedene Ursachen, die sich teilweise überlagern. Aber denen ist die Blogwiese ja insgesamt auch auf der Spur.

      Ganz wichtig ist für mich die Menge: Wenn es von einer ‚Sorte‘ viele Menschen hat, fallen die entsprechenden Unterschiede einfach mehr auf, bzw. stören dann eben auch mehr.

      Mit dem Hochdeutsch habe ich allerdings auch manchmal Probleme, aber die sind eher inhaltlicher Natur und werden auf die ‚deutsche Schnauze‘ projiziert.

      Also wenn mir zB. ein Freund einen Vortrag hält, wie wir eben dies oder das in der Schweiz machen sollten, und damit vor allem seine Ignoranz bezüglich der Andersartigkeit der Schweiz offenbart.

      Oder wenn wiedermal jemand supergescheit daherlabert, ohne wirklich was zu sagen. Da tönts auf Hochdeutsch eben zuerst auch viel beeindruckender, bis es dann peinlich wird.

      Obwohl

    13. lizamazo Says:

      vieles wiederholt sich hier x-mal. vielleicht wäre es tröstlich, zu wissen, dass in der schweiz auch schon offizielles dazu gedacht, geschrieben und veröffentlicht wurde. beim durchsehen des berichtes der verständigungskommissionen von 1993 wurde mir bewusst, wie wenig neues hier immer wieder steht:
      http://www.amtsdruckschriften.bar.admin.ch/showDoc.do
      hier als suchbegriff 92.083 eingeben. angenehme lektüre und schönes wochenende!

    14. Mikki Studer Says:

      Kann meinen Vorrednern nur zustimmen – auch bei uns war 1945 keinesfalls Schluss und wir haben selbstverständlich Böll, Brecht und Grass gelesen.
      Ich meine: Die Deutsch- und Geschichtslehrer wollen ja wohl das Spannendste und Wichtigste ihres Fachgebiets mitgeben und da gehört Deutschland zweifelsfrei dazu.
      Ich würde zudem behaupten, dass die (Deutsch-)Schweizer ein sehr gutes Bild von Deutschland haben und sehr genau zu unterscheiden wissen.
      Die Deutschen sind pünktlich, zuverlässig und fleissig wie wir, was sie uns grundsätzlich zu sehr angenehmen Geschäftspartnern macht. Emotional sind sie aber halt genau so verklemmt wie die Schweizer und daher sind uns in diesen Belangen die Italiener sympathischer. Wo ist das Problem?

    15. Louis Says:

      Ist es unterschwelliger Selbsbehauptungswillen des Kleinen gegenüber dem Grossen? Waren es unsere Eltern, welche den Krieg noch mitgemacht haben und uns davon erzählt haben? Haben wir die riesige Angst, die Not, das Einigeln vom letzten grossen Krieg in den Genen von unseren Eltern? Wenn ich darüber nachsinne, empfinde ich, und das ist, ich gebe es zu, absolut irrational, nur gefühlsmässig, das Land Deutschland als eine Macht, einen nördlich von uns gelegenen Koloss, einen Schatten. Ja, auch ich stehe bei diesen Gedanken ratlos da. Ich kenne so viele nette Deutsche, eine der letzten Bekanntschaften (allerdings nur im Rahmen von Blogwiese) ist Jens Wiese. Wunderbare Komponisten zeitgenössischer und klassischer Musik, grosse Dichter, schöne Städte, und vieles mehr. – Und doch. Warum nur? – Zeit heilt Wunden.

    16. Branitar Says:

      Ich kann nicht behaupten, den Deutschunterricht besonders genossen zu haben, auch wenn ich im Abi die Bestnote bekommen habe. Ich glaube, Sprachunterricht in der Schule, egal ob es nun die Muttersprache oder eine Fremdsprache ist, wird nie wirklich als angenehm oder gar „begeisternd“ empfunden, sondern fast immer als elende Plackerei. Trotzdem würde wohl keiner auf die Idee kommen, von der Sprache auf die entsprechenden Nationalitäten zu schliessen.

    17. Stefan Says:

      Also im Deutschunterricht hatten wir (bis zu meinem Abi 1984) auch eher wenig neue deutsche Literatur gelesen. An was ich mich noch erinnern kann ist:
      – Plenzdorf (Die neuen Leiden des jungen Werther) ==> sogar (!) DDR Literatur zu einer Zeit, wo der kalte Krieg noch im Gang war
      – Dürrenmatt (Der Richter und sein Henker)
      In der Oberstufe gab es dann zu der Zeit leider auch viele Lehrer mit (ideologischen?) Scheuklappen, die gegenüber neuerer Literatur auch nicht so aufgeschlossen waren. Andere Lehrer haben sich dann im Gegensatz dazu in trockene Analyseprojekte verrannt..

      Zum Geschichtsunterricht: Da besteht wohl grundsätzlich das Problem, das er immer zu stark mit Nationalismen (manchmal auch beschönigend als Patriotismus bezeichnet) belastet ist. Im Klartext: Die Geschichte des eigenen Landes wird bis ins letzte Detail durchgekaut, dafür geht die Geschichte der Nachbarländer leer aus. Da ist es ja noch eher vorbildlich, dass in der Schweiz deutsche Geschichte mindestens bis zum zweiten Weltkrieg behandelt wird, wenn auch nicht immer vollständig (ich erinnere mich noch gut an den Tag, an dem ich zusammen mit meinem slowakischen Kollegen einem Schweizer Kollegen erklärt habe, was 1938 beim Münchner Abkommen passiert ist).
      Von der Geschichte der Schweiz haben wir in Deutschland im Unterricht praktisch nichts erfahren (obwohl u.A. die Geschichte Preussens, das ja auch in der Schweiz in Form des späteren Kantons Neuenburg Besitz hatte, durchaus behandelt wurde). Aehnliches gilt für die Geschichte der Niederlande. Nur die Geschichte der grösseren Nachbarländer (Frankreich, GB) wurde immerhin angerissen.

    18. giabez Says:

      Buchtipp: Gebrauchsanweisung für die Schweiz von Thomas Küng.

      Da kann man unter anderem auch nachlesen, warum bei den Schweizern die Deutschen generell als „Schwobe“ gelten…

    19. Ben Says:

      Ein ganz anderes Problem sind diejenigen unter den Zugereisten, welche ihre lieben Kleinen („Mein Kind kann schon hochdeutsch, und überhaupt fangen wir bei uns in Wuppertal auch schon mit 6 die erste Klasse an“) vom ersten Kindergarten am liebsten gleich in die zweite Klasse transferieren wollen.
      Die tumben Schweizer (nicht zu reden von den wirklich fremdsprachigen) Kinder dürfen sich dann mit schwach sozialisierten (das kommt vom Alter, nicht von der Herkunft) Mitschülern auseinandersetzen. Das hat jetzt nur bedingt mit Deutschunterricht zu tun, wohl aber mit Spracherwerb und damit, wie wir oft Mundfertigkeit mit Intelligenz oder Reife verwechseln.
      Matura 1984 (7 Jahre Gymnasium, und das ohne sitzenbleiben), Geschichte bis ca. Konrad Adenauer, Literatur (nebst Klassikern) mit Plenzdorf, Böll und Kästner (wiederum querverflochten mit der Geschichte). Schweizer Literatur nur so biedermeiermässig, ausser Frisch und Dürrenmatt, die bis ins hinterste zerlegt und analysiert wurden, bis uns die Deutsche Sprache zu den Ohren raushing. Kein Niklaus Meienberg, leider.
      Im Musikunterricht ist uns Grönemeyer gottseidank erspart geblieben. 😉

    20. vorgestern Says:

      In den Achtzigerjahren lernte ich eine Sekundarlehrerin aus der Innerschweiz kennen. Als sie im Deutschunterricht Gedichte von Morgenstern durchnehmen wollte, gab es einen Protest seitens der Eltern und sie musste darauf verzichten. Ich nehme an, das war den Leuten zu ‚modern‘. Die gute Frau hat übrigens in der Zwischenzeit umgesattelt.

      Zu meiner Schulzeit in Deutschland (bis 1951) kamen wir im Geschichtsunterricht nicht einmal bis zum 1. Weltkrieg. Und im Deutschunterricht mussten wir Maria Stuart lesen und Schiller-Gedichte auswendig lernen. Im Französisch-Unterricht kam keine Alltagssprache vor, mir geistern heute noch Figuren wie „Vercingétorix“ (leider nicht Astérix) und Pépin le Bref im Kopf herum. Doch die Grammatik wurde uns eingetrichtert, sodass ich im „Welschland“ nach anfänglicher Sprachlosigkeit doch zu sprechen anfing. Die Englischbücher waren da fortschrittlicher.

      Bei meinen Kindern fiel mir auf, dass diese hier in der Sekundarschule (Siebzigerjahre) recht selten Aufsätze schrieben. Wenn ein Diktat gegeben wurde, konnten sich die Klasse jeweils darauf vorbereiten! Das gab natürlich keineswegs den wirklichen Kenntnisstand wieder, weil die Auswendiglerner oft gleich alles wieder vergassen.

    21. Fredy Says:

      Mein Geschichtsunterricht (bis 1984) endete tatsächlich beim 2. Weltkrieg, aber ich war interessiert genug, mich selber weiterzubilden. Mit der Geschichte hat in unserer Generation (also 25 bis 45) IMHO die verbreitete Deutschland-Antipatie wenig zu tun.

      Bitter ist bloss, wenn unsereins in Deutschland in Fédéral-Hochdeutsch radebricht und man dann von (Nord-)Deutschen zu hören kriegt „also mit dem Schweizerischen Dialekt habe ich gar kein Problem, ich verstehe das alles super“ … da überleg ich manchmal zweimal, ob ich einfach reden soll wie mir der Schnabel gewachsen ist und meine Deutschen Kollegen schmoren lasse, oder ob ich mich wirklich quälen soll. Gesprochenes Deutsch ist für Deutschschweizer halt trotz ARD, ZDF etc. eine Fremdsprache. Und der nicht wirklich motivierende CH-Deutschunterricht trägt das seinige dazu bei.

    22. Gabriel Says:

      Selbstverständlich gibt es in der Schweiz gute Deutschlehrer – aber wohl zuviele schlechte Primarlehrer, die den Kindern schon früh den Spass an der deutschen Sprache austreiben („und als nächstes unterstreicht ihr alle Verben blau“). Meines Erachtens kann aber das negative – ambivalent ist wohl der richtigere Ausdruck – Deutschlandbild vieler Schweizer nicht allein auf sprachliche Minderwertigkeitsgefühle zurückgeführt werden. Es ist vielmehr eine Mischung vieler Faktoren, die zu negativen Gefühlen gegenüber Deutschland führt: das Abgrenzungsbedürfnis gegenüber deutschen Vereinnahmungs- oder Verniedlichungsbedürfnissen; die nicht zu vernachlässigenden Mentalitätsunterschiede (zu Besuch in Hamburg oder Berlin fühlt sich ein Deutschschweizer zugleich in merkwürdig vertrauter Umgebung und dann doch wieder sehr fremd); und gewissermassen als Kompensation des sprachlichen Minderwertigkeitskomplexes das latente Gefühl „es“ eben doch besser zu machen bzw. zu haben als die Deutschen. Und dann wäre dann noch das Selbstverständnis der Schweizer als viersprachige Willensnation, welche allein schon deshalb zu den Nachbarn eine gewisse Schutzdistanz einhalten will.

      Komplex also, dieses Phänomen, das Sie in Ihrem Blog seit über einem Jahr ebenso eifrig wie eloquent beschreiben. Aber wenn ich versuchen Würde, es auf einen Punkt zu bringen, dann so: gerade weil Deutsche und die Deutschschweizer geographisch und kulturell einander so nahe sind, empfinden sie die bestehenden Unterschiede im Detail umso stärker…

    23. Pesche Says:

      Louis hat aus meiner Sicht total recht. Er führt eine Reihe von Gründen auf, die wohl dazu führen, dass manche Schweizer ihre liebe Mühe haben mit den Deutschen. Ich selbst habe das überhaupt nicht. Es gibt bestimmt in der Schweiz ebensoviele arrogante Typen wie in Deutschland.
      Die deutsche Sprache finde ich sehr schön. Wie zum Beispiel Hüsch damit umgegangen ist, war toll.
      Meine Frau und ich haben Deutschland oft bereist und haben auch die, oft als kalt beschriebenen, Norddeutschen als freundlich und hilfsbereit empfunden.

    24. Johanna Says:

      Ein negatives „Deutschlandbild“ aufgrund des Deutschunterrichts in der Schule?

      Nein. In der Schule ist Sprache ist nur ein kleines Element im „Deutschlandbild“. Ich glaube nicht, dass Schüler „Deutschland und die Deutschen“ gedanklich damit verbinden (die Schuld daran geben), dass sie als Deutschschweizer in der Schule (oder schon im Kindergarten) Deutsch als „erste Fremdsprache“ lernen (müssen). Schriftdeutsch wird nicht als *ausländische* Fremdsprache empfunden und in der Schule (beim Lesen- und Schreiben lernen) geht es um *Schriftdeutsch* und nicht um Hochdeutsch. Und nur Hochdeutsch = „Deutschland und die Deutschen“. Alle Bücher, denen man in der Schule (und mehr und mehr schon im Kindergarten) begegnet, sind in Schriftdeutsch geschrieben (ääähm, logisch – Hochdeutsch hat vor allem mit Sprechen zu tun, nicht mit Schreiben. Dass es Schweizer Ausdrücke gibt, die in Deutschland unbekannt sind, und umgekehrt, ist in der Schule noch nicht so wichtig). Geschriebenem Dialekt begegnet man höchstens in der Singstunde (Mani Matter) und vielleicht dann mal in den höheren Klassen oder überhaupt nie, wenn zu Hause d.h. in der Familie nicht zufälligerweise Dialektbücher gelesen werden.

      Literatur?
      Natürlich wird in der Schule Literatur gelesen, werden Gedichte auswendig gelernt usw. Aber, erstens, alles in Schriftdeutsch (ich bin nie einem Schweizer Lehrer begegnet oder hätte von einem gehört, der seinen Schülern Hochdeutsch beibringen wollte, d.h. mit Schriftdeutsch nicht zufrieden war).
      Zweitens: stammt nur ein Teil der in deutsch verfügbaren Literatur auch von deutschen Autoren, der Rest ist übersetzt.
      Drittens: Solange es sich nicht um ein Sachbuch handelt, ist das Land, in welchem eine Geschichte spielt, nur einer von vielen Parametern, eine Kulisse, ein Hintergrund.
      Also ist auch hier die gedankliche Verbindung mit „Deutschland und den Deutschen“ eher nebensächlich.

      Geschichtsunterricht?
      Natürlich hört man über Deutschland im „Geschichtsunterricht über die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts“ nicht viel Positives. Weil man im Geschichtsunterricht aber natürlich auch auf die Hintergründe eingeht und noch viele andere Zeitperioden (in denen andere Völker „schlecht weg kommen“) behandelt, glaube ich nicht, dass der Geschichtsunterricht ein wichtiger Faktor für die Entstehung eines negativen Deutschlandbilds ist.

      Berufsleben!
      Ich glaube, „es“ passiert vor allem später. In der Berufsausbildung und dann im Berufsleben. Man konsumiert jetzt selbständig, nicht mehr vom Lehrer vorverdaute / kommentierte Medien, man fährt in die Ferien, man schliesst sich Gruppen (peer groups) an, man erlebt ausländische Konkurrenz und ausländische Kunden, die „anders“ sind als die Schweizer, in vieler Hinsicht. Dann hat man zum ersten Mal Gelegenheit, die sich über die Jahre angesammelten Vorurteile zu „testen“, auszuleben, die Reaktionen zu spüren und optimalerweise, seine Vorurteile zu überprüfen und zu korrigieren.

      „Brut- und Spielplatz“ der Vorurteile:
      Familie, Stammtisch, Boulevardzeitungen, Bücher, TV, Filme usw. Aus Zeitmangel, aus Oberflächlichkeit, aus Effizienzgründen, oder ganz einfach aus Faulheit werden die Bürger von fast jedem Staat mit gewissen unverkennbaren Eigenarten versehen „herumgereicht“ und es braucht sehr viel Disziplin und Selbsterkenntnis / Einsicht, um die so, absichtlich oder unabsichtlich, gepflegten und genährten Vorurteile bei sich jederzeit oder wenigstens im Bedarfsfall unter Kontrolle zu bringen.

      „Wir“ haben auch Vorurteile über Franzosen, Belgier, Polen, Amerikaner, Chinesen, Afrikaner, Italiener, Australier, Innerschweizer, Oberländer, Zürcher usw. usw.

      Aber das tiefere Problem dahinter ist: Vorurteile sind Macht !

      Wenn ich einen Ausländer meine Vorurteile gegen ihn bzw. sein Land spüren lasse, wird er sich im Normalfall, in seinem Stolz verletzt, in die Defensive begeben, d.h. sich und sein Land zu verteidigen versuchen – und ist jetzt schon deshalb im Nachteil, bzw. gibt mir ein Gefühl von Macht: Ich greife an, er muss sich verteidigen. Die meisten Menschen sind (schon als Kinder) bezüglich ihrer Herkunft sehr empfindlich und verletzlich und deshalb ist die Herkunft eines Menschen, seine Sprache, ein landestypisches Aussehen usw. (leider) ein nahe liegender Angriffspunkt, wenn man glaubt, angreifen zu müssen. Diese Schwäche nicht auszunutzen (z. B. wenn eine deutsche Fussballmannschaft schon wieder gewonnen hat und die Schweizer nicht) braucht ein gewisses Mass an Charakterstärke, Selbstbeherrschung …..

      … und wenn man dann nach Gründen für Vorurteile gegen ein bestimmtes Land und seine Bürger gefragt wird, schämt man sich seiner „pauschalen Bauchreaktionen“ (Ehrgeiz, Lust nach Macht …) und versucht, rationalere Erklärungen (Ausreden) dafür zu finden: Schule, Geschichte, Literatur …

    25. Jean Gabin Says:

      Ich bin auch der Meinung, dass Jens mit seiner Deutschunterricht-Theorie auf dem Holzweg ist. Da irrt sich der Autor ganz einfach.

    26. 1970 Says:

      Konnte von Kindesbeinen an ZDF und ARD schauen, auch ohne Kabelfernsehen. Daran kann’s nicht liegen…

    27. Phipu Says:

      Hier etwas zum Thema gute Deutschlehrer:
      Die Meinung, dass es keine guten Deutschlehrer in der Schweiz gibt, kann ich nicht vertreten. Ich hatte in der Bezirksschule (Oberstufe im Kanton Solothurn) Anfangs 1980er-Jahre eine Sprachlehrerin, die mit viel Begeisterung Deutsch, Französisch und Englisch vermittelte. Heute bin ich den Umständen, die dazu führten, dass ich genau auf diese Lehrerin traf, nach wie vor dankbar. Diese Lehrerin sprach selbst beispielhaft mit einer Leichtigkeit Hochdeutsch aus, wie das selten Schweizer tun; und forderte dies auch von ihren Schülern. Gerade im Deutsch habe ich erst ab dieser 7. Klasse (also ab 13jährig) gelernt, wie man die letzten Elemente Emil-Hochdeutsch los wird, und wie man deutsch auf der Bühne auszusprechen hat. Ende Schuljahr durften wir jeweils – um einen Grund zu haben, diese Aussprache geübt zu haben – ein Schauspiel aufführen.
      Ich traf auch während meiner späteren (Berufs-)Schulzeit immer wieder auf Deutschschweizer, die die folgenden Finessen offenbar gar nie gelehrt bekommen (oder sofort wieder vergessen) hatten: z.B. stimmhafte S in „Reise“ oder „Sonne“ (stimmhafte S braucht man in Französisch [z.B. „rose“] und Englisch [z.B. „please“] ja auch), aber auch „Annnmeldung“ und nicht „Aaaaanmeldung“ = aus dem Dialekt: „Aaaaamäldig“
      (Spezifische Punkte, die man sich aus einem „durchschnittlichen“ Mittelland-Dialekt angewöhnen muss, wie „k = ggh“, „..ich/..ech = …isch/…esch“, „ä = e“ waren mir natürlich schon in früheren Klassen antrainiert worden).

      Dazu muss ich vielleicht erwähnen, dass ich immer gerne Sprachen lernte, aber durch die Absenz eines familieneigenen Fernsehers als Kind nie ARD- und ZDF-Vorkennnisse erwerben konnte.

      Es ist also einzig Verdienst dieser vorbildlichen Lehrerin, dass ich nun komplexfrei hochdeutsch spreche (auch wenn es nicht/nicht mehr perfekt ist). Natürlich werde ich zwischendurch wieder auf den Boden der Realität geknallt, wenn ich in Deutschland – allerdings erst – nach meinem fünften Satz „gelobt“ werde: „Das Schweizerdeutsch, das Sie sprechen, verstehe ich aber recht gut!“ Dabei hatte ich diesen fünften Satz „Da kann ihnen nur ein allfälliger Zapfenzieher am Sackmesser helfen.“ so schön ausgesprochen! Gerade das „S“ bei „Sackmesser“ war doch so vorbildlich stimmhaft…

    28. Ben Says:

      @Johanna: „ääähm, logisch – Hochdeutsch hat vor allem mit Sprechen zu tun, nicht mit Schreiben.“

      Es ist so, (ob wir das wahrhaben wollen oder nicht) dass Schrift und Sprache identitäts- und kulturstiftend sind. Wem führe nach zwanzig Jahren Ausland (zB) nicht ein leiser Schauer über den Rücken, läse er/sie plötzlich das Wort „gäbig“ oder hörte jemanden von „Angemachtem“ schwärmen.
      Ich kenne viele Germanisten (das sind die Wissenschaft(l)er, nicht die Nachbarn nördlich) die da behaupten, das Schweizerdeutsche sei arm, armselig, minderwertig, von bescheidenem Wortschatz etc. So ein Unsinn!

      Wer uns (uns Menschen) die Sprache [unserer Kindheit] wegnehmen oder „vernüütigen“ will, der versucht, uns die Kultur wegzunehmen. Wir können nur erahnen, was beispielsweise Kurden widerfährt, die kein Kurdisch mehr sprechen dürfen in der Schule (ich will hier nicht politisch werden) oder meinetwegen Tschuktschen, die aus was für Gründen auch immer kein Tschuktschisch mehr reden dürfen.

      Ich freue mich ab, pardon, über jeden Dialektausdruck – woher auch immer – der es in die geschriebenen Medien schafft. Einen bayrischen Streit ‚bodigt‘ jeder Korrektor zu einem harmlosen 08-15-deutschen Wortgeplänkel, kerniges Urnerisch geht im Allerweltsschweizerdeutschen unter.
      Ei, wie übersetzt man ‚bodigen‘? Gibt es da was Passendes? Eben. Auch Labskaus bleibt Labskaus und a Pfundskerl bleibt unübersetzbar. Es lebe die Vielfalt der Sprache!

    29. Bruno Says:

      Es ist nicht anzunehmen, dass das Deutschlandbild durch Lehrer und Literatur vermittelt wird. Und schon gar nicht durch das Parfüm von Süskind. Das ist sehr undeutsch, irgendwie.
      Könnt’s eher sein, dass sich eine Kategorie Schweizer „erdrückt“, nicht ernst genommen fühlt? Zum Beispiel weil Franken in Deutschland immer Fränkli sind. Neid von Norden auf die vergleichsweise gute wirtschaftliche Situation?
      Ärger von uns Eidgenossen, weil uns unsere Liebe zum Diminutiv immer wieder in den Ohren tönt? (Gilt übrigens auch für Frankreich: Les petits suisse.) Die kleine Schweiz! Und umgekehrt „Der grosse Kanton“.
      Hat vermutlich mehr Gewicht als wahrgenommen.

      Übrigens: „Bodigen“ könnte man mit „zu Ende bringen“ „Fertigmachen“ übersetzen.

    30. kaba Says:

      die schule ist kaum schuld an unserem ambivalenten deutschlandbild.

      unsere deutschlehrerin war sehr gut, aber wir haben wenig litteratur des 20. jahrhunderts gelesen (übrigens auch fast nichts von schweizer autoren). der geschichtsunterricht (matura im jahr 2000) hat beim 2. weltkrieg aufgehört. man hat anfangs kanti bei den alten ägyptern angefangen, ist dann über griechen, römer usw. usw. chronologisch vorgegangen und hatte am schluss kaum noch zeit für die weltkriege. nach 1945? ende der geschichte. vietnam? kalter krieg? nahostkonflikt? nie gehört. das ist ein armutszeugnis für unseren geschichtsunterricht, aber sicher keine erklärung für unser ambivalentes deutschlandbild.

    31. Freudenhügel Says:

      Ich bin Jahrgang 62 und dank Baby-Booming wohl in der Mehrheit hier (was ich sage, gilt also!).

      Bei allen Fernsehshows in den 60ern und 70ern, bei welchen Teilnehmer aus den drei deutschsprachigen Ländern – Österreich, Deutschland, Schweiz – gegeneinander antraten, mussten wir uns immer für die Schweizer Kandidaten schämen. Das waren immer ungelenke Landeier ohne Stil und Humor. Ausnahmslos.

      Sowas prägt. Was macht also der Schweizer, wenn er sich schämt? Er igelt sich ein.

      Fazit: Nicht die Schule ist schuld an unserem schrägen Deutschlandbild. Es sind die Herren Kulenkampf, Thoelke und Carell. Sie haben eine ganze Generation von Schweizer Baby-Boomern emotional verstört.

    32. Administrator Says:

      @Bruno
      zum Thema „bodigen“ siehe hier:
      http://www.blogwiese.ch/archives/149

    33. Michael2 Says:

      So, ich besuchte die Kantonsschule, welche ich gerade abgeschlossen habe und kann mal eine Literaturliste der Klassenlektüren der letzten vier Jahre anfügen.

      Kaschnitz, Lange Schatten (&Erzählungen)
      Wedeking, Frühlingserwachen
      Mann, Tonio Kröger/Mario & der Zauberer
      Sophokles, König Ödipus
      Goethe, Die Leiden des jungen Werther
      Dürrenmatt, Der Besuch der alten Dame
      Büchner, Lenz
      Shakespeare, Hamlet
      Jelinek, Klavierspielerin
      Goethe, Faust
      Ibsen, Nora
      Schnitzler, Traumnovelle
      Euripides, Medea
      Kafka, div. Erzählungen
      Tieck, der blonde Eckbert
      Fouqué, Undine
      Hoffmann, der goldene Topf
      Bachmann, Simultan
      Andersch, Sansibar oder der letzte Grund
      Hauptmann, Bahnwärter Thiel
      Zuckmayer, der Hauptmann von Köpenick
      Borchert, Draussen vor der Tür

      Ich wollte mit diesem Beitrag nicht prahlen sondern lediglich ein wenig das Klischee des Unwissens in der Literatur lockern. Vielleicht kannst du das ja auch für den Blog weiterverwenden so in etwa ‚was ein Schweizer Schüler alles liest…‘

    34. Sarah Says:

      Ihr selbst seid es. Wir schweizer müssen euch immer auf dieselbe weise ertragen. Wir mögen euch in spanien nicht und wir mögen euch auf der ski-piste oder sonst wo nicht. Weil ihr immer zu extrem seid, zu schnell, oder zu laut, zu ergeizig, zu nervig wir nennen das TRAMPEL hierzulande. Der elefant im porzelanladen…… ihr müsst lernen alles mit ein bisschen geduld und respekt zu behandeln und zu tun als hättet ihr für einmal begriffen dass es nicht um euch geht…. aber immer sollen wir euch verstehen, toll finden, unterstützen und gleich sein.

      Das geht aber nicht, denn wir finden Ballermann nun mal eher scheisse, und wir stehen auch nicht so auf currywurst, oder essen kalte maikas, und in spanien bestellen wir auch nicht auf deutsch sondern auf spanisch so gut und oft wie möglich…
      Wir passen uns an wo auch immer und lassen andere gewähren.
      Achte dich mal in den Ferien: Trifft Deutscher auf Deutscher, gehen die einen trinken, haben spass zusammen. Trifft jedoch schweizer auf schweizer, verstummt er und macht sich aus dem staub, jeder seinen eigenen weg…

      Es ist ein riiiesiger unterschied zwischen euch und uns. Wir wollen diesen unterschied auch. Wir sind stolz auf uns. Wir hassen euch ja nicht. Ihr nervt nur manchmal weil es sich immer um euch drehen muss….
      so. Denken wir zumindest. Und wenns nicht so is dann siehts so aus.
      Als ob wir euch nicht manchmal nerven würden, wenn innerschweizer ihr bestes geben deutsch zu reden… oder sonst was.

      Mach dir keinen kopf und entspann dich… aber komm nicht nochmal mit solch einem artikel und behaupte dinge die so weit hergeholt und einfach doof sind, dass man nicht mal darauf ein gehen möchte..

      Schreib doch einen blog als antwort auf die ganzen comments…. „nimmt mich schon wunder“ was du dazu meinst.

      gruss aus basel

      sarah

      ps: wie schon in einer anderen antwort: die franzosen oder die engländer, türken oder die AMERIKANer nerven genau so. Die schweizer sind von allen genervt. Das ist halt so… =) nich weiter schlimm… oder sind wir denn gemein zu euch?

    35. Sylvie Says:

      Naja, Sarah, wenn man sich als „Die Shiiiess Dütschen“ beschimpft fühlt. Weil man es wagt sich öffentlich zu freuen (über Fussball zum Beispiel), dann ist das schon etwas, dass ich zumindest, persönlich nehme. Eine Aussage, die mich verletzt und ärgert. Das liegt aber schlicht daran, dass man mich mit fast 8 Mio. anderen Menschen in einen Topf wirft!

      Übrigens gehen nicht alle Deutschen zum Ballermann, nicht alle haben kein Feingefühl und nicht alle sprechen kein Spanisch.

      … und Gott sei Dank gibt es wahnsinnig tolle, sympathische und interessante Schweizer, die mich mögen, obwohl ich eine grosse Klappe habe! 🙂

      Gruss
      von einer Hamburgerin aus Zürich

    36. Sarah Says:

      hellau hellau, es geht ja nicht um beschimpfungen/rassismus – sondern mehr um die situation deutscher trifft auf schweizer.

      Ich versteh was du meinst. Das ist in der Tat nix Nettes. Sowas sagt man aber auch nicht.
      Ist eigentlich schade: eigentlich haben ja alle recht, weil es geht hier ja dadrum wie etwas wirkt. Und für uns ist es so und für euch eben anders…. man sollte da mal drüber nachdenken, und wenn wir uns alle ein bisschen weniger wichtig nehmen, hilfts vielleicht…

      nomol e gruess us basel – Sarah

    37. Urs von T. Says:

      ach sylvie,nimm´s nicht so ernst was sarah schreibt.wir zürcher mögen im allgemeinen auch keine basler,weil es mehr deutsche sind als schweizer.
      leute mit grossen goschen sind überall unbeliebt.
      die wiener bei den österreichern
      die berliner bei den deutschen
      die deutschen bei den schweizern
      die basler bei den schweizern
      wie gesagt „im allgemeinen“
      im speziellen kommt es darauf an mit wem man verkehrt, wenn man schlechte erfahrungen gemacht hat und welches niveau ich selber habe.
      und wichtiger als toleranz ist doch der gegenseitige respekt.

    38. kevin Says:

      ich liebe deutschland. Es ist das bester land der welt!!!

    39. jambox Says:

      ihr seit doch nur neidisch auf uns weil wir europas stärkste macht sind. aber ich mag eigentlich die schweiz…das ist unser kleiner bruder. wir würden euch im kriegsfall immer zur seite stehe. ich weiß garnicht wa sihr habt..in deutschland hat man ein neutrales denken über euch..man denkt nix schlechtes aber auch nix gutes…man bringt nur berge damit in erinnerung…naja ich liebe deutschland und das ist auch gut so….cioa ihr süßen schweizer

    40. Brombeertaler Says:

      Ich glaube kaum, dass es einem intelligenten Menschen gelingt, etwas gutes über Deutschland zu denken. Ich selbst bin von dort in die Schweiz ausgewandert und bin froh darüber. Die schleichende Verblödung in Deutschland, die extreme Borniertheit, war nicht mehr auszuhalten. In der Schweiz finde ich Lebensqualität vor und nicht diese unendliche Verrohung.
      Über die Literaturbeispiele kann ich allenfalls nur lachen. Als gäbe es in Deutschland eine nennenswerte Literatur seit Arno Schmidt! Da hat man wohl literarisch die Welt verschlafen, nicht wahr? Nein, meine Lieben, Deutschland ist nirgendwo der Mittelpunkt, ausser (ich erwähnte es bereits) in der Dummheit.

    41. ton Says:

      Was mich immer wieder sehr wundert (und das hab ich auch schon an anderer Stelle geschrieben) ist, dass fast nie ein böses Wort von Deutschen über die Schweizer fällt. Es ist immer nur umgekehrt..! Fühlt sich „der Schweizer“ so schnell verletzt??

      zu Sarah:
      Es gibt auch genug Schweizer die zum Ballermann fahren oder sich ähnlich peinlich verhalten… Nur habt ihr nicht mal 10% der Einwohnerzahl die Deutschland hat, da fällt das nicht so sehr auf..;-)