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Wer mag schon die Deutschen in der Schweiz?

  • Werden die Deutschen in der Schweiz ausgegrenzt?
  • Die Frage stellte mir auch Patrick Rohr in der Sendung QUER. Eine Antwort blieb ich ihm schuldig. Tatsächlich lässt sich das ewige Gerede von den „ungeliebten Nachbarn“ im Einzelfall nicht durch persönliche Erlebnisse belegen. Wenn überhaupt, ist es eine sehr „unterschwellige“ und versteckte Art der Ausgrenzung. Wenn unsere Tochter in der Primarschule vom Lehrer gesagt bekam, sie möge nicht mehr „Guten Tag“ sondern „Grüezi“ am Morgen sagen, ist das dann schon eine deutschfeindliche Behandlung und Ausgrenzung?

  • Ein Deutscher im Oberwallis
  • Einen ganz anderen Bericht über einen Deutschen im Oberwallis lasen wir in der NZZ vom 6.4.06

    Umgekehrt fühlen sich die Deutschen in der Schweiz von den Schweizern, die sie angeblich nicht mögen, keineswegs marginalisiert oder gar fremdenfeindlich behandelt. Nicht einmal Deutsche, die sich in Regionen vorwagen, die auch für Deutschschweizer aus anderen Kantonen als schwieriges Terrain gelten, wissen von xenophoben Attacken zu berichten. Im Gegenteil: Ulrich Keuth, der seit 1999 bei der Lonza arbeitet – nicht etwa am Hauptsitz im grenznahen Basel, sondern in dem von Bergen eingeschlossenen Visp -, fühlt sich wohl in seiner schweizerischen Wahlheimat. Er ist direkt nach dem Studium im Saarland nach Visp gekommen und meint, dass er wohl solche Möglichkeiten in Deutschland kaum erhalten hätte. Heute leitet der Chemiker eine für die Qualitätskontrolle zuständige Abteilung. Überraschend war jedoch nicht nur, dass ihm rasch Verantwortung übertragen wurde, sondern auch der lockere Umgangston am Walliser Standort. Anders, als es Keuth aus Deutschland kennt, verzichtet man im Oberwallis auf Förmlichkeiten, trägt nur in Ausnahmefällen eine Krawatte und duzt sich in der Regel.

  • Duzis machen und nicht Duzen
  • Das schnelle Duzen ist eine Erfahrung, die Deutsche in der Schweiz im Berufsleben sehr rasch machen. Darüber wurde uns häufig berichtet. Erinnern wir uns an unsere Erlebnisse in der Industrie in Deutschland, so fallen uns zahlreiche Situationen ein, in denen das Duzen („Duzis-machen“ sagen die Schweizer dazu) absolut nicht selbstverständlich war. Sogar unter Gleichaltrigen dauerte es mitunter Wochen, bis man zum Du überging. Die Deutschen sind in dieser Hinsicht wirklich um einiges steifer und förmlicher. Lehrer, Pfarrer oder Ärzte, auch wenn man sie noch so lange und persönlich kennt, würde man niemals duzen in Deutschland. Der klassische „Dünkel“ lebt irgendwie weiter. Eine Ausnahme bilden hier nur die Universitäten, wo sich die Studenten untereinander immer geduzt haben.
    (Foto: Eingang Universität Freiburg im Breisgau)
    Universtität Freiburg --- Duzen ist hier normal
    Aber auch hier bleibt die Distanz zum Professor, zum Seminarleiter oder Studienrat immer schön mit einem „Sie“ gewahrt.

  • You may say you to me
  • Unser Altbundeskanzler Helmut Kohl hingegen war dafür bekannt, dass er sich mit allen duzte. Das System Kohl funktionierte über enge Duzfreundschaften und Beziehungen. Auch zum damaligen amerikanischen Präsidenten Ronald Reagan soll er gesagt haben: „You may say you to me!“, und schon waren die beiden beim Du. Ist doch prima, für was gute Fremdsprachenkenntnisse alles nützlich sind. Kohl kann als gebürtiger Pfälzer keine Fremdsprachen ausser Hochdeutsch. Das Englischsprechen überliess er lieber seiner Frau Hannelore, denn die war gelernte Dolmetscherin.
    Kohl und Reagan
    Helmut Kohl, Ronald Reagan und Eberhard Diepgen blicken nach Ost-Berlin, 12.6.1987.
    Der viereckige Rahmen im Hintergrund enthält Panzerglas, damit kein Scharfschütze aus dem Osten mal kurz den „imperialistischen Erzfeind“ abknallen konnte.
    [Quelle: Bundespresseamt (5673); Foto: Engelbert Reineke]

  • Vorname und Sie
  • In Frankreich erlebten wir noch die hübsche Variante, schnell mit dem Vornamen angesprochen zu werden, und dann mit „Vous“ weiter. In deutschen Gymnasium gehört es zum guten Stil der Lehrer, die Schüler der Oberstufe explizit zu siezen, wenn sie volljährig sind, und ihnen so zum ersten Mal in ihrem Leben das Gefühl zu vermitteln, als Erwachsene zu gelten und behandelt zu werden. Auch hier in der Variante: Vorname und Sie. Nachnamen in der Schule zu gebrauchen kommt auch vor, wenn der Lehrer ein alter Kommiskopp ist und dies noch aus K.u.K. Zeiten kennt. Diese Sorte Lehrer sollte aber schon so gut wie ausgestorben sein.

  • Die direkte Art der Walliser?
  • Der nächste Satz aus der NZZ machte uns dann aber stutzig. Liegt das Wallis eigentlich überhaupt in der Schweiz? Denn wir lesen:

    Auch der Walliser Humor und die Walliser Art, Dinge ohne Umschweife anzusprechen, waren gewöhnungsbedürftig.

    Ist nicht Patrick Rohr aus dem Wallis? Zumindest hat er dort ab dem 14. Lebensjahr gelebt. Den Humor dort können wir schlecht beurteilen, aber „Dinge ohne Umschweife anzusprechen“, das haben wir über die Schweizer bisher so noch nicht gelesen. Es war bisher immer die Fähigkeit zum Konsens, das diplomatische Lavieren, das geschickte Taktieren, mit dem sich Schweizer selbst charakterisierten oder von anderen beschrieben wurden, niemals die „direkte Art“. Wunderbar, dass das ausgerechnet im Wallis geschätzt wird. Aber dieser Kanton muss sowieso irgendwie „special“ sein, so halb französisch und hinter hohen Bergen versteckt.
    Blick ins Wallis

    

    33 Responses to “Wer mag schon die Deutschen in der Schweiz?”

    1. Mathias Says:

      Sie haben da was vergessen, Herr Wiese… nein Ernst beiseite:

      Die Berner wurden übergangen! 😉 Es handelt sich um eine lustige Eigenart in der „berner Grammatik“, nicht zu siezen, sondern zu „ihr“zen.

      Vergleiche Näheres dazu unter http://de.wikipedia.org/wiki/Berndeutsch#Grammatik

      Ich wende immer diese Form an – obwohl ich nicht Berner bin – wenn ich nicht genau weiss, was jetzt wohl angebracht ist: „sie“ oder „du“?

      Die Englischsprechenden haben es da wirklich einfacher 🙂

      Das mit den Wallisern habe ich bis jetzt aber anders erlebt. Walliser sind Bergleute und Bergleute wirken im ersten und zweiten Moment sehr freundlich und direkt. Man sollte aber nicht den Fehler machen, Freundlichkeit mit Aufrichtigkeit zu verwechseln… (vielleicht hatte ich einfach Pech)

    2. Administrator Says:

      @Mathias
      Doch, den Artikel über dieses Thema gibt es schon auf der Blogwiese.
      Hier: Vom Ihrzen und Euchzen

      Gruss, Jens

    3. su Says:

      Duzen und Siezen in Deutschland:

      Ich arbeite in einer Frima wo es „eigentlich“ total verpönt ist zu duzen. Die Führungskräfte (wie man hier die Chefs nennt *g*) siezen sich alle. Auch ich sieze mich mit (fast) allen, weil ich dazu angewiesen wurde!!!

      Die Mitarbeiter in der Verwaltung (die sogenannten weissen Mitarbeiter) sind aber sehr wohl duzis untereinander und insbesondere in der Produktion (die sogenannten blauen Arbeiter) ist man mit allen per D. Da muss man sich richtig wehren (*hihi* Helvetismus), wenn man nicht gedutzt werden will… (Wozu ich keine Lust habe *g*).

      Aber das per „Sie“ sein, muss gar nicht so negativ sein. Man kann trotzdem ein gutes und auch enges Arbeitsverhältnis haben. Das „Sie“ wird dann innerlich zum „Du“ und trotzdem bleibt eine gewisse Distanz erhalten.

      Es ist zu Diskussion zu stellen, ob das Siezen zu mehr Respekt führt und das Du dazu führt, dass man den anderen leichter hintergeht, Respekt abgebaut wird…

      Ich beobachte hier in DE, dass wenn man per „Du“ ist, eine gewisse Kumpelei anfängt und beim „Sie“ mehr Respekt da ist.

      In der Schweiz habe ich mich mit Leuten gedutzt, und trotzdem blieb eine gesunde Distanz erhalten, wie sie beim per „Sie“ auch existiert. Aber das kann auch eine verklärte Beobachtung von meiner Heimat sein.

      Was meint ihr dazu?

    4. su Says:

      Noch was:

      Zu dieser unterschwelligen Feindschaft und Ausgrenzung der Deutschen durch die Schweizer kann ich ein Liedchen singen. Mein Mann ist Deutscher.

      Nicht dass sich meine Schweizer Freunde ihm gegenüber nicht nett und freundlich verhalten würden, nein, aber als ich verkündigt habe, dass ich einen deutschen Freund habe, haben alle die Nase gerümpft: „Einen Deutschen?? Die sind doch so scheiß arrogant!? Willst du wirklich so Einen haben? Und dann musst du vielleicht noch nach Deutschland ziehen, nein, das würde ich mir nicht antun!!“

      Und als ich dann erzählt habe, dass es nun wirklich so ist, dass ich nach Deutschland ziehe, haben sich fast alle so verhalten, als würden die Norddeutschen (insbesondere Die) die Schweizer in der Suppe kochen und mit Würstchen essen. *hihi*

    5. sylvie Says:

      jens schreibt:“Auch der Walliser Humor und die Walliser Art, Dinge ohne Umschweife anzusprechen, waren gewöhnungsbedürftig.
      Den Humor dort können wir schlecht beurteilen, aber „Dinge ohne Umschweife anzusprechen“, das haben wir über die Schweizer bisher so noch nicht gelesen.“

      Doch, doch der Schweizer kann sehr direkt sein,speziell unter seinesgleichen,gegenüber ‚Fremden‘ ist er dann schon anständiger 🙂

      Zum Beispiel,das eigentliche Berndeutsch ist doch eine eher rauhe Sprache,da werden Dinge ( z.B. Körperteile oder dessen Funktionen) auch direkt beim Namen genannt ohne Umschweife, das wird dann von anderen CH-Dialektsprechenden oft als zu direkt, wenn nicht gar unanständig aufgefasst.
      Das hat sich jedenfalls für mich immer wieder bestätigt,während meiner ‚Gesellen Tour de Suisse‘, in verschiedenen Landesteilen:):)

    6. PAX Says:

      auch an scheizer gymnasien ist das so, zumindest an dem ich zur schule ging. ab volljährigkeit wird gesiezt und mit dem vornamen, wie früher. unser klassenlehrer allerdings, der hat duzis mit uns gemacht, was wir aber nicht an die grosse glocke hängen durften.

    7. Frank Says:

      Bei mir an der Uni (D) wurden bis auf Professoren und Sekretärinnen alle geduzt.

    8. Ute Says:

      Hallo Jens, vielen Dank für deine „Blogwiese“.
      Als Deutsche (man siehts gleich am Namen..) habe ich doch schon viele ähnliche Erfahrungen gemacht wie hier beschrieben.
      Ich hatte das Gefühl, dass in unserem Betrieb das Duzen obligatorisch ist, weil der Betrieb zu einer austral. Gruppe gehört.
      Dem ist wohl nicht so.

      Zu Lonza: gerade gestern unterhielten wir uns hier darüber, dass ein ehemaliger Mitarbeiter jetzt bei Lonza im Wallis ist und gerade nicht so gut integriert ist, wie er es von hier kannte. Er ist gebürtiger Tessiner.

      Also Ausgrenzung muss nicht an der deutschen Herkunft liegen…
      Ich habe die Ausgrenzung bisher nicht erlebt, kann sie aber nachvollziehen, wenn ich sehr laut sprechende Deutsche in der Kantine erlebe….

    9. sylvie Says:

      @PAX,

      das gehört ja sozusagen zur Tradition,(bei mir Jg 66) war es jedenfalls so das bei Schulabschluss die Lehrer dann Duzis machten mit uns, meine 16-jährige Tochter freut sich schon darauf ,wenn sie im Sommer die Sekundarschule abschliesst ….aber in der Gewerbeschule wird auch sie dann gesiezt werden.

      Es war doch schon so , das wenn man dann als Schulabgänger an der Lehrstelle/Gewerbeschule etc gesiezt wurde das Gefühl erhielt, nun gehöre man auch zu den Erwachsenen 😉

    10. Mikki Studer Says:

      Hmm. Deutsche verstehen das mit dem schweizerischen Direkt-Sein wohl einfach nicht ganz. Höflichkeit und Direktheit schliessen sich nicht aus! Die (Deutsch-)Schweizer sind da eigentlich wie die Amerikaner. Sie sind (im Geschäftsleben) immer sehr höflich, aber sagen eigentlich sehr wohl was sie meinen.
      Viele Deutsche sind hingegen im Berufsleben Spezialisten, viel zu sagen und wenig zu meinen, weil das einem den Kopf kosten könnte (siehe hierarchischer Führungsstil nach Hilb ;-)). Im sozialen Bereich, wo der Schweizer dann viel zurückhaltender ist, dreht „der Deutsche“ dann aber meist auf… Dies führt wohl dazu, dass Deutsche als vorlaut und Schweizer als verschlossen betitelt werden.

    11. Phipu Says:

      Noch eine kleine Präzisierung zu den Ausdrücken:
      „Duzis machen“ ist nur der Moment, in welchem das „Du“ angeboten wird. Nachher „ist“ man „Duzis“ mit dieser Person. (also „Duzis sein“ aber auch jemanden „duzen“)

      So starres „Sie“ wird wohl in Deutschland auch nicht vorherrschen, sonst wäre die Werbekampagne unter http://www.blogwiese.ch/archives/298 mit „Sie sind Deutschland“ benannt worden.

      Die Oberwalliser nennen die Nicht-Walliser bizarrerweise „Üsserschwizer“ (Ausserschweizer). Dies heisst wörtlich, dass sie ausserhalb der Schweiz (und nicht nur des Kantons) wohnen würden. Vielleicht gibt die Tatsache, dass man tatsächlich von ausserhalb der Schweiz stammt – z.B. aus Deutschland – einen Sympathie-Bonus.

    12. tyrannosaurus Says:

      @PAX

      An „meinem“ Gymnasium (LG Zürichberg/Rämibühl) war es so: 1. bis 4. Klasse Du + Nachname (!), ab 5. Klasse Sie + Nachname. Vornamen wurden strikt gemieden.

    13. blah Says:

      @sylvie

      Naja ihre Tochter soll sich nicht zu viele Hoffnungen machen, in der Berufschule gesiezt zu werden (was eigentlich obligatorisch ist). Bei uns wurde am ersten Tag gleich gesagt, dass man uns auch weiterhin duzen werde, wenn es jemanden von den Schüler störe, soll er es sagen, war in etwa die Ausage der Lehrer.

      Und wer will sich schon am ersten Tag den Lehrer wütend machen.

    14. tyrannosaurus Says:

      Wallis:

      Ja, das Wallis, namentlich das Haupttal des „Rotten“ ist tatsächlich „special“, das kann ich nur bestätigen; sei es landschaftlich, atmosphärisch, klimatisch, agrarisch (Aprikosenkulturen, eine Fülle von autochthonen Rebsorten…) oder auch was den dortigen Dialekt betrifft. Kein Wunder, wird dort der Rest des deutschsprachigen Landes als „Üsserschwiiz“ (Ausserschweiz) bezeichnet. Rilke fühlte sich bekanntlich an Spanien (!) erinnert…

      Also hingehen und geniessen!

    15. Fiona Says:

      @ sylvie

      >>Zum Beispiel,das eigentliche Berndeutsch ist doch eine eher rauhe Sprache,da werden Dinge ( z.B. Körperteile oder dessen Funktionen) auch direkt beim Namen genannt ohne Umschweife, das wird dann von anderen CH-Dialektsprechenden oft als zu direkt, wenn nicht gar unanständig aufgefasst.

    16. Fiona Says:

      Sorry, @ sylvie Fortsetzung.

      Auch Zuger-Züritütsch ist eine eher rauhe Sprache….

      Uber folgendes Zitat sollte man/frau vielleicht ein bisschen nachdenken:

      „To God I speak Spanish, to women Italian, to men French and to my horse German“.

      (Charles V 1500-1558. Holy Roman Emperor 1519-56, King of Spain from 1516).

    17. dunski Says:

      ICh bin mit Mikki Studer einverstanden..genauso erlebe ich dsa auch mit meinen Freunden aus Deutschland.

      Und noch was: Für einige weibliche Freundinnen aus Deutschalnd, die seit ca. 20 Jahren in der Schweiz leben, ist es immer noch schockierend, dass wir SchweizerInnen Körper-Teile und -Funktionen so direkt in der Umgangssprache verwenden. „Handkehrum“ sagen genau die selben Damen, dass sie eine gewisse Direktheit bei uns SchweizerInnen vermissen.

    18. Paulchen Says:

      Hallo Jens

      Was bitte hat der Titel des Blogs (Wer mag schon die Deutschen ?) mit Duzis-machen zu tun ?
      Den Zusammenhang verstehe ich nicht.

    19. Branitar Says:

      An meiner Schule wurden die Schüler ab der 11. Klasse (also nicht ab der Volljährigkeit) grundsätzlich gesiezt und mit dem Vornamen angeredet.
      An der Uni wurden die Professoren gesiezt, bis auf einen, der explizit darauf bestand mit „du“ und dem Vornamen angeredet zu werden. Umgekehrt wurden die Studenten von den Professoren, Doktoranden und Sekretärinnen aber auch alle gesiezt, ausser man hatte eine persönliche Beziehung irgendeiner Art oder es anders vereinbart.
      In meiner Firma (34 Leute) wurde mir schon bei der Einstellung gesagt, dass alle (inklusive der Chefs) sich duzen. Trotzdem kann ich nicht feststellen dass irgend jemandem der Respekt fehlen würde.
      Ich denke mal es hängt sehr vom persönlichen Geschmack (und der Größe der Firma) ab, wie es gehandhabt wird.

    20. Administrator Says:

      @Paulchen
      Der Titel umreisst das Thema des Artikels, welcher sich im wesentlichen auf die Besprechung eines NZZ Berichts stützt. In dem NZZ Bericht über den Deutschen im Wallis wurde deutlich betont, dass der Mann dort keine Ausgrenzung oder Fremdenfeindlichkeit erlebt hat, sondern im Gegenteil schnell mit allen auf Du war.
      „Duzis machen“ mit einem Deutschen ist also, wenn Du so willst, ein Beleg dafür, dass diese angebliche Ausgrenzung und deutschfeindliche Stimmung in der Schweiz nicht existiert. Oder doch? Vielleicht sollte ich den Titel noch anpassen, damit es deutlich wird.
      Gruss, Jens

    21. tyrannosaurus Says:

      @Phipu

      „Üsserschwiizer“ bedeutet sicher nicht, dass die gemeinte Person ausserhalb der Schweiz , sondern vielmehr im vom Wallis aus gesehen äusseren Teil derselben wohnt. „Üsserschwiiz“ meint also die gesamte Deutschschweiz ausserhalb des Kantons Wallis. Das impliziert absurderweise auch denjenigen Landesteil, den man gemeinhin als Innerschweiz bezeichnet.

      An dieser Stelle sei noch auf die leicht spöttische Bezeichnung „Griezini“ für alle deutschschweizer Nicht-Walliser hingewiesen: Das sind die „Grüezi – Sager“, die sich also dieser Grussformel bedienen, die in der gesamten Deutschschweiz gebräuchlich ist, nur eben nicht im Wallis.

    22. Luise Says:

      „Lehrer, Pfarrer oder Ärzte, auch wenn man sie noch so lange und persönlich kennt, würde man niemals duzen in Deutschland.“

      Hm, vielleicht ticken die Uhren im ländlichen Nordhessen ja anders, aber das kann ich so nicht bestätigen. Bei uns ist es zum Beispiel gang und gebe den Pfarrer zu duzen.
      Bei Lehrern wird oft außerhalb der Schule geduzt, in der Schule greift man dann auf das „Sie“ zurück (vonwegen dem Respekt und so). Mag allerdings schon sein, dass die älteren Semester da eher ihre Probleme mit haben.

    23. doofi Says:

      ich bin so deutsch, ich „Sieze“ mich sogar selbst

    24. Fiona Says:

      Re: Kanton Wallis.

      Bis 1815 war Valais (unter Bonaparte) eine „French Protectorate“ und später sogar un départment français (Simplon).

      Also, deswegen möchten die Walliser sich immer noch ein bisschen von den „Grüezi-Sagern“ distanzieren?

    25. Arne Völker Says:

      Ich bin jetzt schon so lange in der Schweiz, dass ich mich in Deutschland gerne mal daneben benehme. Ich vermute ja immer, die hätten in Deutschland in den vergangenen sechs Jahren das Siezen unter Gleichaltrigen auch abgeschafft. Haben sie aber nicht.

      Dieser Faux-Pas passiert mir allerdings nicht, wenn ich vor dem Geschäftstermin in einem Café etwas trinke. Dann erinnert mich spätestens das halb so alte Personal daran, wie sehr man mich inzwischen Siezen muss…

    26. Frank S. Says:

      Um den Helmut-Kohl-Gedanken mal etwas weiterzudenken:

      Es wäre sicherlich mal interessant, den englischsprachigen Kollegen „You may say Thou to me!“ anzubieten und darauf zu bestehen, wie freundlicher und informeller es doch sei, sich mit „Thou“ anzusprechen. „Thine sauerkraut smells most delicious…“

    27. Helveticus Says:

      @Fiona
      Das Wallis war nur kurze Zeit nicht schweizerisch, 1798-1815. Das ist wohl nicht der Grund. Aber der Ausdruck „Schweiz“ war früher bloss für die Innerschweiz oder Schwyz verwendet worden. Und in die Schweiz musste man über hohe Berge gehen. So kam der heute witzige Ausdruck zustande.

    28. Helveticus Says:

      Zum Dutzen (oder eben „per Du sein“ gibt es noch einen typisch Schweizer Witz. Ein Bundesrat fliegt im Heli mit dem franz. Staatspräsidenten in den Bergen herum. Es herrscht plötzlich dickster Nebel, es wird still und der Pilot sucht mühsam den Rückweg. Da sagt plötzlich der Franzose zum Schweizer:“Nous sommes perdu“ (Wir sind verloren). Der Schweizer ergreift begeistert die Hand und stellt sich mit dem Vornamen vor.

      t’scheck sch’es?

    29. Peter Says:

      Hier findest Du den echten Schweizer.
      Lies über seine Herkunft und sein Leben.
      Viel Spass
      Peter

    30. Jean Pierre Says:

      In der Schweizer Firma, in der ich gearbeitet habe, wurde mir nach wenigen Minuten per Du, was ich auch sehr angenehm fand. Auch an das „Sie, Jean Pierre“, das ich manchmal gehört habe, konnte ich mich schnell gewöhnen.

      Als „verhassten“ Deutschen habe ich mich nie gefühlt, ich bin (auch außerhalb der Firma) wirklich immer und überall freundlich behandelt worden. Das mag aber auch daran gelegen haben, dass ich nicht darauf bestanden habe, dass man mit mir hochdeutsch spricht und ich das Schweizerdeutsch vielleicht gerade daher recht schnell (größtenteils) verstehen konnte.

      Hier in Berlin hält das „Du“ vermehrt auch in der Öffentlichkeit Einzug, wie mir vor kurzem (etwas unangenehm) beim Einkaufen aufgefallen ist.

    31. sirdir Says:

      Naja, als Berner möchte ich mich dagegen verwahren, dass in der ganzen Deutschschweiz ‚Grüezi‘ gesagt werde. Ich hab mich als Kind immer gefragt, warum die netten detschen Moderatoren die Schweizer so komisch grüssen bei den Eurovisionssendungen 😉

      Bei uns im Gymer hat das ein Lehrer übrigens ganz blöd gemacht. Ich glaube erst hat er uns geduzt, ein Jahr später hat er uns gesiezt mit Vornamen und noch ein Jahr später gesiezt mit Nachnamen.
      War aber auch sonst ein Idiot…

      Die Walliser sind für mich übrigens gestorben, in den Kanton werde ich freiwillig keinen Fuss mehr setzen. Sind mir zu hundefeindlich.

    32. ix Says:

      Zum Siezen im Gymnasium:

      Ich befürworte Siezen während des offiziellen Unterrichts (also dann wenn Hochdeutsch gesprochen wird!) und Duzen bei freiwilligen Gesprächen in der Pause.

      Das ist ähnlich wie in der Kantonsregierung, wo die Regierungsräte miteinander „duzis“ sind, aber sich während offiziellen Si(e)tzungen siezen.

    33. Stereotypdeutscher Says:

      @Mikki Studer:

      Verwechselst du nicht Höflichkeit mit „um den heißen Brei reden,“ Kritik mit lob verbinden usw.?