Mission Impossible: Das detailgetreue Deutschlandbild in Hollywood
Momentan läuft in den Schweizer Kinos der Action-Thriller „Mission Impossible III“. Als 1989 das Königsdrama „Henry V.“ von Shakespeare durch Kenneth Branagh verfilmt wurde, überlegte dieser lange, ob der Titel für Hollywood überhaupt verwendbar sei. Jeder würde doch glauben, Teil I. bis IV. im Kino verpasst zu haben. Nicht so bei „Mission Impossible“. Falls Sie Teil I und II im Kino nicht gesehen haben, schauen Sie sich einfach Teil III an. Sie können nahtlos einsteigen in den wohldurchdachten Plot und seine Schauplätze. Das erste Drittel dieses Films spielt in Deutschland, genauer gesagt in Berlin.
Woran der Zuschauer das merkt? Nun, es wird mehrfach deutlich erwähnt, dass der Oberboswicht sich mit seinem Opfer, einer entführten Geheimagentin, in Berlin versteckt hat. Wir erleben einen 10 Sekunden-Schnellflug über den grossen Teich, dann wird ein altes Industriegebäude in der Nacht gezeigt. Das soll Berlin sein? Ach ja, ein Mercedes ist auch kurz zu sehen. Muss also in Deutschland spielen, diese Szene, denn dort fahren sie ja alle nur Mercedes. Dann kommt noch kurz ein auf Deutsch geschriebenes „Verboten“ Schild ins Blickfeld der Kamera. Immerhin haben Sie das für die Filmaufnahmen extra angebracht. Aber es kommt noch besser.
Der Lieferwagen, in dem die Befreier sich an dieses feindliche deutsche Objekt herangepirscht haben, ist mit einem schwarzen Schriftzug versehen. Wir lesen etwas wie „Ziegelhütte“. Es ist schwer zu erkennen, denn die Schrift ist Fraktur.
Quelle: identifont.com
Als Deutsche wissen wir: Alle Lieferwagen in Deutschland sind so beschriftet, denn seit „Asterix und die Goten“
wissen wir, dass so die Deutschen schreiben. Schon als Kind haben wir dieses Werk übrigens nicht verstanden, geschweige denn kapiert, dass es darin um Deutschland gehen soll.
Auch die Deutsche „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ schreibt so:
Darum wird heutzutage überhaupt nichts mehr anderes als Werbeschrift in Deutschland verwendet. Nur noch Fraktur. Ist doch irgendwie schlüssig nachvollziehbar, nicht wahr?
Aber es kommt noch besser: Die alte Industrie-Ruine (eine Ziegelei vielleicht?) steht in mitten eines Windparks. Wir wussten schon lange, dass es äusserst lukrativ sein muss, in Berlin einen Windpark mit solch grossen Rotoren anzusiedeln. Bei all dem Wind, der dort ständig im Regierungsviertel rund um den Reichstag durch die Politiker gemacht wird!
Foto: klimastaffel.de
Hauptsächlich ging es den Machern von „Mission Impossible III“ jedoch darum, eine sensationelle Hubschrauber-Verfolgungsjagd in den Film einzubauen. Dazu passend die grossen Rotoren des Windparks, die es zu durchfliegen gilt.
Jetzt warten wir auf Mission Impossible IV, der dann vielleicht in Zürich spielt? Gelegen am Fusse des Matterhorns? Gedreht am Mount Paramount? Sieht ja fast genauso aus und kommt billiger für die Paramount Studios.
Ob das überhaupt einem amerikanischen Kinogänger auffallen würde?
Mai 13th, 2006 at 1:26
Die Schweizer motzen zu viel, jetzt sind die Amis dran. ;P
Mai 13th, 2006 at 10:11
Bourne Identity spielte teils in Zürich, war aber eindeutig zu erkennen, daß es in Prag gedreht wurde.
[Anmerkung vom Admin: vgl. hierzu Blogwiese. ]
Mai 13th, 2006 at 14:49
Das amerikanische Publikum in seiner weltoffenen und gebildeten Weise braucht ein wenig „extra Hilfe“ in dieser Hinsicht. Deutsche müssen groß und blond sein und sich wie Nazis benehmen, Russen laufen mit Sowjetarmee-Wintermänteln rum, Franzosen sind alle etwas schmuddelig und haben eine Zigarette im Mundwinkel, und Briten (neben dem Akzent) haben karierte Hosen an und benehmen sich etwas komisch. Man lacht ja am liebsten gerne über andere.
Hausaufgabe: Identifiziere mindestens zwei Hollywood-Blockbusterfilme je Klischee.
Mai 14th, 2006 at 23:30
Jaja Franky, warum nicht ein bisschen Ami-bashing, gelle ? Kommt immer gut an und gehört ja mittlerweile zum guten Ton in intelektuellen Kreisen ein bissen arrrogant über die ungebildeten Amis zu lästern. Wenn es jemand gibt, der über sich selber lachen kann, dann ist es der Amerikaner. Z.B. läuft „The Simpsons“ auf Fox.
Mai 15th, 2006 at 8:52
>und gehört ja mittlerweile zum guten Ton in intelektuellen Kreisen ein bissen arrrogant über die ungebildeten Amis zu lästern
Bedanke dich bei der Bushregierung, die immerhin einmal von den Wahlbürgern im Amt bestätigt wurde.
Mai 15th, 2006 at 10:07
> Bedanke dich bei der Bushregierung, die immerhin einmal von den Wahlbürgern im Amt bestätigt wurde.
Nun, soooooo genau wissen wir das ja nicht – wurde Bush je mals wirklich gewählt (Zählmaschinen und so lassen grüssen)? 😉
Widi
Mai 15th, 2006 at 10:10
Kinobesuch: Mission Impossible III 14. Mai 2006
Nach einem wunderschönen und spannenden letzten Bundesliga-Spieltag mit Konferenz- schaltung bei Premiere am Samstag Nachmittag, beschlossen meine Frau und ich den Abend im Cinestar-Filmpalast in Berlin-Teglel zu verbringen. Schnell mal ins Internet und das Kinoprogramm begutachtet. Gemeinsam entschieden wir uns für Mission Impossible 3. Die Online… [ Source: http://blog.strelon.com ]
Mai 15th, 2006 at 13:02
Oh ja, das berühmte „Verboten“-Schild. Kommt in jedem amerikanischen Film vor der Szenen „in Deutschland“ hat. Hat eigentlich schon mal jemand hier ein solches Schild gesehen?
Aber mal ernshaft: kommt es wirklich darauf an, ob hier Klischees verarbeitet werden? Es ist für die Story doch völlig irrelevant, ob die Szene tatsächlich in Berlin gedreht wurde. 99% der Leute, die den Film sehen, werden den Unterschied eh nicht bemerken.
Wichtig ist doch nur, dass für den Zuschauer klar wird, dass die Szene an einem bestimmten Ort stattfindet, damit die Story halbwegs schlüssig wird und spannend bleibt. (Ob man MI 3 wirklich sehen will, bleibt mal dahingestellt…)
Mai 15th, 2006 at 14:01
> Bedanke dich bei der Bushregierung, die immerhin einmal von den Wahlbürgern im Amt bestätigt wurde.
Ich bin mir immer noch nicht so sicher. Ist das eigentlich gut gemacht Realsatire oder Wirklichkeit 😉
Mai 15th, 2006 at 15:16
Ja, an Fraktur kann ich mich nur wund lesen. Die FAZ weist mit den Überschriften in Fraktur darauf hin, dass man in ihrer Zeitung bei den Todesanzeigen auch den gefallenen Helden der Ostfront (und aller möglichen anderen Fronten) gedenken darf. So stand 1996 bei Arthur Axmann (http://de.wikipedia.org/wiki/Arthur_Axmann) in der Todesanzeige „Sein sozialer Einsatz für die Jugend war Vorbild.“ (DER SPIEGEL vom 11.11.96). Das sieht mein Vater als Hitlerjunge der letzten Stunde ganz anders. Ansonsten ist die FAZ ein liberal-konservatives Blatt, das gerne von Leuten gelesen wird, die Frakturschrift noch kennen oder entdecken wollen.
Mai 16th, 2006 at 12:26
Frakturschrift ist kein deutsches Phänomen, sondern wird eigentlich immernoch in vielen europäischen und amerikanischen Staaten verwendet. Natürlich kann man jetzt wieder krampfhaft die Verbindung zur Nazi-Zeit herstellen, Fakt ist aber, dass die Fraktur-Schrift keine einzelner Font ist, sondern eine ganze Gruppe von (nicht nur in Deutschland designten) Fonts,die dazu noch weltweit verbreitet waren und zum Teil noch immer sind. Zeitungen schmücken sich gern damit, um auf ihre Tradition hinzuweisen, da viele ja doch schon vor der Nazi-Zeit entstanden sind…
Mai 16th, 2006 at 22:29
@Branitar
das klingt interessant. Kannst Du mir bitte noch angeben, wo in der Welt heute noch Fraktur verwendet wird oder früher verwendet wurde (ausser im deutschsprachigen Raum)?
Mai 17th, 2006 at 20:17
Bei Frau Merkels Besuch in den USA lobte George W. Bush deren „männliche Qualitäten“.
Mr. Presidents Stilblüten- einfach kuschelig!
Dezember 4th, 2006 at 10:23
Tachen alle mitinander!
hab mir den Film erst gestern reingezogen und muss sagen: „Die haben doch was an der Glocke in Hollywood!“
Meine Fresse bin geboren in Berlin und wohne da schon 21 Jahre und hab so was noch nicht gesehn. Windmühlen in Berlin? So ein Mist!
Hätte nurnoch gefehlt das ne Krasselts Bude in die Luft fliegt weil Tom Cruise sich ne Currywurst genemigt!
Mahlzeit