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Deutsche Motzkultur vs. Schweizer Harmoniebedürfnis

  • Motzkultur vs. Harmoniebedürfnis
  • Wenn es einen besonders häufig festgestellten Mentalitätsunterschied zwischen den Schweizern und den Deutschen gibt, dann ist es das Fehlen einer schweizerischen „Motzkultur“. Anders rum ausgedrückt: Wenn sich Deutsche in einer Situation schlecht bedient fühlen, wenn es mal nicht so läuft, wie es laufen sollte, wenn der Service schlecht ist, ein Zug Verspätung hat, ein Stau sich unnötig lange nicht auflösen kann, dann fangen sie an zu motzen. Und zwar laut und vernehmlich. Die Schweizer hingegen schweigen und leiden stumm. Im berühmten Sketch mit dem Deutschen am Skilift, durch das Schweizer Cabaret Rotstift aufgeführt (war als Ausschnitt in der Sendung QUER am 24.03.06 ganz am Anfang zu sehen) beschwert sich der Deutsche in der Wartschlange, dass es nicht weitergeht:

    „Jetzt warte ich hier schon seit 20 Minuten an diesem Skilift und komme nicht hoch, man, hier fehlt’s doch an der Organisation, verstehen Sie, Organisation, ruck zack zack…“. Der Deutsche als arrogantes Grossmaul. Ein Vorurteil mit langer Tradition. (Kommentar aus dem OFF). Das Cabaret Rotstift belustigte mit diesem Klischee die ganze Nation. (…)
    (notiert nach QUER vom 24.04.06)

    Solche Geschichten bekamen wir als Deutsche häufig erzählt: Wenn in einem Ferienort die Bedienung schlecht ist, das Frühstückbuffet nicht rechtzeitig aufgefüllt wird, es an irgend etwas mangelt, wer geht als erstes an die Rezeption und beschwert sich? Der Gast aus Deutschland. Hören wir unseren Schweizer Freunden bei diesen Erzählungen genau zu, dann haben wir mitunter das Gefühl, eine gewisse Resignation in ihrer Stimme herauszuhören. Die Schweizer bewundern ihre Deutschen Nachbarn offensichtlich für ihre Unhöflichkeit, sich bei Missständen gleich zu beschweren und nicht auf Harmonie und „Friede, Freude, Eierkuchen“ Stimmung bedacht zu sein. Jeden Unbill zu ertragen und weiter dazu zu schweigen.

  • Motzen die Deutschen häufiger als die Schweizer?
  • Die Hausverwaltungen im Kanton Zürich, welche unter ihren Mietern immer häufiger Deutsche haben, können ein Liedchen davon singen: Geht etwas schief im Haus, fällt die Heizung oder das warme Wasser aus (bei allen Mietparteien!), sie können darauf wetten: Als erstes ruft der Deutsche Mieter an und beschwert sich.

    Die Deutschen streiten sich gern, wenn sie sich im Recht fühlen. Unzählige Richter und Anwälte beschäftigen sich in Deutschland mit Streitereien zwischen Nachbarn, Vermietern und Mietern und Lappalien wie den „Maschendrahtzaun“, den einst Stefan Raab erfolgreich durch eine Platte zu Geld machte (750.000 verkaufte Expemplare!).

  • Zeige mir Dein Auto, und ich sage Dir wer Du bist
  • Deutschland war in der Geschichte lange kein Nationalstaat mit zentralistischer Struktur sondern ein Flickenteppich von Kleinstaaten und Fürstentümern, die alle jeweils miteinander verfeindet waren. Vielleicht kommt daher diese Lust am Streit, am Kräftemessen, am Imponiergehabe der Deutschen? Das manifestiert sich heute natürlich durch andere Ausdrucksformen. Während in den kleinen Nachbarstaaten wie Dänemark oder den Niederlanden die Einwohner tunlichst darauf achten, ihren erworbenen Wohlstand nicht zu stark nach aussen zu zeigen und damit Neid und Missgunst bei den Nachbarn zu provozieren, gehört ein vorzeigbares Auto zu Untermauerung des persönlichen Selbstwertgefühls und des Statusempfindens für den Deutschen häufig dazu. Da prallen dann die Mentalitäten aufeinander, wenn der Deutsche Arbeiter aus dem Rheinland am Wochenende seinen Mercedes oder BMW an den Strandpromenaden von Hollands Küsten vorführt, wohl wissend, dass ihn die Raten für das Auto noch ein paar Jahre zu Überstunden und Sonderschichten nötigen werden.

  • Gilt das für alle Deutschen?
  • Betonen wollen wir aber wiederum, dass diese Verallgemeinerungen auch in Deutschland schwer durchgängig zu halten sind. Die pietistischen (evangelischen) sparsamen Schwaben mit ihrem Drang zum Eigenheim haben da sicher ein anders Verhältnis zum Prestigeobjekt Auto (s’heiliges Blechle!) als die nicht auf den Mund gefallener karneval-feiernder Rheinländer. Sie merken, da ziehen sich kulturelle Gräben mitten durch Deutschland, die sehr wohl mit dem Röschtigraben und der Grenze zum „anderen Kulturkreis“ Schweiz vergleichbar sind.

  • Jeder Schweizer hat es schon erlebt: Den meckernden Deutschen
  • Was bleibt sind die zahlreichen kleinen Geschichten von Schweizern, die es alle selbst erlebt haben, in einem Restaurant in Deutschland, in einer Bar in Spanien, im Zug der Deutschen Bahn (= Die Bahn): Deutsche, die sich beschweren, Deutsche, die das Maul aufreissen und den für eine missliche Situation Verantwortlichen bedrängen, Deutsche, die ihr Recht einfordern und nicht schweigen wie die Lämmer. Wir wissen dabei nie so genau, ob dann aus der Stimme des Schweizers, der uns das erzählt, Bewunderung oder Spott herauszuhören ist. Irgendwie scheint es die Schweizer sehr stark zu faszinieren, wie man so „aushäusig“ veranlagt sein kann, und bei jedem Problem gleich so in „die Vollen“ geht.

    „Streitkultur“ ist quasi ein Schimpfwort in der Schweiz. Sie darf lediglich im kleinen und überschaubaren Rahmen der Sendung ARENA jeden Freitag um 22:20 Uhr praktiziert werden. (Für Leser ausserhalb der Schweiz: Unbedingt mal hier einen Real-Player-Videostream einer Sendung anschauen. Öffentlich lautstark streitende Schweizer haben absoluten Seltenheitswert!)

  • Beschwerde auch noch auf Hochdeutsch
  • Der Deutsche, der sich beschwert, das ist sowieso eine Horrorvorstellung für einen Schweizer, der diese Beschwerde zu hören bekommt. Er muss sich dann nicht nur den sachlichen Vorwürfen stellen und ihnen sachlich begegnen, das Ganze geschieht auch noch auf Hochdeutsch, der Sprache, in der er sich sowieso nicht ganz sattelfest fühlt. Schon gar nicht wenn die Emotionen hochgehen. Denn Emotionen, das war in der Schule nie Thema im Deutschunterricht. Für Emotionen ist ganz eindeutig nur Schweizerdeutsch vorgesehen. Klarer Vorteil also für den Beschwerdeführer, und Grundsubstanz für alle „Die Deutschen sind einfach arrogant“ Vorwürfe.

  • Ironie und Hochdeutsch, eine gefährliche Mischung
  • Wenn Sie jetzt als Deutscher oder Deutsche auch noch Sarkasmus und Ironie als Waffe einsetzen, um ihre Vorwürfe zu untermauern, fühlt sich ihr Schweizer Gegenüber gänzlich verloren. Er hat Mühe genug, ihrem Redeschwall zu folgen, wie soll da auch noch die Doppeldeutigkeit von Ironie verstanden werden?

    Kein Wunder, dass da schnell mal die „Klappe zu“ geht und gar nichts mehr zu erwarten ist. Darum bleiben Sie als Deutscher am besten immer gelassen, höflich, freundlich, sprechen Sie weiterhin betont langsam, auch wenn ihnen gerade der Kragen platzt, und halten Sie auf jeden Fall alle vorgeschriebenen Kommunikationsrituale ein (Ist das jetzt guet? Haben Sie sonst noch eine Frage? Dann ist das jetzt guet… etc) wenn sie wirklich in einer Problemsituation nicht nur Recht behalten sondern auch Erfolg haben wollen.

    

    46 Responses to “Deutsche Motzkultur vs. Schweizer Harmoniebedürfnis”

    1. Fränzi Says:

      Sie sollten sich einmal eine Schweizer Parlamentsdebatte zu Gemüte führen. Auch in unserer direkt-indirekten (so könnte man meinen) Demokratie werden Konsens, Konkordanz und Kollegialitätsprinzip (hier sind Arbeitskollegen, also die andern Regierungsmitglieder gemeint, nicht Freunde) gross geschrieben. Die Debatten sind meist zahm, farblos und auch langweilig. Die einzigen, die manchmal etwas aufmüpfen, sind die Eidgenossen ennet des Rösti- resk- Spaghettigrabens – aja, und früher Christoph Blocher, als er noch nicht Bundesrat war. Deutsche Parlamentsdebatten sind für mich als Schweizerin eher furchterregend. All das Gefuchtel und die gegenseitigen Provokationen. Da gelobe ich mir den Schweizer Anstand – oder die Angst des Schweizers sich zu zeigen 😉

    2. viking Says:

      Hallo Jens
      „Leider“ hat die Streitkultur „der Deutschen“ noch eine weitere Komponente. Ich bin 30 Jahre in der Schweiz ohne Rechtsschutzversicherung ausgekommen. Das erste was ich mir in D zulegen musste, war eine Rechtsschutzversicherung. Ich hab Leute erlebt, die für eine Parkbusse von 10 DM vor Gericht gingen. Frag mal auf deutschen Gerichten nach, warum die so überlastet sind. Da wird die deutsche „Streitkultur“ ad absurdum geführt.
      Vielleicht meckert „der Schweizer“ nicht so gerne oder so schnell. Vielleicht gehen wir hier auch einfach anders an ein Problem ran. Wenn die Heizung ausfällt oder das warme Wasser ruft man vielleicht mal an und erkundigt sich höflich, wo das Problem liegt. Es ist oft der Ton, der die Musik macht. Und der ist anscheinenend bei „meckererprobten“ Zugezogenen anscheinend nicht immer „ortsüblich“

      Gruss
      Bruno

    3. Petra Says:

      Ich finde, wenn von Motzen geredet wird, dann hat das immer einen negativen Beigeschmack. Es gibt Momente, da ist ein klares Wort angebracht, das nennt man auch Aussprache. Hier in der Schweiz tun sich die Leute oft sehr schwer, klar zu sagen was sie wollen und vielleicht fast wichtiger : was sie nicht wollen. Nach aussen hin sieht es dann oft so aus als würde „Friede, Freude Eierkuchen“ herrschen, doch wie gesagt, das scheint nur so.

      Was die Leute denken, behalten sie für sich. Im kleinen Rahmen hört man dann häufig ihre echte Meinung. Ganz einfach, in Deutschland kommen die Dinge schnell auf den Tisch, man scheut sich viel weniger eine eigene Meinung zu vertreten.

      Wenn man hier klar sagt, dass man mit etwas nicht zufrieden ist, dann wird das leider häufig als „Affront“ angesehnen.

      Wenn mich etwas stört oder ärgert, dann spreche ich es an, hinterher ist doch fast immer wieder „der Kittel geflickt“. Klare Aussprachen haben für mich viel für sich, man weiss, woran man ist und man muss auch nicht alles immer persönlich nehmen.

      Dein Beispiel von der Hausverwaltung ist sicher passend, auf uns trifft es jedenfalls zu. Wir wohnen in einem grossen Haus mit mehreren Parteien, das Haus und mit ihm sein Innenleben ist in die Jahre gekommen. Unsere Schweizer Nachbarn ärgern sich zwar, dass kaum etwas repariert wird und wenn etwas aus nach Jahren kaputt geht, dann ist immer der Mieter schuld und soll für den alten Kram auch noch selber bezahlen. Alle sind sauer, doch wer wehrt sich? Dass sind nur wir Deutschen, ich weiss nicht weshalb.

      Die Miete ist hoch, da erwarten wir einfach einen gewissen Standart. Warum die Leute hier sich so viel mehr bieten lassen als in Deutschland, das sag mir mal einer. Wer weiss es?

    4. nih Says:

      Ja, ich schwanke auch jedesmal zwischen Bewunderung und Spott, wenn ich in Laax einem Deutschen zuschaue, der kein Problem damit hat, eine völlig überforderte Serviertochter 5 minuten lang „zämmezschisse“ (wie der schweizer Fachausdruck für mit „sarkasmus und ironie“ gespicktes sich Beschweren mit erhobener Stimme heisst).

      Was mich bei solchen Aktionen stinksauer ist, dass manchen Deutschen vor lauter Streitkultur offfenbar schlicht das Gespür fehlt, an wem sie ihre Wut (äh, Beschwerde) auslassen wollen.

      Die Situationen, die du meinst, Jens, also die, in der eine leicht übergewichtige Deutsche mit gerötetem Gesicht in die Manor reinstampft und „den Geschäftsführer“ sprechen will, das sind solche, die mit Schmunzeln und einer leichten Bewunderung quittiert werden. Das können wir nicht, das stimmt. Dafür fehlt uns deine „Streitkultur“. Das bewundern wir auch ein Stück weit.

      Aber letztere sind nicht die Geschichten die zu einem Arroganz-Vorurteil führen.

    5. Sam Says:

      „Er hat Mühe genug, ihrem Redeschwall zu folgen, wie soll da auch noch die Doppeldeutigkeit von Ironie verstanden werden?“ –> jetzt fühle ich mich aber wirklich gänzlich verloren… Weiterhin viel Vergnügen am „Motzen“ und zum Glück sind Sie ja hier, um uns Schweizern die Grenzen unseres Verstandes zu zeigen.

    6. Geissenpeter Says:

      Dass Schweizer Mühe haben sollen, Deutsch zu _verstehen_ halte ich für falsch. _Sprechen_ ist das Problem. Sonst würden kaum so viele deutsche TV-Programme geschaut hier, wenn es für die Leute anstrengend wäre, ihnen zu folgen.

      Und vikings Beobachtung mit der Rechtsschutzversicherung kann ich bestätigen: Ich hab mir auch erst hier eine zulegen müssen.

      Vielleicht lassen sich Schweizer einfach nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Vielleicht regen sie sich auch einfach nicht immer gleich sofort auf. Vielleicht überlegen sie erst mal, ob es sich wirklich lohnt, den kleinen Ärger in einen großen zu verwandeln.

      Es ist beliebt unter Deutschen, den Schweizer Harmoniesinn zu kritisieren und darüber zu maulen, dass man hier nicht immer gleich die Meinung ins Gesicht gesagt bekommt. Manche haben mir sogar schon gesagt, Schweizer seien „falsch“. So kann man das natürlich auch sehen. Vielleicht macht es aber auch einfach das Zusammenleben angenehmer, wenn man sich um Verständigung bemüht, anstatt auf die Pauke zu hauen.

      Wenn man den Film „Mais im Bundeshuus“ gesehen hat – eine Doku über die Parlamentarier im Schweizer Bundeshaus, kann man jedenfalls diese Konsenskultur nur loben und gerührt sein.

      Natürlich hat das auch Nachteile – ich denke aber, die Vorteile überwiegen. Gerade in einem kleinen Land.

    7. Frank Says:

      Kann ich nur bestätigen. Ich hab z.B. mal Abzüge von Dias machen lassen (bei Foto B**** in ZH), die waren so grottenschlecht, daß selbst ein Drogeriemarkt in D sich dafür schämen würde. Nach 3 Nachbesserungsversuchen habe ich dann mein Geld zurückverlangt.Kommentar des Personals: es hat sich noch nie jemand beschwert. Merke: wenn man sich nicht beschwert, wird auch nichts besser!

    8. Administrator Says:

      @Sam

      „Weiterhin viel Vergnügen am “Motzen” und zum Glück sind Sie ja hier, um uns Schweizern die Grenzen unseres Verstandes zu zeigen.“

      Wer hat den gesagt, die Deutschen oder wir haben „Vergnügen am Motzen“. Es ist einfach ein Faktum. Wir können das böse Wort „Motzen“ auch abmildern mit „gern mal seine Meinung sagen„. Ob das immer so geschickt ist, lässt sich nicht allgemein beurteilen. Den Schweizern die Grenzen ihres Verstandes zu zeigen, das würde ich nie wagen. Ich beobachte lediglich, dass in einer „Beschwerdesituation“, wenn die Stimmung erregt und das Tempo hoch ist, der Schweizer Zuhörer einen ziemlich geforderten Eindruck macht. Sei es durch den emotionalen Stress, sei es durch sein Bemühen, auch jetzt die Haltung zu wahren. etc. Was dann wirklich im Kopf abgeht, da fehlt uns der Einblick. Wahrscheinlich eher das, was Geissenpeter beschreibt:

      „Vielleicht lassen sich Schweizer einfach nicht so schnell aus der Ruhe bringen. Vielleicht regen sie sich auch einfach nicht immer gleich sofort auf.“

      Auf jeden Fall ist das eine recht häufige Beobachtung, denn fast jeder Schweizer, den wir fragten, kann sich an eine solche Situation mit einem Deutschen erinnern. Muss also was dran sein.

    9. sylvie Says:

      Ou Nei, der Durchschnittsschweizer regt sich sehr wohl auch sehr schnell auf,nur tut er das nicht unbedingt öffentlich!

      Meiner Ansicht und Erfahrung nach motzt der Schweizer leider nicht offen………….man könnte (herrjesses) noch zum Gesprächsthema im Dorf werden 😉

      Nein, s’Schweizerli spricht im Freundeskreis negativ über der/die /das Vorkommnis/se und ‚laht abe‘ oder er schreibt dann lieber Briefe oder noch besser hängt anonyme Zetteli auf,klemmt sie hinter die Scheibenwischer etc.

      Ich habe manchmal schon Mühe mit meinen Landsleuten und diesem hintenrum Verhalten, denn ein/e in freundlichem, aber bestimmten Ton geführte/s direkte Anfrage/ Gespräch/Reklamation bringt oftmals mehr und schont die Nerven.

    10. Dan Says:

      In Restaurants habe ich das häufig erlebt, eine deutsche Freundin von mir macht das regelmässig, wenn was nicht stimmt „Ich will jetzt den Oberkellner, den Geschäftsführer und den Koch sprechen, jetzt!“. Grosse Spannung bei den schweizer Gästen was nun passiert, manchmal wird etwas nicht berechnet, oft weigert sich der Kellner uns weiter zu bedienen.

      Das Harmoniebedürfnis in der Schweiz erfasst sogar die Polizei. Ich lebe in einem übel beleumundetem Viertel in Zürich schräg gegenüber eines Bordells, eines nachts um 1 Uhr schlagen auf einmal Prostituierten mit Eisenstangen die Scheiben eines Autos ein, in dem noch der Freier sitzt, eindrückliche Szene. Die Polizei war recht schnell zur Stelle und hat dann mit allen Beteiligten unter meinem Fenster ein Diskussionsgrüppchen gegründet „Ja, wenn Sie die Damen auch so provozieren… Nun, sie hätten ja nicht gleich alle Scheiben zertrümmern müssen…. Jetzt rege Sie sich doch nöt-e so uff…“ – Das hat mich sprachlos gemacht, in Berlin wären alle eingesammelt worden und auf die Wache verfrachtet, die Strasse wäre oben und unten zugemacht worden und eine filmreife Spontanrazzia wäre 15min später in den Puff eingerückt, unter den Lichtern von Scheinwerferwagen, begleitet von Kamerateams. Aber nun ja, dann hätte ich noch weniger Schlaf gehabt als auch schon.

    11. Petra Says:

      @Geisenpeter
      natürlich kann man z. B. im Winter wochenlang ohne Heizung und Warmwasser leben, man stirbt daran nicht, doch wenn man es bei der Hausverwaltung anspricht, dann muss aus so einer einfachen Sache doch nicht gleich ein grosser Ärger werden. Warum sitzen unsere Schweizer Nachbarm stumm aber verärgert in ihren kalten Wänden unternehmen nichts?

      Es kommt doch ganz entscheidend darauf an, wie man die Dinge anspricht, doch selbst wenn man mit grösster Vosicht und Sachlichkeit argumentiert, wird es einem, nur weil man Deutscher ist, schnell zum Verhängnis.

      Ich selber lege grossen Wert auf Freundlichkeit und Höflichkeit, doch ich sage, wenn mich etwas wirklich stört, ich sehe das auch als Chance für mein Gegenüber. Es geht mir selber auch besser, wenn ich den Groll nicht mit mir rumschleppe und anschwellen lasse. Ausserdem hat wohl jeder die Erfahrung gemacht, dass es sich lohnt, abzuwägen wann man reagiert. Da unterscheiden wir Deutsche uns sicher nicht von den Schweizern, das hat nämlich etwas mit Lebenserfahrung zu tun und die ist unabhängig vom Pass.

    12. Phipu Says:

      Meine Erfahrungen beinhalten nicht nur Erlebnisse mit Deutschen, sondern auch mit Westschweizern, Franzosen und weiteren Nationalitäten. Dennoch komme ich zum Schluss, dass besonders in der Deutschschweiz, die Leute in allen Lebensbereichen harmoniesüchtiger sind, als viele andere Erdenbürger. http://www.blogwiese.ch/archives/41 . Den meisten Deutschschweizern ist in Konfliktsituationen einfach nicht wohl – wie eben in jeder Situation, in der man nicht diskret im Hintergrund bleiben kann.

      Der Eindruck, dass hierzulande „nicht gemotzt“ wird, kann durch verschiedene hier (und vermutlich nicht nur hier) gängige Verhaltensmuster erweckt werden. Einige davon wurden in Kommentaren bereits erwähnt:

      – die Meinung wird mit dem « ton, qui fait la musique » kundgetan. „Entschuldigung, dürfte ich Sie bitten, zu veranlassen, dass …, finden Sie nicht auch, dass ich als Kunde ein Recht darauf habe …“ oder ähnlich; und nicht mit lautem Blicke auf sich ziehenden „Rufen Sie Ihren Chef! … Ich will jetzt sofort ….., das ist eine bodenlose Frechheit …“

      – Man macht die Faust im Sack (auf richtig deutsch hiesse das doch „… in der Hosentasche“? – ist dennoch auch auf deutschen Google-Einträgen zu finden), weil man glaubt, doch nichts ausrichten zu können. Wenn man künftig einfach ein Konkurrenz-Geschäft wählt, kann man den offenen Konflikt auch vermeiden.

      – Man überlegt erst die Konsequenzen oder Ursachen, bevor man gleich den erstbesten Gedanken ausspricht. (z.B. „Wenn ich mich über die alten sanitären Anlagen in meiner Mietwohnung beklage, wird alles erneuert, ich muss ein paar Tage in einer Baustelle leben und die Hausverwaltung hat einen Grund, die Miete zu erhöhen. Und eigentlich kann ich ja auch mit diesen kleinen Einschränkungen leben“ oder „Die Serviertochter ist komplett überlastet, wenn ich die arme Dame jetzt noch durch meine Klage zusätzlich aufhalte, müssen alle anderen Gäste um diese fünf Minuten zusätzlich warten – schliesslich bin ich ja nicht allein auf der Welt; An einem sonnigen Sonntag um 12.30 Uhr hat es halt logischerweise viele Gäste im Garten-Restaurant und sonntags sowieso wenig Personal“)

      – Oft hegt man falsche Befürchtungen. Z.B. Bei Nachbarschaftskonflikten ruft man lieber die Polizei, als selbst dem Nachbarn zu sagen, dass er z.B. nachts zu laut ist. „Wenn ich das selbst sage, wird er mich ein Leben lang dafür hassen und mir zum Trotz das Leben schwer machen“

      – Es werden viel mehr Leserbriefe geschrieben, als Beschwerden mündlich oder schriftlich gleich an die richtige Adresse gerichtet. (Dies zeugt allerdings nicht von Harmoniesucht, sondern eher von der Lust noch mehr Parteien in den ungelösten Konflikt einzubeziehen)

    13. Geissenpeter Says:

      @Petra: Leute, die in einer kalten Wohnung sitzen bleiben, sind meiner Meinung nach nicht „typisch schweizerisch“, sondern einfach nur bekloppt. Ich kenne jedenfalls niemanden, der so handeln würde.

    14. Johanna Says:

      Mein (sehr gut bis übertrieben ausgebildetes) Harmoniebedürfnis verhindert, dass ich mir die weiter oben erwähnte Sendung ARENA länger als ein paar Minuten *ansehen* kann. Dasselbe für den Kassensturz. Woran das liegt, glaube ich, nach gründlichem „In-mich-gehen“ erkannt zu haben: Ich schäme mich für die Protagonisten, die sich schlecht benehmen (persönliche Angriffe, Verallgemeinerung, Lügen, den Gegenüber im Gespräch unterbrechen usw.).

      Vor ein paar Monaten wurde ich von einem Mitarbeiter in Deutschland davor gewarnt, dass demnächst relativ viele Anrufe von Deutschen bei mir ankommen würden. Seine Warnung lautete ungefähr: „Bitte nicht erschrecken. Viele Deutsche sind am Telefon sehr unfreundlich, im Vergleich zu Schweizern. Manchmal hängen sie zum Beispiel am Schluss des Gesprächs ohne Gruss einfach das Telefon auf. Aber das ist so üblich und nicht unhöflich gemeint.“ So schlimm ist es bisher glücklicherweise nicht geworden 🙂

      Einen „Kulturunterschied“ habe ich allerdings in einem anderen Bereich festgestellt. Wobei das möglicherweise weniger mit Kultur als mit Taktik zu tun hat, also so geplant ist. Und zwar geht es um die berüchtigten „Druckertonerverkäufer-Kaltanrufe“ (zeitweise mindestens 1 x pro Woche und es waren immer Deutsche).

      Anfangs bin ich ob solchen Anrufen fast verzweifelt. Einerseits war es meine Aufgabe, solche Verkaufsanrufe von meinen Arbeitskollegen fernzuhalten und andererseits, so dachte ich, war da dieser Verkäufer am Telefon, der ja nur seine Arbeit machte. Kein noch so freundlich (und mit der Zeit auch weniger freundlich) vorgebrachtes Argument funktionierte bei diesen Leuten.

      Der Höhepunkt war, als mir einer mit einer Klage drohte, weil ich ihn nicht mit meinem Vorgesetzten verbinden wollte, den er sprechen wollte, weil ich ihn nicht dem „Zuständigen“ verbinden wollte. Da beschloss ich, künftig einfach drauf los zu lügen und mich als Finanzchef, Direktor, was auch immer auszugeben. Davor hat mich dann allerdings ein deutscher Arbeitskollege bewahrt, dem ich auch noch „ins Gilettäschli“ geweinte hatte. Er stellte sich kurzerhand als „Zuständiger“ zur Verfügung und erzählte künftig diesen Anrufern in ihrer Sprache die verrücktesten Geschichten darüber, warum wir gar keine Toner brauchen *durften* (Stichwort: religiöse Gründe…). Das hat geklappt. Inzwischen kommen keine Anrufe mehr.

      Eine andere (humorige) Variante, um mit solchen Anrufen fertigzuwerden, wäre übrigens diese: http://www.xs4all.nl/~egbg/duits.html

      Inzwischen bin ich aber so weit, dass ich solchen Anrufern (inkl. Deutsche Klassenlotterie-Verkäufer…) eventuell, vielleicht, mit grosser Überwindung, einfach aufhängen könnte….

    15. Administrator Says:

      @Johanna
      Gegen Kalt-Akquise-Nervtöter gibt es nur ein Mittel: Zurück akquirieren!
      Nach dem Motto: „Toner brauchen wir gerade nicht, aber hätten Sie nicht gerade Bedarf an einer tollen Lebensversicherung? Ich könnte Ihnen da geschwind ein Model vorrechnen, das sich absolut lohnt…“ etc.
      Im Sales Geschäft sollte das eine Fingerübung sein, jedem Anrufer sofort etwas zu verkaufen..
      Aber das mit den religiösen Gründen finde ich auch nicht schlecht, muss ich mir merken 🙂

    16. PAX Says:

      Den letzen Abschnitt hätte es meiner Meinung nach nicht gebraucht. Hier bedienst du nur die oben erwähnten Klischees. Ich fühle mich gegenüber einem Deutschen nie unterlegen, schon gar nicht wegen der Sprache. Denn die deutsche Sprache akzentfrei zu artikulieren und zu verstehen, was im Subtext abgeht sind zwei verschiedene Dinge. Ersteres mag ich vielleicht nicht ganz hinkriegen. Im Verständnis der Zwischentöne und der transportierten Nachricht kann ich noch manchem Deutschen das Wasser reichen.

      Wahrscheinlich hast du mit deinem lezten Punkt ein Gegengewicht zu den gängigen Vorurteilen gegenüber Deutschen setzen wollen. Dies auf so plumpe Art zu machen wird viele der oben erwähnten Schweizer vor den Kopf stossen und sie in ihrem Vorurteil vom arroganten Deutschen bestätigen.

      Zudem sind Pauschalisierungen über die Schweizer genau so dämlich wie die über die Deutschen. Aber da hab ich wohl die Ironie nicht begriffen…

    17. Widi Says:

      Ich glaube, am offensichtlichsten ist das beobachtete schon bei Kleinigkeiten.

      Da, wo der Schweizer ein Auge zudrückt, weil es einen nicht wirklich ‚was kostet (materiell, oder nicht) und er den Vorgang 10 Minuten später sowieso vergessen hat.

      Ich merke es bei mir, wie schnell ich mich ab gewissen Dingen aufrege und ein paar Minuten später ist alles wieder verflogen: Was hätte es da gebracht, meinem momentanen Groll Luft zu verscheffen?
      -> Da würde doch häufig aus einer Mücke ein Elefant gemacht…

      Auch das Argument „dafür habe ich aber bezahlt“: Hallo, wie häufig geht es dabei um kleine, unwesentliche Beträge. Und da dann ein grosses Theater mache – finde ich unnötig.

      Es sind halt viele Kleinigkeiten, welche unter Menschen schiefgehen, wo man aneckt, wo man sich missversteht und so. Da jeweils ein Auge zudrücken, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen – wage zu behaupten, das ergibt bereits eine viel friedlichere Athmosphäre.

      Bei wirklichen Problemen und Dingen, welche immer wieder störe – ja, da sage auch ich meine Meinung. Gebe mir auch Mühe, nicht hintendurch zu reklamieren, wenn ich mich nicht dafür halte, es der „schuldigen“ Person selber zu dagen…

      Widi

    18. Administrator Says:

      @Pax
      Der Friede sei mit Dir…
      Nein, ich wollte keine Klischees bedienen, als ich den letzten Absatz schrieb, sondern ein Stück praktische Lebenshilfe liefern. Ich bin immer noch der festen Überzeugung, das trocken vorgebrachter Sarkasmus und Ironie nicht von jedem gleich verstanden wird, das kann Dir in Süddeutschland genauso passieren wie in der Schweiz. Wenn ich bei meinem Gegenüber während des Gespräches das Gefühl habe, der kann mir nicht ganz folgen, dann lasse ich ganz unweigerlich mal eine kleine ironische Bemerkung fallen, und wenn dann keinerlei Reaktion kommt, dann war das sozusagen der Test, in wieweit ich das weiter verwenden kann oder nicht. Da Du jetzt bestimmt auf ein Beispiel hoffst, muss ich dich vertrösten: Ich sammel sie gerade für einen Artikel.

      Natürlich ist der Schluss polemisch und verallgemeinert und sehr pauschal und bedient Klischees und … wenn er das alles nicht wäre, bräuchte ich diesen Blog nicht zu schreiben, sondern würde einfach einen weiteren „Kochrezepte“ Blog anbieten. Die sind unverfänglicher und werden auch immer wieder gern gelesen.

      Allein für Deine Aussage:

      „Ich fühle mich gegenüber einem Deutschen nie unterlegen, schon gar nicht wegen der Sprache. “

      hat sich dieser letzte Absatz schon gelohnt, finde ich. Leider haben wir oft genug von Schweizern genau das Gegenteil deiner Aussage gesagt bekommen. Darum ist es gut, wenn jemand wie Du das klar auf den Punkt bringt, um diesem Eindruck entgegenzuwirken.
      Gruss, Jens

    19. viking Says:

      @widi
      Ich gehe mit dir einig und das ganze lässt sich doch eigentlich in einem Begriff ausdrücken: Gesunder Menschenverstand.
      Leider lässt dieser generell sowohl in D wie in der CH immer öfters zu wünschen übrig 🙁

      @Petra
      Meckern und seine klare Aussprachen sind leider zwei verschieden Paar Schuhe. Auch in Deutschland. Es wird zwar in D viel gemeckert nur die klaren Aussagen bzw. die Meinung auf den Tisch bringen das habe ich allzuoft auch in D vermisst. Oder kennt man in D seit 1996 (als ich zurück in die CH ging) kein Mobbing, kein hintenherum Lästern, kein Anschwärzen mehr? Ist es nicht auch bei vielen Deutschen so, dass die Brille Richtung Deutschland sich automatisch etwas rosa färbt, damit man die Kontraste in der CH besser erkennt?

      Gruss
      Bruno

    20. PAX Says:

      @Jens

      der letzte Abschnitt hätte aber ganz anders geklungen, wenn du ihn so geschrieben hättest:

      das trocken vorgebrachter Sarkasmus und Ironie nicht von jedem gleich verstanden wird, das kann Dir in Süddeutschland genauso passieren wie in der Schweiz.

      Es hat einfach so pauschal gewirkt, weil deine Anleitung für den Umgang mit Schweizern übertitelt war. Dabei ist es eine Anleitung für den Umgang mit Menschen, die weder Ironie noch Sarkasmus verstehen.

      Und arrogante Menschen gibt es übrigens auch in der Schweiz genügend. Denn man lästert zwar über die Deutschen, insgeheim bewundert man sie ja auch dafür, dass sie sich getrauen solche Dinge in der Öffentlichkeit zu sagen und darzustellen. Man lästert auch über andere Staatsangehörige in der Schweiz, leider schwingt dabei aber selten eine positive Konnotation im Subtext mit…

    21. Branitar Says:

      Deutsche sind in vielen Dingen recht träge, deshalb hilft es manchmal, eine klare Ansage zu machen.
      Allerdings stimme ich den meisten meiner Vorredner zu, dass eine klare Ansage nicht gleichzusetzen ist mit grundlosem Motzen, besonders, wenn der Grund nur ein eingebildeter ist…
      Allerdings machen mich Dinge, die „hintenrum“ passieren, rasend. Wenn jemand z.B. ein Problem mit mir hat, soll er es mir sagen und nicht in der Nachbarschaft tratschen und mich trotzdem jeden Tag falsch-freundlich anlächeln. Das hat dann nämlich nichts mehr mit Harmoniebedürfnis oder Konfliktvermeidung zu tun, sondern ist einfach nur hinterhältig und zeugt eher von Konfliktunfähigkeit und schlechter Erziehung. Und jeder Psychologe wird bestätigen können, dass ein Konflikt, der angeprochen und gelöst wird weniger Streß für alle Beteiligten bedeutet, als ein Konflikt, der ewig auf kleiner Flamme köchelt….

    22. Arne Völker Says:

      Nicht jede Beschwerde ist auch eine. Vor ein paar Jahren, als ich selber neu in die Schweiz kam, habe ich mal ein Konto eröffnet. Und ein paar Wochen später nachgefragt, wann ich die ec-Karte bekomme, die mir beim Abschluss versprochen wurde. Mein Gegenüber nahm Achtung an, versuchte ein zwei kleine Rechtfertigungen, und versicherte dann eilfertig, alles zu tun, was ich wollte. In Berlin hätte, was ich getan habe, als freundliche Frage gegolten. In Zürich wurde allein durchs Hochdeutsch eine Beschwerde daraus.

      Beim ersten Mal bin ich bin über die Reaktion noch erschrocken, die ich ausgelöst habe. Jetzt weiss ich, dass ich hier in der Schweiz einfach nur noch ein bisschen freundlicher sein muss, als es mir selber natürlich erscheint (Wenn ich frisch in Berlin lande, wundern sich die Taxifahrer über mich und fragen sich „Will der was von mir, oder was?“). Und wenn ich wirklich mit Freundlichkeit etwas erreichen will, dann lasse ich meine Freundin anrufen. (Bei Vermietern zum Beispiel.)

      ***

      Spannend, wie hoch hier in den Kommentaren die Wellen schlagen. Und: Schön, sucht noch jemand zwischen Deutschland und Schweiz nach seiner Identität. Ich versuchs hier: i.ch-b.in/heimatlos

    23. Peter Says:

      Hoi Jens

      Der letzte Abschnitt hat mich wirklich sehr erstaunt. Bislang war es eher so, dass ich mir in Deutschland Ironieverbot erteilt habe. Entweder kommen die „Feinen“ dort gar nie an, oder aber sie werden so Ernst genommen, dass es gleich Riesenkrach gibt. Auch in deutschen Internetforen scheint es durchaus üblich zu sein, Ironie als solche zu kennzeichnen…

      Ehrlich gesagt, kenne ich auch keine Schweizer, die sich Deutschen gegenüber hilflos oder unterlegen fühlen. Man hat einfach keine Lust, mit dem oben beschriebenen Motzer zu streiten, sagt „jaja“ und und merkt sich sein Gesicht. Könnte ja sein, dass er wieder kommt und einen Rat braucht. „Z leid läbe“ – auch das ist eine Schweizer Kunst, die verstanden sein will…

    24. Administrator Says:

      @Peter
      Das ist hier ein Blog und kein Forum. Ironie, Übertreibung, Pauschalisierung (zähle einfach mal wie oft ich „Die Schweizer sind, tun, machen“ geschrieben habe) gehören zur Idee, um Reaktionen zu erzielen. Es gibt auch „invisible smilies“, die nicht immer extra gekennzeichnet werden müssen.

      Dass der letzte Absatz meines Postings von heute so viele persönlich getroffen hat, tut mir echt leid; gleichzeitig hat er endlich mal eine Reaktion erzeugt im Stil von PAX und von Dir: „Das ist Quatsch“. Na gut, damit wäre wirklich bewiesen, dass es Quatsch ist, wenn da zwei energisch widersprechen, ihre Meinung äussern, nicht die Faust im Sack machen, nicht sagen „da habe ich keine Lust zu streiten“ etc.

      Ich frage mich nur, warum es immer und wieder heisst: „Deutsch ist wie eine Fremdsprache für uns“, wenn plötzlich alle aufstehen und sagen: „Aber dennoch verstehen wir jede Nuance, jede Ironie und jeden Sarkasmus, egal wie schnell das gesprochen wird“. Irgenwo bleiben da doch Fragen offen. Natürlich ist es von mir übertrieben zu behaupten, Schweizer verstehen nicht gut Ironie & Sarkasmus. Das kann dir bei Deutschen genauso passieren. Aber das für einen „untrainierten“ Schweizer das Zuhören auf Hochdeutsch auf die Dauer anstrengender ist als Hören seines eigenen Dialekts seiner eigenen Sprache, da muss doch was dran sein, sonst würde es nicht diesen wachsenden Markt von Hörkassetten auf Schweizerdeutsch geben, nicht nur für die ganz Kleinen.

    25. PAX Says:

      Aber das für einen “untrainierten” Schweizer das Zuhören auf Hochdeutsch auf die Dauer anstrengender ist als Hören seines eigenen Dialekts seiner eigenen Sprache, da muss doch was dran sein, sonst würde es nicht diesen wachsenden Markt von Hörkassetten auf Schweizerdeutsch geben, nicht nur für die ganz Kleinen.

      Das glaub ich nicht. Wir wachsen ja mit der Schriftsprache auf. Alles ist in der Schweiz auf Deutsch angeschrieben und 99% der TV-Sender, die wir sehen sind aus Deutschland. Wenn da nichts hängen bliebe wäre ich doch sehr erstaunt. Für mich ist Deutsch hören um einiges angenehmer als Deutsch sprechen 😉
      Kann auch damit zusammenhängen, dass ich die deutsche Sprache sehr liebe, weil es die Sprache der Dichter und Philosophen ist, die mir sehr viel bedeuten. Ich hatte schon im Gymnasium immer eine Affinität zur deutschen Sprache und das hat sich bis heute nicht verloren.
      Grundsätzlich glaube ich aber eher, dass das alte Ressentiments sind, vielleicht noch der Aktivdienst-Generation, die sich irgendwie tradieren und erhalten.
      Dass man als Schweizer hämisch lacht, wenn die Deutschen im Fussball aufs Dach kriegen ist so seit ich denken kann. Und ich bin weiss Gott nicht in einem rassistischen oder anti-deutsch eingestellten Elternhaus aufgewachsen. Wie schon gesagt, da spielt auch ne Menge Neid mit.
      Und das Pflegen unserer Sprache, gerade bei den Kindern hat doch nichts mit einer Antipathie gegenüber der deutschen Sprache zu tun. Jedes Volk pflegt seine Sprache, das ist doch normal. Die Schwaben pflegen ihren Dialekt auch, ebenso die Bayern. Kölsch wird immer gesprochen und auch Platt hat immer noch seine Berechtigung. Das hat was mit der Scholle zu tun, von der man kommt und selten was mit einem Hass oder einer Antipathie.
      Ich hab als Kind den Kasperli immer gern auf Schweizerdeutsch gehört. Genauso gern hab ich allerdings den Pumuckel im TV gesehen oder Pippi, oder Jim Knopf, oder die Sendung mit der Maus, oder…. Ganz natürlich und ohne jegliches Gefühl, nicht zu bemerken, was da vor sich geht.

      Klarerweise kann ich aber auch nur für mich sprechen. Wie das andere Schweizer sehen weiss ich nicht. Ich kenne eine Menge, die sich gut mit Deutschen unterhalten, ja sogar (man höre und staune) solche zu ihrem Freundeskreis zählen 🙂

    26. Pesche Says:

      Wir sind nun schon oft und jeweils recht lange in Deutschland mit unserem Camper unterwegs gewesen und haben durchwegs sehr gute Erfahrungen mit den Deutschen gemacht. Sogar die Norddeutschen, denen man doch eine gewisse Kälte nachsagt, waren immer freundlich und hilfsbereit.

      Dass unsere Bemühungen Hochdeutsch zu sprechen oft mit der Bemerkung: „Ich liebe Euren Dialekt“ quittiert wurden, hat uns nie gestört.

    27. Geissenpeter Says:

      Das ist ja das Faszinierende: Dass Schweizer mit Hochdeutsch passiv keinerlei Probleme haben, dafür aktiv manchmal sehr.
      Dass Chaschperli auf Schweizerdeutsch angeboten wird, hat nichts damit zu tun, dass die Leute mit dem Verstehen von hochdeutschen Hörspielen Mühe hätten – der Grund liegt viel tiefer: Märchen auf Hochdeutsch hören sich für die Meisten einfach nicht richtig an. Wir sind hier im komplizierten Bereich der Emotionen.

    28. Phipu Says:

      Unterdessen steht schon bald seit 24 Stunden „Freude, Freude, Eierkuchen“ Stimmung im drittobersten Abschnitt, und noch keiner hat darüber gemeckert. Die Motzer sterben wohl doch langsam aus, diesseits und jenseits des Rheins. Zum kopieren-einfügen: „Friede-Freude-Eierkuchen“-Stimmung (siehe auch http://www.deppenleerzeichen.de)

    29. Administrator Says:

      @Phipu
      ich habe „Friede Freude Eierkuchen“ extra mit Deppenleerzeichen geschrieben, weil WordPress defaultmässig Blogsatz verwendet, und bei so langen Wörter wie „Friedefreudeeierkuchen“ oder „Friede-Freude-Eierkuchen“ immer hässlich ausseinandergerissene Passagen enstehen.

      IchversprecheinZukunfteinfachnichtmehrsovieleLeerzeichenzuverwenden, istdasguet?

    30. Gerald Says:

      Es ist doch immer wieder interessant zu sehen, wie uns unser Gehirn das lesen lässt, was wir lesen wollen. Im Blog-Eintrag steht „Freude Freude Eierkuchen“ und jeder, der sich auf diesen Teil bezogen hat, hat den (korrekten) Spruch „Friede Freude Eierkuchen“ gelesen. Was sagt uns das über unsere Wahrnehmung?

      Einen schönen Sonntag

      Gerald

    31. Andreas Says:

      Würde die Aufzählung nicht sowieso besser durch Kommas seperiert, vielleicht so:
      “Friede, Freude, Eierkuchen”-Stimmung ?
      Nur ein Vorschlag, die deutsche Rechtschreibung mag mich eh nicht besonderst.

    32. Johnny Says:

      Nochmals zum gemotze der Deutschen: Obwohl in Deutschland mehr gemotzt wird, ist der Service ziemlich beschissen, also hilft das rumgenöle offensichtlich nicht viel und gleichzeitig stelle ich fest, dass die Servicewüste hier in der Tat recht viel Anlass zum motzen gibt. However, armselig finde ich die Motzer, die persönlich werden. Sowas kann ich dann überhaupt nicht haben weshalb ich letzte Woche mitten im Gespräch den Telefonhörer auflegen musste LOL

    33. Branitar Says:

      Stell dir mal vor, wie der Service in Deutschland ohne die Motzerei wäre… *g*

    34. Arne Völker Says:

      Darf ich mich Outen? Ich habe als Deutscher nach sechs Jahren Schweiz noch immer auch passiv Probleme beim Hörverständnis der Schweizer Mundart. Das liegt nicht so sehr daran, dass ich sie grundsätzlich nicht verstünde. Mehr daran, wenn ich mal wieder eine Braut für eine Brut halte oder eine Taube für eine Tube, anschliessend vor lauter Wundern mindestens den nächsten halben Satz verpasse.

      Ich kann euch versichern, das geht auch Schweizern so, wenn sie mir zuhören, wie ich Schriftdeutsch als meine Muttersprache spreche. Entweder unterbrechen die mich, wenn sie ein Wort wie Kokeln nicht verstehen. Oder sie warten so lange, bis sie aus dem Kontext wissen, dass ich Zeuseln meine, bis sie ihrerseits einen halben Satz verpasst haben.

      (Über meine Probleme mit dem aktiven Gebrauch Schweizer Mundart wollen wir lieber nicht reden…)

    35. Peter Gloor Says:

      Eine Frage an unsere Deutschen:
      Stimmt es, dass in Deutschland Telefonwerbung gar nicht erlaubt ist?
      Ich meine, ich hätte so was schon mal gehört.

      Bei uns nervt es jedenfalls. Am liebsten rufen die Nervensägen um die Essenszeit herum an. Ich verweise jeweils darauf, dass ich meine Adresse für Werbung gesperrt habe, auch im Telefonbuch. Keinen kümmert’s. Oft plappern sie etwas von „keine Werbung, sondern Umfrage…“
      Letzhin verlangte ich die E-Mail-Adresse des Geschäftsführers, denn die schlecht bezahlten Anrufer (Telefonhausierer) können ja nichts dafür.
      Ich schrieb dem Herrn dann ein E-Mail im Klartext, aber ob dies hilft, und ob ich damit nicht zuviel Zeit vertrödle, bleibt offen.
      Peter

    36. Johanna Says:

      @Peter
      Ich hatte auch mal was betreffend ein Verbot gehört.

      Aus dem Verhalten der Anrufer schloss ich aber dann, dass in Deutschland wohl nur *Kalt*-Anrufe verboten sind, d.h. Anrufe, denen nicht schon ein Kontakt vorangegangen waren, aus dem auf eine Kundenbeziehung geschlossen werden könnte.

      Die Toner-Verkäufer-Anrufe waren natürlich Kalt-Anrufe. Das Gesprächsdrehbuch war aber so gestaltet, als ob dem nicht so gewesen sei:

      „Guten Tag, wir danken Ihnen für Ihre Teilnahme an unserer kürzlichen Kundenbefragung (*). Als kleines Dankeschön möchten wir Ihnen jetzt ein Geschenk zusenden und möchten dazu noch Ihre Adresse überprüfen. (Beim ersten Mal habe ich dann brav die Adresse bestätigt. Dann ging es weiter:) Falls Sie das Geschenk nicht erhalten sollten (versteckter Hinweis auf unzuverlässige Post), können Sie diese Nummer anrufen BlaBlaBla und diese Referenznummer angeben BlaBlaBla (**).

      Und jetzt möchte ich noch gleich unsere Datenbank überprüfen. Sie haben immer noch die Drucker XYZ, UVW und QQQ? (brav wird Auskunft geliefert). Weil wir hätten da gerade eine (hier einige masslos übertriebene Marketingadjektive) Aktion für Druckertoner usw. usw.

      … jetzt ist der Verkäufer/die Verkäuferin nicht mehr zu bremsen und wird, wie weiter oben beschrieben, wenn nötig, auch mal ziemlich unfreundlich, wenn man wagt, auf die von ihm angepriesenen Produktequalifikationen nicht gleich mit Jubel einzusteigen.

      (*) natürlich war dem nie eine Kundenbefragung vorausgegangen, worauf ich anfangs auch hinwies. Darauf folgte „dann muss ich wohl mit einem Ihrer Kollegen die gesprochen haben“. Würde man in Deutschland einem solchen Verkäufer jetzt ins Gesicht (den Telefonhörer) sagen, dass er lügt, weil es niemand anders gewesen sein kann? Vielleicht. Sollte man eigentlich. (Eine Zeitlang habe ich dann das Gespräch jeweils gleich am Anfang damit abgeblockt, dass wir gar keine Drucker (mehr) hätten. Ich log den Anrufer an, er wusste es, durfte es aber nicht aussprechen. Üblicherweise wurde dann ohne weiteres Wort das Gespräch seinerseits unterbrochen.)

      (**) Weder die Computermaus noch das PDA oder die anderen versprochenen Elektronik-Gadgets sind natürlich je angekommen. Das hatte ich angesichts des Rests des Gesprächs eigentlich auch nicht ernsthaft erwartet.

      P.S.: Das „wir haben keine Drucker“ hat mein weiter oben beschriebener Kollege später wie folgt ausgeschmückt: „Wir produzieren Dokumente in Sanskrit. Dazu haben wir 15 Inder angestellt, die diese Dokumente von Hand schreiben. Unsere Abnehmer akzeptieren keine gedruckten Dokumente.“ Irgendwann wurde das dann auf die erwähnten „religiösen Gründe“ abgeändert, weil dann das Gespräch noch rascher zu Ende ging. Mein Kollege hat einen aggressiven Computermausverkäufer (die gibt es auch) darauf hingewiesen, dass wir leider nur mit dreidimensionalen Mäusen arbeiten würden bzw. dass unsere Mäuse nicht nur auf der ebenen Fläche bewegt würden, sondern auch über der Arbeitsfläche. Leider erfüllten die vom Verkäufer angebotenen Mäuse diese Bedingung nicht… 😉

    37. Alex Says:

      Mich nervt besonders die arrogante Haltung der Deutschen, die die Schweiz lediglich für ein weiteres Bundesland mit einem blöden Dialekt halten: Kürzlich unterhielt ich mich in den USA mit einem Deutschen, der offen sagte: „Ach, hier in der Gegend leben so viele Deutsche… die Schweizer zähle ich einfach mal dazu.“ WIE BITTE??? Die in diesem Blog beschriebene „Motz- und Meckerkultur“ der Deutschen kennen wir schon zur Genüge, aber geografisch-annektierende Gedanken, nein danke. Liebe Deutsche, lest mal Geschichtsbücher – ihr habt’s genau auf diese Weise schon zwei Mal vermasselt.

      Noch was Anderes: Wie würden deutsche Arbeitslose reagieren wenn in Deutschland arbeitende Holländer und Engländer vornehmlich eigene Landsleute anstellen würden? Bei einem Vorstellungsgespräch in einer schweizer Firma sah ich mich dem gröhlenden Spott meines zukünftigen deutschen Chefs konfrontiert, der mich auslachte und sagte: „Es gibt ja fast nur noch Deutsche hier? Wo sind die Schweizer? Arbeitslos?“

      Tja, vilicht isch es mol Zyt, dass d’Schwoobe ändlig lerne was Respäggt vor anderne Kulture isch. I glaub fast, das isch ihne verlore gange. Nur wil mir Schyzer anderscht sin, heisst das no lang nit, dass mir „Problem“ hän. Mir sind zrugghaltender und bescheidener. Und ganz froh nid Dütschi z’sy!

    38. Johanna Says:

      *AmKopfKratz* do het öpper e Chropflärete nötig gha ….

    39. Dr. Schmidt Says:

      Zu Motzkultur und Streitsucht:

      Wenn Faustfeuerwaffen in Deutschland für Autofahrer so frei verkäuflich wären wie in den USA, würden überfüllte Straßen in Deutschland bald der Vergangenheit angehören.

    40. Der Jens Says:

      Liebe Schweizer dort und hier, liebe deutsche Landsleute hier und dort,

      in den letzten vier Wochen hatte ich (aus einem absolut hochdeutsch sprechendem deutschen Bundesland stammend, nämlich Sachsen) an zwei Wochenenden die Gelegenheit, die Schweiz (Zürich und Umgebung) erstmals in meinem Leben zu besuchen. Zwar habe ich tatsächlich nicht allzuviel verstanden, aber: was ich dort erlebte, also das, was hier im blog als „Friede, Freude, Eierkuchen“ bezeichnet wurde, gefiel mir ausnahmslos gut!!! Ich fand dort gleichermaßen Internationalität und einen sehr menschlichen Umgang miteinander. Wohltuend! Kann ich bitte auswandern? Hat jemand einen Job für mich?

    41. stef Says:

      der schweizer ist sich gewohnt alle seiten abzuwägen. entsprechend überlegt er relativ lange um dann zu einem schluss zu kommen. das waren einst politische notwendigkeiten (land der 4 sprachen und kulturen) und zeugen auch von einer kleinen einwohnerzahl, wo jeder jeden kennt und entsprechend niemand negativ aufallen möchte.

      die deutsche art kommt da scheinbar aggressiver daher. allerdings ist diese ehrlicher. man weiss woran man beim gegenüber ist. und oftmals bedeutet diese haltung keine feindschaft, und im nächsten augenblick ist alles vom tisch und man kann wieder ordentlich miteinander umgehen.

      klar, es gibt situationen in denen ich mir auch schon gewünscht hätte meine deutsche bekanntschaft lässt gnade vor recht walten. es gibt bestimmt aber noch einen weiteren grund. durchschnittlich sind die schweizer wohlhabender als die deutschen. entsprechend ist es für einen deutschen unfassbar, dass für das viele geld ein schlechter service oder schlechte leistung vollbracht wird. und tatsächlich habe ich hier in der schweiz schon von teuren hotels schlechte leistung erlebt. für mich war klar: bloss weg hier, für einen deutschen ist klar : hier sage ich was sache ist. je nach situation hat beides vor und nachteile.

      aber schade das diese diskrepanzen so gewichtig sein sollen.

    42. The_soldier Says:

      Ups, da wollte ich doch mal sehen was zu Thema Schweizer und Sarkasmus so im Netz steht und lande auf Anhieb hier.
      Also Ihr lieben Deutschen und auch Ihr lieben Eidgenossen.!.
      Es ist wohl wirklich so das der „Allgemeine“ Deutsche schnell am“motzen“ ist. Auch ein Kultureller (oder drei bis vier) Graben zieht sich bei diesem Thema durch Deutschland. JA es ist einfach so. Zusätzlich haben die Deutschen noch ihr OST vs. WEST Problem. Und jene die in Deutschland lebten können bestätigen, Deutscher ist niemals Deutscher. Denn es waren zwei Kulturen!
      Und jetzt mal zu den Eidgenossen. Das sich eine Nation aufregt über die offene Art der Deutschen,kann ich nicht wirklich verstehen. Aber ich weis ja wie wir es machen. Wir regen uns natürlich auch auf, viel lauter und viel dreister wie es auch nur der schlimmste Deutsche kann. Unser Problem ist unsere Scheinheiligkeit, und diese kommt werde bei Deutschen noch bei anderen Nationen wirklich gut an.
      Ich habe einige Zeit im Kundendienst geschafft und ich könnte hier Schweizer zitieren das sich die Wände biegen. Also an alle Eidgenossen, „shut up“ und etwas mehr offene Ehrlichkeit.
      Und an die lieben Einwanderer, Ihr seid jene die hier leben wollen! Das heist ihr solltet Euch schon ein wenig anpassen.

    43. soso Says:

      leider hat jens nur einen teil der situationen beschrieben, nähmlich den sich beschwerenden deutschen und das sein gesundes selbstbewusstsein die schweizer irritiert, weil es ihnen fremd ist und weil sie jedes gepupste wort, jede disharmonische situation gleich persönlich nehmen .

      ein anderer teil ist die permanente agressivität und rechthaberrei der schweizer, die sofortige beleidung von anderen:
      über jeden kunden mit einem problem oder einer frage wird beim tratsch nicht etwa gesagt: „da ist ein kunde wiederholt über die schlechte beschriftung des ticketautomats gestolpert, vielleicht sollten wir die endlich mal verbessern.“ sonder immer heisst: „der huere siech, der volltrottel, der löli, der idiot, der dumme siech etc etc“

      es ist erstaunlich wie über andere bürger geredet wird: immer wird dieser gleich beleidigt. Nicht direkt, oh nein sondern im tratsch gespräch ohne den beteiligten. (obwohl man mir schon mehrmals direkt ins gesicht sagte „du huere dütsche“ und interessanterweise sich kein zuhörer/gesprächsteilnehmer daran störte)

      Wenn der andere mensch ein ausländer oder tourist ist, kracht die verachtung gleich doppelt stark…

      Diese permanente „huere siech, löli, idiot“ betitelung eines kunden/bürgers/fragestellers etc ist dermassen agressiv, weit verbreitet und verunsichernd.
      jede kommunikation ist reine heuchelei – die nettigkeit ist nicht echt sondern inszeniert, sie nennen das „die faust in der hosentasche ballen“ und sind auf diese charaktereigenschaft stolz, ich nenn es einfach verlogen und hinterlistig.

    44. Remo Says:

      Hallo Jens

      Gratuliere zu dieser tollen Seite, es ist witzig zu lesen, wie man als Schweizer von aussen betrachtet wird. Und meist muss man zugeben: „Ja, stimmt was er da schreibt..“

      Dem Bericht hier über Harmoniebedürfnis etc. kann ich allerdings nicht zustimmen, denn wir Schweizer verstehen sehr wohl Sarkasmus und Ironie (wie kommst du überhaupt darauf, dass wir das nicht kennen, unser sprachlicher Alltag ist voll davon…).

      Dass Schweizer harmoniebedürftiger sind als Deutsche, kann ich bezeugen. Ich habe sehr viele Freunde in und aus Deutschland und kenne die kulturellen Knackpunkte ein wenig.

      Vor allem aufgefallen ist mir, dass der Deutsche (je weiter nördlich desto schlimmer) beim Diskutieren möglichst sein Gegenüber von seiner Meinung überzeugen will. Er labert und labert, argumentiert (oft flach und widersprüchlich) ohne Unterlass, so dass der andere möglichst nicht zu Wort kommt, sonst könnte er ja möglicherweise seinerseits Argumente vortragen und am Ende ihn noch davon überzeugen seine Meinung zu ändern.
      Der Schweizer spricht langsamer und gemächlicher, wohlwissend dass sein Gegenüber ihm nicht oder nur selten ins Wort fällt und ihm zuhört, was er selbst dann im Gegenzug auch machen wird.

      Deshalb fühlen sich Schweizer im Gespräch mit einem Deutschen der diese Diskussionskultur nicht kennt oft überrumpelt. Das hat nichts mit einem fehlenden Verständnis für Ironie oder mit Unsicherheiten im Standarddeutsch zu tun. Aus diesem Grund halten viele Deutsche Schweizer auch für langsam und fehlinterpretieren das leider oft als dumm oder wenigstens weniger intelligent als ein Deutscher.

      Und wie die meisten Menschen auf der Welt, gibts auch bei den Schweizern nichts, was sie mehr nervt, als jemanden der sie für dumm hält und dies – in der Annahme dass sies ja eh nicht merken – im gemeinsamen Gespräch auch indirekt so kommuniziert 😉

      Deutsche und Schweizer würden sich ausgezeichnet verstehen, wenn sie mehr übereinander wüssten…. dieser Blog ist schonmal ein guter Anfang.

    45. Allmechtna Says:

      Bitte nicht GANZ so einseitig, wenn’s geht.

      Es ist NICHT nur ein typisches Merkmal der Deutschen, ihren Wohlstand immer zeigen zu müssen. Dieses Gehabe findet man nämlich auch bei den Russen, besonders der Neureichen nach der Perestroika-Periode. Genau das Ding: auf dem BMW muss 7.. draufstehen – während Schweizer 7..-Besitzer wohl noch extra die Nummer abmontieren würden, um zu zeigen meine Typenbezeichnung geht keinen was an! – und die Rolex, wenn vorhanden, wird immer so getragen, dass man sie 24 Stunden am Tag sieht.

      Jaja, sind immer die Deutschen. — Nee, mitnichten.

    46. wernu Says:

      Warum sollte ein Schweizer sich beschweren.wenn Deutsche anwesend sind.-Die uebernehmen die Sache und sind schon nicht beliebt.