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Im Zweifel einfach «SIE» rufen — Die Höflichkeit der Schweizer Jugend

  • Haben Sie auch Kollegen?
  • Die Schweizer Jugend ist besser als Ihr Ruf. Wir haben diese Situation oft erlebt: Eine Clique junger Schweizer kommt auf der Strasse auf uns zu. Es sind Freunde, die über sich selbst als «Kollegen» sprechen. Ein «Kollege» ist für einen jungen Schweizer keinesfalls nur einfach eine Person, die in der gleichen Firma oder im gleichen Büro arbeitet. «Kollegen» sind Freunde, so wie «Kumpel» im Bergbau unter Tage auch mehr sind als nur Mitarbeiter. In der Schweiz sagt man nicht «Kumpel» oder «Copain» (weiblich «copine») sondern «Kollege», wenn es schon ein guter Freund aber noch nicht der «Schatzi» ist. Der muss dann allerdings meistens erst noch gehoben werden, der Schatz.

  • Höflichkeit mit Löffeln gefressen
  • Vielleicht haben wir einfach noch keine anderen negativen Erfahrungen gemacht in der Schweiz, um die folgende Beobachtung für allgemeingültig erklären zu können, aber wir haben die Schweizer Jugendlichen immer nur sehr höflich und wohlerzogen erlebt. Obwohl, das mit der Höflichkeit und Wohlerzogenheit bezieht sich jetzt ausschliesslich auf eine direkte Begegnung mit uns Deutschen. Zurück zu der beschriebenen Clique auf der Strasse. Ein ganzer Trupp von «Kollegen» kommt uns also entgegen, offensichtlich ausser Rand und Band, zu allerlei Jux aufgelegt, foppen sie sich gegenseitig, nehmen sich die obligatorischen Baseball-Kappen weg usw. Dann sind sie uns ganz nah, und eigentlich würde der jugendliche Übermut jetzt leicht dazu führen, sich auch mit jemand Erwachsenen anzulegen, ein bisschen zu provozieren, die Grenzen auszutesten. Jedoch nichts geschieht: Sprechen wir diese Kids an, fragen sie etwas, nach dem Weg zum Beispiel, sind sie plötzlich die Liebenswürdigkeit in Person, überschlagen sich schier vor Höflichkeit. Sprechen wir sie nicht an, werden wir zumindest respektvoll gegrüsst, in der Agglo und auch ausserhalb der grossen Städte. Das ist so gut wie überall üblich und normal.

  • «Sie» Rufen
  • Nur mit der Anrede hapert es ein bisschen. Weiss ein junger Schweizer nicht, wie er einen Erwachsenen ansprechen soll, dann ist ein lang gezogenes «Siiiiie» häufig die Regel. Es kling wie in Frankreich das «Monsieur!» der Schüler, die keine Ahnung haben, wie ihr Mathelehrer eigentlich mit Familiennamen heisst. Er ist für sie einfach nur «Monsieur», wenn es hochkommt, dann vielleicht noch «Monsieur le prof», oder «Monsieur le censeur» (= stellvertretende Direktor an einem Lycée in Frankreich). In der Schweiz begnügt man sich mit «Siiie».

  • Die Jugend von heute ist frech und unerzogen
  • Wenn Sie diesen Spruch noch nicht gehört haben, dann müssen Sie irgendwas verpasst haben im Laufe Ihres Lebens auf diesem hübschen Planeten, denn er ist eine «kulturhistorische Konstante» ersten Grades. Er fand sich bereits in den Pyramiden im alten Ägypten in Hieroglyphenschrift an die Wand gepinselt. Gleich neben dem anderen Klassiker: «Früher war alles besser». Keine menschliche Erfahrung, keine Lebensweisheit ist nachweislich älter als diese beiden Sentenzen.

  • Wieso sind Schweizer Jugendliche so höflich und wohlerzogen?
  • Sind sie es wirklich? Nicht mit ihresgleichen oder mit ihrer Umwelt. Auf dem Weg zum Kino die leeren Redbull oder Bierdosen einfach an der nächsten Ampel stehen zu lassen oder ins Gras neben der Strasse zu werfen, damit haben sie keine Probleme. Überall gibt es genug „magische Papierkörbe“ wie in Bülach. Ein ganz klein bisschen Rebellion muss schliesslich sein, gegen die Generation der sauberen Bünzli-Schweizer, die am liebsten noch den Papierkorb am Strassenrand von innen putzen würden.

  • Findet hier überhaupt Unterricht statt?
  • Wir liefen durch eine Schweizer Primarschule am Vormittag, während der Unterrichtszeit, und waren erstaunt über den nicht vorhandenen oder nur sehr geringen Lärmpegel aus den Klassenräumen. Man konnte meinen, es war Ferienzeit. Tatsächlich sind die Klassen kleiner als in Deutschland, wo max. bis 32 Kinder in einer Klasse unterrichtet werden und Frontalunterricht oft der einzige Weg ist, alle „im Griff“ zu behalten. Wir konnten auch beobachten, das grösster Wert auf Disziplin (Aufstellen in Zweiereihen am Ende der Pause) in Schweizer Schulen gelegt wird. Aus Deutschen Grundschulen blieb uns eher der Eindruck „Lärmpegel wie im Schwimmbad“ und „Schrei so laut du kannst“ im Gedächtnis (weswegen der Sensationserfolg der Teeniegruppe Tokyo-Hotel in Deutschland mit dem Titel „Schrei“ leicht zu verstehen ist). Natürlich sind das nur einzelne, subjektive Beobachtungen. Es gibt bestimmt auch leise Grundschulen in Deutschland und schlecht erzogene Schüler in der Schweiz, nur sind wir denen nicht begegnet.

  • Haben Sie auch schon mal vergessen «Merci» zu sagen?
  • Wir haben es in einem Gartenlokal am Zürisee erlebt: Eine Familie mit zwei vielleicht 14 oder 15-jährigen Jugendlichen studierte die Speisekarte (die vor «spitzen Spissen» nur so wimmelt). Der 15-jährige ist unleidlich, schlecht gelaunt und kann sich nicht entscheiden, was er bestellen soll. Wahrscheinlich hat er sich den sonnigen Feiertag sowieso irgendwie anders erträumt, nicht in Begleitung seiner Eltern. Er lässt sich von der jungen Bedienung, die hier im Freien freilich nicht «Saaltochter» heissen kann, weil es keinen Saal gibt, das Menü erklären. Dann folgt Schweigen. Dann verlässt die Bedienung den Tisch. Dann folgt das Donnerwetter des Vaters: «Du hättest Dich gefälligst für die freundliche Auskunft bedanken sollen!». Hatte der Junge nicht getan, er hatte glatt die Dienstleistung als solche entgegengenommen, ohne danach mindestens drei «Merci vielmals», und «ja, das ist jetzt guet» zu äussern.

    Für uns Deutsche am Nebentisch war es eine Schlüsselszene: So wird Höflichkeit von klein auf antrainiert in der Schweiz und von den Eltern für die Einhaltung der ungeschriebenen Regeln gesorgt!

  • Höfliches Fragen auf Ruhrpott-Deutsch
  • Dabei erinnerte ich mich daran, wie ich als Kind im Urlaub in Bayern losgeschickt wurde, um an einem Kiosk eine Flasche Cola zu kaufen. Die für mich als Ruhrpott-Kid übliche Fragestellung an den Verkäufer lautete: „Eh, hamse ma’ ne Cola oda son Scheiss?“ Selbstverständlich wurde dieses hochpolierte Deutsch von dem bayrischen Verkäufer nicht verstanden. Ich bekam dennoch irgendwie die gewünschte Cola und erlebte zum ersten Mal, dass nicht in ganz Deutschland mein heimischer «Soziolekt» gesprochen wurde, und das gleiche Verständnis für die korrekte Form einer «höflichen Frage» vorhanden war.

    

    20 Responses to “Im Zweifel einfach «SIE» rufen — Die Höflichkeit der Schweizer Jugend”

    1. Ursocello Says:

      Was bitte sehr sollen denn „spitzen Spissen“ sein? Ich verstehe das nicht und das sagt auch niemand.
      Und wo bitte sehr sagt man „Saaltochter“? Das hab ich noch nie gehört. Wenn schon heisst es Froläin, aber das braucht eigentlich auch keiner mehr.
      Und zu guter Letzt: Wenn du nur Züriseegemeinden mit hoher Millionärsdichte untersuchst, ist es kein Wunder, dass du nur brave Kinder triffst.

    2. Fiona Says:

      Gute Manieren werden immer geschätzt. Wie der ehem. Bundesrat Otto Stich (von Beruf Lehrer) hat immer gesagt „Kindererziehen heisst 1 000 Mal „Nein“ sagen“.

      P.S. @ Jens – gestern Abend auf „Rundschau“ – „Weshalb gibt’s so viele Deutsche in der Teppichetage in der Deutschschweiz“ (in den Unis auch) und dass die Deutsche immer noch eher unbeliebt sind.

      Ich persönlich habe zwei deutsche Chefs gehabt – der Bayer war ein schwieriger Mensch (Wutanfälle). Eines Tages habe ich endlich die Geduld verloren und ihm „Stop It!“ gesagt. I thought I might lose my job, but I didn’t.

      Fiona

    3. blah Says:

      Die sschweizer Jugend ist sehr brav und liebenswürdig, ausser die „Nachtbuben“ die sind sehr böse =).

    4. Mikki Studer Says:

      Ich muss noch was zum „Sie“ loswerden. Um sich um die heikle Entscheidung, „du“ oder „Sie“ bei der Begrüssung zu drücken, fangen viele Schweizer an, das deutsche Wort „hallo“ zu benutzen (früher verwendete man dazu „euch“). Damit ist man fein raus – und das Deutsche setzt sich doch langsam aber sicher in der Schweiz durch 😉

    5. Administrator Says:

      @Ursocella
      Das ganze Leben ist Recycling… es gibt nichts Neues unter der Sonne. Freut mich sehr, dass Du alle 287 Beiträge so aufmerksam gelesen hast.
      Den mit den „Spiessen“ hast Du wohl übersehen. Einfach mal das Wort oben in der Suche eingeben. Stichwort „spiesswagen“ etc.

      Aber um auf das Recycling zurück zu kommen: Der Schluss ist neu, Fettnapf 5 und 6. Ich wollte das einfach nur nochmal neu zusammengefasst in eine Liste bringen. Es soll ja Leute geben, die den Anfang der Blogwiese nicht kennen.

      Zur Saaltochter siehe hier einen der 84 Stellen an. Ein paar sind aus der Blogwiese.

      Gruss, Jens

    6. Johanna Says:

      da war da noch…..

      „darf i en Öpfu“ „dörf i es Glas Wasser“

      Diese grammatikalisch unvollständige Art, um etwas zu Bitten, hat bei mir vor Jahren jeweils „sprach-allergische“ Reaktionen hervorgerufen: massives „Stirngerunzel“, die Gegenfrage „was? a d’Wang chläbä, furtschiesse, grüen amaale…“, gefolgt von gut gemeinten Vorschlägen, wie man die Frage richtig zu formulieren hat, gefolgt von der Bitte um erneute Fragestellung, dieses Mal aber bitte korrekt, bevor die Erfüllung der Bitte überhaupt in Betracht gezogen wird.

      Meine Erziehungsversuche konnten erwartungsgemäss den Lauf der Welt nicht gross ändern …

      Damals (es ist wirklich schon ein paar Jahre her…) waren es Kinder oder Jugendliche, die sich dieser Art der Fragestellung bedienten. Heute sind diese Kinder/Jugendlichen erwachsen geworden, tragen ein Kostüm oder Anzug und Kravatte, sprechen über Wirtschaft, Politik …. und fragen immer noch so….

      Aaaaargh.

    7. Petra Says:

      Es gibt doch die schöne Tradition von Besuchertagen an den Schulen in der Schweiz. Mir fiel diese sonderbare Anrede der Lehrer auch auf, da wurde einfach der Leherer mt einem langezogenen SIIE angesprochen. Es scheint wohl üblich zu sein, denn keiner der Lehrer sagte, dass er auch einen Namen hat. Üblich ist auch: SIE, Herr Müller… !!

      Was du über die Schule schreibst kann ich nur bestätigen, es wird wirklich viel Wert auf gute Umgangsformen in der Schule gelegt, dafür spielen Diktate und Aufsätze eine untergeordnete Rolle. Es gibt eben in jedem Schulsystem Gutes und Schlechtes. Toll wäre mal ein Austausch der Lehrer. In der Schweiz wird ja mächtig gejammert wenn nur ein Schüler mehr in die Klasse kommt.

      In Deutschland müssen die Leherer mit rappelvollen Klassen klar kommen. Und vergesst bitte auch nicht, dass zumindest im Kanton Zürich die Klassen auch mehrere Jahre lang in den Hauptfächern oft getrennt sind. Wenn nur noch 11 Schüler im Klassenzimmer sitzen, dann klappt es auch geich viel besser mit der Disziplin.

      Eigentlich müsste sich diese Förderung von kleinen Klassen, getrenntem Unerricht und jede Menge anderen Förderunerricht auf die Leistungen der Schüler bemerkbar machen, tut es aber nicht. Das gibt mir echt zu denken. Höflichkeit ist schon wichtig, doch es gibt doch auch noch andere Lernziele die erreicht werden sollten.

    8. Dan Says:

      Ferner kritzeln die Jugendlichen hier nicht an den Wänden, bin mir sicher dass alle Grafittis an den Bahnstrecken ordentlich ausgeschriebene und abgestimmte Kunstwerke sind.

    9. Geissenpeter Says:

      Grossräte wollen «Wallissertitsch»-Unterricht für Welsche

      Sitten. SDA/baz. Deutschstunden durch Unterricht in «Wallissertitsch» ersetzen. Mit dieser Idee möchten zwei welsche Walliser Grossräte den Verständigungsproblemen zwischen Ober- und Unterwallisern Herr werden.

      Sie reichten dazu am Donnerstag im Kantonsparlament eine entsprechende Interpellation ein. «Der Gebrauch der deutschen Hochsprache ist für viele Bewohner des Oberwallis eine Bürde», begründen die CVP-Grossräte Gabriel Luisier und Jean-Yves Gabbud ihren Vorstoss.

      Zudem sei die in der Schule gelernte Hochsprache nicht die täglich benutzte Umgangssprache, weder im Wallis noch in der restlichen Schweiz.

      Für kantonale Einheit

      Es mache keinen Sinn, beidseits der Sprachgrenze eine Sprache zu erlernen, die in beiden Regionen eine Fremdsprache sei. Luisier und Gabbud verlangen deshalb von der Walliser Regierung, dass im Lehrplan der welschen Schüler Deutschstunden durch Unterricht in «Wallissertitsch» ersetzt werden.

      Damit würde die kantonale Einheit und das gegenseitige Verständnis gefördert. Der Graben zwischen dem deutschsprachigen Oberwallis und dem französischsprachigen Unterwallis dürfe sich nicht weiter öffnen.

    10. gagarin Says:

      «So wird Höflichkeit von klein auf antrainiert in der Schweiz und von den Eltern für die Einhaltung der ungeschriebenen Regeln gesorgt!» – Ich habe den Verdacht, dass Deine Stichprobengrösse hier womöglich etwas zu klein geraten ist. Um die Kindererziehung steht es meines Erachtens deutlich schlechter, als Du uns glauben machen willst. Ich wurde zum Beispiel im Tram von meiner Mutter jeweils noch unmissverständlich dazu aufgefordert, doch bitte den Sitz für die ältere Frau freizugeben (das war vor ca. 20 Jahren) – heute, so habe ich den Eindruck, eher die Ausnahme als die Regel. Auch scheinen viele Eltern den Unterschied zwischen privatem und öffentlichem Raum nicht mehr zu kennen oder sich darum zu foutieren; und so ist es beispielsweise alles andere als eine Selbstverständlichkeit, dass Kinder noch zwischen Restaurant und Spielplatz unterscheiden können.

    11. sylvie Says:

      …………auso jetzt muss ich doch noch meinen Senf dazugeben.

      Ich bin zwar Bernerin, aus eher einfachen Verhältnissen, aber meine Kinder sind dennoch sehr wohlerzogen, ich stell(t)e fest je mehr Geld Leute zur Verfügung haben,desto eher speisen sie ‚ die Frucht Ihrer Lenden‘ mit Geld ab,haben eine Nanny und wundern sich warum ihre Kinder zu Saugoofen werden. und so weiter und so fort.
      Kindererziehung ist nur zu empfehlen für Lute die bereit sind während ca 16 Jahren 24h/24h und 7/7Tage im Eisatz zu sein!!

      Saaltöchter gibt es im Kanton Bern immer noch,nur sagt man denen nur noch im Stellenbeschrieb so.

      ‚Dir‘ oder im Berner Oberland ‚Ihr/Euer‘ sind gängige Anredeformen,sowie auch ein gewöhnliches ‚Grüessech‘ oder ‚Guete Tag‘ absolut zu gebrauchen sind, wenn man den Namen des Gegenübers nicht weiss respektive nicht ‚duzis‘ ist mit der Person!

      Hab da mal eine grössere Abhandlung für die lieben english speaking Expats geschrieben………….denn im angelsächsischen Raum ist man ja sowieso, ausser mit der Queen, fast mit jedem Duzis und da kommen die dann in die Schweiz und werden schräg angeguckt, weil sie einfach so den Boss und jeden anderen duzen:):)

      Johanna, ich verstehe deinen Frust doch, um bei deinem Beispiel zu bleiben; mir ist es lieber wenn meine Kinder einen grammatikalisch unkorrekten Satz sagen, wenn sie etwas wollen, für mich ist wichtig DASS sie überhaupt fragen und gerne noch ein BITTE oder ‚Bissoguet‘ anhängen.

      Um damit zu Jens‘ Originalposting zurückzukommen, ich bin auch eine derer, die ihren Kinder immer wieder solche Anstandsregeln einhämmert!
      Mit Manieren kommt man weiter, als mit jedem UNI-Diplom!

      grüessli

    12. Beta Says:

      Merci für den instruktiven Artikel/Beitrag/Post (bin in der Terminologie noch nicht ganz sattelfest). Das Danken ist hierzulande ein tief sitzender Reflex. In unserer Kantine ging es eine Zeit lang täglich so: Ich bezahlte das Essen, worauf die Kassiererin ‚merci‘ sagte und mir das Herausgeld gab, was ich mit einem ‚danke‘ quittierte, auf das sie dann mit ‚bitte‘ antwortete. Da ich nicht irgendwas gekauft hatte, sondern etwas, das ich gleich verzehren würde, wünschte mir die Kassiererin selbstverständlich ‚en guete‘, worauf ich ebenso selbstverständlich ‚merci‘ sagte. Ab und zu wünschte sie mir noch einen schönen Nachmittag. Dies wurde mit ‚danke, ihnen au‘ beantwortet, und darauf musste sie dann wieder ‚merci‘ sagen.
      Danke für Ihre Geduld.

    13. viking Says:

      @Petra
      […dafür spielen Diktate und Aufsätze eine untergeordnete Rolle. Es gibt eben in jedem Schulsystem Gutes und Schlechtes.]
      Es gibt aber in der Schweiz etwa 26 Schulsysteme (jeder Kanton ein eigenes), wobei die Lehrer z.T. grosse Freiheit innerhalb der Lernzielerreichung haben. Du wirst also hier auch Schulen/Lehrer finden, die immer noch Wert auf Diktate und Aufsätze legen.
      […Eigentlich müsste sich diese Förderung von kleinen Klassen, getrenntem Unerricht und jede Menge anderen Förderunerricht auf die Leistungen der Schüler bemerkbar machen, tut es aber nicht.]
      Worauf gründet sich diese Erkenntnis. Bei welchen Schülern sollten sich diese Förderungsleistungen bemerkbar machen? Bei den geförderten oder bei den nichtgeförderten. Wie misst du diese (nicht bemerkbare) Leistung über den ganzen Kanton? Oder beziehst du dich hier auf ein einzelnes Beispiel/einzelne Schule. Und wo hast du die Vergleichswerte dazu (Schulen/Schüler im gleichen Umfeld ohne Förder bzw. mit „erfolgreicher“ Förderung). Ich finde diese Aussage doch etwas fragwürdig.

      Gruss
      Bruno

    14. Johanna Says:

      Als Bernerin, die (noch nicht so lange) im Aargau wohnt und (auch noch nicht so lange) in Zürich arbeitet, fühle ich beim Gebrauch des Bernerdialekt-Dir/Euch gelegentlich verunsichert, weil „alle anderen“ eben das Aargauer/Zürcher-Sii/Iihne benutzen und ich mich dann frage, ob sie wohl realiseren, dass mein Dir/Euch auch die Höflichkeitsform ist. Zum Glück hält die Verunsicherung nie lange an 🙂
      Meine Mutter ist zwar Aargauerin, hat aber während ihrer Ziet im Bernbiet den Berner Dialekt zu 99% angenommen – das fehende eine Prozent ist unter anderen das Aargauer-Sii/Iihne, das sie konsequent während Telefongesprächen benutzt, und nur dann.

      @Silvie
      Mich irritiert heute noch, dass ich über all die Jahre nie herausgefunden habe, wo diese „abgekürzte“ Frageform überhaupt hergekommen ist.

    15. Dan Says:

      Die Schweiz ist halt das letzte Paradies in Europa. Die einzigen, die in Deutschland zu Unbekannten höflich „Guten Tag“ sagen sind die Zeugen Jehovas oder der Staubsauger-Vertreter von Vorwerk. Ich kenne Berliner, die mögen das KaDeWe nicht, weil die Verkäufer dort so „schleimig“ sind.

    16. Christian Says:

      @Johanna+Silvie:
      Die abgekürzte Frageform ist nicht so absonderlich wie ihr glaubt: Aus dem Zusammenhang des Satzes „Döfi (bissoguet) no es Stuck Chueche?“ (bittende Frage plus Objekt der Bitte) geht ja klar hervor, welcher Infinitiv gemeint ist, nämlich: „haa“. Dass man diesen Infinitiv aus Gründen der Sprachökonomie in einem solchen, immer sehr eng beschränkten Kontext weglässt, ist eigentlich nur natürlich.

      @Jens:
      Dagegen ist dieses „Siiiie!“ ohne Namen gegenüber Menschen einfach ungehörig. Punktum. Meinen SchülerInnen gegenüber hab ich mir das immer verbeten, mit den Worten: „Ich hab einen Namen; soviel Zeit muss sein!“. Dagegen ist die Anrede „Monsieur/Madame/Mademoiselle“ ohne Namennennung im Französischen üblich und hat nix mit Unhöflichkeit oder Vergesslichkeit zu tun. Im Gegenteil, es ist eher unüblich, „Monsieur Wiese“ zu sagen. Musst mal darauf achten, wenn ihr das nächste Mal Frankreich besetzt…

    17. Peter Gloor Says:

      Johanna
      Für mich als Aargauer ist das Sie/Ihnen nicht muttersprachlich. Es hat sich von Zürich her langsam gegen Westen eingeschlichen und das ursprüngliche Dir/Euch verdrängt, so wie es mit vielen unserer Wörter gegangen ist, sei es aus Richtung Zürich oder von Deutschland – heute Amerika her. Ich habe es gelernt, seit ich in Zürich war.
      Man müsste also nicht vom Aargauer Sie sprechen, sondern allenfalls vom Ostschweizer Sie.

    18. Johanna Says:

      @Christian
      konsequent wäre dann aber die Verkürzung auf „Chueche?“, alles andere lässt sich ja aus Situation, Sprachmelodie und Gesichtsausdruck ableiten (schliesslich erraten wir ja bei Kleinkindern auch, was sie wollen, wenn sie lange genug schreien)
      😉

      @Peter
      danke für den Hinweis, ich muss wohl noch ein bisschen genauer hinhören 🙂

    19. Marischi Says:

      @peter gloor

      Ostschweizer Sie????

      Ich bin Appenzellerin und da sagt man auf dem Land „Eehr“ wenn man Sie meint, in einem grossen Dorf oder mit „Osswärtige“ stellt man auf „Sie “ um, damit sie nicht beleidigt sind. Die zweite Person Plural als Höflichkeitsform ist also nicht wirklich ein Privileg der Aargauer und Berner.

    20. pandagrins Says:

      Definitionen

      Bekannter: jemanden den man kennt, dh der einem bekannt ist

      Kollege: jemanden den man besser kennt und (regelmässig) Zeit mit ihm
      verbringt

      Freund I: jemanden den man noch besser kennt und den man mag, mit
      ihm verbringt man bewusst und sehr gerne (zusätzlich) Zeit

      Freund II: „Liebespartner“, mit diesem ist man nicht verheiratet und meist
      auch nicht verlobt