Maschinenbauer, seid keine Dubbel in der Schweiz!
Eines der selten vernommenen und dafür aber umso zärtlicher artikulierten Kosewörter in der Schweiz für besonders gute Freunde ist die Bezeichnung: „Du Dubbel“. Manchmal noch gesteigert durch „Du Dubbel Du“.
Wir sind diesem hübschen Namen ein bisschen auf den Grund gegangen, und haben eine ganz erstaunliche Entdeckung gemacht: Die Schweizer müssen ein Volk von heimlichen Maschinenbau-Fans sein, denn „Dubbel“ ist keinesfalls ein Schimpfwort, wie Sie bisher „anhin“ vielleicht geglaubt haben, sondern:
Das Taschenbuch für den Maschinenbau, erstmals erschienen 1914 und bis heute erhältlich
Benannt nach
Heinrich Dubbel, Professor an der Berliner Beuth-Schule und erster Herausgeber des Taschenbuchs für den Maschinenbau
(Quelle: Wiki)
Wir sollten also beim nächsten Mal, wenn uns ein Schweizer als „Du Dubbel“ bezeichnet, freundschaftlich die Hand ausstrecken und entgegen: „Darfst ruhig Heinrich zu mir sagen“, oder vielleicht zur Auflockerung etwas berlinern „Ick bin da Heinrich, wa“.
Der Mann hat übrigens ein Vorleben. Bevor er so spannende Dinge tat wie Taschenbücher für den Maschinenbau zu schreiben, braute er nämlich Bier. Noch dazu süsses:
Dubbel ist oft ein dunkles, süsses Abteibier,
Tripel dagegen ein helles und herberes
(Quelle: amiv.ethz.ch)
Ob „Tripper“ dann ein dreifach gebrautes herberes Bier ist? Ach nein, das war ja eine „vorübergehende Geschlechtskrankheit“, die von den Beatles in einem Lied verewigt wurde: „A day tripper“.
Der Dubbel hatte übrigens noch eine Verwandte, die nach Holland auswanderte, sorry, „in die Niederlande“ natürlich, und dort ganz klein anfing. Kleine Dinge kriegen in der Schweiz ein „li“ angehängt. Das „Weggli“ kennen alle (= der kleine Weg bei Weggis), und das „Gipfeli“ (= der kleine Gipfe) auch. Nur mit dem Franken, da klappt das mit dem „li“ am Ende bekanntlich nicht. Der bleibt gross und unverkleinert (vgl. Blogwiese). Ob Sandra-Li jetzt eher gross oder klein ist, dass müssen die Berliner entscheiden.
Im Niederdeutschen werden die Dinge anders verkleinert als im höchstalemannischen Sprachraum. Beliebt ist die Endung „-ke“, zu finden in dem Frauenname „Frauke“ was eigentlich „Frauchen“ also „kleine Frau“ bedeutet. Oder die „Anke“, die im Norden nicht die Butter bezeichnet, wie bei den Schweizern, sondern die eigentlich das „Annchen“ = die kleine Anna bedeutet, was wiederum wie viele andere Vornamen von Hannah (Hebräisch) = die Begnadete abstammt. Auch im Namen „Hüneke“ steckt die Verkleinerungsform „–ke“: Es ist der „kleine Hüne“, so wie „Heineke“ eigentlich der kleine Heine (=ein deutscher Dichter) ist. In Frankreich mutiert die ähnlich bzeichnete nierderländische Biersorte „Heineken“ allerdings schnell zu „enken„.
Doch zurück zum „Dubbel“, der bekommt auf Niederländisch ein „-tje“ angehängt, was ihn ein wenig kleiner macht:
Dubbeltje das; -s, -s (aber: 5 -) aus gleichbed. niederl. dubbeltje, eigtl. „Doppeltchen“, Verkleinerungsform von dubbel „doppelt; das Doppelte“: Beiname der niederl. 2-Stuiver-Stücke seit dem 17. Jh., später Bez. für das niederl. 10-Cents-Stück
(Quelle: duden.de)
Ein weiterer Verwandter von Heinrich Dubbel ging übrigens nach Hollywood. Dort musste er seinen Namen etwas amerikanisieren, um sich besser verkaufen zu können. Dann konnte er als „Double“ die grossen Stars in brenzlichen Situationen vertreten. Muss ein ziemlicher Dubbel sein, für die sein Leben zu riskieren und dann vielleicht gerade noch im Abspann des Films kurz erwähnt zu werden.
Im Prinzip sind die Dubbel, Double und Dobbels alle weltweit immer noch doppelt und dreifach miteinander verwandt und gehen auf das Lateinische „duplus“ zurück:
dop|pelt (Adj.) [niederrhein. (15. Jh.) dobbel, dubbel, von (m)frz. double, von lat. duplus
(Quelle: Duden.de)
Von diesem „duplus“ gibt es mit „o“ am Ende heute noch den Schokoriegel von Ferrero, übrigens schon seit 1964, die Spielzeugmarke von LEGO und sogar ein Typ von Rasierklingen des Herstellers Wilkinson Sword führt diesen Namen. Na, da ist uns doch die „wahrscheinlich längste Praline der Welt“ immer noch am liebsten, und natürlich unser Ahne Heinrich, der Maschinenbauer. Und falls Ihnen jemand weissmachen möchte, „Dubbel“ sei in der Schweiz einfach die Abkürzung für „Du Dummbeutel„, dann glauben Sie dem kein Wort. Der will Sie dann garantiert auf die Schippe nehmen.
April 27th, 2006 at 7:52
Herrlich. Inwiefern der Artikel allerdings die Verwirrung bei „Uneingeweihten“ zu mindern mag…? 🙂
April 27th, 2006 at 8:56
… wobei „Taschenbuch“ eine massive Untertreibung ist. Das Teil ist 7.5cm dick und wiegt etwa 3 kg!
Es grüsst ein Maschinenbauer
April 27th, 2006 at 14:17
*klugscheissermodusan*
Also wenn Du „Dubbel“ verstanden hast, dann hast Du schlecht zugehört, Du „Tubel“… 🙂
Na ja, ich weiss, dann käme der Joke mal wieder nicht rüber… Aber „Dubbel“ sagt in der Schweiz kein Mensch. „Tubel“ mit scharfen „T“ und nur schwachem „b“ dagegen schon (etwa so: Tub’l ).
Varianten: Volltubel, Tubeli
*klugscheissermodusaus*
Gruss
April 27th, 2006 at 14:27
@René
Dann sind die Basler da anders:
Jungestheaterbasel
Ich habe tatsächlich das Wort nur gehört, als „Dubbel“ mit D und zwei B.
Wie es geschrieben wird (wenn es denn geschrieben wird), wusste ich nicht
Auch hier ist es wunderbar mit „d“ zu hören:
http://www.blogwiese.ch/wp-music/zuerifluchen.mp3
Gruss, Jens
April 27th, 2006 at 15:55
Stimmt die Basler bilden da einmal mehr die Ausnahme und sprechen „Tubl“ (meine Aussprache) mit weichem ‚D‘ aus. Aber bestimmt ohne Doppel-b, dafür mit Doppel-u, wenn nicht sogar Dreifach-u, etwa so: „Duuubel“
Gruss Tom
April 27th, 2006 at 16:20
Vielleicht sagen/schreiben St. Galler (oder Schaffhauser) „Dubbel“ ? Diese Dialekte hören sich für mich zart genug an, um „Dubbel“ zu ermöglichen….
Aber Basler würden wohl eher „Tuubel“ (Tuubl) sagen (mit kleinem Mündchen ausgesprochen). Aber da sich das auf dem Internet nirgends finden lässt, sagen Basler wohl eher Löli oder Lappi ….
Die Jungestheaterbasel haben das „Dubbel“ wohl auf dem Internet gefunden.
Berner sagen „Tubu!“ (mit hörbarem Ausrufezeichen) und schreiben „Tubel“, weil die Veru-Ung des „L“s Texte unleserlich mache
Zürcher sagen eindeutig „Tubel“ (Tubl), ich höre auch im zuerifluchen-Sketch einen T (inklusive der unvermeidlichen nassen Aussprache)
diese (seltsame) Liste unterstützt auch Tubel…
http://www.mittelschulvorbereitung.ch/content/Div/Div87bSchwWort.doc.pdf
April 27th, 2006 at 16:41
Zum Tubel empfehle ich „Tubel Trophy“ von Baby Jail: „es isch emol en Tubel gsi…“, dass die Basler Dubbel sagen ist klar 🙂
übrigens Jens, hast du Doubel extra so geschrieben? denn auf English schreibt man „double“, aber auf Denglish wohl Doubel 😉
April 27th, 2006 at 16:48
Hi Jens
Da hast du dem Basler aber auch nicht richtig zugehört. Ein Basler spricht die ganze Sache eher „Duubel“ aus. Zwar mit D aber mit langem U und kurzem B.
Deine Version entspricht tatsächlich eher einem Zürcher oder St. Galler.
Gruss
Marco (aus Basel)
April 27th, 2006 at 17:22
@René
Da muss ich Jens Recht geben. Bei uns auf der anderen Seite des Jura heisst es tatsächlich „Dubbel“. Wie wir auch nicht „Schwyzertütsch“ oder „Züritütsch“ reden, sondern eher „Schwyzerdütsch“ bzw. „Baselbieterdütsch“ oder gar „Baseldytsch“
kleiner Beitrag zur ewigen (einseitigen?) Rivalität zwischen Basel und Downtown Swizterland. Basel schlägt Zürich nicht nur im Fussball: „Züritütsch“ und „-dütsch“ liefern in google 241 bzw. 626 Ergebnisse. „Baseldütsch“ und „Baseldytsch“ hingegen 454 und sensationelle 10’700 🙂
Gruss,
Peter
April 27th, 2006 at 17:29
Aus dem Zürichdeutschen Wörterbuechli 🙂
Tubel m. (Tuble) beschränkter Kopf, Starr-, Dummkopf, Vkf. Tubeli s., halb blödsinniges Geschöpf.
Tübel m. Dübel, Holz oder Metallkeil, in Wände eingetrieben.
„Mer müend tüble, d Schruube hebed susch nüüd“
In Ordnig? Iverstände?
Fiona
April 27th, 2006 at 19:52
ach, eggestei, jetzt hast du mir den kommentar weggenommen. Zu Tubel (meine Aussprache) fällt mir nämlich auch jedesmal dieses absolut geniale Lied von Babyjail ein. Wahrscheinlich das Beste schweizerdeutsche Lied der Welt 🙂
Absolut zu empfehlen.
April 29th, 2006 at 19:34
Der Dubbel ist in Basel der „Duubel“ und kommt sehrwahrscheinlich aus dem französischen „Double“. „Gedoppelt“ sein, falsch sein. Nicht ganz „gebacken“.
Was den „Anken“ (Butter) betrifft: Es ist kein schweizereischer Ausdruck, sondern ein altdeutsches Wort für Fett im weitesten Sinne. Ist einfach erhalten geblieben in der Region Basel und im Kanton Bern. Und die Anke hat sicher nichts damit zu tun, ausser sie macht gerade eine Abmagerungskur.
Mai 1st, 2006 at 10:17
Mit starkem T geschrieben!!!
Es gibt auch Volltubel, die Steigerung.
Alles in allem wie das bayerische Depp und Volldepp.
Mai 1st, 2006 at 12:15
In Solothurner Dialekt wird ZH „Tubl“ oder BE „Tubu“ mit „D“ ausgesprochen. Vermutlich unter geografisch erklärbarem Basler Einfluss. Die Berner spotten über Solothurner Dialekt mit dem Satz „Du dumme Dubu du, di dörft me dööde“ (du dummer Tubel du, dich dürfte man töten.) Beim Nachahmen darauf achten, dass die „u, i, ö-Laute“ mehr „aigu“ als berndeutsch „grave“ ausgesprochen werden.
Mai 2nd, 2006 at 6:26
also in der ostschweiz (st.Gallen) auch mit hartem „t“ am ehesten: „tubl“ dabei das „t“ fast als „th“ aussprechen!
Mai 12th, 2006 at 13:49
Also Dubbel ist bei uns und im Schweizerischen Grenzgebiet ein einfältiger Mensch und kennt jeder und wird auch häufig benutzt 🙂
Juli 24th, 2006 at 0:54
Ich habe im Forum von http://www.hallo-schweiz.de auch den Ausdruck „Dummdubbel“ schon gelesen.
Juni 12th, 2007 at 16:01
dü dübbel…….üsch em wollis….