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Wie man den Schweizer am „Detail“ erkennen kann

  • Was alles ein „Detail“ ist in der Schweiz
  • Bei Goggle-Schweiz finden wir 132 Belege für „Das ist ein Detail“. Die Schweizer lieben das Detail. Dieses eigentlich aus dem Französischen stammende Wörtchen hat in der Schweiz einen ganz anderen Stellenwert als in Deutschland. Was heisst es eigentlich genau? Fragen wir dazu den Duden:

    De|tail, das; -s, -s [frz. détail, zu: détailler = abteilen, in Einzelteile zerlegen,
    zu: tailler, Taille] (bildungsspr.): Einzelheit:
    ein unwichtiges, wesentliches Detail; Ein interessantes Detail
    (Quelle: duden.de)

    Die Aufzählung von Verwendungsbeispielen ersparen ich uns, das wäre nämlich nur ein Detail. Wichtig scheint uns der Zusatz „bildungssprachlich“. Das ist vielleicht im Gemeindeutschen so, wenn jemand nicht „Einzelheit“ sondern „Detail“ sagt. Anders hingegen in der Schweiz. Hier können Sie den perfekt Hochdeutsch sprechenden Schweizer unweigerlich an der Formulierung „das ist jetzt ein Detail“ entlarven. Auch im Dialekt sehr häufig: „Das isch jetzt es detail“.

    Details gibt es in vielen Varianten in der Schweiz. So in der „Detailberatung“, wie die Beratung der Einzelheiten einer Vorlage im Parlament nach der Eintretensdebatte genannt wird.

    „Das Parlament beschloss, auf die Vorlage einzutreten. Eines wurde aber klar: In der Detailberatung wird die Vorlage arg zerzaust werden“
    (Quelle: Blick 10.3.94 S. 2, nach Variantenwörterbuch des Deutschen S.176-177)

    Dann fanden wir noch das „Detailgeschäft“, welches in Deutschland ein „Einzelhandelsgeschäft“ ist, dort arbeitet ein „Detaillist“ oder eine „Detaillistin“, die wir in Deutschland als „Einzelhändler“ bezeichnen.

    Bei welcher Bestellart erhält die Detaillistin sofort eine Kommissionskopie vom Lieferanten?
    (Quelle: Betriebskunde Verkaufspersonal 2000, nach Variantenwörterbuch S. 177)

    Verkaufen diese netten Menschen nun Ware direkt an den Endverbraucher, sprechen wir in der Schweiz nicht vom „Einzelverkauf“, sondern vom „Detailverkauf“.

  • Vorsicht vor ironischen Schweizern
  • Sie merken schon, da können wir in der Schweiz ganz schön „ins Detail“ gehen, wenn wir alle Einzelheiten aufzählen. Was uns ausserdem noch auffiel, ist die häufige ironische Verwendung dieser Formulierung, wenn jemand einen ganz schlimmen Fehler bemerkt hat. Jawohl, auch zur Ironie sind sie fähig, die Schweizer! Was für ungeübte deutsche Ohren besonders schwer zu verstehen ist. Gerade der Satz: „Das isch jetzt es Detail“ ist meistens ein Hinweis dafür, dass hier in den meisten Fällen soeben von einem gar nicht so unwichtigen Umstand abgelenkt, dass hier die Fakten klammheimlich „unter den Teppich gekehrt“ werden sollen. Gekehrt, und nicht gewischt wohlgemerkt. Aber das ist wieder ein anderes Thema…

    

    6 Responses to “Wie man den Schweizer am „Detail“ erkennen kann”

    1. Raphael Says:

      Respekt…das heutige Thema hat den schweizerischen Nagel wiedermal auf den Kopf getroffen. Finds genial, wie du die Details und Finesen erkennst und wie du darüber schreibst.

      Wie heisst Detaillierungsgrad oder Detailstudie eigentlich auf Hochdeutsch?

      Besonders witzig finde ich, dass unsere Alltagswörter gemäss Duden als Bildungssprache betitelt werden.

    2. Peter Says:

      Kä‘ Detail, kann ich da nur sagen ; )

    3. Daniel Says:

      Da kommt mir doch glatt ein Zitat aus „Fascht e Familie“ in den Sinn (Für Leser die diese Sendung nicht kennen: Es handelt sich um die wohl erfolgreichste Sitcom in den 90er Jahren des Schweizer Fernsehen)

      „Keh Detail“ (dt. „Keine Einzelheiten“)

      Ein Spruch den man immer wieder bringen kann, z.B. wenn sich wieder jemand beschwert dass man Schwiizerdütsch mit „y“ geschrieben hat…

    4. Peter Says:

      Jens, endlich der richtige Untertitel zur „Blogwiese“: Schweizer Verhältnisse, en gros und en detail.
      Gruß Peter

    5. Dan Says:

      Die Wertschätzung des Detail unterscheidet die Schweiz von so ziemlich allen Nachbarn und ist Teil ihres Erfolges.

    6. Peter Gloor Says:

      Detail:
      Ein rechter Teil der „Schweizer“ Wörter in Dialekt und Schriftsprache stammt vom Französichen, das früher einmal eine gleich grossen Einfluss auf uns hatte wie heute das Amerikanische.
      Denken wir nur an den Kondukteur (der allerdings auf französiche heute Controlleur heisst), oder an den Chauffeur, das Billett und der Billetteur,
      viele militärische Ausdrücke; die Carosserie, das Café Complet, Couvert, Chalet, der Confiseur, der Comestible-Laden (Feinkostladen, leider in Bülach kürzlich verschwunden.) Im Gegensatz zu den Deutschen haben wir diese Ausdrücke in der französischen Schreibweise belassen, wir schreiben also Sauce und nicht Soße oder Sosse.