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Was die Schweizer nicht gern essen — Eine „mastige“ Sauce

  • Eine mastige Sauce
  • Wir finden im Tages-Anzeiger vom 04.02.06 in einem Artikel von Monique Rijks

    „Was machen Leute ab 45, die ein Gegenüber suchen?
    Fein essen. Kontaktinserate sind gespickt mit dieser Formulierung“

    Das Thema kommt uns irgendwie bekannt vor. Hatten wir nicht neulich erst festgestellt, das die Schweizer grundsätzlich immer nur „etwas Feines Znacht“ essen? (vgl. Blogwiese)
    Egal. In dem ausgezeichneten Artikel findet sich ein Adjektiv, das wir bisher noch nicht kannten: Die „mastige“ Sauce
    Die mastige Sauce

  • Was heisst den hier „mastig“?
  • Google-Schweiz hat dafür immerhin 151 Belege:
    In allen dreht es sich ums Essen und Trinken:

    mastig körperreich, fett
    (Quelle: wine-online.ch)

    Oder über Bier:

    Hopfenperle ist extrem mastig, willst du es verkaufen geht nix weg.
    (Quelle: skilled.ch)

    Auch bei einer Nachspeise kann es stören:

    Einzig die Schoggimousse mit Caramelschaum geriet zu mastig und zu süss
    (Quelle: zueritipp.ch)

    Das Wort ist alt, denn schon Grimms Wörterbuch zitiert zwei Bedeutungen:

    MASTIG, adj. mit einem mast versehen, vgl. dreimastig, einmastig, hochmastig.
    MASTIG, adj. wie mast, feiszt, fett: mastig, schweinfeiszt,
    (Quelle: Grimms Wörterbuch)

    Ausserdem finden wir noch einen Ort, der so heisst:

    Mastig (Mostek) liegt in der Tschechischen Republik, am Rande des Riesengebirges, etwa zwei Autostunden nordöstlich von Prag.
    (Quelle: meer-fritz.de)

    Sogar der alte Goethe verwendete es in der „Italienischen Reise“:

    Am Meere habe ich auch verschiedene Pflanzen gefunden, deren ähnlicher Charakter mir ihre Eigenschaften näher kennen ließ; sie sind alle zugleich mastig und streng, saftig und zäh, und es ist offenbar, daß das alte Salz des Sandbodens, mehr aber die salzige Luft ihnen diese Eigenschaften gibt;
    (Quelle: textlog.de)

    Unser Duden bringt es auf den Punkt, sagt aber gleichzeitig, dass dieses Adjektiv „landschaftlich“ sei. Welche Landschaft er damit wohl meint? Den Süden? Die Schweiz?

    ma.s|tig (Adj.) (landsch.):
    a) (von Menschen) fett, dick;
    b) (von Speisen) fett [u. reichlich], schwer verdaulich:
    ein -es Essen; die Speisen hier sind zu m.;
    c) (von bestimmten Pflanzen, Wiesen o. Ä.) feucht, fett, üppig:
    -e Wiesen; das Gras ist sehr m.
    (Quelle: duden.de)

    Wir fassen zusammen: Fettes Essen, gemästete Schweine, guter Wein, feuchtes Grass, aber auch ein Dreimaster und ein Ort in der Tschechischen Republik, alle können sie „mastig“ sein, und wir müssen erst in die Schweiz fahren und den Tages-Anzeiger lesen, um das zu erfahren. Wunderbar.

    

    13 Responses to “Was die Schweizer nicht gern essen — Eine „mastige“ Sauce”

    1. Fiona Says:

      Obwohl E meine Muttersprache ist, bin schon ein Fan von Blogwiese geworden. Es war „Liebe auf dem ersten Click“ (sozusagen!!)
      Anyway, I see that English seems to be accepted here as well.

      Anway, Herr Wiese, besitzen Sie ein Schwyzertüütsch Worterbuch?
      Zürichdeutsches Wörterbuch für Schule und Haus (sic!!) (Alber Weber und Jacques M Bächtold (1961 Schweizer Spiegel Verlag Zürich) – heute nur in Antiquariat-Buchläden?

      P.S. Sind Sie einmal schon über den „Froschschenkelgraben“ (aka Röstigraben) gesprungen? Das wäre ein Thema für Sie, Herr Wiese! Ein Teil meiner Familie wohnt dort.

      P.P.S. Kennen Sie das Wort „Milchbuechli“ – the „order book“ wo die Aufträge resp. Bestellungen eingetragen wurden …. heute ist das Milchbuechli nur symbolisch, da alles auf dem PC erfasst/gespeichert wird. Ein ex-Chef (CH, MBA aus den USA sogar!!) von mir hat dieses Wort häufig benutzt.

    2. Administrator Says:

      @Fiona
      Ich habe eine Reihe von kleineren Wörterbüchern zum Schwiizerdütschen.
      Z. B.: Wörterbuch Schweizerdeutsch – Deutsch von Gerd Haffmans. Besser gefällt mir das häufig zitierte „Variantenwörterbuch des Deutschen“ aus dem De Gruyter Verlag. Frisch neu aufgelegt wurde auch von Kurt Meyer der „Duden Bd. 22 Wie sagt man in der Schweiz“, das wird momentan erst wieder ausgeliefert.

      Wenn Sie „Schwyzertüütsch“ mit einem Ypsilon schreiben, wird sich hier in den nächsten Stunden jemand melden und Ihnen erklären, dass es sich bei „Schwyzerdütsch“ um den Dialekt im Kanton Schwyz handelt. Also lieber mit zwei „i“ schreiben oder die Hochdeutsche Schreibweise „Schweizerdeutsch“ verwenden.

      Den Röstigraben finden Sie auf der Blogwiese im Artikel „Über den Röschtigraben“ http://www.blogwiese.ch/archives/26 besprochen.

      Zum Milchbuechli verweise ich auf die Kommentare im Artikel:
      http://www.blogwiese.ch/archives/24
      in dem auch die typisch Schweizer Briefkästen mit Einlegefach, dem ehemaligen Ort für die Milchflaschen, besprochen wird.

      Interessant ist auch, dass eine „Milchmädchenrechnung“ in Deutschland in der Schweiz eben eine „Milchbuechlirechnung“ wäre, aus besagter Tradition, dieses Buechli im Milchkasten liegen zu haben, damit der Milchmann seine Lieferung dort verzeichnen kann.

      Viel Spass noch beim Lesen, vielleicht in Zukunft einfach mal die Such-Funktion verwenden, oder im http://www.blogwiese.ch/inhaltsverzeichnis schmökern!
      Gruss, Jens Wiese

    3. Fiona Says:

      @ Jens/Admin

      Re „Schwyzertüütsch“ oder „Schweizerdeutsch“:

      Re: Das Buch von Arthur Bauer (Dr Phil.)
      Titel „Schwyzertüütsch – Praktische Sprachlehre des Schweizerdeutschen“ Gemsberg-Verlag Winterthur 11. Aufläge

      habe ich vor einigen Jahren gekauft. Kaum zu glauben, dass Herr Doc. Bauer schon 11-Mal denselben Fehler gemacht hat, in dem er immer wieder sein Buch „Schwyzertüütsch“ betitelte? Anyway, Schluss mit diesem Topic, oder?

      Vor allem ist Schweizerdeutsch eine äusserst flexible Sprache (oder Dialekt?), nimmt doch ohne Hemmungen Fremdwörter,
      besonders „Murkan“, massenhaft auf.

      P.S. „Murkan“ = American English. Wenn man fragt eine Person „Woher kommen Sie eigentlich?“ bekommt man, wenn es um einen AmerikanerIn handelt, die Antwort „Ahma Murkan“… JFYI, Jens!

      Fiona

    4. Herbstkönig Says:

      Mastig beschreibt Mahlzeiten, welche dieses unangenehmen Gefühl der Schwere im Magen hinterlassen, als wäre man eben gemästet worden.

    5. Phipu Says:

      Eine Bemerkung, eher an die Journalistin Monique Rjiks gerichtet:
      Wie sie beschreibt, lässt sie IHM das „mastige“ Essen. Deshalb ist auch „LE papeT vaudoiS“, sprich: [bbabbe wodua], ein männliches Gericht. So zeigen es zumindest alle französischsprachigen Sites, die ich über Google finden konnte. Besonders interessant dieser hier: http://www.topio.ch/papet.html , auf Waadtländer Französich. Franzosen bräuchten also auch so eine Art Blogwiese, um alles zu verstehen.

      Ebenfalls finde ich interessant, dass das Wort „papette“ in Schweizer Französich auch so ungefähr „mastiges Essen“ heisst*. Da wären wir wieder beim Thema
      * = (nebst anderen Bedeutungen, z.B. Schneematsch, CH: „Pflotsch“)
      http://fr.wikipedia.org/wiki/Papette

    6. rogerrabbit Says:

      @Herbstkönig. Genau richtig. Etwas das nach dem Essen schwer im Magen liegt. Meist ist eine Rahmsauce gemeint.

    7. Administrator Says:

      @Fiona
      ich behaupte nicht, genau zu wissen, ob man eher „Schwyzerdütsch“ oder „Schwiizerdütsch“ schreibt. Es ist so eine Sache mit der Verschriftung des Dialekts. Jedenfalls eine Sache, bei der ich als Deutscher schön die Finger von lasse.
      Ich hatte geschrieben:

      Wenn Sie “Schwyzertüütsch” mit einem Ypsilon schreiben, wird sich hier in den nächsten Stunden jemand melden und Ihnen erklären, dass es sich bei “Schwyzerdütsch” um den Dialekt im Kanton Schwyz handelt.

      Bislang hat sich niemand gemeldet. Also hatte ich vielleicht Unrecht und freue mich, einen neuen Buchtitel zum Thema kennengelernt zu haben.

    8. wisegirl Says:

      Das Wort mastig wird im Schweizerdeutsch am meisten für Essen gebraucht, von welchem man schnell satt wird oder welches ein schweres Gefühl hinterlässt und man fühlt sich vollgefressen.

      Ich wollte mal noch fragen, ob du die Acapellagruppe wiseguys kennst.

    9. Administrator Says:

      @Wisegirl
      Nein, ich kenne Wiseguys nicht, fühle mich aber sofort angesprochen vom Namen, denn wie jeder weiss ist „Wiese“ eigentlich früher „wise“ gewesen, also der „Weise“, erst nach der 2. Lautverschiebung wurde durch die Diphtonghierung aus dem kurzen „i“ ein „ie“.. also bin ich demzufolge auch irgendwie ein „Wise“-Guy
      Gruss, Jens

    10. viking Says:

      @wisegirl
      wiseguys sind doch die Jungs, deren Konzerte in Zürich immer schon ausverkauft sind, wenn ich endlich mal das Plakat sehe 😉
      Absolut genial und viiel zu selten in der Schweiz.

      Gruss
      Bruno

    11. anna Says:

      …und wenn man eine mastige Sauce gegessen hat, dann „fueret“ die meistens;-).

    12. Bruno Says:

      Also wenns „sahnig“ ist, ist’s für Schweizer zu mastig.

    13. Schick Seitenblicke Says:

      Ok – mastig … man lernt nie aus!

      Liebe Grüße aus Wien,
      das Team der Schick Seitenblicke