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Tritt ein bring Glück herein — Die Eintretensdebatte

Wir lasen am 15.12.05 in unserem Standardlehrwerk für den Schweizerdeutschen Politikjargon, dem Tages-Anzeiger:

Darüber waren im Rat die Meinungen geteilt: Zu reden gab in der Eintretensdebatte die unklare Verfassungsgrundlage. Auch Blocher räumte ein, dass unter Juristen die Bundeskompetenz zur gesetzlichen Regelung von Rayonverbot, Meldepflicht und Polizeihaft umstritten sei. (Quelle:)

Und wir beginnen zu grübeln… wer tritt da was ein? Die Polizei darf eine Tür eintreten, wenn sie eine „vorläufige Erschiessung Festnahme“ durchführen muss. Müssen die Jungs von der SoKo (=SonderEinsatzKommando) darüber noch debattieren?

Rein wörtlich handelt es sich um die „Debatte des Eintretens„, wie das Genitiv-S am Ende vermuten lässt. Wir suchen noch ein bisschen weiter und finden Rat beim Grossen Rat des Kantons Basel Stadt:

Eintretensdebatte
Liegt dem Parlament eine Gesetzesvorlage der Regierung oder einer Kommission vor, so diskutiert es zuerst, ob es überhaupt auf diese eintreten, d.h. sie behandeln will. Beschliesst es Nichteintreten, was relativ selten vorkommt, so signalisiert es, dass es eine Vorlage für überflüssig hält. Das Geschäft ist dann erledigt. Wird Eintreten beschlossen, so folgt die Detailberatung und die Schlussabstimmung. (Quelle: )

Auf diese eintreten„? Das liest sich wie der Bericht von einem Überfall einer Horde Skinheads. Und so geht das Parlament mit einer Gesetzvorlage um? Sie kannten das Wort zuvor auch nicht so genau? Das erstaunt uns sehr, denn allein bei Google-Schweiz finden sich 16.800 Beispiele für die Verwendung.

Uns erinnert das sehr an Kneipentouren mit Freunden. Wir spazieren durch die Stadt, kommen an einer Kneipe vorbei, und schon verspüren einige schrecklichen Durst und es beginnt eine „Eintretensdebatte„. Sollen wir nun eintreten oder nicht? Immer streng nach der Lehre des alten Journalisten-Kalauers (der auch als kürzester und schlechtester Witz bei Spiegel-Online zitiert wurde):

Gehen zwei Journalisten an ’ner Kneipe vorbei.

Foto aus dem Spiegel-Online Artikel:
Oh mein Gott, ist dieser Witz schlecht (Foto von Spiegel Online)



3 Responses to “Tritt ein bring Glück herein — Die Eintretensdebatte”

  1. clarissa Says:

    Ich habe immer gemeint „SoKo“ heisste „SonderKommande“. Wieder was dazu gelernt! 😀 Danke.

  2. clarissa Says:

    Sorry, meinte natürlich „SonderKommandO“

  3. anna Says:

    Du würdest aber sicher „auf etwas eingehen“?
    Für mich sind gehen und treten nun nicht so weit voneinander entfernt 😉

    (Jaja, ein uralter Beitrag)