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Verlocht werden nicht nur Hunde – Neue Schweizer Lieblingstätigkeiten

(reload vom 30.05.07)

  • Am Wochenende Hunde verscharren
  • In der Anfangszeit der Blogwiese im Herbst 2005 schrieben wir über die Schweizer Freizeitbeschäftigung, sich mit Hacken und Spaten bewaffnet zu treffen, um gemeinsam Hunde zu verscharren. Dieses Hobby wird hierzulande als „Hundsverlochete“ regelmässig angekündigt, besprochen und gewürdigt. Details zu diesen Events finden sich auf spezialisierten Webseiten wie www.hundsverlochete.ch detailliert beschrieben.

  • Immer ein Loch in der Nähe
  • Mit Erstaunen mussten wir bei der Lektüre des Tages-Anzeiger feststellen, dass in der Schweiz nicht nur Hunde verlocht werden. Wir kannten „einlochen“ nur vom Minigolf-Spielen oder aus billigen Kriminalerzählungen, bei denen böse Verbrecher am Ende „ins Loch“ wandern und „eingelocht“ werden. Während bei Google-CH an 1‘330 Stellen „verlocht“ wird, finden sich bei Google-DE nur 387 Stellen, zumeist aus Grenznähe (z. B. Badische Zeitung in Freiburg Brsg.)

    So verlocht der Kantonsrat 67 Millionen. Muss schon ein ziemlich grosses Loch gewesen sein.
    Was alles verlocht wird
    (Quelle: Tages-Anzeiger)
    Den „Stichentscheid“ als pieksende Schweizer Tätigkeit hatten wir hier besprochen.

    Oder es wird Dreck verlocht:

    IG DRB. Engler muss immer dann an die Front, wenn der vergiftete Dreck hochkommt, den die Basler Chemie im Dreiländereck verlocht hat.
    (Quelle: Facts.ch)

    Was allerdings „Figuranten“ sind, die auf dieser Seite als „verlocht“ bezeichnet werden, war uns auch nicht gleich klar. Immerhin war bei dieser Aktion wirklich eine Schaufel im Einsatz. Die Lösung des Rätsels: „REDOG“ ist der Name des Schweizerischen Vereins für Katastrophenhunde , die trainiert werden, um Menschen unter Trümmern oder als „Flächensuchhunde“ in der freien Natur zu finden. Der „Figurant“ war die Person, die der Hund nun im Gelände finden muss, auch wenn sie „verlocht“ ist.
    Ein vielseitiges Wort, und absolut schweizerisch, wie uns unser Duden verrät:

    verlọchen (schweiz.):
    1. vergraben, verscharren: Unrat, einen Kadaver verlochen

    Diese Bedeutung war uns von der „Hundsverlochete“ bekannt. Aber da steht noch was:

    2. a) unter etw. begraben: er ist unter einem Berg von Akten verlocht;
    b) (Geld oder Ähnliches) verschwenden: Steuergelder verlochen.

    Ach so ist das. Die Schweizer bewahren ihr Geld nicht nur auf gut gehüteten Bankkonten auf, sondern „verlochen“ es auch gern einmal.

    

    11 Responses to “Verlocht werden nicht nur Hunde – Neue Schweizer Lieblingstätigkeiten”

    1. Brenno Says:

      Die Bedeutung 2b leuchtet den Eidgenossen noch am ehesten ein, waren es doch in den letzten Jahrzehnten mehrere, sehr aufwendige Tunnelbauten, welche die öffentlich Hand besonders teuer zu stehen kamen und deshalb auch umstritten waren. Also viel Geld für grosse Löcher.

      Hundsverlochete kann nicht sehr alt sein, da das Schweizerische Idiotikon das Wort nicht kennt. Das Verb verlochen dagegen schon:
      „Etwas in ein die Erde gegrabenes Loch legen und zudecken (z. B. Gemüse im Herbst, um sie frisch zu erhalten), verscharren. Doch besonders von Aas, früher von Verbrechern, Selbstmördern, die kein ehrenvolles, kirchliches Begräbnis erhielten, sondern bei Nacht und Nebel im einem Winkel des Kirchhofes oder sonst wo eingescharrt wurden.“

      Dazu das Substantiv Vē-Verlocher = Abdecker; wörtlich einer, der Viehkadaver verscharrt. Womit wir schon fast bei der Hundsverlochete sind. Dieser Ausdruck wird selbstverständlich nur in der übertragenen Bedeutung verwendet wird und sollte nicht ernst genommen werden. Dass eine Basler Fasnachtsgesellschaft damit für eine ihrer Veranstaltungen wirbt, täuscht womöglich darüber hinweg, dass das Wort ursprünglich abwertend gemeint war. Laut Berndeutschem Wörterbuch bedeutet es wertlose Veranstaltung. Dies kommt auch in der Wendung “Der geht auch an jede Hundsverlochete” zum Ausdruck (zitiert nach dem Beitrag von viking, 1. Dezember 2005, 10:39 in diesem Blog). Man kann also davon ausgehen, dass es von Menschen geprägt wurde, die solche Anlässe mieden. Die Spassgesellschaft hat diesen Unterschied eingeebnet, und anscheinend nimmt niemand daran Anstoss.

    2. AnFra Says:

      @Brenno

      Ansonsten i.O., aber die Aussage „Verlocher = Abdecker“ ist so etwas unrichtig.

      Denn der Abdecker ist nicht der, welcher die Löcher in die Erde macht und nach der Ablage des Kadavers, Aases oder der besagten menschlichen Leichen ohne christlicher Absegnung dann die Erde darüber deckt, also fälschlich gemeint „abdeckt“.
      Die Bezeichnung „Abdecker“ leitet sich vom Abdecken, d.h. der Abhäutung der Tierkörper, ab. Wenn ein gefallenes Tier als Kadaver oder Aas vorlag, konnte meist nur noch die besagte Haut bzw. Fell, falls vorhanden die Hörner und eventuell später die Knochen genutzt werden. Also ist der Abhäuter der gemeinte Abdecker. Die Verlochung erfolgte meist am Schindanger, also dem Platz der Kadaververlochung, der oft auch der Richtplatz des Abdeckers bzw. des Henkers, Scharfrichters und der Resteverwerters von gefallenen Tieren war. Auch ist hier ein Ursprung des sog. Freibank zu sehen.
      Im Mittelalter war oft die Familie dieses Abdeckers, Henkers oder Freibänkers auch im Prostitutions-, Schieber- und Schindergewerbe tätig.

      Also Tätigkeiten mit einem gewissen Geruch, auf allen Ebenen.

    3. Brenno Says:

      Noch etwas: Die umgangssprachliche Bezeichnung „Kreis Cheib“ für den Zürcher Stadtteil 4 hat genau daher ihren Ursprung. Alemannisch Cheib (schwäbisch Keib) bedeutet Aas, aber auch Lump, Kerl.

      In früheren Zeiten wurden Tierkadaver westlich der Sihl auf den dort befindlichen Schindanger verbracht und verscharrt. Am gleichen Ort entledigte man sich der Leichen von Mördern und Ungetauften. Auch ein Galgen fehlte nicht

    4. AnFra Says:

      Nachtrag: Als Nichtalemanne ist mir folgendes aufgefallen: Der Begriff „Cheib“ als Bezeichnung für Totes, Aas, Kadaver ist sprachlich und sinninhaltlich sehr gut nachvollziehbar. Aber der zweite Sinninhalt vom „Cheib“ für Lumpen, Kerle und sonstiges Gesindel löste jedoch immer bei mir einen gewisse Zweifel aus.

      Da gibt es m. E. eigentlich keine logische Verknüpfung beider Inhalte zum „Cheib“. Denn wenn man tiefer untersucht, wird man feststellen, dass für Aas „keibe“ verwendet wird und für Streit, Zank und Zwist „keib“! Nach den Brüdern Grimm bedeutet „keiben“ keifen, handstreitig oder handgemengig sein.

      Da haben sich zwei ähnliche, aber sinninhaltlich jedoch verschiedene Begriffe in einem Wort vereinigt.
      „Cheib“: Der „tolle“ Hecht und das „faule“ Aas!

    5. Brenno Says:

      @AnFra

      1. In der übertragenen Bedeutung ist das Wort Cheib einer der häufigsten Kraftausdrücke in unserer Mundart überhaupt. Nichtalemannen tun gut daran, sich ihn noch vor dem vielzitierten Chuchichäschtli zu merken. Die ursprüngliche Bedeutung kennen hierzulande die wenigsten.

      2. Bitte Cheib nicht mit Chyb (langes geschlossenes i) verwechseln! Letzeres bedeutet laut Berndeutschem Wörterbuch verbissener Groll, verhaltener Hass, oft in Verbindung mit „Nyd“, „Zangg“ und „Hass“. Das Verb „chybe“ ist gleichbedeutend mit grollen, zornig sein. Ausserdem existiert noch das Adjektiv „chybig“ mit analoger Bedeutung. Zur Etymologie kann ich nichts sagen.

    6. AnFra Says:

      @Brenno

      Wegen Deiner genaueren Beschreibung zum Cheib / Chyb ist nun glasklar, wo die Schwierigkeit der Abgrenzung lag / liegt und wie sie nun aufgelöst werden kann. Die etymologische Ermittlung wird nun etwas leichter, wenn man einer recht vereinfachten Ableitung der Grundstruktur bei den jeweiligen Verschiebungen folgt:

      1.) Das ch

    7. An Fra Says:

      Brun(o)egg

      Hitlers Rache.

      Das Problem mit der besagten Kondensmilch haben wir in Deutschland dem Adolf zu verdanken.
      Nach dem Krieg waren in den US-amerikanischen Lebensmittel-Paketen auch diese ominösen Tuben mit dieser unsäglichen Kondensmilch. Voll überzuckert, übersüßt und auch noch pastös-klebrig.
      Meine bucklige Verwandtschaft hat bis in meine Jugend hinein von diesen grausamen Kondensmilch-Tuben geschwärmt. Es gab danach auch dt. und schw. Kondensmilch im Übermaß, bis zum Erbrechen. Später habe ich bei der US-Armee so ne gleichartige Tube wie von 1945 „genossen“. Pfui, würg. ächts. Ab da kommt nur noch frische Trinkmilch mit 2,8 % Fettanteil auf den Tisch und in den Kaffe.

      Plörre.

      Der Aufbrüh-Kaffe wird durchschnittlich ab 15 Minuten ungenießbar, da sich die in ihm enthaltene Gerbsäure im Geschmack manifestiert und das Kaffe-Aroma voll überlagert. Solch ein alter Kaffe ist nicht verkehrsfähig und geht sofort zurück. Das führt immer zu heiterem Raten des Kaffe-Geschmacks. Es erfreut den Wirt und auch seine übrigen Gäste, wenn dann Geschmacks-Noten zwischen 1 bis 6 verteilt werden. Natürlich dem jeweiligem Land und dessen Schulnotensystem angepasst.

    8. AnFra Says:

      @Brenno

      Zum „Cheib / Keib“ hier eine etwas größere Ableitung, welche sich auf einer etwas dünnen Eisdecke bewegt. Eine direkte Zuordnung zum Aas. Kadaver oder Vergleichbaren konnte nicht gefunden werden.

      1.) Der Begriff meint Aas, Leiche, Kadaver, Totes, Schinder-Ludiges, Unreines und Menschen der übelsten und allerletzten Ordnung. 2.) Es ist ein extrem übles Schimpfwort. 3.) Es muss auch ein religiöses Moment hineinspielen, da ab dem Mittelalter bedingt durch z. B. die Kreuzzüge und den religiösen Wahn in Europa sich die sozialen / religiösen Einstellungen veränderten. 4.) Es muss aus der Zeit des Hochmittelalters entsprechend der Schreibweise und der inneren Deutung sein. 5.) Ein altgermanische Quelle ist auszuschließbar. 6.) Es muss eine sinninhaltliche Wandlung oder Adaptierung der Benennung erfolgt sein. 8.) Man hat mit der sprachlichen Ähnlichkeit mit anderen Begriff zu rechnen, deren Unterschiede inzwischen verschwunden / verschwommen sind.

      Langer Rede, kurzer Sinn: Eine sinnvolle Lösung kann man über den ehem. „Keib-Geier“, den „Aasgeier“ ableiten! Diese abgestorbene Bezeichnung bezieht sich darauf, dass der Keib-Geier den Schnabel oft geöffnet hat und aus dem Aas große Stücke von Gewebe herausreist. Es entstehen dadurch am Aas Öffnungen, Löcher, Gruben und Vertiefungen.

      Für die Beleidigung als „Cheib“ dürfte folgendes ursächlich sein: Ab dem Hochmittelalter wurden „Sünder, Verbrecher, Ungläubige, Gottesleugner, Sodomisten uam.“ dem Henker, Schinder und Abdecker überlassen, der diese armen Menschen nach oft bestialischer Tötung in ungeweihter Erde, dem Schindanger, verscharrte. Eine super-hyper-dramatische Maßnahme, denn diesen Menschen wurde die Möglichkeit verwehrt, am Jüngsten Gericht auferstehen zu können und in die Ewigkeit zu kommen. Also sind sie für immer verlorene Schäfchen Gottes, da sie nicht in christlich geweihter Erde ruhen können. Das dürfte der Hintergrund sein, einem anderen Menschen „Cheib / Keib“ zu nennen, um ihn eine ewige Verdammnis an den Hals zu wünschen. Er ist durch das Anfressen und die Öffnungen im Körper ein sichtbar Verlorener. Schlimmer geht’s nimmer! Durch diese Verwünschung wird er auf die Ebene von Tieren gestellt und hat die Gewissheit, nicht ins Paradies zu gelangen. Denn der „Cheib / Keib“ ist absolut wehrlos und wird der Hinrichtung zugeführt. Zusätzlich kommt als gigantische Erschwernis hinzu, das die Keib-Geier die Knochen der Delinquent in der Landschaft verstreuen und dadurch verhindert wurde, bei der Auferstehung die geforderte Vollständigkeit des ehem. Körpers erreichen zu können. Denn ohne die Vollständigkeit gibt es keine Eintrittskarte ins himmlische Paradies.

      Vereinfachtes Schema: Das ch

    9. AnFra Says:

      @Brenno

      Zum „Cheib / Keib“ hier eine etwas größere Ableitung, welche sich auf einer etwas dünnen Eisdecke bewegt.

      1.) Cheib meint Aas, Leiche, Kadaver, Totes, Schinder-Ludiges, Unreines und Menschen der übelsten und allerletzten Gattung. 2.) Ist ein extrem übles Schimpfwort. 3.) Es muss ein religiöses Moment hineinspielen, da ab dem Mittelalter, bedingt durch z. B. die Kreuzzüge und den religiösen Wahn in Europa, sich die sozialen / religiösen Werte negativ veränderten. 4.) Muss aus der Zeit des Hochmittelalters entsprechend der Schreibweise und der inneren Deutung sein. 5.) Eine altgermanische Quelle ist wohl auszuschließen. 6.) Es muss inzwischen eine sinninhaltliche Wandlung oder Adaptierung der ursächlichen Bezeichnung erfolgt sein. 8.) Es ist mit sprachlichen Ähnlichkeit mit anderen Begriff zu rechnen, deren Unterschiede jedoch inzwischen verschwunden / verschwommen sind.

      Langer Rede, kurzer Sinn: Eine sinnvolle Lösung kann man wohl über den ehem. genannten „Keib-Geier“, den „Aasgeier“ ableiten! Diese ausgestorbene Bezeichnung bezieht sich darauf, dass der Keib-Geier den Schnabel weit öffnet und aus dem Aas große Stücke von Gewebe herausreist. Es entstehen dadurch beim Aas größere Öffnungen, Löcher, Gruben und Vertiefungen.

      Für die starke Beleidigung als „Cheib“ dürfte folgender Hintergrund verantwortlich sein: Ab dem Hochmittelalter wurden „Sünder, Verbrecher, Münzfälscher, Un- und Andersgläubige, Gottesleugner, Sodomisten uam.“ dem Henker, Schinder und Abdecker überlassen, der diese armen Menschen nach oft bestialischer Tötung in ungeweihter, nichtchristlicher Erde, dem Schindanger außerhalb der Stadtmauer, verscharrte. Eine super-hyper-dramatische Maßnahme, denn diesen Menschen wurde dadurch die Möglichkeit verwehrt, am Jüngsten Gericht auferstehen zu können und in die Ewigkeit zu kommen. Das dürfte der Hintergrund sein, einem anderen Menschen „Cheib / Keib“ zu nennen, um ihn dadurch eine ewige Verdammnis an den unterstellten „unchristlichen“ Hals zu wünschen. Der Beschimpfte ist durch das Anfressen und die Öffnungen im Körper ein für die gesamte Umwelt sichtbar verlorener Mensch. Schlimmer geht’s nimmer! Durch diese Verwünschung wird er auf die Ebene von Tieren gestellt und hat dann die Gewissheit, niemals ins Paradies zu gelangen. Denn der „Cheib / Keib“ ist absolut recht- und wehrlos. Zusätzlich kommt als gigantische Erschwernis hinzu, das die Keib-Geier die Knochen der Delinquent in der Landschaft verstreuen und dadurch verhindern, dass bei der Auferstehung die geforderte Vollständigkeit des Körpers erreicht werden kann. Denn ohne die Vollständigkeit gibt es keine Eintrittskarte ins himmlische Paradies.

      Vereinfachtes Schema: Das „ch“ aus „g“; das „ei“ aus „e“ sowie das „b“ aus „w“ . Es hat augenscheinlich eine Quelle ab dem Mittelhochdeutschen, also ohne sinninhaltliche germ. / altgermanischen / nordischen Urform bezüglich des Aases. Ergebnis: „Cheib / Keib“ ergibt „gewen“ als mittelhochd. für Maul, Mund oder Schnabel öffnen, aufmachen, aufreisen. Also meint es: Der oder das Aufgerissene, Angefressene oder Aasungsbereite Zum Cheib / Keib als Schimpfwort kommt sicherlich noch verstärkend hinzu , dass behinderte Menschen oft ihren Mund weit geöffnet haben. Bei den schwäbisch-alemannischen Fasnachtsmasken kann man diesen „schönen und uralten Brauch“ mit dem offenen Mund oft sehen. (Ha,ha, uralt!!!).

      Diese Cheibe-Mäschkerles!

    10. AnFra Says:

      @Brenno

      Bemerkung: Durch Koordinationsprobleme zwischen dem Rechner und meinem Hirn gab’s etwas Verwirrung.

      Durch Deine genaue Definition zum Cheib / Chyb ist nun glasklar, wo die Schwierigkeit der Abgrenzung lag . Die etymologische Ermittlung wird nun etwas leichter, wenn man mit einer extrem vereinfachten Ableitung der Grundstruktur bei den jeweiligen Lautverschiebungen folgt:

      Vereinfachtes Schema: Das „ch“ aus „g“ aus „k“; das „y / ii“ aus „ie“ aus „i“ sowie das „b“ aus „p“ aus „w“ aus „v / f“.
      Die germanische Grundform von „Chyb“ müsste dann demzufolge „ kiv / kif“ lauten. Beim DWB der Grimms: „kif“! Dort ist folgende Erklärung zu „kif“ und „keib“ zu finden: Zank, Hader, Streit, Trotz, Eifer, Leidenschaft, Übel- und Grobheit, Keifer, Kibel, uäm. Vom mittelhochd. „kip“, norweg. / dän. „kiv“, altfries. / niederl./ schwed. sowie altnord. „kif“.

      Daher auch das heurig kibbelig und keifende Nachbarschaftsverhältnis im deutschsprachigen Raum. Besonders zwischen den südlichen Alemannen hüben und nördlichen drüben der „Demarkationsgrenze“, weil sich diese Verwandten ja sooooo fremd sind. 😉

    11. Brenno Says:

      @AnFra

      So tief bin ich nicht getaucht. Gegen das Grimmsche Wörterbuch ist anscheinend kein Kraut gewachsen.

      Ich hatte der Einfachheit halber angenommen, Cheib und Chyb hätten die gleiche Wurzel, wobei die diphthongierte Variante unter dem Einfluss des Schwäbischen Keib zustande gekommen wäre. Solche Doppelformen gibt es in den Deutschschweizer Mundarten etliche: striichle / streichle, üüch / euch, buue / baue, büüge / beuge u.a. Sie sind z. T. dem Einfluss der Schriftsprache zuzuschreiben.

      Übrigens, das alemannische Pendant zu keifen ist chifle (kurzes, offenes i).