Pack den Schiller wieder ein — Wahre Kultur lernt man bei den Italienern
(reload 28.02.07)
Ein immer wieder kehrendes Argument in der Diskussion über die vielen Deutschen in der Schweiz ist deren fehlende Kultur. Der wahre Schweizer kann da differenzieren. So lasen wir erst kürzlich in einem Kommentar auf der Blogwiese:
„Habt ihr euch eigentlich einmal gefragt, welchen Gewinn ihr fuer die Schweiz darstellt? Kulturell-wohl kaum, da haben Italiener ne Menge Mehr zu bieten“
(Quelle: Kommentar auf der Blogwiese)
Es ist nicht das erste Mal, dass uns als Deutsche in der Schweiz das Argument der kulturell überlegen Italiener genannt wird. Ein anderer Kommentator schrieb zum gleichen Thema:
7. Kultureller Einfluss: Migranten aus dem Mittelmeerraum brachten uns Dolce fare niente oder Siesta, gute Musik und schöne Mädchen. Und die Deutschen? Preussicher Drill und … (kenne gerade keine Deutsche Ikone).
(Quelle: Kommentar auf der Blogwiese )
Bevor nun die grosse Diskussion über den Begriff „Was ist Deutsche Kultur?“ beginnt, strecken wir kampflos die Waffen, singen „O Sole Mio“ und holen die grosse verstaubte Kiste vom Dachboden, der hierzulande „Estrich“ heisst und nicht aus Beton gegossen ist, oder von der „Bühne“, falls sich ein Leser aus dem Schwabenland auf diesen Blog verirrt haben sollte.
Eine grosse Kiste brauchen wir, um jetzt mal tüchtig unser Bücherregal von mitleiderregenden Beispielen Deutscher Kultur zu befreien. Also nichts wie in die Hände gespuckt und los geht’s: Hölderlin, Goethe, Kafka kommen als erstes dran. Bei Hesse zögern wir. Ist der nicht am Ende seines Lebens Schweizer geworden, wie es sich gehört für einen guten Deutschen, der Gast ist in diesem wundervollen Land? Also lassen wir ihn erst mal stehen und schnappen uns Böll, Brecht, Walser, Grass, all die guten Bücher die durch Gutenbergs Buchdruck möglich wurden. Auch ein deutscher Kulturschaffender? Jetzt wird es eng in der Kiste. Sybille Berg stellen wir zurück ins Regal. Nach ihrem Artikel vom 23.02.07 im Blick zu urteilen ist sie bereits bald auf dem Weg, eine gute Schweizer Kolumnisten zu werden.
Machen wir weiter bei den Platten und CDs: Bach, Beethoven, Schubert, Schumann. Den Mozart überlassen wir den Österreichern, und Chopin teilen sich derweil die Polen mit den Franzosen. Kein Problem, sonst würde die Kiste zu voll. Muss ja noch Strauss und Weber hinein. Herbert Gröhlemeier und BAP lassen wir stehen, die stehen für Ruhrpott („Bochum ich komm aus Dir, eh Glück Auf“) und Köln, nicht für Deutschland.
Um ja keinen zu vergessen hier eine längere Liste Deutscher Komponisten. Hinzufügen wollen wir nun ein bisschen Malerei von Franz Marc, August Macke, Dürer und Hohlbein. Obwohl letzter ist zu den Schweizern abgewandert, weil die ihn besser bezahlt haben in Basel. Joseph Beuys hingegen aus Düsseldorf verstand sich als Weltbürger, der seinen Filzhut überall trug und seine Fettecken ebenfalls Standort unabhängig anbringen konnte. Ein paar weitere Deutsche Maler finden sich hier.
Die Deutschen Frauen sind nicht schön, aber dafür geil, wie wir neulich bei Michèle Roten im Magazin des Tages-Anzeigers nachlesen durften. Oder sind sie es doch eher frigide Hühner? Wir sind verwirrt.
„Gute Musik und schöne Mädchen“? Nein, die können wir nicht liefern. Ist schon alles eingepackt. Ab jetzt wird nur noch Verdi gehört, und Gianna Nannini, oder Angelo Branduardi. Der ist übrigens gerade auf Tour in der Schweiz, mit weissen Haaren, das trifft sich gut.
Und was die schönen Mädchen angeht, da werden wir einer Claudia Schiffer oder einer Heidi Klum ab sofort Einreiseverbot für die Schweiz erteilen und nur noch italienische Superstars wie Shakira, Penelope Cruz oder Jennifer Lopez anschauen.
Nachdem jetzt alles eingepackt ist, bleibt tatsächlich nur noch der preussische Drill und der Stechschritt übrig, den im Europa des Jahres 2007 leider nur noch die Griechen richtig drauf haben:
Stechschritt bei den Griechen (nicht unter die Röcke gucken bitte)
(Quelle Foto: volker-steinlein.de)
Falls ja, wird ab sofort eine Importsperre für Daimler Benz, BMW und Volkswagen erhoben. Nur noch FIAT ist erlaubt. Für was stand nochmal diese Abkürzung? „Fix It Again, Tony“ oder so.
Nein, Stefan Raab und Harald Schmidt wollen wir nicht mehr sehen, nur noch die Vorausscheidungen für die nächste „Miss Itala“ Wahl als Endlosschleife von RAI, oder eine der ganz besonders anspruchsvollen Gameshow am Samstagabend. Das haben sie echt drauf, die Italiener. Gibt es sonst ein Land, dass aus 102 Kandidatinnen für die Miss-Wahl an mehreren Abenden in Folge in direkter Übertragung zur besten Sendezeit die endgültige Miss wählt? Absolut bemerkenswert und ein kulturelles Vorbild, von dem wir Deutsche noch was lernen können.
Nun, als Deutsche können wir den Schweizern wirklich kulturell nicht so viel bieten wie die Italiener. Könnte nicht einfach der Nobelpreisträger und Satiriker Dario Fo die alte Geschichte vom Gessler und vom Apfelschuss für die Schweizer zu einer erfrischenden Satire umwandeln, die dann alljährlich aufgeführt wird, so dass wir auch den alten Schiller einmotten und wegpacken können in unsere Kiste, denn der würde dann endlich nicht mehr gebraucht zur Erhaltung des Nationalgefühls.
„Schillerstein“
Dario Fo müssten dann natürlich auch den am Weg der Schweiz im Urnersee liegenden „„Schillerstein“ “ gewidmet bekommen, verdient ist verdient.
Kurzum: Ein Hoch auf „la dolce vita“ und das „Land wo die Zitronen blühen!“ Ein letztes Mal also „Deutsche Kultur„, passend zum Thema, bevor wir die Kiste ganz zuklappen:
Kennst du das Land, wo die Zitronen blühn,
Im dunklen Laub die Goldorangen glühn,
Ein sanfter Wind vom blauen Himmel weht,
Die Myrte still und hoch der Lorbeer steht?
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin
Möcht ich mit dir, o mein Geliebter, ziehn!
Kennst du das Haus? Auf Säulen ruht sein Dach.
Es glänzt der Saal, es schimmert das Gemach,
Und Marmorbilder stehn und sehn mich an:
Was hat man dir, du armes Kind, getan?-
Kennst du es wohl?
Dahin, dahin
Möcht ich mit dir, o mein Beschützer, ziehn!
Kennst du den Berg und seinen Wolkensteg?
Das Maultier sucht im Nebel seinen Weg.
In Hoehlen wohnt der Drachen alte Brut.
Es stuerzt der Fels und über ihn die Flut.
Kennst du ihn wohl?
Dahin, dahin
Geht unser Weg.
O Vater, lass uns ziehn!(Goethe: Mignon)
Die Parodie darauf von Kästner kann jeder hier selbst nachlesen.
August 1st, 2010 at 15:04
Goethe ist keine „deutsche“ Kultur. Fast jedes Land hat irgendwelche Berühmtheiten in der Vergangenheit. Aber, um zum Beispiel bei den Italienern zu bleiben, Spaghetti und Pizza waren fester Bestandteil des italienischen Alltags und Einwanderer haben dies in die Schweiz gebracht. Analog haben die Deutschen der Schweiz vielleicht Currywurst und Sauerkraut gebracht. Aber ich frage mich, ob dies eine kulturell grosse Bereicherung darstellt.
[Anmerkung Admin: „Goethe ist keine deutsche Kultur“…. nein, das ist wahrscheinlich eine amerikanische Pizza-Kette… irgendwas habe ich hier nicht verstanden ]
August 2nd, 2010 at 8:13
FIAT heisst übersetzt eigentlich: „Für Italiener Ausrechende Technik“ – oder – wer einen fährt sagt dazu: „Fast Immer Austauschteile!“
August 2nd, 2010 at 8:18
Wir haben den Schweizern das „Essbesteck“ gebracht…sonst würden sie ihre RÖSCHTI immer noch mit dem Löffel essen – und den „aufrechten Gang“! Trotzdem „kriechen“ so viele Schweizer immer noch vor der Berner Obrigkeit!
August 2nd, 2010 at 9:35
hihi sehr lustig zu lesen wie du dich da aufregst 🙂
ist ja logisch, wir schweizer sind halt ein volk von bauern, oder zumindest waren wir es einmal. und ihr deutschen seit halt ein volk von dichtern und denkern, oder zumindest wart ihr es einmal 😉
August 2nd, 2010 at 9:51
„[…]nein, das ist wahrscheinlich eine amerikanische Pizza-Kette[…]“
Quatsch, das ist doch eine deutsche Versicherungs-Gesellschaft, Jens!
Kennst doch den Slogan „Goethe – wir machen das!“…
August 2nd, 2010 at 12:39
„So lasen wir…“
Wer ist „Wir“ und wen interessiert die undefinierte Gruppe „Wir“?
„….erst kürzlich in einem Kommentar auf der Blogwiese:….“
3.5 Jahre ist erst kürzlich…ach so….
„Der wahre Schweizer kann da differenzieren.“
Woher weiss er denn, dass die Person SchweizerIn ist? Ach ja, Menschen anderer Nationalität können auf so was erst gar nicht kommen, denn für so eine Denke muss man ja SchweizerIn sein, da man von dem einen oder der anderen klar -und weitsichtigen Deutschen erfahren durfte, dass Gott Schweizer war. Somit kann dies nur noch ein Ossi oder ein Deutscher sein, der sich fleissig in Hasspredigt und Konvertitum übt.
„…über die vielen Deutschen in der Schweiz ist deren fehlende Kultur.“
Wahrnehmen, in diesem Fall lesen, heisst nicht verstehen. Auch wenn man jede Darstellung rein theoretisch ins Gegenteil umkehren kann, sei diese dann auch noch so absurd, so wird sie dennoch nicht wahr, bzw., von vielen so nicht empfunden. Hauptsache mit Statements dagegenhalten und wenn es dem anderen nicht passt, liegt das nur im Neid auf Deutschland, Germanophobie, Minderwertigkeitskomplex, an der Unfähigkeit, sich der reflektorischen Argumentation, die obligat deutsch vordefiniert ist, zu bedienen. Die Liste ist lang….
Den Deutschen fehlt nicht Kultur ansich, bloss braucht man Deutsche nicht als Einwanderer, um sich die Grossen der deutschen Literatur und Musik zu Gemüte zu führen oder deutsches Brot, sowie deutsche Autos Fahren zu wollen…
Deutsche Wertarbeit bei Autos ist zwar Wertarbeit, aber zu beträchtlichem Teil nicht-deutsche Wertarbeit.
BMW bemüht sich ja weiterhin fleissig seinen Ingenieurs-Laden deutsch-BMW-kompatibel zu halten, denn sie scheuen sich nicht öffentlich bekannt zu geben, dass ein Mensch mit deutschem Pass, in D aufgewachsen und deutschem Ingenieursstudium, aufgrund seiner Abstammung (indisch), nicht so richtig zur deutschen BMW-Ingenieurskultur passe. War hier wohl Gott Deutscher oder gar ein BMW? Nebenbei, BMW ist und bleibt was es war:
Bring Mich Werkstatt.
Offensichtlich ist es ja so, dass Deutsche die Nachfrage am Arbeitsmarkt bedienen und auch ggf. einen Zugewinn als Arbeitskraft darstellen.Aber im Miteinander im allgemeinen Leben eher nicht (bis auf vereinzelte Zweierbeziehungen). Denn an „Deutsch“ hat kaum einer Interesse; welches Land empfindet Deutsch als Zugewinn? Italiener, CHer, Spanier z.B., haben wohl kaum Interesse daran, deutsche Lebensart zu übernehmen.
Ein Volk, welches sich über Dekaden rein über die Wirtschaftsleistung definiert hat und glaubt, sie seien die Grössten, da Exportweltmeister (wie schön für sie…), sowie ihre Kultur als Leitkultur sehen, an der sich andere orientieren können/sollten/zu haben, hat kaum eine wirklich wahre Identität; denn die hat man ihnen nach 1945 abgesprochen. Schade eigentlich. Gerne möchten sie auch andere dazu überreden, das Deutschland quasi ein soziokulturelles Wohlfühlland ist, was Integration von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern bis hin zur Selbstaufgabe ihrer eigenen Identität lebt (also quasi unterwegs schleichend verloren gegangen). Merkwürdig ist nur, kaum einer will nach D? D war und ist kein Einwanderungsland, weitgehendst nur für Menschen die aus ärmeren/armen Ländern kommen und in D ein wirtschaftlich und sozial besser abgesichertes Leben finden, als in ihrer Heimat. Die deutsche Greencard wollte keiner. Die 70.000 CHer in D sind auf 83 Mio Bürger und der Landesgrösse kaum spürbar. An dieser Stelle kommt dann gerne das Statement, das mehr CHer in D wohnen, gemessen an der CH Bevölkerung, als Dler in der CH. Ja, ganz toll. Und was sagt das aus, beschäftigt man sich mit der Wirkung von Immigration im Zielland? Nichts, denn man misst die Anzahl von Immigranten im Verhältnis zur Bevölkerungszahl des Ziellandes – sogar die deutschen Behörden machen das so.
Und abgesehen davon, hat man sich als Ausländer in D nicht die Frage zu stellen „Muss ich jetzt wirklich in jedem Land (auch in Deutschland?!), in dem ich lebe, auch die Sprache sprechen?“ Fragen darf man sich das schon, aber gesprochen und kommuniziert wird hier in Deutschland gefälligst Deutsch und ein Wechsel vom „Grüezi“ zu „Guten Tag“ in der Schule versteht sich von selbst, ersteres muss deswegen erst gar nicht verboten werden und eine Flucht in eine „Schweizer Schule für die gottgleichen Schweizer“ erübrigt sich somit.
August 2nd, 2010 at 12:43
Die Deutschen befinden sich nur deshalb in der Schweiz, weil sich das Land einen Vorteil von ihnen befindet. Entweder bei den Steuerflüchtlingen durch ihr Vermögen. Oder bei den Angestellten durch ihre Arbeit.
Auch die Italiener wurden nicht wegen ihrer Pizza oder anderer Kulturleistungen ins Land der eidgenössichen Hochkultur geholt, sondern als billige, willige Arbeitskräfte.
Der weitgehende Aufbau der Schweizer Universitäten durch Deutsche zählt in diesem Zusammenhang aus Schweizer Sicht nicht als Leistung, da die Schweizer es fertig bringen, nur unterdurchschnittlich oft zu studieren und die Deutschen die Unis bestimmt nur als Kulturbesatzer hingestellt haben, um den tugendsamen Schweizer durch vermeintliches Wissen zu verunsichern.
August 2nd, 2010 at 12:52
@ LaukeMedia
Keine Ahnung, was dein Beitrag soll. War das vielleicht ein Negativbeispiel für die Anwendung von Anführungszeichen und Grossbuchstaben?
@ Fabian
«Goethe ist keine “deutsche” Kultur.»
Demnach ist das, was wir hier schreiben, nicht deutsche Sprache.
August 2nd, 2010 at 15:39
Es fragt sich wie man Kultur definiert. Wenns nur um die bildenden Künste, Literatur und Musik geht machen wir Dritter. Hinter den Italienern und den Deutschen.
Wenn man Kultur so definiert wie Lauke Media sind wir allerdings blitzartig wieder an erster Stelle. Lieber HaudraufMedia: genau das ist es was man hier vermeiden sollte: Die grossdeutsche Schnauze.
August 2nd, 2010 at 16:02
@fabian
Die NUDEL hat Maco Polo aus China nach Italien mitgebracht. Die Tomate stammt auch nicht aus Italien……alles kommt letztlich von irgendwo.
Für mich stellt sich aber die Frage: Woher kommt eigentlich die Wassermelone?
August 2nd, 2010 at 21:15
Der Gööööthe, das war doch der mit der 9 Sünfonieh?? Odärnööd??
August 2nd, 2010 at 21:49
Das große Kultur-Missverständnis
Na, wenn auch die Pizza nicht ne schwäbisch-deutsche Erfindung der Hohenstaufer in Süditalien war.
Alter schimmliger Brotteig vom vorletzten Tage, abgeschnorrter gammliger und verwelkter Gemüseabfall von letztem Tag, tranige Wurst vom heurigen Tag obendrauf und dann noch kostenlos im warmen Backofen aufgebacken.
Wie sagt’s der Schwob: Hauptsache der Ranze spannt.
Königlicher Hohenstaufer zum schwäbischen Geizhals: Was hascht do? Geizhals: Mei kenig, i hon e bizzele zum fresse gmacht. Nur e bizzele!
Der zuhörende italienische Kultur-Träger: Bizzele? Pizzele? Oh, una pizza! Eine europäische italo-tedesco Crossover-Kultur!
Pizza= Der kulturelle höchstgastronomische Speiseabfall der geizigen Schwaben, welch ein italienischer Kulturhohn!!! 😉
Zur Befriedigung höchster kultureller Genuskunst in der Schweiz:
Alpenglühen
oder
Die rot-weiße Götterdämmerung
AnFra
Kennst du das Land, wo die Vorurteile blühen,
im blaugrauen Silhouettenband die Alpen glühen!
Heftige Winde von nachbarlichen Landen wehn,
einige Mythen und etliche Illusionen noch stehn?
Mit weißer Weste lebt manch ein gierig Gigant,
Zürich sagt, der ist aber soooo systemrelevant!
In Europe ein tosender Sturm sich nun formiert,
manch ehrlich Eidgenoss ist jetzt heftig irritiert!
Ist das ein Land, das könnte glücklich machen,
weil hat Heidi, Alpen, Käse und andere Sachen?
Es gibt Schocki, Goldbarren und große Löcher,
in dem Gelder verschwinden, noch und nöcher!
Wenn ein dreister Bankier dort etwas übles will,
schaltet der Verstand aus, der Mund bleibt still!
Verteidigt von etlich medialen Speichelleckern,
die Kritiker als Undemokraten böse anmeckern!
Ist dies das Land, das könnte sehr glücklich sein,
in dem einige Politiker bückeln, so tief und fein?
Statt von solchen Schiebern sich zu distanzieren,
tun sie diesen Geldpiraten noch heftigst hofieren!
Kultur, das habe man selber und im Überschwange,
im Norden sei Nichts, da wird’s Jedermann bange!
Die Labung erfolge an vollen Brüsten der Helvetia,
die holt heimlich Verstärkung bei Mutter Germania!
Im Land gibt’s etliche Denker, dann und wann,
ein Held, kein Knecht- sondern als freier Mann!
Wenn er ergreift das Schwert der tapfer Vorfahren,
verjagt sogleich aus dem Land die eigen Cäsaren!
Wenn man nicht sieht im eigen Augen den Balken,
werden aus geduldig Dukateneseln streitbare Falken!
August 2nd, 2010 at 21:55
@pfuus
Aus Irak!
August 3rd, 2010 at 8:13
@V:
„[…]3.5 Jahre ist erst kürzlich…ach so…[…]“
Am Anfang des Artikels steht doch „reload 28.02.07“.
Damals, vor 3.5 Jahren, war es also noch „erst kürzlich“ ;-)…
August 3rd, 2010 at 9:46
@ Traveller Munich
Haben wir sie geholt seinerzeit, die Italiener und heute die Deutschen? Oder sind sie gekommen weil hier die Perspektiven arbeitsmässig besser sind als in der geliebten Heimat?!
Mit fallen da die vielen polnischen, integrierten Namen im Ruhrgebiet auf.
August 3rd, 2010 at 10:06
@ Guggeere : NEIN! Das ist die Schweizer Wirklichkeit! Ich habe schliesslich 17 Jahre unter ihnen gelebt und weiss wovon ich schreibe – in meinem Büchern! Hopp Schwiiz!
August 3rd, 2010 at 12:50
@Brun(o)egg:
Ach, ist dies so, dass nur die armen Deutschen in die Schweiz flüchten müssen?
Statistisch sieht dies anders aus:
Laut Schweizer Botschaft leben 250.000 Deutsche in der Schweiz und 76.000 Schweizer in Deutschland – mit steigender Tendenz.
D.h. ganze 0,3% der deutschen Bevölkerung lebt derzeit in der Schweiz, aber 1% der Schweizer in Deutschland. Also prozentual gesehen ziehen Schweizer dreimal häufiger nach Deutschland als umgekehrt. Seltsam, oder – wo Deutschland doch so ein verarmtes, unkultiviertes Land ist?
August 3rd, 2010 at 13:08
@ LaukeMedia
«Ich habe schliesslich 17 Jahre unter ihnen gelebt und weiss wovon ich schreibe – in meinem Büchern!»
Ich lese keine Bücher, in denen jeder Satz mit einem Ausrufezeichen endet. Das ist mir zu laut. Und unter mir hast du jedenfalls nicht gelebt; dieser Lärm wäre mir aufgefallen. 😉
Wenn dieser Blog akustisch wäre, müsste ich dir entgegnen: «Hör auf zu schreien; ich bin nicht schwerhörig!»
August 3rd, 2010 at 13:55
Goethe war gut,
man der konnte reimen…
August 4th, 2010 at 17:40
@Brun(o)egg
Zu den vielen polnischen Namen im Ruhrgebiet eine kleine Meinung:
Bei diesen Zuzüglern, die man heurig fälschlicherweise alle unisono als Polen bezeichnet, handelt sich in Wirklichkeit um Menschen aus den damaligen östlichen Gebieten des Dt. Reiches, die teilweise ihre polnische Sprache verwendeten, aber im rechtlichen Sinne deutsche Reichsbürger waren, unberücksichtigt der Problematik aus der Teilungen Polens um 1750. Diese Menschen wurden von etlichen Teilen des dt. Bevölkerung oft als „Polaken“ niedergemacht, aber sie waren trotzdem dt. Bürger und haben im 1. WK als dt. Soldaten gekämpft.
Erst nach dem September 1918 gab es einen polnischen Staat mit eigenen polnischen Bürgern. Das Problem im Ruhrgebiet war somit m. E. ein ethnisches und nicht ein staatbürgerliches Problem. Auch waren nicht alle Menschen, die einen polnisch klingenden Namen hatten auch automatisch Polen im staatsbürgerlichem Sinne, sondern willentliche und historische Deutsche, die nun diese Namen hatten und ausschließlich den historischen deutschstämmigen Ostteil des Reiches wg. Arbeitsmangel verlassen haben. Nach der neuen polnischen Staatswerdung sind die meisten dortigen „Polen“ deutsche Staatsbürger geblieben!
Wenn ins Ruhrgebiet vor 1914 Menschen aus Weiß- und Kleinpolen zugezogen sind, auch wenn sie sich als Polen betrachteten, waren sie staatsrechtlich Russen!
Wenn auch noch Menschen aus Galizien, Ukraine, Ruthenien zugewandert sind, so waren sie halt K.u.K-Österreicher und konnten sich im Gegensatz zu den polnischen Russen eigentlich fast wie dt. Staatsbürger frei bewegen. Da hat wohl die Zeit bis in unsere Tage die zwischenmenschliche Beziehungen sehr durcheinander gebracht.
Vor dem 1. WK waren wohl über 100.000 Schweizer in Dt. Reich arbeitend. Wenn man vor 1900 den Anteil bei ca. 150.000 Schweizern real ansetzt, haben ca. 8 bis 10 % des schweizerischen Arbeitsbevölkerungsanteils im Dt. Reich gearbeitet.
Sollten vergleichbar dieses Anteils von 10 % dann eines Tages ca. 4,5 Mio. Deutscher in der Schweiz arbeiten, so würde ich dann den Blocher-Ausruf: „Bern, wir haben ein Problem“ uneingeschränkt verstehen, nachvollziehen und sogar unterstützen.
Irgendwelche sprachlichen, nationalen, rassistischen, kulturellen, ökonomischen sowie sich überlegen dünken und kulturniedermachende Vorhaltungen gegen Schweizer im Dt. Reich sind mir nicht bekannt.
Dies scheint wohl leider eine neuere Entwicklung in der Schweiz zu sein.
Ein historischer Irrsinn: Als meine Mutter 1945 vor den Front flüchtete, waren in dem Zug in Richtung Westen auch flüchtende Schweizer! Es waren schweizerische Arbeiter in der Landwirtschaft sowie freie Schweier Bauern, die im Osten des dt. Reiches eigne Höfe hatten. Es gibt also auch heimatvertriebene Schweizer aus Ostdeutschland. Es müssten Tausende bis Zehntausende Schweizer gewesen sein. Laut Information haben diese Schweizer hochdeutsch gesprochen und- das ist hier wichtig- ihre schweizermundartliche Sprache weiter behalten. Man hat sie wohl nicht unter Zwänge gesetzt, „Deutsche“ zu werden, denn sie waren ja nur auf Zeit dort, auch wenn dies bis zu 250 Jahre dauerte.
August 7th, 2010 at 19:23
Bereits das Augangszitat zeigt, dass sich Leute über Kultur äußern, die nicht so recht wissen, was sie damit eigentlich meinen. Auch, wenn das Internet mittlerweile jeden zum Literaten macht, gehört für mich eine gewisse Schreibfähigkeit auch zur Kultur.
Ich weiß nicht, warum Deutsche mit Italienern verglichen werden, wer da Kultur haben soll und wer nicht. Was mir als Deutsche in der Schweiz auffällt, ist die im Vergleich zu Deutschland wesenlich schlechtere Qualität der Pizza und die nichtvorhandenen Eisdielen. Als ich kürzlich einem Schweizer Freund von den Spaghetti-Eis-Karten in Deutschland erzählte bekam der beinahe einen Würgkrampf, da der Spaghetti-Eis nicht kannte und glaubte, man würde normale Spaghetti einschließlich Bolognese einfrieren und dann so servieren. Als ich ihn dann über den wahren Hintergrund aufklärte, meinte er nur: „Ihr Deutschen habt eure Italiener besser im Griff als wir hier.“
August 8th, 2010 at 18:11
@Anfra
Danke, auch wenn die Frage sinnbildlich gestellt war.
August 9th, 2010 at 9:07
@Pfuus
Bitte, wenn ich die Antworten sinnbildlich gebe, da ich sinnbildliche Fragen liebe!
PS: Zum Irak.
Die Melone ist in Irak vermutlich weiterveredelt worden, da sie tatsächlich aus den afrikanischen Tropen kommt scheint.
In Irak sind jedoch viele Sachen veredelt worden. Nicht nur die Melone. Das kann man möglicherweise an dem US-amerikanischen Verbeißen im Irak festhalten: Denn die Urbasis der US-amerikanischen Lebenskultur ist höchstwahrscheinlich in Irak entwickelt worden.
Die ganze Selbstbestimmtheit und der Ursprung: Der US-amerikanische Cowboy. Seine Attribute: Stiefel mit hohen Absätzen, die Radsporen, die ärmellose Weste, die Beinschützer, das Halstuch, der Sattel fürs Lasso, das Lasso und das wichtigste Ding, die Gitarre. Und die Schrift nicht vergessen. Und den modernen einzelnen und einzigen Gott.
Da sieht man: Eine innige Verbindung von der Melone, dem Irak und der US-amerikanischen Verstrickung in deren eigene kulturelle Wiege tut sich durch deine sinninhaltliche Frage auf.
Sadam und Georg (der Letzte) innig in und aus der irakischen Kultur vereint. Einfach gesagt: Brüder in der Melone. Da bleibt nur noch die letzte Frage offen: Wer war der gütigere der beiden Iraker? 😉
August 9th, 2010 at 22:10
Hallo , ich habe hier einen ganz allgemeinen Kommentar abzugeben …..
Ich lebe hier in der Zentralschweiz schon über 2 Jahren , habe eine schweizerische Freundin und staune immer wieder wie man sich hier als Deutscher oft schlechtredet —- als ob man ein schlechtes Gewissen haben muss, hier als Deutscher zu leben und zu arbeiten !
Ich habe glücklicherweise meine Wurzeln zu unseren deutschen Vaterland nie abgebrochen….
Allgemein gesagt , man muss im Leben einfach wissen , wo man herkommt und wo man hingehört .
Dann kann man auch später über unsere Kultur und über Goethe und Schiller diskutieren……
Also Leute —–wir sind Deutsche und keine Schweizer……. und über unsere Sprache mit all ihren Dialekten und Feinschliffen brauchen wir und doch nicht zu schämen !!!!!
Das sage ich als Randpreusse —–zu Sachsen hin ……Einen schönen Abend noch .
August 10th, 2010 at 10:10
@ Brunoegg
Kleiner Tipp: Ihr habt sie geholt und Ihr holt sie immer noch. Auch holt Ihr Euch noch ganz andere Sachen.
Merke: Erst die Arbeitsstelle, dann die Aufenthaltsbewilligung.
Dass sich auf eine Annonce mehrere Arbeitswillige bewerben, darf ja nicht als Initiativbewerbung ausgelegt werden.
August 10th, 2010 at 10:33
@Smilla: das mit der Pizza kann ich nicht bestätigen, es kommt halt darauf an, wo man sie isst. Bei den Eisdielen stimme ich Dir aber zu, die gibt es hier leider kaum.
August 11th, 2010 at 19:45
@neuromat:
Wie wahr.
@Florian Meier:
Vielleicht sollten wir gemeinsam eine Eisdiele eröffnen? Da dürfen dann auch Leute rein, die Schiller für einen Schweizer halten, weil er „Wilhelm Tell“ geschrieben hat.
August 11th, 2010 at 23:55
Also eine „Eisdiele“ (welch ein Wort!) habe ich hier noch nie vermisst. Und wer es tut, kann ja zurück nach Deutschland gehen. Kultur mit Literatur, Musik und bildender Kunst gleichzusetzen, ist etwas billig. Längst tote Dichter zu bemühen, auch. Nebenbei: Kafka war Tscheche und Jude, kein Deutscher. Penelope Cruz, Shakira und Jenifer Lopez sind keine Italiener. Kultur hat etwas mit Lebensart, Stil und Qualitätsempfinden zu tun, mit den „schönen Dingen des Lebens“ und in dieser Beziehung sind Italiener dem Geiz-ist-geil-Volk einfach haushoch überlegen. Ganz abgesehen davon, dass sie sich weder auf dem Gebiet der Literatur, noch der Musik oder der bildenden Künste verstecken müssen. Nur weil ihr keine italienischen Künstler kennt, heisst es noch lange nicht, dass es keine gibt.
August 12th, 2010 at 19:13
. Kultureller Einfluss: Migranten aus dem Mittelmeerraum brachten uns Dolce fare niente oder Siesta, gute Musik und schöne Mädchen. Und die Deutschen? Preussicher Drill und … (kenne gerade keine Deutsche Ikone).
(Quelle: Kommentar auf der Blogwiese )
Liebe Heidi,
das war das Ausgangszitat. Das erste möchte ich der Rechtschreibfehler wegen gar nicht zitieren.
Ich dachte mir, es sei besser, sich im Kommentar auf Essen und Trinken zu reduzieren, da mit den zitierten Leuten mit Sicherheit über nichts anderes zu sprechen ist.
Mein Angebot: Ich lade Sie mal in eine Eisdiele ein. Dann können wir uns über Literatur und Musik unterhalten. Anyway: Um Kafka habe ich mich in beeindruckender Weise gedrückt, da kann ich nicht wirklich mitreden. Es sei denn, Sie lassen mir einen zeitlichen Vorsprung, um diese Lücke zu schließen.
Mein Tipp: Lesen Sie mal „Aus dem Leben eines Taugenichts“ vom guten, alten Eichendorff. Dort sind deutsche und italienische Kultur recht schön vereint. Und: Seit Shakira nicht mehr in ihrer Muttersprache singt, drehe ich das Radio immer ab, wenn sie kommt.
I am looking forward to inviting you to a german „Eisdiele“!
August 13th, 2010 at 3:28
@Heidi
„Kultur mit Literatur, Musik und bildender Kunst gleichzusetzen…“
Kultur hat etwas mit Lebensart, Stil und Qualitätsempfinden zu tun, mit den “schönen Dingen des Lebens”
Na was denn nun?
August 13th, 2010 at 18:13
@smilla. Danke für die nette Einladung. Ich lebe im Tessin und geniesse meinen gelato in der Gelateria. Ich bezog das auch eher aufs Wort Eisdiele, das für mich ungeheuer teutonisch tönt und so eine muss ich in der Schweiz nicht haben. Soweit ich weiss, gehören die besten deutschen Eisdielen den Italienern, weil die immer noch den besten gelato machen. In der Deutschschweiz bieten viele gute Cafés Eis an, manche sogar handwerklich hergestelltes und kein Industrieeis. Gut Schleck!
August 14th, 2010 at 16:28
Wir kennen sie, die Minderwertigkeitsgefühle unserer Nachbarn ;-))
http://nachtaktiv.twoday.net/stories/6462894/#comments
August 16th, 2010 at 16:04
ja, die Heidi, die weiss soviel – einfach bewundernswert. Nur das mit der Eisdiele, das ist vermutlich eine Verwechslung. Das tönt auch gar nicht ungeheuer teutonisch. Das ist nämlich die Eisbombe. Die ist aber nur für Erwachsene, gell Heidi.
Und dann wäre da noch das Problem, was machst Du denn jetzt mit den Eisdielen im Tessin – „so eine muss ich in der Schweiz nicht haben“? Ist der Gadaffi Plan denn nun doch umgesetzt und das Tessin wurde den Italienern zurückgegeben.
„In der Deutschschweiz bieten viele gute Cafés Eis an“. Mal abgesehen davon, dass dieser Satz vom Zürcher stammt, somit hätte besser geschrieben werden können, bieten diese Cafés nicht Eis, sondern Glace an. Das ist entlehnt von frz. glace, das in der Schweiz nicht übersetzt wird.
Nach der neuen EU-Verordnung zur Aufhebung der Verordnung (EG) Nr. Z-CH 2320/2002, insbesondere Artikel 4 Absatz 3 und damit Neuregelung durch gemeinsamen grundlegende Normen für die Sprachsicherheit durch 3791/2010 – Helv, sind Lehnwörter ab Juli 2010 für nicht EU Mitgliedstaaten kostenpflichtig. In diesem Fall sind die Franzosen die Nutzniesser.
Zu den Durchführungsbestimmungen zur Verordnung erfolgt gerade eine Erhebung, ob Deutsch nun für Schweizer in der Deutschschweiz als Lehndeutsch betrachtet wird und somit kostenpflichtig würde. In dieser Situation hat sich bereits Peer Steinbrück zu Wort gemeldet und deutsche Finanzinteressen klar gestellt: „In der Deutschschweiz gilt ganz klar Schweizerdeutsch. Deutsch ist somit Lehndeutsch und gebührenpflichtig.“
August 16th, 2010 at 23:00
dann noch nebenbei, Heidi. Da oben schreibt jemand: „Nebenbei: Kafka war Tscheche und Jude, kein Deutscher.“ Heidi, ich bin nicht so schlau wie Du, aber vielleicht war Kafka ja ein österreichischer Schriftsteller, da Prag, als der Franz dort geboren wurde und dann dort lebte zu Oesterreich-Ungarn gehörte. Und als die Tschechoslowakei gegründet wurde, da war der Kafka dann auch schon bald tot. Und die Tschechowslowakei gibt es heute auch nicht mehr.
Zu Deutsch schrieb er, es sei seine Muttersprache. Schon einmal etwas von Prager Deutsch gehört, Heidi. Karls-Universität, gegründet von Karl IV, römisch-deutscher Kaiser, steht auch in Prag.
Mittlerweile ist das Mittelalter auch schon rum, wie Du weisst, und die Bezeichnung Jude in der Verbindung von Nationalität und Religion ist, na sagen wir mal, nicht mehr so ganz unumstritten. Vielleicht stehst Du aber auch mehr so auf Zionismus.
Kafka hat wahrscheinlich selbst nicht so ganz gewusst,“was er ist“; wenn es ihm denn überhaupt wichitig war, sich in diese Niederungen der Zuordnung, des „wo kommt der her“ -„was ist das also für einer“ zu begeben.
Und nebenbei, sehr treffsicher schreibst Du einordnend: „Penelope Cruz, Shakira und Jenifer Lopez sind keine Italiener.“ Ganz richtig, es handelt sich hier um Frauen. Spanierin, Kolumbianerin und Amerikanerin, na ja Immigrantenkind, in der Schweiz vermutlich, aber das wäre ein anderes Thema.
Und es geht ja schliesslich um die Kultur. Und Kultur, kleine Heidi, kann so ziemlich alles bedeuten. Das lässt sich auf das lateinisch colere zurückführen, was jetzt sehr wichtig ist, denn auch colere kann schon fast alles bedeuten: „pflegen“, „beschützen“ und „bewohnen“. Daher kommt auch Colonia, das ist Italienisch und gleichzeitig spanisch und wenn Du es mit einem K schreibst auch noch polnisch und heisst „Köln“. Köln ist also so eine Art Inkarnation einer „Gottheit Kultur“. Und wo liegt Köln – die Kultura schlechthin?
Da wird auch noch Kölnisch gesprochen. Das sagt aber keiner, nur für die kleinen Schweizerinnen aus dem Tessin heisst das so. Und eines ist ziemlich sicher: Kafka war kein Kölner.
Noch eine persönliche Bitte: Du musst unbedingt weiterschreiben. Niemand kann so treffsicher protonationalistisch – habt ihr hier eigentlich heimliche Agitprop Kurse, ich dachte, die gab es nur in der DDR – formulieren: „Kultur hat etwas mit Lebensart, Stil und Qualitätsempfinden zu tun, mit den “schönen Dingen des Lebens” und in dieser Beziehung sind Italiener dem Geiz-ist-geil-Volk einfach haushoch überlegen. Ganz abgesehen davon, dass sie sich weder auf dem Gebiet der Literatur, noch der Musik oder der bildenden Künste verstecken müssen.“
Auch wenn ich hier nicht verstehe, warum die Italiener mit den Schotten verglichen werden, geht es doch um den zweiten Teil. Schöner kann man ja gar nicht andeuten, dass sich die Italiener nicht auf dem Gebiet der Literatur, noch der Musik, sondern nur bis vor kurzem auf dem Gebiet der Schweiz verstecken mussten.
August 18th, 2010 at 23:02
@neuromat
Prinzipiell mal wieder ein schöner Beitrag.
Aber: alle Juden, die ich kenne, bezeichnen sich selbst selbstverständlich als Juden. Wie denn auch sonst…
„Jüdische Mitbürger“ und ähnliche Konstrukte hören sich in meinen Augen so an, als sei „Jude“ doch irgendwie eine Beleidigung. Oder irgendwie unanständig. Und man müsste es entschärfen.
Vielmehr müsste man in Deutschland nach den Schandtaten der Nazis (vornehmlich wohlerzogene Christen) zukünftig eher von „christlichen Mitbürgern“ oder „so genannten christlichen Mitbürgern“ sprechen, wenn von Nichtjuden die Rede ist. Denn entweder ist nun das Attribut „christlich“ beleidigend oder die damaligen Deutschen für das Christentum. Zumindest wenn man das Christentum, immerhin von einem Juden gegründet, noch halbwegs positiv sieht, nach all den Schandtaten durch Christen.
August 18th, 2010 at 23:49
@neuromat.
Das kapiert Heidi doch nicht!!
August 20th, 2010 at 17:26
@TravellerMunich:
„Jüdische Mitbürger“ hätte auch aus meiner Feder stammen können. Ich spreche auch nicht von den „Christen“. Das hängt damit zusammen, dass mir schon zuviele Menschen über den Weg gelaufen sind, die sich selbstsicher als „Christen“ bezeichneten und mir dann, bedingt dadurch, dass ich kirchensteuerzahlene Protestantin bin, erklären wollten, was ich speziell als Christ zu denken, glauben, zu tun und zu lassen hätte. Ich selbst bezeichne mich, wenn`s offiziell wird, als Mitglied der evangelischen bzw. protestantischen Kirche.
August 21st, 2010 at 16:18
klar bezeichnen sich Juden als Juden, Christen als Christen und Muslime als Muslime – aber das ist doch keine nationale Zugehörigkeit, also Deutscher und Jude schliesst sich ja ebensowenig aus wie Muslim und Schweizer.
Die radikalen Religionsfanatiker, die so religiös sind, dass sie sich selbst säkularisieren, mögen das anders sehen. Und andere mögen das auch anders sehen und hier schon von Paralellgesellschaften schwadronieren. Deren IQ ist jedoch daran abzulesen, dass sie sich die erste Schweizer Astronautin aufs Werbeplakat holten.
August 22nd, 2010 at 20:47
@Heidi:
Wie die professionnellen Eisverkaufsstellen genannt werden, ist für mich nicht relevant. Hauptsache, es gibt sie. Damit wäre meinem Anspruch an Ess- und Erlebniskultur ein Stück weit Rechnung getragen. Nein, mit Theater hat das nichts zu tun ;-).