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Die Deutschen. Wo liegt das Problem? — Andreas Durisch in FACTS

  • Wir bewundern ihre Dichter
  • Im Editorial zur letzten FACTS Ausgabe schreibt der Chefredaktor Andreas Durisch über die Deutschen in der Schweiz:

    „Die Deutschen. Wo liegt das Problem? Wir bewundern ihre Dichter, wir achten ihre Denker.“

    Und schon geht das Problem los. Ihre Dichter? Ihre Denker? Sind Goethe, Schiller, Lessing, Fontane, Keller oder Gotthelf nicht als Dichter in der gemeinsamen deutschen Sprache daheim? Gehört Kant, Hegel und Luther den Deutschen und Zwingli oder Calvin den Schweizern? Von Einstein fangen wir lieber gar nicht erst an. Ach ja, und wem gehört eigentlich Hermann Hesse? Der wurde als Deutscher geboren und starb als Schweizer. Etwas, dass Thomas Mann nicht gelang, denn ihn haben die Schweizer zwar als Emigrant geduldet, aber als Bürger nicht gewollt, aus Furcht vor Repressionen durch Nazideutschland. Bleiben wir doch lieber bei der Sprache dieser Dichter, die „gehört“ niemanden, die verwendet jeder der kann und will.

    „Sie bauen unsere bevorzugten Autos, sie haben eine Bundesliga. Berlin ist hip. Günther Jauch der beste Quizmaster“.

    Gefahren wird in der Schweiz alles, auch Renault und Fiat und jede Menge Japaner. Der Automarkt ist international und gleichmässig aufgeteilt in der Schweiz. Auch im Schweizer Fussball wird Geld verdient, und wenn Berlin hip ist, dann ist Zürich angesagt. Und was Günther Jauch angeht, nun, es gibt genügend hochkarätige Schauspieler wie Bruno Ganz oder Showtalente wie Kurt Felix, die da einen gesunden Ausgleich liefern.

    „Mal abgesehen vom Streit um die Nordanflüge auf Zürich-Kloten hat sich unser Verhältnis zu den Nachbarn in den letzten zwei Jahrzenten merklich entspannt. Jetzt ist eine neue Konflikzone am Entstehen. Die deutschen Zuwanderer führen inzwischen die Immigrationsstatistik an — vor den Portugiesen und den Ex-Jugoslawen. Allein im Jahr 2005 zogen gut 20 000 Menschen au dem grossen Kanton in die Schweiz.“

    Tschuldigung, ist das mit dem „grossen Kanton“ eigentlich noch ein Witz in der Schweiz oder bereits eine Tatsache, ein feststehende Redewendung, die man ohne mit der Wimper zu zucken von sich gibt? Für mich ist es ein Selbstläufer wie die berüchtigte Steigerung bei „in keinster Weise“, von der jeder weiss, dass sie falsch ist, die aber durch andauerndes Wiederholen irgendwann im Duden als korrekt aufgeführt sein wird.

    „Ein Problem? Ein Vorteil! Wir sprechen die gleiche Sprache, wir haben einen ähnlichen Charakter“

    Diesen letzten Satz muss ich mir noch mal ganz langsam auf der Zunge zergehen lassen. Die „gleiche“ Sprache ist noch lange nicht die „selbe“. Ja, es „gleicht“ sich ein bisschen, was wir sprechen. Und auch „ähnlich“ lässt viel Spielraum für eigenständige Ausformungen. Wir wollen doch fürs Protokoll festhalten, dass Deutsch eine Fremdsprache ist und nicht gesprochen sondern nur geschrieben wird in der Schweiz, hat man uns jedenfalls oft genug versichert, irgendwann müssen wir auch ja auch anfangen es zu glauben.

    „Gerade deshalb sind die Deutschen zu unangenehmen Konkurrenten im eigenen Land geworden, die sich um die gleichen Jobs bewerben wie wir“.

    Noch einmal Tschuldigung: Wer bewirbt sich denn da von den Schweizern auf diese Stellen? Da ist doch niemand, der sich bewirbt, sonst hätten die Pflegedienstleitungen der Schweizer Spitäler oder die Besetzungskommission für eine Professorenstelle an der ETH doch schon längst den hochqualifizierten Schweizer Bewerber eingestellt, oder habe ich da was falsch verstanden. Und wenn die Pflegekräfte nicht aus Deutschland oder anderen EU-Staaten kämen, dann würden eben Betten im Spital stillgelegt, so einfach ist das. Eine eingeschränkte medizinische Grundversorgung hiesse das im Klartext.

    „Gut qualifiziert, aber günstiger als Arbeitskraft“.

    Ein Klischee, das durch häufiges Wiederholen nicht wahrer wird. Als ob Deutsche Job-Bewerber nicht bereits lange wissen würden, was sie hier am Schweizer Markt wert sind. Der Markt reguliert den Preis. Das ist bei den Stellen genauso wie bei jeder anderen Ware oder Dienstleistung. Wenn es einen Mangel an guten Fachkräften gibt, dann wird mehr gezahlt, gibt es denn nicht mehr, dann gehen die Gehälter runter.

    „Da wird der Deutsche, den wir als Individuum durchaus mögen, zum Teutonen, der schneller und präziser spricht, angriffiger debattiert. Das nervt. Denn wir mögen es auf keinen Fall, wenn Deutsche den Ton angeben. Das ist in Mallorca so und jetzt bei uns zu Hause erst recht“.

    Seltsamer Weise werden von grossen Firmen gern Deutsche Kaderkräfte als „Drahtbesen“ eingestellt, um auszukehren, um unbequeme Entlassungen vorzunehmen, um quasi die „Drecksarbeit“ bei den notwendigen „Umstrukturierungen“ durchzuführen. Da nervt es nicht, wenn ein Deutscher „den Ton angibt“. Auch Herr Mörgeli äusserte im Club den Verdacht, dass Deutsche hier gern auch im Vereinsleben anfangen das Heft in die Hand zu nehmen etc. Möchte wirklich wissen, in welchen Vereinen er verkehrt. Die meisten Deutschen in der Schweiz arbeiten brav, verhalten sich angepasst, freuen sich über das schöne Land und den guten Verdienst, hoffen darauf, auch mal Schweizer kennenzulernen, und haben nach einer 42.5 Stundenwoche garantiert anderes zu tun als sich um den Posten des zweiten Vorsitzenden oder das Amt des Kassenwarts in einem Schweizer Gesangsverein zu streiten.

  • Wer fährt eigentlich zum Ballermann?
  • Apropos Mallorca: Ballermänner sind kein spezifisch deutsches Phänomen, die kommen gleichfalls aus Belgien, England, Holland oder Skandinavien. Vielleicht mischt sich ja auch der eine oder andere Schweizer unter das Volk am Strand von Mallorca um mal richtig die Sau rauszulassen? Ich kenne Zürcher, die gern mal am Wochenende nach Hamburg fliegen und dann auf der Reeperbahn kein Auge zu machen von Freitag bis Sonntag. Billigflieger machen es möglich. Zu Zeiten der Weltmeisterschaft in Deutschland waren die Unterschiede zwischen den grölenden und „tonangebenden“ Fans aller Nationen jedenfalls äusserst „fliessend“, kühl und blond, meist mit Schaumkrone auf der Tulpe.

    Vielleicht besucht Herr Durisch ja demnächst mal im Urlaub die Deutschen in der Provence oder in der Toskana, um dort bei einem Gläschen Pastis oder Chianti darüber zu philosophieren, welche Ferienhäuser dort den Schweizern, Engländern oder Deutschen gehören.

    Robert Gernhardt schrieb:

    Deutscher im Ausland

    Ach nein, ich bin keiner von denen, die kreischend
    das breite Gesäss in in den Korbsessel donnern,
    mit lautem Organ „Bringse birra“ verlangen
    und dann damit prahlen, wie hart doch die Mark sei.

    Ach ja, ich bin einer von jenen, die leidend
    verkniffenen Arschs am Prosecco-Kelch nippen,
    stets in der Furcht, es könnt jemand denken:
    Der da! Gehört nicht auch der da zu denen?

    (Quelle: Gedichte Reim und Zeit, Reclam 2001, S. 54)

    

    71 Responses to “Die Deutschen. Wo liegt das Problem? — Andreas Durisch in FACTS”

    1. Thomas W. Says:

      @Maya, @Christian, @Phipu und @alle anderen Großkantons-Poster:
      Nein, ich störe mich nicht an dieser Redewendung. Als Deutscher finde ich sie nett und habe diese Bezeichnung nie negativ wahrgenommen. Und so geht es wohl der Mehrzahl der Deutschen, so sie den Begriff überhaupt kennt. Es war pure Ironie.

      Ich wollte nur mal den Schweizern den Spiegel vorhalten – denn umgekehrt wären die Schweizer sicher empört, weil sie sich annektiert fühlen würden, wenn man die Schweiz als „kleines südliches Bundesland“ bezeichnen würde, und viele fühlen sich ja schon durch deutsche Aussagen vom „gemeinsamen deutschsprachigen Kulturraum“ in ihrer Identität bedroht.

      Deutsche hingegen haben nicht solche Animositäten und empfinden die Bezeichnung „großer Kanton“ einfach witzig, originell, vielleicht sogar manche, die die Schweizer Hassliebe für Deutsche nicht kennen, als schmeichelhaft und würden zustimmen.

      Denn in der Tat, abseits von allen Unterschieden, die selbst innerhalb von Deutschland graduell auch Norddeutschen in Bayern oder Rheinländern in Sachsen auffallen: Deutsche und Schweizer sind vielleicht in einigen Dingen unterschiedlicher als manche Deutsche denken, aber sich ähnlicher als viele Schweizer dies wahrhaben wollen. Und auch wenn ein Deutschschweizer lieber gerne mit den lockeren Südländern verwandt wäre, so ähnelt er eher den nördlichen Schwaben und Badnern als irgend einem anderen Nachbarvolk. Übrigens auch in dem deutschen Wunsch, sich selbst eher als nördlichen Italiener zu sehen und espressoschlürfend im Februar im Strassencafe zu hocken (wie hier in München) und bloss zu betonen, dass man nichts mit den unzivilisierten Germanenhorden zu tun hat, die Mallorca verwüsten. Und jetzt steinigt mich dafür…
      P.S.: Liebe Schweizer, Ihr könnt Euch gar nicht vorstellen, wie sehr mich manchen Schweizer Reisegruppen, die in München grölend von Bierkeller zu Bierkeller ziehen, mich an Deutsche auf Mallorca erinnern.

    2. roger Says:

      Tell,
      der name sagt schon alles, erweise mir doch bitte einen gefallen;
      kriech wieder unter deinen stein von dem du hervorgekommen bist und bleib dort weitere 700 jahre.
      (manchmal muss man feuer mit feuer bekämpfen)

    3. mambuehl Says:

      facts: ein produkt, dass ich schon lange als überflüssig betrachte. platitüden, platidüden, ein bischen provokation, ein bischen aufspringen auf
      fahrende züge.

    4. maximus Says:

      @Tell
      du verdankst deine exsistens einem deutschen , oder glaubst du immer noch es hätte dich wirklich gegeben, du kunstfigur.
      Gruss Maximus

    5. Franzi Mueller Says:

      Hallo!
      Ich lese immer wieder, dass die bürgerlichen Rechte in Deutschland so miserabel wären. Es bestreitet keiner, dass ihr in der Schweiz eine sehr gute Möglichkeiten habt. Dass es sie aber nicht in Deutschland gibt, ist falsch, zumindest in NRW.

      Wenn man hier wirklich mitreden möchte, dann tritt man einer Partei bei und beteiligt sich daran, die Leitlinien festzulegen.Engagierte Leute sind auf allen Ebenen gesucht. Dafür muss man sich mal mit seinen grundliegenden Vorstellungen außeinander setzen.
      Es gibt inzwischen fast keine Stadt mehr, in der nicht auch neue, von den bekannteren Parteien unabhängige Wählergemeinschaften in den Stadträten gut vertreten sind.
      Man bekommt dann immer noch keine Briefchen nach Hause geschickt, hat aber auch weit mehr Möglichkeiten wirklich Entscheidungen von Anfang an mit zu beeinflussen.

      Da ich zu weit nördlich wohne, als dass mich das Grenzproblem mit dem Flughafen wirklich interessiert, fände ich es auch völlig übertrieben ein paar Millionen Briefe zu verschicken, wozu dann nördlich von der Region eh keiner wählen würde. Ich empfände das als pure Geldverschwendung und würde lautstark protestieren.

      Außerdem gibt es auf kommunaler Ebene die Möglichkeit Entscheidungen des Rates per Bürgerentscheid zu kippen. Davon wird zwar selten Gebrauch gemacht, aber es kommt vor. Wenn man sich aber zu sehr über Dinge ärgert, muss man sich auch informieren und selber aktiv werden. Es gibt die Möglichkeiten teilzunehmen am bürgerlichen Leben. Meistens scheitert das am mangelnden Interesse. Also: Wenn ihr in Deutschland mehr Mitspracherechte wollt, dann nutzt die Möglichkeiten, engagiert euch und sitzt nicht im Sessel und meckert darüber!

    6. tyrannosaurus Says:

      @KR

      Nicht, den Text des Schweizerpsalms nicht zu kennen, ist peinlich; der Text selbst ist peinlich.

    7. Johnny Says:

      @KR
      Anscheinend haben Sie Leseschwierigkeiten, deshalb kann ich auf Ihren Beitrag leider nicht antworten.

    8. mountainfreak Says:

      @den Autor: Sehr guter Artikel, auch ich hatte durchaus Probleme, den roten Faden im Leitartikel von Facts zu erkennen und bin der Meinung, dass es diesem Magazin des öfteren an seriöser Recherche fehlt. Da werden doch viele Klischees bedient im Sinne höherer Auflagen.

      @alle: Alle Achtung, hier geht es zur Zeit aber hoch her… Ein wenig weniger Aggressivität wäre vielleicht auch angebracht, vor allem, da meiner Meinung nach im Alltagsleben die Konfrontationen zwischen Schweizern und Deutschen wesentlich harmloser ausfallen, wenn sie überhaupt spürbar sind. Aber ich finde es sehr gut, wie sich hier alle, egal welche Nationalität sie haben, engagieren.

      @Ronny: Ich weiss, dass Du in Wirklichkeit Christoph Mörgeli heisst… Vollgepumpt mit Klischees und Vorurteilen, Du tust mir wirklich leid. Der böse Deutsche nimmt dem Schweizer alles wertvolle weg, die Story mag wirklich niemand mehr hören.

      @Tell: Ja was soll man zu Dir noch sagen: Du toppst ja Deinen Kollegen Mörgeli alias Ronny noch… Also bist Du Christoph Blocher… Klischeebediener, Hetzer, traurig macht mich das… Allein die Aldi / Lidl-Story die Du bringst ist so billig an sich, mein Gott, wir leben in einer Marktwirtschaft, auch in der Schweiz, in der der Kunde entscheidet, das sollte doch auch Dir bekannt sein. Dich zwingt ja niemand, dort einzukaufen und Deine Landsleute werden schon lebenserfahren genug sein, zu entscheiden, welche Produkte sie wünschen und welche nicht.

      Ach und übrigens zu Deinem: „für ökologische umweltfreundliche Produkte tiefer in die Tasche greifen“… da fallen mir nur die extrem umweltfreundlichen Produkte wie Porsche Cayenne, VW Touareg, BMW X5 ein, die von den Schweizern so geliebt werden… und für die sie gern tief in die Taschen greifen… warum denn da nicht auch lieber zum Öko-Auto von der Migros greifen, 100% Swiss-made…?

    9. Bigolino Says:

      Ich bin ja einer von nicht wenigen Deutschen, die ihrem Heimatland gegenüber durchaus kritisch eingetellt sind. In meiner Jugend war ich sogar zeitweise dem irrigen Glauben verfallen, Deutschland wäre wohl das schlimmste Land, in dem man aufwachsen könne. 🙂
      Bei Fussballspielen war mir eigentlich egal wer gewinnt, Hauptsache es war kurzweilig. Jetzt bin ich seit sechs Jahren in der Schweiz und was haben die Schweizer aus mir gemacht? Einen Patrioten. Immerhin, würde mein Vater jetzt sagen. Aber ist das Sinn der Sache?
      Auf der anderen Seite erlebe ich hier eingefleischte SP-Wähler, die zu SVP-Funktionären mutieren, wenn ich einmal kurz „Bankgeheimnis“ sage. Und so werfen wir gemeinsam unsere hehren Ansprüche über Bord und das Schiff versinkt in der Niederungen der Reaktion.

    10. KR Says:

      „Anscheinend haben Sie Leseschwierigkeiten, deshalb kann ich auf Ihren Beitrag leider nicht antworten.“

      @Johnny:
      Es kann auch sein, daß Sie Schwierigkeiten haben sich klarer auszudrücken. Wenn ich das richtig sehe, haben Sie bei mir (oder in gleich gelagerten Fällen) Probleme mit der Loyalität zu einem oder beiden Staat(en) vermutet oder befürchtet. Wenn’s nicht so war, vergessen Sie’s halt.

    11. smartsurfer Says:

      Der liebe Herr Wiese, wenn es um sprachliche Nuancen geht, dann beobachtet er immer sehr präzise und beschreibt differenziert. Kommt die Sprache jedoch auf die wirtschaftlichen Folgen der deutschen Zuwanderung, dann wird er plötzlich sehr unspezifisch: Ohne Deutsche läge unser Gesundheitssystem am Boden und die Schweizer bewerben sich halt nicht. Das erste Argument mag noch halbwegs stimmen, aber darf man vom Gesundheitswesen auf die übrige Wirtschaft schliessen? Wohl kaum! Das zweite Argument ist schlicht eine Anmassung!

      Tatsache ist, dass trotz Hochkonjunktur die Arbeitslosenzahl in der Schweiz mit beinahe 200’000 Stellensuchenden auf relativ hohem Niveau verharrt. Laut dem Sorgenbarometer ist die grösste Sorge der Schweizer und Schweizerinnen der Arbeitsplatzverlust. Vielleicht sollte man die Zuwanderung aus Deutschland und die geringe Gegenliebe der Schweizer Arbeitnehmer mal vor diesem Vordergrund diskutieren?

    12. Holger Says:

      @smartsurfer
      Ja, genau. Und bitte gleichzeitig alle in Deutschland arbeitende Schweizer zurück in die Schweiz, denn wir haben hier auch Arbeitslosigkeit.

      Mann mann mann. Mit dieser Argumentation („Die Ausländer nehmen uns die Arbeitsplätze weg“) darf man in Deutschland nicht ankommen, wenn man ernst genommen werden will. Scheint aber in der Schweiz noch zu ziehen. Ich bin versucht, „Jöö“ zu sagen.

    13. Stefan* Says:

      @smartsurfer: solange man die Einstellung hört, dass man lieber arbeitslos in Zürich/Basel/Bern sein möchte, als eine Stelle in Scouls/Altdorf/Goms/Sarnen anzunehmen, sollte man die angeblichen Arbeitslosenzahlen nicht zu hoch bewerten.

    14. renegade Says:

      @Holger

      Das kann ich bestätigen, mir hat man auch häufig gesagt, dass man die Türken tausend mal lieber hat als die Ossis und das es die Ossis sind, die einen die Arbeitsplätze wegnehmen.

    15. Jean Says:

      Ich finde smartsufers Ansatz gar nicht so falsch.

      Nicht wenige Schweizer haben den Eindruck, dass sich die Situation auf dem Arbeitsmarkt in gewissen Branchen (sicher nicht in allen) mit der „neuen deutschen Welle“ verschäft hat. Auch wenn sich dieser Eindruck nicht durch Zahlen belegen lässt, bleibt häufig ein ungutes Gefühl. Das kann doch durchaus ein Grund für die geringe Gegenliebe den Deutschen gegenüber sein.

      Beispiel:
      In vielen Bars im Kreis 4 und 5 in Zürich, in denen vor wenigen Jahren noch hauptsächlich Schweizer (viele Studentenjobs) angestellt waren, wird man heute nur noch auf hochdeutsch bedient. Da mach man sich eben seine Gedanken… (was macht das ehemalige schweizer Personal jetzt ? arbeiten die Ossis tatsächlich für Fr. 15.– die Stunde ?).

      Vorallem in Branchen ohne Gesamtarbeitsvertrag sind die Löhne unter Druck geraten. Dafür kann man den Deutschen zwar keinen Vorwurf machen, doch kann das durchaus ein Grund für die geringe Gegenliebe sein.

    16. roach Says:

      „…Die meisten Deutschen in der Schweiz arbeiten brav, verhalten sich angepasst, freuen sich über das schöne Land und den guten Verdienst, hoffen darauf, auch mal Schweizer kennenzulernen…“

      Und genau deshalb dürft ihr sehr gerne in die Schweiz kommen… im Gegensatz zu den jüngeren Generationen der 3. Platzierten in der
      Immigrationsstatistik!

      Danke, Amen und einen guten Start in die Woche ^^

    17. Holger Says:

      Ich bin Deutscher und kenne die Situation nur aus dem deutschen Fernsehen. Ab und zu kommt dort ein Bericht über Deutsche Arbeitnehmer in der Schweiz. Wenn über Deutsche im schweizer Gastgewerbe berichtet wird, dann kommen regelmäßig Interviews mit den (schweizer) Arbeitgebern. Diese sagen, daß sie keine Schweizer finden, die die Arbeit machen wollen (ungünstige Arbeitszeiten/Schichten).

      Es wäre interessant, wenn jemand mal die Arbeitslosenzahlen der Schweiz, aufgeschlüsselt nach Branchen, kennen würde…

    18. ste Says:

      meine deutschen freunde (das sind einige, wohne in züri) verstehen alle mundart. ob die person im gastgewerbe tätig ist oder in ner schweizerischen geldumwälzmaschinerie, das kommunizieren mit ihr ist total locker, wir aus der ch auf ch-deutsch, sie aus d meistens in deutsch.
      wenn man dann diese nationalitäten-geschichte in den hintergrund stellt, sieht man schnell, wie nahe man sich eigentlich steht (das gilt auch für alle weiteren nationen, die meinen freundeskreis bereichern)..
      für mich als hier lebender ist es einfach wichtig, mich in meiner muttersprache zu verständigen. doch das ist auch gar kein problem…

    19. renegade Says:

      @Holger

      Das Problem der Arbeitslosen in der Schweiz ist wie in Deutschland, Frankreich usw. auch. Es betrifft vorwiegend die Personen mit einer geringen Qualifikation. Wer sich regelmässig weiterbildet ist in der Regel recht gut auf dem Arbeitsmarkt zu vermitteln.

      Wenn du in Deutschland bist, kannst du mir sicherlich noch sagen, ob die von mir erwähnten Sprüche immer noch so im Umlauf sind?

      @Jean
      Das es hier Deutsche geben soll, die für CHF 15 ackern, kann ich mir nicht so richtig vorstellen (ausgenommen die Montage-Arbeiter im Rahmen der Entsendng aus Deutschland und Österreich – da gab es schon Fälle).
      Im Netz gibt es genügend Communities die eigentlich das übliche Gehalt der Schweiz diskutieren.

      Ich habe auch schon eine Situation erlebt, in der ein Schweizer in einer Thalia-Buchhandlung in Bern stand und sich weigerte den Schweizer Buchpreis zu bezahlen, weil der Laden gerade durch eine Deutsche Firma umgebaut wurde.

      Aber es liegt natürlich in der Natur des Menschen erst einmal die Schuld bei jemand anderen zu suchen.

    20. Holger Says:

      @renegade
      Ich stimme Dir zu: Arbeitslosigkeit betritt vor allem Niedrig-Qualifizierte. Die betreffenden Jobs werden entweder wegrationalisiert oder wandern in Niedriglohnländer ab.

      „Lieber die Türken als die Ossis“ habe ich in Deutschland noch nie gehört. Ich kenne niemanden, der ernsthafte Vorurteile gegenüber Ossis hat. Ich wohne im Westen; und die Ossis, die hierher kommen, sind motiviert. Das zeigt ja schon die Tatsache, daß sie sich in _ganz_ Deutschland nach Jobs umschauen.

      Türken (Ausländer) und Ossis machen sich bei uns eigentlich keine Konkurrenz. Die Ossis sind besser qualifiziert. Das ist in Deutschland leider anders als in der Schweiz: nach Deutschland kommen niedrig qualifizierte Ausländer, während es in der Schweiz höher Qualifizierte (siehe Jens 😉 sind.

    21. Christian Says:

      @Christian: An dir ist anscheinend ein Sprachästhet verloren gegangen. Spitzfindig sind allenfalls Diejenigen, welche die Unterschiede zwischen Deutschland und der Schweiz gerne überbetonen möchten, dabei allerdings nur auf die Schweizer-Andersartigkeit abziehlen. Anscheinend hast du Analogie von dem Satz „Das gleiche ist nicht das Selbe“ und Hochdeutsch / Schweizerdeutsch nicht verstanden.