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Rückblick Sendung Zischtigs CLUB vom 06.02.07

Die Sendung CLUB vom 06.02.07 22:20 Uhr ist jetzt abrufbar als Real-Stream.

  • Beim Schweizer Fernsehen ist es sehr nett
  • Wir wurden prima empfangen, toll bewirtet, sehr freundlich betreut. Schon bei meinem letzten Besuch bei QUER fiel mir das auf: Es geht einfach sehr sehr persönlich zu beim Schweizer Fernsehen. Die Menschen duzen sich, auch ein Stefan Klapproth wird von der Maskenbilderin beim Vornamen genannt, alles wie bei einer grossen Familie. Der Aufnahmeleiter war ein alter Bekannter, jeder kennt jeden, alles ist überschaubar.

  • Ist das Herr Mörgeli?
  • Der schüchterne freundlich lächelnde Mann, der mit dem Deutschen Botschafter von Stechow zur Sendung kam, war dann doch nicht Herr Mörgeli, wie ich zunächst vermutet hatte, sondern der Fahrer des Botschafters. Ohne Name, aber Berner. Er schaute dann mit meiner Frau zusammen die Aufzeichnung via Monitor an.

  • Warum gibt es kein Bild von Michèle Roten
  • Besonders gespannt war ich auf Michèle Roten, die Frau, von der jeder liest aber die niemand je gesehen hat. Es gibt eine Konserve einer QUER Sendung vom 29.04.05, irgendwo im Archiv von SF, wo sie auf der Strasse fremde Männer anspricht, ob sie mit ihr schlafen wollen. So eine „versteckte Kamera“ Test, bei der natürlich 99% aller gefragten Männer „JA“ sagten.
    Michèle Roten bei QUER

    Doch dieser Clip ist nicht mehr abrufbar. „Une Fille du Limmatquai“ schreibt darüber, dass sich alle googelnden Menschen auf der Suche nach einem Foto von Michèle Roten auf ihren Blog verirren.
    Wir gönnen der armen Michèle ein bisschen ihre „Anonymität“, auch wenn die nach der heutigen CLUB Sendung nicht mehr lange fortbesteht. Leider kam sie wenig zu Wort, hatte dafür das grosse Schlusswort. Sie versicherte mir nach der Sendung, dass sie trotz allem ein grosser Fan von Berlin, von Deutschland etc. ist und es ganz klasse findet, wenn so viele Deutsche nach Zürich kommen. Eindeutig „germanophil“, das ging ein bisschen unter im CLUB, dass es diese Schweizer Deutschlandfans eben auch gibt.

  • Katharina von Bock ist die Amerikanerin aus Grounding
  • Da wir nicht regelmässigen Lüthi & Blanc ansehen, sagte mir der Name erst wenig. Bis ich dann irgendwann begriff, dass sie die Amerikanerin Jacqualyn Fouse im Film Grounding spielte. Nach der Sendung unterhielten wir uns lange über die Anforderung, eine Rolle in einem fremden Dialekt oder mit einem fremden Akzent zu spielen. Einerseits gehört das nicht zur normalen Schauspielausbildung, anderseits ist alles lernbar. Doch kein Amerikaner oder Engländer würde je behaupten, es sei unmöglich für einen Deutschen, seine Sprache gut in einer Rolle zu verkörpern. Das alte Klischee „Deutsche können ja nie Schweizerdeutsch lernen“ erlebte sie auch. Wir fanden die Jacqualyn Fouse absolut glaubhaft verkörpert und werden in Zukunft bestimmt auch Lüthi & Blanc schauen.

  • Adolf Muschg kann viel erzählen, vor allem Historisches
  • Und das drohte in der Mitte der Sendung ein bisschen Überhand zu nehmen, aber Christine Meier hat es dann souverän im Griff gehabt. Ich fand seine Entgegnung, was die Schweizer als arrogant empfinden, sehr spannend und werde bestimmt später noch drüber schreiben. Als Gottfried Keller Kenner klärte er mich darüber auf, dass das berühmte „i“ in den „Zür-i-cher Novellen“ von Keller durch den Berliner Verleger dort hinein kam. Keller hatte gleichfalls kein Problem damit, ausserhalb der Schweiz „züricher“ zu schreiben und innerhalb der Schweiz „zürcher“.

  • Und Herr Mörgeli?
  • Alles halb so schlimm. Er kam nicht richtig zum Zug. Bis auf das kleine Geplänkel mit dem Deutschen Botschafter über dessen Aussage zur Kohäsionsmilliarde. Es hat ihn die Aussage „ich muss nicht Schweizer werden, ich bin schon wer“ im DOK-Film von Pino Aschwanden offensichtlich auch amüsiert. Bei welchen offenen Stellen in den Spitälern oder Universitäten es genug Schweizer Bewerber gibt, die von Deutschen Konkurrenz bekommen, konnte er mir auch auf mehrmaligen Nachfragen nicht erklären. Er liess manche „typisch deutschen“ Zitate vom Stapel, die man allenfalls in Hamburg oder Berlin zu hören bekommt. Ich fragte ihn nach der Sendung, wie oft er denn in Deutschland unterwegs ist und wirklich mit Deutschen zu tun hat. So ganz überzeugt hat mich seine Antwort nicht.

    Am spannendsten fand ich die Diskussion bei der Frage „Was ist ein Gast?“. Ich sehe diesen Titel langsam als Einschüchterung an. „Du bist Gast hier, also sei still. Gäste haben nichts zu kritisieren“. Dazu wurde es dann recht lebhaft. Alles in allem hat es sehr viel Spass gemacht diese verschiedenen Menschen kennenzulernen und sich mit diesen Positionen auseinanderzusetzen. Ich hoffe das kam bei der Sendung auch irgendwie rüber.

  • Was fehlte? Das Thema Fussball!
  • Darüber wurde merkwürdiger Weise in der Sendung fast kein Wort verloren. Zufällig hatte ich am gleichen Tag erfahren, dass heute die Schweiz in einem Freundschaftsspiel auf die Deutsche Mannschaft trifft. Ich wurde von Radio 24 befragt, wie ich denn dazu stehe. Ehrlich gesagt, ich wäre nicht auf die Idee gekommen, dass Spiel überhaupt anzusehen. Es ist ein Freundschaftspiel, sicher interessant zu beobachten, wieviel Elan nach wie vor in der Schweizer und in der Deutschen Mannschaft steckt. Aber es geht nicht um die Welt, und so lange keine Katastrophe passiert (z. B. eine Mannschaft von der anderen 8:1 vorgeführt wird) sollten wir dies Angelegenheit nüchtern sportlich betrachten. Die Schweizer sind im WM-Turnier unglaublich über sich hinausgewachsen, das Deutsche Team ebenfalls. Jetzt kann jeder in friedlicher Atmosphäre beobachten, was von diesen Teams noch übrig ist. Ich freue mich drauf!

    

    102 Responses to “Rückblick Sendung Zischtigs CLUB vom 06.02.07”

    1. Tobi Says:

      Eben habe ich den Stream gesehen und mir hat es gefallen. Insbesondere das angenehme Diskussionklima, wo alle ausreden konnten.

      Die historischen Betrachtungen von Herrn Muschg fand ich sehr interessant, viele Aspekte waren mir nicht bekannt. Über Herrn Mörgeli kann man sicher geteilter Meinung sein, aber ich stimme ihm in einigen Dingen zu. Insbesondere was die Freizügigkeitsregelung im Hinblick auf die EU-Osterweiterung angeht.

      Die Frage am Anfang, ob Hochdeutsch oder Mundart gesprochen werden soll, war sicher ein Ausdruck von Höflichkeit gegenüber den Zugereisten – aber für mich eigentlich überflüssig, da es sich doch um eine Sendung des Schweizer Fernsehens handelte.

      Ich rege mich inzwischen sowieso tierisch auf, wenn Deutsche den Schweizer Dialekt als „niedlich“ bezeichnen. Die deutsche Sprache wird oft als ausdrucksarm bezeichnet (z.B. im Vergleich mit französisch) … die Dialektfacetten belegen etwas anderes. Ich bedauere es nur, dass ich schweizerdeutsch nicht bzw. nur in Ansätzen sprechen kann. Im Kopf ist zwar oft schon das Richtige, aber die Zunge will dann doch nicht so richtig. Es wäre für mich eine wirklichere Bereicherung, das hinzubekommen.

      [Anmerkung Admin: Deutsch ausdrucksarm? Wo hast Du denn diese Erkenntnis her? Wer eine Sprache auf die Wörter reduziert, die im Unterricht behandelt werden, und sich nicht in die Literatur oder den mündlich weitergegebenen Wortschatz stürzt, kann schwerlich zu einem genauen Urteil kommen. Französisch wurde zur Zeit der Klassik „beschnitten“, das ist eine Tatsache, d. h. es wurden offiziell alle Argo- und Dialektausdrücke entfernt. Was aber nicht heisst, dass es sie nicht mehr gibt. Sie sind im Argo und in den Dialekten nicht totzukriegen. Sprachen lassen sich nicht einfach „begrenzen“.
      Die Diskussion kam im Zusammenhang mit Meteo auf, als Schweizer meinten, dass es im Dialekt mehr Wörter für die verschiedenen Arten von Regen etc. gibt als in der Standardsprache. Ich halte dieses Urteil für einen Fehlschluss. Beide Sprachvarianten sind reich an Möglichkeiten, nur kennt ein Sprecher in der Regel nur seine Variante und nicht zusätzlich die Dialektwörter bzw. Varianten der Hochsprache. Es regnet= es plästert, es pladdert, es schifft, es pisst, es regnet Bindfäden, es schüttet, es giesst, es regnet in Strömen etc. etc. das geht im Gemeindeutschen genauso variantenreich wie sicherlich auch in den Mundarten]

    2. Tobi Says:

      Ausdrucksarm … nuja, sogar der Merowinger in Matrix hat sich für französisch entschieden 😉 … zugegeben offensichtlich wegen des besseren Klangs der Sprache. Aber das ist wohl der einzige Gesichtspunkt – deswegen wohl auch der Vorwurf der Ausdrucksarmut. Deutsch klingt eben härter … aber die Facetten sind schon genial.

      Gruß, Tobi