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Wenn der grosse Chlapf kommt

(reload 4.8.06)

  • Wir warten nicht auf Godot, wir warten auf den Chlapf
  • In anderen Kulturen ist das Warten auf religiöse oder mythische Gestalten Teil des Alltags. Während die Iren und andere Beckett-Fans immer noch auf „Godot“ warten, die Menschen mosaischen Glaubens den Messias (Maschiach) erwarten und für ihn am Schabbat, extra ein Gedeck mehr auf den Esstisch stellen, warten die Deutschen auf den Briefträger mit dem Bescheid vom Arbeitsamt.

    In der Schweiz gibt es auch eine mystische Gestalt, auf die alle warten. Es ist der sagenumwobene „grosse Chlapf“.

    Zitat:

    Es liegt nun am EMD und an der Armeeführung, den entstandenen Schaden zu beheben. Die Zeit heilt bekanntlich Wunden, aber es darf in nächster Zukunft wirklich nicht mehr etwas Ähnliches passieren, sonst kommt der grosse Chlapf.
    (Quelle: http://www.parlament.ch/Poly/Suchen_amtl_Bulletin/cn97/printemp/241.HTM?servlet=get_content

    Wir geben zu, diese Quelle ist neun Jahre alt, denn das „Eidgenössische Militär Departement“ hat sich mittlerweile zum Eidgenössisches Departement für Verteidigung, Bevölkerungsschutz und Sport kurz VBS gewandelt, wie wir bereits hier erläuterten.

    Oder hier:

    Oke… in ein paar Tagen erfolgt der grosse Chlapf!!
    (Quelle: kopfmehl.net )

  • Warten auf den Chlapf im Permafrostgebiet
  • Das hübsche Wörtchen „Chlapf“ lernten wir im heissen Sommer 2006, also durch die hohen Temperaturen in den Permaforstgebieten der Alpen die Wahrscheinlichkeit zunahm, dass in den Bergen ordentlich was abging:

    Am Waldrand oberhalb der Häuser sitzend beginnt der Stuttgarter von der Schweiz im Allgemeinen und von «dieser einzigartigen Berglandschaft» im Besonderen zu schwärmen. Doch wie viele andere Gäste auch hält er seine Kamera in der Hand und wartet auf den grossen «Chlapf» –das schweizerdeutsche Wort muss ihm niemand erklären.
    (Quelle: espace.ch)

    Nun, der Stuttgarter ist von Haus aus Schwabe, versteht also einen Alemannischen Dialekt, darum muss ihm niemand den Chlapf erklären.

    Wir lasen in der Sonntagszeitung vom 23.07.06

    Hitze bedroht die Berge
    An vielen Orten in den Schweizer Alpen schmilzt der Permafrost-Boden. Schattenhänge oberhalb von 2400 Meter werden instabil, es drohen Felsstürze und Murgänge. « Mit fortschreitendem Eisverlust nimmt die Wahrscheinlichkeit zu, dass in der Schweiz ein Grossereignis passiert»

    Kurzgesagt. Der Berg ruft nicht mehr, sondern er kommt gleich selbst.

    Der „Chlapf“ ist für Schweizer auch eins von vielen Koseworten für ihr Auto. Hier eine kleine Übersicht aus dem Slängikon für Züridütsch:

    Badwanne, Bäne, Bläch-Guutsche, Büchs, Bütti, Charre, Chischte, Chlapf, Dräckschlüüdere, e Garette, e Soife-Chischte (selbstgebasteltes Auto für Kinder), es Gschooss (schnelles Auto), galoppierendi Öpfelhurde oder Runkle (kleines oder altes Auto), Gelte, Göppel, Griite-Schlepper, Guutsche (Kutsche), Kilometer-Frässer, Maggina (von ital. macchina), Mühli, Pfüpferli, Poschti-Chörbli, Rääbe, Rochle, Roschthuufe, Roschtlaube, Sackgäld-Verdampfer, Schlitte, Schnupf-Trucke, Tasse, Trog, Wartsaal (langsames Auto)
    (Quelle: Slängikon)

    Es fällt auf, dass in diesem Lexikon all die Dinge und Tätigkeiten besonders gut und variantenreich vertreten sind, die der Schweizer gern hat oder gern tut. So findet sich zum Beispiel zum Thema „arbeiten“:

    aaschaffe, ackere, ad Seck gah, Batzeli verdiene, bügle, chnuppere, chnüttle, chrampfe, chrämpferle, chrüpple, d Stämpel-Uhr beschäftige, Freiziit vergüüde, grüble, hacke, in Bou gah, in Bunker gah, in Stolle gah, maloche, noddere, pickle, rackere, robottere, rüttle, s Bättle versuume (zu wenig verdienen), schufte, wörke (von engl. to work)

    Oder Geld:

    Geld Thema [Geld] Züri-Släng Chies, Chlöibi, Chlööte, Chlotz, Chludi, Chlütter, Chole, Flider, Flocke, Hammer, Höde, Käsch (von engl. cash), kei Schruube am Arsch ha (kein Geld haben), Kneete, Moni (von engl. money), Moos, Münz, Müüs, Noote, Rubel, Schnee, Schotter, Schruube, Stei, Stiis, Stutz, Zaschter
    (Quelle: Slängikon)

    Sagen die echt nicht „Fränkli“ zu ihrem Geld?

    Nicht so gern tun die Zürcher streiten:

    chääre, chifle, Chritz haa, Lämpe haa, zangge

    dafür aber umso lieber „Liebe machen“, vgl. hier.

    Eine Ehemaligenvereinigung einer Schule hat sich die Domäne www.chlapf.ch schon 1999 gesichert, in der Urzeit des Internets.
    Der grosse Chlapf als Abizeitung
    Sieben Jahre später haben alle ehemaligen Abiturienten das Surfen verlernt und arbeiten in richtigen Berufen.

    

    One Response to “Wenn der grosse Chlapf kommt”

    1. Guggeere Says:

      Jetzt ist mir doch noch etwas zum Thema «Chlapf» eingefallen: In Vorarlberg, dem der Schweiz in vieler Hinsicht nahe liegenden österreichischen Bundesland mit sehr ähnlicher alemannischer Mundart, gibts einen Berg mit dem rätselhaft-unheilschwangeren Namen Zitterklapfen.

      Laut Wikipedia bedeutet «Klapfen» «Felskopf». Meine nicht wissenschaftlich untermauerte Deutung: Es gibt einen ordentlichen Chlapf, wenn der Felskopf sich vom Rest des Berges löst und mit der für derlei Ereignisse typischen Wucht zu Tale saust. Und die Vorarlberger zittern jedes Mal, wenn sie nur schon daran denken. – Angsthasen!! 😉

      http://de.wikipedia.org/wiki/Zitterklapfen

      (Der Vollständigkeit halber und weil es im Blogbeitrag nicht wörtlich erklärt wird: Ein Chlapf ist ein Knall.)