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L wie Loser? Die Erlebnisse von Deutschen mit der L-Bewilligung (1. Teil)

(reload vom 5.8.2006)

  • L wie Learner?
  • Der Buchstabe L wurde von den Schweizern aus Grossbritannien importiert. Dort klebt er am Auto, wenn jemand gerade erst das Fahren erlernt und somit noch ein „L-earner“ ist, der das L auch verdient. Die Schweizer nennen es das „Löli-L„. Der Begriff ist ein Synonym für Fahranfänger, es gibt sogar schon Webseiten von Fahrschulen, die diese Bezeichnung aufgreifen, wie www.loeli.ch zum Beispiel. „Achtung Fahranfänger“ klebt man sich in Deutschland ans Auto, oder kurz „Anfänger„, aber erst, wenn die Fahrprüfung bereits bestanden und der teure Führerschein in der Tasche steckt. In Frankreich ist ein „A“-Aufkleber Vorschrift, und das A steht jetzt nicht für „A..loch“ oder „A-nstandswauwau“, oder „Austria„, sondern kommt von „Apprenti“ = Anfänger oder Lehrling.

  • Mit dem L-Ausweis geht der Spass erst los
  • In der Schweiz hingegen gibt es ausser bei den Automobilisten den L-Ausweis auch noch in Form einer Bewilligung. Viele haben ihn, wenige wollen ihn, und glücklich ist niemand damit, aber lesen Sie selbst, was uns der deutsche Ingenieur Christian dazu schrieb:

    Meine Frau und ich sind vor etwas über einem Jahr in die Schweiz „gezügelt“, da ich hier eine Anstellung in einem renommierten Forschungsinstitut bekommen habe. Von meinem Arbeitgeber wurde mir erklärt, dass ich einen B-Ausweis bekommen werde, da ich einen mehrjährigen Arbeitsvertrag habe. Bei der Wohnungssuche hatten wir auch gar keine Probleme, bei den obligatorischen Angaben zur Person auf den Vordrucken der Vermieter hatte ich meinen Beruf (Wissenschaftler) und meinen Status (B-Ausländer) angegeben, und von den 7 angeschauten Wohnungen hätten wir in 5 einziehen können.

    Hier regeln Angebot und Nachfrage den Markt. Solange die Wohnungssuchenden in der Minderzahl sind, und es ein Überangebot an Wohnung gibt, wird eher geschaut, ob die Kaution in bar bezahlt wird und genug Gehalt für die Miete da ist. Eine Wohnung gibt es immer, auch wenn Sie noch keine Betreibungsauskunft vorlegen können, weil sie als Deutscher noch gar nicht wissen, was das ist.

    Nachdem ich mich bei der Einwohnerkontrolle angemeldet hatte, erfuhr ich, dass die B-Ausweise kontingentiert seien, das Kontingent schon ausgeschöpft sei und wir stattdessen den L-Ausweis bekommen würden (eigentlich für Saisonarbeiter gedacht), ausgestellt für 364 Tage. Den B-Ausweis würden wir bekommen, sobald wieder welche verfügbar seien. Und damit fing der Ärger an. Überall, wo man den Ausweis vorlegen muss, wird man sofort als potentieller Betrüger und Dieb behandelt:

    Orange wollte 1’000 SFr Depot für einen Mobilfunkvertrag

    (obwohl ich kein neues Handy haben, sondern mein altes aus Deutschland weiterverwenden wollte). Ich könnte ja abhauen und die offenen Handy-Rechnungen nicht bezahlen…Nachdem ich meinen Arbeitsvertrag samt Jahresverdienst vorlegte (Hallo, wo bleibt der Datenschutz??), hat man „freundlicherweise“ aufs Depot verzichtet.

    Swisscom gab sich mit 500 SFr Depot für einen Telefonanschluss zufrieden. Im Anschreiben bezog man sich auf meinen Status als L-Ausländer.

    Diese Erfahrung mit der Swisscom haben wir vor 5 Jahren auch gemacht. Es war den Angestellten unendlich peinlich irgendwie, diese Vorgehensweise. Heute gibt es die Alternative „Digital-Phone“ bei der Cablecom, zu mindestens im Raum Zürich. Die wollen keine Kaution und locken noch dazu mit kostenlosen Inlandsgesprächen am Abend, am Wochenende und während der ersten 1440 Minuten tagsüber.

    Christian schreibt weiter:

    Trotz vorgelegtem Arbeitsvertrag mussten auf meinem Bankkonto 3 Monatsgehälter eingehen, damit ich eine Maestrocard und eine Kreditkarte beantragen durfte. Bis dahin musste ich alle Rechnungen bar bezahlen. Grund: „Sie hänt ja nur de L-Uuswiis, do wüsset mir nööt ob sie bliibe oder nööt“.

    (Anmerkung: Korrekturvorschläge und Anmerkungen zu dem hier von einem Deutschen gewagten Versuch, Schweizerdeutsch zu schreiben, bitte per Mail an die Blogwiese, wir leiten sie gern weiter. )

    Über die Zurückhaltung Schweizer Banken bei der Vergabe von Dispokredit hatten wir schon hier berichtet. Als ehemaliger Kunde der Citibank Deutschland bekam ich beim Schweizer Ableger dieses Unternehmens eine barsche Abfuhr. An Privatkunden mit weniger als 200.000 Franken Vermögen sei man nicht interessiert. Andere Länder, andere Geschäftspraktiken. In Deutschland herrscht gerade um Girokunden ein erbarmungsloser gegenseitiger Abwerbekampf.

    (2. Teil morgen: Was Ihnen alles blüht, wenn Sie nur einen „Saisonier“-Ausweis haben)

    

    10 Responses to “L wie Loser? Die Erlebnisse von Deutschen mit der L-Bewilligung (1. Teil)”

    1. Milosz Says:

      Löli ist bei uns in der Region Südbaden ein altes Schimpfwort für Schweizer. Lustigerweise durften früher deswegen bei uns im Landkreis Lörrach keine Autoschilder mit LÖ – LI vergeben werden, weil man ja damit unsere Nachbarn beleidigte. Inzwischen ist das glaub ich egal.

    2. Simone Says:

      Auch ich musste trotz des unbefristeten Arbeitsvertrags mit der L-Bewilligung starten. War alles andere als ein Vergnügen. Die Kreditkarte gab es trotzdem – dazu war ein Fax mit einer achtseitigen Anlage vonnöten. Die Bewilligung hatte ich noch nicht in der Tasche, dafür faxte ich den Antrag, die Arbeitsbewilligung, der Arbeitsvertrag und den Mietvertrag.

    3. Brun(o)egg Says:

      Die Schilder hingen allerdings an deutschen Autos und da Löli in der Schweiz absolut gebräuchlich war…….? Ich denke Du hast etwas falsch verstanden. Sag ich Dir als Riehemer.

    4. Milosz Says:

      Das an den Haaren herbeigezogen ist Schwachsinn, ich habe Zuercher nie für sonderbar einsischtig gehalten, sind ja deswegen in der ganzen Schweiz allgemein unbeliebt. Das mit dem LÖLI weiss ich, weil mir das ein PKW Schild Fetischist erzählt hat. LÖ steht für Landkreis Lörrach und den Rest vergibt man ja nach Austellung des Schildes fürs jeweilige Fahrzeug und LI wurde gemieden, damit nicht daraus LÖLI wurde für unsere Schweizer Nachbarn. Die Schweiz ist überhaupt kein freundliches Einwandererland, am liebsten hätten viele Schweizer gut ausgebildete billige Arbeitskräfte aus dem Ausland, die man nicht selber ausbilden möchte, ist ja zu teuer. Und die man wenn man sie nicht braucht schnellstmöglich wieder aus dem Land ausweist. Mit diesen Tausenden Bewilligungen die es in der Schweiz gibt von A nach B über C und L usw. ist sie auch nicht so toll, anstatt einen einzigen sinnvollen. Das sollte man per EU endlich definitiv klären. Und was für eine Krise? Ich sehe hier keine totale Verarmung in Deutschland wie das der Zuercher immer so gerne darstellt? Ich weiss nicht Zuercher, aber könntest du endlich mal deine Klappe halten und deine SVP Einbildung für dich behalten. Dir muss ein Deutscher in deinem Leben aber wirklich irgendwas schlimmes zu leide getan haben. So einen Hass erlebt man selten wie du ihn hast, der ist ja fast gleichzusetzen mit den Baslern auf die Zuercher. Ich bin inzwischen dafür solche Leute nach Usbekistan aus Europa ab zu schieben, solche Spinner braucht Europa nicht. Und das mit den Pässen in Deutschland ist nicht mehr der Fall. Ganz ehrlich weiss ich auch nicht was sinnvoll ist ein Land wo tausend Pässe ausstellt oder eins wo verlangt das man nur einen hat. Ich mein wenn man gerne Pässe sammelt wie ein Briefmarkensammler lohnt es sich Schweizer zu sein. Wenn es einem egal ist dann kann man ja nur einen bestizen. Aber eben inzwischen ist das in Deutschland auch kein Problem mehr. Und ich möchte noch drauf hinweisen, dass wenn ich und meine Freundin heiraten, sie von Deutschland sofort einen Deutschen Pass ausgestellt bekommt, wenn sie möchte. Während ich dann immer noch auf meinen Schweizer 5 Jahre warten muss. Und das man Menschen ohne Pass in der Schweiz nicht heiraten darf ist Faschistisch.

    5. Milosz Says:

      Zuercher Du antwortest immer auf das worauf du ne Antwort hast, wenn sie überhaupt stimmt. Das mit dem Heiraten von Sans Papiers darauf gehst du nicht ein oder darauf wenn man heiratet. Das mit der Staatsbürgerschaft stimmt, du brauchst als Deutscher nicht mehr allein die Deutsche, kannst nebendran auch andere haben. Ich sage einfach, was der Sinn und Unsinn von mehreren Staatsbürgerschaften ist, ist mir eigentlich nicht nachvollziehbar. Ich bin vorerst mal für ne europäische Lösung, heisst für mich weg mit der Deutschen weg mit der Schweizerischen, der Polnischen und allen anderen. Im Grösseren gesehen, sehe ich mich als Mensch und definiere mich so auf dieser Erde. Das ich zufällig in dem einen Land geboren bin, in das andere gezogen bin und nachher in noch einem andren leben werde geht mir wegen diesem ganzen Ausweismist schon ewig auf den Nerv. Ich habe im Vergleich zu dir noch erlebt was es heisst in Hamburg um 4 Uhr morgens vorm Konsulat anzutanzen um sein Visum zu verlängern. Oder wenn sie dir plötzlich erzählen beim Umzug vom Konsulat sind alle Daten und Papiere von deiner Mutter verschwunden. Und da sage ich das wäre in jedem Land möglich gewesen, in Frankreich, der Schweiz, Italien die Bürokraten schaffen alles. Die Deutschen und alle andren Länder sind genauso Scheiss Bünzli Bürokraten und den ganzen Ausweismist hats hier auch. Aber soweit ich das weiss ist es wenigstens EUweit geregelt und hier kein Problem also 27 Länder fast problemlos wohn und arbeitsbar. Was soll ich mich da noch mit tausend Pässen rumschlagen, einer reicht doch völlig aus für ganz Europa und später von mir aus für die Erde. Das ist genauso mit den ganzen Sprachen, als ob nicht eine reichen würde. Dieser Pluralismus oder Föderalismus geht mir in vielen Bereichen auf den Sack. Nur weil man in nem andren Land mal arbeiten möchte gibts tausend Auflagen, Scheine, Ausweise, Verweise Nachweise, Beweise, Verbote usw. Was soll das und wer hat das nötig? Findest du das gut Zuercher oder interessant oder sinnvoll? Oder gehörst du auch zur Sorte oder Spezies Bürokrat der von solchen Dingen lebt und dadurch Arbeit hat. Ich frag mich ob das eigentlich eine Arbeitbeschaffungsmassnahme ist, die Bürokratie? Ich bin dafür dort wählen zu dürfen wo man wohnt, weil dort das politische Leben für einen auch stattfindet, egal welcher Nationalität und egal mit welchem Pass, weil es nur einen gibt. Wir sind alles Menschen und nicht Schweizer, Deutsche oder sonst wer. Oder von mir aus Bockwürste, Cervelats, Kielbasas usw also ein Fleischprodukt mehr nicht.

    6. Milosz Says:

      Ich mach keine Gleichmacherei noch DIN Normen, obwohl die manchmal gar nicht so schlecht sind und in andren Ländern dann auch gängig. Es ist auch so, dass in der Schweiz zum Beispiel 4 statt 5 Milimeterpapier vorherrscht und ich mich mit meiner Freundin darum streite was besser ist. Der Einheitsausweis von mir aus auch Demokratieausweis, ist sicher ein toller Vorzug der vieles erleichtern würde. Von Deutsch als Einheitssprache war nie die Rede, das würde ich auch nicht empfehlen, von mir aus Englisch, da es so leicht ist und es viele eh schon können, aber man kann sich ja auch noch auf irgendwas andres vielleicht einigen. Den Churchillspruch kennt jeder, ob er stimmt ist ne andre Frage. Und das mit dem alle unzufrieden kenn ich aus Polen, dort wünscht man sich nicht aus Neid dasselbe was der andre hat sondern, dass es ihm gleich schlecht geht, damit er gleich neidisch ist. Die Mitsprache des Volkes vezählt mir jeder Schweizer und wer sagt mir, dass das wirklich nötig sinnvoll oder gut ist? Am Ende ist der Schweizer nicht viel glücklicher als der Schwede, Däne oder der Deutsche. Ich weiss ganz ehrlich nicht einmal, ob das mit den Bürgerentscheiden bei so viel Wählern ginge. Wie viel dürfen bei uns wählen, etwa 10 mal so viel wie in der Schweiz, da will ich dann sehen, dass da überhaupt irgendwas in der Politik vorankommt, falls wir nicht total stehen bleiben. Ich bin auch nicht der Meinung, dass das Volk wirklich auch abstimmfähig ist in gewissen Fragen oder ob es Propaganda hinterherläuft ohne sich zu hinterfragen. Ich wäre prinzipiell für einen Führerschein zum abstimmen, damit man weiss ob die Leute überhaupt fähig sind gewisse Fragen zu beantworten und dann wird Politik richtig kompliziert aber auch sinnvoll.
      Die Demokratie ist die Tyrannei oder Diktatur der Mehrheit.

    7. Milosz Says:

      Ich bin überhaupt nicht der Meinung, dass das Volk über alles richtig entscheidet auch nicht selbstgewählte Politiker noch irgendwelche ernannte Juristen. Das Problem ist Politiker müssen sich beweisen Juristen müssen auch für ihre Abriet erstmal büffeln bevor sie etwas entscheiden dürfen. Aber das Volk darf einfach so entscheiden. Wieso darf es denn ohne Führerschein nicht Autofahren? Wenn wir das gesetzlich geregelt bekommen haben finde ich kann man auch für Wahlen so etwas regeln. Ich meine ein Führerschein zu bestehen ist nicht etwas unmögliches oder? Dann kann man ja einen Wahlschein auch einführen nach sinnvollem Prinzip oder? Ich habe ganz ehrlich manchmal Angst vor gewissen Volksentscheidungen weil sie zum Teil überhaupt nicht rational sind. Und wenn man sich die Schweiz anschaut ist dort das Volk doch manipulierbar. Man macht einen riesen Wahlkampf mit Populismus und schon wird der EUbeitritt knapp aber abgelehnt. Das ist für mich schon etwas fragwürdig.
      Ich habe auch ie behauptet das die Deutsche Demokratie besser ist oder irgendwie. Ich find sie auch nicht toll und fände es besser wenn ich mehr die Möglichkeit hätte über gewisse Dinge zu entscheiden. Aber ganz ehrlich über den Lissaboner Vertrag wage ich mich nicht zu entscheiden weil ich erstmal so wie das Bundesverfassungsgericht mich da Wochhenlang einlesen müsste um zu wissen um was es geht und was alles geändert wird. Wenn mir jemand erzählt so komplexe Fragen kann ich da einem Bauern aus dem Hinterwald zum abstimmen geben dann weiss ich auch nicht. Da müsste es zuerst eine Komission geben die alles verständlich Übersetzt das auch der letzte Bauer verstanden hat um was es geht. Solange man nicht versteht worüber man entscheidet ist das für mich Bockmist. Und die meisten haben nicht die Zeit und die Musse sich damit zu beschäftigen und kreuzen irgendwas an was ihnen heute mal in den Kram passt.

    8. AnFra Says:

      @Kein Züricher

      Keiner will euch die EU-Mitgliedschaft aufzwingen. Bei Gelegenheit braucht man in Europa auch ein Negativbeispiel.

    9. AnFra Says:

      @Kein Züricher

      Was is dat fürn Schrott!

      Beachte:
      Dieses Video ist aufgrund des Urheberrechtsanspruchs von BBC Worldwide Ltd. nicht mehr verfügbar.

    10. AnFra Says:

      @Kein Züricher

      Über das olle Zeug hat schon der Führer mit mir gelacht.