Guck mal, was da klingelt?
Der Titel dieses Beitrags ist nicht ganz zutreffend. Man kann nicht gucken, was klingelt, nur hören. Ausser man besitzt ein Telefon für Gehörlose mit optischer Anzeige des Signals. Es klingelt oft heutzutage, in anderen Gegenden „läutet“ es, oder es ertönt Musik. Wer mit der Zeit geht, hat seinen privaten und individuellen “ring tone”, und damit ist jetzt nicht die Tönung des Eherings gemeint. Beeindruckend, was sich manche als Rufton antun. Neulich heulte sogar laut und vernehmlich ein Wolf neben mir. Erst einer, dann ein ganzes Rudel. War für eine gute Sache, das Gejaule (siehe Link ). Denn wer dieses Wolfsgeheul als Klingelton herunterlädt, spendet damit für die Wiederansiedelung von Wölfen in Deutschland. Oder ich höre plötzlich, wie im Büro der Motor eines alten Mofas knatternd gestartet wird. Auch dieses Geräusch gibt es bereits als Klingelton. Heisst ein “Motorisiertes -Fahrrad” eigentlich “Mofa” in der Schweiz? Eher unwahrscheinlich, weil es keine Fahrräder sondern nur Velos ohne “accent aigu” gibt bei den Eidgenossen.
Doch was wollte ich eigentlich erzählen? Jetzt weiss ich es wieder: Neulich sass ich in einem Hotelzimmer und es klingelte. Ganz sicher ein Telefonklingeln. Ich überprüfte mein Diensthandy, aber das war ruhig. Auch mein privates Mobiltelefon gab keinen Mucks von sich. Ein kurzer Blick auf Skype und den MSN-Messenger, auch dort Fehlanzeige. Es klingelte immer noch und so langsam wurde ich nervös. Erst als das Geräusch schon verstummt war, fiel mir auf, welches Telefon ich bisher übersehen hatte: Den Festanschluss im Hotelzimmer!
Ach ja, sowas gibt es ja auch noch. “Landlines” nennen das die Engländer, “auf dem Festnetz anrufen” heisst es in der Schweiz, auch wenn das Ferngspräch dann via Satellit nach Amerika übertragen wird. Da war ich nicht drauf gekommen. War mir nicht bewusst, dass dieser Apparat auch angeschlossen ist. Wer benutzt unterwegs noch eine Festnetzleitung, wenn jeder ein Handy besitzt bzw. es fast kostenloses Skype gibt. Vorausgesetzt man hat Zugang zum Internet.
In Italien gab es mit dem Aufkommen der Mobilfunktechnik rasch mehr Handies als Festanschlüsse . Statistisch gesehen hat jeder von uns 2-3 von den Dingern gleichzeitig in Gebrauch. Kein Wunder wenn wir dann nicht mehr alle Geräusche und Klingeltöne sauber zuordnen können. Ganz gemein ist es, in einer grossen Menschenmenge den Standardklingeton von Nokia erklingen zu lassen. Sofort greifen mindestens 5 Leute in die Tasche. Warum aber immer die Leute mit den ausgefallensten Klingeltönen (Elvis Presley, „Night Fever“ von den BeeGees oder der Titelsong des letzten James Bonds) so gern ihre Dinger am Platz liegen lassen und sich dann in Ruhe einen Kaffee holen gehen, während das Teil anfängt loszuplärren, diese Frage konnte mir noch niemand beantworten.
Nicht jammern, aber zum Jammer greifen
Irgendwann hilft nur noch ein „Cellular Jammer“, ein handliches Störgerät, dass jede Handybenutzung im Umkreis von 20 Meter unmöglich macht.
Leider in der Schweiz und in Deutschland total verboten. Kostet nur 550 Dollar, und endlich ist ein Ruhe.
Die britische Kultserie „Happy Trigger TV“ brachte eine ganze Reihe von Szenen mit dem „Nokia ring tone“. Der Effekt ist stets wunderbar zu beobachten: Siehe hier und hier und hier und hier. Wer auf den Geschmack gekommen ist findet hier eine 9 Minuten „Best of“ Zusammenstellung von Trigger Happy TV.
April 20th, 2009 at 8:35
Heisst ein “Motorisiertes -Fahrrad” eigentlich “Mofa” in der Schweiz?
Gehört wohl zum Überbegriff „Töff“.
April 20th, 2009 at 12:14
Mofa ist der offizielle Begriff, während wohl ein Töffli der meistgebrauchteste ist. Was auch geht ist Hödi und Sackgeldverdunster.
April 20th, 2009 at 12:15
nö, ein Mofa ist ein Töffli. Ein Töff ist ein Motorrad
April 20th, 2009 at 13:01
Natürlich gibt es auch hier schriftsprachlich den Ausdruck „Mofa“, und zwar ganz offiziell. Siehe hier:
http://www.velos-motos-keller.ch/mofa-vertretungen/mofa-vertretungen.htm
Nur benennt man sie im Volksmund, also Dialekt, „Töffli“ (N. s.). Das tönt etwas erwachsener, denn dieser Ausdruck lehnt sich an den grossen Bruder an, den „Töff“ (N. m.), und nicht an die kleine Schwester „Velo“ (N. s.) bzw. Fahrrad an.
Soviel zum Verständnis:
„Töffli“ = weniger als 50 ccm Hubraum, kleiner gelbe Nummer mit jährlich wechselnder Vignette, max. 30 km/h
„Füfzgerli“ (N. s.) = 50 ccm, gelbe Motorradnummer mit Kantonswappen, max 40/45 km/h
„Töff“ (N. m.) = über 50 ccm, weisse Motorradnummer,
unterteilt in
– „Hunderfüfezwänzger“ (N. m.) = bis 125 ccm, damit musste man früher nach der entsprechenden Prüfung zwei Saisons fahren, bis man zur praktischen Prüfung für einen „grossen Töff“ zugelassen wurde.
– „grosse/schwäre Töff“ Motorrad mit über 125 ccm Hubraum.
Dieses Thema wurde übrigens hier schon mal angetönt:
http://www.blogwiese.ch/archives/319#comment-5369
Die Prüfungsprozedur ist heute so unterteilt, da kommt der Volksmund noch nicht ganz mit:
http://www.crazydrive.ch/pdf/motorradkategorien.pdf
Ausserdem gibt es noch den „Roller“, aber dessen Motorinhalt kann ja einem „Füfzgerli“ oder einem „Töff“ entsprechen. Das zeigt sich dann an der Nummer (Nummer = DE: Kontrollschild).
Ach, ja, dann gibt es noch das „Füfzgi“ (N. s.), darauf steht aber nicht „50“, sondern „½ Fr.“. Erklärung dazu hier:
http://www.blogwiese.ch/archives/249
Also, Jens, hör nun dem Geräusch noch mal gut zu. Bist du immer noch sicher, ob das Handy-Läuten wirklich ein „Töffli“ war? War es nicht vielleicht ein „Füfzgerli“? Oder gar ein Trabant oder eine Motorsäge, oder ein Rasenmäher, ein Blätterbläser oder sonst ein 2-Takt-Partikelgenerator? Immerhin riechen sie als Klingelton nicht ganz so penetrant.
April 21st, 2009 at 19:59
Ein „Füfzgerli“ kann übrigens auch ein weisses Schild haben, dann wurde die Blombierung offiziell entfernt 🙂