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Dialekt ist Privatsache in Deutschland

(reload vom 3.5.06)

  • Die Amstsprache Deutsch wird in der Verfassung nicht erwähnt
  • Während in der Schweizer Bundesverfassung im Artikel 4 die Landessprachen festgelegt wurden:

    Die Landessprachen sind Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
    (Quelle: admin.ch)

    wird dies im Grundgesetz, der Verfassung der Bundesrepublik Deutschland, nicht einmal erwähnt:

    Deutsch ist einzige Amtssprache Deutschlands auf gesamtstaatlicher Ebene, was so selbstverständlich ist, dass die Verfassung auf die ausdrückliche Feststellung verzichtet.
    (Quelle: Variantenwörterbuch S. XLII)

  • Welche Minderheiten sind in Deutschland anerkannt?
  • Darüber hinaus gibt es in Deutschland offiziell anerkannte Minderheiten mit eigenen Sprachen:
    Die Sorben (auch Wenden), ein westslawischesn Volk mit 60.000 aktiven Sprecher.
    Die Friesen im Norden mit 10.000 Sprechern
    Die Dänen an der Grenze zu Dänemark mit 50.000 Sprechern. Dort ist Dänisch in einigen Orten auch Schulsprache
    Die Sinti und Roma sprechen „Romani“ mit bis zu 50.000 Sprechern.
    Und dann wäre da noch das Plattdeutsche, offiziell als „Niederdeutsch“ bezeichnet:

    Seit 1999 ist auch Niederdeutsch — die Gruppe der niederdeutschen Dialekte, die über keine eigene Standardsprache verfügt — Als Minderheitssprache anerkannt. Damit gilt Niederdeutsch im Grunde als gesonderte, nicht zum eigentlichen Deutsch (»Hochdeutsch«) gehörende Sprache und ist auch in der Charta für Regional- und Minderheitensprachen der Europäischen Union und des Europarats als solche ausgewiesen.
    (Quelle: Variantenwörterbuch S. XLIV)

  • Die Stellung der Standardsprache in Deutschland
  • In Deutschland ist die Standardsprache allgemein die normale Form öffentlicher Rede und schriftlicher Texte, zumindest der Sach- und Fachtexte.

    Das ist in der Schweiz und in Österreich sicherlich nicht anders. Wobei die Fachsprache in manchen Forschungsdisziplinen mittlerweile fast nur noch Englisch ist. Wer in der Medizin etwas publiziert und auch gelesen werden will, muss auf Englisch publizieren.

    Der Dialekt (die Mundart) bleibt mündlich weitgehend beschränkt auf die Privatsphäre und die nicht-öffentliche Kommunikation am Arbeitsplatz, ferner auf das so genannte Volkstheater auf der Bühne und im Rundfunk sowie schriftlich auf bestimmte Formen belletristischer Literatur (Dialektdichtung)
    (Variantenwörterbuch S. XLIV-XLV)

  • Wer liest schon Dialektdichtung?
  • Dialektdichtung findet in Deutschland bestimmt den gleichen reissenden Absatz wie in der Schweiz. Es ist ein Nischenprodukt, schön zum Verschenken. Der „Kleine Prinz“ wurde allerdings in Deutschland noch nicht auf Schwäbisch oder Hessisch übersetzt. Vielleicht kommt das ja demnächst. Schliesslich gibt es auch schon mehrere Bände von Asterix auf Schwäbisch.

    Das erwähnte „Volkstheater“ bezeichnet Spielstätten wie das „Ohnsorg-Theater“ in Hamburg oder das Volkstheater Millowitsch in Köln, die beide zum Grossteil nur „gemässigte“ Mundartaufführungen bringen, speziell wenn sie im Deutschen Fernsehen für ein bundesweites Publikum ausgestrahlt werden.

  • Dialekt ist Privatsache in Deutschland
  • Bemerkenswert scheint uns der erste Satz dieses Zitats aus dem Variantenwörterbuch: „Der Dialekt (die Mundart) bleibt mündlich weitgehend beschränkt auf die Privatsphäre und die nicht-öffentliche Kommunikation am Arbeitsplatz.“

    Diese Erfahrung musste der Blogger „Geissenpeter“ in Deutschland machen:

    Eine andere Freundin von mir spricht mit charmantem schwäbischem Einschlag. Ich weiß, dass sie in ihrer Familie Dialekt redet. Als ich sie aber neulich mit ihrem Bruder zusammen traf, sprachen die beiden beharrlich Hochdeutsch miteinander. Später konnte ich sie belauschen, ihr Dialekt klang lustig, aber als sie bemerkte, dass ich zuhöre, warf sie mir einen strengen Blick zu.
    (Quelle: Heidiswelt 11.11.2005)

    Wie kommt es zu dieser Situation? Warum ist Dialekt Privatsache in Deutschland und wird nicht automatisch in der Öffentlichkeit gesprochen? Das Variantenwörterbuch meint:

    Die Standardsprache ist Lehrziel und Unterrichtssprache in den Schulen. Der Dialekt dient in den Schulen nur als Hilfsmittel, um den Dialekt sprechenden Kindern den Übergang zur Standardsprache zu erleichtern.

    Und wir können davon ausgehen, das Grundschulkinder im Südschwarzwald in der ersten Klasse noch genauso Alemannisch sprechen wie die Primarschüler in der benachbarten Schweiz.

    Damit hängt es zusammen, dass die erkennbar unzureichende Beherrschung der Standardsprache bei Erwachsenen oft als Zeichen mangelnder Bildung gilt. Aus diesem Grunde meiden die »höheren«, bildungsorientierten Sozialschichten das ausgeprägte Dialektsprechen sogar in der Privatsphäre. Es gibt also Unterschiede im Gebrauch von Dialekt und Standardsprache zwischen den sozialen Schichten. Dieser Schichtenunterschied ist allerdings nicht ohne weiteres erkennbar, denn er wird überlagert von der situationsspezifischen Variation. Alle Schichten tendieren in der Öffentlichkeit eher zur Standardsprache und in der Privatsphäre eher zum Dialekt. Die Variationsbreite zwischen Dialekt und Standardsprache ist jedoch bei den Sozialschichten unterschiedlich. Ausserdem wird auf dem Land mehr Dialekt gesprochen als in der Stadt.
    (Variantenwörterbuch S. XLV)

    Vereinfacht gesagt: Auf dem Marktplatz spricht auch die Bürgermeisterfrau den örtlichen Dialekt mit der Marktfrau. Sie wechselt ganz einfach den „Soziolekt“. Genauso handelt der Lehrer, wenn er zum Fussballspiel in Gelsenkirchen „auf Schalke“ geht.

  • Wamama und hatata
  • Er schaltet um auf „Ruhrpott-Deutsch“, um bei den Fans nicht ausgegrenzt zu werden, wenn die sich nach dem Spiel erzählen: „Wamama auf Schalke, hatata jerechnet“ (=waren wir mal auf Schalke, hat das da geregnet). Mit dem Regen auf Schalke ist aber heutzutage sowieso Schluss, denn die neue „Veltins-Arena“ (Name einer Biermarke) hat ein Dach, weswegen der Rasen nach jedem Spiel zur Erholung nach aussen gefahren werden muss:

    Die VELTINS-Arena setzt Maßstäbe. Und das in vielerlei Hinsicht: Sie ist das erste Stadion in Deutschland, das komplett privatwirtschaftlich finanziert worden ist. Für das 186 Mio. Euro Projekt wurde kein Cent an öffentlichen Geldern verwendet. Herausragend ist zudem ihre Technik: Das herausfahrbare Rasenfeld, das verschließbare Dach, die verschiebbare Südtribüne und der überdimensionale Videowürfel unter dem Arena-Dach sind die technischen Highlights in der Multifunktionsarena.
    (Quelle: veltins-arena.de)

    Doch zurück zur wichtigsten Aussage aus dem Variantenwörterbuch: „Damit hängt zusammen, dass die erkennbar unzureichende Beherrschung der Standardsprache bei Erwachsenen oft als Zeichen mangelnder Bildung gilt„.

  • Die Ursache der „Arroganz“ der Deutschen
  • Und das ist genau die Ursache für den Vorwurf von Arroganz, mit dem sich die Deutschen in der Schweiz immer wieder konfrontiert sehen. Sie bringen diese Erfahrung „Dialekt ist Zeichen mangelnde Bildung“, die ihnen in den Deutschen Schulen von den Lehrern permanent eingebläut wurde, mit in die Schweiz und übertragen sie auf die neue, nicht-kompatible Situation. Ich habe selbst erlebt, wie Schüler eines Gymnasiums im Hochschwarzwald nach 11 Jahren Schullaufbahn fest davon überzeugt waren, dass ihr Dialekt als „hinterwälderisch“ gilt und im Schulunterricht absolut fehl am Platz ist. Wer 11 Jahre den Lehrer „Lehrersprech“, also Hochdeutsch hat reden hören, der fängt an, von der gesellschaftlichen Minderwertigkeit seiner Mundart überzeugt zu sein. Die Folge ist eine andersartige Diglossie, als wir sie von der Schweiz kennen. Dialekt wird daheim gesprochen, und mit den Freunden, Hochdeutsch dann in allen „öffentlichen“ Situationen.

  • Weg mit dem Jööö-Effekt
  • Wer mit dieser Erfahrung in Deutschland aufwuchs, der braucht eine Weile, bis er den Stellenwert von Dialekt in der Schweiz nachvollziehen kann, bis sich dieser „Jööö-Effekt“ abbaut. Aber irgendwann stellt sich dann bei jedem Deutschen die Erkenntnis ein, dass Dialekt in der Schweiz nicht ein Soziolekt ist und hat auch nicht unmittelbar etwas mit mangelnder Bildung zu tun.

    

    32 Responses to “Dialekt ist Privatsache in Deutschland”

    1. Black Angel Says:

      Kann dem nur voll und ganz zustimmen. Ich tu mich hier auch schwer mit dem Schweizer Deutsch, genau aus den oben angeführten Gründen. In D ist Dialekt eben „unfein“ und im Berufsleben sowieso verpönt. In den Schulen wird ausschliesslich Hochdeutsch gesprochen, ich kenne das gar nicht anders. Leider geht dabei aber auch oft ein Stück Sprachkultur verloren, in manchen Regionen lernen die Kinder nicht Mal mehr den Dialekt ihrer Heimat. Ich komme aus dem Norden, aber Plattdeutsch habe ich nie gelernt, leider.

    2. Simone Says:

      Ich wurde am Gymnasium einer Kleinstadt immer wieder einmal als Landkind belächelt, habe aber mein Oberhessisch beharrlich bis zum Abitur gesprochen. Der erste Ferienjob lag 40 km entfernt Richtung Bad Homburg. Dort wollte ich mir die Kommentare nicht länger anhören und habe mit der Zeit auf Hochdeutsch gewechselt. Im Studium sprach dann niemand mehr Dialekt, lediglich ein Prof hielt daran fest. Mittlerweile ist Hochdeutsch auch privat meine Standardsprache, die ich, abgesehen von einigen Begrüßungsformeln und Redewendungen beibehalte.

    3. Simone Says:

      @Zürcher:
      Sie sind wieder luschtig heute! Warum verfassen Sie Ihre Beiträge eigentlich nicht in einer verschriftlichen Mundart? Sie kämen viel authentischer rüber.

    4. Hessi James Says:

      Gähn … Zürcher klärt uns wider auf, dass wohl die Nazis das Hochdeutsche erfunden und erzwungen haben.

      Wenn Hamburger und Wiener sich treffen sollen sie deswegen Dialekt oder Englisch sprechen, sonst sind sie arrogant!

      Deswegen in der Schweiz alles viel besser ist… jeder spricht hier unverfäschten, ehrlichen und „reinrassigen“ Dialekt

      http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhofbuffet_Olten#Bahnhofbuffet-Olten-Dialekt

    5. Hessi James Says:

      Arme Sau oder arroganter Sauschwab?

      http://www.youtube.com/watch?v=8NkApoC1i9E

    6. tobi Says:

      Kleine Anmerkung zum Thema „Verfassung“. Deutschland hat keine Verfassung, sondern das „Grundgesetz“ – was auch nicht ohne Grund so heisst. Es wurde nämlich niemals vom Volk bestätigt.

      Die letzte deutsche Verfassung, die vom Volk bestätigt wurde, datiert meines Wissens vom 11.08.1919. Dort findet sich allerdings auch kein Hinweis auf die Landessprache. Auch in der Bismarckschen Rechsverfassung von 1871 habe ich nichts dazu gefunden.

    7. Eric Says:

      Was soll das?
      Warum wird bei ALLEN Klischees und seitenlangen Erklärungen was alles „typisch Deutsch“ sei immer zB Bayern „übersehen“ – immerhin 1/4 des Bundesgebietes.
      Dort ist Dialekt nicht nur Alltagssprache, es gereicht sogar zum Vorteil. Und es gibt überall Mundarttheater, es gibt Mundartmusik, Mundartkabarett ja sogar Kinofilme in Mundart (siehe einer meiner Lieblingsfilme: http://www.wer-frueher-stirbt-ist-laenger-tot.de )

      Jeder der hingegen übermäßig nach der Schrift redet wird zumindest außerhalb von München (was eh schon von Zugereisten übernommen wurde) und südlich der Donau (nördlich davon sind ja die Franken) sofort als „Saupreiß“ bezeichnet, was je nach Kontext bös oder herzlich gemeint ist. Wer in einer Metzgerei in Landshut ein „Fleischkäsebrötchen“ bestellt wird zurechtgewiesen dass das „a Lewakassemmi“ ist 😉 Und so weiter und so fort.
      Bitte, bitte, bitte, an den Autor und alle Leser: hört ENDLICH damit auf aus diesem 84 Millionen Land was die Bundesrepublik ist eine kleine Region zu machen die irgendwie nur aus dem Ruhrgebiet besteht. Und wo auf einmal, von einer Sekunde auf die andere, die Schweiz beginnt im Süden und DORT auf einmal ALLLLLES anders ist – keinen Milimeter vor der Grenze! Es nervt und dass Schweizer dies ebenso gern tun wirkt auf mich als Bayer mindestens ebenso arrogant wie der schweizer Vorwurf „die Deutschen“ wüssten ja gar nichts von der Schweiz. Das ist – offensichtlich – umgekehrt ganz genauso.

    8. AnFra Says:

      Ode an den Unaussprechlichen

      Zuviel vom alten Ärger …..

      Zuviel vom alten Ärger tut wirklich niemals gut,
      macht nur müd, erregt und wallt des Blogers Blut.

      Der stetig Narr, der nicht will lassen dieses Fiese,
      hat kaum Berechtigung auf dieser Blogers Wiese.

      Unaussprechlicher, mach dich von diesen Ackern,
      gehe hin zu deinen völkische-nationalen Knackern.

      Denn wir wollen hier parlieren in allerbester Manier,
      und brauchen kein sprachlich-monströses Ungetier.

    9. Hessi James Says:

      Ach Zuercher, deftige Sprüche kann ich sowohl austeilen als auch einstecken…

      …aber bei Schweizern verkneif ich sie mir lieber, entweder gucken sie begossen wie Kobi Kuhn zum Turnierende oder sie jagen einen gleich verbal durchs Dorf, und erzählen wie sie um 1300 die Nazis mit der Pike vertrieben haben:

      http://www.sueddeutsche.de/service/421/464025/text/

      Da sagt ein Pifke „die schweizer Elite fühlt sich im Recht“ und schon haben die Medien ein Hassobjekt:

      http://dasmagazin.ch/index.php/daniel-binswanger-jaeger-des-verlorenen-schatzes/

      Übrigens, deine Liebe zu den Bayern lässt tief blicken, ein ehemaliges Agrarland, dass es zwar mit massiver Zuwanderung von Fachkräften nach vorne gebracht, wo aber Traditionalisten noch den Ton angeben.

      Die „Batzis“ haben den politischen Aschermittwoch erfunden: da säuft und schickt man mal gerne deftig Soldaten zu Steuerpiraten, prost!

      (Hei, ich träum schon davon wie Blocher und wiedererweckter FJ Strauss den Konflikt beim Fingerhakeln regeln)

      Konkret: High-Tech-Hubs wie München, Stuttgart, Frankfurt aber auch Zürich und Genf brauchen den massiven Braindrain (= Kompetenzklau) aus anderen Gegenden um konkurrenzfähig zu bleiben. (Hessen ist darunter übrigens die einzige Region die über Bedarf Akademiker ausbildet, die anderen lassen sich lieber bedienen)

      Deswegen ist München heute keine bairische Stadt mehr, und gezetert wurde dort auch viel über die Saupreisen. Oder glaubst du die Sedelmaiers und Bayerhammers haben Siemens aufgebaut?

      Für mein Oberschwäbisches Schpusi fängt Fischkopfland nördlich der Donau an. Und der Admin ist Rheinländer, in Vororten von Stuttgart, Berlin und Hamburg könnt er auch erstaunt bloggen. Versuch mal in Köln ÖPNV zu nutzen ohne von Fremden vollgetextet zu werden (oder nebenbei Gebäude abzureißen)

      Mentatlitätsmäßig zitier ich mal Matthias Beltz: „Die Hessen sind umzingelt, von lauter Deutschen!“

      Aber was du nicht einsiehts, Zuercher, ist das für mich und viele andere Hochdeutsch im Regiolekt der Mutterdialekt ist.

      Ich mag und schätze Mundarten und versuche gerne sie zu verstehen, dass ich aber nicht mithalten kann, macht mich weder arrogant noch häßlich.

      Solche Instinkte zeigen nur wie weit manche Helveten vom modernen Europa entfernt sind… aber das wissen wir ja mittlerweile … gähn!

    10. mauminz Says:

      Ich komme aus Südbaden und kann die Ausführungen des Artikels nur bedingt teilen. In Nord- und Westdeutschland ist es wirklich so, dass der Dialekt Ausdruck der sozialen Schicht ist. Bei uns im Süden ist das nicht so. Hier redet eigentlich jeder Schwäbisch bzw. Badisch, unabhängig, ob Fliessbandarbeiter oder Rechtsanwalt.

    11. AnFra Says:

      @Unaussprechlicher

      Die Regionen und deren Sprachen können auch eine extreme Gefahr für den Weltfrieden sein! Wenn man die letzten 100 bis 125 Jahre in Europa untersucht, wird man feststellen: Die Gefahr geht immer von Menschen aus, die keine Hochsprache ihres jeweiligen Landes sprachen!!!

      Da hätten wir z. B. den Adolf Schicklgruber, der seinen bajuwarischen-(austriakischen) Tonfall niemals ablegen konnte.
      Der Austriake Engelbert Dollfuß hat auch für die Republik Austriakien auch einen etwas seltsamen Dialekt gesprochen.
      Dies gilt ebenfalls für den georgischen Großrussen Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili, vulgo Stalin. Ein kleiner harmloser Witz über sein seltsam gefärbtes Russisch und man wurde in eine kühlere Region des Mütterchen Russland zur Kur geschickt, bei welcher man sich den Unterschied zwischen Dialekt und Dialektik lange überlegen konnte.
      Beim Benito Mussolini gabs auch eine Dialektfärbung.
      Vom gütigen Franco in den hispanischen Gefilden bracht man bei dieser Problematik wohl auch nicht mehr sprechen.
      Den Nikolaus Horthy in Ungarn bitte auch nicht vergessen.
      Beim kleinen Diktator Józef Pilsudski in Polen wars auch nicht besser.
      In der Schweiz gabs auch mal nen kleinen Schweizerschergen, diesen Chr. B., der sein Schweizertum mit Schweizerstolz und stetig geschwollener Schweizerbrust in die Schweizerlandschaft bis zum Schweizererbrechen herausgeschweizert hat.

      Unaussprechlicher, man kann Bedenkliches gegen deine fundamentalistischen favorisierten Grundprinzipien der alleinigseligmachenden Dialekte finden.
      Der sog. gute „Schweizer Wilchelm Tell“ (ha-ha: Ein guter Witz!!!) hat wiederum ein in seiner Zeit entsprechendes bestes, reines und gebildetes Standart- ja sogar Bühnendeutsch, gesprochen, wobei man bedenken muss: Er war eigentlich ein großdeutscher Sachse und ist als gesellschaftspolitischer Entwicklungshelfer in die zurückgebliebene und unterentwickelte Region in der Schwyz gekommen. Und wer hat ihn erfunden?

      Auch möchte ich mich für dein tolles und leckeres Sprachbeispiel bedanken, welches du als Beweis deiner Kompetenz des Zürichdeutschen überstellt hast. Mit deiner Erlaubnis stelle ich es den anderen Blogern gerne zur Verfügung.

      Wohl erbrichts.

      http://www.youtube.com/watch?v=63S5tScMNu8

    12. Eric Says:

      Hessi,
      ich glaub darum geht’s gar nicht.
      Egal ob vorgeblich, wenn man sie drauf anspricht, „scherzhaft“ gemeint oder nicht doch im Grunde ernst (wieso sollten die das auch sonst alle immer wieder tun) sagen die Preußen-Deutschen gerne sie sprächen ja Hochdeutsch und die „Bauern“ im Süden eben nicht. Ganz abgesehen davon dass nirgends dudengerechtes Hochdeutsch gesprochen wird, nur gibt es Regionen in denen es keinen Dialekt (mehr) gibt und die dafür einen umso stärkeren lokalen Akzent bzw. eine lokale Umgangssprache und Slang pflegen. Satzbaukonstrukte wie „Da hab ich kein Verständnis für“ sind alles, nur kein Hochdeutsch.

      Das ist das was die Leute befremdet. Die Bayern sagen sich halt „Rutsch mir den Buckel runter“ und scheren sich nicht weiter drum, je agressiver die antibayrischen Ressentiments in Deutschland sind je mehr fühlen sich die Bayern darin bestätigt alles richtig zu machen. Die Schweizer regt es eben mehr auf, vielleicht weil sie sich wirklich beim Stolz gepackt fühlen oder merken dass sie durchaus Defizite beim Schriftdeutschen haben. Da dann stur weiterzumeckern führt dann eben zu dieser emotionalen Zuspitzung und Konfrontationshaltung.

      Und zu dem Gerede vom Agrarstaat, ja mei. Alle haben als Agrarstaat angefangen und dass die Kohle halt nun einmal im Rheinland gefunden wurde spricht nicht für eine grundlegende Überlegenheit dessen. Zumal der Dieselmotor in Augsburg (Bayern) und das Automobil von den Schwaben erfunden wurde, die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth fuhr und die erste längere Strecke mit regelmäßigem Verkehr zwischen München und Augsburg gebaut wurde. Es ist eine Mär dass der Fortschritt im Süden erst spät ankam, lediglich war der Süden früher weitaus weniger bevölkert und allein darum gab es einfach weniger städtisch-industrielle Zentren. „Macht Sinn“, oder?

    13. Hessi James Says:

      @mauminz: das stimmt zwar, aber leider gibts da tatsächlich auch eine Hackordnung, wehe man spricht in Stuttgart irgend ein weiter entferntes Dorfschwäbisch. (oder irgendein Schwäbisch in Freiburg 😉

      Leute wg der Sprache auszugrenzen liegt leider in der Natur ungehobelter Menschen … deswegen findet google (absolut!) auch mehr Treffer für „arroganter Zürcher“ als für „arroganter Deutscher“ …

      à Popo, ähm Zürcher: die Karrikatur eines Alpenländers als Beweis anzuführen ist eher ein Eigentor, „eigentoriger“ wären nur Fußballfans die „Nazi, Schwitzer-Nazi“ grölen…

      Versuch doch mal statt dessen mit diesen Lederhosenfaschos: http://www.youtube.com/watch?v=P7heFCWtzTM

      Gerne würde ich noch Belege der Weltoffenheit von Schweizermachern bieten, alleine goggle gibt da nicht nix her, nur sowas 8-(

      http://www.weeklystandard.com/weblogs/TWSFP/2008/04/the_whos_who_of_global_popular_1.asp

      (sorry, better in Schriftdeutsch?)

      http://www.express.de/nachrichten?pagename=express/index&pageid=1004979499231&rubrik=222&articleid=1207050439639

    14. Swambo Says:

      Hahahahah Zuercher nicht schlecht gebrüllt Löwe doch etwas zahnlos in meiner Wahrnehmung.
      Auch der Runninggag mit dem Thoitsch, äusserst kreativ. Ist im Übrigen auch bei faschistoide Gruppen in Deutschland sehr beliebt, ein Schelm der Böses dabei denkt.
      Nur weil Ihnen bei französisch einer abgeht (Wortspiel beachten), heisst es noch lange nicht, das dies tatsächlich so ist.
      Das „Kasernengezeter“ (damit ist wohl der eher das krude schweisser „Hochdeutsch“ gemeint) ist tatsächlich eine sehr unangnehme Sprache, da gebe ich Ihnen recht.
      Aber ich lasse natürlich jedem, auch einem Schweisser, seine Meinung….

      DoppelHAR

    15. Wolfgang Says:

      Sprachen und Länder gehören genau so zusammen wie Dialekte und Regionen. Alle haben ihre Berechtigung und vor allem ihr ureigenen Charme. Natürlich muss es auch Sprachen geben die allgemein verständlich sind wie Englisch. Deshalb dürfen andere Versionen aber nicht verloren gehen.

    16. LanX Says:

      Sehr interessant, habe gerade MCR im französischen Fernshen gesehen. Auf die Frage woher die plötzlichen Spannungen mit D kämen, sagte sie „wissen sie, das Verhältnis zu D war schon immer angespannt“

      AHA! Warum sagt uns das keiner?

      Hat sie nicht vor einer Woche in Berlin das genaue Gegenteil behauptet?

      Während sich deutsche Politiker bemühen kein Wahlkampfthema daraus zu machen und die Medien zu zügeln versucht es Madame Kaczynski mit Stimmungsmache, um sich mal wieder als lachender Dritter rauszulavieren.

      Man stelle sich vor die BILD titelte

      „Nur hässliche Deutsche fahren in die Schweiz!“.

      Was dann folgen würde, könnte kein Politiker mehr in Jahren reparieren…

      Ich denke die Hoffnung durch Reden weiterzukommen ist zerschlagen, die Zeit des heilsamen Schweigens ist angebrochen, sollen sich die Schweizer nen anderen Punchingball für Ihre Komplexe suchen.

    17. tobi Says:

      mauminz hat Recht. Selbst in Hannover – der Stadt mit dem vermeintlich besten Hochdeutsch – wird Dialekt gesprochen. Wenn auch nicht in der Ausprägung anderer Regionen. Fakt ist aber, dass die Anwendung eher in Stadtteilen schwächerer Finanzkraft stattfindet. Wer mal in „Hannöversch“ reinhören möchte:

      http://www.ffn.de/comedy/siggi-raner.html
      http://www.wir-sind-hannoveraner.de/

    18. Bense Says:

      Ich spreche mit Freunden auch Ruhrpott und mit der (älteren) Familie Westfälisch. Aber generell will man ja nicht, dass einem die bäuerliche Herkunft mit dem Dialekt aus dem Gesicht springt.

      Hochdeutsch ist die Konvention, auf die man sich geeinigt hat. Sicher kann ein wenig Dialekt oder ein leichter Akzent manchmal ganz charmant klingen. Welche dies sind, ist immer persönliche Geschmackssache bzw. neutral gesehen: Manche Dialekte klingen einfach mehr oder weniger sonorer als andere.

      Im Kopf formt sich immer ein Bild, wenn man den Dialekt heraushört. Das mag für einige Regionen sicher angenehmer sein (Plattdeutsch = Alter Krauter und Seebär) als andere (Sächsisch = VoPo-Grenzwächter oder Stasi-Offizier).

      Es muss ja nicht gleich überkandideltes Bühnendeutsch sein. Aber ich empfinde es als Zeichen von Respekt, Hochdeutsch mit seinem gegenüber zu sprechen, da man nicht weiß, woher er kommt und ob der mein Geschrammel verstehen würde.

      Folglich: Wer dies nicht tut, „kann“ es entweder nicht oder will es nicht – und ist halt (in diesem Bereich) minderfähig. Dieser Eindruck überlagert dann sogar die Inhalte, wenn jemand über Wittgenstein philosophiert.

      Das ist Psychologie, kein böser Wille.

    19. Brun(o)egg Says:

      @ Lanx

      Wir pflegen unsere Komplexe, die Mehrmunddialektsprachigkeit. Der Punchingball könnte höchstens Hauchdeutsche sein. Gut zum draufhauen. Oder so. Und sonst sprechen wir wire uns der Schnabel gewachsen ist.
      Man sollte zu seinem Dialekt stehen wie zu sich selbst und zu dem was man ist. Ob Bauer oder Bänkler ist scheissegal. Man merkts sowieso.
      Wie bei der Gedenkfeier für Bergen-Belsen. Gestern. Da waren wieder mal die bösen Nationalsozialisten (ARD, Nachrichten) und nicht die Deutschen.
      Eigentlcih scheissegal. Man merkts so oder so

    20. Brun(o)egg Says:

      Sorry.

      Denke muss das relativieren und bemerken, dass es nicht gegen die Schreiberlinge hier geht. Das mit den Nationalsozialisten mein ich.
      Ich weiss, oder vermute, dass ihr aufgeschlossene Zeitgenossen und jedwelcher Geschichtsklitterung abhold seid.
      Trotzdem: Gestern Abend hab ich mich aufgeregt. Die ARD Nachrichten Sprecherin brachte es nicht über die Lippen beim Bericht über die Gedenkfeier für Bergen Belsen von Deutschen zu sprechen. Nein es waren Nazis.

      Es ist noch ein weiter Weg Freunde. Auch für uns Schweizer.

    21. Holger Says:

      @Brun(o)egg
      Es waren Nazis. Wenn Du „Deutsche“ sagst, tust Du den Deutschen Unrecht, die unter den Nazis zu leiden hatten: Juden, Sozis, Kommunisten, Intellektuelle usw. Eine notwendige Differenzierung.

    22. AnFra Says:

      @Brun(o)egg

      Kann deine Bedenken erkennen, jedoch sollte man diese Sache mit „Nazi vs. Deutsche“ mit einem angepassten Standpunkt betrachten.

      Die Benennung von Nazis ist sicherlich nicht gänzlich konform, aber eigentlich doch richtig. Die Verantwortung für diese Schadtaten hatte die damalige verbrecherische „reichsdeutsche Regierung“ und nicht pauschal „die Deutschen“.
      Denn ein Anteil von ca. 10 % (+-) Deutschen war nicht mehr in Deutschland und hat als sog. „Vaterlandsverräter“ sogar dagegen gekämpft, wie z. B. Willy Brandt. Ein gewisser Teil war gegen solche Unmenschlichkeit, ein gewisser Teil hat wirklich nichts gewusst, aber ein gewisser Teil der dt. Bevölkerung und insbesondere innerhalb der Reichverwaltung, SS, Wehrmacht, Polizei, Reichsbahn uam. war informiert und aktiv beteiligt.
      Meine Mutter war als junge Frau bei der Reichsbahn und ahnte ab ca. 1943, dass Transporte mit Menschen aus ganz Europa in sog. „Sonderlager“ verbracht wurden. Die grausamen und schlimmen Informationen sind vielen Deutschen tatsächlich nach 1945 bekannt geworden. In alle Klarheit! Nun die Frage an uns heutigen informierten Nachkommen: Was macht man in so einem Falle???

      Eine typische Zusammenstellung der Wach- und Lagermannschaft in solchen menschenunwürdigen Vernichtungslagern konnte folgend zusammengestellt sein: 70 % Deutsche (im Sinne vor dem Anschluss von Österreich), 15 % ehem. Österreicher (nun Deutsche im rechtlichen Sinne nach dem Anschluss von Österreich), 15 % Nichtdeutsche, davon einige Westeuropäer (z. B. Flammen, Elsässer, Niederländer) und dann überwiegend Osteuropäer (z.B. Polen, Balten, Ukrainer, Galiezier, Ungarn, Russen).

      Dies darf, kann und soll nicht die Verantwortung der deutschen Nation für die Taten minimieren, aber ich möchte hier ein kleinen Hinweis geben, damit eventuell die historischen Zusammenhänge besser erkannt werden können.

      Die Benennung der „Nazis“ ist also in der Gesamtheit sicher nicht gänzlich falsch. Denn die „Nazis“ sind nun halt die verantwortlichen deutschen National-Sozialisten gewesen, aber halt nicht die gesamten Deutschen. Und es sind nicht alle Deutschen beteiligt gewesen. Und einige Beteiligten an diesen Vorgängen waren Nichtdeutsche. Es ist schon arg verwirrend.

      Bruno, bedenke bitte, dies sind keine Ausflüchte aus der deutschen Verantwortung. Das mit dem weiten Weg hast du recht. Es wird noch ein sehr langer Weg sein.

    23. Guggeere Says:

      @ Bense
      «Aber generell will man ja nicht, dass einem die bäuerliche Herkunft mit dem Dialekt aus dem Gesicht springt.»

      Du machst mich neugierig: Weshalb soll «man» das nicht wollen? Würde einem sonst der Lohn gekürzt, würde das andere Geschlecht die Flucht ergreifen, oder gäbe es weitere spektakuläre Nachteile?

    24. LanX Says:

      @Brun(o)egg: ich finds bemerkenswert wie sich manche Leute gerne mit dem Finger auf die Deutschen zeigen und Ihnen ihre Geschichte vorhalten wollen. Es gehört ja fast zur Folklore in manchen Nachbarländern, ist doch ein billiges Mittel jemand schnell mundtot zu machen.

      In so manchem besetzten Land sind 100% der Leute heroisch dem Widerstand gewesen NACHDEM der Krieg vorbei war. Das während des Krieges deren Polizei und Establishment eifrig beim Deportieren geholfen hat, wurde schnell vergessen. Das damals Millionen Nichtdeutsche freiwillig in die SS eingetreten sind um „den Bolchevismus“ zu bekämpfen auch.

      Aber mit der Zeit hat es sich tatsächlich bei den Waldheimern, in F und NL so langsam rumgesprochen, das es mit Schwarz und Weiß damals nicht so einfach war.

      Aber bei unserem schlimmsten Opfer, (meine Stimme bebt) der Schweiz sitzen die Narben wirklich tiefer. Tragisch, sie mussten den ganzen Krieg über an der Grenze harren. In schmutzige Geld und Goldgeschäfte wurden sie hereingezogen und ihrer dringenden Bitte deutsche Frontsoldaten (mit Stiefeln und Armbinde) für ihren darniederliegenden Tourismus beherbergen zu dürfen, wurde auch noch infam entsprochen.

      DAS IST SO SCHLIMM WAS IHR ERDULDEN MUSSTET! (schluchz)

      Natürlich verblassen die „Verbrechen“ anderer *Völker* total, den Russen Stalin, den Chinesen Mao oder den Kambodschanern Pol Pot vorzuwerfen, das fällt euch nicht ein, egal wieviele Zigmillionen die auf den Gewissen haben… da ist es ja nicht Volkscharakter, wie beim ewigen Deutschen, oderr?

      Buren in Britischen, Yugos in Italienischen Konzentrationslagern? Ach bedauerliche Auswüchse des Krieges, die die Menschen dort ruhig verdrängen dürfen… pst!

      Sei vorsichtig mit der Faschismuskeule, du könntest dich selbst verletzen, denn dein Land hat in Punkto Liberalität wohl kaum Vorbildcharakter für die heutige BRD.

      Mal ein Beispiel: letztens hat ne engagierte Schweizerin einen Fall recherchiert wo Schweizer Nazis einen Juden damals zu tode gefoltert haben, passierte halt überall. Jetzt rate mal wie ihre feine Umgebung HEUTE darauf reagiert hat.. böses Mädchen, halt ja die Gosch!

      Und stell dir vor, es waren in der Geschichte weit mehr Schweizer Soldaten plündernd und mordend in Deutschland unterwegs als umgekehrt.

      ICH VERLANGE EINE ENTSCHULDIGUNG! SUBITO!

      Eure tolle „Willensgemeinschaft“ basierte auf „Untertanengebieten“ bevor ein Nichtschweizer sie abschaffte (Napoleon). Und die Neutralität haben euch auch noch Nichtschweizer aufgezwungen (Wiener Kongress). Die Bürgerkriege überspringen wir mal…

      Und jetzt das Kunststück: Obwohl ihr keine Söldner mehr losschicken könnt, schafft ihr es immer noch das internationales Blutgeld die Berge zu euch hochfließt, nur weil ein enger Freund Heinrich Himmlers bei euch das Bankgeheimnis eingeführt hat.

      Das sind wirklich tiefsitzende Gründe auf andere mit den Finger zu zeigen …

    25. Bense Says:

      @Kucki:

      Die arme, darbende Landbevölkerung kam früher niemals in den Genuss höherer Schulbildung und war in ihrem Dialekt verhaftet.

      Diesen Schluss zieht man heute noch. Ob zurecht oder zu Unrecht, muss man selbst entscheiden. Natürlich ist die allgemeine Schulbildung heute viel weiter verbreitet. Aber wie man auch hier nachlesen kann, bleibt oft eine „Standardsprache“ eine Art aufoktroyiertes Monster für viele.

      Ganz besonders gruselig wird es, wenn jemand z.B. seine Migrationsherkunft mit dem lokalen Dialekt verpampt. Hast du schon mal Hessisch-Türkisch gehört? 😉 Aufgrund der Dialektsprecher wird den Zugezogenen die Chance verbaut, überhaupt „anständiges“ Hochdeutsch zu erlernen. Am nächsten kommt dem das Züri-Kroatendeutsch. Ich hab mich nach längerer Zeit an Zürideutsch gewöhnt, aber der Kuddelmuddel war dann halt ein klassisches Merkmal für „Unterschichtsprech“, wovon die gegenüber mir geäußerten Inhalte meiner Ansicht nach zeugten. Da kann man mich gerne Etepetete nennen, aber es nähert sich halt babylonischen Verhältnissen an.

      Ich halte mich für relativ sprachtalentiert und es liegt ja nicht daran, dass ich es mit bösem Willen nicht verstehen „will“. Nicht das man mich falsch versteht: Ich hätte kein Problem damit, wenn wir uns alle nur noch angrunzen und anklicken, wenn das die Konvention wird.

      Wie gesagt. Psychologischer Effekt, oftmals nicht böser Wille seitens des Bewertenden. Ich spreche nur aus, was so mancher denkt. Sonst gäbe es auch nicht die vielen Beiträge hier.

      P.S.: Habe übrigens eine Schweizerfreundin die Bühnensprech studiert und mich die ganze Zeit nervt, aber selbst fortlaufend „man sagt dem“ sagt 😀

    26. Brun(o)egg Says:

      @ Lanx

      Die Entschuldigung sprech ich Dir persönlich gerne aus.
      Das aber an meiner, sicher subjektiven, Argumentation etwas dran ist, zeigen die mehr oder weniger heftigen Reaktionen und vor allem deren Länge und Gegenangriffe.

    27. LanX Says:

      „Das aber an meiner, sicher subjektiven, Argumentation etwas dran ist, zeigen die mehr oder weniger heftigen Reaktionen und vor allem deren Länge und Gegenangriffe.“

      Ach wie schön, argumentieren mit Basil Fawlty Lektion 1. Hör ich zum ersten mal…

      Nun ich will dir ein paar Denkanstöße geben:

      Als ich geboren wurde kam ein Film raus, den Woody Allen als beste Doku aller Zeiten bezeichnete:

      http://www.wsws.org/de/2001/dez2001/ophu-d06.shtml
      http://www.youtube.com/watch?v=xeO89EgDWrM
      http://www.youtube.com/watch?v=__EN_GoAyFE

      Und Abby Mann schrieb ein beeindruckendes Theaterstück:

      http://www.youtube.com/watch?v=atAv9dML4p8
      http://www.youtube.com/watch?v=MRNX-kdHLXQ

      Wenn man die Welt verbessern möchte sollte man Geschichte analysieren statt Klichees zu predigen! Man denke mal drüber nach wie lange die Europäer im Jugoslavienkrieg einfach zugeschaut haben, während Menschen abgeschlachtet wurden.

      Aber es gibt schlimmeres, die Schweizer Außenministerin schafft es heutzutage trotzdem in einer Woche in Berlin von langer Freundschaft und in Paris von andauernden Spannungen zu reden…

      Wow! Tiefgreifende Spannungen in einer friedlichen Welt in denen Ideologien keinen Platz haben …

      http://www.youtube.com/watch?v=n4H_E8b-qmo

    28. Max Says:

      @lanx

      Howgh!

    29. Mare Says:

      @AnFra, Holger, LanX
      Habe grade „Die Zeit“ gelesen, über Celle, am 8. April 1945. Da steht vor allem etwas über Einwohner von Celle, die KZ-Flüchtlinge gejagt haben. Diese Einwohner waren aber nicht Nazis, sondern Deutsche. http://pdf.zeit.de/2009/18/A-Celle-Massaker.pdf

    30. AnFra Says:

      @Mare

      Deiner Aussage wg. der Schandtat von Celle ist es sehr, sehr schwer zu antworten, aber die Aussage „Diese Einwohner waren aber nicht Nazis, sondern Deutsche“ muss genauer betrachtet werden.
      Die Dokumentation und weitere zusätzliche Infos beschreiben klar die Situation, wer, wann, wie und warum als Täter, Mitläufer und Zuschauer in Frage kommt. Solche grausame Auswüchse gab es in diesen Tagen in größerer Zahl. Von Celle bis in die Ostmark. Die Feststellung, die Täter seien nicht Nazis, sondern Deutsche, kann man m. E. so nicht stehen lassen.
      Die richtige Aussage kann nur so lauten: „Die Täter waren naziorientierte Deutsche oder es waren deutsche Nazis“.

      Die pauschale Aussage, es seien die Deutsche gewesen, ist deshalb problematisch, weil die mit diesem verbrecherischem Regime nicht einverstandenen und tadellosen Deutsche, die Opfer, Flüchtlinge, Ausgebürgerte, KZ-Insassen, Widerstandskämpfer, polit. Gegner waren, wieder in einen Einheitstopf verallgemeinernd geworfen werden.
      Dies soll kein Ausschleichen aus den von den Nazi-Deutschen begangenen Taten ablenken, sondern es soll den kleineren, leider oft vergessenen Teil der aufrechten Deutschen, nicht mit diesen Taten verbinden.

      Möglicherweise ist dies für einige Schweizer schwer verständlich, aber nur dieser Teil „der Deutschen“ konnte eine wirklich sinnvolle und menschliche Zukunft aus der verbrecherischen Vergangenheit ermöglichen. Die übrige Masse ist leider so, wie sich solche Ereignisse und Folgereaktionen ergeben.
      Man kann ein „Nazi“ sein, ohne je in der Nazi-Partei NSDAP gewesen zu sein. Als ein winzigkleines Beispiel für einen human und außerordentlich handelnden Deutschen, der jedoch Mitglied der NSDAP war, wird in einem Film zur Zeit gezeigt wird. Diese „John Rabe“ z. B. hat als bekennender Nazi viele Chinesen vor der Vernichtung durch die Japaner gerettet. Dieses kleine Beispiel zeigt uns, die Zuordnung und Bewertung ist sehr schwer.
      Nun erhält der „einfache Handwerker Georg Elser“ in Konstanz ein Denkmal für das versuchte Attentat auf A. Hitler vom 08.11.1939. Im reichsdeutschen und juristischen Sinne ist er ein „Verbrecher“, aber – und dies ist für uns heutigen Deutschen sehr wichtig – ein Mensch und Deutscher, der viele andere lauwarme Intellektuelle, Karrieristen und Duckmäuser in seinem Handeln ein starkes Vorbild war!

      Dies soll uns zeigen: Nicht alle Deutschen waren zu solchen Morden fähig, es gab auch ein anderes Verhalten. Drum soll und kann man nicht pauschaliert alles in einen Topf werfen und sagen: „Die …..“!

    31. Mare Says:

      @AnFra
      Sicher weiss ich, dass auch Deutsche zu den Opfern zählten, leider überlebten sehr sehr viele den Terror nicht.
      Grade das Beispiel Elser ist mir wichtig: Da hat offenbar tatsächlich einer eine Gedenktafel erhalten – aber: wieviele der Widerständler und Deserteure gelten bis heute als Verräter und werden von keinem Gericht rehabilitiert – eben weil sie nach damaligem (Un)Recht verurteilt wurden?
      Ich weiss auch, dass viele NSDAP-Mitglieder erst sehr spät in die Partei eintraten, ihrer Familie zuliebe – aber sogar Göring rettete einige Juden „Wer Jude ist, bestimme ich“ – Dieses Gottsein und selber bestimmen, wer überleben darf, ist doch auch schrecklich.

    32. AnFra Says:

      @Mare

      Als Ergebnis aller Feststellungen der Grausamkeiten durch die dafür verantwortlichen Deutschen kann eigentlich nur gesagt werden: Eigentlich gibt’s keine Erklärung.
      Worte, auch unsere, können nicht im Ansatz an die Wirklichkeit kommen. Als kleines Kind habe ich einige Opfer der deutschen Schreckensherrschaft im persönlichem Umfeld kennen gelernt. Durch die berufliche Gegebenheit und persönliche Nähe meines Vaters zu ihnen habe ich z. B. auch viele Skizzen, Zeichnungen und Bilder der besagten Opfer sehen können. Für mich ein unerträgliches Erlebnis, und dieses auch nur eine als eine abgeschwächte Reflektion der Wirklichkeit. Der Vergleich mit Hieronymus Bosch ist thematisch angebracht.
      Aber auch solche Zeichnungen können die Grausamkeit nur etwas andeuten. Den letzten Grund zu dieser Entmenschlichung können wir sicherlich nicht ergründen.