Was ist ein Marschhalt — Beim RS und WK gelernt
(reload vom 12.3.06)
Die Schweiz hat eine Milizarmee und folglich ist in der Schweiz fast jeder Schweizer Milizionär. Militärische Vokabeln lernt man nicht nur in der RS, was hier nicht für die „Reitschule“ sondern für „Rekrutenschule“ steht, oder später in einem „WK“, was hier keine „Wanderklasse“ sondern ein „Wiederholungskurs“ ist. Warum diese Dinger nur ständig alle abgekürzt werden? Aus Geheimhaltungsgründen höchst wahrscheinlich. Darf ja auch niemand wissen, dass beim VBS niemand Microsoft VisualBasicScript fliessend programmiert.
So lasen wir im Tages-Anzeiger vom 25.02.06 auf Seite 3
Blocher will bei seiner Analyse vom Marschhalt profitieren, mit dem das Parlament 2003 den geplanten Ausbau der Strafverfolgung vorläufig gestoppt hat.
Diesmal ist das Wort zum Glück selbsterklärend. „Marschhalt“ muss ein Befehl sein, der bedeutet, dass die marschierende Truppe anhalten soll.
Aber wie das so ist mit dem militärischen Vokabular: Da alle mal beim Militär waren, kennen alle dieses Vokabular:
Zum Beispiel beim „EJPD“, dm Eidgenössischen Justiz- und Polizeidepartement, was Sie hoffentlich noch wussten, sonst empfehlen wir es hier nachzulesen.
«Ein Marschhalt ist nicht schlecht»
(Quelle: ejpd.admin.ch)
Oder in der NZZ:
Nachbessern bedeutet nicht Marschhalt
(Quelle: ssn.ethz.ch)
Wir fanden 735 Belege bei Google-Schweiz.
Und jetzt kommts: Niemand wagt es, diese äusserst wichtige militärische Vokabel richtig zu erklären! Sie ist offenbar so geheim, dass sie weder im Duden, noch im Wahrig oder Grimm, und schon gar nicht im Langenscheidt vorkommt. Alle kennen nur den „Marschall“, aber nicht den „Marschhalt“. Womöglich ist das ein Kunstwort? In der Schweizer Armee erfunden, damit es von Ticinos und Welschen ebenfalls verstanden wird? „Kompanie stillgestanden“ ist für welsche Ohren vielleicht nicht so leicht zu verstehen wie „Marschhalt“ (was dann wohl eher wie „Marsch-alt“ klingt.
Auch heute hilft uns das Variantenwörterbuch. Mein Gott, das hätten wir schon früher haben müssen. Es ist besser als jedes Fremdwörterlexikon, es wird zu unseren zweiten Bibel bzw. zum „Handbuch für das Überleben im Schweizerdeutschen“:
Marschhalt CH der: -(e), -e:
1. Rast auf langen Märschen: Bei einem kurzen Marschhalt auf einer Bergwanderung setzte sich doch ein Bergdohle auf meinem Fuss (Blick 20.5.1996,11).
2. [Denk]pause: Die Arbeitgeber stehen zu den heutigen Sozial-Zusagen. Wir müssen aber einen Marschhalt beim weiteren Ausbau unseres Sozialstaates einlegen (Blick 28.6.1996, 4)
(Quelle: Variantenwörterbuch S. 491)
Wer das Wort erfunden hat? Wir wissen es nicht, und wir werden es auch nie erfahren, da die Kunst der Landesverteidigung in der Schweiz eine höchst geheime Kunst ist, die nur von Eingeweihten verstanden und unter Eid genossen werden darf.
Januar 23rd, 2009 at 10:16
Der Marschhalt wird überwiegend von den Blasen an den Füssen oder am Hirn „befohlen“. Alles andere sind Ausreden.
Januar 23rd, 2009 at 11:54
beim VBS ist mehr als du denkst in VBS programmiert… was habe ich geflucht
Januar 23rd, 2009 at 17:25
In Bayern gibts das auch, den Marschhalt der heisst dort:
Jetzwoartmamoa
Januar 24th, 2009 at 13:41
Wenn dann während des Marschhalts jemand sich bemüssigt fühlt, das Weitermarschieren zu befehlen, ertönt (äh, erklingt) jeweils sofort der Leckmira-Marsch.
@ Brun(o)egg
Hirn? Im Militär? Braucht man das dort?
Januar 24th, 2009 at 17:36
Ach, die wunderbare Sprache der Armee. Nachdem der grosse Parkdienst am Gewehr gemacht, sämtliches Korpsmaterial retabliert und rückgefasst wurde, wird auf die Fahrzeuge aufgesessen und in die Kaserne verschoben.
Januar 25th, 2009 at 1:36
Ticinos? bitte nicht! dann lieber Ticinesi oder gut deutsch einfach Tessiner. So einfach ist das.
Januar 25th, 2009 at 8:57
@ Guggere
Grins. Natürlich nicht. Aber der Hirnmarschhalt bezieht sich auf den Marschhalt bei politischen Entscheidungen und ähnlichem. Genauso wie die Auslegeordnung bei Sachgeschäften auch aus dem militärischen Sprachgebrauch kommt.