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Zuckerbrot und Peitsche — Über den Gebrauch von Metaphern im Alltag

  • Kennen Sie Metaphern?
  • Momentan herrscht Eiszeit im Verhältnis zwischen Deutschland und der Schweiz. Kein Silberstreif am Horizont zu sehen, auch kein Licht am Ende des Tunnels. Jemand hat dem Fass den Boden ausgeschlagen, nachdem es erst zum Überlaufen gebracht wurde, weil ja der Krug so lange zum Brunnen geht bis er bricht.

  • Die Rosinenpicker waren gestern
  • Das sind Metaphern, oder Redewendungen. Sehr beliebt bei Politikern, weil sie der deutschen Sprache die richtige Würze geben. Um Gottes Willen nicht für bare Münze nehmen. Schon wieder so ein Ding. Der meint das nicht so, „der will nur spielen“. Sowas liess auch der Deutsche Finanzminister Steinbrück los, bezogen auf die Schweiz:

    „Wir müssen nicht nur das Zuckerbrot benutzen, sondern auch die Peitsche“.

    Und da geht es schon los mit dem falschen Gebrauch von Metaphern: Zuckerbrot und Peitsche werden nicht benutzt, „mit Zuckerbrot und Peitsche erziehen“ heisst die Redewendung, und meint „mal freundlich sein, mal streng sein“. Nein, die Peitsche war nicht wörtlich gemeint. Das war eine Metaphern, ein missglücktes Bild! Aber egal, es reicht für eine Wochen Aufregung im Pressewald der Schweiz. Dagegen sind die „Rosinenpicker“ von weiland Hans Eichel noch richtige Nettigkeiten. Ein freundliches Bild vom Peitschenknecht Steinbrück brachte die NZZ am Sonntag am 26.10.08 auch:

    Peer Steinbrück in der NZZ am Sonntag
    (Quelle NZZ am Sonntag 26.10.08)

    Zu erkennen ist deutlich: Der Mann hat noch alle Zähne im Gebiss. In Deutschland zahlt die Krankenkasse den Zahnarzt, nicht der Patient. Ganz gerade sind sie nicht, aber das kommt jetzt sicher auch vom vielen Naschen am Zuckerbrot. Was rege ich mich auf… Jedenfalls wird die Schweiz thematisch plötzlich wahrgenommen in der deutschen Presse. Ein Schweizerkreuz auf dem Titelblatt der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Hat sich die Pressearbeit und das Einbestellen des Deutschen Botschafters wenigstens gelohnt. Es gibt keine schlechte PR, Hauptsache man spricht über uns.

  • Plötzlich ist die Schweiz ein grosses Thema
  • Den Namen Sandoz habe ich auch erst durch die Rheinvergiftung gelernt. Soviel Aufmerksamkeit gibt sonst nur, wenn ein grosser Felsklotz auf die Gotthard-Autobahn knallt und ein Hamburger Auto zermalmt oder wenn eine Achtjährige von Elfjährigen vergewaltigt wird. Dann ist die Schweiz Thema in Deutschland, sonst nie. Und die EM? Fand die nicht sowieso fast nur in Österreich statt? Fragen sie mal einen Deutschen in Deutschland danach, die Erinnerung verblasst schnell. Jetzt kennt jeder Bub in der Schweiz den Namen Steinbrück. Das ist doch der man mit der Peitsche, oder? Und den nordischen Vornamen „Peer“, wie bei Peer Gynt, einem dramatischen Gedicht von Henrik Ibsen, was gut passt, denn um dramatische Dichtung geht es hier. Um misslungene Dichtung allerdings.

  • Mit dem Geldkoffer ins Deutsche
  • Vergessen wird bei der Suche nach den deutschen Steuerflüchtlingen in Schweiz immer die Tatsache, dass momentan die Gegenbewegung von Schweizern zu den grenznahen Banken und Sparkassen unterwegs ist. Am Schweizer Zöllner vorbei. Der kontrolliert nur bei der Einreise ins Land. Am Schweizer Steueramt auch vorbei. Weil es im Euro-Ausland höhere Zinsen gibt. Ein Geben und ein Nehmen ist das also. Ob da auch bald Köfferchen beim Grenzübertritt von CH nach DE kontrolliert werden?

  • Volkswirte und Dichtung
  • Peer Steinbrück ist Bundesminister der Finanzen in Deutschland. Er soll sich um Zahlen kümmern, nicht um Dichtung. Wenn er sich in Metaphern versucht, und nach der Peitsche greift, dann kann das ziemlich schief gehen. Dem studierten Diplom-Volkswirt kann ich das verzeihen. Der richtige Gebrauch von Redensarten und Metaphern ist nicht nur bei Sportreporter problematisch. Aber hoffen wir, dass der Zahn der Zeit, der schon manche Wunde geheilt hat, auch hier Gras über die Sache wachsen lassen wird. Und wenn alle Stricke reissen, dann hänge ich mich auf.

  • Wo lagern sie ihr Heu?
  • Dann gehe ich wieder „Heu auf der gleichen Bühne lagern„. Wenn das über Poliker in der Schweiz gesagt wird, dann geht auch niemand die Scheune suchen. Aber die Peitsche, die wird brav wörtlich genommen. Wie sagten Giacobbo&Müller in der letzten Sendung vom 26.10.08 so schön zu diesem Peitschen-Thema: „Wahrscheinlich war das nur ein Übersetzungsfehler“. Recht haben sie.

    Hier die Sendung, falls sie jemand verpasst haben sollte:

    

    59 Responses to “Zuckerbrot und Peitsche — Über den Gebrauch von Metaphern im Alltag”

    1. schoggistaengel Says:

      Holger, ein Grenzsteuersatz von über 50% bedeutet dann ja aber doch, dass wenn ich noch zusätzlich soundsoviel verdiene, ich dann über 50% davon abliefern muss.

      Ob das gerecht ist ?

      Was Ihr oft überseht ist das diese Steuerbelastung sehr oft gerade Unternehmer trifft. Das Geld, das Sie versteuern, brauchen Sie dringend zum Investieren, was Sie ja aber nicht können, weil Sie damit Steuern bezahlen müssen.

      Indirekt kann eine hohe Steuerbelastung also das Wirtschaftswachstum eines Landes lähmen – und in genau der Klemme befindet sich D im Moment.

      Anstatt Ihre Gesetze zu ändern, zeigen Sie aber auf die vermeintlichen bösen Buben, die ja so böse sind – weil Sie in dieser steuerlichen Sackgasse eben nicht stecken.

      Es ist also ein deutsches Problem.

      Ach ja, sagt Dir der Begriff „Laffer-Kurve“ etwas ?

    2. Helza Says:

      @AnFra: du bezeichnest mich in diesem Forum immer mal wieder als paranoid, weshalb? Hast du ein Problem, das du auf mich projizierst? Zum Datenklau: ich habe nie geschrieben, dass der Datenklau durch ‚hässliche‘ Deutsche geschah, ich weiss ja nicht einmal, wer die Daten entwendet und verkauf hat, das kann ein Liechtensteiner, ein Schweizer oder irgend ein Landsmann gewesen sein. Was ich schrieb und zu dem stehe ich auch heute noch ist, dass das Entwenden von Daten beim Arbeitgeber eine strafbare Handlung ist und zwar hüben wie drüben, egal ob Bank, Chemiemulti oder kleiner Handwerker, dem jemand die Kundenliste entwendet, um selber anzufangen. Stossend war für mich und ist bis heute, dass sich der deutsche Staat dazu hergegeben hat, offensichtlich widerrechtlich beschaffte Daten zu kaufen. Auch wenn das eine Konkurrenzfirma tut (in der Chemie ein durchaus grenzübergreifendes Problem), ist es stossend, von einem Staat würde ich mir etwas mehr Zurückhaltung wünschen. Nun, Deutschland hat diese Daten gekauft und verwendet. So weit, so ungut. Dass sich ein Herr Minister aber wenige Wochen danach als Schützer hehrer rechtsstaatlicher Werte in die Brust wirft und anderen mit der Peitsche droht … ist wohl Ironie des Schicksals. Kehre zuerst vor der eigenen Tür, möchte ich da sagen.
      @Thorsten: Ob 34 oder 42 Prozent Einkommenssteuer: Dabei richten sich mir nicht nur die Nackenhaare auf. Das würde ja bedeuten, dass ich die ersten 10-13 Tage vom Monat nur für den Fiskus arbeite! Eine Horrorvorstellung. Wenn ich mir die staatlich bereitgestellte Infrastruktur in D und CH so ansehe, finde ich nicht, dass ich hier als Bürger in irgendeiner Form zu kurz komme. Also: wo zum Teufel verstecken oder versenken die in D all die schönen Pekunien????

      [Anmerkung Admin: na zum Beispiel wird damit Erziehungsgeld bezahlt, das heute „Elterngeld“ heisst. ]

    3. Holger Says:

      @schoggistaengel
      Der Spitzensteuersatz liegt in Deutschland bei 42 %. Nicht bei „über 50 %“. Allerdings kommt noch der Soli oben drauf.
      Steuern werden des weiteren natürlich nur auf Unternehmensgewinne gezahlt. Investitionen können abgeschrieben werden. Abschreibungen mindern die Gewinne.

      Und zum Thema „hohe Steuern bremsen die Wirtschaft“: da müßtest Du mir bitte erklären, wieso die Wirtschaft in den skandinavischen Ländern nicht längst untergegangen ist.
      Hier hatte ja jemand letztens auch mal einen Link auf ein paar Statistiken gepostet, die zeigten, daß die hohe Steuerbelastung in Deutschland eine Mär ist – übrigens ganz besonders bei der von Dir angesprochenen Unternehmensbesteuerung!

      Der Begriff „Lafferkurve“ sagte mir bis gerade eben nichts, aber die zugrundeliegende Aussage sollte auch so jedem gewöhnlich intelligentem Menschen bekannt sein. Nur doof, daß niemand weiß, wo im richtigen Leben der Scheitelpunkt liegt. 😉
      BTW ist es doch verblüffend, daß eine Erlöskurve ziemlich ähnlich aussieht…

    4. AnFra Says:

      @Helza

      Lieber Helza, habe Dich persönlich nicht als paranoid tituliert.

      Lese meine Schreibe durch: Da wird ein gewisses Verhalten von einer gewissen Menschenmenge in einem gewissen Land der Paranoia von mir verdächtigt, da diese gewissen Menschen für unrechtmäßige Handlungen gewisser Firmen, hier z. B. Geldhändler aus der CH und auch aus FL, welche auf dt. Boden und gegen gültiges dt. Recht gegen eindeutige rechtlich klare Gegebenheit durch Vermittlung und teilweise dinglicher Unterstützung vorsätzlichen Rechtsbruch begehen, da diese dt. Bürger beim strafrechtlichen Steuerbetrug tatkräftig unterstützen, also zeitlich einiges VOR den von Dir und etlichen anderen Bürgern postulierten „Datenklau“.

      Möglicherweise sind BEIDE Vorgänge nicht rechtskonform, aber auch zu diesem wiederholt benannten Vorgang: Schweigen!

      Drum mein Vorschlag: Da wir momentan uns nicht zu einer einvernehmlichen Erkenntnis durchraufen können, möchte ich vorschlagen: Lass uns weiterhin die schönen alten Worte beugen und analysieren, anstatt die alten Vorurteile aufzuwärmen! Es war nur ein Versuch, mal die andere Seite etwas besser auszuleuchten.

      Kleiner Nachtrag zur Frage wg. den versteckten Pekunien:
      In die öffentlich und nichtöffentlich sichtbaren Kriegsfolgekosten, z. B. nach Israel (was absolut richtig ist!), an die EU (was absolut richtig ist!), an die UN (Du weißt schon….) und NATÜRLICH für unsere Ostlandhilfe für die ehem. DDR. Usw, usw, usw.

      Die Wiedervereinigung von 18 Jahren hat z. B. m. E. an Geldzahlungen in die beteiligten Ostländer von mind. ca. 30 – 50 Milliarden DM verschlungen.

      Der 1. Irakkrieg als „Abschlagszahlung“ an die USA ca. 12,5 Mrd. DM. Usw, usw, usw.

      Als Beispiel hier ein klitzekleines Detail für Dich zum mitrechnen:
      Die israel. Marine hat in D 3 neuartige U-Boote bestellt, welche mit Hybridmotoren lautlos und ohne Betriebsstoffe, wie Diesel, also mit Wasserstoff aus dem umgebendem Meerwasser, fahren können.
      Nun die spannende Frage:
      Wenn 3 U-Booten mit je einem angebl. Stückpreis von ca. 750 Mio €, also ges. ca. 2,25 Mrd. € geliefert werden und in offiziellen Infos „ein“ Kaufpreis von ca. 450 Mio. € genannt wird, taucht nun eine gewisse Diskrepanz von ca. 1,8 Mrd. € auf.
      Hier also findest Du z. B. auch einen kleinen Betrag der „versteckten und verschwundenen“ Gelder!

      Mit solchen, für Schweizer seltsamen Rechenkunststücken, müssen wir halt in D leben. Ich habe jedoch damit persönlich kein Problem.

    5. Helza Says:

      Liebe AnFra: Die Schweiz leistet bei Steuerbetrug seit langem Rechtshilfe. Das fällt bei der gehässigen Diskussion leider immer unter den Tisch. Nicht aber bei vermuteter Steuerhinterziehung, denn dann könnte und würde der Staat ja verlangen, dass die Banken sämtliche Konten deutscher Staatsbürger dem deutschen Fiskus offenlegen. Wo gibt es den sowas? Nicht nur bei uns haben es die Bürger langsam satt, dass sie immer ‚gläserner‘ werden. Das neueste Beispiel sind die netten Röntgenapparate, die auf Flughäfen getestet werden. Auf diesen Bildschirmen erscheinen dann harmlose Passagiere im Eva- resp. Adamskostüm. Auch dagegen wehre ich mich vehement, genauso wie gegen einen Schnüffelstaat, der ein Beamtenheer dafür einsetzt und bezahlt, mit unseren Steuergeldern notabene. Und was die Zahlungen angeht: auch die Schweiz schickt Milliarden in den Osten, als eine Art Goodwill-Beitrag, der von der EU ziemlich unmissverständlich eingefordert wurde. Hoffen wir, dass das Geld auch für etwas Sinnvolles eingesetzt wird und nicht nur in den Taschen von ein paar Reichen und Mächtigen landet oder noch schlimmer, in Waffen umgemünzt wird.

    6. Torsten Says:

      @Holger: Danke für die Klarstellung. Hatte am Wochenende keine Gelegenheit hier reinzuschauen.

      @Philosolver: Der gute Dieter Nuhr hat für Leute wie dich das passende Zitat parat.

      @schoggistaengel: Unternehmen in der Rechtsform einer Kapitalgesellschaft (GmbH, AG etc.) zahlen in Deutschland ab 2008 auf ihr zu versteuerndes Einkommen 15% Körperschaftsteuer plus Soli.

    7. Philosolver Says:

      @ Thorsten

      Sorry, aber die Gewerbesteuer hast Du leider vergessen.
      Vielleicht kannst Du mir als Steuerexperte erklären, was an der Aussage „der Spitzensteuersatz für das Einkommen in Deutschland liegt immernoch bei 42% und greift ab etwa 52000 €“
      falsch ist?

    8. Torsten Says:

      Die Aussage ist für die ESt richtig, sofern es sich um eine ledige Person handelt. Genauso richtig ist aber, dass ich bei 52.000 EUR Einkommen auf diesen Betrag nur knapp 27% Einkommensteuer zahle, bei Anwendung der Splittingtabelle (Verheiratete) sogar nur 18%. Deine Replik auf meinen Beitrag vom 31.10. zeigte aber, dass du den Unterschied zwischen Grenz- und Durchschnittssteuersatz nicht kennst.

    9. Philosolver Says:

      @Thorsten

      Na da bin ich ja froh, dass ich in D keine Steuern mehr bezahlen muss