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Das Büsi spricht nur Hochdeutsch — Ein Drittel Hochdeutsch im Kindergarten wird Pflicht

  • Widerstand gegen Hochdeutsch im Kindergarten
  • Eigentlich hielten wir das Thema bereits für „durch“ und „abgehakt“. Hochdeutsch im Kindergarten, darüber wurde schon vor gut zwei Jahren heftig diskutiert (vgl. Blogwiese) Doch nun soll es in Zürich flächendeckend eingeführt werden. So lasen wir lasen im Tages-Anzeiger vom 26.06.08:

    Hochdeutsch wird im Kindergarten Pflicht
    Ab dem kommenden Schuljahr müssen die Kindergärtnerinnen mindestens zu einem Drittel in Hochdeutsch unterrichten. Die neue Regelung stösst auf erbitterten Widerstand.
    (Quelle für dieses und alle weiteren Zitate: Tages-Anzeiger vom 26.06.08, S. 27)

    Den Widerstand erlebten wir bereits vor zwei Jahren. Dabei stellt sich auch bei der neuen Regelung die Frage, wer diese „Anteile“ wie kontrollieren möchte. Seit vielen Jahren ist in den Zürcher Primarschulen die Verwendung der Standardsprache Pflicht für die Lehrkräfte, auch im Sport- oder Handarbeitsunterricht. Dran halten tun sich nicht alle Pädagogen. Kontrolliert oder gar sanktioniert wird das nicht.

    Hochdeutsch im Kindergarten
    (Foto von Werner Schelbert/Neue ZZ: Zisch.ch
    (…)
    Zürich. – Der Bildungsrat hat den Lehrplan für die Kindergartenstufe des Kantons Zürich erlassen. Dieser tritt auf das nächste Schuljahr in Kraft, wie der Bildungsrat gestern mitteilte. Die Vorgaben, über welches Wissen und Können die Kinder am Ende des Kindergartens verfügen sollen, sind unbestritten. Für Zündstoff sorgt aber nach wie vor die Frage, ob und wie häufig die 4- und 5-Jährigen in Hochdeutsch unterrichtet werden müssen. Gesetzt ist ein Anteil Hochdeutsch, weil es das Volksschulgesetz vorschreibt. Der Bildungsrat hat sich zu einem Kompromiss durchgerungen: Mindestens je ein Drittel müssen die Lehrpersonen in Mundart und Hochdeutsch unterrichten, für den Rest sind sie im Rahmen der Beschlüsse ihrer Schulkonferenz frei. Dies sei «ein grosszügiger Spielraum», schreibt der Bildungsrat. «Der Kompromiss ist nicht faul, er entspricht der Vernehmlassung », sagt Martin Wendelspiess, Leiter des Volksschulamtes. «Die Regelung ermöglicht lokal unterschiedliche Ausgestaltungen.

  • Berndeutsch dann im letzten Drittel?
  • Im letzten Drittel der Zeit könnte ja dann noch grundliegend Sprachkompetenz im Dialekt des Nachbarkantons vermittelt werden. Warum nicht an die Zukunft denken und hier gezielt Berndeutsch (für zünftige Politikerkarrieren), Züridütsch (für eine Laufbahn im Finanzwesen) oder Walliserdeutsch (für eine Moderatoren-Karriere beim Schweizer Fernsehen) trainieren?

    »Und in zwei Jahren werde Bilanz gezogen. Wendelspiess ist überzeugt, Kleinkinder seien über DVDs, Fernsehen oder Durchsagen in Tram, Bahn und Bus bereits an zwei Sprachen gewöhnt. Wichtig sei, dass die Lehrpersonen einzelne Einheiten in je einer Sprache unterrichten und nicht ständig zwischen Mundart und Hochdeutsch abwechselten.

    Das geschieht sowieso selten in der Schweiz. Die Sprachen und ihre Verwendung sind, anders als in Deutschland, klar von einander getrennt. Eher besteht die Gefahr, dass Mundart einfach Hochdeutsch ausgesprochen wird, wie „davon bin ich jetzt überzogen“, oder „es hat sich niemand gemolden“.

    Auch für Walter Bircher, Rektor der Pädagogischen Hochschule Zürich, ist der Kompromiss des Bildungsrates «eine gut umsetzbare Richtlinie». Kinder hätten keine Mühe, miteinander in Hochdeutsch und Mundart zu reden, und sie könnten problemlos die Sprache wechseln. Die Befürchtung, mit dem frühen HochdeutschUnterricht würden alte Mundartausdrücke verloren gehen, teilt Bircher nicht.

    Klar, für die Kinder ist das alles ein Spiel. Sprechen wie die Kinder im Fernsehen.

    Die Kindergärtnerinnen und Mundartanwälte in der Politik hingegen befürchten, dass der Dialekt in den Kindergärten verdrängt oder in Raten eliminiert wird. «Der Lehrplan bringt eine Verschlechterung», ist Gabi Fink überzeugt. «Frühförderung mit 4-Jährigen muss man sorgfältig angehen, nicht Hypes nachrennen.» Fink ist seit 20 Jahren Kindergärtnerin und Präsidentin des Verbandes Kindergärtnerinnen Zürich mit rund 600 Mitgliedern. Sie befürchtet, dass künftig zu zwei Dritteln in Hochdeutsch und nur zu einem Drittel in Mundart unterrichtet wird. Die Lehrpersonen seien nämlich nicht frei, bestimmen würden die Schulleitungen und Schulpflegen.

    Wohlgemerkt, wir reden hier nicht von der Primarschule sondern vom Kindergarten. „Lehrpersonen“ und „Unterricht“ gibt es in der Schweiz bereits dort. Gespielt werden auf Hochdeutsch darf dort offensichtlich nicht. Geht wahrscheinlich gar nicht. Viel zu trocken und gefühlsarm, diese Sprache.

  • Verslein und Büsi in Hochdeutsch
  • (…)
    Zudem habe der Bildungsrat die Rückmeldungen der Verbandsmitglieder nicht aufgenommen, die zu vier Fünfteln die Mundart als Hauptsprache favorisiert hätten, betont Gabi Fink. Sie unterrichtet auch in Hochdeutsch, aber nur einmal in der Woche, mit Geschichten, Verslein oder mit einem Handpuppen-Büsi. Fink ist der Ansicht, es müsse jetzt unabhängige, seriöse Begleitstudien mit Kontrollklassen geben.

    Na toll, wenn das Handpuppen-„Büsi“ dann gefragt wird, ob es eine Katze ist, was antwortet es dann? „Nur zu einem Drittel … wie spät ist es denn gerade?

    

    60 Responses to “Das Büsi spricht nur Hochdeutsch — Ein Drittel Hochdeutsch im Kindergarten wird Pflicht”

    1. Simone Says:

      @Viking:
      Ich finde es sehr wichtig, was Du über die Verantwortung der Eltern schreibst. Ich sehe allerdings keinen Widerspruch, wenn es darum geht, in einem Kindergarten zu einem Drittel die Sprache zu vermitteln, die mit dem ersten Primarschuljahr Obligat wird. In Deutschland ist es mittlerweile so, dass vor der Einschulung Deutschtests durchgeführt werden. Und wer nicht besteht, wird noch nicht eingeschult.
      @Guggeere:
      Was hast Du dagegen, wenn Eltern ihren Kindern eine Sprache vermitteln, die sie in der Schule benötigen? Wie bereits oben erwähnt, muss eine Sprache die andere nicht ausschliessen. Was mich stört, ist eine generelle Haltung, innerhalb der Deutschschweiz Deutsch als eine Fremdsprache zu betrachten. Wo ist da der Elfenbeinturm? Ich beherrsche meinen Heimatdialket auch noch.
      @All:
      Gestern besuchte mich ein Bekannter „in meinem Elfenbeinturm“. Er ist Schweizer und hat bereits über 40 Dienstjahre auf dem Buckel. Betriebsbedingt ist er jetzt, mit Anfang 60, arbeitssuchend. Nicht gerade einfach. Er stand kurz vor einem neuen Job. In Runde 3 kam die Geschäftsleitung mit dem klassischen Intro: „Bitte geben Sie uns einen kurzen Überblick Ihres Lebenslaufs, bitte auf Hochdeutsch.“ Das Ende vom Lied war, dass ihn die Situation so überraschte, dass das Gespräch komplett „den Bach runter ging“ und er den Job nicht bekam. Die allererste (Standard-)aufgabe verwirrte ihn so, dass er in den nächsten Fragen ebenfalls versagte. Was soviel heißen soll, dass man auch als Schweizer mit Hochdeutsch im Job rechnen muss. Ob das gut ist oder nicht, möchte ich nicht beurteilen. Aber mein Bekannter hätte sich leichter getan, wenn er ein anderes Verhältnis zum Hochdeutschen hätte – dann hätte er nämlich das, was ihm zusteht: den Job!

    2. lapsus4711 Says:

      @Simone
      Ich weiss, was Dein über 60 jährige, am Sprachtest so kläglich gescheiterte, Bekannte gesagt hat.
      Er verfluchte seine Vorfahren, die nicht in der Lage waren, mit ihm in seiner frühen Kindheit, hochdeutsch zu sprechen.
      Er bedauerte ebenfalls zutiefst, dass man ihm nicht schon Mitte des letzten Jahrhunderts, während der Nazizeit, nota bene, einen hochdeutschen Vorschulunterricht angedeihen liess.
      Se non è vero, è mal trovato.

      Falls diese Geschichte, oder eine ähnliche sich wirklich so ereignen würde, geschähe folgendes:
      Der Mann würde in die SVP eintreten und würde die Volksinitiative gegen die Personenfreizügigkeit vom nächsten Herbst unterschreiben.
      Punctum.

    3. Bruno Says:

      @Simone
      Ich habe mich, meines Wissens nie gegen eine teilweise Vermittlung von Hochdeutsch im Kindergarten ausgesprochen. Meine Ablehnung geht gegen die „Schulung“ von Kindern (im Kinderwagen) durch die Eltern, wie du es (überspitzt?) gefordert hast. Kinder lassen sich eh kaum vorschreiben, in welcher Sprache sie kommunizieren. Meine eine Tochter spricht mit uns generell nur Hochdeutsch (kommuniziert mit ihren Freunden aber schriftlich auf Schweizerdeutsch). Die andere Tochter spricht mit uns generell Dialekt. Wir wären nie auf die Idee gekommen, dass ich mit unseren Kindern Hochdeutsch sprechen sollte (genausowenig, dass meine Frau mit ihnen was anderes spricht als Hochdeutsch).
      Die Einführung des Hochdeutschen im Kindergarten wurde meines Wissens übrigens „nur“ angeregt, damit sich fremdsprachige Ausländerkinder bei der Integration leichter tun und nicht als bessere Vorbereitung auf den Deutschunterricht in der Schule. 9-12 Jahre Deutschunterricht sollten nämlich auch hier reichen, ein annehmbares Deutsch zu erlernen, wenn das (von mir oben beschriebene) Umfeld stimmt und die Unterstützung der Eltern gegeben ist.

    4. René Says:

      @lapsus
      Hmm, vermuten wir mal er ist 60. Also 1948 geboren. Ist Dir Konrad Adenauer ein Begriff, nur zum Thema Nazizeit. Sonst hilft Dir sicher Google.

    5. lapsus4711 Says:

      @René
      Natürlich ist mir bekannt, dass die Nazizeit abrupt mit Führers Tod endete.
      Gleichzeitig wurden alle Deutsche Antifaschisten und Demokraten; Widerstandskämpfer ohnehin.
      Google DU einmal nach Hans Globke, Hans Filbinger, Hans Speidel und, nein es hat sich ausgehanst, nach Reinhard Gehlen.
      Die Liste liesse sich beliebig fortsetzen.(Lübke dürfte man eigentlich auch nicht übergehen)

      Übrigens, dass unser supponierte und imaginierte 60-jährige (anfangs 60, genau genommen) in den Genuss der Elitesprache gekommen wäre, müsste ja diese Kindergartenregelung schon vorher bestanden haben.
      Auch wenn nicht, eine Initiierung wäre auch 1948 in der CH politisch noch nicht durchzusetzen gewesen.

    6. Thomas Says:

      Woher kommt hier eigentlich diese komische Meinung, die Schweizer würden absichtlich schweizerdeutsch reden, selbst wenn man sie nicht versteht? Abgesehen von jenen Schweizern, die einfach merken dass ich mit meinem südbadischen Dialekt ja auch ein halber Schweizer bin, und wir uns deshalb blendend verstehen, kenne ich eigentlich nur solche, die 2-3 mal nachfragen, ob sie mit mir Mundart sprechen können – um dann trotz der Antwort „selbstverständlich“ in Hochdeutsch fortzufahren…

    7. cydet Says:

      @ Simone

      wenn Du je schon mal ein Klassenzimmer mit über 70% Ausländeranteil nur ansatzweise von innen gesehen hättest, würdest Du wohl nicht solchen Nonsens in einer anmassenden Überheblichkeit vom Stapel lassen.

      In einer solchen Klasse sind deutschsprachige Schüler benachteiligt, die Lehrer nicht kompenter, sondern nur überfordert. Die lieben Kleinen nehmen meist in der Umgangssprache einen Slang an, der möglichst „cool“ ist, was den Eltern ein Greuel ist.

      Im Übrigen sprechen alle schweizerdeutche Kinder schon vor dem Kindergarten Hochdeutsch, autodidakt erlernt aus dem Fernsehen in deutschen Serien und Kindersendungen . In diesen Sendungen sollte das gesprochene Deutsch deinen Ansprüchen entsprechen, ganz im Gegensatz zu dem Deutsch, der für dich grundsätzlich inkompetenten Pädagogen der Schweiz.

    8. Simone Says:

      @Cydet:
      Was meinst Du mit 70% Ausländeranteil? Beziehst Du Dich auf Schweizer Schulen? Gibt das da 70% deutsche Kinder, die kein Schweizerdeutsch sprechen? Grausiger Zustand aus Sicht einiger Schweizer. Ich kenne Grundschulen in Deutschland mit 70% an Schülern mit „Migrationshintergrund“, wie es so schön heißt. Oder auch mehr. Hatte früher mal einen Nachhilfeschüler aus der Türkei, der dann aufs Gymnasium ging. Der hatte kein Deutsch-Trauma nach meiner Beschulung. Der türkische Schüler, den mein Vater, ein pensionierter Lehrer, vor ein paar Wochen noch zum Nulltarif coachte, um ihn durch die Hauptschule in D zu bringen, anscheinend schon. Er blieb weg, ohne sich abzumelden. Ging wahrscheinlich davon aus, dass Rentner ohnehin Langeweile haben.
      Was ist überheblich, wenn ich mich für ein Dritten Hochdeutsch in CH-Kindergärten ausspreche? Wenn ich mich dafür aussprechen, dass Eltern die Sprache ihrer Kinder fördern sollten? Was ist überheblich an meinem Bekannten, den ich jetzt fit für seine Bewerbungsgespräche mache? Vermutlich ist er jetzt auch überheblich, weil er meinen Rat einholt.
      Nenne es nur weiter überheblich. Dir fehlen andere Worte. Ansonsten würdest Du den direkten Kontakt suchen. Bloggen ist toll für diejenigen, die Ihre Meinung ausschließlich über ein Psydonym kundtun. Sonst würdest Du unter Deinem Namen posten, wer oder was ist schon Cydet! Du gehörst zu einer Gruppe von Leuten, die die Wahrheit nicht vertragen. Das ist kein Schweizer Phänomen, das ist einfach nur feige und niveaulos. Habe eben einem Extrem-Eidgenossen beim Apéro den Marsch geblasen und ihm klar gemacht, er habe mich nicht anzumachen, ohne überhaupt meinen Namen zu kennen. Die anderen Schweizer drumherum haben sich das nicht getraut. Aber sie sagten dann: „Danke Simone! Was Du getan hast, war schon lange einmal nötig.“

    9. Marischi Says:

      Danke cydet!

      Ich arbeite in drei Kindergärten in Zürichs Ghettos als Deutschlehrerin (ja, ich unterrichte auf Hochdeutsch) wo sich jeweils 0-2 Schweizer Kinder tummeln. Die restlichen 18 sprechen zuhause eine andere Sprache.Die wenigen Schweizer Kinder antworten mir alle in Hochdeutsch, wenn ich Hochdeutsch mit ihnen spreche- siehe cydet. Manchmal kommen mir meine Nachbarskinder wie kleine Wunder vor, weil sie korrekte Sätze sprechen können!

      Die Probleme mit der deutschen Sprache sind fast die kleinsten, die die Kindergärtnerinnen dort haben. Die meisten Kinder kommen aus Unterschichtfamilien mit wenig bis keinem Bildungshunger und minimaler Kommunikation in der Muttersprache.

      Fast alle hatten bei Kindergartenbeginn noch nie einen Stift, Schere und Papier in der Hand und sehen das erste Mal ein Puzzle oder ein Buch. Sie wissen nicht, wie man mit Klötzen einen Turm baut. Sie benehmen sich wie Zweijährige, schmeissen alles herum, nehmen noch alles in den Mund weil sie nicht wissen, wie spielen überhaupt geht… Wenn sie mit 4 Jahren ihren Vor-und Familiennamen auswendig hersagen können, sind wir bereits hoch entzückt.

      Viele brauchen den Logopäden, der auch verzweifeln könnten, weil bei vielen die Milchzähne verfault sind.

      Andere haben Bewegungsstörungen, weil sie zuhause permanent vor dem Fernseher geparkt werden. Bei Untersuchen der Schulärztin fallen sie durch einfache Tests wie „auf einer Linie gehen“.

      Manche betreten an den Waldtagen im Kindergarten das erste Mal einen Wald und haben erstmal grosse Angst davor.

      Viele bekommen zum Morgen und Mittagessen eine Scheibe Brot und das Fernsehprogramm. Der Zuckerabsturz kann manchmal durch das Znüniessen im Kindergarten abgemildert werden, aber eben nicht immer.

      Alle Mankos sollten bis zum Schuleintritt behoben werden. Na Prost – wir tun, was wir können, aber die Arbeit ist oft hochfrustrierend, weil in zwei Jahren alles aufgeholt werden soll, was vorher in vier Jahren nicht passiert ist. Es fühlt sich manchmal an, wie wenn diese Kinder bis zum Kindergarteneintritt in einer Schachtel aufbewahrt worden wären.

      Letzte Woche kam eine Kollegin -Bankerin und selbst Seconda – eine halben Tag bei uns hospitieren. Sie war geschockt über die schlechte Sprachkompetenz und das kleinkindliche Benehmen der Kinder. Dabei sind sie jetzt, Ende Schuljahr, schon sehr zivilisiert im Vergleich zu anfangs Schuljahr.

      Dabei kommen die Kinder sehr gerne in den Kindergarten und beklagen sich oft, dass sie Samstag, Sonntag und in den Ferien nicht kommen dürfen, weil es zuhause so langweilig sei. Ihre Dankbarkeit über die Zuwendung von uns ist oft rührend. Die meisten brauchen uns eher als Mama als als Lehrerin, sie sind noch gar nicht bereit, eigene Ideen umzusetzen. Es fehlen ihnen die Erfahrung und die inneren Bilder, um Fantasie und Kreativität umzusetzen. Das alles müssen sie erst lernen.

      Wenn ich an den letzten „normalen“ Kindergarten zurückdenke – da gab es auch viele Nationalitäten, aber das waren keine Unterschichtkinder – dann kann ich manchmal fast nicht glauben, dass wir da ein Theaterstück aufführen konnten, wir kaum Schlägereien hatten und sogar eine ganze Geschichte am Stück erzählen konnten und die Kinder haben aufmerksam zugehört!

      Junge Lehrer halten das kaum lange aus und gehen wieder, irgendwohin in ländlichere Gegenden, wo man so arbeiten kann, wie es im Lehrplan vorgeschrieben ist und auch mal Erfolge sieht, die über das Minimale hinausgehen.

      Liebe Simone, wenn du wissen willst, wie sich Hilflosigkeit anfühlt, dann geh mal als freiwillige Helferin in Klassen in Schwamendingen oder Altstetten. Die sind froh um jede Hilfe, die sie bekommen können. Vielleicht findest du sogar Gefallen daran – hier kann man wirklich etwas bewegen, auch wenn es oft nur Millimeter sind.

      Ich liebe meine Schützlinge und freue mich immer auf meine Stunden. Ich habe grosse Hoffnung und werde auch oft belohnt. Aber die meisten – auch die fleissigsten und motiviertesten – werden kaum je aufholen können, was sie alles verpasst haben. Und das ist auch für sie selbst frustrierend, sie sind ja nicht blöd und können sich mit anderen Kindern vergleichen. Das führt irgendwann zu Frust und Resignation.

      Es scheint ein Teufelskreis zu sein: Und Hochdeutsch im Kindergarten ist schön und gut und auch absolut durchführbar. Ich habe nichts dagegen und habe auch kein Problem damit. Die Kinder auch nicht, sie verstehen mich.

      Aber die wirklichen Probleme werden dadurch nicht kleiner, darüber muss man sich im Klaren sein.

    10. cydet Says:

      @ Simone

      wie Du die die Lehrerschaft der CH als Idioten darstellst und die Eltern als ebenso, das empfinde ich als überheblich.

      MIt 70% Ausländeranteil meine ich 70% Türken und ehemalige Jugoslaven. Solche Klassen findest Du in Basel zur genüge und wenn Du mit den betroffenen Lehrern sprichst, werden Sie Dir genau das verklickern, was ich versucht habe klar zu stellen. Deutschsprachige Kinder kommen ins Hintertreffen.

      Das Pseudonym cydet hat sich sich vor Jahren per Zufall ergeben und abgesehen davon, Simone ist ja auch nicht eine vollständige Anschrift. Falls es Dich interessieren sollte wer hinter cydet steckt, werde ich Dir gerne darüber Auskunft geben.