Wie sagen Sie diesem Gegenstand? — Neues aus der Schweizer Germanistik
Am „Deutschen Seminar“ der Universität Zürich wird der Wortschatz des Schweizerdeutschen erforscht. Um möglichst gute Daten zu bekommen, wurde hierzu ein Fragebogen ins Internet gestellt. In der Einleitung heisst es:
Der Wortschatz des Schweizerdeutschen wurde Mitte des 20. Jahrhunderts im Rahmen des Projekts ‚Sprachatlas der Deutschen Schweiz (SDS)‘ erfasst. Die Ergebnisse sind in einem mehrbändigen Werk mit demselben Titel veröffentlicht. Seither haben sich die schweizerdeutschen Dialekte weiterentwickelt, besonders der Wortschatz hat sich dabei vermutlich stark verändert. Mit der folgenden Umfrage wollen wir anhand einer begrenzten Zahl von Begriffen allfällige Veränderungen gegenüber dem SDS erfassen und dokumentieren.
(Quelle: ds.uzh.ch)
Viele der im Fragebogen behandelten Schweizerdeutschen Varianten hatten wir schon auf der Blogwiese besprochen (z. B. hier den Brotanschnitt). Dennoch sind wir fasziniert, auf wieviele Varianten es die abgefragten Begriffe bringen.
Hier die Frage nach der „Apfelkitsche“ (Nordwestdeutsch für den Rest eines gegessenen Apfels)
(Quelle Foto: ds.uzh.ch)
Mehr noch als die Varianten fasziniert uns allerdings die Frage: Wie sagt man diesem Gegenstand an Ihrem Ort?
Man sagt „diesem Gegenstand“ gar nicht, sondern man sagt entweder „zu“ diesem Gegenstand etwas, oder überhaupt nicht, jedenfalls im Standarddeutschen. Die Schweizer Germanistik pflegt aber auch hier auf wunderbarer Weise ihren helvetischen Variantenreichtum in der Grammatik.
Aber wir wollten ja schon längst dem Verein „rettet dem Dativ“ betreten, also warum nicht gleich diese Frage als Mitbringsel schön einpacken und „ihm“ mitbringen. Wenn die mir dann anrufen, dann sag ich auf Verlangen diesem Gegenstand alles was die hören wollen. Sind damit alle „allfälligen“ Fragen beantwortet? Schön, sind Sie dabei gewesen, wir danken ihnen, wenn sie erst noch den Fragebogen ausgefüllt haben. Für einmal war das wunderbar. Für die Uni-Zürch war das der Jens-Rainer Wiese.
Juli 10th, 2008 at 7:30
Ob diese Befragung ein korrektes Ergebnis zeitigt wage ich zu bezweifeln. Es wird nach dem Wohnort gefragt und nicht nach dem Dialekt den man als Kind mitbekommen hat. Als Basler im Aargau schnörr ich anderst als die andern.
Juli 10th, 2008 at 8:15
Hmm… hätt ich jetzt auch nicht gerade gedacht, dass es für den Rest eines Apfels so viele Bezeichnungen gibt. Vielleicht wäre auch noch der Vergleich mit anderen Ländern interessant um zu sehen, wie viele verschiedene Wörter man da verwendet?
[Anmerkung Admin: diese vielen Varianten für ein Wort treten immer dann auf, wenn sich nicht frühzeitig ein Standardbegriff durchsetzen konnte. Es gibt keinen Roman zum Thema „Apfelbutz“, auch keine bedeutender Film oder Song der das thematisiert. Ähnlich wie beim erwähnten „Brotanschnitt“ sind das Begriffe, die nur im engen familären Umfeld gebraucht werden. Auch in anderen Sprachen gibt es das Phänomen der Varianten. Solltest mal schauen, wieviel Wörter es im Vereinigten Königreich für „Girl“ oder „Kumpel“ gibt 😉 ]
Juli 10th, 2008 at 9:00
Hat mit Sprache nix zutun, drängt sich aber auf: Solange wir es uns „leisten“ können, für Reste von Nahrungsmitteln noch mehrere unterschiedliche Bezeichnungen zu verwenden, kann es uns eigentlich noch nicht richtig schlecht gehen …
Juli 10th, 2008 at 9:51
Dafür ist es ja das deutsche Seminar, dass die Sprache inklusive Grammatik verbessert und erforscht werden kann.
Es ist übrigens insgesamt auch im süddeutschen Raum so, dass die Grammatik vereinfacht wird.
So gibt es einen süddeutschen Komparativ (besser wie statt als) und der Genitiv ist quasi nicht existent. Man sagt „wegen dem Wetter“.
Juli 10th, 2008 at 9:53
Zur Beruhigung an alle Liebe die Schweiz.
Scheinbar sind doch noch nicht alle Kaderstellen von Deutschen besetzt , lustigerweise gerade dort nicht, wo es von Nöten wär – Uni ZH , Deutsches Seminar 🙂 (wirklich nur ein Spässchen am Rande)
Juli 10th, 2008 at 10:19
Habe am Mittwoch, den 09.07.2008 im Austriaki TV, hier ORF2 um 22.30 Uhr einen Bericht über Deutsche in der Schweiz angeschaut.
Und wer lacht einem entgegen: Fr. und Hr. Wiese.
Jens mit einer kurzen Aussage zum alten Thema: Der deutsche Hans in allen Schweizergassen!
Jens, ist es möglich, solch eine Aussendung in der Blogwiese uns voraus zu melden?
[Anmerkung Admin: Im Prinzip schon, nur will ich natürlich erst sehen, was da geschnitten wurde und was nicht 🙂
Die Sendung wird wiederholt am Freitag, 11.07.2008 12.00 Uhr auf ORF2, und ich versuche einen Mitschnitt zu organisieren, den ich dann hier verlinken kann. Weitere Infos zum Weltjournal siehe hier.]
Juli 10th, 2008 at 10:48
Bei uns in Österreich im Mostviertel nennt man das „Apfelburzen“
Juli 10th, 2008 at 12:30
„Rettet dem Dativ“? Unsinn, viel wichtiger in der Schweiz wäre eine „Rettet des Genitivs“-Kampagne!
Mir laufen immer noch Schauer über den Rücken, wenn ich Dinge wie „Während diesem Sommer“ oder „Wegen Deinem Anruf“ geschrieben sehe.
Ich muss zugeben, dass ich auch schon in Deutschland umgangssprachlich selber oft so geredet hab, aber niedergeschrieben tut das weh.
Bevor Einwände kommen: ich weiss, in der Schweiz ist das als Variante sogar vom Duden abgesegnet – sieht trotzdem schrecklich aus… 😉
Juli 10th, 2008 at 14:22
Zur Art der Fragestellung: Eine Bekannte aus CH fragte mich auch immer „Wie sagst Du für dem?“, wenn es mal wieder Schwierigkeiten mit der Verständigung gab. Aber ich find’s sympatisch und habe mich auch schnell an’s „hankerum“ (oder so ähnlich) gewöhnt.
Juli 10th, 2008 at 14:22
Dafür schrieb Kaiser Claudius schon über die Deutschen: „Aus den Britanniern kann man bessere Römer machen als aus den Germanen, die sich der Zivilisation nicht anpassen können und es niemals werden“. HAHA. nicht ernst gemeint von mir, aber der Claudius meinte das sicher so. gg
Juli 10th, 2008 at 14:52
@ Ein Zuercher
Bist Du Dir sicher? Dann solltest Du Dich besser informieren. In Deutschland gibt es sehr wohl auf diversen politischen Ebenen direktdemokratischen Abstimmungen, halt nicht auf Bundesebene. Beispiel: Volksabstimmung in Berlin zum Flughafen Tempelhof. In unterschiedlichen Bundesländern gibt es unterschiedlich ausgestaltete Rechte der direkten Bürgerbeteiligung.
Geschworenengerichte sind für mich ein Relikt aus der Steinzeit der Rechtsprechung. Sie hätten nur dann einen Sinn, wen die Geschworenen bei Fehlurteilen Folgen zu befürchten hätten. Ausserdem gibt es sehr wohl in Deutschland Prozesse mit Beteiligung von Laienrichtern, sog. Schöffen. Allerdings, soweit mir bekannt, nur auf der Ebene der Amtsgerichte.
Juli 10th, 2008 at 15:05
@Ivy
Selten so gelacht: Claudius und die „Deutschen“.
Die römischen Okkupanten haben aus den keltischen / gälischen Ureinwohnern des heutigen Frankreich, Großbritannien und Teilen der Schweiz sehr zahme Schoßhündchen gemacht.
Erst durch die nicht zivilisierten Germanen konnten diese Völker ihre Unterdrückung durch die römischen Eroberer ablegen und sich als eigenständige, neue und neuzivilisierte Völker mit dem germanischen Erbe weiter entwickeln.
Hilfe, mir bleibt die Luft weg.
Juli 10th, 2008 at 16:05
@ Ingo: «Während» mit Dativ ist mitnichten eine schweizerische Variante.
Gemäss Duden Bd. 1 wird es «umgangssprachlich auch mit Dativ» verwendet; ausserdem «standardsprachlich mit Dativ, wenn der Genitiv im Plural nicht erkennbar ist», und schliesslich «standardsprachlich auch mit Dativ, wenn ein Genitivattribut zwischen ‹während› und das davon abhängende Substantiv tritt». Hinweise wie «schweizerisch» oder gar «mundartlich» enthält der Duden-Eintrag nicht.
Zum eigentlichen Blogthema: Die Formulierung «wie sagt man diesem Gegenstand» ist schon hochgradig helvetisch, steht m.E. mit mindestens einem Bein ausserhalb des «Schriftdeutschen». Aber die Forscher wollen ja auch echte, autochthone Ureinwohner ansprechen. Offenbar sind nicht einmal Deutschschweizer Binnenwanderer gefragt.
Die aufgezählten Bezeichnungen für «Rest eines gegessenen Apfels» (gibts dafür wirklich kein standarddeutsches Wort?) sind hingegen beste Werbung für unsere Dialekte. Falls wieder mal jemand behauptet, Schweizer hätten einen armseligen Wortschatz…
Juli 10th, 2008 at 16:19
Ejäh
Finde ich echt lustig, welch profundes Geeschichtswissen sich hier auf der Blogwiese tummelt (tümmelt??). Ejäh, eigentlich will ich nur sagen, dass ich es recht lustig finde wie hier zum x-ten mal die „Völker“ unterschieden werden. Ich für meinen Anteil bin Mensch, eher maskulin, weltoffen und schau doch am liebsten für mich. Zu welchem „Volk“ gehöre ich nun?
Juli 10th, 2008 at 18:26
Wenn man in Sprachlexika nachschlägt kommt nicht so viel dabei raus.
Ein Ausdruck, den ich da immer wieder lese ist Apfelkerngehäuse. Ein sehr umständliches Wort, wie ich finde.
Ein richtig gutes Wort scheint es in der Schriftsprache für diesen Rest des Apfels wohl nicht zu geben. 🙁
[Anmerkung Admin: Das ist tatsächlich das „Innere eines Apfels“. Aber nicht „der Rest eines gegessenen Apfels“. Für diesen der Teil der aussersprachlichen Wirklichkeit gibt es keinen standardisierten Begriff auf Deutsch.]
Juli 10th, 2008 at 19:16
Bei uns im Norden nennt man dat „Appelgribsch“!
Juli 10th, 2008 at 21:46
Habe zum Nachtisch zum Abendbrot so nen importierten Bodenseeapfel bis zum Inneren abgeknabbert, da ist mir eingefallen:
Im ehem. ostdeutschen Sprachraum, aber auch im östlichen Niedersachsen habe ich von besagtem Ding diesen Namen gehört: „Apfelgriepschen“. (M. E. mit „ie“ und „p“ laut Gehör).
Bei unseren Sprachheiligen Brüdern Grimm ist tatsächlich dieser „Apfelgriepschen“ auch aufgeführt, jedoch als „APFELGRIEBS“ mit der lat. Benennung „capsula nucleorum mali“, welch übersetzt tatsächlich „Apfelkerngehäuse“ lautet.
Weiteres hier: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=apfelgriebs&lemid=GA05354&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GA05354L0.
Vermutlich wird zwischen dem tatsächlichen „Apfelkerngehäuse“ und dem übriggelassenem Apfelrest mit etwas Apfelinnerem nicht sprachlich unterschieden.
Weiteres zu „Griebs“ hier: http://germazope.uni-trier.de/Projects/WBB/woerterbuecher/dwb/wbgui?lemmode=lemmasearch&mode=hierarchy&textsize=600&onlist=&word=griebs&lemid=GG24984&query_start=1&totalhits=0&textword=&locpattern=&textpattern=&lemmapattern=&verspattern=#GG24984L0
Juli 10th, 2008 at 22:15
Servus Jens-Rainer,
ich habe heute einige Reiseführer Schweiz durchgeblättert und da wurde u.a. dein Blog aufgezählt. Glückwunsch zum Blog und ich sehe mich hier nun etwas um. 😉
Grüße
Matthias
Juli 11th, 2008 at 11:11
@Ein Zuercher
Schöffen legen mit dem Richter das Strafmaß fest. Es sind tatsächlich im juristischen Sinne Laienrichter. Siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Sch%C3%B6ffen
Die immer beschorene keltisch-helvetische Basis ist m. E. eine etwas übersteigerte und fehlgeleitete völkische Selbsttäuschung,
um sich von den teutonischen Germanen abzusetzen.
Die zugewanderten germanischen Alemannen und die später herrschenden germanischen Franken haben halt für ca. 1.000 Jahre die Entwicklung auf dem Gebiet der heutigen Schweiz dominiert und bis jetzt beeinflusst.
Aber Märchen sind halt schöner als die oft ungeliebte Wirklichkeit und wirken als Dauerkleber und Tröster für die Seele.
Auch im heutigen Deutschland gab es Kelten. Was hieraus manche Okkultisten verzapfen lässt einen die Haare grau werden und das Hirn schmerzen!
Juli 11th, 2008 at 11:55
Googlet man „Wie sagt man diesem?“, erhält man 13 Einträge; die meisten verweisen auf .de-und .com-Domänen.
Googlet man „Wie sagt man zu diesem?“,
erhält man keinen einzigen Eintrag. Diese Ausdrucksweise könnte dialektal-nordwestdeutsch sein, aber Standarddeutsch?
Uebrigens: die Frage soll von einer Deutschen so formuliert worden sein …
Juli 11th, 2008 at 14:12
@AnFra: Richtig, die keltisch-helvetische Basis ist bei den meisten einfach eine Zutat zum gutschweizerischen Gemisch.
Den Begriff „völkisch“ zu verwenden ist m.E. keine gute Idee…
@diaphan: Stimmt nicht ganz, denn das Fragezeichen sollte bei der Suche nach Satzfragmenten nicht verwendet werden.
Richtigerweise sind es 88 Einträge für „wie sagt man diesem“. Sechs dieser Einträge stammen aus der Schweiz, wovon einer auf einen hier allseits bekannten Blog verweist.
Juli 11th, 2008 at 15:24
@Brun(o)egg
Es wird nach dem Ort gefragt, für den du die Angaben machen möchtest.
Am Schluss kommt folgende Frage:
[…Wohnen Sie an dem Ort, für den Sie die Angaben gemacht haben?
_Ja, seit (z.B. 1998):___ _Nein, nicht mehr seit (z.B. 1998): ___ …]
Da kann m.E. schon ein (mehr oder weniger) korrektes Ergebnis rauskommen. Ich habe meine Angaben auf alle Fälle für den Ort gemacht, an dem ich aufgewachsen bin.
Juli 12th, 2008 at 13:05
@ Ein Zuercher: Gratuliere; Volltreffer!
Eine lesenswerte Kürzestversion der Schweizer Geschichte. Blut-und-Boden-Gemütern von senkrecht-eidgenössischen Vereinen wie ANUS (oder wie sie auch immer heissen) sollte man sie allerdings nicht zumuten.
Einige Fragen bleiben offen: Da in der Geschichte der Schweiz praktisch alles aus dem Ausland bzw. der Märchenwelt stammt und erst noch von fremden Fötzeln importiert wurde (von Willi* bis zu Wille**, von den Landessprachen bis zu den Staatsideen und -strukturen): Existiert die Schweiz überhaupt? Und wieso verwendest du keine ö, ä und ü? Als Zeichen der Verachtung für den minderwertigen germanischen Einfluss in den letzten 1600 Jahren?
* Auch als Wilhelm Tell bekannt («Tell» ist angeblich ein altes Wort für «Schwätzer, Angeber»).
** Ulrich Wille, im 1. Weltkrieg als viel zu zackiger General reimportierter Auslandschweizer aus Hamburg.
Juli 12th, 2008 at 17:28
@phoenix: Hankerum heisst meiner Meinung nach „hand-kehr-um“. Zumindest habe ich mir das so zusammengereimt. Im Schweizerdeutschen wird daraus dann eben ein han(d)cherum.
Juli 12th, 2008 at 18:30
@Samwise
Zur Präzision: Wenn also „völkisch“ etwa zu ungenau sei, bietet sich deshalb eventuell die genauere Bezeichnung „helvetischer Synkretismus“ an. Ist dies so erwartet / gewünscht?
@Ein Zuercher
Mein Herr, dies klingt / tönt nach einem Wiedergänger. Sind Sie etwa ein Draugr? http://de.wikipedia.org/wiki/Draugr
Sie wollen uns wieder durch Verwirrungen auf den Holzweg leiten. Die „helvetischen“ Märchenfiguren müssten Sie eher als „Märlein“ beschreiben. Lauter germanische Figuren: Der Sachse Tell, der Altbajuware Winkelried, der altneue „Preuße“ Gen. Wille oder der moderne teutonische Spitalarzt.
Wie schreiben es die Brüder Grimm so treffend: …kleine Erzählungen, gemeine Reden, Erdichtungen, welchen die Wahrheiten gleichgültig sind, Erzeugnisse der Einbildung halt, Erzählungen des Merlin usw usw.
Schüler Zuercher, schlechte Geschichtsleistungen, setzen, die Versetzung ist äußerst gefährdet.
Juli 13th, 2008 at 19:08
@AnFrage: Nennen kann man das wie man will. Ich wollte eigentlich nur anmerken, dass die Verwendung des Begriffs „völkisch“ im eher nationalistisch ausgerichteten Dialog mit „EinZürcher“ förmlich nach einer Erwiderung analog der folgenden schreit:
„Wie die Geschichte zeigt, liegt das Völkische ja nun eher in der Natur des Deutschen…“
Eine Frage hätte ich dann schon noch: Wieso sind Tell und Winkelried sächsischen resp. bayrischen Ursprungs?
Schiller wurde in Baden-Würtemberg geboren und starb in Thüringen, die Geschichte von Tell hatte er aus dem Chronicon Helveticum des Glarners Aegidius Tschudi.
General Wille in die helevtischen „Märchenfiguren“ einzureihen, tja ich weiss nicht. Der war schon recht real.
Juli 13th, 2008 at 21:37
@Samwise
Habe „völkisch“ durch „helvetischer Synkretismus“ genauer präzisiert.
Die Abkunft von Tell ist in der Blogwiese bereits am 23.05.2007 wissenschaftlich dargestellt worden.
Die Abkunft von Winkelried ist höchstwahrscheinlich auf die bajuwarischen Flüchtlinge aus dem Donauraum um Passau im 10. JH beim Ungarnsturm zurückzuführen. Denn auch der Name „Schweizer“ als verächtliche Bezeichnung für diese fremden Leute aus dem Gebiet Schwyz deutet es an. Es waren ja Zugewanderte.
Zu Schiller noch dieses: Geboren in Marbach (Herzogtum Württemberg), NICHT Baden-Württemberg!!! Gestorben in Weimar (Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach).
Beim Wille: Unser strammer Ein Zuercher hat als Scheinschweizer einen Realschweizer als Nennpreußen tituliert. Nun, man kann Gen. Wille sicherlich vieles nachsagen, aber er war kein preußischer Deutscher. Selbst ich habe in der CH auch etliche zackige Schweizer erlebt, wirklich echte Typen.
Dieser Gen. Wille hat jedoch in Deutschland kulturelle Spuren hinterlassen: Wer kennt nicht auch diesen tröstenden Sinnspruch „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg“.
Hier die letzte Frage: Was soll dies nun alles? Hier die Antwort: Wenn mit Schweizerkanonen auf deutsche Spatzen geschossen wird, so gehen diese Spatzen ab sofort in Angriff über und greifen diese Schweizerkanonen als Stukas, entschuldigung, eigentlich als Stuspatz (Sturzkampfspatzen) an.
Bei der Blogwiese antwortet man bei Nonsens nicht mit Dissens, sondern mit Konsens.
Juli 14th, 2008 at 9:00
An Schoggistängel und Phoenix
„Handumgchehrt“ (Hand umgekehrt) oder auch „Handchehrum“ (Hand kehr um) heisst soviel wie „andererseits, hingegen, dem gegenüber“. In der bildlichen Vorstellung kann man das deutsche „im Handumdrehen“ erkennen. Handchehrum, der Sinn ist aber gar nicht derselbe jener Aussage. Es geht da eher um das Bild: „wie ein umgekehrter Handschuh“.
Aus deutscher Sicht könnte da besonders die unterschiedliche Vorstellung von „kehren“ gegenüber „wenden“ der Verständnisstolperstein sein. Merke: mit „kehren“ ist nie und nimmer „eine Reinigungstätigkeit ausüben“ gemeint. Siehe: http://www.blogwiese.ch/archives/3