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Kann Baschi nicht Hochdeutsch singen?

  • Übersetzungsprobleme
  • Die Schweizer Fussball- und Baschi-Fans werden momentan durch eine Schreckensnachricht aus Deutschland in Panik versetzt: Oliver Pocher droht kündigt an, Baschis Schweizer Fussballhymne „Bring en Hei“, auf Hochdeutsch „Bring uns einen Hai“ übersetzt zu singen. Ja geht das denn überhaupt? Kann man Schweizerdeutsch, diese eigenständige Sprache, denn überhaupt in die Fremdsprache Hochdeutsch übersetzen? Hier das Original von Baschi:

  • Gnadenloses Eindeutschen mit Tradition
  • Nun, diese Art der „Übertragung“ hat eine lange Tradition in Deutschland. Der Schlagersänger Howard Carpendale war in den Siebzigern dafür berüchtigt, gnadenlos jeden englischen Hit abzukupfern und aus „Living next door to Alice“ von Smoky wurde „Tür an Tür mit Alice“. Gruselzitat:

    „Und ich eilte zum Fenster und schaute raus,
    ein Möbelwagen stand vor dem Haus,
    ich glaubte, dass ich nicht richtig sah,
    denn auch Alice war da.“

    Verkaufte sich prima, genau wie Jürgen Drews mit „Ein Bett im Kornfeld“ das Original der Bellamy Brothers nochmals gewinnbringend auf den Markt brachte. Mir gefiel „Ein Korn im Feldbett“ irgendwie besser. Und die Produzenten von Juliane Werding nahmen den Joan Baez Hit „The night they drove old dixie down“ und vermarkteten ihn als „Am Tag als Conny Cramer starb“. Wir Deutschen sind also einiges gewohnt, was „Deutsche Coverversionen“ betrifft. Doch Bashi gecovert? Warum nicht in einen deutschen Dialekt übertragen, vielleicht auf Hessisch oder Kölsch. Er kann sich ja was Passendes mit dem Liebeslied-Generator aussuchen. Oder mit holländischem Akzent wie bei „Wann wird es wieder richtig Sommer“. Diese Fassung von Rudi Carell geht auf „City of New Orleans“ von Steve Goodman zurück, welche von Arlo Guthrie gesungen zum Hit wurde.

  • In welcher Sprache singen es die Fans?
  • Warum Baschi nicht die Gunst der Stunde wahrnimmt und selbst eine Deutsche Version seines Songs herausbringt um damit in Deutschland kräftig absahnt? Geht das gegen seine „Mundart-Singerehre“? Wahrscheinlich. Dann halt Oliver Pocher, von dessen Gesangskünsten wir bisher verschont blieben. Sobald der Song erst Einzug in die Stadien erhält, werden die Fans aller Länder sowieso ihre eigenen Texte dazu schreiben

    

    14 Responses to “Kann Baschi nicht Hochdeutsch singen?”

    1. Phipu Says:

      Hallo Jens

      Eine kleine Korrektur: Baschi darfst du schon mit SCH schreiben. Das ist nämlich nicht englisch, auch wenn du mit deinem Artikel noch so gerne Popmusik-Bashing begehst. http://dict.leo.org/ende?lp=ende&p=eL4jU.&search=bashing

      Sein Künstlername stammt ganz einfach aus seinem bürgerlichen Namen ab: Sebastian Bürgin. Quelle: http://www.baschimusig.ch/ . Mit diesem Vornamen wird man ja auch in Bayern zum Bastl, bei uns je nach Region zum Bäschtu oder eben zum Baschi.

      Um nun gleich selber noch etwas weiter zu bashen: Mir wäre es manchmal auch lieber, Baschi würde hochdeutsch singen. So könnte er seine vermutlich kommerziell- und reimbedingte Dialektmischung, die ja ohnehin seine Herkunftsidentifizierung erschwert, besser verstecken.

      Diese von dir geschilderte Covererei erinnert mich an die Musik der 1960er-Jahre. Da wurden grosse Hits, meist aus Amerika oder England, für verschiedene Sprachräume übersetzt vorgetragen und dies „erst noch“ mit gewissem Erfolg (ohne jedoch Parodie zu sein). Manchmal von den Stars selbst mit Akzent (z.B. The Beatles: „Sie liebt dich“ für „She loves you“) oder von anderssprachigen Stars neu vorgetragen (z.B. „Pregherò per te“ von Adriano Celentano für Ben E. Kings „Stand by me“). Damals ging man halt noch nicht davon aus, dass auch simple 08-15-Werbebotschaftsempfänger Englisch zu sprechen haben.

      Das war damals etwa so, als müsste man für die 08-15-Deutschen Schweizer Dialektlieder auf Hochdeutsch übersetzen, als ob man nicht voraussetzen könnte, dass sie „bring ihn heim“ verstehen. Nun, immerhin trägt das ein Sänger vor, dessen Name „Bäschy“ lautet, deshalb muss wohl auch der Inhalt Englisch sein.

      [Antwort Admin: Danke für den Hinweis. Keine Ahnung, wo ich die „Bashi“ Schreibweise her habe. Schien so richtig zu sein. Ist korrigiert, sorry bei allen Baschi Fans. Ich habe mich immer gefragt, warum niemand bisher auf die Idee kam, die absoluten Hit-Ohrwürmer von Buena Vista Social Club auf Deutsch zu singen. Wäre sicher ein Riesenerfolg geworden.]

    2. Marroni Says:

      Hinweis: ( Hat nix mit dem Thema oben zu tun.)
      Samstag im “ Magazin „: Soeben ist ein Buch herausgekommen mit den Erlebnissen einer Deutschen in der Schweiz. Susanne Fengler, “ Heidiland “

      [Anmerkung Admin: Buch bereits gelesen, Besprechung folgt in den nächsten Tag auf der Blogwiese]

    3. DaniDo Says:

      Hier müssen wir wohl den Künstlern ihre Freiheit lassen!

      Alle Baschi Fans dürfen sich selbstverständlich dann aufregen, das ist ihr gutes Recht. Aber man kann ruhig anerkennen, dass bei Covers oft auch ganz spannende neue Varianten entstehen können – wie festgestellt wurde sogar „bessere“.

    4. Mike Says:

      Also,ich als Deutscher der in der Schweiz lebt wundere mich, wieso meine Landsleute -in ihrem Wissen über die Schweiz-ahnungslosen Yetis gleichen & die sich so wichtig nehmen & denken über jede noch so kleine Differenz einen neuen Thread zu eröffnen oder schlimmer noch ein Buch schreiben zu müssen.Ist wirklich sowas von gähhhhnnnn!
      Was da in einigen Büchern oder auch im Net immer wiedergekaut wird… z.B. man soll als Deutscher nicht versuchen Schwyzerdytsch zu reden ist sowas von falsch & erinnert irgendwie an diese populären Irrtümer wie die „Eisen im Spinat“ Geschichte,die einfach immer wieder übernommen wurde ohne sie zu hinterfragen.
      Nicht nur diese,sondern auch die ganzen anderen Stories von Schwierigkeiten der Deutschen in der Schweiz Ressentiments etc. wirken auf mich befremdlich.Ich hatte nie irgendwelche negativen Erfahrungen gemacht bzw. Ressentiments erfahren.
      Leider bekommen häufig die postiven Erfahrungen,Erlebnisse medial zu wenig Aufmerksamkeit!
      Würde man versuchen, sich anhand von Erfahrungsberichten im Internet ein Bild davon zu machen wie risikoreich eine XY-Operation ist,so würde man zu 95% nur die negativen Erlebnisse zu lesen bekommen,während die positiven Ergebnisse die eigentlich 99% der Operationen ausmachen nie diese „Response“ erfahren würde,da diese Leute nicht ihre Zeit im Internet vergeuden,sondern irgendwo freudig z.B. Fussball spielen!
      vilele Grüsse
      Mike

    5. cocomere Says:

      Ja das beschäftigt mich auch schon lange: Kann man denn eine eigenständigen Sprache – wie das Schweizerdeutsch – in eine Fremdsprache – als in eine andere selbständige Sprache wie das Hochdeutsch – übersetzten?

    6. Neuromat Says:

      @ cocomere

      nein, das geht natürlich nicht. Sprachen kann man grundsätzlich nicht übersetzen.

    7. DaniDo Says:

      @ neuromat, @ cocomere

      Stimme neuromat in dieser Frage zu. Sprachen sind Sprachen Diese zu übersetzen wäre wirklich ganz was Neues, gerade in der Schweiz mögen wir das gar nicht.

    8. Helza Says:

      Selbstverständlich kann man Werke von einer Sprache in die andere übersetzen. Oder habt Ihr alle Dante, Shakespear oder nur schon James Bond im Original gelesen? Dabei ist natürlich die Qualität des Uebersetzers entscheidend. Dass Baschi, dieses vom Schweizer TV und einem cleveren Management hochgejubelte musikalische Nichts (in der Talentsendung Music-Star flog er schon bald hochkant raus) seinen recycleten WM-Song nun auch bei der Euro 08 (weshalb heisst diese Veranstaltung nicht EM? Weil es heute nur noch ums Geld geht) zum besten geben darf, jagt mir kalte Schauer den Rücken hinunter. Ein kleiner, arroganter Gernegross wird mit allen Mitteln zum Star gepusht. Nur gut, dass die Leute an der Kasse abstimmen und diese CD wird wohl wie Blei in den Regalen liegenbleiben. Wenn Oliver Pocher den Song bearbeitet, so kommt doch die Hoffnung auf, dass er um einiges besser wird. Nur wird unser zwangsgebührenfinanziertes öffentlich (un)rechtliches TV und Radio uns weiterhin Baschis Gejapse um die Ohren hauen. Und dies in einem Land, das nun wahrlich mit Mundart-Pop- und Rockgrössen gesegnet ist. Hofer, Eicher, Lauener und wie sie alle heissen, hätten das um einiges besser und origineller hingebracht. Nun wird halt in unserem Land wieder einmal das Mittelmass gefeiert und zum Standard erhoben. Parallelen zu unserer Nati mit Opa-Triner Köbeli und ein paar lahmen Altstars und unerfahrenen Küken? Wohl nicht zufällig.

    9. freundliche_leserin Says:

      Ich lese hier inzwischen regelmässig mit 😉

      Aber „bring en hei“ heisst doch schon sowas wie „bring ihn heim“ oder?
      Und was man auch sagen muss: wer des Schwäbischen mächtig ist, kann auch viel schweizer-deutsch verstehen! Wenn natürlich ein NRWler oder Niedersache in die Schweiz gondelt, für den, is klar alles „strange“.

      Desweiteren habe ich als Kind und Jugendliche viel schweizer Fernsehen geschaut. Und war mal ganz erstaunt, dass der gute alte Tierarzt von „Ein Heim für alle Fälle“, erstmal Schweizer ist und dann auch noch bei Lüthi und Blanc (kommt das noch?) schweizer-deutsch spricht! Wie zwei Welten… was es anscheinend auch ist… 😉

      Aber ich lieeeebe Schweizer-deutsch und ich kann nicht genug davon bekommen… 😉

    10. Neuromat Says:

      @ Helza

      Leider gerade keine Zeit.

      Shakespeare ist ein sehr gutes Beispiel. Kann man nachlesen bei, glaube ich, Karl Kraus.

      Zu diesem Thema auch nicht uninteressant „Umberto Eco – Quasi dasselbe mit anderen Worten. Über das Übersetzen“

      mir würde da schon etwas für einen Blog vorschweben ……

    11. Neuromat Says:

      @ freundliche leserin

      wenn man genau hinhört, dann weiss man, dass Baschi einen Anglizismus bemüht. Es gibt in der Schweiz ja auch keine Nachrichten mehr sondern nur „njus“.

      „Bring ihn high“ ist Baschi Wunschode an seine Freundin. Ihn ist im Fall eines seiner Körperteile. Hat also nichts mit Drogen zu tun.

    12. Gudrun Says:

      À propos „Ein Bett im Kornfeld“:
      Ich erinnere mich, dass – als die deutsche Version neu war – morgens eine Kollegin ins Büro kam und erzählte, sie hätte im Autoradio ein Lied mit dem seltsamen Titel „Ein Päckchen Kornflakes“ gehört! Seitdem gelingt es mir kaum, den richtigen Text zu verstehen, wenn ich das Lied mal im Radio höre …

    13. Phipu Says:

      An Gudrun,

      Der mit dem Päckchen Cornflakes würde regelrecht zu der Aufzählung der Songtext-Verhörer passen, wovon einige in Buchform erschienen sind.

      http://www.radiobremen.de/online/service/hoerbuch/wumbaba.html

    14. Simson Says:

      Baschi soll bei schweizerdeutsch bleiben, hochdeutsch kann er nämlich nicht:

      Es heisst (wenn man schon dieses Wort so auseinanderziehen muss, weil die Luft nicht reicht, und es am Stück zu singen) unsterb-lich, nicht unster-blich!