Die Schlummermutter ist Sexy Sadie
Wir sahen den neuen Musikfilm „Across the universe“, in den 33 Cover-Versionen von Beatles-Songs eingearbeitet wurden. Dieser Film ist eine wahrer Augen- und Ohrenschmaus, und ausserdem ein grosser Spass für alle wahren Beatles Fans, die man stets an den spontanen Lachern erkennt, wenn im Film der junge „Jude“ (Hey Jude) auf „Max“ (Maxwell Silver Hammer) trifft, dessen Schwester „Lucy“ (in the Sky with diamonds) heisst. Auch „Dr. Roberts“ tritt auf, und for the „Benefits of Mr. Kite“ wird gesungen. In einer Szene soll der junge Jude ein Logo für ein Plattenlabel zeichnen. Erst zerschneidet er einen Apfel in zwei Hälften, was ganz nach „Apple-Records“ aussieht, dann entscheidet er sich doch für die Strawberry aus den „Strawberryfields forever“:
(Quelle Foto: Across the Universe)
Das ist also kein blutendes Herz, das ist eine Erdbeere!
Wir sahen den Film im Arthouse in Zürich in Originalfassung mit Deutsch/Französischen Untertiteln, auf die zum Glück bei vielen Songs verzichtet wurde. So erfuhren wir, dass die „landlady“ oder Zimmerwirtin „Sexy Sadie“ in der Schweiz eine „Schlummermutter“ genannt wird.
Wir kannten bisher nur die „Schlummerpuppe“ oder den „Schlummertrunk“, beides Zusammensetzungen zum:
Schlummer, der; -s [spätmhd. (md.) slummer, wohl rückgeb. aus schlummern] (geh.): leichterer, oft kürzerer Schlaf, bes. als Zustand wohltuender Entspannung: in S. sinken; jmdn. aus dem S. reißen.
(Quelle: Duden.de)
Die Schlummermutter ist in der Schweiz eine wichtige Institution. Sie wird gesucht, im echten Leben und auf virtuellen Pinwänden:
„Wo ist meine Schlummermutter“
(Quelle: pinwand.ch)
Zimmer werden so angeboten:
Bin interessiert an Nichtraucher (-in) ohne Haustiere (Ausnahme: Chihuaua oder Kleinkätzchen) Student oder Arbeiter, der oder die einen ruhigen Ort sucht zum Wohnen, Ausruhen und Schlafen und froh ist wenn alles für ihn gemacht wird, also sowas wie eine Schlummermutter. Mit oder ohne Möbel ist möglich.
(Quelle: Gratis-Inserate.ch)
Welcher Service sich dahinter verbirgt? Ein Schlummertrunk für die Nacht inklusive?
Im Film tritt auch Joe Cocker auf, als Penner, Zuhälter und Hippie im Song „Come together“. Ausserdem ist Salma Hayek als fünffach vervielfältigte Krankenschwester zu sehen. Eine ziemlich ausführliche Liste der im Film erwähnten Anspielungen auf Beatles Songs findet sich im englischen Wikipedia-Artikel „Across the universe“.
Die Schauspieler sangen alle Songs während der Dreharbeiten selbst, wie Jim Sturgess in diesem MTV-Interview erzählt:
Januar 3rd, 2008 at 11:16
So ein schöner Text und bis dato völlig unkommentiert…was soll man dazu sagen?
…hmmm…
Außer, dass ich den Begriff „Schlummermutter“ noch nie gehört habe und ohne die angeführten Beispiel-Inserate die Begriffe Schlummer und Mutter in der Kombination mit Sexy Sadie wohl eher dem weniger feinen Begriff „Puffmutter“ zugeordnet hätte…
Aber wie immer gilt wohl: Böse, wer Böses dabei denkt! 😉
Auf jeden Fall bin ich nun beruhigt, dass in der Schweiz rein und unschuldig geschlummert wird und sexy Sadie hier eine anständige Zimmerwirtin wäre. Ob das auch die Beatles geahnt haben?
Januar 3rd, 2008 at 18:33
Während den Jahren als Ablöser an vielen Bahnhöfen hatte ich etliche Schlummermütter, wie wir sie dazumal (1961/67) nannten. Meine Schlummermuter hatte neben mir, (kam nur einige Tage pro Monat zu ihr)immer einen Lehrling als Zimmermieter. Sie kontrollierte sogar ob die auch ihre Aufgaben der Berufsschule erledigten. Da ich es gut mir ihr konnte, fragte sie mich sogar immer nach meinen Menuewünschen. Solche Schlummermüter sind wahrscheinlich ausgestorben.
Januar 5th, 2008 at 4:18
ja, ja, Across the Universe, was hat man mich da hinzerren müssen. aber ich war positiv überrascht, alleine schon von den stimmen. aber trotzdem, der film hatte seine schwäche, vor allem gegen ende.
aber der besuch war schon alleine wegen dem einzigartigem sofakino aka arthouse commercio wert. 🙂
Januar 5th, 2008 at 19:22
Eine Schlummermutter war bis zur Auflösung des Konkubinatverbots und damit – verbunden mit finanzieller Besserstellung der Jugendlichen – dem Aufkommen von WGs die häufigste Lösung, wenn Jugendliche für ihre Ausbildung in eine Stadt ziehen mussten. Sie mieteten ein möbliertes Zimmer bei einer älteren Hausbesitzerin oder Mieterin, die sonst allein in zu grossen Wohnungen lebten.
Die Zimmer waren meist altmodisch eingerichtet, manchmal wurden die Zimmerherren, seltener -fräulein auch bekocht, manchmal durften sie die Küche mitbenützen, aber immer wurden sie genau überwacht. Schlummermütter waren mindestens so Anstands-Wauwau wie Vermieterinnen oder gar Vizemütter.
Heute sucht man sich ein WG-Zimmer und versucht, sich zunehmend selbstständig durchs Leben zu schlagen. Potenzielle Schlummermütter finden allenfalls noch ausländische Untermieter aus patriarchalischen Strukturen, die sich eine Art Hotel Mama gerne gefallen lassen. Aber eigentlich ists längst ein rares Auslaufmodell.
Januar 6th, 2008 at 1:12
Auch wenn Schlummermütter ein Auslaufmodell sind, habe ich seit kurzem praktischerweise wieder eine…
Ich werde zwar nicht bekocht, aber ich Bezog gerne 2 möblierte Zimmer in einem grossen (zu grossen) Eigenheim einer pensionierten Schlummermutter.
Das Ganze ging recht unkompliziert ohne schriftliche Bewerbungen und Scherereien mit allfälligen Vermietern und 1,5-Jahresmietknebelverträgen und Betreibungsregisterauskünften etc. über die Bühne.
Anstands-Wauwau und allfällige Überwachung kommt alleine schon daher, dass es in der gleichen Wohnung ist mit gemeinsamer Eingangstüre…. Eigentlich dachte ich der Begriff Schlummermuetter sei Abwertend, aber meine hat sich selber so genannt.
Wie auch von „seebueb“ beschriben, ist es auch bei mir aus geschäftlichen Gründen.