Im Zeichen des Grills — Das Wappen von Bülach
Das Bülacher Wappen ist merkwürdig, es sieht auf dem ersten Blick aus wie eine Flagge, doch wenn man es genauer anschaut, stellt man fest: Es handelt sich hier um einen Grillrost!
Die Schweizer sind Grillweltmeister, darüber haben wir schon berichtet (siehe hier), aber dass sie dann auch einen Grillrost als Wappen für die Stadt auswählen, das erscheint uns doch ungewöhnlich.
Die Wahrheit ist viel brutaler. Es handelt sich um ein mittelalterliches Folterinstrument. Der heilige Laurentius ist der Schutzpatron der Kirche von Bülach, und er fand den Märtyrertod auf dem Grillrost, nachdem er all sein Habe an die Armen verteilt hatte. Er war der erste Diakon der katholischen Kirche und bereits im 4 Jahrhundert wurden Legenden über ihn erzählt.
Laurentius, Schutzheiliger der Durchgangsstrassen, war für Bülach, dem Strassenkreuz, der «richtige» Heilige! Er erlitt den Märtyrertod auf dem Eisenrost, welcher noch heute im Stadtwappen von Bülach zu finden ist. (Quelle)
Der Grillrost findet sich an jedem Gebäude, auf jeder Flagge, und sogar beim Bülachfest im Sommer 2005 gab es einen Foltergrillrost als Blumenschmuck auf der Wasseroberfläche eines Brunnens zu bewundern.
Die Krönung war das Logo des Turnerfests in Bülach im Sommer 2003:
Junge Turner turnten durch die Eisen des Grillrostes. Sportliches Turnen im Zeichen des Folterinstrumentes.
Eine wahrhaft heisse Angelegenheit war das.
So unglaublich alt ist dieses Wappen übrigens noch nicht:
Es wurde 1931 erst angenommen, erschien aber bereits 1385 im Stadtsiegel.
Hier noch ein Hinweis auf die Legende vom heiligen Laurentius, direkt der Webseite des Vatikans entnommen:
„Laurentius, der berühmte Diakon der Römischen Kirche, bestätigte mit seinem Martyrium unter Valerianus (258) – vier Tage nach der Enthauptung des Papstes Sixtus II – seinen Dienst im Namen der Barmherzigkeit. Laut einer Legende, die bereits im 4. Jh. verbreitet war, nahm er tapfer ein grausames Martyrium auf dem glühenden Rost auf sich, nachdem er die Güter der Gemeinschaft unter den Armen verteilt hatte, welche er als wahre Schätze der Kirche bezeichnete…“ (Quelle).
November 7th, 2005 at 13:18
Die Kartause Ittingen trägt übrigens auch den Rost im Wappen.
Rene
November 8th, 2005 at 22:45
rein vom grafischen aspekt her betrachtet, finde ich den rost noch ganz schön. besser als all die böcke, die anderswo im wind hängen…(aber ja, ich bin subjektiv angehaucht, bin schliesslich stolze bülacher bürgerin 🙂
Januar 29th, 2006 at 12:16
zz. Büllach isch au zum hüüle ^^Bellach het wenigschtens es ross ^^
Januar 30th, 2006 at 19:16
übrigens. wie wird der Grillrost geöffnet? natürlich mit einem Schlüssel..
hehehe und der findet sich im wappen des nachbardorfs Bachenbülach.
soviel zur nachbarschaftshilfe. kicher..
März 5th, 2006 at 15:43
mmh da haben die Bülacher wohl unser Wappen als Vorlage benutzt.
März 5th, 2006 at 16:35
@Dallenwiler
Der heilige Laurentius wird an vielen Orten verehrt. Wenn Du uns noch sagst, wo man „unser Wappen“ sehen kann, wüssten wir mehr.
Gruss, Jens
April 7th, 2006 at 13:40
@Administrator
Wegen „unser Wappen“ des Dallenwilers: Wohl etwa in Dallenwil! 😉
http://www.ngw.nl/int/zwi/d/dallenwi.htm
April 17th, 2008 at 0:18
Ich wohne in Villigen im Aargau. Unsere Gemeinde bezeichnet sich selber als Dorf der schönen Brunnen ( http://www.villigen.ch ). Einer davon heisst „Halsiise – Brunne“. Übersetzt bedeutet das soviel wie Hals-Eisen. Gemeint ist der dorfeigene Pranger. Früher wurden „Fehlbare“ hier mittels Hals-Eisen am Brunnen fixiert, um sie so dem Spott und Zorn der Bevölkerung auszusetzen. Ist doch auch ganz gemütlich!?
Im Gegesatz zum Bülacher Grillrost ist unser „Halsiise“ noch immer einsatzbereit.
[Anmerkung Admin: Ich meine, wir haben in Sempach auch so ein Halseisen an einer Ecke des Rathauses gesehen]
November 16th, 2008 at 19:06
Oh ja, der Grillrost! Wir haben in Kustgeschichte die Attribute der Heiligen durchgenommen. Unsere Lehrerin erklärte uns dann, dass der Rost auf dem Bülacher Wappen das Attribut des heiligen Laurentius sei. ob wir wüssten, warum. Meinte ein Mitschüler „Weil er der Schutzpatron des grillierens ist.“ Wir haben uns amüsiert, unsere Lehrerin weniger!