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Was treiben die nur beim Militär? — Geheimnisse der Rekrutenausbildung bei Kloten

(reload vom 19.10.05)

  • Wozu dienen diese Pfähle?
  • Unweit der „Panzerpiste“ in der Nähe der Kaserne von Kloten steht diese Reihe Holzpfähle auf einer Wiese. Ich fuhr täglich daran vorbei und fragte mich stets: Wozu dienen diese Pfähle?
    Sind das Marterpfähle?

    Fahnenstangen können es nicht sein, dazu fehlen die Rollen und die Schnur zum Hochziehen einer Fahne. Sind sie vielleicht zum Hochklettern gedacht? Nein ich bitte Sie, die Dinger sind aus Holz, da würde man doch Splitter in die Finger bekommen. Wahrscheinlich sind es Marterpfähle, an denen man sich in den diversen Techniken der Feindbefragung à la Winnetou (bekannter Deutscher Indianer) üben kann.

  • Der Galgen auf der Wiese
  • Ein Stück weiter, mitten auf der berühmten „hundefreien“ Wiese findet sich dieser Galgen:
    Galgen auf der Hundewiese
    Wozu dient dieser Galgen? Er scheint mir viel zu schwach, um einen vollausgewachsenen Rekruten tragen zu können. Wird da vielleicht ein Strohsack dran gehängt, auf den die Rekruten dann mit aufgepflanzten Bajonett zulaufen und zustechen üben müssen, wie wir das von „Asterix als Legionär“ her kennen?

  • Haus ohne Dach
  • Zumindest bei diesen Gebäuden erkennen wir schnell den Sinn der Übung: Hier wird sicherlich das ordentliche Dachdecken geübt. Denn so ganz ohne Dach, das kann ja nicht angehen.
    Dachdecken üben

  • Haus mit Dach, aber ohne Fenster
  • Beim vielen Gebäuden auf diesem Übungsgelände gibt es zwar ein perfektes Dach und perfekte Wände, allein, es wurden die Fenster vergessen! Wie einst in Schilda muss hier wohl das Licht in Fässern und Eimern ins Haus getragen werden?
    Haus ohne Fenster

  • Es geht ein Draht nach nirgendwo
  • Eine weitere Stelle auf der Wiese wirft Fragen über Fragen auf: Warum stehen hier zwei einsame Pfähle mit Drähten, die nirgendwo hinführen und nirgendwo herkommen? Wer will hier mit wem über die extrem kurze Distanz telefonieren?
    Telefon von nirgenwo nach irgendwo

  • Die Lösung des Geheimnisses vom Holzpfahl
  • Dabei ist das der Schlüssel zum Geheimnis der „Marterpfähle“. Die sind nämlich nicht zum Training von Verhörmethoden gedacht, sondern tatsächlich müssen Rekruten dort hochklettern, und zwar mit Steigeisen. Das funktioniert prima bei Holzpfählen. Und oben angekommen, werden dann Isolatoren angebracht und Drähte gezogen. Wozu? Natürlich zum Telefonieren, denn funktionstüchtige Kommunikation ist das A und O im Ernstfall. Da werden dann auch schon mal ein paar Kilometer Draht durch die Gegend verbaut.

    Warum man die nicht einfach auf den Boden legt, bleibt mir unerklärlich. Vielleicht weil da die Panzer drüberfahren würden und alles in den Ketten hängen bleibt? Auch gibt es doch schon lange so etwas wie Funk, sogar Mobiltelefon, habe ich mir sagen lassen. Aber das ist alles neumodischer Kram und kann leicht sabotiert werden durch den Feind. Hingegen solche Masten mit Drähten oben dran, da kommt bestimmt niemand auf die Idee, auf sowas zu schiessen.

    Nur zum Beweis, dass es auch moderne Kommunikation in der Gegend vom Militär gibt, hier ein Foto vom grossen Mobilfunkmast gleich nebendran:
    Funkantenne beim Flughafen
    Ob die Soldaten an dem Teil auch üben müssen, wie man ihn schnell und effizient sprengen könnte? So wie bei den Eisenbahnschienen?

    Die Gegend steckt noch voller weiterer Geheimnisse. Eigentlich ist hier ja jede Zufahrt verboten, Jogger und Radfahrer werden nur ausserhalb der Manöverzeiten toleriert.
    Hier wird sogar den Panzern erlaubt, einen normalen Weg zu benutzen.
    Schützenpanzer gestattet
    Auf anderen Strassen dürfen sie sonst nicht fahren?

    Es gibt auch noch so merkwürdige Grashügel, mitten in der Wiese:
    Ein Grashügel in der Wiese
    der sich bei genauem Hinsehen als geheimer Bunker entpuppt:
    Bunker Eingang
    Oder ist es doch nur eine gefasste Quelle? Die Tarnung ist jedenfalls perfekt.

  • Münchener mitten im Unterland:
  • Gut getarnt sind auch diese Bayern aus München, die sich mit ihrem Bus mitten im Zürcher Unterland verfahren zu haben scheinen. Vor lauter Freude über die Schweiz haben Sie neben das M ihres Autokennzeichens auch noch ein Schweizerkreuz gemalt:
    Der Bus aus München

    

    6 Responses to “Was treiben die nur beim Militär? — Geheimnisse der Rekrutenausbildung bei Kloten”

    1. sylv Says:

      Soviel ich weiss,sind in Bülach die Übermittler stationiert,das erklärt auch die spezifischen Masten und so weiter,die zur Ausbildung der Rekruten zu UEM Soldaten dienen.So circa vor 20 Jahren war ich auch dort an einem Besuchstag:) brings back memories of a former boyfriend:):)

    2. Administrator Says:

      Hallo,
      das mit dem Galgen habe ich in der Zwischenzeit gelernt: Das ist eine Sitzstange für die Raubvögel, die sich um die Mäuse auf der Wiese kümmern sollen. Nicht zum was dranhängen gedacht.
      Gruss, Jens

    3. Karin Says:

      Demfall waren Sie am Wochenende auch Skaten oder Velofahren….=)

    4. Thomas Says:

      Da ich in Kloten die RS gemacht habe als RistlPi und auch in den nachfolgenden Diensttagen viel Zeit dort verbracht habe, hier die Aufklärung des Rätsels:
      1. Bild: Die Stangen dienen tatsächlich als Übungsgelände zum Leitungen verlegen. Meine Wenigkeit ist mal von dort oben runter gepurzelt, dank Sicherungsgurt und Steigeisen dem Mast entlang. Tat trotzdem weh…
      2. Bild: hast ja erklärt
      3. Bild: auch Richtstrahl- Pioniere müssen Häuser erstürmen können
      4. Bild: das rote Häuschen ist etwas für die heutige Jugend, die total verhätschelt ist. Während unsereins noch bei -5 Grad draussen die Stationen aufbauen und tarnen mussten, dürfen die heutigen Memmen dazu diese Häuser des sogenannten ‚Radio-Village‘ benutzen. Es handelt sich um eine Übungsanlage für Richstrahlverbindungen.
      5. Bild: Tja, lieber Jens. Man merkt dass du kein Schweizer bist. Die Leitung zwischen den 2 Pfählen ist KEINE Telefonleitunge, sondern soll eine Starkstromleitung markieren. Ganz leicht erkennbar an den versetzten Isolatoren. Grund: man darf keine militärischen (oder zivilen) Leitungen parallel zu diesen Starkstromleitungen verlegen (Sicherheitsabstand 20m) und schon gar nicht solche kreuzen. Man darf an diesen Masten auch keine Leitung anbringen. Machen dumme Rekruten das trotzdem, dann ists um den Ausgang geschehen.

      Der Nachteil an Funk: kann man Orten und stören….
      Und das Verbotsschild für Panzer hast du auch falsch interpretiert. Es ist Panzern ausdrücklich verboten, dort durch zu fahren. Lediglich den kleinen Schützenpanzern ist das erlaubt. Und das M steht für Militärfahrzeuge (DAS hast du aber sicher gewusst 🙂 )

    5. S1ic3r Says:

      Wir machen auch schicke Sachen… Ganz ohne Starkstromleitungen ^^
      http://www.panzergrenadiere.ch
      ist noch im Aufbau.

      Verhätschelt? Es gibt Leute, die testen bei solchen Temperaturen ihre Natopackung im Thunersee ;). Jedoch nur für sehr kurze Zeit *g*

    6. Claudio Says:

      Eine weitere Erkärung, warum die Kabel nicht immer am Boden verbaut werden können:

      Wenn eine Leitung eine Strasse überqueren soll, wird hochgebaut, ansonsten werden die Kabel meist im angesprochenen Tiefbau verbaut. Aber üben muss man es ja trotzdem.

      Grüsse Claudio