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Was ist ein Chlöpfer? — Klopfer ist der Freund von Bambi

  • Klopfer ist der Freund von Bambi
  • Den ersten Kinofilm, den ich im zarten Alter von 10 Jahren in Bochum-Hamme an der Dorstenerstrasse ohne Begleitung in der Sonntagsmatinee sah, war „Bambi“ . Es kostet 2.50 DM in der Loge mit Polstersitzen oder 1.50 DM im Holzparkett. Der Tod von Bambis Mutter bewegte mich unendlich:

    Filmgeschichte schrieb die Szene, in der Bambis Mutter stirbt. Hier arbeiteten die Filmemacher mit der sogenannten Off-Camera-Technik: Der Tod von Bambis Mutter wird nicht im Bild gezeigt, ebensowenig der Jäger, der sie erschießt. Gerade deshalb hat er sich wohl jedem, der Bambi als Kind im Kino sah, so unvergesslich als früher „Kinderschock“ eingeprägt. Diese Szene wurde im Juli 2004 vom englischen „Total Film Magazine“ auf Platz 6 der 50 Top Movie Death Scenes (Die 50 berühmtesten Filmtode), (…)
    (Quelle: Wikipedia)

  • Der Chlöpfer ist bedroht!
  • Es folgten weitere sonntagmorgendliche „Godzilla vs. King Kong“ Filme, aber am besten von allen Filmhelden blieb mir Bambis Freund in Erinnerung.
    Klopfer ist Bambis Freund

    Er hiess „Klopfer“, und trommelte mit dem Pfoten mächtig auf den Boden. Schweizer Kinder werden ihn 1964 bzw. 1973 bei der Wiederaufführung nur als „Thumper“ in der untertitelten Version erlebt haben. Falls doch eine schweizerdeutsche Fassung synchronisiert wurde, mutierte er sicherlich zu „Chlöpfer“. Und so verwandelt fand ich ihn wieder, Bambis Freund, in einem Artikel des Tages-Anzeigers mit dem angsteinflössenden Titel:

    „Der Cervelat, wie wir ihn kennen, ist bedroht“
    (Tagi 09.06.07, S. 25).

    Nein, es ging nicht um ein „Reservat“ im tropischen Regenwald, auch wenn viel von Brasilien, Uruguay und Argentinien in dem Artikel die Rede war.
    Chlöpfer ist eine Wurst
    (Quelle Foto: ernestopauli.ch)

    Es ging um die Wurst, bzw. die brasilianischen Rinderdärme, aus denen das 100% schweizerische Qualitätsprodukt „Schweizer Cervelat“ hergestellt wird:

    Seit dem 1. April 2006 darf brasilianischer Rinderdarm nicht mehr importiert werden – weder in die EU noch in die Schweiz, die via ein Abkommen an die EU-Praxis gebunden ist. Schuld am Einfuhrverbot ist die Rinderseuche BSE. Weil die Brasilianer Präventionsvorschriften der EU nicht eingehalten haben, wurde den dortigen Farmern die Zulassung entzogen.
    (Quelle: Tages-Anzeiger vom 09.06.07)

    Nochmal ganz langsam: Die EU straft Farmer in Brasilien und in der Folge haben die Schweizer ein Problem mit der Wurst, denn:

    Rinderdärme aus Argentinien sind zäh weil fettig, ausserdem würde der Cervelat damit viel zu dick. Jene aus Uruguay machen den Chlöpfer zu krumm, und die Schweizer Därme platzen zu schnell.

    Und wir glaubten bisher, nicht der Cervelat würde zu dick, sondern der Schweizer, wenn er zuviel Wurst ist. Wenn sich Bambis Freund krumm machen soll, und die Därme der Schweizer dabei platzen, dann klingt eher nach einem unappetitlichen Splatter-Movie als Wurstwarenkonsum. Doch Chlöpfer kann, in der Mehrzahl auftretend, noch viel mehr in der Schweiz.

  • Chlöpfer machen Musik
  • Durchstreift man die 2‘340 Fundstellen für „Chlöpfer“ bei Google-CH, so sind viele von ihnen sehr musikalisch, meistens in Guggenmusiken wie die „Mägi-Chlöpfer aus Mägenwil. Oft sind Chlöpfer nur in der Adventszeit aktiv, wenn sie die grossen Treichler Glocken und Peitschen schlagend durchs Dorf ziehen, wie die Trychler Chlöpfler in Malters.

  • Chlöpfer kann man auch trinken
  • Am Zürichsee gibt es einen Schaumwein, der so richtig pochend-klopfende Kopfgefühle bereitet, daher der Name „Zürichsee-Chlöpfer“.

  • Chlöpfer können auch schiessen
  • Bei Bambi schiessen nur die Jäger, und Bambis Mutter wird erschossen. Bei einer Schweizer Schützengesellschaft entdeckten wir „Hobby-Chlöpfer“, die mit dem Sturmgewehr 90 klopfen.

  • Chlöpfer saufen auch Benzin
  • Zuletzt entdeckten wir den Chlöpfer unter vielen anderen Schweizer Fahrzeugen mit zwei Rädern:

    e Zwiback-Frääsi, en Affe-Ständer (Harley), en Arschbagge-Vibrator, en Bibelforscher-Traktor, en Blöff-Töff (Harley), en Böögge-Stuel (BMW), en Chlöpfer, en Füür-Stuehl, en Grad-uus-Töff (Harley), en Hobel, es Chlöpf-Schiit, es Guezli, es Rauchvelo, es Wäschpi (Vespa)
    (Quelle: Züri Slängikon)

    Ziemlich universal verwendbar, dieses Wort. Aber wenn „es chlöpft und tätscht“ in der Schweiz, dann sollte man lieber den Kopf einziehen.

    

    22 Responses to “Was ist ein Chlöpfer? — Klopfer ist der Freund von Bambi”

    1. mare Says:

      Mit „Chlöpf-Schiit“ haben wir ein böses Weib bezeichnet.

    2. patrick Says:

      Chlöpfe (oder Chlepfe bei uns) bedeutet nicht „klopfen“ sondern „knallen“.

    3. DaniDo Says:

      Der Chlöpfer (die Wurst) gehört wirklich zur Schweizer Kultur, so was gibts soviel ich weiss in Deutschland nicht.
      Genauso gebräuchlich ist wie Du sagst der Name Cervelat – ein weiteres Französisches Wort, das es im Frankreich-Französisch nicht gibt, und das ekligerweise mit dem Wort „cerveau“ assoziiert wird.
      Gehirn anstatt Klöpfer auf dem Teller? Nein Danke!

    4. Nessi Says:

      mir kommt da gerade so eine idee……..vielleicht haben sie den „Chlöpfer“ so genannt, weil die ersten exemplare, mit schweizer rinderdärmen gemacht immer „verchlöpft“ (zerplatzt) sind. 🙂

    5. Nessi Says:

      @ admin

      ich habe als kind (in den 60gern) den Bamby film in einer deutschen fassung gesehen, und da hiess er auch Klopfer. ich habe ihn nie anders gekannt.

    6. myl Says:

      Im Schweizerdeutschen würde der „Klopfer“ zu „Chlopfer“, und nicht zum „Chlöpfer“, weil es beide Verben „chlopfen“ und „chlöpfen“ gibt, und das ist NICHT dasselbe:

      chlopfen = Klopfen (z.B. an der Tür)
      chlöpfen = knallen, krachen (z.B. ein Feuerwerkskörper)

    7. Frank Says:

      @Danido: gibts sehr wohl.
      http://de.wikipedia.org/wiki/Bratwurst#Rote_Wurst aka Schübling/Bockwurst

    8. nadjagn Says:

      @Frank: Ein Chlöpfer (bzw Cervelat) ist doch mit einer Bratwurst nicht zu vergleichen !! 😉

      http://de.wikipedia.org/wiki/Cervelat

      im Vergleich zu Deinem Link unter Olma-Bratwurst…

    9. DaniDo Says:

      @Frank

      dassisses aber nicht. Einen Klöpfer habe ich noch nie im Ausland gesehen…aber lerne natürlich gerne dazu.

    10. Schwarzbueb Says:

      Mindestens gibts in Italien keine Klöpfer(würste). Sonst würden meine italienischen Verwandten kaum bei jedem CH-Besuch solche, schön in Plastik eingeschweisst, mit nach Hause nehmen.
      Übrigens wurde ich auch schon in einer Metzgerei gefragt, ob dies wohl ein Paar Cervelats sei, als ich „e Ring Chlöpfer“ verlangte.

    11. Selma Says:

      Hierzu passt doch mein Lieblingszitat des letzten Monats: Eine Deutsche Kollegin, die noch nicht lange in der Schweiz ist, fragte unverhofft: „Ist Cervelat eigentlich eine bestimmte Biersorte, oder sind das einfach 0.5l Bier?“ 🙂

    12. boby Says:

      Glaube doch etwas aufklären zu dürfen, nachdem ich um 16.00 soviel über Cervelat und Klöpfer lese.Davido sagt, Chlöpfer gehört wirklich zur Schweizer Kultur und so was gibts soviel ich weiss in Deutschland nicht. Vergleiche mit Bratwurst liegen ganz daneben, Bockwurst hat eine ganz andere Form. Es gibt in Südbaden richtige Klöpfer. Bin an der Schweizergrenze in Deutschland geboren – ein echter Alemane – da gibt es Klöpfer und keinen anderen Namen. . Mein Wohnsitz, über 10 Jahre in der Urschwyz, Vierwaldstättersee. Auf jedem Fest auf jeder Chilbi, dachte immer und heute noch: Wann sehe ich einmal Klöpfer angeschrieben, bis heute niemals nur Cervelat. Aber etwas ganz anderes in Sachen klopfen, in Südbaden gibt es eine Klopfpeitschi, wenn man nicht artig ist.

    13. Brun(o)egg Says:

      Neben dem „Chlöpfer“ (Cervelat) gabs früher noch den „Aussteller“. (Basel) War ein bisschen feiner, mehr Richtung Lioner mit weniger Abfall drin und zum braten nicht geeignet.
      Wurde wohl in der Auslage „ausgestellt“. Gekauft hat man dann einen Chlöpfer, wenn mans nicht wusste.

      @DaniDo
      Es gibt so etwas in Deutschland: Die ultimativ scheussliche Currywurst mit SÜSSEM! Curry. Willkommen in den Niederungen der (F)resskultur.

      @Schwarzbueb.
      Fresstechnisch tiefer gehts nur noch in Italien: „Würstel con Krauti“. Kein Witz!
      Rotgefärbte Wienerwürstchen mit süssen Sauerkraut in einem latschigen Weissbrötchen! Italiener halten das für den tagesüblichen Snack der Deutschen.

    14. Frank Says:

      @Nadjagn, DaniDo: klicken-lesen-verstehen. Zitat aus meinem Link: „Die Rote Wurst (kurz: Rote) ist eine beliebte Bratwurst in Schwaben und Südbaden. Im Handel taucht in jüngerer Zeit auch abgepackte Ware mit der Bezeichnung Cervelat auf, eine Bezeichnung aus der Schweiz für diese Wurstart.“

    15. Frank Says:

      @Nadjagn: lies dir mal auch deinen Link genau durch…

    16. Waldfest Says:

      Ich finde die rote Wurst eigentlich ok. Sieht aus wie eine Cervela, ist gekrümmt wie eine Cervela und lässt dich grillen wie eine Cervela, samt „Füessli“ einschneiden und so…

    17. hawyli Says:

      @ Danido sagt:
      Genauso gebräuchlich ist wie Du sagst der Name Cervelat – ein weiteres Französisches Wort, das es im Frankreich-Französisch nicht gibt, und das ekligerweise mit dem Wort “cerveau” assoziiert wird.

      Früher wurden wirklich auch solche (heute Abfallprodukte genannt) Innereien verwendet für den Cervelat.
      Später dann wurde mit Hilfe der Presse viel bewirkt und so wird der heutige Cervelat nur noch aus feinsten Produkten hergestellt 😉

      http://www.blick.ch/news/schweiz/artikel22954

    18. Lieschen Müller Says:

      Ich lerne hier immer wieder aufs Neue was es in Deutschland alles so nicht gibt oder geben soll. Tststs.

      Ich kenne jedenfalls die Servelat, wie man sie bei uns zu Hause nennt, seit meiner Kindheit. Es gab sie beim Schlachter (=Metzger) auch geschnitten als Aufschnitt. Eine Art feiner Mettwurst (=Salami, nicht das wabbelige süddeutsche Zeug). Nicht zum Grillen geeignet.

      Hier lernt Ihr nochn büschn: http://en.wikipedia.org/wiki/Cervelat
      Angabe ohne Gewähr.

    19. AnFra Says:

      Ein dreifach HOCH auf unseren Jens-Rainer Wiese!

      Fast ist man auf seinen wunderbaren feinen Humor bzw. seine supergeile Ironie hereingefallen.

      Erst nach mehrfachem lesen ist es erkennbar, warum bei ihm BAMBI und die CERVELAT in einer gemeinsam vermengten Schreibe auftauchen.
      Die Kurzgeschichte hierzu ist wohl so zu lesen:
      Bambi und Mutti werden vom bösen Jäger gesichtet. Mutti vom Bambi kommt in die Visierlinie des Jägers. Jäger schießt, trifft und nimmt die Rehmutter mit. Macht daraus dann die CERVELAT.
      Ergo:
      Bambi – Jäger chlöpft / knallt – macht Cervelat (Chlöpfer) / Servele (Knacker od. Knackwurst) – hinterlässt verworrene Wortklaubereien.

      Fundstellen hierzu:
      Cervelat kommt etymologisch nicht vom Hirn (cerebrum), sondern vom Hirsch (cervidae). Hirsch in lat. cervus, it. cervo, fr. cerf, sp. ciervo, rätorom. tschierv. Diese „Hirsch- Cervelat-Wurst“ heißt in it. Cervellat und in fr. Cervelat.
      Historisch war bis zur herrschaftlichen monopolistischen Jagdrecht das Hirschfleisch die tatsächliche Grundlage für die Hirschwurst / d.h die Cervelat. Diese Hirsche wurden im Allmendwald durch die Bevölkerung gejagt.
      Nach dem gesamtflächigen adligem Jagdmonopol wurde langsam die „echte Cervelat“ (Hirschwurst) bei der übrigen Bevölkerung durch die anderen Bretarten (Schwein, Rind und anderes „nicht definierbares“ Material) zur „heutigen Cervelat“.
      In Oberdeutschland geistert der Name Cervelat auch als Servele oder Servela umher. Auch deren Inhalte variieren.
      Knacker (nicht der alte S…..) bzw. Knackwurst sind in Oberdeutschland ein gebräuchlicher Begriff für eine Art Cervelat / Servele.

      Chlöpfer / Chlopfer kann lt. Grimm WB vom Kläpfen: einen klapf thun, ein besonders alem. wort, wie klapf selbst. ahd. chlaphian, chlephian (s. unter kläffen), mhd. Klepfen ….. (beklepfen, erklepfen, klepferen) ….. entspricht kleppen, s. kläppen. ebenso alem. klöpfen neben klopfen nachgewiesen werden.
      Sind also Begriffe für schallen, knallen (schießen), schnalzen, klappern und solcherart Tönen, Klängen und Schallern von vergleichbarer Herkunft. Man muss den Wortursprung wohl in einer Quelle suchen.

      Wohl bekommts.

    20. Guggeere Says:

      Ich war mal an einem 1. August in Georgia, USA, an einer Veranstaltung des Swiss Club von Atlanta zum schweizerischen Nationalfeiertag. Ein Fest mit Ansprachen, Nationalhymnen (Mehrzahl, weil USA und Schweiz), Tombola, Musik und Festessen. «De Fride» wie man so sagt, und mässig stimmungsvoll, typisch eidgenössisch eben. Es gab … Cervelat mit Kartoffelsalat. Die Würste waren die grosse Attraktion – und wohl bei vielen Auslandschweizern Kristallisationspunkt von Heimatgefühlen. Da man sie nicht aus der Schweiz mitbringen durfte, suchte man sie irgendwo in den USA. Schliesslich, so hiess es, liess man sie aus New York einfliegen. Dort habe man einen Metzger gefunden, der sie nach schweizerischem Rezept herstellte. Und ja, sie waren gut, die Cervelats!
      Merke: Zuweilen ist es wurst / Wurst, was als patriotische Tat zum Nationalfeiertag organisiert wird.

    21. bine Says:

      mein erster film war die zeichentrickversion von robin hood 🙂
      da werden erinnerungen wach, der kinobesuch stellte nämlich gleichzeitig meinen ersten besuch auf der reeperbahn dar. nur konnte ich da mit sechs oder sieben natürlich noch nicht so viel mit anfangen wie heute..

    22. Ingrid Says:

      Klöpfer oder Servelat – mir unverständlich wieso man so etwas statt einer richtigen Bratwurst grillt. Aber die Amis grillen auch Hotdogs, jeder, wie er es mag.

      Interessant finde ich nur, dass Verbranntes zu essen in der Schweiz offenbar nicht als krebserregend gilt, oder warum gibt es die Klöpfer sonst immer nur ziemlich bis heftig angekokelt?